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Liebeserwachen im Windermere Park
Liebeserwachen im Windermere Park
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eBook257 Seiten3 Stunden

Liebeserwachen im Windermere Park

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Über dieses E-Book

Atemlos vor Erregung schmiegt der Duke of Windermere sich an seine betörende Frau. Lange Jahre hat er Miranda vernachlässigt - doch in dieser heißen Sommernacht verliert er abermals sein Herz an sie. Ausgerechnet jetzt, da er sicher ist, dass sein Ende naht - und da er beschlossen hat, einen neuen Mann für sie zu suchen!

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum25. Mai 2019
ISBN9783733746636
Liebeserwachen im Windermere Park
Autor

Terri Brisbin

Das geschriebene Wort begleitet Terri Brisbin schon ihr ganzes Leben lang. So verfasste sie zunächst Gedichte und Kurzgeschichten, bis sie 1994 anfing Romane zu schreiben. Seit 1998 hat sie mehr als 18 historische und übersinnliche Romane veröffentlicht. Wenn sie nicht gerade ihr Leben als Liebesromanautorin in New Jersey genießt, verbringt sie ihre Zeit mit ihren drei Kindern und arbeitet als Zahnarzthelferin. Zudem engagiert sie sich im Vorstand der RWA (Romance Writers of America) und stand schon dreimal im Finale des begehrten RITA Awards, einer Auszeichnung für besondere Leistungen im Romance-Genre.

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    Buchvorschau

    Liebeserwachen im Windermere Park - Terri Brisbin

    IMPRESSUM

    Liebeserwachen im Windermere Park erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2005 by Theresa S. Brisbin

    Originaltitel: „The Duchess’s Next Husband"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORCICAL SAISON

    Band 23 - 2014 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Mira Bongard

    Umschlagsmotive: GettyImages_Daniel_Kay, sandr2002

    Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733746636

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    PROLOG

    Er drang mit der routinierten Selbstverständlichkeit in sie ein, die sich im Laufe der Jahre ergeben hatte. Und obgleich sie bereitwillig nachgab, zeigte sie nicht, dass sie die Vereinigung genoss, wie sie es in den frühen Tagen ihrer Ehe getan hatte. Nach ihren Reaktionen zu urteilen, empfand sie nicht mehr so wie damals.

    Zielstrebig steuerte Adrian dem Höhepunkt entgegen, und während sie leise aufseufzte, sprach er ein stummes Gebet, dass es ihm diesmal gelungen war, den Erben zu zeugen, den er so dringend benötigte. Für das Herzogtum, betete er, als er sich in ihr verströmte. Für den Namen und die Ehre der Familie, feuerte er sich an. Damit mein Name weiter fortlebt! flehte er, an wen auch immer gewandt, in dessen höherer Macht diese Angelegenheiten standen.

    Wortlos zog er sich aus ihr zurück, kletterte aus dem Bett, streifte sich den Morgenrock über und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Als sie hörbar mit den Laken raschelte, drehte er sich zu ihr um und nickte.

    „Ich danke dir, meine Liebe", sagte er. Stets sprach er dieselben Worte, weil er das Entgegenkommen seiner Gattin in Bezug auf die Zeugung eines Erben zu würdigen wusste.

    „Windermere", entgegnete sie leise, ohne ihn anzusehen.

    Erneut nickte er ihr zu und begab sich in sein Ankleidezimmer. Keine Stunde später befand er sich in seinem Club und genoss einen besonders guten Portwein. Und da man ihm das Getränk ohne jede Aufforderung gebracht hatte, wurde ihm schmerzlich bewusst, wie vorhersehbar alles in seinem Leben war.

    1. KAPITEL

    Drehen Sie bitte den Kopf zur Seite, Euer Gnaden."

    Schweigend ertrug Adrian Warfield, Duke of Windermere, die unangenehme Untersuchung. Gleich drei von Englands führenden Ärzten waren zu einem Hausbesuch gekommen, und nur seine tadellose Erziehung hielt ihn davon ab, die Flüche auszustoßen, die ihm auf der Zunge lagen. Wenn ihm diese drei Männer keine beruhigende Erklärung für seine zunehmenden Beschwerden geben konnten, sah seine Zukunft, die seiner Familie und die des Herzogtums düster aus. Der Reihe nach gab Adrian den Doktoren die Möglichkeit, ihn abzuhorchen und abzuklopfen. Als sich die Konsultation immer weiter in die Länge zog, begann er die Geduld zu verlieren.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit beendeten die Ärzte ihre Untersuchungen, sodass er das Hemd und die Weste wieder anziehen konnte. Nervös wartete er auf die Urteilsverkündigung der Mediziner. Wie eine Art Geheimgesellschaft standen sie als Grüppchen neben seinem Schreibtisch und flüsterten miteinander, wobei sie ihm Blicke zuwarfen, während sie sich über seinen Zustand berieten.

