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Qarthiumkrieg I: Drachen-Gen
Qarthiumkrieg I: Drachen-Gen
Qarthiumkrieg I: Drachen-Gen
eBook251 Seiten3 Stunden

Qarthiumkrieg I: Drachen-Gen

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Über dieses E-Book

Alec und Max lernen sich in einer Kneipe kennen. Ein Blick genügt, und sie fühlen sich magisch zueinander hingezogen. Rasch kommen sie sich näher und verbringen die Nacht miteinander. Alles scheint perfekt zu sein. Doch bald stellt Alec bei Max seltsame Veränderungen fest. Albträume begleiten ihn jede Nacht. Als sie bei einem Spaziergang überfallen werden, taucht vor Alec ein gigantischer Drache mit Riesenkrallen auf. Max hingegen ist verschwunden.
SpracheDeutsch
HerausgeberHomo Littera
Erscheinungsdatum23. Dez. 2014
ISBN9783902885647
Qarthiumkrieg I: Drachen-Gen

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    Buchvorschau

    Qarthiumkrieg I - Lena Seidel

    Drachen-Gen

    Geht das vielleicht ein bisschen schneller, Kleiner? Andere Leute haben auch Durst!"

    Max holte tief Luft, als er über die laute Musik hinweg so angeschnauzt wurde, stellte den Cocktailshaker betont ruhig zur Seite und hob langsam den Blick. Der ungeduldige Kerl auf der anderen Seite des Tresens hatte sich zwischen zwei Gäste auf Barhockern gedrängt und fixierte ihn wütend aus kleinen Schweinsäuglein heraus.

    „Mach mal langsam, Junge, die beiden Ladys hier waren vor dir da." Neckend zwinkerte er den hübschen Mädchen zu, zwischen die sich der grobschlächtige Typ gequetscht hatte. Gott, wie er solche Gäste doch hasste, die sich scheinbar für den Nabel der Welt hielten.

    Die beiden Mädchen wischten sich die Empörung über den Rüpel aus den Gesichtern und kicherten albern über seinen offensichtlichen Flirtversuch. Dem Fremden schien das Gelächter nicht zu gefallen, er fuhr seine Ellbogen aus und schubste die Mädchen beinahe von ihren Hockern.

    „Hey! Hast du sie noch alle?" Max bewegte sich blitzschnell auf den Kerl zu und packte ihn über den Tresen hinweg am Kragen, bereit, jede Sekunde mit einem kräftigen Sprung seinen Barbereich hinter sich zu lassen und sich auf den unhöflichen Mann zu stürzen. Eine nette Schlägerei wäre jetzt genau nach seinem Geschmack. Vielleicht sollte er ihm für sein Benehmen sogar dankbar sein.

    Hinter dem Typen bauten sich drei weitere Männer auf, jeder von ihnen mit den gewaltigen Ausmaßen eines Kleiderschranks. Gegen sie musste Max wirken wie ein Schuljunge in der ersten Klasse.

    „Gibt’s Probleme?", fragte einer von ihnen spöttisch. Der Knilch, den Max am Kragen hatte, grinste ihm frech ins Gesicht.

    „Du lässt mich besser los, Kleiner. Oder kannst du nicht zählen? Wir sind zu viert und du bist alleine."

    Stechender Alkoholdunst schlug ihm entgegen, Max hielt unwillkürlich die Luft an. Da hatte jemand sein Quantum aber eminent überschritten. Er zog die Lippen auseinander und präsentierte ein zähnefletschendes Grinsen – ein altbewährtes Mittel gegen auf Krawall gebürstete Rowdys.

    „Stimmt. Am besten, du suchst dir noch ein paar, die dir helfen, dann wird’s vielleicht ein ausgewogener Kampf." Damit stieß er den Mann, der gut einen Kopf größer war als er, nach hinten und beobachtete zufrieden, wie er rückwärts stolperte und mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

    „Na warte! Du kannst dich auf was gefasst machen! Wir werden auf dich warten!" Das Gesicht des Kerls nahm bei seinem Geschrei die Farbe einer reifen Tomate an, auf seiner Stirn schwoll eine Ader an und pulsierte rasend schnell. Ein typischer Herzinfarktkandidat. Ehe Max ihn überfreundlich auf diese Gefahr hinweisen konnte, wuselte der Geschäftsführer an und beförderte die angetrunkene Bande aus der Bar.

