Er gehört zu mir!: Der Bergpfarrer 457 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Seit er am Sonntag zusammen mit Marie Berger zur Kachlachklamm aufgestiegen war und mit ihr im Hotel zu Abend gegessen hatte, konnte Patrick Stiebinger seine Gedanken nicht mehr von ihr lösen. Er musste sich eingestehen, dass er sich fast auf den ersten Blick in Marie verliebt hatte. Vor ein paar Tagen wäre er über solche Gefühle noch erschrocken gewesen. Nachdem seine geliebte Frau vor drei Jahren verstorben war, hatte er nur noch seinen achtjährigen Sohn in sein Herz geschlossen. Er hätte es als Verrat an Rita empfunden, wenn er Interesse an einer anderen Frau gezeigt hätte. Dann war er Marie begegnet und alles hatte sich geändert. Am Montag beendete er etwas früher seine Arbeit auf dem Feld. Er fuhr mit seinem Traktor in den Ort, sein genaues Ziel war der Friedhof. Lange Zeit stand er vor dem Grab seiner Rita, in stumme Zwiesprache mit der geliebten Verstorbenen versunken. Dabei hatte er ihr Bild auf dem Kreuz vor Augen, und sie schien ihn anzulächeln. Als er sich aus seiner Versunkenheit löste und sich abwandte, war er sich sicher, dass Rita Verständnis aufbringen würde. Es machte ihm das Herz leichter. Seine Schuldgefühle verflüchtigten sich. In diesem Moment sah er Pfarrer Trenker auf sich zukommen. Sofort verspürte er ein schlechtes Gewissen. Seit Ritas Beerdigung hatte er die Kirche nicht mehr von innen gesehen. Er war der Meinung, ein gerechter Gott hätte ihm nicht die Frau und seinem damals fünfjährigen Buben die Mutter nehmen dürfen. Er war vom Glauben abgefallen. Wie gebannt war Patrick stehengeblieben. Der Bergpfarrer lächelte freundlich, hielt einen Schritt vor ihm an und sagte: »Servus, Patrick.
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Buchvorschau
Er gehört zu mir! - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 457 –
Er gehört zu mir!
Toni Waidacher
Seit er am Sonntag zusammen mit Marie Berger zur Kachlachklamm aufgestiegen war und mit ihr im Hotel zu Abend gegessen hatte, konnte Patrick Stiebinger seine Gedanken nicht mehr von ihr lösen. Er musste sich eingestehen, dass er sich fast auf den ersten Blick in Marie verliebt hatte.
Vor ein paar Tagen wäre er über solche Gefühle noch erschrocken gewesen. Nachdem seine geliebte Frau vor drei Jahren verstorben war, hatte er nur noch seinen achtjährigen Sohn in sein Herz geschlossen. Er hätte es als Verrat an Rita empfunden, wenn er Interesse an einer anderen Frau gezeigt hätte.
Dann war er Marie begegnet und alles hatte sich geändert.
Am Montag beendete er etwas früher seine Arbeit auf dem Feld. Er fuhr mit seinem Traktor in den Ort, sein genaues Ziel war der Friedhof.
Lange Zeit stand er vor dem Grab seiner Rita, in stumme Zwiesprache mit der geliebten Verstorbenen versunken. Dabei hatte er ihr Bild auf dem Kreuz vor Augen, und sie schien ihn anzulächeln. Als er sich aus seiner Versunkenheit löste und sich abwandte, war er sich sicher, dass Rita Verständnis aufbringen würde. Es machte ihm das Herz leichter. Seine Schuldgefühle verflüchtigten sich.
In diesem Moment sah er Pfarrer Trenker auf sich zukommen. Sofort verspürte er ein schlechtes Gewissen. Seit Ritas Beerdigung hatte er die Kirche nicht mehr von innen gesehen. Er war der Meinung, ein gerechter Gott hätte ihm nicht die Frau und seinem damals fünfjährigen Buben die Mutter nehmen dürfen. Er war vom Glauben abgefallen.
Wie gebannt war Patrick stehengeblieben.
Der Bergpfarrer lächelte freundlich, hielt einen Schritt vor ihm an und sagte: »Servus, Patrick. Die Frau Tappert hat dich auf den Friedhof gehen sehen. Ich bin eben von einem Krankenbesuch zurückgekommen und sie hat mich darauf hingewiesen. Da hab’ ich mir gesagt, dass das eine gute Gelegenheit ist, um mal wieder ein paar Worte mit dir zu wechseln.«
Patrick war verlegen und verunsichert. Er hielt noch immer seinen verbeulten Tirolerhut in den Händen und begann ihn nun nervös vor dem Leib zu drehen. »Ich hab’ die Rita besucht«, murmelte er. Dieser Hinweis war eigentlich überflüssig, aber ihm fiel nichts anderes ein.