    „Nun, meine Herren, wie lautet Ihre Diagnose? Die Mienen, die sich ihm anstelle einer Antwort zeigten, gefielen ihm ganz und gar nicht. Das bedrückende Schweigen, das folgte, brachte ihn schließlich aus der Fassung, und er stieß einen der Flüche aus, die er bis dahin zurückgehalten hatte. „Zum Teufel! Nun rücken Sie schon mit der Wahrheit heraus!

    Sie tauschten Blicke aus, bevor sie ihn ansahen.

    „Euer Gnaden, wir können Ihnen nichts Neues über Ihren Zustand mitteilen", erklärte Dr. Penworthy. Die zuckenden buschigen Brauen verliehen ihm große Ähnlichkeit mit einem Pelztier.

    „Aber er hat sich verschlechtert?" Adrian machte sich auf das Schlimmste gefasst.

    „Ja, er hat sich verschlechtert, Euer Gnaden. Doch nicht in so gravierender Weise, dass wir darüber besorgt wären. Dr. Lloyd zog ein kleines Notizbuch hervor und nickte in Richtung Schreibtisch. „Die eine oder andere Veränderung der Dosierung bei den Tropfen und Elixieren, die Sie regelmäßig einnehmen, dürfte genügen, um den Beschwerden entgegenzuwirken.

    Mit einer Geste erlaubte Adrian dem Arzt, auf dem Schreibtischstuhl Platz zu nehmen, um die Anweisungen für den Apotheker aufzuschreiben. Obgleich die Doktoren Penworthy und Wilkins erneut vielsagende Blicke austauschten, hatte keiner von ihnen andere Empfehlungen. Sie bestätigten lediglich, dass Dr. Lloyd in ihrem Namen spreche.

    „Euer Gnaden, lassen Sie sich von den Veränderungen nicht zu sehr beunruhigen. Nervosität und psychische Anspannung wirken sich nur negativ auf den Zustand Ihrer Lunge aus, versuchte Dr. Lloyd ihn zu beruhigen. Die beiden anderen Mediziner nickten zustimmend. Adrian runzelte die Stirn. Dr. Lloyd reichte ihm das Papier, auf das er die neuen Verordnungen gekritzelt hatte. „Machen Sie in diesem Sommer eine Kur – möglichst an der Küste – und Sie werden sich wie neugeboren fühlen.

    Adrian schloss einen Moment die Augen und kämpfte gegen seinen Zorn an. Er wollte nicht den Eindruck vermitteln, eine nervöse Persönlichkeit zu sein, und nicht durchblicken lassen, dass er sie alle drei am liebsten erwürgt hätte. Doch innerlich kochte er vor Wut. Die drei älteren Männer schauten ihn nachsichtig an. Sie wussten, dass er aufgebracht war, weil er sich angesichts seiner Krankheit hilflos fühlte. Hilflosigkeit war kein Gefühl, das sich ein Mann wünschte.

    „Wir werden nun gehen, Euer Gnaden, kündigte Dr. Wilkins an. „Aber falls Sie unsere Hilfe benötigen sollten, stehen wir Ihnen jederzeit zu Diensten.

    Schweigend beobachtete Adrian, wie sich die drei Ärzte zum Abschied verbeugten, die Tür öffneten und sein Arbeitszimmer verließen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er den Zettel mit den veränderten Dosierungen in der rechten Faust zerknüllt hielt. Er glättete ihn und warf ihn auf den Schreibtisch. Anschließend ging er zum anderen Ende des Zimmers und schaute aus dem geöffneten Fenster. Ein strahlend heller Tag war angebrochen. Er setzte sich auf den Lehnstuhl in der Nähe des Fensters und versuchte, sich zu entspannen. Denn in einem Punkt hatten die Mediziner zweifellos recht – starke Emotionen wie Wut und Enttäuschung erhöhten die Anzahl und die Heftigkeit der Anfälle.

