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Die Jungs aus dem Panther: Eisprinzessin
Die Jungs aus dem Panther: Eisprinzessin
Die Jungs aus dem Panther: Eisprinzessin
eBook392 Seiten5 Stunden

Die Jungs aus dem Panther: Eisprinzessin

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Über dieses E-Book

Alex fehlt es an nichts: Sein Vater zahlt ihm Studium und Wohnung und er genießt sein Leben in vollen Zügen. Kaum etwas lässt er anbrennen, wenn er feiern geht. Janna hingegen arbeitet Nacht für Nacht in einem Club, um sein Studium zu finanzieren. Als die beiden aufeinandertreffen, ist Alex sofort von Jannas kühler Art fasziniert. Irgendetwas verbirgt Janna hinter seiner abweisenden Fassade und trotzdem kann Alex sich nicht helfen; er fühlt sich unweigerlich von ihm angezogen. Dann jedoch verschwindet Janna spurlos ...
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum9. Feb. 2018
ISBN9783960891826
Die Jungs aus dem Panther: Eisprinzessin

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    Buchvorschau

    Die Jungs aus dem Panther - Elian Mayes

    Elian Mayes

    Eisprinzessin

    Die Jungs aus dem Panther 1

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2018

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Cover: Irene Repp

    http://www.daylinart.webnode.com

    Bildrechte:

    © Andrey Kiselev – fotolia.com

    1. Auflage

    ISBN 978-3-96089-181-9

    ISBN 978-3-96089-182-6 (epub)

    Für Fabian

    Inhalt:

    Alex fehlt es an nichts: Sein Vater zahlt ihm Studium und Wohnung und er genießt sein Leben in vollen Zügen. Kaum etwas lässt er anbrennen, wenn er feiern geht.

    Janna hingegen arbeitet Nacht für Nacht in einem Club, um sein Studium zu finanzieren.

    Als die beiden aufeinandertreffen, ist Alex sofort von Jannas kühler Art fasziniert. Irgendetwas verbirgt Janna hinter seiner abweisenden Fassade und trotzdem kann Alex sich nicht helfen; er fühlt sich unweigerlich von ihm angezogen. Dann jedoch verschwindet Janna spurlos ...

    Kapitel 1: Alex

    Heiß, es war viel zu heiß! Nur das letzte bisschen Selbstkontrolle hielt Alex davon ab, zu hecheln wie ein Hund, als er sich hinter der Fensterscheibe des Busses der heißen Sommersonne ausgesetzt sah. Als ob man als Student nicht genug leiden müsste, dachte er missmutig und schwitzte vor sich hin. Noch drei Stationen, dann durfte er endlich aus dieser fahrenden Sauna aussteigen, die er trotz allem einem Fußmarsch in der Hitze vorzog.

    Umso überraschter war er, als er tatsächlich jemanden entdeckte, der auf dem Fahrrad- und Fußgängerweg neben der Straße joggte. Die schwarzen Haare klebten ihm dabei an der Stirn, das weiße T-Shirt war beinahe durchsichtig. Der musste wirklich lebensmüde sein, dachte Alex stirnrunzelnd, doch er verschwendete keinen weiteren Gedanken an den Verrückten. Stattdessen schloss er die Augen und öffnete sie erst wieder, als der Bus seine Haltestelle erreicht hatte. Er schleppte sich durch die Bustür und dann die Straße hinauf, hin zu den Appartements, wo er allein in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung lebte. Müde erklomm er die unzähligen Stufen zu seinem einsamen Reich; der Aufzug war schon seit ein paar Wochen kaputt.

    Alex stieß die Tür auf und begrüßte mit einem Seufzen die kühle Luft, die ihm entgegenschlug. Seit Wochen hielt er tagsüber die Fensterläden geschlossen, lüftete nur nachts, aber dafür umso ausgiebiger. So war es zu Hause stets angenehm kühl, zumindest im Vergleich mit den Temperaturen, die draußen oder im Treppenhaus herrschten.

    Gähnend machte Alex sich einen Kaffee. Er wischte sich ein paar verschwitzte, blonde Strähnen aus dem Gesicht, bevor er sich auf seine Couch fallen ließ und die Glotze anstellte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ihm vor Erschöpfung auch schon die Augen zufielen.

