Auf den Spuren der Goldhyänen: Die großen Western 249
Von U.H. Wilken
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Marshal Parrish nähert sich dem Black Canyon des Gunnison River.Er hat die Nacht zwischen den zerklüfteten Hängen verbracht, einsam und ohne Freund, mit seinem Pferd und seinen Waffen.Das Pferd ist ausgeruht und läuft gut voran. Der Weg ist beschwerlich; Felsen zwingen zu Umwegen. Die Temperatur steigt wieder.Im Süden schimmert das Silberband des Gunnison im grauen Felsenmeer. Von den Banditen ist nur manchmal die Staubfahne zu entdecken. Ein paar Bodenerhebungen verhindern einen weiten Blick.Nicht zum erstenmal verfolgt Parrish ein Rudel Banditen. Er hat die Nerven dazu. Und er spürt irgendwie schon jetzt, daß im Black Canyon Gefahr droht.Heiß ist es und windstill. Das Hemd klebt ihm am Körper wie eine zweite Haut. Sein Stetson ist durchschwitzt. Die Handflächen sind schweißnaß.Dunkel gähnt das Maul des Canyons. Links ist der Fluß. Die steil emporwuchtenden Felswände der Schlucht sind zernagt vom Wind und Wetter, von Frost, Schnee, Eis, Regen und glühender Sonne. Tief unten herrscht nur tristes Dämmerlicht. Die nordöstliche Seite liegt in gleißender Helle.
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Buchvorschau
Auf den Spuren der Goldhyänen - U.H. Wilken
Die großen Western
– 249–
Auf den Spuren der Goldhyänen
U. H. Wilken
Marshal Parrish nähert sich dem Black Canyon des Gunnison River.
Er hat die Nacht zwischen den zerklüfteten Hängen verbracht, einsam und ohne Freund, mit seinem Pferd und seinen Waffen.
Das Pferd ist ausgeruht und läuft gut voran. Der Weg ist beschwerlich; Felsen zwingen zu Umwegen. Die Temperatur steigt wieder.
Im Süden schimmert das Silberband des Gunnison im grauen Felsenmeer. Von den Banditen ist nur manchmal die Staubfahne zu entdecken. Ein paar Bodenerhebungen verhindern einen weiten Blick.
Nicht zum erstenmal verfolgt Parrish ein Rudel Banditen. Er hat die Nerven dazu. Und er spürt irgendwie schon jetzt, daß im Black Canyon Gefahr droht.
Heiß ist es und windstill. Das Hemd klebt ihm am Körper wie eine zweite Haut. Sein Stetson ist durchschwitzt. Die Handflächen sind schweißnaß.
Dunkel gähnt das Maul des Canyons. Links ist der Fluß. Die steil emporwuchtenden Felswände der Schlucht sind zernagt vom Wind und Wetter, von Frost, Schnee, Eis, Regen und glühender Sonne. Tief unten herrscht nur tristes Dämmerlicht. Die nordöstliche Seite liegt in gleißender Helle. Hoch oben ist klarer Himmel, farblos und weit.
Der Marshal verhält. Reglos hockt er auf der Stute. Mit verengten Augen beobachtet er, tastet mit scharfem Blick den Eingang des Canyons und die Felswände ab, blickt forschend nach den verkrüppelten Kiefern hinüber, vor denen Strauchwerk ist, das genügend Deckung vor Sicht bietet und horcht auch angespannt.
Stille, Grabesstille…
Dort ist die Fährte, gerade noch erkennbar auf einem fünf Yards langen Steifen Sand. Zufall oder Absicht der Banditen? Soll er ihre Fährte sehen?
Der Canyon schweigt. Wie ein großes Grab aus Felsenwänden klafft die Schlucht vor dem US-Marshal. Erdrückend hoch sind die Wände, so steil zudem, daß Parrish den Eindruck hat, als wollten sich die Wände jeden Moment auf ihn stürzen.
Er zieht die Winchester aus dem Gewehrschuh, lädt durch und reitet weiter.
Immer größer und drohender erscheint der Canyon, je näher er ihm kommt. Kein Laut ertönt. Gefahrverheißende Stille…
*
Haley sieht ihn kommen.
Er hebt aber noch nicht die Winchester. Seine hellen, farblosen Augen beobachten zunächst.
Der Marshal scheint wirklich nur auf die Fährte zu achten. Er hat den Canyon gut geschafft, und ist jetzt wohl ein wenig nachlässig. Ihr Plan scheint zu klappen.