    Max griff nach dem Shaker und machte sich mit einem verächtlichen Schnauben daran, die Cocktails für die beiden Mädchen fertig zu mixen. Richtig zufrieden war er mit dem Ausgang dieses Zwischenfalls nicht. Es juckte ihn in den Fingern, seine Fäuste wieder einmal im Gesicht eines anderen zu versenken. Das letzte Mal war viel zu lange her. Wenn der Boss nicht dazwischen gegangen wäre, hätte er diese Chance bekommen …

    Er wirbelte den Shaker spektakulär durch die Luft und fing ihn geschickt auf. Seit er denken konnte, hatten ihn diese wiederholten Anfälle von Aggressivität in Schwierigkeiten gebracht. Das hatte im Kindergarten angefangen und sich wie ein roter Faden durch seine nicht unbedingt glorreiche Schulzeit gezogen. Zuletzt war er nicht nur von der Schule geflogen, sondern wäre auch beinahe im Jugendgefängnis gelandet. Er hatte einen Mann, der gerade im Begriff gewesen war, ein Mädchen zu vergewaltigen, halb totgeprügelt. Es war, als wohnte in ihm ein anderes, dunkles Wesen, das ab und zu beschloss, sich ungebeten seinen Weg nach draußen zu bahnen. Der Jugendpsychologe hatte von Schizophrenie gesprochen. Lachhaft! Sicher, in solchen Situationen wusste er nicht, was er tat, und meist hatte er danach auch keine Erinnerungen an die Geschehnisse. Eben so, als würde eine mächtigere Kraft seinen Geist ausschalten, sein eigentliches Ich verdrängen und die Kontrolle über seinen Körper übernehmen. Doch wenn man ihn fragte, hatte das rein gar nichts mit einer Geisteskrankheit zu tun – die würde schließlich nicht nur hin und wieder aufblitzen.

    Das Antiaggressionstraining, das er nach dem letzten Zwischenfall laut Gerichtsbeschluss hatte absolvieren müssen, hatte ihm geholfen, sich bis jetzt im Zaum zu halten. Obwohl die letzten drei Jahre ohne nennenswerten Ausrutscher verlaufen waren, spürte er, wie sich sein inneres Thermostat dem Siedepunkt unaufhaltsam näherte.

    Max goss die Drinks durch ein Sieb in die bereitgestellten Gläser und versuchte krampfhaft, sein Temperament auf ein erträgliches Level zu schrauben. Mit einem schelmischen Lächeln und einem ebensolchen Zwinkern reichte er den Mädchen ihre Getränke. Kurz musterte er die jungen Frauen und verkniff sich mit aller Gewalt ein breites Grinsen. Er war lange genug in diesem Geschäft, um zu wissen, dass sie ihn liebend gern und auf der Stelle in ihr Bett gezerrt hätten. Vielleicht wäre sogar ein netter kleiner Dreier drin.

    Das war noch so eine Geschichte, die er sich nicht logisch erklären konnte: Er hatte auf alle Frauen, die sich in seinem Dunstkreis bewegten, eine gewaltige Anziehungskraft. Seit seiner Pubertät hatte er sich seine Bettgenossinnen stets aussuchen können – und das auch ausgenutzt. Zu seiner Schande musste er jedoch zugeben, dass keine – nicht eine einzige! – dabei gewesen war, die ihn auf Dauer zufriedengestellt hatte – und er hatte es bei Gott mit vielen Frauen versucht. Mit erfahrenen und unerfahrenen, mit schlanken und molligen, mit prüden und hemmungslosen. Nach spätestens drei Tagen hatte ihn jede so genervt, dass er sich von ihnen getrennt hatte. Zuletzt hatte er für sich beschlossen, dass es keine Liebe für ihn gab. Der letzte Versuch einer Beziehung war dementsprechend bereits über zwei Jahre her. Andererseits waren auch die One-Night-Stands, die er seitdem verstärkt betrieb, nicht das Wahre. Über willige Mitspielerinnen konnte er sich nicht beklagen, wortwörtlich jede Frau, die an seinem Tresen saß, bedachte ihn mit schmachtenden Blicken und steckte ihm sabbernd ihre Nummer zu. Doch den bitteren Nachgeschmack, den er hatte, wenn er sich nach schnellem und anonymem Sex allein in sein Bett legte, war er längst leid.

    „Na? Was ist denn? Willst du es uns nicht verraten?"

    Die helle Stimme des rothaarigen Mädchens links von ihm riss Max aus seinen Gedanken.

    „Was verraten?" Ratlos sah er zwischen der Rothaarigen und der Blonden hin und her und versuchte dabei, seine Verlegenheit zu überspielen. Da war er wohl zu tief in seine Überlegungen abgedriftet …

    „Wie du heißt."

