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Drei Western - Sammelband 1: Der Verfemte/Härter als Stahl/Walker, der Verfemte
Drei Western - Sammelband 1: Der Verfemte/Härter als Stahl/Walker, der Verfemte
Drei Western - Sammelband 1: Der Verfemte/Härter als Stahl/Walker, der Verfemte
eBook366 Seiten5 Stunden

Drei Western - Sammelband 1: Der Verfemte/Härter als Stahl/Walker, der Verfemte

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Über dieses E-Book

Das Ebook enthält folgende drei Western:
Der Verfemte
Härter als Stahl
Walker, der Verfemte

Drei Romane von Deutschlands Top-Western-Autor in einem Buch!
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum24. Apr. 2019
ISBN9783736834743
Drei Western - Sammelband 1: Der Verfemte/Härter als Stahl/Walker, der Verfemte

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    Buchvorschau

    Drei Western - Sammelband 1 - Pete Hackett

    Drei Western – Sammelband 1

    von Pete Hackett

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    www.postmaster@alfredbekker.de

    Das Ebook enthält folgende drei Western:

    Der Verfemte

    Härter als Stahl

    Walker, der Verfemte

    Der Verfemte

    Es ging auf Abend zu. Glutrot versank die Sonne hinter den Tularosa Mountains im Westen. Noch immer hing ihr sengender Strahl über dem endlos anmutenden Land. Rötliches Licht floss über die sanftwelligen Hügel zwischen Horse Springs und den Bergen, deren Gipfel und Zinnen sich schwarz wie ein Scherenschnitt gegen den purpurnen Hintergrund abzeichneten. Vereinzelte Bäume und Strauchgruppen warfen lange Schatten in das spärliche, halbverdorrte Gras.

    Am Tresen drängten sich Cowboys und Bürger. Man redete, gestikulierte, trank, lachte. Die Stimmung war ausgelassen.

    Es war Feierabend, die Arbeit auf der kleinen Ranch ruhte. Nach knochenbrechender Sattelarbeit stand Brad Lintock der Sinn nach einigen Gläsern Bier in Horse Springs. Außerdem hatte er Mona versprochen, in die Stadt zu kommen.

    Mona! Beim Gedanken an sie lächelte der junge Smallrancher versonnen.

    Brad Lintock ritt im Schritt auf den Saloon zu. Er sah die Reihe der abgetriebenen Pferde im Lichtschein, der in eckigen Kästen aus der Tür und den beiden Frontfenstern fiel, und musste nicht erst nach dem Brandzeichen der Tiere schauen, um zu wissen, dass sich die Crew der BJ-Ranch im Saloon ein Stelldichein gab.

    Brad Lintock war nicht froh darüber. Er verzog den Mund. Dann saß er ab und stellte seinen Falben neben die BJ-Gäule. Seine Schultern strafften sich, steifbeinig ging er in den Schankraum. Nach einem schnellen Rundblick drängte er sich zwischen Tischen und Stühlen hindurch, grüßte diesen oder jenen Gast, fand einen freien Platz und setzte sich. Er bestellte bei einem der wieselflink herumhastenden Keeper ein Bier. Der Bursche brachte es, Brad trank durstig, stellte das Glas auf den Tisch und wischte mit dem Handrücken den Schaum aus dem blonden Schnurrbart. Behaglich lehnte er sich zurück und streckte die Beine weit von sich.

    Da legten sich ihm von hinten zwei weiche Hände über die Augen, und eine etwas rauchige, aber klangvolle Stimme erreichte sein Gehör.

    »Nun rat mal, wer seit einer geschlagenen Stunde darauf wartet, dass du endlich autauchst, Cowboy?«

    Brad lachte amüsiert. »Hey, Mona! Die verdammten Kuhschwänze haben wieder einmal keine Rücksicht auf dich genommen. Ich werde mal ein ernstes Wort mit ihnen sprechen müssen.«

    Sie gab sein Lachen zurück und ließ ihre Hände sinken. Er wandte den Kopf und blickte an ihrer schlanken Gestalt in die Höhe in ihr ebenmäßiges, etwas grell geschminktes Gesicht. Ihr Lächeln strahlte bis auf den tiefsten Grund ihrer klaren blaugrauen Augen.