    Als er wieder erwachte, war vom Schlaf noch leicht verwirrt. Das ihm öfter passierte, wenn er nachmittags ungewollt einschlief. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er sich beeilen musste, wenn er noch rechtzeitig zur Vorlesung kommen wollte. Schlaftrunken torkelte er ins Bad und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Es zeigte nur mäßig Wirkung. Sein Spiegelbild verriet ihm außerdem, dass er trotzdem noch aussah, als wäre er von einem Laster überrollt worden. Besonders die vom Schlaf noch müden Augen hätten mit diesen wunderbar hübschen Augenringen von einem Zombie stammen können.

    Zu spät trudelte er im Hörsaal ein, aber das interessierte niemanden. Leise ließ er sich in die hinterste Reihe fallen und scannte kurz die Powerpoint-Präsentation. Aha, Genetik. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, wieso er sich aufgerafft hatte: Er mochte das Thema.

    Kurz nach ihm setzte sich jemand auf den freien Platz auf seiner rechten Seite. Neugierig lugte Alex zu ihm hinüber und stutzte. Hinter dem Vorhang aus schwarzem Haar konnte er nicht allzu viel erkennen, doch das durchgeschwitzte weiße T-Shirt kam ihm vage bekannt vor. Das war der Irre, den er aus dem Bus heraus beobachtet hatte. Atemlos kramte der Neuankömmling einen Block und einen Stift aus seiner Tasche, doch es dauerte gar nicht lange, da schlief er auf seinen Unterlagen ein. Stirnrunzelnd wandte Alex wieder den Kopf nach vorn. Wieso ging man überhaupt zur Vorlesung, wenn man ohnehin nicht vorhatte, zuzuhören? Es bestand doch keine Anwesenheitspflicht.

    Der Professor beachtete den Schlafenden nicht – er war nicht einmal der Einzige – und setzte seinen Monolog fort. Ab und zu schreckte der Schwarzhaarige neben Alex kurz hoch, notierte sich für ein paar Minuten etwas und schlief wieder ein.

    »Harte Nacht gehabt?«, fragte Alex schief grinsend, nachdem der Professor die Vorlesung beendet und sein Sitznachbar sich aufgerafft hatte. Wenn jemand sich so abhetzte, nur um irgendwo einzuschlafen, dann musste das doch einen Grund haben.

    »Hmm«, brummte der zur Antwort. Die Ringe unter den dunklen, fast schwarzen Augen unterstrichen diese Einsilbigkeit noch. Schwarze Haare, schwarze Augen und ein Teint wie Schneewittchen, stellte Alex schmunzelnd fest. Fehlten nur die roten Lippen und der Apfel. Die zierliche Figur und das zarte Gesicht hatte er jedenfalls.

    »Hab nicht viel geschlafen«, murmelte der wortkarge Kerl dann doch überraschend ausführlich. Nicht, dass Alex nicht allein darauf gekommen wäre.

    »Studierst du auch Bio?«, ging er daher nicht auf das Eingeständnis ein und runzelte überrascht die Stirn, als der andere den Kopf schüttelte.

    »Nein, eigentlich bin ich Automechaniker und komme nur wegen der Aussicht hierher.« Alex brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass das ein Scherz sein sollte. Er war wohl auch noch nicht so ganz wach.

    »Also ja«, schlussfolgerte er scharfsinnig und zum ersten Mal zuckte der Schatten einer Emotion in Form eines Lächelns über das blasse Gesicht seines Gegenübers. Es ließ ihn direkt menschlicher, oder vielmehr lebendiger, aussehen.

    »War das deine letzte Vorlesung für heute?«, fragte Alex interessiert. »Falls ja, könnten wir zusammen in die Mensa gehen.« Er hasste es, allein zu Abend zu essen. Dabei fühlte er sich immer so beobachtet, als ob die anderen sich darüber den Kopf zerbrechen würden, warum er allein aß oder als ob er keine Freunde hätte. Wohl noch so eine Marotte von ihm und abgesehen davon, hätte er gern noch etwas mehr über den schweigsamen Unbekannten erfahren. Verrückte wie er, die sich die Rennerei durch die Sonne freiwillig antaten, waren doch immer irgendwie interessant. Doch leider schüttelte der den Kopf.

    »Ich muss weg«, erklärte er kurz angebunden. »Vielleicht nächste Woche.« Er griff nach seiner Tasche und drehte sich um. Nachdenklich sah Alex ihm nach, wie er davonging und fragte sich, wieso er ihm noch nie zuvor über den Weg gelaufen war. Nun besuchte er diese Vorlesung schon seit ein paar Wochen, aber ein Schneewittchen war ihm noch nicht aufgefallen. Schließlich besann er sich und packte sein Zeug ebenfalls ein. Da er noch immer nicht allein in der Mensa essen wollte, machte er sich auf den Heimweg und sprang nur kurz in den Supermarkt. Tiefkühlpizza war sein neuer, bester Freund.