    Ach so, darum ging es. Max zog die Unterlippe zwischen die Zähne und senkte den Kopf, um sein abfälliges Schmunzeln zu kaschieren. Eigentlich hätte er gar nicht nachfragen brauchen. In einer lasziv langsamen Bewegung hob er den Kopf und schaute der Rothaarigen direkt in die Augen.

    „Max. Ich heiße Max."

    In einem Lächeln, das wahrscheinlich verführerisch sein sollte, bleckte sie die Zähne, und Max bildete sich ein, ihr sehnsüchtiges Seufzen sogar über die Musik hinweg zu hören.

    „Ich brauche vier Caipirinha, zwei Martini sour, eine Bloody Mary und vier Touch Downs."

    Die Kellnerin unterbrach mit ihrer Bestellung zum Glück jeden weiteren Flirtversuch. Sofort wandte Max sich ihr zu, nahm den Zettel entgegen, auf dem sie die Bestellungen notiert hatte, und nickte eifrig.

    Wie so oft war er regelrecht froh darüber, dass Cindy die Annäherungsversuche der weiblichen Gäste forsch unterband. Ob dabei Eifersucht eine Rolle spielte, wusste er nicht. Es interessierte ihn auch gar nicht.

    Er drehte sich zu seinem Likörvorrat um und machte sich energisch daran, die gewünschten Cocktails zu mixen.

    ***

    Mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen stand Alec vor der Bar und sah zu dem blinkenden Neonschriftzug über der Eingangstür auf. Durch den Nieselschleier, in den sich der Regen der vergangenen Stunden verwandelt hatte, leuchteten die Buchstaben regelrecht in einer Aura. Er hatte in der letzten Zeit viel von diesem Lokal gehört, von den hervorragenden Drinks, der rockigen Musik und den hübschen Mädchen vor und hinter dem Tresen. Doch erst heute hatte er sich aufraffen können, die Gerüchte persönlich auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.

    Die Flügeltür vor ihm schwang abrupt auf. Alecs gute Reflexe und ein beherzter Sprung zur Seite retteten ihn vor der Kollision mit dem zentimeterdicken Massivholz. Ein hünenhafter Kerl stolperte ins Freie, getrieben von dem kräftigen Stoß eines Mannes im grauen Businessanzug. Drei weitere Typen trotteten – sich lautstark beschwerend – auf die Straße. Das waren wohl die Gefolgsleute des ersten.

    „Lasst euch hier nie wieder blicken!" Der Mann im grauen Anzug wischte sich die Hände an einem Taschentuch ab, als hätte er soeben etwas Ekliges angefasst, drehte sich um und verschwand wieder in der Bar.

    „So ein Arschloch! Die drei Kerle umringten den ersten und bestätigten ihn offensichtlich in seiner Wut. „Der kleine Barkeeper ist schuld! Dem werde ich eine Lektion verpassen! Irgendwann hat er Schluss, und dann warte ich auf ihn! Der kann was erleben, der dreckige Pisser!

    Alec zog die Augenbrauen hoch. Oh-oh, das klang nach Ärger.

    Das war ja so klar gewesen! Da verließ er einmal sein Zimmer, um sich ausnahmsweise unter Menschen zu mischen, und geriet sofort in etwas, das in eine hässliche Auseinandersetzung ausufern konnte. Er schien solche Situationen wie magisch anzuziehen.

    Beiläufig, als hätte er die vorherige Szene nicht beobachtet, schlenderte er an den vier Männern vorbei und stieß die Tür zur Bar auf. Unbehelligt betrat er das Lokal. Natürlich, Kerle wie diese vier Schlägertypen beachteten jemanden wie ihn nur, wenn sie ihn schikanieren wollten. Manchmal war es ein Glück, relativ unscheinbar zu sein.

    Die Tür fiel hinter ihm zu und schloss die frische Luft ebenso aus wie die Kälte. Alec sah sich neugierig um. Viel war um diese Uhrzeit hier noch nicht los, aber das war ihm gerade recht. Er mochte es nicht, inmitten von Menschenmassen sitzen zu müssen und dabei niemanden zu kennen.

