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Baseball vs. Zahlen: Eine altersübergreifende M/M-Romanze
Baseball vs. Zahlen: Eine altersübergreifende M/M-Romanze
Baseball vs. Zahlen: Eine altersübergreifende M/M-Romanze
eBook399 Seiten5 Stunden

Baseball vs. Zahlen: Eine altersübergreifende M/M-Romanze

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Über dieses E-Book

Wenn man alles riskiert, riskiert man ... alles.

Nate

F

SpracheDeutsch
Herausgeber3Aussies Press
Erscheinungsdatum23. Dez. 2023
ISBN9798330219896
Baseball vs. Zahlen: Eine altersübergreifende M/M-Romanze
Autor

Casey Morales

Casey Morales ist ein LGBT-Geschichtenerzähler und der Autor mehrerer Bestseller-Romane. Casey wurde im Süden der Vereinigten Staaten geboren und ist ein begeisterter Tennisspieler, aufstrebender Koch, Hundeliebhaber und gefräßiger Gummibärchenverschlinger. www.AuthorCaseyMorales.com

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    Buchvorschau

    Baseball vs. Zahlen - Casey Morales

    The Batter's Box DE

    Casey Morales

    WWW.AUTHORCASEYMORALES.COM

    Copyright ©2023 von 3Aussies Press.

    Alle Rechte vorbehalten.

    Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers oder des Autors vervielfältigt werden, es sei denn, dies ist nach dem US-Urheberrechtsgesetz zulässig.

    Inhaltsverzeichnis

    Anmerkung

    Bevor Sie beginnen ...

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Buckeye: Kapitel 1

    Buckeye: Kapitel 2

    Buckeye: Kapitel 3

    Auch von Casey Morales

    Über den Autor

    Anmerkung

    Um die Szene mit starkem Louisiana-Dialekt gerecht zu werden, wurden die Stellen ins Schwäbische übersetzt.

    Bevor Sie beginnen ...

    image-placeholder

    Danke, dass Sie mich auf dieser Reise begleiten. Um meine Dankbarkeit auszudrücken, möchte ich Ihnen ein kostenloses ebook-Exemplar von My Accidental First Date anbieten. Sie müssen mir nur sagen, wohin ich es schicken soll.

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    Kapitel 1

    Cooper

    In einem angenehmen, freundlichen und einladenden Großraumbüro zu arbeiten, erschien mir immer sinnvoll. Man kann das mit dem Verhalten eines Außenministers auf dem internationalen Parkett vergleichen, der zu einem frustrierten Kollegen aus einem anderen Land auch eher sagen würde: „Das ist nicht hilfreich, anstatt „Lecken Sie uns am Arsch. Aber der Wunsch vieler meiner Bürokollegen, aus Beziehungen am Arbeitsplatz private Freundschaften werden zu lassen, hat mich immer verwirrt.

    Ich habe so gut wie nie zugelassen, dass persönliche Dinge, nun ja, eben persönlich werden.

    Aber leider muss sich eine Weide ja mit dem Wind wiegen.

    Verzweifelt nach meiner zweiten Tasse der morgendlichen Erlösung, öffnete ich nach einem winzigen Moment des Innehaltens die Tür zur Büroküche und fand Dennis und Marjorie um die Kaffeemaschine gedrängt, ihre Stimmen leise und verschwörerisch.

    „… bekam eine Rose. Ich wette, sie haben es getan. Man konnte es an ihren Augen ablesen, als er auf sie zu ging", sagte Marge.

    „Komm schon, glaubst du echt …" Dennis riss seinen Kopf schneller hoch als ein Zombie, der in The Walking Dead einen Menschen hört, und sein Gesichtsausdruck war auch erschreckend ähnlich. „Oh, hey, Cooper."

    Ich salutierte mit meiner Kaffeetasse zur Begrüßung. „Guten Morgen."

    Die Offensivlinie vor der Kaffeemaschine war also wieder einmal gut aufgestellt, und ich als Quarterback hielt mit meinem Angriff noch zurück, während mein Blick zwischen ihnen hin- und herging.

    Dennis drückte seine Schuhe zusammen und starrte. Marge tat so, als würde sie einen Schluck trinken wollen, aber sie unterdrückte wohl nur ein Kichern. Ihre Augen kicherten auf jeden Fall. Ich wunderte mich, ob das wehtat.

    „Brauchste was?", fragte Dennis, der sich jetzt wie ein vierzehnjähriger Rabauke auf unserem Bürospielplatz aufführen zu schien.

