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Philipp von Makedonien
Philipp von Makedonien
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eBook325 Seiten5 Stunden

Philipp von Makedonien

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Über dieses E-Book

Kaum jemand kennt ihn , obwohl er Makedonien zu Wohlstand und Größe führte.- Philipp II, König von Makedonien, Vater Alexanders des Großen. Ohne seine unermüdlichen und genialen Reformen wäre der Siegeszug des Sohnes erst gar nicht möglich gewesen.Philipp verbrachte seine Jugend in Theben, wo er das große Glück hatte, Epaminondas kennenzulernen, den fähigsten Staatsmann seiner Zeit. Der Geliebte des Epaminondas, Pelopidas, war der Befehlshaber der 'Heiligen Schar'. Nur eine reiche Stadt wie Theben konnte sich diese 300 Mann starke Elitetruppe leisten. Es waren die besten Kämpfer Griechenlands. Streng wurde darauf geachtet, dass es sich dabei um 150 Liebespaare handelte.'...denn wer könnte zwei Liebende mit dem Schwert trennen, wenn Gott Eros selbst sie zusammengeschmiedet hat?' (Gorgidas)Männerliebe war im Altertum durchaus akzeptiert und nichts Besonderes.In Theben hatte Philipp also von den Besten gelernt.Als er das zerrissene und bedrohte Makedonien zu regieren begann, setzte er die Tradition der Männerliebe unter seinen treuesten Freunden fort. Dies diente unter anderem dem Zusammenhalt und der Kampfkraft seiner Armee. Natürlich ließ sich ein so leidenschaftlicher und charismatischer Mann wie Philipp nicht nur vom bloßen Nutzen leiten. Man erzählte sich wahre Wunderdinge von Philipps leidenschaftlichen Liebesnächten mit seinen engsten Vertrauten.Er teilte das Bett auch mit Aristoteles, dem Philosophen, den er wegen seiner Klugheit bewunderte.In diesem Buch lernen wir den Menschen Philipp näher kennen. Wir begegnen seinen schlimmsten Feinden, begleiten ihn in blutige Schlachten und sind dabei, wenn er seine zahlreichen Geliebten umarmt. Wir begreifen, wie es gerade diesem König eines kleinen, unscheinbaren Landes gelingen konnte, ganz Griechenland unter seiner Führung zu vereinen. Mit der gleichen Leidenschaft, mit der er seine Lust erlebte, stürzte er sich in die Aufgabe, das Leben der kleinen Leute zu verbessern. Er garantierte Sicherheit und Frieden in Makedonien. Gleichzeitig schuf er eine legendäre Armee als Schutzwall gegen die persischen Invasionskriege.Die Makedonen dankten es ihm aus vollem Herzen.Kleitos, Beschützer und Freund Philipps, liebte seinen König abgöttisch, und bewahrte sich diese Liebe bis zu seinem eigenen Tod.Alexander starb als größenwahnsinniger Despot. Viele hatten ihm den Tod gewünscht.Ganz anders dagegen Philipp: Als er starb, weinte das ganze Land.
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum1. Jan. 2010
ISBN9783942441155
Philipp von Makedonien

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    Buchvorschau

    Philipp von Makedonien - Alexandros Chakiris

    Der Ölzweig aus Olympia

    Im Jahr 359 v. Chr.

    „Er kommt, er kommt! Schnell, Pammenes, öffne das Tor. Es ist Philipp!

    Pammenes versuchte nicht, seine Gattin aufzuhalten, die ohne Rücksicht auf ihr Festtagsgewand an ihm vorüber eilte.

    „Wie willst du das wissen, Mütterchen? Von dort oben kann man doch gar nicht erkennen, wer die Straße herauf ..."

    Die Gattin des Pammenes machte sich selbst am Querbalken des großen Holztores zu schaffen. „Aaaach, ihr Männer! Für alles braucht ihr eine Erklärung. Hat er uns nicht einen Boten geschickt, der seine Ankunft gemeldet hat? Er ist es, mein Herz sagt es mir!"