    Sie legte ihre Linke auf seine hagere Schulter. »Ich hoffe doch, dass dir deine Longhorns nicht wichtiger sind als ich.«

    Brad umfing mit dem Arm ihre biegsame Taille und zog sie ein wenig zu sich heran. »Für dich würde ich sämtliche Rinder der Welt verschenken, Mona. Aber setz dich doch.«

    Einige Männer am Tisch bedachten sie mit schrägen Blicken, schmunzelten, um sogleich wieder ihre Gespräche aufzunehmen. Mona angelte sich einen Stuhl und ließ sich nieder. Und wieder einmal schwor Brad sich, Mona eines Tages aus diesem Milieu herauszuholen. Seiner Ansicht nach gehörte sie nicht in diesen Tingeltangel.

    Brad holte sein Rauchzeug hervor und drehte sich eine Zigarette. Der Hauch von Monas Parfüm stieg ihm in die Nase. Eine ganze Woche lang hatte er diesen berauschenden Duft missen müssen. Und nun war er glücklich, dass sie bei ihm saß und er ihre Nähe spüren konnte.

    Ein Mann schob sich heran, ein großer, sehniger Bursche mit breiten Schultern und einem verkniffenen Ausdruck im Gesicht.

    Curly Jameson.

    Der übermäßig genossene Alkohol hatte seine Augen gerötet, und als er sprach, mutete es schwerfällig und unsicher an. Er sagte: »Sieh mal an! Der Drei-Kühe-Rancher. Kommt da einfach hereingeschneit und schnappt dem alten, prächtigen Curly sofort die Braut weg.«

    Er hatte den kantigen Kopf schief gelegt und starrte Brad funkelnd an. Sein verbeulter Stetson saß weit im Nacken, und in die Stirn fielen ihm einige Strähnen rotblonden Haares. Um seinen dünnlippigen Mund lag ein brutaler Zug.

    Brad wich seinem Blick nicht aus. Ehe er aber etwas erwidern konnte, rief Mona entrüstet: »Ich war nie deine Braut, Curly Jameson, und ich werde es auch niemals sein. Das habe ich dir schon hundertmal gesagt.«

    Curly lachte scheppernd. »Und wenn ich es noch hundertmal von dir höre, Mona, ich glaube es dir nicht. Keiner weist Curly Jameson zurück — keiner! Verstehst du?« Tückisch hatte er Brad beobachtet, während die Worte schwer aus ihm heraussprudelten.

    In dessen Zügen zuckte es flüchtig. Er sog an der Zigarette, blies eine Rauchwolke vor sich hin. Und er spürte, wie langsam seine Mundhöhle austrocknete.

    Ringsum war es still geworden. Die Aufmerksamkeit der sich unmittelbar in der Nähe befindlichen Gäste hatte sich auf Brad und Curly gerichtet.

    Curly stemmte die Hände in die Seiten, lachte wieder schallend und hässlich.

    Brad atmete schneller. Ihm wurde schlagartig klar, dass Mona nur ein Vorwand für Curly war, um mit ihm Streit anzufangen. Und sekundenlang bereute er, nicht umgekehrt zu sein, als er die Pferde der BJ-Reiter am Holm draußen sah.

    »Zieh Leine, Kuhbauer!«, kam da auch schon Curlys Stimme, und in ihr lag eine unheilvolle, unverhohlene Drohung. »Ich kann dich nicht ausstehen, und du verdirbst mir die gute Laune. Das passt mir nicht. Denn ich bin hergekommen, um mich zu vergnügen. Und das kann ich nicht, wenn ich schlecht gelaunt bin.«

    Gewaltsam unterdrückte Brad die aufkommende Erregung. Am Tresen standen über ein halbes Dutzend BJ-Cowboys, die nur auf einen Wink Curlys warteten, um ihn in Stücke zu reißen.

    Wieder nahm er einen Zug von der Zigarette, hastig, nervös. Dann drückte er die Kippe in den Aschenbecher. Langsam stemmte er sich am Tisch in die Höhe und beugte sich ein wenig vor.

    Die Stille rings um seinen Tisch hatte um sich gegriffen und den ganzen Schankraum erfasst. Die letzten Töne des Klaviers hingen noch in der Luft. Nahezu körperlich spürte Brad Dutzende von Augenpaaren, die sich an seiner Gestalt festgesaugt hatten.

    »Ich will keinen Streit, Curly«, sagte er in die dumpfe Lautlosigkeit hinein und bemühte sich um eine ruhige Stimme.