    Dennis war in jeder nur vorstellbaren Weise jünger als ich. Wir haben am selben Tag in der Zentrale unserer Mega-Krankenhauskette angefangen zu arbeiten, und nach nur drei Jahren stand ich um einige Ränge höher im Unternehmen als er. Ich war zwei Jahre älter und gut fünfzehn Kilo schwerer. Er war im Grunde ein wandelnder Zahnstocher mit einem lückenhaften, feuerroten Bart und dem Aussehen eines sonst Dreizehnjährigen. Ich sollte anmerken, dass ich in meinen Haaren bräunlich-blonde Wellen hatte, die in der Sonne sogar rötlich schimmerten. Ich habe generell kein Problem mit Rotschöpfen, nur mit diesem einen hier im Besonderen.

    Aber wichtiger als jede Form der Kopfbehaarung war, dass er in seinem Job mittelmäßig war, und das auch nur an seinem besten Tag. Und nicht nur eben ein bisschen mittelmäßig. Er war so perfekt in seiner Mittelmäßigkeit, dass ich mich oft gefragt habe, ob er nicht tatsächlich ein klasse Mitarbeiter wäre, anstatt in seiner Mittelmäßigkeit den Tag zu vergeigen. Er war ein professioneller Vergeiger. Charlie Daniels wäre stolz auf ihn gewesen.

    Dieses ganze „Was-auch-immer-da-zwischen-uns-war" verwirrte mich. Ich hatte immer nur versucht, ihn zu unterstützen, aber er erwiderte meine Hilfe nur mit verschränkten Armen und gespitzten Lippen.

    Warum habe ich mich von ihm immer wieder so einschüchtern lassen?

    Und so stand ich da, umklammerte einen frustrierend leeren Becher, als wäre er der verdammte Heilige Gral, mein Blick flirtete erst mit seinen Füßen, um dann zu seinen klimpernden Fingern hinaufzuwandern.

    „Ich hätte gerne einen Kaffee. Ich habe Durst und es ist noch sehr früh und ich muss wach werden, sonst bin ich nicht leistungsfähig, und wir haben gleich eine Besprechung mit Raj, und ich arbeite schon seit Tagen an diesen Tabellenkalkulationen und Berichten, aber das alles vermischt sich morgens, bis ich eine zweite Tasse getrunken habe, und mit einem Kaffee würde ich mich wirklich besser fühlen, vielleicht mit etwas Milch und möglicherweise Süßstoff, auf jeden Fall Süßstoff. Ich brauche eine Menge Milch und mehr Süßstoff. All das. Ich brauche das, wirklich. Würdet ihr bitte Platz machen?"

    Ich hatte echt keine Ahnung, warum er mich so nervös machte, aber ich bekam plötzlichen Drang, pinkeln zu müssen. Ich musste eigentlich nicht, aber es fühlte sich genauso an. Ich hätte am liebsten gleich mit einem Pipi-Tanz anfangen wollen, aber wir waren im Pausenraum und das hätte dann doch albern ausgesehen.

    Und dann fiel mir plötzlich ein, dass ich atmen musste.

    Marge ließ ein Kichern in ihrem Hals ersticken, was sich dann anhörte, als ob eine Katze ein Fellknäuel aushusten würde.

    Dennis grinste, verschränkte seine spindeldürren Arme und hob eine rostbraune Augenbraue. „Nur zu, Rain Man. Wir plaudern hier doch nur."

    Intellektuell war mir klar ich, dass er diese Bezeichnung als Beleidigung gemeint hatte, aber ich konnte nicht anders, als stolz auf den Vergleich mit einer Figur zu sein, die über ein so erstaunliches Erinnerungsvermögen verfügte, auch wenn diese vielleicht ein Krabbenproblem hatte. Ich meine, die Sache mit den Krabben war eher liebenswert als lästig. Damit hätte ich noch leben können. Aber dann wurde mir klar, dass ich da an den falschen Film dachte, und ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl mit seiner Beleidigung.

    Ich warf meinen Blick zu Marge, die nur mit den Schultern zuckte, um mir klarzumachen, dass er ja recht hat, ohne ihren Becher von den hochgezogenen Lippen zu nehmen.

    „Dennis, es wäre unangemessen, dir hier jetzt zu nahe zu treten. Zumindest wäre es unangenehm."

    „Hiermit verzichte ich auf alle mir möglicherweise zustehenden Personalmaßnahmen gegen dich. Verschwinde Eindringling."