    Später saß er kauend auf dem Sofa, zog sich irgendeinen Horrorfilm rein und mampfte seine Pizza. Allein. Eigentlich ging er freitagabends aus, um sich das Wochenende mit einer schnellen Nummer zu versüßen, aber an diesem Tag konnte er seine müden Knochen nicht dazu überreden. Außerdem war es noch immer viel zu warm draußen. Er schaffte es lediglich zu seinem Kühlschrank und danach wieder zum Sofa. Gegenüber stand, unscheinbar neben seinem Flatscreen, sein kleines Geheimnis: ein wackliges Bücherregal. Dass er las und das auch noch gern tat, wusste kaum jemand von ihm. Er hielt es auch nicht für notwendig, das jedem auf die Nase zu binden. Lesen passte nicht zu seinem Image. Wenn ihn eine seiner Eroberungen nach dem Regal fragte, dann erzählte er, dass es nur zur Zierde dort stand. Wer datete schon gern einen Bücherwurm?

    Rechts des Regals führte eine Tür in sein Schlafzimmer und eine zweite in sein Bad. Beide Räume waren stets penibel aufgeräumt und sauber. Er hasste nichts mehr als ein dreckiges Bad – abgesehen von einem dreckigen Schlafplatz. Das war auch der Grund, warum er auf der Couch niemals schlief, sondern höchstens Sex hatte. Doch auch das war in letzter Zeit nicht besonders häufig vorgekommen, denn seine Eroberungen schafften es selten bis zu ihm nach Hause. Und sie schafften es auch nie in sein Leben.

    Die Woche verging schleppend, die Hitze machte Alex zu schaffen und die Übungen und Vorlesungen gingen ihm auf die Nerven. Trotzdem ging er hin. Ein wenig Ordnung in seinem Tagesablauf schadete schließlich nicht.

    Montags war er mit ein paar Kommilitonen im Kino, dienstags und mittwochs verbrachte er den Abend mit ihnen an der Liegewiese am Fluss, donnerstags lag er den halben Tag vor der Glotze. Daneben schrieb er nur ein paar Zeilen zu seiner Hausarbeit und erstellte die Gliederung derselben. Kurz gesagt: Er ließ die Woche selbst für seine Verhältnisse extrem ruhig angehen. Während dieser Zeit schlich sich Schneewittchen immer wieder in seine Gedanken. Noch immer war er dem Rätsel, warum er ihn bisher nie gesehen hatte, nicht auf die Schliche gekommen, und auch, als er die anderen fragte, bekam er nicht wirklich eine Antwort.

    »Der redet mit keinem«, meinte einer seine Kommilitonen desinteressiert, als Alex ihn nach einem schmalen Kerl mit schwarzen Haaren fragte. »Der arbeitet immer allein und will von niemandem etwas wissen.«

    Freitagabend kam. Alex saß in der Genetik-Vorlesung und spielte mit sich selbst Tic-Tac-Toe, als sich jemand zwei Plätze weiter neben ihm niederließ. Aus den Augenwinkeln erkannte er schwarzes Haar und sah überrascht auf. Der komische, schweigsame Kerl war wieder da! Diesmal schlief er jedoch nicht ein, sondern schrieb fleißig mit. Er sah auch nicht mehr ganz so sehr im Eimer aus wie beim letzten Mal. Wenn er nachdachte und dabei die Zunge zwischen die Zähne nahm, wirkte er total in den Stoff vertieft. Eigentlich ziemlich süß.

    Ups.

    Hatte er das gerade tatsächlich gedacht? Dabei entsprach der dünne Typ mit der Kellerbräune so gar nicht seinem Beuteschema. Ach, scheiß drauf, dachte Alex dann, er musste doch nicht alles und jeden in ein Schema einteilen.

    »Heute Mensa?«, unterbrach er den anderen daher hoffnungsvoll bei seiner Grübelei, der daraufhin wie aus tiefen Gedanken erwachend aufsah.

    »Hä, was? Ach du … Nee, sorry, ich hab zu tun«, antwortete der, während er sich mit dem Ende seines Stifts die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht strich.

    Mist. Also schon wieder Tiefkühlpizza.