»Du bist öfter hier, an ihrem Grab, ich weiß. Wie geht’s denn allweil so, Patrick?«, erkundigte sich Sebastian Trenker. »Ich hab’ gehört, du hast dich als Fremdenführer betätigt.«
»Ich hab’ eine Urlauberin zur Kachlachklamm hinaufgeführt«, nickte Patrick. »Sie hat sich im Ainringer Forst verlaufen und das Glück gehabt, dass ich dort grad Brennholz herausgeholt hab’. Auf dem Weg nach St. Johann hat s’ mir erzählt, dass Sie ihr die Klamm ans Herz gelegt haben, Herr Pfarrer. Allein’ hinaufzusteigen wäre ihr aber zu gefährlich gewesen. Da hab’ ich mich halt bereit erklärt, sie zu begleiten.«
»Ich kenn’ die Geschichte, Patrick. Ich weiß auch, dass du mit der Frau Berger gestern Abend im ›Löwen‹ warst.« Sebastian lachte. »Du hast für Gesprächsstoff gesorgt! Heut’ früh’ hat’s die Frau Tappert vom Bäcker mitgebracht.«
»Das hab’ ich mir schon gedacht, dass es mit der Geschwindigkeit eines Lauffeuers durch den Ort geht, nachdem der Manfred und der Franzl in der Gaststube vom ›Löwen‹ gesessen haben.« Patrick zuckte mit den Schultern. »Die Marie hat mich und meinen Buben zum Essen eingeladen, Herr Pfarrer. Wir haben net länger als anderthalb Stunden zusammengesessen, dann bin ich heimgefahren, weil es für den Jan an der Zeit war, schlafen zu gehen.«
Kurze Zeit schien Sebastian in Patricks Gesicht zu forschen. »Du musst dich vom Gerede der Leut’ net beeinflussen lassen, Patrick«, sagte der Bergpfarrer schließlich. »Du bist keinem Menschen Rechenschaft schuldig. Deine Rita weilt seit drei Jahren nimmer unter uns. Sie würd’ sicher nix dagegen haben, wenn du dich neu verlieben würdest.«
»Wie kommen S’ denn darauf, Herr Pfarrer? Ich hab’ mich doch net verliebt!«
»Ich hab’ auch net behauptet, dass es so ist«, antwortete Sebastian, »sondern lediglich davon gesprochen, dass es legitim wär’, wenn du dich nach einer neuen Frau umschauen tätst. Dein Bub braucht eine Mutter. Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass dich kein Mensch im Ort schief anschauen würd’, wenn du dir eine neue Bäuerin auf den Hof holen tätest.«
Jetzt senkte Patrick den Kopf. Ihm brannte eine Frage auf den Lippen, ohne auf die Worte des Bergpfarrers einzugehen, murmelte er: »Ich hab’ damals, als die Rita gestorben ist, meinen Glauben abgelegt, Herr Pfarrer, ich hab’ mir gesagt, dass es keinen gerechten Gott geben kann. Ich war seit drei Jahren nimmer in der Kirch’. Sind Sie deswegen net bös’ auf mich?«
»Ich kann niemand in die Kirch’ hineintragen, Patrick. Außerdem macht ein Kirchgang net den Menschen aus. Du bewirtschaftest deinen Hof gewissenhaft und ziehst deinen Buben liebevoll auf. Das macht dich aus. Deswegen wirst du geachtet.«
Patrick atmete auf. So viel Verständnis hatte er nicht erwartet. Er fühlte sich erleichtert, und jetzt ging er auch auf die Worte des Pfarrers von vorhin ein: »Ich hab’ mir damals geschworen, mich nie wieder für eine andere Frau zu interessieren. Doch jetzt …«
»Du hast dich verliebt, net wahr? Ich hab’ es dir an der Nasenspitze angesehen, dass du mich angeschwindelt hast.«
»Tut mir leid. Das Problem ist nur, dass die Marie am Freitag nach Bad Kreuznach zurückkehrt. Sie arbeitet dort im Krankenhaus und muss am Montag wieder den Dienst antreten.«
»Was meinst du? Liebt sie dich auch?«
»Ich weiß es net, Herr Pfarrer. Sie hat jedenfalls gesagt, dass sie mit mir gern noch mehr solche schönen Touren machen würd’. Sie war auch dafür, dass wir uns noch einmal treffen, ehe ihr Urlaub zu Ende geht, und hat mir sogar ihre Handynummer gegeben. Unsympathisch schein’ ich ihr jedenfalls net zu sein.«
Sebastian musste lachen. »Dass sie sich noch einmal mit dir treffen will und dass sie dir ihre Telefonnummer gegeben hat – das lässt doch tief blicken, Patrick.«
»Eigentlich schon, oder?«
»Ich an deiner Stell’ würd’s ihr sagen, dass ich in sie verliebt bin. Und wenn sie für dich die gleichen Gefühle aufbringt, dann findet sich auch ein Weg, wie ihr zusammenkommen könnt. Allerdings solltest du dann die Jasmin net im Unklaren darüber lassen, dass sie sich keine Hoffnungen mehr machen darf.«
»Macht sie sich denn Hoffnungen?«, fragte Patrick betroffen.
»Ihre Mutter behauptet es. Und die Erbling-Maria hat dafür gesorgt, dass es jetzt das halbe Dorf weiß. Heut Früh’ hat sie die Jasmin vor der Bäckerei aufgehalten und ihr von deinem kleinen Rendezvous am gestrigen Abend erzählt. Als die Jasmin anschließend in die Bäckerei gekommen ist, hat Frau Tappert Tränen in ihren Augen gesehen.«
»Aber ich hab’ Jasmin doch nie irgendwelche Hoffnungen gemacht«, reagierte Patrick bestürzt. »Sicher, ich hab’ schon bemerkt, dass sie manchmal versucht hat, ein bissel mit mir zu flirten. Doch ich hab’s für jugendliche Schwärmerei gehalten, hab’ ich doch nie einen Zweifel aufkommen lassen, dass es nach der Rita für mich keine andere Frau mehr geben wird.«
»Es wird an dir liegen, Patrick, Jasmin gegenüber klare Verhältnisse herzustellen. So, und jetzt will dich net länger aufhalten. Ich seh’, du kommst