    Curly leckte sich über die Lippen. »Du kannst ihm aus dem Weg gehen, indem du verschwindest, lausiger Kuhbauer!«

    Brad presste die Lippen aufeinander. Scharf traten seine Wangenknochen hervor. Zorn ergriff von ihm Besitz. Seine Augen wurden eng, und zwischen den Lidspalten glitzerte es. »Ich sagte es schon, Curly: Ich will keinen Stunk. Aber du kannst ihn haben, wenn du mich noch einmal einen lausigen Kuhbauern nennst. Wenn ich mich nicht täusche, dann lebt auch ihr Jamesons von der Rinderzucht. Mir aber würde nie einfallen, euch Kuhbauern zu nennen.« Die wilde Entschlossenheit kerbte scharfe Linien um seinen Mund.

    Wieder lachte Curly, verächtlich, überlegen, ganz im Gefühl seiner Macht und Stärke. »Wir sind Rancher. Mein Vater ist King Bill Jameson. Du aber bist ein Fretter. Der Tag, an dem es hier nur mehr die BJ-Ranch gibt, ist nicht mehr fern. Und deine Ranch, Lintock, die Bar-L, wird ein Außenposten der BJ sein. Von dir spricht dann keiner mehr in diesem County. Denn wir werden dich zum Teufel jagen.« Curly verstummte schnaufend. Sein Gesicht hatte sich noch mehr gerötet.

    Brad nickte grimmig. Dann entgegnete er spröde: »Ich weiß, dass meine Ranch der BJ ein Dorn im Auge ist. Aber ich habe es deinem Vater bereits klar und deutlich gesagt: Ich werde nicht verkaufen.«

    »Verkaufen!« Curly schnaubte abfällig. »Von verkaufen redet schon lange keiner mehr.« Er winkte verächtlich ab. »Du hast in dieser Sache das letzte Wort bereits gesprochen, Lintock. Es war dumm von dir. Doch lassen wir das jetzt. Ich will, dass du auf der Stelle den Saloon verlässt. Bevor du aber gehst, wirst du dich bei mir entschuldigen, weil du dich an mein Mädchen heranmachen wolltest. Also …« Eine wilde, leidenschaftliche Herausforderung ging von ihm aus.

    Monas Gestalt wuchs wie von einer Tarantel gestochen hinter dem Tisch in die Höhe. Sie legte Brad eine Hand auf den Unterarm und spürte das wütende Beben, das durch seinen hageren Körper lief. »Du bist betrunken, Curly!«, stieß sie erzürnt hervor, doch gelang es ihr nicht, Angst und Sorgen im Tonfall ihrer Stimme zu unterdrücken. »Du solltest dich schämen.«

    Das zynische Lächeln, das sich wieder in Curlys Miene geschlichen hatte, zerrann. »Nicht betrunken, Mona«, grollte er nach einem tiefen Atemzug. »Nur trunken - trunken vor Verlangen nach dir.«

    »Du bist verrückt!«, kam es scharf zurück.

    Ohne jede Hast, mit wiegenden Schritten, näherte sich ein zweiter Mann vom Tresen her. Seine Ähnlichkeit mit Curly Jameson war auffallend. Kalt maß er Brad von oben bis unten. Seine Mundwinkel bogen sich nach unten. Wildheit und verschlagenes Lauern mischten sich in seiner Stimme, als er stirnrunzelnd schnarrte:

    »Du hast gehört, was mein Bruder fordert, Lintock. Worauf wartest du noch?« Der Bursche baute sich neben Curly auf.

    Die beiden wechselten einen schnellen, bedeutungsvollen Blick, und Brad entging nicht das Einverständnis, das zwischen ihnen herrschte.

    Sein Herz fing an, schneller zu schlagen. Das Blut jagte durch seine Adern, und in seinen Schläfen hämmerte es. Und einige Atemzüge lang zweifelte er, ob es gut sein würde, sich der unmissverständlichen Provokation zu stellen. Aber dann erwachte in ihm der Trotz, und er entgegnete scharf und furchtlos: »Ich werde den Saloon verlassen, wenn ich es will, Dale.« Ihm blieb die Verblüffung der beiden Brüder nicht verborgen, und er sah, wie ihre ausladenden Schultern sich reckten. »Yeah. Und das kannst weder du noch dein Bruder beeinflussen.«

    Dale Jamesons Züge veränderten sich zu einer Fratze der Boshaftigkeit.