    Es verging ein peinlicher Moment, bis Marges Tasse schließlich hinter mir gegen die Arbeitsplatte klirrte.

    „Komm schon, Coop. Hol dir deinen Kaffee." Sie trat beiseite und tippte mit einem ihrer mit Strass glitzernden falschen Fingernägel gegen die Maschine. Dennis, der nix für Entspannung übrighatte, blieb wie eine Statue stehen und zwang mich, meine Brille mit dem Zeigefinger auf meiner Nase wieder hochzuschieben, da dies der einzig richtige Finger war, um die Gläser wieder auszurichten, um dann mit meiner Tasse um ihn herumzugreifen und die Tasten der Maschine aus der Erinnerung zu bedienen.

    Die ganze Begegnung führte mich gefährlich tief in feindliches Gebiet.

    Ich duckte meinen Kopf, um nicht in die Nähe seines Gesichts zu kommen, aber als er ausatmete, wurden mein Geruchssinn gezwungen, aus seiner feuchten Atemluft Kolumbien Supremo und Vanillesirup wahrzunehmen. Wir waren uns so nah, dass ich sogar einen Hauch von Gras riechen konnte, das er wahrscheinlich auf dem Parkplatz geraucht hatte, bevor er eingestempelt hatte. Mit seinen winzigen Händen klammerte er sich an sein Hemd. Dieser scharf stechende Geruch erinnerte mich an ein Stinktier, worauf mir Zeichentrick-Wiederholungen von Pepe, das Stinktier durch den Kopf gingen, nur dass es Dennisʼ Kopf auf dem Körper des Stinktiers war, das herumflitzte und aus seinem weiß gestreiften Arsch Haschisch schoss.

    Ein Kichern entschlüpfte meinem Mund und purzelte auf seine Schulter.

    „Hey …" Er sprang zur Seite und stieß mit dem Kopf gegen den Kühlschrank.

    Mein Kichern weitete sich aus.

    Marge schnaubte.

    Pepés Gesicht verwandelte sich in das von Yosemite Sam, während er dann die Fäuste ballte und in der universellen Teekesselchen-Pose in die Hüften stemmte, oder war das die Zuckerdosen-Stellung? Auf jeden Fall löste das eine Runde der Heiterkeit auf den billigen Plätzen aus und glücklicherweise war keine weitere Unterhaltung mehr gefordert.

    Bevor er sich eines Besseren besinnen konnte, schnaufte die Maschine das Ende. Ich schnappte mir meine Tasse und flüchtete in die relative Sicherheit meines Einzelarbeitsplatzes.

    „Wir sehen uns in fünf Minuten im Meeting. Ich hoffe, du bist vorbereitet", rief Dennis, als sich die Tür hinter mir schloss.

    Na toll. Dennis plante wahrscheinlich eine Art heimlichen Angriff gegen mich vor unserem Team. Ich bezweifelte, dass sie ihn ernst nehmen würden, aber die Rivalität zwischen uns beiden, der auch irgendwie Hörner und Zähne gewachsen waren, ging unserem Boss auf die Nerven. Das Letzte, was ich wollte, war, dass ein eifersüchtiges Kind wie Dennis mich ausbremste. Ich mochte meinen Job.

    Jeder Tag erinnerte mich ein bisschen an den Besuch beim Zahnarzt. Nein, nicht an den grausamen Stich der Nadel oder das Abkratzen des Belags von den Zähnen, sondern an das angenehme, saubere Gefühl, das man hat, wenn man mit der Zunge über den frisch polierten Zahnschmelz streicht, der immer noch nach Kaugummipaste schmeckt. Gott, gibt es etwas Besseres? Perfekte, saubere, gerade Zähne, alles so, wie es sein sollte. Und sie schmecken … glücklich. Ja, so ist der Geschmack von Kaugummipaste. Glücklich.

    Und so fühlte ich mich auch bei meiner Arbeit, kaugummirig.

    Okay, vielleicht waren die Tage im Büro selbst nicht ganz so disneymäßig, aber die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht.

    „Cooper, bist du bereit? Du bist als Erster dran."

    Das Gesicht meines Chefs lugte von oberhalb der schlammfarbenen Trennwand auf mich herab, jedenfalls ab seiner Nase und dann alles darüber. Für alles andere war er nicht groß genug. Meine inneren Kameralinsen zoomten seine Nasenlöcher stark heran und ich sah dort fast so viele Haare wie bei den buschigen Dingern, die über seinen Augen krabbelten.

