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Die Botschaft: After Moonrise
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eBook236 Seiten3 Stunden

Die Botschaft: After Moonrise

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Über dieses E-Book

Immer wenn der Mond scheint, zwingt etwas die junge Künstlerin Aurora, eine verstörende Folter-und-Mord-Szene zu malen. Eine Botschaft ihres Unterbewusstseins? Hilfesuchend wendet sie sich an ihren Nachbarn Levi Reid, Detective beim Oklahoma City Police Department. Er ist Experte für Verbrechen im Zwischenreich und will ihr helfen, Mörder und Opfer zu finden! Ihre Zusammenarbeit bringt sie jedoch überraschend nah zueinander - tödlich nah …

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum10. Nov. 2013
ISBN9783862789009
Die Botschaft: After Moonrise
Autor

Gena Showalter

Gena Showalter is the New York Times and USA TODAY bestselling author of over seventy books, including the acclaimed Lords of the Underworld series, the Gods of War series, the White Rabbit Chronicles, and the Forest of Good and Evil series. She writes sizzling paranormal romance, heartwarming contemporary romance, and unputdownable young adult novels, and lives in Oklahoma City with her family and menagerie of dogs. Visit her at GenaShowalter.com.

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    Buchvorschau

    Die Botschaft - Gena Showalter

    Prolog

    Die Frau lag nackt auf einer kalten Metallplatte, die Hände über dem Kopf in Schellen gelegt, die Beine mit Fußeisen gespreizt. Kalte Luft, die nach Blut und Desinfektionsmittel roch, hatte ihre Haut in eine Schicht aus Eis verwandelt, die sich über Muskeln spannte, die selbst zum Zittern zu schwach waren. Der Wille zu fliehen war ihr beim tausendsten Versuch vergangen, auch wenn die Tränen, die sie vor Ewigkeiten vergossen hatte, noch als Kristalle an ihren Wangen klebten.

    Es ist aus mit mir, dachte sie. Der letzte Tag meines Lebens.

    Leider gab es keine Möglichkeit mehr, den Kurs zu wechseln. Das Schiff hatte bereits abgelegt, und um sie herum toste der Sturm. Sie hatte nicht um dies hier gebeten, hatte es mit Sicherheit nicht so gewollt, dennoch hatte sie es bekommen. Jetzt konnte sie nur noch kämpfen, und das würde sie tun. Mit jeder letzten Kraftreserve.

    Ein gedämpftes Wimmern erklang irgendwo hinter ihr. Auch wenn sie zu fest angekettet war, um sich umzudrehen und nachzusehen, wusste sie, was das bedeutete. Ihre Nachfolgerin war gerade aufgewacht und hatte bemerkt, dass sie in einem Hundezwinger gefangen war, von dem aus sie nur eine Metallplatte und eine gedemütigte Frau sehen konnte. Sie wusste es – weil sie einst selbst in diesem Käfig gefangen gewesen war. Man hatte sie gezwungen zuzusehen, wie der Psychopath, der sie betäubt und in seinen Wagen gezerrt hatte, die andere Frau erledigt hatte, die auf der Metallplatte gefesselt gewesen war. Die Frau vor ihr, die er auf brutalste Weise ermordet hatte.

    „Tu dir selbst einen Gefallen und sei still, sagte sie zu dem Mädchen. Es war nicht der richtige Moment für Liebenswürdigkeiten. „Es ist besser, den Mund zu halten, als ihm zu geben, was er will – und er will, dass du weinst. Er will, dass du schreist und bettelst und zugibst, wie sehr es wehtut.

    Das Wimmern wurde noch lauter.

    „Oder mach so weiter und ihn damit zum glücklichsten Mörder auf der Welt", fügte sie resigniert hinzu.

    Plötzlich erfüllte der Klang von Schritten in schweren Stiefeln den Raum. Ihr Herz schlug zu heftig, zu schnell. Eine Sekunde verging, dann zwei, ehe die Scharniere der einzigen Tür im Raum ächzten. Ihr drehte sich der Magen um.

    Er war hier.

    Würde sie es wirklich wagen?

    „Guten Morgen, meine Hübschen. Dieser selbstgefällige Tonfall, mit Anflügen von Schadenfreude und Boshaftigkeit. „Wie geht es uns heute?

    Ja. Sie würde.