    Er lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und horchte auf die Geräusche vor dem Haus. Das Getrappel der Pferdehufe, das Rascheln der Blätter in der milden Frühlingsbrise, das zarte Vogelgezwitscher und die Stimmen der Ärzte.

    Die Stimmen der Ärzte?

    Adrian stand auf und stellte sich direkt neben das offene Fenster, sodass er etwas erkennen und zugleich selbst nicht bemerkt werden konnte. Die drei Doktoren standen wenige Meter von ihm entfernt, und obgleich sie ihre Stimmen leicht gesenkt hatten, verstand er jedes Wort.

    „Wirklich jammerschade." Lloyd?

    „Und man kann leider nichts mehr tun." Das war eindeutig Wilkins. Adrian horchte angespannt. Über wen sprachen sie?

    „Und in der Blüte seines Lebens. Ein trauriger Fall." Er hatte genau vor Augen, wie Penworthys pelzige Brauen bei diesen Worten zuckten.

    „Aber sollte man es ihm nicht besser sagen? Der Gedanke bereitet mir Sorge, räumte Lloyd mit verdrießlicher Stimme ein. „Es sind Vorbereitungen und wichtige Regelungen zu treffen, und so viele Menschen sind von ihm und seinen Entscheidungen abhängig.

    Ein eisiger Schauder lief ihm den Rücken hinunter, und erschrocken wich Adrian vom Fenster zurück. Schweiß stand ihm auf der Stirn und rann ihm das Gesicht und den Hals hinunter. Dabei war es im Zimmer nicht heißer geworden. Furcht, ja schiere Panik, erfasste ihn. Die böse Vorahnung, die schon während der Untersuchung in ihm gewachsen war, schien sich zu bestätigen.

    Es konnte nicht sein …

    Es konnte einfach nicht um ihn gehen. Wieder versuchte er, genau hinzuhören.

    „Angesichts seiner Titel und Ländereien ist davon auszugehen, dass die wichtigsten Dinge längst geregelt worden sind, bekundete Penworthy. „Ein Mann von seinem Rang und mit seiner Verantwortung und insbesondere einer ohne leiblichen Erben ist auf alles vorbereitet und überlässt die nötigen Entscheidungen nicht dem Zufall. Nein, ich denke, es ist besser, ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation nicht zu offenbaren.

    Es folgte eine Pause, als ob die Männer über Penworthys Empfehlung nachdächten.

    Ausweglosigkeit?

    Adrian schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste ihre Worte falsch verstanden haben. Eben noch hatten sie ihm ins Gesicht gesagt, dass sich sein Zustand nur ein wenig verschlechtert habe. Sie hatten die Dosierungen verändert und ihm zu einer Kur geraten. Sie hatten ihn nicht davor gewarnt, dass er bald sterben würde.

    „Wie viel Zeit bleibt ihm Ihrer Ansicht nach?, fragte Wilkins. „Eine so deutliche Verschlechterung ist kein gutes Zeichen.

    „Ein halbes Jahr vielleicht? Es ist schwer, Genaueres zu sagen, ohne in den Bereich der Spekulation zu geraten, aber ich glaube nicht, dass er das Jahresende erleben wird, erklärte Lloyd. „Wir werden seinen Zustand überwachen und alles in unserer Macht Stehende tun, um seine Beschwerden zu lindern. Insbesondere wenn sie in absehbarer Zeit schlimmer werden.

    Dann schwiegen die drei Männer eine Weile, und Adrian wischte sich mit dem rechten Handrücken den Schweiß von der Stirn. Während ihre Worte in sein Bewusstsein drangen, schüttelte er erneut den Kopf. Es konnte nicht sein! Es durfte einfach nicht wahr sein!

    „Der arme Mann, sagte Penworthy. „Auch das edelste Blut schützt einen Menschen nicht, wenn der Tod ihn auf seiner Liste notiert hat.

    Das Rattern von Rädern auf dem Kopfsteinpflaster und die vertraute Stimme seines Kutschers verrieten Adrian, dass seine Chaise gerade vor dem Haus hielt, um die Mediziner zurück zu ihren jeweiligen Praxen zu bringen. Wenig später fuhr die Kutsche die Straße hinunter, und er blieb mit der schrecklichen Wahrheit allein zurück.