    Pammenes schüttelte die grauen Locken und lächelte geduldig. „Geh bei Seite, Mütterchen, das ist zu schwer für dich! Kleon, komm einmal her und hilf mir!"

    Noch während sich die beiden Männer am Tor zu schaffen machten, wandte sich die Hausherrin an die Mägde. „Auf, Mädchen, auf! Ist das warme Wasser bereitet? Dann gießt es nur rasch in das Badebecken. Sie klatschte aufmunternd in die Hände, „Philipp soll wissen, dass er willkommen ist im Hause des Pammenes. Beeilt euch, trödelt nicht, gleich wird er ... Erstaunt hielt sie inne.

    Die Mädchen waren auf die Knie gesunken und neigten zum Gruß den Kopf.

    „Was soll ..., aber schon legten sich zwei Hände von hinten über ihre Augen und verschlossen sie. Die Frau erstarrte mitten in der Bewegung, die Arme erhoben. Dann hörte sie in ihrem Rücken eine atemlose Stimme flüstern: „Mutter! Nein! Aber geliebter als meine eigene Mutter!

    „Philipp!" Es war nur ein Hauch, der aus dem Mund der Frau kam, so erschüttert war sie. Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und ... da stand er vor ihr: Staubig, mit grauen wachen Augen und ... dem Siegeskranz aus Olympia auf den langen Locken.

    „Philipp!" Sie umarmten einander und sie küsste unter Tränen den jungen Makedonen, der viele Jahre lang wie ein Sohn für sie gewesen war. Wie der Sohn, den die Götter dem thebanischen Feldherrn Pammenes versagt hatten. Philipp ließ sie gewähren, genoss die Zärtlichkeiten einer Mutter, wie damals, als er ein verängstigtes Kind gewesen war, in der Stadt des Feindes.

    Philipp, Fürstensohn aus Makedonien, der als Kind nach Theben gesandt worden war, als Geisel, als Gefangener, der mit seinem Leben für das Wohlverhalten Makedoniens gebürgt und im Haus des Pammenes und seiner Gattin liebevolle Aufnahme gefunden hatte. Und Schutz.

    Der junge Makedone packte die Frau mit starken Armen, wirbelte sie herum und warf sie, wenn auch behutsam, in die Luft.

    „Hörst du wohl auf! Wie kannst du ... lass mich sofort wieder hinunter! Sonst werde ich all die Leckereien, die ich für dich zubereitet habe, wieder wegschließen!"

    Philipp lachte glücklich und ließ seine weißen Zähne blitzen. „Wie kannst du einem Sieger von Olympia so schändlich drohen!"

    Pammenes war langsam hinzu getreten und legte Philipp die Hand auf die Schulter. „Willkommen in Theben, Freund und Sohn meines Freundes. Du bringst das Licht der Sonne zurück in unser Haus. Pammenes trat einen Schritt zurück, um Philipp besser in Augenschein nehmen zu können. Den kraftvollen, geschmeidigen Körper eines Raubtieres. Graue harte Augen, die erforschten und zerlegten. Pammenes strahlte vor Stolz. „Was für ein Mann du geworden bist! Wie ich sehe, sind dir die Götter gnädig gewesen in Olympia.

    Philipp zog seinen derben Chiton zurecht und wurde ernst. „Die Götter, sollte es sie geben, haben mir beim Pferderennen nicht beigestanden. Nun, sie sind mir auch nicht im Weg gewesen!" Er umarmte Pammenes.

    Der schlug ihm freundschaftlich auf die Schultern. „Meine Güte, bist du staubig! Ich glaube, du hattest recht, Mütterchen, als du das Bad vorbereitet hast."

    Philipp ließ sich vor der Hausherrin auf ein Knie nieder und nahm den Kranz vom Kopf. „Dies ist für die eine, die mich liebt, wie einen Sohn!" Und er überreichte ihr den geflochtenen Ölzweig.

    „Ohh ... welche Ehre! Ein wenig hilflos wischte sich die Gattin des Pammenes die Hände an ihrem Gewand ab, dann erst griff sie vorsichtig zu. „Das ... ich weiß gar nicht, ob ich etwas so Wertvolles annehmen darf. Doch ihre Augen strahlten so voller Liebe, dass selbst Pammenes ein klein wenig neidisch wurde.

