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(Wie) Hund & Katz: Tierisch verliebt 1
(Wie) Hund & Katz: Tierisch verliebt 1
(Wie) Hund & Katz: Tierisch verliebt 1
eBook353 Seiten5 Stunden

(Wie) Hund & Katz: Tierisch verliebt 1

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Über dieses E-Book

Als der attraktive Adrian ins Nachbarhaus einzieht, ist Florian sofort Feuer und Flamme. Doch aus irgendeinem Grund beißt er bei Adrian auf Granit, obwohl sie bald in längeren Chats feststellen, dass sie eine Menge Gemeinsamkeiten haben.
Ein weiteres Problem ist, dass Florian nicht weiß, wie er Adrian gestehen soll, dass er ein Gestaltwandler ist – ein Werhund. Außerdem geraten die beiden sich immer wieder aus unerfindlichen Gründen in die Haare. Ob das daran liegt, dass Adrian ein nicht unwesentliches Geheimnis für sich behält und die beiden sich eigentlich buchstäblich nicht riechen können?
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum5. Mai 2018
ISBN9783960892168
(Wie) Hund & Katz: Tierisch verliebt 1

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    Buchvorschau

    (Wie) Hund & Katz - Alissa Sky

    Alissa Sky

    (Wie) Hund & Katz

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2018

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Cover: Irene Repp

    http://www.daylinart.webnode.com

    Bildrechte:

    © DoraZett – fotolia.de

    © Artem Furman – fotolia.de

    1. Auflage

    ISBN 978-3-96089-215-1

    ISBN 978-3-96089-216-8 (epub)

    Inhalt:

    Als der attraktive Adrian ins Nachbarhaus einzieht, ist Florian sofort Feuer und Flamme. Doch aus irgendeinem Grund beißt er bei Adrian auf Granit, obwohl sie bald in längeren Chats feststellen, dass sie eine Menge Gemeinsamkeiten haben.

    Ein weiteres Problem ist, dass Florian nicht weiß, wie er Adrian gestehen soll, dass er ein Gestaltwandler ist – ein Werhund. Außerdem geraten die beiden sich immer wieder aus unerfindlichen Gründen in die Haare. Ob das daran liegt, dass Adrian ein nicht unwesentliches Geheimnis für sich behält und die beiden sich eigentlich buchstäblich nicht riechen können?

    „Flo! Hey, Flo! Das musst du dir ansehen!"

    „Was ist denn?, fragte Florian verstimmt. Er war gerade erst übers Gewächsgitter zum Dach hochgeklettert und wollte die Triebe nun auch in die richtige Stellung bringen. Genau genommen machte er das nur für Michael und seinen an Besessenheit grenzenden Perfektionismus. Ihm selbst war schnurzpiepegal, ob die wilden Weinreben die gesamte Hausfront bedeckten oder nicht. Manchmal konnte er kaum glauben, wie sehr ihr Lebensstil inzwischen an Spießertum grenzte, aber was tat man nicht alles für den wichtigsten Menschen im Leben … „Kann das nicht warten?

    „Nein! Sonst verpasst du die neuen Nachbarn!", drängelte Michael.

    „Was?"

    Das alte Haus auf dem Nachbargrundstück war das Einzige im ganzen Ort, das ihr eigenes an Altbackenheit überflügelte. Hätte auch nur ein einziger Gartenzwerg im Vorgarten gestanden, es wäre auf der Titelseite der „Schöner leben im romantischen Vorort!" erschienen. Florian war sicher, dass es eine derartige Zeitschrift geben musste – und wenn nicht, dann saß wahrscheinlich gerade irgendein Typ in kariertem Hemd samt Schal vor seinem nigelnagelneuen Laptop und entwarf besagte Zeitschrift.

    Er hätte Haus und Hof verwettet, dass es Jahre dauern würde, bis sich ein Rentnerpaar dazu herabließe, nebenan einzuziehen. Zu seinem Leidwesen hatte er tatsächlich gewettet. Schade um die hundert Euro. Hoffentlich würde sich Michael wenigstens so galant zeigen, ihm beim nächsten Abend in der „Schakal-Bar" ein Bier auszugeben.