    Er, Adrian Warfield, Duke of Windermere, würde noch vor Ende des Jahres tot sein.

    Es kam ihm vor, als würde die Zeit stillstehen, derweil das Todesurteil in seinen Ohren nachhallte. Wie betäubt von den Worten der Ärzte vermochte Adrian nicht, einen klaren Kopf zu behalten. Zu viele Gedanken, Bilder und Erinnerungen strömten auf ihn ein, während er sich bemühte, das Schreckliche seiner Lage zu begreifen.

    Vor langer Zeit hatte er mit seinem älteren Bruder über die Tapferkeit von Soldaten angesichts des Todes diskutiert. Damals hatte er sich vorgestellt, wie er sich selbst in einer solchen Situation verhalten würde. Nun lagen all der Mut und das verwegene Gerede in weiter Ferne, und eine qualvolle Furcht hatte von ihm Besitz ergriffen, die seine Beine zittern ließ und eine nie geahnte Übelkeit verursachte.

    Adrian wusste nicht, wie lange der Schock ihn regungslos auf dem Stuhl gefangen hielt und er nichts tat, außer zu atmen. Vor ihm schwebten Staubpartikel durch die Luft, und die Geräusche der Straße, die von draußen ins Zimmer drangen, schienen zu verstummen. Er spürte nur noch das innere Chaos, starrte in die Ferne und wartete darauf, dass die grausame Wahrheit in sein Bewusstsein drang.

    Und wie ein unerwarteter Schlag in den Magen traf sie ihn.

    Als Adrian die Nachricht allmählich in ihrer ganzen Tragweite erfasste, schleppte er sich taumelnd zur Anrichte, ergriff die kristallene Portweinkaraffe und stolperte mit ihr aus dem Arbeitszimmer. Er ignorierte die verwunderten Blicke seines Sekretärs und des Butlers, ging zur Treppe und stieg die Stufen in den zweiten Stock hoch, in dem sich seine privaten Räume befanden. Er eilte an seinem Kammerdiener vorbei, schlug die Tür hinter sich zu und schloss ab.

    Dann stellte er den Portwein auf dem Tischchen neben dem Bett ab und riss sich das Krawattentuch vom Hals. An den Knöpfen zerrend entledigte er sich der Weste und warf sie dann quer durch das Zimmer. Er öffnete das Hemd und versuchte, tief Luft zu holen. Der krampfartige Husten, den er so fürchtete, setzte augenblicklich und in großer Heftigkeit ein, sodass er sich vor Schmerzen krümmte.

    Die Minuten kamen ihm wie Stunden vor, während sich seine Lungen bei jedem Atemzug zusammenzogen. Doch schließlich spürte er, dass die Krämpfe nachließen. Er sank auf das Bett und kämpfte gegen die drohende Bewusstlosigkeit an, indem er so gleichmäßig wie möglich Luft holte, um den Körper wieder mit Sauerstoff zu versorgen. Schließlich nahm er das Klopfen an der Tür wahr und hörte den Kammerdiener durch den Türspalt fragen:

    „Euer Gnaden? Euer Gnaden?" Thompson klang besorgt – eine Besorgnis, die Adrian in diesem Augenblick nicht ertragen konnte.

    „Lassen Sie mich in Ruhe, Thompson! Mir geht es gut!", rief er.

    Er hustete erneut und wartete flach auf dem Bett liegend ab, bis der Anfall ganz vorüber war. Nach ein paar weiteren Krämpfen hörte die Atemnot endlich auf. Adrian setzte sich gerade hin und ergriff den Portwein. Obgleich er wusste, dass es die Bediensteten und seine Frau schockieren würde, wenn sie ihn so sähen, führte er die Karaffe an den Mund und trank in tiefen Zügen von dem schweren Wein.

    Ermattet lehnte er sich gegen das Kopfende aus Mahagoni und lauschte den Stimmen vor seiner Zimmertür. Zwei – nein drei – Leute standen dort und berieten, was sie mit ihm machen sollten. Vermutlich setzte sich die Gruppe aus seinem Kammerdiener Thompson, Sherman, dem Butler, und Webb, seinem Sekretär, zusammen, den er bei Ankunft der Ärzte aus dem Arbeitszimmer geschickt hatte.