    „Äh, hi, Raj. Ja, ich wollte gerade auf Drucken drücken …"

    Bevor ich meinen Satz beenden konnte, war er verschwunden.

    Ich bin im Tempo-Schritt zum Drucker gelaufen. Natürlich war kein Papier im Drucker, und ein wütendes rotes Licht blinkte. Ich öffnete und schloss alle Schübe und Klappen, die ich am Gerät finden konnte, aber nichts schien festzustecken. Also überprüfte ich noch einmal den Papiereinzug, dann schloss ich die Papierschublade, trat zurück und starrte, als ob ich die Gefahr eines störrischen Nashorns im Zoo einschätzen wollte. Ich habe keine Ahnung, warum ich den Kopierer für eine gehörnte Bestie hielt, aber in diesem Moment war es so.

    Ich war offiziell zu spät dran.

    Raj würden sich dann bei mir bedanken, dass „ich auch an der Nachmittagssitzung teilnehmen" würde, wenn ich dann den Raum betreten würde, und dann würde er uns alle daran erinnern, wie wichtig Pünktlichkeit sei, indem er uns eine alte indische Legende über einen Käfer erzählen würde, der nicht fliegen konnte, oder etwas ähnlich Obskures. Es ergab nie einen Sinn, aber wir würden alle nicken, als wäre er Yoda. Oder ein weiser Mann, der in einer Höhle lebte. Oder ein Verrückter.

    „Hier, lass mich dir helfen, Schatz."

    Ich drehte mich von der Bestie weg und sah Marge auf mich zukommen. Ohne ihren Wonder Twin war sie eigentlich eine sehr nette Dame, so etwas wie eine Büromutti. Sie hatte sogar so einen hochgetürmten Mutterzopf, so ähnlich wie Prinzessin Leia, nur grau, und nur war das Ganze oben draufgesetzt. Vielleicht war es eher eine mit Puderzucker überzogene Teigkrone als ein Zopf.

    Mein Tänzchen mit Dennis hatte meine Chance, etwas zu essen, zunichtegemacht. Jetzt war ich hungrig.

    Drei Pieptöne, zweimal Auf- und Zuklappen und ein netter Schubser mit der Hüfte später schnurrte der Kopierer wie ein Kätzchen in Nashorngröße, das gerade einen Baum gefressen hatte und nun Seiten im Legal-Papierformat ausspuckte. Zum Glück war auf diesen Blättern mein Bericht gedruckt und keine überdimensionale Katzenkotze, Nashornkätzchen und ich waren also wieder Freunde.

    „Danke, Marge", sagte ich.

    Sie lächelte und tätschelte mir den Arm. „Jederzeit, Süßer. Du weißt, dass du spät dran bist?"

    Ich nickte, schnappte mir meine Kopien und stürmte dann Usain-Bolt-mäßig durch den Gang zum Konferenzraum.

    „Ah, guten Tag, Mr. Hawk. Raj tippte auf seine Uhr und runzelte die Stirn wie ein enttäuschter Vater, der seinen Sohn beim Klauen von Schoko-Erdnüssen erwischt hatte. „Setzen Sie sich erst gar nicht hin. Wir wollten Ihren Teil der Tagesordnung eigentlich gerade übergehen, aber da Sie sich doch entschlossen haben, uns hier mit Ihrer Anwesenheit zu beglücken, können Sie auch gleich Ihren Bericht abgeben.

    Mein Kragen kratzte und meine Brille rutschte mir die Nase runter, aber ich hatte die Hände voll und es gab keinen Platz, wo ich mich hätte hinsetzen können, und Raj starrte mich an, und alle anderen im Raum starten mich an, und Dennis grinste, und alles, was ich wollte, war, unter die Mahagonitischplatte zu kriechen und mich zu verstecken.

    Ich hörte mich dann selbst sagen: „Jeder nimmt sich bitte eine Kopie und gibt den Rest weiter. Wie Sie der Zusammenfassung oben auf Seite eins entnehmen können, war dieser Monat sehr stark. Die Bruttoeinnahmen unseres Geschäftsbereichs stiegen um 1,3 Prozent und übertrafen damit das Wachstum von 0,4 Prozent im gleichen Monat des Vorjahres. Wir lagen jedoch drei Zehntelpunkte unter unserem monatlichen Rekord, es gibt also noch Luft nach oben für Verbesserungen …"

    Mein Beitrag der Sitzung dauerte normalerweise zwanzig Minuten. Dennis beschloss aber, dass mein Auftritt nicht lang genug war, und überhäufte mich mit Fragen, die meine Annahmen oder meine Berechnungen infrage stellten.