    Der Kreis der Umstehenden schob sich zurück. Hier würden gleich die Fetzen fliegen. Die Atmosphäre war explosiv geworden, und keiner der Unbeteiligten wollte im Weg stehen,

    Füße scharrten, Stühle rückten, Tische wurden von den zurückdrängenden Leibern zur Seite geschoben. Irgendwo im Hintergrund hustete ein Mann, Dann kehrte wieder die bleierne Stille ein.

    Brad atmete gepresst. Er schoss einen schnellen Blick zur Theke ab, an der die Reiter der BJ-Ranch lehnten, herüberstarrten und hämisch grinsten.

    Bitter erkannte Brad, dass er hier einen ausgesprochen einsamen Stand haben würde. Und ein dumpfes Gefühl der Verlorenheit beschlich ihn.

    Der Druck von Monas Hand auf seinem Arm verstärkte sich. »Du solltest wirklich gehen, Brad«, raunte sie und fixierte sein scharfgeschnittenes Profil.

    Beharrlich schüttelte er den Kopf. »Nein, Mona«, grollte er grimmig. »Diesen Triumph gönne ich den Jamesons nicht. Ich könnte ja nie mehr in einen Spiegel sehen, wenn ich jetzt kneifen würde.«

    Sie hatten jedes seiner Worte verstehen können. Geduckt und angespannt standen sie da, wie große Raubtiere, die sich jeden Augenblick auf ihr Opfer stürzen wollten. Plötzlich schnippte Curly mit den Fingern. Es klang wie ein Peitschenknall. Und ehe das Geräusch in der Stille versank, zischelte der Ranchersohn: »Er ist stolz, der Kuhbauer. Lieber kämpfend und mit wehenden Fahnen untergehen, als feige dazustehen, wie? Eine ungesunde Einstellung. Nun, ich werde deinen verrückten Stolz zertrümmern, Lintock. Und wenn ich mit dir fertig bin, wird kein räudiger Straßenköter von dir noch ein Stück Brot annehmen.«

    Er knallte seine geballte Rechte in die geöffnete linke Hand, dass es klatschte. Geduckt kam er auf Brad zu …

    *

    Brad Lintock stockte der Atem. Die Welle der tödlichen Leidenschaft, die Curly ausströmte, ließ ihn frieren.

    Aber dann zerfloss seine Erstarrung.

    Mit federnder Geschmeidigkeit bewegte er sich von Mona weg, um sie nicht zu gefährden.

    Die würgende Furcht nötigte Mona einen erlöschenden Aufschrei ab, ihre Hände pressten sich gegen den Mund, und unter das Rouge auf ihren Wangen stahl sich eine fahle Blässe.

    Die Ader an ihrem schlanken weißen Hals pochte heftig.

    Brad Lintock ließ seinen Gegner nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen.

    Curly Jameson kam mit katzenhafter Behändigkeit heran. Leise klingelten seine Sporen. Er hatte die Hände geballt und die Arme abgewinkelt. Seine klobigen Fäuste muteten an wie schwere Schmiedehämmer. Er wirkte konzentriert, und seine Trunkenheit war wie weggeblasen.

    Brad warf sich ihm entgegen. Curlys Fäuste flogen auf ihn zu. Er tauchte unter ihnen hinweg, konnte aber nicht verhindern, dass Curlys Linke schmerzhaft an seiner Schläfe entlang radierte. Mit dem ganzen Gewicht seines Körpers prallte er gegen den Ranchersohn, rammte ihn mit der Schulter.

    Curly taumelte zurück und ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu halten.

    Brad verlor keine Zeit. Er setzte nach und ließ seine Rechte fliegen. Im letzten Moment konnte Curly den Kopf zur Seite reißen. Brads Haken streifte nur seine Wange.

    Curly prallte gegen einen Tisch und verschob ihn. Gläser und Flaschen kippten um, klirrten auf die Dielen, Bier und Whisky versickerte in den Ritzen zwischen den Fußbodenbrettern.