    „Ich möchte dir etwas zeigen, Philipp, solange die Frauen sich mit dem Essen zu schaffen machen. Es kommen einige Freunde heute Abend zu unserer kleinen Feier. Die wenigen, die ich in Theben noch habe."

    Philipps Lippen wurden schmal. „Hätte ich nicht kommen sollen?"

    Pammenes lachte laut auf, als er mit Philipp den Weg zu den Stallungen einschlug. Herzlich drückte er den jungen Makedonen, der ihn um Haupteslänge überragte, an sich.

    „Du weißt doch, wie die Thebaner sind: Einmal wollen sie mich verbannen und ein anderes mal zum Hegemon der Stadt machen."

    Philipp fuhr zornig auf. „In der höchsten Not, da erinnern sie sich deiner. Und ist die Not vorbei ..." Philipp machte eine Handbewegung, als würde er etwas Unsichtbares weit weg werfen.

    Pammenes hob die Hand zum Zeichen des Schweigens. „Lass uns heute nicht an die Dummheit der Menschen denken, Philipp. Es ist der Tag deines Triumphes."

    Sie betraten einen kleinen Stall.

    Pammenes näherte sich dem einzigen Pferd darin, langsam und vorsichtig. „Erinnerst du dich an Gorgo, Hydras Sohn? Er wurde in der Nacht geboren, als Epaminondas in der Schlacht von Mantineia fiel. Dieser schwarze Zerberos duldet kein anderes Pferd neben sich. Wir mussten ihn hier alleine unterbringen."

    Der junge Hengst tänzelte nervös und zerrte an den Ledergurten, mit denen er in seinem Gatter festgebunden war. Zitternde Flanken, rosige Nüstern und schmale Fesseln. Ein königliches Pferd! Philipps Augen hingen mit Bewunderung an dem Tier. Zunächst scheute der junge Hengst vor dem fremden Besucher zurück und röchelte drohend. Doch unter Philipps streichelnder Hand wurde das Tier ruhiger.

    Pammenes raufte sich die Haare. „Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Er verbeißt alle anderen Pferde aus seiner Nähe. Aber er hat das edle Blut seiner Mutter geerbt. Hydra war eine Schönheit unter den Stuten. Ich vermute, dass sie sich mit einem wilden thrakischen Hengst gepaart hat, als wir damals in Thessalien waren. Das würde seine Wildheit erklären."

    Philipp sprach leise, zärtliche Worte zu Gorgo und der Hengst spitzte die Ohren.

    Pammenes riss vor Staunen die Augen auf. „Sieh nur, er erkennt dich! Er weiß, dass du es warst, der ihn mit süßen Gräsern gefüttert hat, als er noch ein Fohlen war."

    Gorgo schnaubte leise. Er lehnte den schönen schmalen Kopf an Philipps Schulter und vergrub die rosigen Nüstern in seinen langen Locken.

    Der junge Makedone konnte sich nicht satt sehen an dem Freund seiner Jugend und überschüttete das Tier mit Küssen und kleinen Koseworten.

    Pammenes war ein kluger Mann. Er erkannte, dass hier zwei waren, die das Schicksal füreinander bestimmt hatte. „Gorgo gehört dir, Junge!"

    Pammenes selbst empfand eine unbändige Freude dabei, Philipp dieses kostbare Geschenk zu machen.

    Philipp drehte sich mit einem Ruck zu Pammenes. „Das ... kannst du nicht meinen! Ein solches Pferd! Bist du sicher ...!"

    Pammenes umarmte den überwältigten Philipp. „Ein einfaches Danke genügt! Komm ins Haus, Junge, das Bad ist schon vorbereitet und, bei Zeus, du hast es bitter nötig." Pammenes lachte still vergnügt vor sich hin und ließ Philipp mit Gorgo allein.

    Am Abend wurde dem Sieger von Olympia zu Ehren ein kleines Fest gegeben. Nur wenige waren gekommen.

    Die, welche den scharfen Verstand und die schnelle Auffassungsgabe des jungen makedonischen Fürstensohnes während seiner Gefangenschaft in Theben erkannt und gefördert hatten.