    Als Florian nur noch ein Meter vom Boden trennte, sprang er vom Gitter und steckte das Zentimetermaß ein, mit dem er den zartgrünen Trieben seinen Willen hatte aufzwingen wollen. Es war natürlich auch Michaels Wille gewesen – so wie immer, seit er zwölf und sein Adoptivbruder sechs gewesen war. Er ging zu diesem und stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser zu sehen, wer sie von nun an mit seiner Anwesenheit beehren würde.

    „Nicht so auffällig, Flo!, warnte Michael. „Sonst denkt der noch, dass wir ihn ausspionieren.

    „Was wir auch gerade tun, nervte Florian zurück. Diese kindischen Neckereien würden sie wohl niemals sein lassen. „Davon abgesehen beweist mein mit Grasflecken übersätes Shirt ja wohl, dass ich im Garten zugange war.

    „Ich habe dir gesagt, du sollst nicht im Tank-Top herumwerkeln … Angeber."

    Florian kam nicht mehr dazu, eine Bemerkung zurückzugeben, denn die Tür des kleinen weißen Lieferwagens öffnete sich. Einen Moment später stieg auch schon ihr neuer Nachbar aus – und Florian wünschte sich, das Zentimetermaß doch in der Hand behalten zu haben, um sich wenigstens etwas von seinem Starren abzulenken. Er fand es mindestens so unhöflich wie unverschämt, dass er den Neuankömmling derart begaffte, aber er konnte es nicht ändern, denn sein neuer Nachbar sah umwerfend aus. Groß und schlank, dabei aber gut gebaut, mit einem Gesicht wie aus einem Hollywoodfilm. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm beinahe bis auf die Schultern … Florian überkam die Lust, seine Finger hindurchgleiten zu lassen. Sein Hals war trocken. Er räusperte sich.

    Der neue Nachbar schaute wohl deswegen zu ihnen hinüber. Hatte er sie beim Einbiegen in die Auffahrt nicht gesehen? Oder hatte er ihnen eigentlich ausweichen wollen und fühlte sich nun ertappt?

    „Los, komm! Michael warf ihm einen neckischen Blick zu. „Sagen wir mal hallo!

    Tatsächlich trafen sie sich in der Mitte der Einfahrt, denn der Fremde marschierte unmittelbar nach ihnen los. Er stellte den Umzugskarton, den er vor sich hertrug, aber nicht neben sich ab. Das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass er es nicht auf einen längeren Plausch anlegte.

    „Willkommen in der Nachbarschaft!, grüßte Michael bereits auf fünf Schritte Entfernung und grinste sein typisches Paradelächeln. „Wir sind ab jetzt also Nachbarn.

    „Wenn das da Ihr Haus ist … ja, dann ist dem wohl so. Schön, Sie kennenzulernen."

    „Fangen wir doch gleich mit ‚Du‘ an. Ich bin Michael. Das ist Florian, der ungekrönte Heimwerkerkönig der Nachbarschaft."

    Florian streckte automatisch den Arm zum Händeschütteln aus. Er hatte, vom Aussehen seines Gegenübers hingerissen, nicht nachgedacht. Der neue Nachbar bemühte sich aber, ihn aus seiner peinlichen Lage zu retten, indem er den schweren Karton nur auf der Linken balancierte und ihm die Rechte reichte.

    „Erfreut. Adrian. Die Gegend ist wirklich bezaubernd. Nach einem derart ruhigen Plätzchen mit guter Verkehrsanbindung habe ich lange gesucht."

    Gute Verkehrsanbindung? Florian fühlte sich verpflichtet, ihm mitzuteilen, dass es gerade einmal einen Bus pro Stunde gab und dass dieser um halb sieben Uhr abends den Betrieb einstellte. Andererseits musste Adrian ja irgendwie zur Besichtigung des Anwesens gekommen sein, also war ihm das wohl klar und er wollte nur höflich sein. Das oder er meinte die Nähe zur nächsten Stadt, die mit einem Flitzer in einer Viertelstunde zu erreichen war.

    Florian stellte fest, dass er die ihm dargebotene Hand immer noch schüttelte. Er ließ eilig los und lächelte gezwungen. Es roch, als ob ein ganzer Reisebus voller It-Girls hinter ihm Selfies schießen würde.

    „Mir ist ein Parfumflakon runtergefallen", verteidigte sich der Hübschling, dem Florians verwunderter Blick nicht entgangen war.