    Du sollst meine Mathematik nicht infrage stellen. Niemals.

    Ich war nicht umsonst zum Abschiedsredner meiner Abschlussklasse in Gonzaga ernannt worden, wo ich Statistische Analyse und Betriebswirtschaft studiert hatte. Dennis watete in einem Tümpel, der viel zu tief war für ihn, als dass er sich mit seinen knochigen, kurzen Armen wie ein Hund wieder hätte herauspaddeln können.

    Es klang für wie eine metaphorische Boxringglocke, als Raj einschritt und den Kampf für beendet erklärte. Man kann nicht sagen, dass es knapp war. Dennisʼ dürftige Erscheinung lag auf der glänzenden Oberfläche des Konferenztisches, blutig und kaum atmend. Ich musste ein Lächeln unterdrücken, um nicht zu sehr wie ein siegreicher Held zu wirken, so einer mit hoch erhobenem Schwert und einem im Wind flatternden Umhang. Raj musste meinen aufkeimenden Stolz gespürt haben, denn seine nächsten Worte rissen mir den Superheldenumhang von meinen Schultern. „Danke, Cooper. Ausgezeichneter Bericht, wie immer, obwohl du die Zeit des Teams mit deiner Unpünktlichkeit verschwendet hast."

    „Äh, danke, Sir, und nochmals Entschuldigung, Sir", murmelte ich, als ich mich endlich hinsetzte und meine verbleibenden Kopien vor mir zusammenstapelte, sie mit den Fingerspitzen begradigte und meinen Stift genau in der Mitte der obersten Seite ausrichtete.

    Raj ließ bei den verbleibenden Berichten keine weiteren Zeitüberziehungen zu und klappte um genau elf Uhr seine Ledermappe zu. Er nickte kurz, zu niemandem speziell, erhob sich und verließ den Raum, ohne ein „Sie können gehen oder „Danke für das gute Meeting oder „Ich kann Euch einfach nicht mehr ertragen. Ich gehe jetzt."

    Bei dem letzten Gedanken habe ich sicher etwas übertrieben. Das Unterbewusstsein ist schon eine seltsame Angelegenheit.

    Als ich an meinen Schreibtisch zurückkehrte, leuchtete die Mitteilungsanzeige auf meinem Telefon. Das war seltsam. Mich hat noch nie jemand bei der Arbeit angerufen – nicht einmal Raj. Ich war der Typ, auf den sich alle verließen, wenn es um genaue Berichte, Analysen und Empfehlungen auf der Grundlage statistischer Modelle und unvoreingenommener Tests und Bewertungen ging. Ich wollte gerne glauben, dass sie die geistige Herausforderung und das immense Gewicht meiner Verantwortung respektierten, aber die Wahrheit lag wohl eher in dem, was Dennis einmal gesagt hatte:

    „Jeder hasst Statistiken, sogar Nerds. Du bist mehr als seltsam."

    Ich mag ja wohl anspruchsvoll sein, aber ich war ganz sicher nicht seltsam.

    Einer meiner Stifte war aus der Reihe seiner Brüder getanzt, und meine Finger der einen Hand konnten gar nicht schnell genug sein, um ihn vor dieser Peinlichkeit zu bewahren und ihn zurück in die selige Eintracht mit den anderen zu schmiegen, während ich mit der anderen Hand die Wiedergabetaste meines Telefons drückte.

    „Hallo", strömte die Stimme einer peinlich professionell klingenden Frau aus dem Lautsprecher. „Das ist ein Anruf für Cooper Hawk. Mein Name ist Bethany Sands von der Anwaltskanzlei Whisker und Riley."

    Ich nahm den Hörer und haute ihn mir gegen mein Ohr, was schmerzte, dann schaute ich mich um, um zu sehen, ob jemand in der Nähe war, der den Empfang einer Nachricht von einer Anwaltskanzlei gehört haben könnte. Ich war eine einsame Insel in einem Meer von Inseln. Ich spulte also zurück und drückte erneut auf Play.

    „Es gibt eine wichtige Angelegenheit, die wir mit Ihnen besprechen müssen. Ich werde den ganzen Tag im Büro sein und wahrscheinlich auch etwas länger arbeiten. Bitte rufen Sie mich zurück, sobald Sie diese Nachricht erhalten haben."

    Unerwartete Anrufe von Anwälten waren doch nie gut, oder? Sie sind wie ein Zahnarztbesuch, nur ohne die Kaugummipaste.