    Gierig sog Curly Sauerstoff in seine Lungen. In seinen Augen schimmerten Heimtücke und verzehrender Hass. Mit aller Kraft stieß er sich ab, flog förmlich auf Brad zu, versuchte ihn mit beiden Händen zu fassen und zu umklammern. Ein Schwinger, der blitzschnell und ansatzlos aus der Hüfte kam, fing ihn ab, und einen Herzschlag lang wurde sein Blick glasig. Brad zog die Linke in die Höhe, doch Curly wich instinktiv aus. Und dann legten sich seine Arme wie Stahlklammern um Brad. Er versuchte, ihn zu Fall zu bringen. Brad wand und drehte sich in dem eisenharten Griff, bekam den rechten Arm frei und knallte seinem Gegner mit Wucht die Handkante gegen die Rippen. Aus dem Mund des Getroffenen drang ein abgehackter Schrei, sein Griff lockerte sich. Sofort ließ Brad sich nach unten sacken, glitt wie eine Schlange aus Curlys Umklammerung und schlug eine Doublette. Es gab dumpfe Geräusche, als er Curly zweimal traf. Der Ranchersohn verdrehte die Augen. Der verbissene, rabiate Ausdruck verschwand aus seiner Miene und machte fassungslosem Erstaunen Platz. Seine Beine knickten ein wie morsche Stelzen, er sank auf die Knie, sein Oberkörper neigte sich langsam nach vorn, und er konnte sich gerade noch mit beiden Armen abstützen, ehe er aufs Gesicht fiel. Sein Kopf kippte nach unten und pendelte vor der breiten Brust. Speichel tropfte aus seinem aufgerissenen Mund.

    Brad ließ die Arme sinken. Seine Knöchel schmerzten, sein Atem ging stoßweise,

    Plötzlich waren Dale Jameson und die Cowboys der BJ-Ranch da. Sie schlossen einen dichten Ring um Lintock, und ehe er sich versah, packten ihn kräftige Fäuste und zerrten ihn herum.

    Dale Jamesons rohes Gesicht war unversehens ganz dicht vor seinem. Der heiße Whiskyatem des wutschäumenden Burschen streifte seine Haut.

    »Jetzt kriegst du's, Kuhbauer!«, fauchte Dale, und Brad bog den Kopf zurück.

    Übelkeit schwappte in Brad hoch, der Magen krampfte sich ihm zusammen, und er spürte, wie die Verzweiflung in ihn hineinkroch.

    Links und rechts wurde er festgehalten. Unerbittliche Griffe pressten ihm die Arme auf den Rücken. Er war nicht fähig, sich zu rühren. Und plötzlich tauchte Curly Jameson neben seinem Bruder auf.

    »Er gehört mir«, brach es unheilschwanger aus ihm heraus. An seinem Kinn war eine Platzwunde, und das Blut lief über seinen Hals in den Ausschnitt seines Hemdes. Die Besessenheit in seinem Blick sagte Brad mehr als tausend Worte.

    Curlys Faust zuckte hoch. Brad wollte instinktiv ausweichen, aber der Griff der BJ-Reiter, die ihn festhielten, lockerte sich nicht. Der unbarmherzige Schlag traf Brad. Sein Kopf ruckte in den Nacken. Der Schmerz stach wie Nadeln in seinem Schädel.

    Curlys Hiebe kamen schnell und sicher. Brad hatte das Empfinden, das Kinn würde ihm zertrümmert.

    Monas schriller, panischer Aufschrei riss Brad sekundenlang aus seiner Betäubung. Mona fiel Curly in die wirbelnden Arme und drängte ihn einen Schritt zurück. Verdutzt glotzte Curly sie an.

    »Aufhören! Bei Gott, aufhören!«, rief sie, und in dem Ausdruck, mit dem sie in sein von Brads Fäusten gezeichnetes Gesicht starrte, spiegelten sich nacktes Entsetzen und abgrundtiefe Abscheu wider.

    »Geh zur Seite, Mona!«, fauchte Curly. Seine Pranken legten sich auf ihre Schultern und wollten sie wegdrücken. Mona stemmte sich mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft dagegen.

    »Du gemeiner Schuft!«, entrang es sich ihr gequält, und das Sprechen bereitete ihr Mühe. »Er ist wehrlos! Du bist ja schlimmer als ein Tier!«

    Brad hörte es wie aus weiter Ferne. Nur mehr verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Er wankte zwischen den Kerlen, die ihn gepackt hielten. Die Schwäche kroch wie flüssiges Blei durch seinen geschundenen Körper.