    Die, welche sich lieber mit einem starken Makedonien verbündet hätten, als dem persischen Gottkönig zu huldigen, mochte er seine Dareiken¹ auch noch so großzügig verteilen.

    Spät in der Nacht, als das Fest vorüber war und alle schon lange schliefen, saß Philipp im Garten des Hauses und fand keine Ruhe. Auch wenn der Wein andere schläfrig machte, ihn machte er munter. An Schlaf war jedenfalls nicht zu denken. Also saß er auf den Stufen des Hauses und hörte den Zikaden bei ihrem nächtlichen Konzert zu.

    Ein Knacken, an der Gartenmauer. Philipp lauschte angestrengt und zog seinen Dolch. Der Duft von gebratenem Fleisch zog manchmal einsame, in der Gegend umherschweifende Raubtiere an. Für einen Löwen wäre die mannshohe Steinmauer kein Hindernis. Philipp stand leise auf. Nein, ein Raubtier konnte es nicht sein, sonst hätten die Wachhunde, vier große Molosser, den Eindringling schon gewittert.

    Wieder ein Knacken. Philipp duckte sich und fasste den Dolch fester. Die Spitze eines Helms wurde über der Mauer sichtbar. Dann Schultern. Mit elegantem Schwung sprang jetzt ein makedonischer Soldat über die Mauer und landete leise wie eine Katze im Garten unter dem großen Aprikosenbaum.

    „Parmenion! Du? Philipp kam langsam auf den Freund zu. Der Dolch verschwand wieder im Gürtel. „Wie kommst du hierher? Und vor allem: Warum schleichst du ...

    Parmenion schnellte wie eine Stahlfeder empor, war mit zwei Schritten seiner langen Beine bei Philipp und hielt ihm den Mund zu. „Sssssscht! Nicht so laut, im Namen des Zeus. Du weckst ja das ganze Haus!" Dann nahm er die Hand wieder von Philipps Mund.

    „Und warum soll ich nicht das ganze Haus wecken?, flüsterte Philipp glücklich, den Strategen wiederzusehen, „Pammenes wird hocherfreut sein, dich zu begrüßen. Bist du doch länger sein Freund als der meine.

    Parmenion nahm den Helm vom Kopf, kratzte sich laut hörbar die verfilzten Haare und zischte. „Mein Besuch gilt nicht Pammenes, wenn ich ihn auch gerne umarmen würde. Aber es darf niemand wissen, dass ich hier bin, um Philipp von Makedonien eine geheime Botschaft zu bringen. Vor allem die Thebaner dürfen das nicht erfahren! Ich bin Tage und Tage geritten. Bei allen Göttern, ich bin fast selbst zum Pferd geworden." Damit schüttelte der große, hagere Mann sich, als wollte er feststellen, ob alle seine Knochen noch heil wären.

    In diesem Augenblick kamen zwei der Molosser angelaufen. Schwarz wie sie waren, konnte man nur die weißen gebleckten Fänge erkennen. Kurz vor Parmenion bleiben sie stehen und begannen drohend aus tiefster Brust zu knurren.

    „Beweg dich nicht, mein Freund. Und sieh sie nicht an. Schau mich an! Schau zum Himmel! Aber sieh ihnen ja nicht in die Augen, sonst ... Na los! Philipp beugte sich zu den Hunden herab. „Das hast du brav gemacht, Argo! Ja, mein Guter ..., damit kraulte der junge Makedone den massigen Nacken. „Das ist kein Dieb. Siehst du? Ich lege meinen Arm um ihn. Das ist ein alter Freund deines Herrn. Jaaaa, das gefällt dir, was? Ja, du auch. Komm nur her. Ja, du wirst auch gekrault."

    Die beiden riesigen Hunde verwandelten sich unter Philipps Händen plötzlich in zwei hechelnde, winselnde Narren. Sie leckten ihm die Hände mit roten, löwenartigen Zungen. Zwar schnüffelten sie noch einmal an Parmenions Beinen, liefen dann mit der Nase am Boden suchend einmal um ihn herum, doch dann verloren sie das Interesse an ihm. Offensichtlich befand sich der nächtliche Besucher mit Erlaubnis des Herrn hier und hatte keine üblen Absichten. Mit weiten Sprüngen entfernten sie sich auf ihrer nächtlichen Streife.