    „Aha", sagte Michael und warf Florian, aus welchem Grund auch immer, einen neckenden Blick von der Seite zu.

    „Der Lieblingsduft meiner Schwester, fügte der junge Mann mit rollenden Augen hinzu. „Nur so zur Info, auch wenn es meine Nachbarn eigentlich nichts angeht. Ich könnte mich in Rosenwasser baden und es wäre meine Sache.

    Florian schlug Michael in die Rippen. Der Neuankömmling hatte recht, das ging sie tatsächlich nicht das Geringste an. Außerdem war nicht gleich jeder schwul, der gern Parfum trug. Florian kannte eine ganze Reihe von metrosexuellen Männern, die sich lieber einen Keuschheitsgürtel angezogen und den Schlüssel weggeworfen hätten, als einen Schwanz auch nur in die Nähe ihrer Hinterpartie kommen zu lassen.

    „Sollen wir beim Schleppen der Kisten helfen?", bot Florian an, um dem peinlich aufgeladenen Moment zu entkommen.

    „Das ist sehr nett, aber ich möchte euch nicht …"

    „Gar kein Problem!, meldete sich Michael zu Wort und lächelte fröhlich in die Runde. „Ich schleppe lieber Kisten, als weiter im Garten zu malochen. Meine Finger sind schon ganz spröde.

    Zur Unterstreichung seiner Worte hob er beide Hände hoch. Im Gegensatz zu Florians waren sie halbwegs sauber, was ihn vermuten ließ, dass er sich bei der Verschönerung ihres Anwesens zu viel Mühe gab. Anstatt das zu kommentieren, erklärte Florian beschwichtigend: „Wenn Sie … du nicht willst, dass wir … als völlig Fremde … in dein Haus kommen …"

    „Ähm, nein … nein. Das ist schon okay, sagte Adrian schnell und drückte Florian zum Beweis den Karton an die Brust. Dieser war ganz schön schwer. Dass der neue Nachbar ihn mit nur einer Hand – und mit solcher Leichtigkeit dazu – getragen hatte, machte Florian schon ein wenig an. Er ließ es sich aber nicht anmerken, weil Adrians Blick noch immer auf ihm ruhte. „Dann gehe ich mal und sperre die Tür auf.

    Während Michael zum kleinen Laster ging, um die erste Ladung herauszuheben, marschierte der Neuankömmling also zum Eingang seines Hauses. Florian war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, dass er ihnen vertrauensselig den Rücken kehrte.

    „Einfach in den Vorraum stellen, riss ihn Adrian aus seinen Gedanken und deutete auf die geöffnete Tür. „Ich hole schon mal das nächste Zeug.

    Florian trat ungeniert ein und schaute sich im „Vorraum um. Es war eigentlich kein abgeschlossener Raum wie in seinem eigenen Haus, sondern ein engerer Eingangsbereich, der nahtlos ins erste Zimmer des Hauses überging. Von außen täuschte die Bude. Im Inneren war sie weit moderner, mit großen, freien Flächen und hohen Fenstern, die das Licht ungestört hereinfallen ließen. Florian war verwundert, dachte aber nicht weiter drüber nach und beeilte sich stattdessen, wieder unter die Sonne zu kommen. Er wollte nicht schon in der ersten Stunde als „Gruftspion bei den neuen Nachbarn verschrien sein.

    Auf dem Weg zum Kastenwagen kam ihm Michael auf halber Strecke entgegen. Er zog eine Augenbraue hoch, als er den beinahe leeren Wäschekorb in den Armen seines Adoptivbruders entdeckte.

    „Schon klar", rief Florian. „Das war nur zufällig das Oberste."

    „Quatsch!, flüsterte Michael ihm beim Passieren zu. „Ich lasse die schweren Kisten für dich stehen, damit du mit deinen Muckis angeben kannst.

    „Ja, genauso sieht mir dein Grinsen aus."

    Michael erwiderte nichts, aber sein zufriedenes Lachen konnte man auch als Antwort deuten.

