Verenas Reise in die Vergangenheit: Der Bergpfarrer 169 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Verena schaute mißmutig aus dem Fenster. Seit einer Woche regnete es in Strömen, und der Wetterbericht versprach keine Besserung.
Und das in meinem Urlaub! dachte die hübsche, junge Frau ärgerlich, da lohnt es sich gar nicht, wegzufahren.
Es war wirklich grauenhaft, das norddeutsche Wetter, in diesem Sommer. Anfang des Jahres hatte es noch einen schönen Frühling gegeben, mit Sonne pur, doch dann, Ende April war von hohen Temperaturen nichts mehr zu spüren gewesen. Auch die nächsten Monate waren eher durchwachsen, und Verena hatte ihrem Urlaub mit einem leichten Grauen entgegengesehen. Nun war er da, und sie stand am Fenster ihres Zimmers und zweifelte, daß die geplante Ferienwoche auf einem Campingplatz an der Nordsee wirklich stattfinden würde.
Dabei war heute schon ihr erster Urlaubstag. Der erste von insgesamt einundzwanzig. Eine Woche davon sollte es mit den Eltern nach Bensersiel gehen, doch die konnte man getrost abschreiben.
Da hätte ich lieber auf der Arbeit bleiben sollen, dachte die Zwanzigjährige, während sie sich abwendete und das Zimmer verließ.
Ihre Mutter saß in der Küche und bereitete das Mittagessen zu. Verena setzte sich zu ihr und griff sich eine Möhre.
»Hat Vati schon was gesagt?« fragte sie. »Ich meine wegen dem Urlaub. Der fällt doch buchstäblich ins Wasser.«
Christa Wegemann nickte.
»Wir haben gestern abend noch darüber gesprochen«, antwortete sie. »Leider sieht es ja nicht so aus, als ob sich das Wetter ändern würde. Aber was sollen wir sonst machen? In den Süden zu fliegen, können wir uns nicht leisten.«
»Ich weiß«, sagte Verena und biß noch ein Stück von der Möhre ab.
»Mal
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Buchvorschau
Verenas Reise in die Vergangenheit - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 169–
Verenas Reise in die Vergangenheit
Wird sie ihr Leben total verändern?
Toni Waidacher
Verena schaute mißmutig aus dem Fenster. Seit einer Woche regnete es in Strömen, und der Wetterbericht versprach keine Besserung.
Und das in meinem Urlaub! dachte die hübsche, junge Frau ärgerlich, da lohnt es sich gar nicht, wegzufahren.
Es war wirklich grauenhaft, das norddeutsche Wetter, in diesem Sommer. Anfang des Jahres hatte es noch einen schönen Frühling gegeben, mit Sonne pur, doch dann, Ende April war von hohen Temperaturen nichts mehr zu spüren gewesen. Auch die nächsten Monate waren eher durchwachsen, und Verena hatte ihrem Urlaub mit einem leichten Grauen entgegengesehen. Nun war er da, und sie stand am Fenster ihres Zimmers und zweifelte, daß die geplante Ferienwoche auf einem Campingplatz an der Nordsee wirklich stattfinden würde.
Dabei war heute schon ihr erster Urlaubstag. Der erste von insgesamt einundzwanzig. Eine Woche davon sollte es mit den Eltern nach Bensersiel gehen, doch die konnte man getrost abschreiben.
Da hätte ich lieber auf der Arbeit bleiben sollen, dachte die Zwanzigjährige, während sie sich abwendete und das Zimmer verließ.
Ihre Mutter saß in der Küche und bereitete das Mittagessen zu. Verena setzte sich zu ihr und griff sich eine Möhre.
»Hat Vati schon was gesagt?« fragte sie. »Ich meine wegen dem Urlaub. Der fällt doch buchstäblich ins Wasser.«
Christa Wegemann nickte.
»Wir haben gestern abend noch darüber gesprochen«, antwortete sie. »Leider sieht es ja nicht so aus, als ob sich das Wetter ändern würde. Aber was sollen wir sonst machen? In den Süden zu fliegen, können wir uns nicht leisten.«
»Ich weiß«, sagte Verena und biß noch ein Stück von der Möhre ab.
»Mal sehen, vielleicht bekommen wir ja noch ein paar schöne Tage«, meinte ihre Mutter. »Der Urlaub hat ja gerade erst angefangen.«
»Na, dann räume ich mal mein Zimmer um, damit ich nicht vor Langeweile sterbe.«
Christa Wegemann schmunzelte.
»Also, wenn du solche Langeweile hast, dann wüßte ich ein Mittel«, sagte sie. »Der Dachboden müßte mal aufgeräumt werden. Vater und ich wollten schon lange daran gehen, aber er ist ja in der letzten Zeit immer so spät aus der Firma nach Hause gekommen. Jetzt habe ich es mir aber für heute nachmittag vorgenommen. Wenn du willst, kannst du gerne dabei helfen.«
»Mach’ ich«, nickte die Tochter. »Eigentlich könnte ich schon gleich damit anfangen.«
»Ist gut. Nach dem Essen helfe ich dir.«
Verena ging in ihr Zimmer hinauf und zog sich um. Ein Kleid war nicht gerade passend für solch eine Arbeit. In einer alten Jeans und einem Pulli stieg sie die Treppe zum Dachboden hinauf. Als sie durch die Tür trat, prasselte der Regen auf das Dach. Die junge Frau schaltete das Licht ein und sah sich um.