    »Was hast du denn zu tun?«, wollte Alex neugierig wissen, doch er erhielt keine nennenswerte Antwort darauf; der Blick des anderen war wieder auf den auf- und ablaufenden Professor gerichtet.

    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Alex weiter, obwohl er eigentlich nicht mit einer Antwort rechnete.

    »Janna.«

    »Janna?« Verwundert hob Alex eine Augenbraue. Konnte man einen Jungen Janna nennen? Nun, offenbar hatten dessen Eltern es gekonnt, dachte er und war plötzlich über das Namensmonstrum Alexander Christian von Berthingen mehr als froh.

    »Ja, Janna«, gab Janna zurück, nun seinerseits die Stirn runzelnd und Alex wurde plötzlich bewusst, wie unhöflich sein ungläubiges Nachplappern gewesen war. Er setzte ein entschuldigendes Grinsen auf.

    »Also, was hast du denn zu tun?«

    »Arbeiten.«

    Mann, der Kerl war ja gesprächig! Er verschwand auch nach der Vorlesung schneller, als Alex gucken oder ihn noch einmal ansprechen konnte. Schulterzuckend nahm er es zur Kenntnis. War ja nicht seine Sache. Aber schon wieder allein essen und dann auf dem Sofa versacken? Vielleicht sollte er an diesem Abend noch einmal ausgehen …

    Kapitel 2: Janna

    Janna verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an den Kerl aus der Vorlesung, von dem er, wie ihm nun einfiel, nicht einmal den Namen wusste. Er hatte nicht danach gefragt, schlicht, weil es ihn nicht interessierte. Wie jeden Freitag musste er sich beeilen, um von der Vorlesung rechtzeitig in den Club zu kommen, in dem er arbeitete. Na ja, Club war zu viel gesagt, wenn man Janna fragte, aber das stand zumindest auf dem Schild über der Eingangstür und es klang auch besser als »Kneipe«.

    Wie immer kam er atemlos und keine Sekunde zu früh im Hinterhof an. Er verschnaufte nur kurz, bevor er eintrat und sein Zeug an die Garderobe beförderte. Im Vorbeigehen grüßte er Sean, den stellvertretenden Chef, und machte sich eilig daran die Theke auf den Ansturm des Abends vorzubereiten. Getränke auffüllen, Kasse checken, kurz durchwischen …

    »Janna, geh duschen. Du stinkst.« Sean gab ihm breit grinsend einen Schlag auf die Schulter, der ihn beinahe umwarf. Der Barkeeper war etwa zwei Meter groß, breit und sportlich, nahm kein Blatt vor den Mund und war der selbstbewussteste Mensch, den Janna kannte. Er hatte schokoladenbraune Augen, färbte sich die brünetten Haare blond und trug etwas, das an einen sechs-Tage-Schnurr-und-Kinnbart erinnerte.

    »Wie charmant, Sean«, gab Janna betont kühl zurück. »Ich musste herlaufen, da würdest du bei dem Wetter auch stinken.« Er hatte auch ohne Anweisung noch vorgehabt duschen zu gehen. Sean lachte nur und schob den Kleineren dann Richtung Dusche. Janna schnappte sich noch schnell eines der lila-schwarzen Club-T-Shirts und zog Unterwäsche und Hose aus seiner Tasche, bevor er in dem winzigen Bad verschwand.

    »Beeil dich, sonst komm ich rein und helfe dir!«, lachte Sean von der anderen Seite der Tür, wobei Janna sich nicht sicher war, ob das ein Angebot oder eine Drohung sein sollte.Seufzend trat er in die Dusche. Nicht, dass er Sean nicht mochte; im Gegenteil, aber manchmal war ihm dessen gute Laune und vor allem seine Lautstärke zu viel.

    Das Wasser, das auf seinen Kopf prasselte, tat gut, auch wenn es eiskalt war. Der Durchlauferhitzer war seit einigen Wochen kaputt und bisher hatte der Chef sich nicht darum gekümmert. Hinterher trocknete Janna sich sorgsam ab und betrachtete sich eine Weile im Spiegel. Er war tatsächlich so schmal, wie alle immer sagten, trotzdem zeichneten sich auch Muskeln sanft unter seiner Haut ab. Vielleicht könnte er daran arbeiten, wenn er irgendwann Zeit hatte, und vielleicht würde er dann sogar dieses blöde Image los …

    »Janna, mach mal hinne! Wir öffnen gleich!« Das war Leo. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet Janna, dass er recht hatte. Eilig rubbelte er sich die Haare trocken, band sie zusammen, weil der Chef es nicht mochte, wenn er sie offen trug, und schlüpfte in seine Klamotten.