    „Phuuuuu ..." Parmenion ließ laut den Atem entweichen, den er bis jetzt angehalten hatte.

    Parmenion, ein begnadeter Stratege, hatte schon mit König Amyntas, Philipps Vater, eine tiefe Freundschaft verbunden. Diese hatte er auch auf den Sohn übertragen.

    „Eine geheime Botschaft? Philipp fühlte, wie sein Herz anfing, zu rasen. „Geheime Botschaften sind Unglücksbotschaften. Wieso kannst du überhaupt hier sein? Als ich dich zum letzten Mal sah, seid ihr in den Krieg gegen die Illyrer aufgebrochen, die im Westen unsere Dörfer plündern.

    Parmenion, mehr als 15 Jahre älter als Philipp, war erschöpft. Seine Gesichtszüge waren jetzt tief eingegraben, die Adlernase stand scharf hervor.

    Er ließ sich umständlich auf ein Knie nieder. „Lass mich meine Botschaft übermitteln, Freund und Sohn meines Freundes, denn sie ist von äußerster Dringlichkeit und duldet keinen Aufschub."

    Philipp wirkte jetzt nach außen ruhig und gelassen, doch waren seine Sinne aufs äußerste gespannt.

    Parmenion begann: „So spricht Alexandros II, Sohn des Amyntas:

    Heil dir, Philipp, Bruder und Freund. Unser ältester

    Bruder, König Perdikkas, ist tot. Gefallen im Kampf gegen

    die Illyrer, wie vor Jahren Amyntas, unser Vater. Mögen sie

    im Schattenreich Frieden finden."

    Philipp keuchte. „Perdikkas? Mein ... Parmenion, erzähle mir, was ..."

    „Unterbrich mich nicht, Junge, sonst vergesse ich die Hälfte!

    Da sein Sohn, Amyntas IV, erst drei Jahre alt ist, wurde ich

    vom Rat der Alten zum König bestimmt.

    Aber das ist ein schwerer Fehler! Ich pflüge meine Felder,

    säe das Korn aus und freue mich an der Fruchtbarkeit

    meiner Schafe. Ich bin nicht der König, den Makedonien

    jetzt braucht.

    Rette das Land vor Eurydike, der Bestie, wie sie unsere 

    Mutter nennen. Sonst wird der Name Makedoniens

    vom Erdboden getilgt.

    Verbundenheit und Treue,

    Alexandros II, derzeit König von Makedonien.

    Philipp hatte mit unbewegter Mine zugehört. Zwei große klare Tropfen glitzerten an seinen Wimpern, fielen auf die Wangen, rollten schließlich herab. Seine Stimme gehorchte ihm nur widerwillig. „Was meint er, wenn er von unserer Mutter spricht?"

    Parmenion erhob sich umständlich. „Ich fand den toten Perdikkas auf dem Schlachtfeld, mein Freund. Drei kleine, schmale Dolchstiche in seinem Rücken. Die Illyrer kämpfen mit Schwertern, Mann gegen Mann. In der Schlacht sind sie Löwen. Wer immer unseren König tötete, stand dicht hinter ihm, und stach ihm mit einem Dolch in den Rücken. Ein gedungener Mörder. Bezahlt von ..."

    „... der eigenen Mutter!", beendete Philipp zähneknirschend den Satz.

    Parmenion nickte. „So!"

    „Und Alexandros ist König?" Philipp wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Jetzt war nicht die Zeit zum Trauern.

    „Er will es nicht sein. Er weiß, dass du der bessere bist. Wir alle wissen es!"

    „Aber ... der kleine Amyntas ... mein Neffe ... er hat einen Anspruch ..." Philipp konnte sich das alles nicht vorstellen.