    Florian schaute zum Himmel und schüttelte den Kopf. Irgendwann würde er seinem Adoptivbruder diese freche Art abgewöhnen müssen. Weil sie ihm aber doch ein gutes Gefühl verschaffte, ließ er Erziehungsmaßnahmen fürs Erste bleiben. Er war schließlich dankbar dafür, dass Michael den Tod seiner Eltern so gut überwunden hatte. Was ihn selbst betraf, litt er weit mehr unter ihrem Verlust, auch wenn er nur durch Adoption zu den Richters gehörte. Genau genommen hatte er noch nicht einmal den Tod seiner biologischen Familie überwunden. Daran wollte er aber nicht denken. Der Tag hatte so fröhlich angefangen.

    „Was soll ich als Nächstes nehmen?", fragte er Adrian, um sich von seinen düsteren Gedanken abzulenken.

    „Einen Moment noch! Ich bringe den verdammten Knoten nicht auf."

    Florian machte einen Schritt zur Seite und schaute in den Wagen, in dem Adrian sein Hab und Gut mit mehreren Seilen festgebunden hatte. Er hatte es dabei wohl mit der Vorsicht übertrieben.

    „Soll ich ein Messer holen?"

    „Nein. Das muss auch anders gehen."

    Nicht einmal Alexander der Große hätte es geschafft, dieses Wirrwarr an Seilen zu lösen. Der Gordische Knoten war ein Dreck dagegen.

    „Vielleicht … wenn wir eine der Schachteln herausquetschen können … Dann sollte mehr Spielraum für die anderen Sachen sein. Ich versuche es mal von der anderen Seite aus."

    Florian musste seinem Nachbarn zumindest zugestehen, dass er nicht gleich aufgab. Auch wenn er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie sie das ohne drastischere Maßnahmen schaffen sollten.

    „Wieso versucht ihr nicht, den Vordersitz etwas zurückzukippen?", meldete sich Michael aus dem Hintergrund.

    Adrian und Florian schauten sich einen Moment an. Ihm wurde dabei heiß, und es lag nicht an der herunterknallenden Sonne. Sie beherzigten den Vorschlag, und natürlich lag Michael goldrichtig – so wie immer. Florian konnte sich trotzdem nicht vorstellen, dass der Wagen ohne die Hilfe eines Messers wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden konnte. Aber das ging ihn eigentlich nichts an. Leider.

    „Du stehst auf WLLB30?", rief Michael begeistert, als er deren CD in einem der offenen Kartons entdeckte.

    „Nein, das ist nur … emotionaler Ballast, den ich noch nicht loswerden konnte. Adrian schnappte nach einer kleineren Kiste und zog sie vorsichtig durch das Chaos der Seile hindurch. „Das ganze Zeugs der Band ist von meinem Ex.

    Michael stieß Florian regelrecht in die Seite.

    Adrian bemerkte es zum Glück nicht, weil er mit dem Rücken zu ihnen noch halb im Auto lehnte. „Willst du es haben? Irgendwann muss ich ja Klarschiff machen."

    „Oder wir machen einen Grillabend und vernichten die CDs als Befreiungsschlag! Michael klang derart fröhlich, dass Florian ihm am liebsten auch einen Stoß versetzt hätte. „So sehr mir das Herz deswegen auch bluten würde.

    „Das wäre doch eine Verschwendung", schmetterte Adrian den Vorschlag ab.

    Florian hatte einen derartigen Kommentar schon erwartet. Immerhin mühten sie sich gerade mit dem Ausladen ab, weil Adrian sich weigerte, die Seile zu durchschneiden. Er fand es also angenehm, als sein Adoptivbruder nichts mehr sagte. So brachten sie das Schleppen der Kisten, Kartons und Scheffel weit schneller hinter sich. Florian fragte sich, ob die neuen Nachbarn alle Möbel vom Vormieter übernommen hatten. Noch vor einer Stunde hätte er das für unmöglich gehalten, aber nachdem er das alte Gebäude von innen gesehen hatte, wusste er, dass es recht schick eingerichtet war. Zumindest für seinen eigenen, nicht gerade hypermodernen Geschmack.

    Als er die letzte Ladung vor Adrians Füßen abstellte, reichte ihm dieser die Hand.

    „Vielen Dank für die Hilfe! In dieser Hitze hätte es alleine weit mehr Mühe gemacht. Der Hübschling reichte auch Michael die Hand und drückte fest zu. „Ich werde jetzt erst mal alle Fenster aufreißen, damit ich die abgestandene Luft aus den Räumen bekomme.