    Ich kritzelte die Nummer, die sie hinterlassen hatte, auf ein Blatt Papier und starrte dann einen Moment auf meine neu ausgerichteten Stifte, bevor ich eher widerwillig die Nummer dieser Frau wählte.

    Kapitel 2

    Cooper

    Ich schnappte mir einen Stift, womit ich die anderen auseinanderjagte, und begann damit, in einem schnellen Takt auf meinen Schreibtisch zu klopfen.

    „Bethany Sands", antwortete die Stimme von der Nachricht. Sie klang sowohl einigermaßen angenehm als auch unglaublich beschäftigt.

    „Äh, ja. Hi. Hier ist Cooper Hawk. Sie haben mich gerade angerufen. Ich meine, Sie haben mich vor zwanzig Minuten angerufen. Zweiundzwanzig, um genau zu sein."

    „Mr. Hawk, danke, dass Sie mich zurückrufen. Zunächst möchte ich Ihnen mein tiefstes Beileid aussprechen …"

    „Warten Sie. Wovon reden Sie? Wieso Beileid?"

    „Oh je." Mit diesen zwei Worten verlor ihre Stimme ihre professionelle Schärfe. Sie hielt für einmal Klopfen inne. „Mr. Hawk, es tut mir sehr leid, dass Sie das von mir hören müssen, aber Marjorie Polk ist gestern verstorben."

    Ich habe aufgehört zu klopfen.

    „Omi … gestorben?"

    Wieder eine Pause, diesmal wäre es mehr als nur einmal Klopfen gewesen.

    „Es tut mir so leid."

    Ich schmiss meinen Stift auf meinen Schreibtisch, und ein Anflug von Panik machte sich in meiner Brust breit, bevor ich den Stift mit den anderen wieder ausgleichen konnte. Meine Zwangsneurose kannte keine Grenzen, nicht einmal mitten in einer familiären Krise.

    Und dann fühlte es sich plötzlich an, als ob eine riesige Meereswelle gegen das Innere meiner Brust schlug, und das Atmen wurde zu einem frustrierend schwierigen Akt.

    „Mr. Hawk? Sind Sie noch da?"

    „Ja, quietschte ich. „Tut mir leid, ich bin nur … Es ist … Damit hatte ich nicht gerechnet.

    „Ist schon gut. Lassen Sie sich Zeit." Das Mitgefühl, das in ihrer Stimme mitschwang, ließ die Wogen nur noch höherschlagen und aufschäumen. Ich war mir sicher, dass sie jeden Moment aus meinen Augen schwappen würden.

    Ich versuchte zu sprechen.

    Ich habe es wirklich versucht.

    Als ein Moment – oder zehn – verstrichen waren, warf sie mir einen Rettungsring zu. „Mr. Hawk, ich weiß, dass das sehr schwer sein muss für Sie, und Ihr Verlust tut mir aufrichtig leid, aber Sie sollten so schnell wie möglich in unser Büro kommen. Mr. Whisker, der Seniorpartner unserer Firma, muss unbedingt mit Ihnen sprechen."

    Alles, was ich hören konnte, war der alberne Klang des Namens eines Mannes, Mr. Whisker, und die Tatsache, dass ein Anwalt mich umgehend sehen wollte. Ich fand mich selbst inmitten eines Schlachtfelds wieder, in dem Humor, Schock, Traurigkeit und Ungewissheit mit geladenen Waffen auf mich zeigten. Irgendwie gelang es mir zu fragen: „Warum will mich ein Anwalt sehen?"

    Ich schwöre, ich habe gehört, wie sie ihre Lippen zusammenpresste.

    „Nun, es ist wirklich eine Angelegenheit, über die Mr. Whisker selbst mit …."

    „Bitte, Frau – es tut mir leid, ich hab Ihren Namen vergessen – sagen Sie mir einfach, was los ist, damit ich weiß, wie ich den Rest des Tages überstehen kann."

    „Bethany."

    „Was?"

    „Mein Name ist Bethany." Sie holte so tief Luft, dass ich es über das Telefon hören konnte. „Ich darf eigentlich nicht … Bitte sagen Sie Mr. Whisker nicht, dass ich Ihnen das erzählt habe, aber Mrs. Polk hat Sie als Testamentsvollstrecker eingesetzt, und sie verfügte über ein sehr beachtliches Vermögen."

    Als ich nicht antwortete, fragte sie: „Haben Sie von all dem nichts gewusst?"

    „Nein", krächzte ich.

    Meine Gedanken rasten.