    An den Tischen saßen einige Pärchen und zwei größere Gruppen, auf den Barhockern vor der Theke hatten es sich ein paar Mädchen gemütlich gemacht. Es gab noch genügend freie Plätze an den Tischen, doch da Alec allein hier war und auch keine Begleitung erwartete, wollte er keine der Sitzecken für sich beanspruchen. Er ging auf den letzten freien Barhocker am Ende des Tresens zu und schwang sich auf den hohen Sitz. Sein Blick fiel dabei auf den Barkeeper. Überrascht riss er die Augen auf. Alles hätte er erwartet, aber nicht einen jungen Mann mit einem derart beeindruckenden Körperbau. Fasziniert beobachtete er, wie der Junge mit zwei Shakern jonglierte und dabei eine typische, wenn auch gekonnte Barkeepershow abzog. Als er die Drinks in auf einem Tablett bereitgestellte Gläser schüttete und dieses einer wartenden Bedienung überreichte, applaudierten die Gäste am Tresen. Der Barkeeper verbeugte sich leicht und wandte sich anschließend Alec zu. Ihre Blicke trafen sich – und Alec stockte der Atem. Sein Herz legte einen unkontrollierten Spurt ein. Ihm wurde heiß, sein Mund trocken. In seinen Lenden kribbelte und zog es heftig. Dabei konnte er nicht einmal genau sagen, was ihn an dem Jungen, den er auf Anfang zwanzig schätzte, so fesselte und unter Strom setzte. Wahrscheinlich war es das Gesamtbild. Ein ebenmäßiges Gesicht mit vollen Lippen, das von braunen Wellen in einem modischen Schnitt umrahmt wurde; dunkle, fast schwarze Augen, die hinter einer schicken Brille klug aufblitzten. Einzig die Nase hinderte Alec daran, sich einem Engel gegenüber zu glauben: Sie war ein wenig schief, so als wäre sie bereits gebrochen gewesen.

    „Was darf’s sein?" Die Stimme war rau und dunkel. Unwillkürlich assoziierte Alec mit dem vibrierenden Unterton etwas völlig anderes, als hätte ihm dieser Mann soeben ein ausgesprochen unmoralisches Angebot ins Ohr gehaucht. Er musste sich mächtig zusammennehmen, um sich auf die Antwort zu konzentrieren.

    „Ein … Alec räusperte sich, um den Frosch in seinem Hals loszuwerden. „Ein Mai Tai. Na also, das klang doch schon mehr nach ihm.

    Der Junge nickte, zog sich ein paar Flaschen heran, und Alec durfte die Lässigkeit bewundern, mit der er den Drink mischte. Als er das Glas vor ihm abstellte, lächelte er.

    „Du kommst nicht oft hierher, oder? Ich hab dich jedenfalls noch nie gesehen."

    Alec schob die Augenbrauen nach oben. Dieser Traumtyp war also nicht nur eine Aushilfe, sondern arbeitete regelmäßig hier? Na, dann kannte er ab sofort seine neue Stammkneipe.

    „Ich bin zum ersten Mal hier, antwortete er wahrheitsgemäß. „Aber ich habe so viel Gutes über den Laden gehört, dass ich mich selbst davon überzeugen musste, ob das alles wahr sein kann.

    Der Barkeeper lachte, ein unfassbar heiseres Geräusch, das Alec einen ungewollten Schauer über den Rücken jagte.

    „Und? Entsprechen die Gerüchte der Wahrheit?"

    Alec nickte. Wahrscheinlich gab er gerade ein reichlich dämliches Bild ab, doch das konnte er nicht ändern.

    „Nettes Ambiente, gute Drinks, freundliche Barkeeper … Ich werde definitiv öfter herkommen."

    „Für dieses Kompliment bekommst du nachher einen Drink auf meine Kosten. Was hättest du denn gern?"

    Dich, nackt auf einem Bett!, dachte Alec im Affekt und hoffte, dass man ihm das nicht ansah.

    „Ich muss erst einmal probieren, welche Art von Mai Tai du mir hier gepanscht hast", erwiderte er frech mit einem Grinsen.

    „Nur zu!" Der Junge schob ihm das Glas näher heran. Alec nahm den Strohhalm zwischen die Lippen und saugte daran.

    Der Drink war stark, brannte angenehm im Magen, schmeckte aber frisch und leicht süßlich. Keine Spur bitter oder sauer. Das war der beste Mai Tai, den er je gekostet hatte, und das teilte er dem Barkeeper auch mit. „Wirklich großartig. Der Limettenanteil ist perfekt."

    „Das fasse ich als Kompliment auf." Der Mann hinter der Bar strahlte ihn an.

    „Kannst du auch … ähm?" Er sah seinen Gastgeber fragend an. Der verstand den Wink und streckte ihm über die Theke die Hand aus, die er freudig schüttelte. Der Kontakt mit der warmen, fremden Haut jagte ihm etwas den Arm hinauf, das mit einem elektrischen Schlag vergleichbar war.