    „Es gibt um diese Jahreszeit viele Sommergewitter, erklärte Florian mit einem Lächeln. „Also die Fenster am besten nie ganz aus den Augen lassen.

    Adrian und Michael schauten zur selben Zeit hoch. Der Himmel war strahlend blau. Florian stand aber zu seiner Warnung. Manchmal lagen nur zwanzig Minuten zwischen schönstem Sommertag und größtem Unwetter samt Sturm und Blitzen – „raining cats and dogs", wie sein Adoptivvater immer gerne gesagt hatte.

    „Ich würde euch für die Hilfe ja gerne etwas Kühles zum Trinken anbieten, aber … Adrian deutete auf die Kisten und Kartons. Natürlich war sein Kühlschrank leer, so wie alle seine anderen Schränke wahrscheinlich auch. „Ein anderes Mal aber gerne.

    „Abgemacht!, nahm Michael die Einladung an, ehe Florian die Chance bekam, höflich abzulehnen und zu erklären, dass sie doch gerne geholfen hatten. „Wir müssen sowieso wieder in den Garten. Sonst scheint die Sonne auf unser Blumenbeet und wir können nicht mehr gießen, weil es uns die Blätter ruinieren würde.

    Na klasse, dachte Florian und atmete vielleicht zu theatralisch aus. Nun hatte Adrian bestimmt einen ganz falschen Eindruck von ihnen. Nur weil Florian bewusst war, wie spießerhaft ihr Alltag inzwischen geworden war, warf er seinem Adoptivbruder keinen seiner warnenden Blicke zu. Es wäre ohnehin vergebene Liebesmüh gewesen. Die zogen nicht mehr, seit der inzwischen große Scheißer elf geworden war. Florian dachte trotzdem, dass sie besser auf ihr eigenes Grundstück zurückkehren sollten, ehe sie die Chance bekamen, sich vor Adrian zu Volldeppen zu machen.

    „Einen guten Einzug noch und fröhliches Auspacken!"

    Adrian warf ihm ein Lächeln zu und beugte sich zu seinen Sachen hinunter, um das erste Album von WLLB30 hervorzuziehen. Florian versuchte, dabei nicht auf den ihm entgegengestreckten Knackhintern zu starren.

    „Ich werde dazu abshaken, so als Befreiungsschlag. Dann wird’s schon werden."

    „Ganz meine Rede, freute sich Michael, dass Adrian seine Worte zur Band noch im Kopf hatte. „Auf Wiedersehen!

    „Tschüss! Und auf gute Nachbarschaft!"

    „Ciao, verabschiedete sich auch Florian und schob seinen Adoptivbruder zur Tür hinaus. Er ignorierte das deswegen auf ihn hereinprasselnde Meckern. Erst als sie aus Adrians Hörweite waren, beklagte er sich: „Hast du sie noch alle? Weißt du, wie peinlich das für mich war? Der weiß doch jetzt genau, dass ich auch auf Männer stehe!

    „Und das stört dich?"

    „Nein … ja! Das macht man doch nicht so! Wir sind keine Teenager mehr. Ein derart kindisches Verhalten ist in unserem Alter nicht mehr süß. Und war es wirklich wichtig, mit diversen … Informationen über mich hausieren zu gehen?"

    „Also, ein nicht-heteronormativer Nachbar ist doch echt das Unspektakulärste, was dieses Dorf zu bieten hat. Ich meine, hier lebt immerhin mein allerliebster Werhund! Und wer hat schon jemals von Werhunden gehört?"

    „Du weißt genau, dass es von uns mehr gibt als von den Werwölfen. Diese Idioten sind nur so bekannt, weil sie nicht aufpassen … Was uns andere noch so richtig in die Scheiße reiten kann."

    „Ach, komm! Heutzutage passen die Werwölfe bestimmt besser auf als früher. Vor hundert Jahren, also vor DNS-Tests und solchen Verfahren, musste man ja nicht so vorsichtig sein."

    „Du weißt nicht viel übers Mittelalter, oder?"