    »Bin fertig«, verkündete er den beiden anderen und fand seinen Platz hinter der Theke.

    In den nächsten Stunden kam er kaum dazu, einen Gedanken zu fassen, so viel bekamen sie zu tun. Wie jeden Freitag war es brechend voll im Club. Vor allem waren es Twens, die den Raum in Beschlag nahmen und zu ohrenbetäubender Musik und zuckendem Licht billige Drinks in sich hineinkippten. Hin und wieder verirrten sich auch ältere Semester hierher, vor allem solche, die nicht wahrhaben wollten, dass sie ihre Jugend schon lange hinter sich gelassen hatten. Und dann gab es noch die, die wegen des Kellers kamen. Janna warf einen Blick zur Treppe, die hinunterführte, als Sean gerade nach oben kam.

    »Die Eisprinzessin wird verlangt«, brüllte der grinsend über die lärmende Musik hinweg.

    »Vergiss es«, brüllte Janna zurück. »Ich mache keinen Schritt in dieses Loch.«

    Sean zuckte die Schultern, noch immer grinsend.

    »Deine Entscheidung, Prinzessin. Aber Jay und Leo kommen heute kaum hinterher.« Er ließ es sich nicht nehmen, in das Wort »Prinzessin« einen ironischen Tonfall zu legen. Janna rollte die Augen und wandte sich wieder dem Shaker zu. Gerade wollte er das Produkt seiner Mixkünste in ein Glas schütten, als er jemanden auf die Theke zukommen sah. Verwuscheltes, blondes Haar, sportliche Figur, müder und zugleich irgendwie hungriger Blick. Erschrocken riss Janna die Augen auf. Shaker und Glas fielen ihm aus der Hand – zu seinem Glück blieb beides heil – und ließ sich auf den klebenden Boden fallen. Kurz darauf spürte er einen Fuß, der ihn in die Seite stupste.

    »Janna, stimmt was nicht?« Im Zwielicht konnte er Sean nicht erkennen, aber er konnte sich dessen hochgezogene Augenbraue auch so gut genug vorstellen.

    »Pscht!«, machte Janna. »Ich bin nicht da!« Auf allen Vieren kroch er nach hinten in ihren Aufenthaltsraum. Dort ließ er sich auf einen der Klappstühle fallen, darauf vertrauend, dass Sean sich des sträflich ignorierten Drinks annehmen würde. Das tat dieser wohl auch, denn es dauerte, bis er Janna hinterherkam.

    »Was’n mit dir los?«, fragte Sean, die Arme verschränkt.

    »Da war ein Kommilitone«, antwortete Janna. »Einer, den ich hier nicht treffen wollte!«

    »Das wird dir noch öfter passieren. Was ist dabei?«

    »Eine ganze Menge«, zischte Janna. »Und nein, das ist mir bisher nicht passiert. Welcher Student geht denn bitte in eine Schwulenkneipe?«

    »Na, ein schwuler Student?«, schlug Sean feixend vor. »Und lass den Chef nicht hören, wie du seinen Panther nennst«, fügte er hinzu, was Janna aber überging.

    »Und wenn ich ihn im Keller treffe? Was dann?«

    »Dann lernt er eben deine charmantere Seite kennen« Sean streckte ihm die Zunge raus. Verdammt, konnte er nicht ein bisschen ernster sein?

    »Ich mache Schluss für heute«, murmelte Janna düster und knallte den Lappen auf den Tisch, den er in der Hand zusammengeknüllt hatte.

    »Das kannst du nicht«, widersprach Sean. »Wir sind zu viert schon wenige. Wenn du gehst, kommen wir vorn und hinten nicht mehr hinterher.«

    »Mir ist schlecht«, beharrte Janna, was noch nicht einmal gelogen war. »Bitte, Sean.« Es war keine Frage, eher ein Flehen. Sean versuchte nicht noch einmal, ihn aufzuhalten.

    »Wenn der Chef fragt, dann hast du dich übergeben«, seufzte er. »Aber Janna: Du kannst nicht jedes Mal verschwinden, nur weil du hier jemanden triffst, den du kennst. Heißt doch nicht, dass du mit dem ins Bett springen sollst.« Wieder grinste er dieses neckende Grinsen, das Janna die Augen verdrehen ließ. Diesmal musste er dabei aber widerwillig lachen.