    Aus dem Käfig drang lautes Schluchzen, während sie sagte: „Ich habe das Gefühl, dass es Spaß machen würde, die Rollen zu tauschen. Was meinst du? Du hier gefesselt, und ich stehe vor dir mit dem niedrigen IQ, dem winzigen Penis und – unterbrich mich, wenn ich falsch liege – dem riesigen Mutterkomplex. "

    Sein Atem zischte über ihre Haut. „Du wirst meine Mutter nie wieder erwähnen, verstanden?" Wut war an Stelle der Selbstgefälligkeit getreten, und sie hörte Messer und andere Spielzeuge scheppern, während er nach dem Instrument seiner Wahl suchte.

    „Wenn du mit ‚nie wieder erwähnenʻ meinst, nie aufhören darüber zu redenʻ, dann ja, verstanden. Also, warum tun wir nicht so, als wäre ich deine Therapeutin und du zu einer Gratissitzung bei mir?"

    „Das reicht! "

    Noch lange nicht. „Sag doch mal. Hat deine liebe Mommy dich nicht gestillt? Oder vielleicht viel zu lange?"

    Eine bedrückende Stille legte sich über den kleinen Raum.

    Stich das Messer noch tiefer in die Wunde – das wird er auch gleich tun. „Komm schon, du kannst mir vertrauen. Das bleibt alles unter uns, deine dunklen Geheimnisse veröffentliche ich höchstens in meinem Blog. Na gut, vielleicht auf Twitter. Oh, und Facebook. Eventuell ein Video-Tagebuch auf Youtube. Aber abgesehen davon, sind meine Lippen versiegelt. "

    Das Scheppern wurde noch lauter und nachdrücklicher. Schließlich fand er, was er gesucht hatte – eine 20 Zentimeter lange gezackte Klinge. Er hielt sie in das viel zu helle Oberlicht, sodass sie glänzte, und drehte sich dann zu ihr um, das Gesicht halb grinsend, halb vor Wut verzerrt.

    „Mein Schatz, wandte er sich jetzt an die andere Gefangene und gab vor, sie selbst zu ignorieren. Nur dass er mit den Zähnen knirschte, konnte er nicht verbergen. „Du gibst am besten gut Acht, was als Nächstes geschieht, denn wenn du mein Missfallen erregst, wirst du es am eigenen Leib erfahren.

    Das Weinen wurde zu einem unterdrückten Schluchzen, und der Käfig schepperte. Vermutlich versuchte die andere Frau, durch die Stangen zu schlüpfen.

    Nie wieder werde ich ihm diese Befriedigung verschaffen. „Oh, du liebe Zeit, oh, nein, verspottete sie ihn, „der Psychokiller hat ein Messer. Jemand muss die schaurige Musik abspielen und mir Bescheid sagen, wann ich anfangen soll zu schreien.

    Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und schwenkte die Klinge hin und her, hin und her. „Hast du immer noch nicht gemerkt, welches Biest du da provozierst?"

    „Uuuuh. Natürlich habe ich das. Es ist so winzig wie der Rest von dir, deswegen muss ich ja so grinsen. "

    Er ließ seinen Kiefer knacken. Er war nicht einmal hässlich, im Grunde konnte man ihn sogar schön nennen mit seinen goldenen Locken, den Augen wie süßer Honig und Gesichtszügen so unschuldig und arglos wie die eines Kindes.

    So eine grausame, grausame Maske.

    Als sie zum ersten Mal in jenem Käfig aufgewacht war, hatte sie geglaubt, er wäre gekommen, um sie zu retten. Sie war schnell eines Besseren belehrt worden, als er sie herausgezerrt, ihr die Kleider vom Leib geschnitten und dabei mit einer Freude gelacht hatte, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.

    „Ich kann es schmerzlos tun … oder dir qualvolle Schmerzen bereiten. Reiß dich also zusammen", fuhr er sie an.

    „Hab ich etwa deine Gefühle verletzt?, fragte sie. „Böse Gefangene. Böse, böse Gefangene.

    Mit langsamen, gemessenen Schritten näherte er sich ihr. „Du glaubst, du bist mutig? Na, mal sehen, ob ich dich vom Gegenteil überzeugen kann. Ich weiß, du kannst sie nicht sehen, aber das Mädchen im Käfig ist, Trommelwirbel bitte – deine einzige richtige Freundin. Du erinnerst dich doch an sie? Natürlich tust du das. Sie ist die hübschere von euch beiden. "

    Ein heißer Schmerz flammte in ihrer Brust auf, als sie versuchte, den Hals zu recken, um in den Käfig zu sehen, aber immer noch war sie zu eng gefesselt, um sich derart zu verrenken. Sie konnte nur die Wand mit den Fotos sehen. Fotos von all den Frauen, denen er Gewalt angetan hatte.