Gaines, Rocco und Dave sind eine halbe Meile weg und warten. Vielleicht ist Banner Cole jetzt bei ihnen. Haley hat nicht viel übrig für Cole. Cole ist früher mit ihnen geritten. Plötzlich war er verschwunden, und mit ihm Frau und Kind. Nur Gaines wußte, wohin sie gegangen waren. Er gab kaum eine Erklärung ab. Eines Tages verschwand Gaines und kam erst Wochen später zurück. Er hatte einen Plan, und sie ritten zum Pikes Peak. Sie beobachteten lange Zeit. Dann schlugen sie zu. Auf dem Ritt nach Westen verriet Gaines, daß er bei Cole gewesen war. Jetzt sollte Cole ihnen entgegenreiten und sie führen. So will Gaines es. Und was er will, ist so etwas wie Gesetz für alle. Und Gaines wollte, daß Haley hier wartet.
Haley verzieht zynisch den Mund.
Parrish ist schon sehr nahe.
Da hebt Haley die Winchester an. Das Metall reflektiert das Sonnenlicht, blendet Haley sekundenlang und warnt zugleich Parrish. Und als Haley abdrückt, ist der Marshal schon mit einem wilden Sprung vom Pferd gestürzt und rollt sich durch den Staub in eine Mulde. Laut peitscht der Schuß.
Die Kugel fegt Sand hoch, Parrish bekommt etwas ins Gesicht. Die Mulde ist zu flach für ihn. Haley wird irgendwann hier hereinschießen können; dazu braucht er nur auf einen etwas höheren Felsen zu kriechen. Das Echo des ersten Schusses ist verhallt in den Bergen, und nur im Black Canyon grollt es noch dumpf.
Der Marshal ruckt hoch, schon schießt Haley. Die Kugel faucht über Parrish hinweg. Doch schon springt er hoch und hetzt weiter. Zwei Kugeln sind tödlich nahe, eine zupft am Stetson, dann wirft er sich hinter den Fels, überschlägt sich, kommt hoch, zerrt die Colts hervor. Sein Atem geht keuchend. Sand klebt am schweißnassen Gesicht.
Haley stößt einen Fluch aus und verläßt seinen Platz. Die Komplizen werden jetzt zurückgeritten kommen, um ihm zu helfen. Dummer Plan. Gaines soll sich zum Teufel scheren. Er hat sein Pferd nicht hier, er kann Parrish nicht ausweichen.
»Hölle! Ich…«
Haley krächzt. Wut erstickt seine Stimme. Er blickt nach vorn. Parrishs Stute läuft gerade hinter Felsen. Zu spät. Haley hätte das Pferd erschossen, um Parrish hier festzunageln. Jetzt wird Parrish zur Stute laufen, um seine Winchester zu holen. Das vermutet Haley und glaubt Zeit zu haben. Er läuft zurück, den Kumpanen entgegen. Viele Felsen sind hier. Aber er muß dort über den freien Platz zwischen den Felsblöcken.
»Haley!«
Kalt und schneidend ist die Stimme. Der Bandit erstarrt, dreht sich dann, sieht Parrish hinter Felsen hervorkommen und brüllt auf. Er wirft sich hin, hebt die Winchester und schießt.
Parrish springt hinter den Felsen zurück. »Geben Sie’s auf, Haley!« ruft er. »Werfen Sie die Winchester weg, Haley! Ich bringe Sie nach Colorado Springs und sorge dafür, daß Sie einen guten Richter bekommen! Haley, hören Sie – Sie sollen das Schießeisen wegwerfen!«
Haley brüllt voller Haß auf.
»Die hängen mich, du Hund!«
Er springt plötzlich hoch und will weg. Da ist Parrish wieder vor dem Felsen. Haley will schießen. Parrish ist schneller. Aber er trifft Haley nur in die Schulter. Aufbrüllend fällt der Bandit in Deckung, packt sein Gewehr und stemmt sich am Felsen hoch. Parrish ist verschwunden.
»Parrish!« schreit Haley. »Komm her!«
Der Marshal antwortet nicht.
John Haley krümmt sich; die zerschossene Schulter bringt ihm höllische Schmerzen. Plötzlich ist sein rechter Arm wie gelähmt, steif, nicht zu bewegen. Er klemmt die Winchester in eine Felsspalte, preßt die Hand auf die rechte Schulter und spürte, wie Blut zwischen seinen Fingern durchsickert. Sein Blick hetzt nach Nordwesten. Gaines und die beiden anderen sind noch nicht zu sehen. Wenn Parrish jetzt käme, wäre er verloren.
Der Marshal ist noch in der Nähe. Er steht bei der Stute und blickt zum Fluß, woher die Banditen kommen werden.