    „Ich weiß nicht mal viel über die Gegenwart. Michael nahm seine Sorgen einmal mehr nicht ernst. Florian ließ ihm das nur durchgehen, weil ihm sein Lächeln in den Monaten nach dem Autounfall so gefehlt hatte. „Und tu nicht so, als wärst du der große Kenner der Wervölker. Alle tatsächlich zutreffenden Infos haben wir von Onkel Schakal und den Leuten in seiner Bar.

    „Ich diskutiere nicht weiter mit dir über dieses Thema."

    „Natürlich nicht! Weil du genau weißt, dass ich recht habe!"

    „In deinen Träumen vielleicht."

    Michael musste immer das letzte Wort haben. Zumindest schnappte er sich die leere Gießkanne und marschierte damit in Richtung Gartenschlauch. Er hielt also sein Wort, sich in Zukunft mehr an der Haus- und Gartenarbeit zu beteiligen.

    Florian ließ die Weinreben für den Moment Weinreben sein und ging zum Vordereingang, um die Heckenschere und die Leiter zu holen. Vielleicht konnte er beim Stutzen einen weiteren Blick auf den neuen Nachbarn erhaschen.

    Verdammt! Er war ein Gruftspion.

    Seine Neugierde war allerdings berechtigt. Was führte einen derart schönen Mann in ein kleines Nest wie dieses? Ob der Kerl als Model gearbeitet hatte oder als aufstrebender Schauspieler gescheitert war, konnte Florian nach nur einem kurzen Gespräch nicht erahnen. Er wusste nur eines ganz genau: Er wollte diesen Mann näher kennenlernen.

    * * *

    „Was für eine geile Sau", murmelte Florian vor sich hin und ließ den Kaffee in seiner Tasse weiter kalt werden.

    Michael war nicht mehr ganz so euphorisch, ihm beim Ausspionieren der Nachbarschaft zuzuschauen. Inzwischen nervte Florian seinen Adoptivbruder wohl gewaltig. Zumindest ließen unmutige Seitenhiebe nicht mehr lange auf sich warten: „Muss das wirklich sein? Du weißt, ich mach jederzeit gern den Wingman für dich, aber muss ich mir deswegen auch diese Art von Meldung anhören?"

    „Natürlich. Du darfst ja auch Zeug sagen wie: geile Schnitte, heißer Feger oder …"

    „Das sagst du nur, weil du genau weißt, dass ich niemals so über meine Ladys reden würde! Michaels Stimme klang ein wenig lauter als zuvor. Da hatte Florian offensichtlich einen Nerv getroffen. Und das war gut so! Er musste zumindest hin und wieder bei ihren verbalen Rangeleien gewinnen. In letzter Zeit hatte er es Michael ohnehin viel zu leicht gemacht. „Ich rede nicht abschätzig über die holde Weiblichkeit.

    Woher hatte sein kleiner Aufreißer plötzlich derartige Begriffe? So redete doch kein junger Mann. Florian war sich nicht einmal sicher, ob Männer überhaupt jemals solches Vokabular ausgesprochen hatten. Anstatt Michael darauf hinzuweisen, scherzte er: „Du willst doch nur, dass ich mir schlecht vorkomme."

    „Erstens stimmt das nicht! Und zweitens bin ich nur so, wie du mich miterzogen hast."

    „Miterzogen. Ein schönes Wort. Er grinste seinen Mitbewohner/besten Freund/Adoptivbruder an. „Ich durchschaue dich trotzdem. Du verwickelst mich in dieses Gespräch, damit ich Adrian nicht weiter ausspioniere.

    „Ach, du bist dir also zumindest im Klaren darüber, dass du ihn ausspionierst?"

    „Ich schaue aus meinem Fenster! Es ist ja nicht so, dass ich ihn stalke oder so. Florian nahm einen Schluck kalten Kaffee, weil ihm das Gespräch doch ein klein wenig unangenehm wurde. „Ich habe zuerst hier gewohnt. Und ich sage ihm ja auch nicht, dass er halb nackt in meinem Vorgarten herumlaufen soll.

    „Wir könnten ihn einfach bitten, das in Zukunft nicht mehr zu tun."

    „Untersteh dich! Erst als er zu Michael hinüberschaute, entdeckte er das spitzbübische Grinsen auf dessen Gesicht. „Du bist ein Arschloch, Mike.

    „Und du bist ein Schwanzlutscher. Was kann man da machen?"