    „Max. Und du bist?"

    „Alec. Freut mich, dich kennenzulernen."

    Wieder zeigte Max ihm ein breites Lächeln, das Alec direkt in den Unterleib fuhr. Für eine kurze Sekunde lang bedauerte er, dass der unschuldige Körperkontakt zerrissen wurde, weil Max die Hand zurückzog. Was auch verständlich war, denn er musste erstens weiterarbeiten und zweitens hatte der Handschlag für eine Begrüßung einen Tick zu lange gedauert. Alec empfand es zumindest so, auch wenn ihn das rein gar nicht störte. Es war ein überraschend schönes Gefühl gewesen. Seltsam.

    „Max, ich glaube, du hast dir Ärger eingehandelt. Draußen vor der Tür wollen ein paar unangenehme Typen auf dich warten." Es kam Alec richtig vor, Max zu warnen. Zu seiner Überraschung zuckte der nur abfällig mit den Schultern.

    „Pah, diese Idioten! Die werden ihr blaues Wunder erleben, sollten sie mich tatsächlich angreifen wollen."

    Alec runzelte die Stirn. Auch wenn Max wie ein griechischer Gott gebaut war, grenzte die Aggressivität, die er ausstrahlte, an Selbstüberschätzung. Die Männer da draußen waren zu viert – mindestens, sollten sie nicht noch Verstärkung zusammengetrommelt haben. Eigentlich hätte es ihm egal sein können. Wenn Max unbedingt Schläge einstecken wollte, bitte, sollte er. Doch es war ihm unmöglich, Max in sein Verderben rennen zu lassen. Seufzend schüttelte er den Kopf.

    Der Mai Tai war nicht nur perfekt, er war auch stark, wie er nach dem nächsten Schluck feststellte. In seinem Kopf summte es leicht. Ursprünglich hatte er sich nicht so schnell betrinken wollen – beziehungsweise hatte er sich gar nicht betrinken wollen. Doch wenn er jetzt schon einen minimalen Schwips hatte, würde der Abend mit Kontrollverlust und Übelkeit enden und der nächste Morgen mit Kopfschmerzen und noch mehr Übelkeit beginnen.

    Die Bedienung kam an den Tresen und ratterte eine Liste mit Drinks herunter, bei der Max nur knapp nickte. Fasziniert beobachtete Alec, wie er einen Cocktail nach dem anderen mixte, ohne dass er auch nur einmal in ein Rezeptbuch sehen musste. Das war beeindruckend.

    „Wie lange machst du das schon?", fragte er, als die Kellnerin mit einem großen Tablett, beladen mit einer Menge bunter Drinks, davonschwebte und Max wieder Zeit für ein Gespräch hatte – ungeachtet der weiblichen Gäste an der Theke.

    „Zwei Jahre, sechs Abende die Woche."

    Alec bekam große Augen. Kein Wunder, dass Max die Cocktailrezepte perfekt beherrschte.

    „Klingt nach einer Menge Arbeit."

    Max winkte ab und warf dabei den Shaker geschickt über seine Schulter, um ihn mit der anderen Hand wieder aufzufangen. Wollte der Kerl Eindruck schinden? Das hatte er geschafft.

    „Ich mach den Job gern. Man ist unter Menschen, sieht jeden Tag neue und bekannte Gesichter …"

    „... und muss sich die Leidensgeschichten der Betrunkenen anhören."

    Max lachte wieder. „Genau. Diese Leute sitzen dann meist an der Bar. Hast du etwa auch eine zu erzählen? Oder muss ich dich dafür erst noch abfüllen?"

    Jetzt war es an Alec zu lachen. „Nein, ich habe nichts auf dem Herzen. Außer, dass ich hier noch keinen wirklichen Anschluss gefunden habe, gibt es bei mir keine Probleme. Ich bin erst vor einem knappen halben Jahr hergezogen."

    „Hat dir noch niemand die Stadt gezeigt?"

    Alec schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Aber ich kenne mich ganz gut aus, ich habe den Stadtplan auswendig lernen müssen. Ich bin derzeit als Fahrradkurier tätig."

    Max’ Gesicht nahm einen bemerkenswert fassungslosen Ausdruck an.

    „Um Himmels willen!", murmelte er, und an der Art, wie er das sagte, merkte Alec, dass das als Kompliment gemeint war. „Ich könnte das nicht. Bei Wind und Wetter draußen,

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