    „Was glaubst du, wie lange das Kind überlebt, in der Nähe von Eurydike? Vielleicht ist es schon tot, wer weiß? Parmenion sah ernst auf Philipp. „Du hast Angst! Nein, antworte nicht! Ich kann es verstehen. Makedoniens Könige leben nicht lange.

    Philipp ging zu einer niedrigen Mauer, zog Parmenion hinter sich her und beide Männer setzten sich auf die Steine.

    „Es ... es gibt würdigere als mich, die König werden könnten." Philipp sah den Strategen bedeutungsvoll an.

    „Wer? Ich? Parmenion hielt sich die Hand vor den Mund und prustete hinein, so lächerlich erschien ihm der Vorschlag. „Gib mir eine Herde Schafe und ich mache aus ihr eine schlagkräftige Truppe. Aber setze mich an einen Verhandlungstisch mit Politikern und Parmenion wird zum stammelnden Kind. Nein, nein! Ich werde das Schwert sein und du der Kopf. Damit tippte er sacht mit der Fingerspitze an Philipps Stirn.

    Philipp überlegte blitzschnell. Der Gedanke, König zu sein, begann in seiner Vorstellung Gestalt anzunehmen.

    „Was muss zuerst geschehen? Der Krieg gegen die Illyrer?"

    Parmenion seufzte. „Das muss warten. Zusammen mit Perdikkas blieben 4000 Makedonen auf dem Schlachtfeld liegen. Wir sind am Ende. Wir brauchen mehr Männer."

    „Was brauchst du noch, um die Illyrer zu besiegen?"

    Parmenion, der begnadete Stratege und Freund von Königen, ließ sich vor dem jungen Philipp auf die Knie sinken und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. „Was ich noch brauche? Einen König, der mir bei der Schaffung einer Armee freie Hand lässt. Wir müssen Männer ausbilden. Mit Hirten und Töpfern gewinnt man keine Schlachten. Doch zuerst müssen wir Frieden im eigenen Land haben. Die wilden Bergstämme. Sie gehorchen niemandem. Sie halten sich nicht an unsere Gesetze. Wir müssen sie bezwingen. Dann können die Bauern wieder in Frieden die Felder bestellen. Wir müssen die Schwachen vor den Starken beschützen. Und dann ... vielleicht in drei, vier Jahren ... mit gut ausgebildeten Soldaten, können wir die Illyrer ..."

    Philipp presste verzweifelt die Hände auf die Ohren. „Zu viel, zu viel! Ich kann das nicht!"

    Parmenion senkte den Kopf. „Sag mir nicht, dass du nicht unser König sein willst! Sag mir, dass die Schwalben im Frühjahr nicht wiederkehren. Sag mir, dass die Rosen Makedoniens ihren Duft verloren haben. Aber sag mir nicht, dass du nicht unser König sein willst, Herr!"

    Philipp war bestürzt. Zum ersten Mal hatte Parmenion ihn „Herr" genannt. Nicht Junge, nicht Freund, sondern Herr! Dieses Wort hatte eine Seite in seinem Inneren zum Klingen gebracht, von der er bis jetzt nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab.

    Parmenion fuhr leidenschaftlich fort. „Eine schwere Aufgabe, ich weiß! Aber du bist nicht allein mit dieser Aufgabe. Wir alle werden dir helfen, damit es gelingt!"

    Philipp horchte auf. „Wer will mir helfen?"

    „Alle, die Makedonien nicht den Hyänen überlassen wollen. Gute Freunde, du kennst sie. Krateros, Antigonos, Koinos, ja selbst der griesgrämige Antipatros. Sie sind zuverlässig und treu. Sie senden dir ihre Liebe und Ergebenheit, denn du warst immer einer von uns!"

    Philipp überlegte kurz, dann stellte er eine entsetzliche Frage. So entsetzlich, dass man sie nicht einmal der Dunkelheit der Nacht anvertrauen konnte. Darum flüsterte er: „Was rätst du mir? Muss ich meine Mutter töten?"

    Eiskalt kam es von Parmenions Lippen: „Gift oder Dolch, das ist egal! Wenn du zögerst, bist du ihr nächstes Opfer!"

    Philipp atmete laut aus. Mehr ein Seufzen. „Das alles wird eines Tages Stoff für eine Komödie sein, mit dem Titel „Philipp, der dachte, er könnte König werden!"