    Omi hatte nie etwas darüber gesagt – und wir haben über alles gesprochen. Zumindest habe ich gedacht, dass wir das taten. Ich wusste, dass sie wohlhabend war. Jeder, der sich ihr Haus, ihre Autos oder sogar ihren Schmuck ansah, wusste, dass sie reich war, aber es gab eine Million anderer Leute, die besser geeignet waren, ihren Nachlass zu verwalten. Der Anwalt, der mich anrief, war einer von ihnen. Dann wich meine Verwirrung über die Nachlassverwaltung dem Grund, warum ich überhaupt angefangen habe, darüber nachdenken zu müssen.

    Omi war gestorben.

    Ich kniff die Augen zusammen und drückte mir auf den Nasenrücken, aber die Tränen fanden trotzdem ihren Weg. Als Bethany wieder sprach, waren meine Wangen nass und ich bekam vor lauter Schluchzen fast keine Luft mehr.

    „Mr. Hawk, warum nehmen Sie sich nicht etwas Zeit? Sie können mich in ein oder zwei Stunden zurückrufen. Ich werde da sein. Einverstanden?"

    „Okay. Ja, dass … Ich denke … ja. Danke."

    Ich war noch nie so froh, einen Telefonhörer aufzulegen.

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    Ich traf Mr. Whisker später am Abend in seinem Büro. Es ist schwer zu sagen, was ich erwartet hatte, aber ein kugelförmiger Mann, dessen Kopf mir kaum bis zu den Schultern reichte, war es nicht. Ich hatte noch nie ein Problem mit Größen, egal ob nun riesengroß oder kurz oder klein – wie auch immer man das nennen soll -, aber bei seinem spitzen Schnabel und den schwarzen Spaghetti Nudeln, die ihm über den Hals bis zu den Schultern fielen, hatte ich eher das Gefühl, einen Schauspieler zu treffen, der gerade in Maske von einem Set gekommen war, als einen angesehenen Anwalt.

    Mein Anwalt war ein Doppelgänger des Pinguin-Manns aus der alten Batman-Fernsehserie.

    Zum ersten Mal an diesem Tag, abgesehen von etwas selbstgefälligem Grinsen auf Dennis Kosten, habe ich gelächelt.

    „Ist etwas komisch, mein Sohn?", fragte Mr. Whisker, als er durch eine Brille mit rundem, daumengroßen Metallrahmen zu mir hochblickte.

    „Nein … Sir. Entschuldigung. Es ist nur … Es war ein langer Tag."

    Der Humor verflog, als mein Gastgeber seine Brille zurechtrückte und begann, die Seiten in einer aufgeschlagenen Mappe, die vor ihm lag, zu durchforsten. Der Papierstapel in der Mappe war bestimmt fünf Zentimeter dick, aber das war mir egal. Alles, was ich sah, war ein Polaroid von Omi, das an die Innenseite der Mappe geheftet war. Sie saß auf demselben Stuhl, auf dem ich jetzt saß, mit ihrem strahlenden Lächeln.

    Sie war so voller Leben.

    Ich lehnte mich zurück und versuchte verzweifelt, die Emotionen, die in meiner Brust herumwirbelten, zu unterdrücken, bevor sie das ganze Büro des Anwalts überfluten. Er hatte wahrscheinlich schon viele trauernde Klienten gesehen, aber ich wollte nicht noch einer werden. Omi verdiente Würde, nicht …

    Und plötzlich verschwand das Bild von dem Foto von meinen Augen, doch das Bild in meinem Kopf weigerte sich zu verschwinden. Es wiederholte sich in einer Schleife, es war der Tag, an dem ich bei Omi und Opa eingezogen war.

    Ich war zehn.

    Meine Mutter hatte ihre Beziehung zu meinem Vater als kompliziert bezeichnet. Mein noch kindliches Gehirn hielt sie für ziemlich unkompliziert. So wie es absolut klar war, was richtig oder falsch ist, wenn ein Mensch einen anderen regelmäßig schlägt. Anstatt mich Zeuge der zahllosen Interventionen, Verhaftungen und anschließenden Beratungen werden zu lassen, beschlossen die Erwachsenen, dass es das Beste sei, wenn der kleine Cooper zu seinen Großeltern ziehen würde.

    Omi und Opa wurden meine Welt.