    Fast ein wenig zu hektisch zog Janna sich um, bevor er den Club durch den Hinterausgang verließ. Er zückte sein Handy. Es war tatsächlich noch vor zwei Uhr. So früh war er schon lange nicht mehr zu Hause gewesen. Wenn er ehrlich war, dann war er auch nicht besonders scharf darauf. Andererseits … Vielleicht konnte er etwas Schlaf nachholen.

    Die Hände in den Hosentaschen vergraben, schlurfte er nach Hause. Er hatte keine Lust den Bus zu nehmen, auch wenn er so über vierzig Minuten brauchte, bis er den Plattenbau erreichte. Nie im Leben hatte er damit gerechnet, ausgerechnet in einer Kneipe wie dieser, einen Kommilitonen zu treffen. Natürlich war ihm klar gewesen, dass einige der Gäste Studenten waren, aber bisher waren das unbekannte Studenten gewesen und das war okay so. Dort jedoch jemanden zu treffen, den er kannte … Wobei kennen natürlich zu viel gesagt war, aber trotzdem …

    Janna erreichte sein Viertel und horchte automatisch auf seine Umgebung. Um diese Uhrzeit lungerten immer Teenager vor dem Plattenbau herum, die sich gegenseitig anpöbelten und mit billigem Bier betranken. Janna wollte ihnen ausweichen, erkannte jedoch unter ihnen seinen Bruder.

    »Mika, Heimflug«, gab er als knappes Kommando. Sein Bruder sprang auch augenblicklich an und lief ihm entgegen. Vermutlich war Janna der Einzige, dem Mika noch gehorchte. In der Schule wurde er immer mehr zum Problem. Janna war sogar zum letzten Elternsprechtag gegangen und hatte dem Jüngeren danach mächtig ins Gewissen geredet. Seitdem war es etwas besser, aber ob das so blieb …

    »Du bist früh«, stellte Mika nicht unerfreut fest. Der Sechzehnjährige war in den letzten Monaten kräftig gewachsen und mittlerweile fast so groß wie Janna. Er trug sein schwarzes Haar kürzer als dieser und gelte es in der Mitte hoch.

    »Jep«, antwortete Janna kurz angebunden. Er wollte den Grund nicht vertiefen und schon gar nicht mit Mika erörtern. Der wusste nicht einmal, wo genau er arbeitete, und das sollte sich definitiv nicht ändern. »Du bist spät«, tadelte Janna ihn. »Wann hattest du vor, heimzugehen?«

    »Am besten gar nicht, was?«, grinste Mika und knuffte Janna spielerisch in die Seite. »Den Stress vermeide ich gern.«

    »Du könntest es einfacher haben, wenn du nur nicht so spät heimkommen würdest«, murmelte Janna und seufzte.

    Schweigend erklommen sie die restlichen Stufen in den zehnten Stock. Janna öffnete die Tür zur Wohnung, so leise er konnte, und duckte sich dann routiniert, um der Flasche auszuweichen, die nach ihm geworfen wurde.

    »Du bist zu spät!«, wurde er von seinem Vater angeblafft, etwas, das er gekonnt ignorierte. »Oh, du bist’s«, kam es kurz darauf. »Dachte, du wärst Mika.«

    »Nein, aber ich habe ihn mitgebracht«, erklärte Janna ruhig, während er seinen jüngeren Bruder hinter sich vorbei in ihr gemeinsames Zimmer schob. Mika verschwand wortlos darin und ließ die Tür ins Schloss fallen.

    »Aha«, brummte der untersetzte Mann mit dem schütteren, grau-melierten Haar. »Dann sag ihm, dass er seinen Arsch in Zukunft besser pünktlich nach Hause bewegt!«

    »Habe ich schon«, gab Janna ungerührt zurück und schloss die Wohnungstür. Es überraschte ihn, dass sein Vater noch so nüchtern war, dass man sogar mit ihm sprechen konnte. Ungewohnt friedlich war er außerdem, wenn man einmal von der freundlichen Begrüßung absah.

    »Wieso bist du so früh, bist du rausgeflogen?«, fragte sein Vater misstrauisch.

    »Ne, mir war schlecht«, gab Janna knapp zurück. Auch mit seinem Vater wollte er das Ganze ungern besprechen.