    Parmenion stand auf, wischte sich den Staub von den Knien. „Vielleicht überzeugt dich das! Er griff in seinen Gürtel. „Als ich deinen Bruder auf dem Schlachtfeld fand, war er bereits tot. Er sah aus, als schliefe er. Die rechte Hand war zur Faust geballt und ruhte auf seiner Brust. Als ich seine Faust öffnete, fand ich das darin! Parmenion überreichte Philipp ein kleines Ledersäckchen.

    „Erde?" Philipp wusste nicht so richtig, was ...

    „Makedonische Erde."

    Philipp schloss das Säckchen wieder, drückte es an die Brust und weinte.

    Parmenion strich ihm tröstend über die braunen Locken. „Makedonische Erde, Philipp. Auf der wir leben und in der wir eines Tages ruhen werden. Lohnt es sich nicht, dafür etwas zu wagen?"

    Philipp wischte sich von oben nach unten über das ganze Gesicht. So, wie man ein Spinnennetz wegwischt, oder einen Traum. „Irgendwie wusste ich, dass es so kommen würde. Schon immer hab ich es gewusst. Er streckte sich zu voller Größe. „Aber wenn es so sein soll, dann, bei Zeus, an den ich ohnehin nicht glaube, lass es uns mit ganzer Kraft tun! Philipp wusste plötzlich, dass sein Leben nie wieder so sein würde wie vorher.

    Parmenion mahnte zur Eile. „Wir haben keine Zeit zu vergeuden, Herr! Wir müssen noch in dieser Stunde aufbrechen. Der Mond steht günstig. Wir werden gut vorankommen."

    „Ich muss mich von Pammenes verabschieden."

    „Nein! Parmenions Stimme ließ keinen Widerspruch zu. „Er mag unser Freund sein. Aber seine Treue liegt bei Theben. Brich ihm nicht das Herz, indem du ihn zwingst, zwischen dir und Theben zu wählen. Aus diesem Grund kam auch ich im Geheimen.

    „Warte noch, Parmenion. Nur einen Augenblick." Philipp ging laut und polternd zum kleinen Stall. Er wusste, dass die Molosser Wachhunde nur schleichenden Füßen nachspürten.

    Im Stall stand Gorgo. Das Weiß seiner Augen schimmerte im einfallenden Mondlicht. Gorgo wieherte erfreut, als Philipp das Gatter öffnete und die Lederriemen löste. Als hätte das Pferd nur auf diesen Moment gewartet.

    Philipp legte seine Arme um Gorgos Hals und flüsterte in die schwarze Mähne: „Du wirst mich von Sieg zu Sieg tragen!"

    Epilog

    Philipp siegte noch zweimal in Olympia beim Pferderennen. Das griechische Wort „Philippos bedeutet „Freund der Pferde.

    Pammenes sah Philipp erst wieder, als dieser König der Makedonen und Sieger über Theben war. Philipp war milde gegen die besiegten Thebaner.

    Nach Philipps Ermordung erhob sich Theben wieder gegen die Makedonen und glaubte, in dem jungen König Alexander keinen ernstzunehmenden Gegner zu haben. Dies stellte sich als verhängnisvoller Irrtum heraus.

    Alexander besiegte und zerstörte Theben im Jahr 335 v. Chr. Die Einwohner wurden in die Sklaverei geführt, die Stadt Stein für Stein abgetragen. Sie sollte für immer ein Trümmerfeld bleiben. Nur das Haus des Pammenes hatte alle Kriegswirren überstanden. Kein Makedone hat es jemals angerührt.

    1 Pers. Münze

    Der Satyr

    Im Jahr 351 v. Chr.