    Florian beschloss einmal mehr, nicht weiter auf sein großmäuliges Anhängsel einzugehen, und konzentrierte sich lieber wieder auf das, was nebenan geschah.

    „Hey, da tut sich was! Ist das seine Schwester?"

    „Was? Wo?"

    Michael stand innerhalb weniger Sekunden bei ihm am Fenster. War ja klar! Wenn es um ein hübsches Mädchen ging, warf Michael die guten Vorsätze über Bord.

    Adrian hatte den Ankömmling inzwischen erreicht und hob sie hoch, ehe er sie fest umarmte. Hätte er ihnen nicht von seiner Schwester erzählt, Florian hätte die beiden für ein Liebespaar gehalten. Nur weil sein Nachbar einen Exfreund hatte, hieß das nicht, dass er nicht auch ein paar Exfreundinnen in petto haben konnte. Florian hoffte, dass es keine Exfreundinnen gab.

    „Die beiden sehen sich total ähnlich!, stellte Michael seltsam begeistert fest und drückte seine Nase beinahe gegen die Fensterscheibe. „Die Schönheit liegt wohl in der Familie.

    „Mach mal den Mund zu!"

    „Was?"

    „Dein Mund, flüsterte Florian seinem Spionagekumpel zu. „Du sabberst sonst gleich.

    „Sagt der Hund, oder was?"

    „Reduzier mich nicht darauf!"

    In einer Sache hatte Michael aber recht: Die neuen Nachbarn waren extrem attraktiv. Die Haut der jungen Frau schimmerte beinahe im Licht, ihre Züge waren ein wenig markant, aber makellos, und ihr Lächeln ließ ihr Gesicht strahlen. Die offen zur Schau gestellte Zuneigung ihres Bruders schien ihr allerdings zu missfallen, denn sie schob ihn gleich am Boden angekommen von sich und redete ohne Luftholen auf ihn ein. Sie steckte dabei ihr schwarzes Haar hoch. Die silberne Spange wirkte darin wie ein Stern am Nachthimmel – was bestimmt auch die Intention war. Zumindest ging Florian davon aus. Was wusste er schon von Mode? Oder von Mädchen?

    „Wir sollten wirklich nicht noch länger spionieren, gab er Michael schließlich recht, obwohl dieser plötzlich nicht mehr auf seine eigenen Ratschläge hören wollte. „Setz dich wieder! Sonst räume ich den Tisch ab.

    „Mein Gott, Flo! Heute kannst du’s ja mal wieder!"

    Michael gab aber tatsächlich mal nach. Diesen Tag musste Florian sich rot im Kalender anstreichen.

    Florian setzte sich ebenfalls hin und verteidigte sich nur halb im Scherz: „Du weißt, wie ich es hasse, wenn ich die Reste vom Teller kratzen muss."

    „Ich habe Müsli mit Marmelade, erklärte Michael mit gelangweiltem Blick. „Und ich bin sowieso mit dem Abwasch dran.

    „Rede doch keinen Müll! Du beginnst heute dein neues Praktikum. Da lasse ich dich doch keine niedere Hausarbeit erledigen."

    „Es ist ein Volontariat an der örtlichen Bücherei. Wie schwer kann das schon sein?"

    „Das hängt immer von den Leuten ab, mit denen man es zu tun hat. Davon konnte Florian ein Lied singen. Er wartete deswegen auf Widerworte oder zumindest einen kleinen Anflug von Aufmüpfigkeit – allerdings umsonst. Michael stocherte nur in seinem Müsli herum. Florian fiel erst in diesem Moment auf, dass sein Gegenüber noch nichts gegessen hatte. „Du bist wirklich nicht wegen dem Pra… dem Volontariat aufgeregt? Du wirkst ein wenig nervös.

    „Daran liegt’s nicht. Nur … Heute ist Elenas Geburtstag. Du erinnerst dich? Groß, rote Haare … Muttermal am Kinn? Sie schmeißt am Abend sicher wieder eine ihrer berühmt-berüchtigten Poolpartys. Was soll ich sagen? Ich vermisse meine Freunde in der alten Heimat eben noch. Manchmal mehr, manchmal weniger. Er schob die Schale eine Armlänge von sich. „Übrigens, Jake hat beim letzten Anruf gefragt, wie es dir geht. Soll ich ihm etwas von dir ausrichten?