    »Ich geh ins Bett. Hab Sean versprochen, morgen da zu sein.« Ohne ein weiteres Wort wandte Janna sich ab und folgte seinem Bruder ins Schlafzimmer.

    Kapitel 3: Alex

    Die Musik, die ihm entgegenschallte, war ohrenbetäubend laut und nicht das, was Alex für gewöhnlich zu hören pflegte. Aber die Drinks waren billig, die Bedienung nett, wenn sich nicht gerade einer von ihnen hinter dem Tresen verkroch. Alles in allem hatte der Ausflug in diese Kneipe mehr positive als negative Überraschungen bereitgehalten. Alex hatte noch versucht herauszufinden, wer da plötzlich bei seinem Anblick in Ohnmacht gefallen war, aber derjenige war nicht wieder aufgetaucht. Sicherlich lag das nur an seinem umwerfenden Aussehen, dachte er und musste dabei über sich selbst lachen. Ein schlichter Zufall war allerdings wahrscheinlicher.

    Alex war mit seiner besten Freundin in den Panther gekommen. Die ging gern dorthin, weil sie dort in aller Ruhe tanzen konnte, ohne belästigt zu werden. »In Ruhe tanzen« bedeutete bei Lila allerdings, halb berauscht in höheren Sphären zu schweben. Alex hatte deswegen recht früh am Abend seine Gesprächspartnerin verloren. Aber egal, er war ja nicht schüchtern und auf den Mund gefallen war er auch nicht. Alex schlenderte zur Theke, um sich ein Bier zu bestellen. Ein großer Blonder bediente gerade und warf ihm einen undeutbaren Blick zu, als er sich näherte.

    »Na, schon wieder leer?«, fragte er feixend über die Musik hinweg und deutete auf Alex’ Flasche.

    »Wonach sieht’s aus?« Alex stellte die Flasche klirrend auf den Tresen, um gleich darauf die neue in Empfang zu nehmen. Er bezahlte und wollte gehen, da hielt ihn der Barkeeper am Arm fest.

    »Sag mal, du kommst mir irgendwie bekannt vor. Bist du häufiger hier?«

    »Nein.« Alex schüttelte den Kopf. »Musst mich verwechseln, bin zum ersten Mal hier. Mit einer Freundin«, fügte er hinzu und zeigte auf die völlig abwesend tanzende Lila.Sein Gegenüber folgte seinem Blick und unterdrückte ein Lachen.

    »Aber SIE kommt häufiger her, das weiß ich ganz sicher«, ließ er verlauten, worauf Alex zustimmend nickte.

    »Sie mag den Laden. Hier wird sie nicht angegrapscht.« Warum auch immer er das Gefühl hatte, sie erklären zu müssen. Wieder grinste der andere breit.

    »Stimmt, gegrapscht wird ein Stockwerk tiefer, aber dorthin verirrt sich selten eine Frau.«

    »Ein Stockwerk tiefer?« Alex stützte sich mit beiden Ellenbogen auf die Theke. Vielleicht hielt er an völlig falscher Stelle nach seinem nächsten One-Night-Stand Ausschau!

    »Jep«, meinte der Blonde und zeigte zur Treppe. »Blasen fuffzig, Ficken hundert. Eisprinzessin jeweils zwanzig mehr, aber is heut nicht zu haben.« Er amüsierte sich königlich über Alex’ dummes Gesicht. Dass er in einer SO einer Art Kneipe gelandet war, war ihm bisher nicht klar gewesen.

    »Also nix One-Night-Stand«, schlussfolgerte Alex und war doch ein wenig enttäuscht. Die hundert Mücken hätte er gehabt, aber Sex kaufen? Ne, das hatte er nicht nötig und fand es auch irgendwie eklig. Klar, bei einem Fremden wusste er genauso wenig, mit wem der es schon getrieben hatte, aber das war etwas anderes. Fand Alex.

    »Du kannst es versuchen«, zog der Blonde ihn auf. »Aber die Jungs sehen das gar nicht gern, wenn ihnen jemand Konkurrenz macht. Wenn du jemanden zum Rummachen oder Abschleppen suchst, bleib besser hier oben.«

    Genau das hatte Alex getan. Zwar hatte er niemanden zum Abschleppen gefunden, aber eigentlich war der Abend ganz passabel gelaufen. Das war zumindest sein zufrieden gestelltes Resümee, als er sich am darauffolgenden Nachmittag aus dem Bett schälte. Irgendwann hatte er sich drei anderen angeschlossen, die im Nebenraum Pool spielten, und bis zum Morgengrauen Bälle mit einer Stange gestoßen, was, wie er fand, ähnlich spaßig war wie das Pendant dazu. Die drei waren außerdem nett und so verabredete er sich mit ihnen direkt für den nächsten Freitag.