    Morgen würde ihr Bild daneben hängen.

    „Du lügst, du versuchst mir wehzutun, weil du ein jämmerlicher kleiner Dreckskerl bist, dessen Herz verrottet ist, und du nicht weißt, womit du mich sonst treffen kannst. "

    Hass flackerte in seinen Augen auf und verwandelte sie in tiefe dunkle Tore zur Hölle. „Glaubst du? Warum fragst du das Mädchen nicht selbst und findest heraus, ob ich die Wahrheit sage oder nicht?"

    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Er log nicht. Oder? Ein Lügner würde nicht so zufrieden klingen. Oder doch? „Sag etwas", befahl sie dem Mädchen.

    Stille.

    Sein selbstgefälliges Lachen hallte von den kahlen Wänden wider. „Es tut mir furchtbar leid, aber sie wird kein Wort sagen. Hat eine große Klappe, deine Freundin. Du kennst sie ja. Ich fürchte, ich sah mich gezwungen, ihr die Zunge herauszuschneiden. "

    Noch ein heißer Schmerz, diesmal loderte auch Wut darin. Sie wuchs … und wuchs … Ihre Freundin hatte tatsächlich eine große Klappe, und dieser Mann war bösartig genug, sie zu entführen – und grausam genug, um zu verhindern, dass sie je wieder ein Wort sagte. Alles, um die Qualen zu steigern, die er bereits entfesselt hatte.

    Wie konnte er es wagen, ihre Freundin zu entführen! Wie konnte er es wagen, ein so liebes Mädchen den Schrecken auszusetzen, die sie selbst ertragen musste! Die Wut wuchs … und wuchs …

    „Du kranker ekelhafter …Ahhh! , schrie sie und rüttelte an ihren Fesseln. Keine Beschreibung war widerwärtig genug. „Ich mach dich fertig. Du wirst ihr nie wieder wehtun können. Wart’s nur ab … ich … mach … dich … fertig. Nicht weinen. Wage es bloß nicht zu weinen. Sie rang dennoch nach Atem und hatte Schwierigkeiten, Worte zu formen.

    Mit der freien Hand strich er ihr über die Stirn, sanft, fast schon zärtlich. „Du hast dich immer für viel stärker gehalten als du wirklich bist. Das ist dein größter Fehler. Es wird mir Freude bereiten, ihn dir auszumerzen. "

    Sie versuchte, ihn zu beißen.

    Er lachte. „Ich kann es nicht abwarten, meinem neuen Spielzeug Bilder von unserer gemeinsamen Zeit zu zeigen. Meinst du, sie wird eifersüchtig?"

    Die Wut breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, brannte, versengte, ließ jede Spuren von Tränen versiegen. „Du kannst mich umbringen, aber ich bleibe hier, das verspreche ich dir. " Da war ihre Stimme wieder, stärker als vorher und voller Entschlossenheit.

    In gespielter Angst hob er eine Augenbraue. „Oh, wie unheimlich. Und wie willst du das anstellen, hm?"

    „Ich finde einen Weg. Es gibt immer einen Weg, und das Gute besiegt immer das Böse. "

    „So voller Überzeugung, sagte er und schnalzte mit der Zunge. „Ich habe gehört, dass ein starker Geist alles besiegen kann, selbst den Tod. Aber, mein Schatz, wie ich dir immer und immer wieder zu erklären versuche, du bist nicht besonders stark.

    „Das werden wir sehen. " Jeder auf der Welt wusste: Es gab ein Leben nach dem Tod. Manche Leute gingen an einen besseren Ort, manche an einen schlechteren. Aber sie selbst ging nirgendwohin, nicht, solange ihre Freundin in Gefahr war.

    „Na gut, ich hoffe, du hast recht. Überleg nur, wenn du hier auf der Erde bleibst, können wir für immer zusammen sein. " Er hob die Klinge, grinste – und stieß das glänzende Metall tief in sie hinein.

    1. KAPITEL

    Oklahoma City, Oklahoma

    SIG Sauer: Achthundert Dollar.