    Er öffnete die blutenden Lippen, und mit einer ihm selbst fremden Stimme krächzte er: »Versuch nicht, ihn aufzuhalten, Mona. Wie ich ihn einschätze, macht er nicht einmal vor dir halt.«

    Das Feuer des Widerstandes flackerte für einen Augenblick in ihm auf. Er zerrte und riss und warf sich hin und her. Aber es gelang ihm nicht, sich den stahlharten Fäusten zu entwinden. Ein wuchtiger Schlag traf ihn.

    Er spürte nicht mehr, wie sie ihn losließen und er schwer auf dem Fußboden landete, wie sie ihn an den Beinen hinausschleiften und in den Staub der Main Street warfen. Eine gnädige Ohnmacht umfing ihn.

    Einer der Weidereiter lachte ironisch, spuckte in den Sand und sagte mitleidlos: »Der hat für alle Zeit genug. Wahrscheinlich schleicht er sich davon wie ein geprügelter Hund, und wir werden nie wieder etwas von ihm sehen. An solchen Prügeln zerbricht jeder Mann.«

    Sie gingen wieder hinein. Nur Dale, der mit nach draußen gekommen war, blieb zurück. Mit hassgetränktem Blick stierte er auf den Besinnungslosen. Nach einiger Zeit wandte er den Kopf und suchte Lintocks Pferd. Ein jäher Schimmer teuflischer Genugtuung glitt über sein grobes Gesicht. Er fasste Brad unter den Achseln und schleifte ihn zum Holm, wuchtete den schlaffen Körper in die Höhe und warf ihn quer über den Pferderücken. Er band ihn mit dem Lasso fest, leinte den Falben los, zog ihn hinter sich her in die Fahrbahn, dann versetzte er ihm einen harten Schlag auf die Kruppe. Das Tier warf den Kopf hoch, wieherte und stampfte erschrocken schnaubend los. Staub wallte unter seinen Hufen auf.

    Dale machte kehrt und sah Mona auf dem Vorbau stehen. Das Licht, das aus dem Saloon fiel, zeichnete scharf ihre Gestalt nach. Monas Gesicht jedoch lag im Schatten und war nur undeutlich auszumachen.

    Dale gab sich einen Ruck und ging los.

    Voll Abscheu starrte sie ihn an. Im Hintergrund ihrer Augen flirrten tiefe Abneigung und Verachtung. Hastig schob er sich an ihr vorbei. Knarrend schwang die Pendeltür hinter ihm aus.

    Monas Blick folgte dem davontrabenden Pferd. Der Hufschlag wurde schnell leiser und verebbte schließlich.

    Hass fraß sich in Monas Herz wie ein giftiger Stachel fest. Brennender, vernichtender Hass, der sich gegen Curly und Dale Jameson richtete.

    *

    Als Brad zu sich kam, umfing ihn tiefe Dunkelheit. Sein Kopf drohte bei jedem Schritt des Falben zu zerspringen, und in seinem Körper jagten sich Wellen ziehender und bohrender Schmerzen.

    Es dauerte eine ganze Zeit, bis er seine wirbelnden Gedanken geordnet hatte. Dann aber kam das Begreifen mit aller Deutlichkeit.

    Sie hatten ihn fürchterlich zusammengeschlagen, auf sein Pferd gelegt und es aus der Stadt gescheucht. Der Falbe trug ihn nach Hause. Das kluge Tier kannte den Weg in die Plains, wo seine kleine Ranch wie eine Halbinsel in King Bill Jamesons Weideland hineinragte.

    Brad bewegte sich und musste feststellen, dass er mit dem Lasso auf dem Pferderücken festgezurrt worden war. Noch befand er sich mitten in der Felswildnis. Die Hufeisen klirrten auf dem steinigen Boden. Der Hufschlag wurde von den Felswänden zurückgeworfen und fand ein hallendes Echo.