    „Woher hat er denn unsere Nummer? Ich dachte, die ist geheim?"

    „Er hat mich natürlich am Handy angerufen. Michael zog das „natürlich derart in die Länge, als wäre Florian der altmodischste Mensch der Welt. Unmittelbar nach seiner Bemerkung erinnerte er sich aber daran, dass sie nach dem Umzug auch neue Handyverträge abgeschlossen hatten. Er schob nämlich kleinlaut nach: „Er ist mein bester Freund. Ich kann ihm nicht einfach meine neue Nummer vorenthalten."

    Florian verdrehte die Augen. Er war allerdings weniger genervt als enttäuscht.

    „Ich dachte, du hättest die Freundschaft beendet, als wir im letzten Jahr hierhergezogen sind."

    „Er ist mein bester Freund, wiederholte sein Gegenüber mit einem Seufzen. „Ich kann ihm eben nicht lange böse sein.

    Dich bedrängt er ja auch nicht sexuell, dachte Florian, behielt das aber für sich. Wenn Michael sich wieder mit seinem besten Freund vertrug, dann wollte er ihm das nicht verderben, egal, wie unwohl er sich selbst dabei fühlte. Er wechselte also schnell das Thema, indem er fragte: „Wollen wir heute in der ‚Schakal-Bar‘ vorbeischauen? Wir haben schon länger nicht mehr nachgefragt, ob es Neuigkeiten bei der Suche nach anderen Werhunden gibt. Und wir könnten deinen ersten Tag an der Bibliothek feiern."

    „Ich hätte total Lust auf einen Männerabend! Aber ich muss meine Seminararbeit bis Ende des Monats einreichen. Bis in die Morgenstunden Zukippen ist da nicht."

    „Als ob ich zulassen würde, dass du dich betrinkst."

    „Als ob du noch nie sturzbesoffen nach Hause gekommen wärst!"

    „Da war ich ein Teenager und wusste es nicht besser!"

    „Und ich mache mich mal besser auf den Weg zur Bücherei. Du nervst heute sowieso nur. Michael stand auf und schaute sich unschlüssig um. „Wo ist mein Rucksack?

    Florian stellte seine Tasse zur Seite und marschierte ins Wohnzimmer. Wenigstens einer von ihnen musste Ordnung halten, oder sie würden irgendwann im Chaos versinken.

    „Den habe ich vorhin aus dem Weg geräumt, damit du nicht wieder darüber fällst, wenn es an der Tür klingelt."

    „Flo, das war einmal! Und ich war zehn!"

    „Du warst vierzehn und du hast dir die Elle und die Speiche gleich dazu gebrochen."

    Michael murmelte irgendetwas vor sich hin. Weil Florian davon ausging, dass es eine Schimpftirade war, fragte er allerdings nicht genauer nach. Wie es der Zufall wollte, klingelte es gerade an der Tür, als er den Rucksack über seine Schulter geworfen hatte. Er grinste in sich hinein. Vielleicht hatte er seinen Adoptivbruder gerade davor bewahrt, seinen ersten Tag an der Bücherei wegen eines gebrochenen Beins zu verpassen. Dann kam ihm allerdings ein Gedanke und er rief eilig: „Lass mich hingehen!"

    Florian wäre wegen einer Falte im Teppich beinahe selbst gestolpert. Er rannte regelrecht zum Eingang, aber natürlich war Michael, der eben noch in der Küche gestanden hatte, zuerst an der Tür. Florian hätte ihn dafür erschlagen können, denn er hatte eine Vermutung, wer sich um diese Uhrzeit bei ihnen blicken lassen könnte. Als er in den Eingangsbereich kam, hörte er auch schon Adrians tiefe Stimme.

    „Hallo, schöner schwarzer Mann! Ist Florian auch da? Er gab der hübschen Schwarzhaarigen neben sich einen liebevollen Klaps auf den Rücken. „Das ist meine Schwester Alexis. Sie bevorzugt es allerdings, wenn man sie ‚Lexi‘ nennt.

    „Erfreut", sagte diese weniger begeistert und tippte eine letzte Nachricht in ihr Handy, ehe sie es in ihrer Hosentasche verschwinden ließ.

    „Ich freue mich, dich kennenzulernen", grüßte Michael in seiner

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