    Die Woche zwischen diesen beiden Freitagen verlief ähnlich unspektakulär wie die letzte. Noch immer war es brühend heiß und Alex schleppte sich von Übung zu Vorlesung, nach Hause und wieder zurück. Die Tage verwischten zu einem großen, zähen Einheitsbrei und am Donnerstag knackte das Thermometer dann die 40 Grad-Marke. Das war der Moment, in dem Alex sich weigerte, überhaupt noch einen Fuß vor die Tür zu setzen. Schwitzend und dösend lag er den Tag über in Shorts vor seinem Ventilator auf der Couch und war sogar zu müde, um sich auf die tumben Nachmittagstalkshows einzulassen.

    »Wer zum Henker hat diese Hitze bestellt!«, fluchte er halblaut, als er sich zum Kühlschrank schleppte, um Eiswürfel für seine Cola zu holen.

    »Ich war’s jedenfalls nicht«, murrte Lila, die auf seinem Sessel ebenso vor sich hin schwitzte. Sie war gekommen, weil sie beide ein gemeinsames Arbeitsthema hatten und für dieses ein Referat vorbereiten sollten. Jedoch war sie nur durch die Tür gefallen, auf dem Sessel liegen geblieben und hatte sich darüber beschwert, dass der Aufzug zu Alex’ Appartement kaputt war.

    »Auch ’ne Cola?«, fragte Alex pflichtbewusst, obwohl er sich eigentlich sicher war, dass er seinen hochheiligen Vorrat Zuckerwasser mit niemandem teilen wollte. Als Lila nicht antwortete, goss er ihr trotzdem ein Glas ein und stellte es auf den niedrigen Milchglastisch, der neben dem Sessel stand.

    »Dmke«, murmelte Lila ins Kissen, ohne den Kopf zu heben.

    Lila hatte rotblonde Locken, strahlend grüne Augen, war schlank mit ordentlich Vorbau. Die kleine Stupsnase unter den Sommersprossen gab ihr etwas Keckes und der immer leicht ironische Zug um den Mund etwas Witziges. Alex verstand durchaus, dass die meisten Männer sie für gutaussehend hielten. Ein männliches Gegenstück hätte ziemlich sicher seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

    Ein Gegenstück, wohlgemerkt. Nicht Lila als Mann. Dazu kannten sie sich schon viel zu lange. Seit achtzehn Jahren, um genau zu sein. Sie waren zusammen in den Kindergarten gegangen, in die Grundschule und aufs Gymnasium. Sie waren zusammen im Orchester gewesen und im Schwimmclub. Nachdem sie beide ein Interesse für Biologie entwickelt hatten, war auch klar gewesen, dass sie gemeinsam studieren würden. Das hatte leider nicht auf Anhieb geklappt. Lila war an ihrer Wunsch-Uni sofort angenommen worden. Alex dagegen hatte zwei Semester an einer anderen Universität studieren müssen. Im Nachhinein betrachtet, war das gar nicht so schlecht gewesen, denn dort hatte er Julian kennengelernt. Der freche, brünette Sportstudent mit den leuchtend grünen Augen hatte Alex vom ersten Moment an angezogen und kurz darauf hatten sie sich in einer heißen Affäre wiedergefunden. Es war mindestens ein halbes Jahr her, dass sie sich zuletzt getroffen hatten. Seit Alex zu der Uni gewechselt hatte, an der auch Lila studierte. Eigentlich könnte er ihn mal wieder anrufen.

    »Hast du letzte Woche eigentlich noch jemanden zum Flachlegen gefunden?«, fragte Lila irgendwann und klang dabei, als schliefe sie jeden Augenblick ein.

    »Hm. Nee«, brummte Alex, dem es ähnlich ging. »Aber was zum Einlochen.« Der war so schlecht gewesen, dass er darüber kichern musste wie ein Teenager. Lila prustete los.

    »Du bist bescheuert.«

    »Und deswegen liebst du mich.« Er streckte ihr die Zunge heraus, was sie, noch immer in ihrem Kissen vergraben, nicht sehen konnte.

    »Stimmt.« Sie setzte sich auf und warf das Kissen nach ihm. »Ich penn’ heute

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