    Ein Schwindelgefühl erfasste Brad. Der im Mondlicht schwach schimmernde Boden zog unter seinem Blick dahin. Seine Arme pendelten neben seinem Kopf nach unten. Ächzend hob er sie hoch. Seine Rechte tastete nach dem Sattelknauf und verkrampfte sich darum. Mit der Linken suchte er nach dem Knoten. Fahrig, mit fliegenden Fingern, zerrte er an dem rauen, ineinander verschlungenen Seil, und endlich lockerte sich eines der Enden. Zoll um Zoll zog er es aus dem Knoten. Sein Arm ermüdete. Ein quälendes Ächzen brach über seine aufgeschlagenen, blutverkrusteten Lippen. Er raffte den Rest von Energie, der noch in ihm steckte, zusammen und arbeitete beharrlich weiter. Plötzlich löste sich die Fesselung. Er stemmte sich am Sattel in die Höhe und rutschte zu Boden, stand auf unsicheren Beinen und klammerte sich ans Sattelhorn. Sein Atem rasselte, und Schweiß rann ihm in die Augen.

    Der Falbe hatte angehalten. Er hatte den Kopf herum genommen und äugte den erschöpften Mann an.

    Nur zögernd wich die erneute dumpfe Benommenheit aus Brads Hirn.

    Er hakte die Wasserflasche vom Sattel, schraubte den Verschluss auf und setzte die Öffnung an die Lippen. Er schluckte das Wasser nicht hinunter, sondern spülte seinen Mund und spuckte es aus. Dann trank er einen Schluck und glaubte zu fühlen, wie frische Kraft in seinen Körper strömte. Er schüttete etwas von dem Wasser in seine hohle Hand und fuhr sich über das Gesicht. Im ersten Moment brannte es in den Platz- und Schürfwunden wie Feuer, dann aber linderte die kühle Flüssigkeit den beißenden Schmerz.

    Brad fühlte sich jetzt ein wenig besser, dennoch steckten Müdigkeit und Erschöpfung bleischwer in seinen Gliedern. Mit lahmen Bewegungen rollte er das Lasso zusammen. Keuchend kämpfte er sich in den Sattel. Er nahm den Zügel und gab dem Falben den Kopf frei. Das Klirren der Hufe schmerzte in seinen Ohren. Irgendwann bemerkte er, dass das Halfter an seiner rechten Seite leer war. Der Colt lag irgendwo im tiefen Staub der Main Street von Horse Springs.

    Der Falbe trug ihn hinaus aus dem Felsgewirr, hinein in die endlos anmutende Grasebene, die im Mond- und Sternenlicht zu schwimmen schien. Weiter vorn aber begann die Finsternis, und hinter ihr war das grüne Weideland mit den purpurnen Flecken des blühenden Salbeis nur zu vermuten.

    Schweigen herrschte in dieser einsamen Welt. Brad überließ es dem Pferd, den Weg zur Ranch zu finden.

    *

    Der sandige, geröllübersäte Hang schwang sich vor Curly Jameson steil nach oben. Dort wuchtete nackter Fels zum samtenen, wolkenlosen Himmel. Wispernd strich der Wind an den kahlen Gesteinsriesen entlang, raschelte in den Zweigen der halbverdorrten Mesquitesträucher und Ocotillos.

    Heiß brütete die Sonne zwischen den Felsen. Die erdrückende Hitze machte das Atmen zur Qual.

    Curly lenkte seinen Rotfuchs nach links. Der Weg führte direkt zwischen die fast senkrechten Sandsteinwände. Der Ranchersohn zerkaute eine böse Verwünschung, schob sich den Hut aus der Stirn und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß ab.

    Das waren die Stunden, in denen er seinen eigenen Vater verdammte. Denn Big Bill Jameson mochte es nicht, dass seine Söhne faulenzten und sich in seinem Reichtum sonnten. Für ihn waren sie Cowboys, wie jeder andere Mann der BJ-Crew auch. Und so hatte er Curly in die felsige Einöde geschickt, um nach verirrten Rindern zu suchen.

    Eine zerklüftete Senke öffnete sich vor Curlys Blick. Die Felsen zu seiner Linken warfen lange Schatten in das ausgedörrte, öde Tal. Hier gab es nur dürftiges Gebüsch, rotbraune Grasbüschel und Steinbrocken in allen Größen.

    Curly zerrte an den Zügeln und schaute sich um. Und er sagte sich, dass sich hierher nie im Leben ein Rind verlief. Wie kam Dale nur dazu, ihm den Tipp zu geben, hier nach versprengten Longhorns zu suchen?

    Sein forschender Blick glitt an den rötlichen Wänden hinauf. Er schüttelte den Kopf. In dieser heißen Wildnis trieben nur Klapperschlangen und Eidechsen ihr Unwesen.