    Die Thraker waren zähe Gegner. Immer wieder stürmten sie gegen die makedonische Phalanx². Was im Einzelnen geschah, war nicht zu erkennen, aber König Philipp hatte seine Männer Vierecke bilden lassen, gerade Linien, Halbkreise ... wie es die Gegebenheiten erforderten. In einem flachen Bachbett waren die Makedonen zum Stehen gekommen, der König mitten unter ihnen. Gorgo, das gewaltige Kriegsross Philipps, stampfte mit kreischendem Gewieher und rollenden Augen. Als sei der Rausch des Kampfes auch in das Pferd gefahren, nicht nur in den Reiter. Die abergläubischen Thraker hatten eine Heidenangst vor dem „Daimonenpferd", wie sie es nannten. Philipp kämpfte, mit aufgeschlitztem Brustpanzer, in betäubendem Lärm, der nur durch das Gellen der Signalhörner übertönt wurde. 

    Pfeile sausten an Philipps Gesicht vorbei. Kleitos, dessen Pferd unter ihm zusammengebrochen war, kämpfte zu Fuß neben Gorgo. Mit dem Schild eines Gefallenen, der Riemen, der den Helm hielt, hing zerrissen auf die Schulter herab. Ein Speer fuhr zischend in das Bein des Königs, blieb wippend im Knie stecken. Philipp tastete nach der Waffe, riss sie heraus, kämpfte weiter. Kleitos, auf dem Boden, unter einem gewaltigen Thraker, verdankte sein Leben Gorgo, der mit einem Hufschlag den Schädel des Mannes zertrümmerte.

    König Philipp von Makedonien schwenkte seinen Schild, um Parmenion das verabredete Zeichen zu geben. Der grauhaarige Stratege, der schon unter Amyntas, Philipps Vater, gedient hatte, ließ die Phalanx zurückweichen, Schritt um Schritt. Die Thraker, die ohne Schlachtordnung kämpften, nur von ihrem Mut vorangetrieben, setzten nach. Dann ließ Parmenion auf beiden Seiten die Reiterei angreifen und vollendete die Umfassung. Sechstausend Pferde setzten sich in Bewegung. Die Thraker wurden niedergetrampelt, in den Boden gestampft, von den eigenen Männern zerquetscht. Wie von einer Flutwelle wurde das gesamte Heer von Amatokos hinweg gespült, als hätte es nie eines gegeben.

    Später, in König Philipps Zelt, versuchte Croton, Arzt und Vertrauter des Königs, sich Gehör zu verschaffen.

    „Wenn wir noch länger warten, Herr, werden die Wundränder hart und trocken. Muskeln und Sehnen sind zerrissen. Ich muss jetzt und hier nähen."

    Philipp, der mit Blut und Schlamm bedeckt in seinem Scherensessel saß, winkte ungeduldig ab. „Ja, doch! Gleich! Zuerst müssen wir ... Antipatros! Geh, nimm dir fünf der gefangenen Thraker und mache eine Aufstellung der wichtigsten gefallenen Feinde. Bei den Gefangenen dasselbe. Ich muss Zahlen und Namen wissen. Lass doch dieses Gezupfe, Croton. Es gibt Männer, die deine Hilfe dringender brauchen. Schicke zwei deiner Schüler über das Schlachtfeld und beende die Leiden der Schwerverletzten. Auch hier will ich Namen und Zahlen."

    Croton schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. „Wir müssen beginnen, Herr!"

    „Werde ich wieder gehen können?", wollte der König wissen.

    „Wenn ich jetzt anfangen kann, ja!"

    „Gut, gut! Pack schon mal deine Instrumente aus."

    Perdikkas betrat das Zelt, kniete vor dem König nieder. „Sieg, Herr! Sieg, wie er vollständiger nicht sein kann. König Amatokos unterwirft sich. Er bittet um Verhandlungen und ist bereit, Tribut zu bezahlen." Perdikkas war kaum zu erkennen. Erde, Schweiß, Blut. Zu einer festen Kruste miteinander verbunden. Nur seine Augen leuchteten hell in dem erschöpften Gesicht. Sie alle waren erschöpft. Erschöpft und siegestrunken.

    Philipp schickte einen der Königsknaben mit einer Botschaft zu Parmenion, der die Kriegsgefangenen zusammentrieb. „Er soll eine Hundertschaft abstellen. Plündern und schänden bei Todesstrafe verboten. Wer erwischt wird, hängt am nächsten Baum. Keine Ausnahmen."

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