So unordentlich, wie sie es nach den Worten ihrer Mutter vermutet hatte, sah es hier gar nicht aus. Allenfalls, daß der Haufen unter dem Dachfenster durchgesehen werden mußte. Ansonsten standen rechts die Kartons ordentlich an der Wand gestapelt, links hatte ihr Vater ein paar alte Möbel aufgestellt. Verena erinnerte sich, daß die Kommode, die jetzt völlig verstaubt war, früher unten im Flur ihren Platz gehabt hatte.
Sie öffnete eine Schublade und schaute hinein. Viel war allerdings nicht darin; bis auf einen schmalen Pappordner war sie leer. Sie nahm den Ordner heraus und schlug ihn auf. Wichtige Papiere konnte er wohl nicht enthalten, denn sonst hätte ihr Vater ihn nicht hier oben in der Lade aufbewahrt.
Verena blätterte durch die Seiten und plötzlich stutzte sie. Sie hatte ihren Namen gelesen – das heißt, eigentlich war es nicht ihr Name. Burgthaler stand da auf dem vergilbten Papier – aber ihr Vorname…
Sie nahm den Ordner und stellte sich unter die Glühbirne, die, in eine Fassung geschraubt, in der Mitte des Dachbodens hing und ein gelbliches Licht verbreitete.
Ganz plötzlich hatte ihr Herz schneller geschlagen, so wie es geschah, wenn man bei etwas Verbotenem ertappt wurde.
War das, was sie hier tat, verboten?
Unwillkürlich lauschte Verena, ob sie Schritte auf der Treppe hörte. Aber ihre Mutter war immer noch in der Küche mit dem Kochen beschäftigt, ihr Vater würde erst gegen Mittag zu Hause sein.
Nein, sie war ganz alleine hier oben und sicher vor Entdeckung. Verena spürte, daß sie dabei war, etwas Ungeheuerliches zu enthüllen, als sie das vergilbte Schreiben herausnahm und unter das Licht hielt.
›Adoptionssache Verena Burgthaler‹, stand als Überschrift darauf.
Und was sie dann las, erschütterte ihr Weltbild von Grund auf. Offenbar war sie nicht das Kind ihrer Eltern, sondern adoptiert worden. Von Christa und Berthold Wegemann.
Verena glaubte, jeden Moment umzufallen und suchte nach einem Halt. Mit staksigen Schritten wankte sie zur Kommode und lehnte sich dagegen.
Mit einem Schlag hatte sich alles für sie verändert, nichts war mehr so in ihrem Leben wie vorher.
Noch einmal las sie das Dokument durch, dann blickte sie durch einen Tränenschleier zum Dachfenster hinauf, auf das der Regen trommelte.
Es war, als weine der Himmel mit ihr.
»Was soll ich jetzt bloß tun?« flüsterte sie.
Sie wußte es nicht.
Alles beim alten lassen und nichts von ihrem Fund sagen? So tun, als wäre nichts geschehen?
Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Sie konnte das Papier wieder in den Ordner stecken und den Ordner in die Schublade zurücklegen. Ganz normal nach unten gehen, mit der Mutter plaudern und auf die Rückkehr des Vaters warten. Zusammen Mittag essen und anschließend mit der Mutter den Dachboden aufräumen.
Ja, ganz normal tun, das wäre die eine Möglichkeit. Die andere wäre, ihre Eltern, nein, Adoptiveltern, mußte es ja heißen, mit dem, was sie gefunden hatte, konfrontieren und zur Rede stellen.
Was wäre die bessere Alternative?
Instinktiv ahnte sie, daß die beiden Menschen, die sie für ihre Eltern gehalten hatte auch durch ihre Entdeckung geschockt sein mußten. Schließlich hatten sie nicht gewollt, daß sie, Verena, die Wahrheit erfuhr.
Konnte sie jetzt wirklich fordern, alles zu erfahren?
Verena war ratlos wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Ihr war klar, daß das Verhältnis in der Familie nicht mehr so sein würde, wie bisher. Beinahe war sie versucht, den Pappordner in die Kommode zurückzulegen.
Aber dann würde sie sich den Rest ihres Lebens immer wieder dieselbe Frage stellen: Wer sind meine Eltern?
*
Christa Wegemann fiel zuerst auf, daß Verena irgendwie verändert schien. Die Tochter saß am Tisch und stocherte in ihrem Essen herum. Dabei war Möhrengemüse in weißer Sauce, mit Frikadellen und Kartoffeln eines ihrer Lieblingsgerichte.
»Was ist mit dir?« fragte die Mutter besorgt. »Schmeckt es dir nicht oder bist du krank?«
»Das Wetter schlägt ihr aufs Gemüt«, meinte Berthold Wegemann. »Was ja auch kein Wunder ist. Was, mein Mädchen?«
Er griff über den Tisch und tätschelte Verenas Hand.
Sie hatte das Gefühl, als berühre sie ein Fremder…
»Es ist nichts«, erwiderte sie und dachte an den Ordner, den sie, unter dem Pullover versteckt, heruntergetragen und in ihrem Zimmer versteckt hatte.
Viel war es eigentlich nicht, was darin stand. Lediglich, daß die Urkunde ein knappes Jahr nach ihrer Geburt ausgestellt worden war. Als Adoptiveltern waren Berthold und Christa Wegemann eingetragen. Der Stempel war schon so verblichen, daß sie ihn nicht mehr entziffern konnte. Aber aus dem amtlichen Schreiben ging zumindest hervor, daß es irgendwo in Bayern angefertigt worden war. Indes