    Irgendwo kollerte ein Stein, schlug krachend auf harten Untergrund. Das Geräusch war Curly nicht verborgen geblieben. Er parierte das Pferd, lauschte.

    Nein, ging es ihm durch den Kopf, Longhorns sind keine Bergziegen. Weiß der Teufel, was den Stein losgetreten hat. Er schnalzte mit der Zunge, und das Tier unter ihm ging wieder an.

    Das Hufgeklapper erfüllte die Luft. Und Curly beschloss, die Suche nach streunenden Rindern aufzugeben. Er schaute zum Himmel. Dem Stand der Sonne nach war es später Nachmittag. Zeit, nach Hause zu reiten. Sollten die verdammten Kuhschwänze sich doch die Hälse brechen in dem Gewirr von Schluchten und Felswänden.

    Curly ließ in seiner Aufmerksamkeit nach. Er achtete nicht mehr auf die Umgebung, und seine Gedanken drehten sich nur noch um eine gute Ausrede seinem Vater gegenüber, die es ihm ermöglichte, den Abend in Horse Springs zu verbringen.

    Und so nahm er nicht das scharfe, metallische Knacken wahr, mit dem der Hahn eines Colts gespannt wurde und einrastete. Er achtete auch nicht auf das seltsame Verhalten des Rotfuchses. Das Tier spielte nervös mit den Ohren und schnaubte warnend.

    Curly nahm es nicht zur Kenntnis.

    Und als der Schuss dröhnte, war es zu spät.

    Curly erhielt einen gewaltigen Schlag gegen die Brust. Glühender Schmerz drohte ihn von einem Augenblick zum anderen wie Höllenglut aufzuzehren. Von wilder Panik erfasst steilte das Pferd und drehte sich auf der Hinterhand. Nur noch unterbewusst registrierte Curly, dass er den Halt verlor. Rücklings stürzte er auf den Boden. Sein Hut segelte fort. Mit fliegenden Steigbügeln und wehender Mähne stob der Rotfuchs davon.

    Das Echo des Schusses vermischte sich mit dem tackenden Hufschlag, verrollte zwischen den Felsen und versickerte in Spalten und Schluchten, und dann senkte sich tödliche Stille über die zerklüftete Steinwüste.

    Curly Jamesons gebrochene Augen starrten blicklos zum Firmament. Die heimtückische Kugel hatte den Ranchersohn mitten ins Leben getroffen.

    Und der Mörder verschwand genauso lautlos, wie er gekommen war - wie ein Schatten in stockfinsterer Nacht.

    *

    Die ersten Strahlen der Morgensonne vergoldeten die Fensterscheiben der Bar-L-Ranch Brad Lintocks und fluteten warm über die Dächer der Gebäude, zwischen denen noch die Morgendämmerung nistete. Der Tau lag noch frisch auf dem Gras, und der Morgendunst wurde vom sachten Wind zerpflückt und fortgetrieben.

    Brad stand am Brunnen und wusch sich. Staubwirbel glitten an ihm vorüber.

    Er fühlte sich wie gerädert. Jede Bewegung jagte Schmerzwogen durch seinen Körper, und ob er es wollte oder nicht, er stöhnte und seufzte und musste die Zähne zusammenbeißen, um das eine oder andere Mal nicht gepeinigt aufzuschreien. Überall waren Blutergüsse. Sein Gesicht war verschwollen, und von der ursprünglichen Form war nicht mehr viel übrig geblieben.

    Das kalte Wasser perlte über seine Haut. Ihn fröstelte, und er angelte nach dem Handtuch, um sich abzufrottieren.

    Plötzlich war ferner Hufschlag zu hören. Schnell kam er heran und verdichtete sich zu einem trommelnden Rhythmus. Brad ahnte nichts Gutes. Er hastete ins Haus, und als er wieder im Hof erschien, hielten seine Hände eine Winchester.

    Fünf Reiter donnerten über die tafelflache Ebene auf die Ranch zu.

    Brad riegelte eine Kugel in den Lauf und brachte das Gewehr an der Hüfte in Anschlag. In ihm war keine Furcht, nur dumpfe Beklemmung, als er daran dachte, dass Big Bill Jameson mit Sicherheit seine Revolvermannschaft mobil gemacht hatte, um ihn auf die raue Tour zur Aufgabe zu

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