»Es ist Haley, ich kenne ihn vom Steckbrief her«, murmelt er. »Was soll ich schon mit ihm? Soll er seinen Kumpanen zur Last fallen. Das wird sie aufhalten. Ich habe dann mehr Zeit, um irgendwann Unterstützung zu holen.«
Es ist Klugheit, nicht Furcht, die Parrish zurückreiten läßt. Und er ist so klug, in den Black Canyon zurückzureiten, und dort, im tiefen Schatten der Felswände zu warten. Vor ihm liegt offen und in grelle Helle getaucht das Land. Drüben sind die Felsen, wo Haley ist. Und jetzt sieht er Staub, ein paar Bewegungen, Pferde, Gestalten, dann ist nichts weiter zu sehen.
Hinter den Felsen verharrt Van Gaines. Er sieht die Fährte des Marshal, die zum Canyon zurückführt. Die anderen kommen mit Haley heran.
»Wir reiten sofort weiter!« sagt er scharf. »Parrish ist klüger, als ich dachte, verdammt! Er ist schwer zu erwischen. Los, bringt Haley zu seinem Gaul, und dann weg von hier!«
»Ich geb’s ihm zurück, diesem Hundesohn!« schnappt Haley mit verzerrtem Gesicht. »Er kriegt die Kugel zurück. Ah, paßt doch auf! Ich…«
Sie bringen ihn weg.
Van Gaines starrt düster zum Canyon hinüber. Dort drüben lauert ihr Todfeind. Jeder haßt ihn. Und er ist allein.
»Irgendwann ist er fertig«, flüsterte Gaines haßvoll. »Es ist noch ein verdammt langer Weg nach Grand Mesa.«
Er wendet sich ab und geht im Schutze der Felsen zu den Pferden. Wenig später reiten sie davon.
Parrish sieht den Staub und reitet an. Als er später festgestellt hat, daß die Bande nicht nach Robidoux Post reitet, lenkte er die Stute nach Osten.
*
Der Mann zügelt sein Pferd, richtet sich in den Steigbügeln auf und blickt mit scharfen Augen argwöhnisch nach Osten. Weit vor der Bergkette bewegen sich dunkle Punkte – Reiter.
»Vier«, murmelt der Mann. »Das sind sie. Und ich dachte, sie kämen nie.«
Er setzt sich im Sattel zurecht und reitet an. Gemächlich reitet er den anderen entgegen, den Hang hinunter und zwischen den vielen Felsen hindurch. Er hat die Sonne im Rücken.
Dieser Mann ist Banner Cole, und er sieht wie ein Heimstättensiedler aus. Seit wetterhartes Gesicht blickt ernst.
Van Gaines reitet vorn, dann kommt der Mexikaner Rocco mit Haley, der sich mühsam im Sattel hält, und am Schluß reitet Dave. Sie kommen langsam heran, und Cole tastet jeden mit scharfen, forschenden Blicken ab. Haley betrachtet er länger.
Van Gaines lächelte verzerrt.
»Cole!« sagt er nur mit heiserer Stimme.
Er nickt.
Rocco grinst zufrieden, Dave blickt Cole seltsam lauernd an, und Haley rückt mit dem Oberkörper hoch und starrt Cole giftig an.
»Du konntest nicht anders, wie?« fragte er gepreßt. »Sonst…«
»Halt’s Maul, Haley«, erwidert Van Gaines schroff. »Cole ist da. Er wird uns nach Grand Mesa bringen, auf dem kürzesten und schnellsten Weg, nicht wahr, Cole?«
»Ja, Van.« Cole lächelt dünn. »Du hattest einen guten Plan gemacht, und alles ist gutgegangen, wie ich sehe. Was ist mit Haley?«
»Zum Teufel!« zischelt Haley, und seine hellen Augen funkeln. »Die Schulter war ’ner Kugel im Weg. Noch was?«
Van Gaines lacht.
»Haley lag im Hintergrund, um einen US-Marshal aus dem Sattel zu holen. Er hatte alle Chancen. Das Ende siehst du, Cole.«
Cole atmet scharf ein.
»Marshal?«
»Ja, er ist auf unserer Fährte.« Van Gaines’ Lächeln ist gefroren. »Parrish, US-Marshal. Er muß seit Pikes Peak schon auf unserer Spur sein. Wir haben es nicht leicht mit ihm, aber er wird schon drankommen, verlaß dich darauf, Cole. Und jetzt bist du hier…«
»Das bin ich.« Cole nickt. Seine Stirn ist umwölkt.