    Eine Packung Patronen: Dreißig Dollar.

    Deinem Nachbarn das Gesicht wegschießen, weil er deinen Müll durchsucht hat, nachdem du ihn bereits gewarnt hast, dass es Konsequenzen nach sich zieht, falls er so etwas noch einmal versuchen sollte: Unbezahlbar.

    Und ich tue es wirklich, schwor sich Detective Levi Reid, während er die Waffe polierte. Mein Zeug gehört mir. Auch mein Müll!

    Er war vor drei Wochen in das Apartmentgebäude „King’s Landing" gezogen, aber er wusste immer noch nicht genau, warum. Oder wie.

    Na gut, er wusste, wie. Es gefiel ihm nicht, und er würde die Wahrheit vor einem anderen als sich selbst niemals zugeben, aber jeden Tag hatte er so etwas wie einen Blackout. Wenn er wieder zu sich kam, fehlten ihm mal fünf Minuten, mal fünf Stunden. Oder, wie im Fall seines Apartments, sieben Tage.

    Alles, was er über die Geschehnisse wusste, die zu diesem massiven Zeitverlust geführt hatten, war: Er war einem verdächtig aussehenden Typen zum Hintereingang des Gebäudes gefolgt. Das war’s. Als Nächstes war er in genau diesem Raum aufgewacht, fertig eingerichtet mit seinen Möbeln, seinem Zeug in den Schränken. Er wusste nicht, wann er gepackt oder ausgepackt hatte, wann er das Haus, in dem er sechs Jahre lang gewohnt hatte, einem Fremden überlassen hatte, oder wann er dieses geräumige, aber abgewohnte Zwei-Zimmer-Loch gemietet hatte, das ganz bestimmt nicht für einen König geeignet wäre.

    Seine Kollegen hatten ihn nicht gesucht, weil er gerade auf Zwangsurlaub war. Eine Freundin hatte er nicht, und die „Pflichtbesuche" beim Seelenklempner hatte er bereits alle abgesagt. Also hatte er beschlossen, an Ort und Stelle zu bleiben, falls ihn ein weiterer Blackout überkommen sollte und er irgendwo aufwachte, wo es noch schlimmer war.

    Zuerst hatte er sich über den vollkommenen Kontrollverlust aufgeregt – die Einschusslöcher in den Wänden zeugten noch davon. Dann war er in eine – männliche – Depression versunken. Männlich bedeutete: ohne Weinen und Rumgejammer; er hatte nur stoisch – wenn nicht sogar sexy – in die Dunkelheit gestarrt. Jetzt dachte er nach. Vielleicht hätte er sich zusammenreißen und in eine bessere Wohnung ziehen sollen, aber einem Teil von ihm gefiel es hier inzwischen, trotz allem.

    Seine neue Behausung lag am Rand von Oklahoma City und brachte ihn in direkten Kontakt mit den Obdachlosen, die auf der Straße pennten, den Prostituierten, die ständig auf Beutejagd waren, und den Dealern, die in den Nebenstraßen Tag und Nacht ihre Geschäfte machten. Sein Job hatte ihn unzählige Male in diese Gegend geführt, und es hatte ihm immer eine Gänsehaut bereitet (eine männliche natürlich). Und wenn er ehrlich war, das Gebäude sah nicht so schlimm aus, wie er es in Erinnerung hatte. Irgendwer hatte es renoviert und bewohnbar gemacht.

    Seine Nachbarn waren auch ganz in Ordnung, im Grunde. Sie hatten ihre Macken, aber wer hatte die nicht?

    Der Typ in 211 schlich sich um die Ecken, als hätte ihn ein Serienkiller im Visier – und den Finger schon am Abzug. Jedes Mal, wenn Levi ein verdächtiges Geräusch hörte und auf dem Flur nachsah, klebte der Typ ihm an den Fersen, heulte und flehte ihn um Hilfe an, aber er beantwortete keine Fragen und gab keine Erklärungen.

    Das Mädchen in 123 ging gern Tag und Nacht auf Zehenspitzen im Flur auf und ab. Manchmal blieb sie stehen und versuchte, mit ihrem Röntgenblick durch die Türen zu schauen. Jedes Mal, wenn er an ihr vorbeiging, fixierte sie ihn mit diesem Blick und sagte etwas Schauriges, wie „Ich vermisse mein Baby. Willst du mein Baby sein?, oder seinen Lieblingssatz: „Was willst du tun, wenn du tot bist? Tot, tot, tot, du bist so was von tot.