    Wir haben Opa verloren, als ich vierzehn war. Er und Omi waren fast vierzig Jahre verheiratet, aber hingen noch immer aneinander wie verliebte Teenager. Omi weinte auf dem Friedhof, aber ich kann mich nicht an ein einziges Mal erinnern, dass sie zu Hause vor mir geweint hätte. Ich hörte sie spät nachts in ihrem Schlafzimmer, wenn sie dachte, dass ich schlief, aber sie hat mich nie den Kummer sehen lassen, der ihre Seele zerriss.

    Sie war die erstaunlichste und schönste Frau der Welt.

    Jetzt war sie gegangen.

    „… eine Liste von Personen, die Mrs. Polk in ihrem Testament mit verschiedenen Erbschaften bedacht hat." Mr. Whisker schob mir einen Satz gehefteter Seiten über seinen Schreibtisch zu. Als sie vom Tisch rutschten und auf den Boden flatterten, erwachte ich aus meiner Benommenheit.

    „Äh, Entschuldigung. Könnten Sie den letzten Teil wiederholen?"

    Er machte mit seinen Lippen dieses „sie-zur-Seite-Hochziehen, was meiner Meinung nach ein wenig schmerzen musste, dann sprach er sehr bedächtig: „Das ist die vollständige Liste der genannten Begünstigten. Unser Büro wird sich mit denen in Verbindung setzen, mit denen Sie nicht in Kontakt zu treten wünschen.

    „Moment. Sie möchten, dass ich mit den Leuten darüber spreche, was auch immer Omi in ihr Testament geschrieben hat?"

    Er atmete aus, faltete seine Hände zusammen und blickte mich über seine Brille hinweg an. „Es ist Ihre Entscheidung. Sie können das alles meinen Leuten überlassen, aber vielleicht gibt es einige auf der Liste, die Sie lieber selbst kontaktieren möchten. Mrs. Polk hat auch ausdrücklich darum gebeten, dass einige die Nachricht von ihrem Tod von einem Verwandten erhalten, und Sie sind der nächste, den sie noch hatte."

    Ich überflog die Seiten, blätterte einmal, dann zweimal, dann zehnmal und war erstaunt, dass Omi so viel zu vererben hatte.

    „Heilige Scheiße", rutschte es mir heraus, als ich die Zeile über ein Haus in den Hamptons im Wert von über acht Millionen Dollar las.

    Das Knarren des Stuhls von Mr. Whisker ließ mich aufblicken.

    „Ich würde Ihnen ja gern sagen, dass Sie sich Zeit lassen sollten, aber die Zeit für die Erledigung von Nachlässen ist knapp bemessen, und bei einem so großen Nachlass wäre es am besten, die erste Runde hinter sich zu bringen, bevor die Streitereien beginnen."

    „Streitereien?" Ich legte die Seiten zurück auf den Schreibtisch.

    Er nickte. „Irgendein Cousin, der meint, er hätte den Hauptgewinn im Lotto erhalten sollen, wird wahrscheinlich das Testament anfechten und sagen, Mrs. Polk sei nicht zurechnungsfähig gewesen oder so. Das ist zwar Unsinn, aber wir werden uns dagegen wehren müssen. Als Testamentsvollstrecker und einer ihrer engsten Verwandten werden Sie wahrscheinlich in alles hineingezogen werden, was kommt. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung im Voraus an."

    Omi ist gestorben. Ich hatte kaum Zeit gehabt, meine eigenen Tränen zu vergießen, bevor ich mich mit ihrem Anwalt traf. Jetzt musste ich mit Leuten über Dinge sprechen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie sie besaß, und Fremde – oder schlimmer noch, die Familie – könnten hinter uns her sein, und wofür? Gegenstände? Geld?

    Ich wollte nur Omi zurück.

    Meine Brust fühlte sich an, als würde ein Schraubstock mein Inneres zusammenpressen. Ich griff nach meinem Hemd und zerrte es weg von meinem Körper, verzweifelt, um Luft holen zu können.

    „Sohn, geht es Ihnen gut?" Mr. Whisker sprang auf.

    „Ich bin … Ich brauche nur … Ich brauche eine … Ich kann nicht … atmen."

    „BETHANY!" brüllte Mr. Whisker, während er um seinen Schreibtisch herumwatschelte. Sekunden später flog die Tür auf und Bethany stürmte ins Zimmer. Sie brachten mich zur Couch und halfen mir, mich hinzulegen. Ich war mir nicht sicher, ob das die richtige Vorgehensweise bei einem Atemproblem war, aber aus irgendeinem mystischen Grund, den ich nie verstehen werde, beruhigte es mich, und Luft strömte wieder in meine Lungen.

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