    Und in 409 wohnte Mister Mülltonnenwühler.

    Letzte Woche war eine umwerfende Rothaarige mit ihrer hübschen blonden Mitbewohnerin eingezogen. Vielleicht waren sie genauso merkwürdig wie der Rest, aber er überlegte, die Rothaarige mal zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen wollte. Er machte sich nicht viel aus Dates, aber gegen Sex hatte er nichts einzuwenden.

    Im Augenblick saß er am Küchentisch, hatte die SIG in Stücke zerlegt und neben den Reinigungsmitteln ausgebreitet. Er fettete die Schienen der Waffe, schob den Schlitten ein, zog ihn wieder heraus und wischte die Schienen ab, jede Bewegung automatisch. Er hatte es schon Tausende Male gemacht und empfand es mittlerweile als beruhigend.

    Ruhe. Etwas, das er bewahren sollte. Wenn man bei der Arbeit einen angeblichen Serienmörder angriff, der Leichenteile in seiner Gefriertruhe verstaute, hatte man angeblich ein „Wutproblem und sollte sich eine Auszeit nehmen, um „nachzudenken und sich auszuruhen.

    Was er wirklich brauchte, war Abwechslung. Also gut. Er würde nicht mehr nur darüber nachdenken, den Rotschopf um ein Date zu bitten. Er würde es einfach tun. Hoffentlich stand sie auf raubeinig wirkende Detectives der Mordkommission, die nicht gerne teilten, aber versuchten, es zu lernen. Außerdem hielt er nichts von One-Night-Stands und war tatsächlich auf eine feste Beziehung aus. Und egal was seine Bekannten behaupteten, er wusste sehr wohl, wie man lächelte.

    Ein lautes Klopfen an der Tür ließ ihn hochfahren. Wahrscheinlich bloß ein weiterer Nachbar, der wissen wollte, wie man sich vor dem Auge des Gesetzes versteckte, oder dem es ein Bedürfnis war, das Ende der Welt zu verkünden. „Verschwinden Sie, hier ist niemand. "

    Noch ein Klopfen, dieses Mal noch lauter und nachdrücklicher. „Ich beiße nicht, sagte eine Frauenstimme, „jedenfalls nicht mehr als ein paar Mal.

    Er mochte die Stimme. Sanft und süß und doch entschlossen. Dennoch, ein vernunftbegabter Mensch bot normalerweise keinem Fremden an, an ihm zu knabbern.

    Mit raschen Bewegungen setzte er seine Waffe wieder zusammen und steckte sie hinten in den Bund seiner Sporthose. Das Gewicht der Waffe zog die Shorts gnadenlos nach unten, was nie gut war, aber besonders heikel, wenn man kein Oberteil anhatte. Sein ungeladener Gast würde wahrscheinlich einen Blick auf sein bestes Stück werfen dürfen, aber sobald er mit ihr fertig war, dürfte das ihre geringste Sorge sein. Sie musste lernen, die Konsequenzen für ihr Verhalten zu tragen.

    Aber … dann sah er durch den Spion, dass die Mitbewohnerin der Rothaarigen, die hübsche Blondine, vor seiner Tür stand. Ihr eine Lektion zu erteilen rückte auf einmal in den Hintergrund; er musste sie loswerden. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie in ihm eine Welle aus Schuldgefühlen und Scham hervorgerufen. Warum, wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Er wollte einfach nur nichts mit ihr zu tun haben.

    Doch sobald er die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte, wurde das Bedürfnis, sie abzuwimmeln, von Besorgnis verdrängt. Sie stand im flackernden Deckenlicht, kaute an ihren Nägeln und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Scharlachrote Flecken zierten ihre Wangen und ihre Hände. Blut?

    Mit gerunzelter Stirn öffnete er die Tür ein Stück mehr. „Ist alles okay, Ma’am?"

    Sie kniff ihre ozeanblauen Augen zusammen, ihr Blick schien sich in einen Laserstrahl zu verwandeln, der in sein Fleisch brannte. Wenigstens hörte sie auf zu kauen und herumzuzappeln. Und er verspürte diesmal auch nicht diese Schuldgefühle. „Ma’am? Haben Sie mich gerade Ma’am genannt?"

    „Jawohl, Ma’am. Alles okay?"

    „Wow, das tut weh! ", sagte

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