    Wie auch immer, er konnte ihnen jetzt nicht in die Augen sehen. Erst musste er sich wieder sammeln und akzeptieren, was die Ärzte verkündet hatten. Um das zu bewerkstelligen, gedachte er sich aller alkoholischen Getränke zu bedienen, die sich in Reichweite befanden. Er betrachtete die Karaffe, die er in Händen hielt, und zweifelte, dass der Portwein der Sache Genüge tun würde. Es befand sich jedoch stets ein fünfundzwanzigjähriger Whisky im Vitrinenschrank – der würde den ersten Bedarf decken.

    Erneut hob Adrian das Kristallgefäß zum Mund und trank einen tiefen Schluck. Wärme breitete sich in seinem Magen und in den Gliedern aus. Da er sich unfähig fühlte, Überlegungen über seine allzu kurze Zukunft anzustellen, beschloss er zu trinken, bis die Nachricht aus seinen Gedanken getilgt war.

    Freudlos lächelnd wurde ihm klar, dass er auch noch das alte Schloss zu den heimlichen Alkoholvorräten seines verstorbenen Vaters würde aufbrechen müssen, um den Schock über seinen bevorstehenden Untergang zu betäuben. Dem Tod ins Auge zu blicken, war nicht so leicht, wie er es sich vor etlichen Jahren vorgestellt hatte.

    2. KAPITEL

    Miranda Warfield, Duchess of Windermere, stand schweigend da, als Fisk die Tür zum Ankleidezimmer öffnete und eintrat. Sie zögerte einen Moment. Dann ließ sie zu, dass die Zofe ein letztes Mal am Stoff des Abendkleides zupfte und ihr ein paar Haarsträhnen befestigte, die sich gelöst hatten. Erst danach begab sie sich auf den immer gleichen Weg über den Gang, der an den Privatgemächern ihres Gemahls vorbei und hinunter in das Speisezimmer führte, wo sie gemeinsam mit ihm das Dinner einnehmen würde.

    Ihr Alltag bestand aus sich stets wiederholenden Abläufen dieser und ähnlicher Art: aufstehen, Mahlzeiten einnehmen, sich für Verabredungen ankleiden, Veranstaltungen aufsuchen und wieder schlafen gehen. Alles im Leben der Duchess of Windermere unterlag einem streng definierten Zeitplan. Als sie vor der Zimmertür ihres Gatten stehen blieb, wurde ihr bewusst, dass heute Donnerstag war. Daher würde der Abend mit Windermeres wöchentlichem Besuch in ihrem Bett enden. Und am nächsten Morgen, wenn sie mit den bohrenden Fragen der Herzoginmutter konfrontiert war, die sich wie jeden Freitagmorgen nach ihrem Gesundheitszustand erkundigte, würde sie sittsam nicken, womit sie stumm bekundete, dass sie in allen Bereichen des Ehelebens ihre Pflicht tat.

    Sie stand vor Windermeres Tür und wartete darauf, dass sein Kammerdiener öffnete. Doch die Sekunden verstrichen, und nach mehr als einer Minute neigte sie verwundert den Kopf und lauschte, ob aus dem Inneren Geräusche zu vernehmen waren. Dabei handelte es sich um eine bedauerliche Angewohnheit aus ihrer Vergangenheit, allerdings eine, die manchmal von Nutzen war. Lautes Geflüster und schlurfende Schritte waren zu vernehmen, ohne dass die tiefe Stimme des Dukes herauszuhören war. Gerade wollte sie anklopfen, als Fisk an ihre Seite eilte.

    „Erlauben Sie, dass ich das übernehme, Euer Gnaden", sagte die diensteifrige Zofe, machte einen Schritt an ihr vorbei und klopfte an die Tür.

    Werde ich mich wohl jemals daran gewöhnen, dass für beinahe jeden Handgriff ein Bediensteter zur Verfügung steht? fragte sich Miranda. Selbst etwas so Simples wie das Anklopfen an eine Tür lag nach Ansicht der Herzoginmutter unter der Würde einer Duchess. Während sie ruhig dastand und auf eine Reaktion wartete, kam ihr die Situation immer seltsamer vor. In solchen Momenten sehnte sie sich danach, wieder die Tochter eines einfachen Gutsherrn zu sein und ein Leben zu führen, das nicht von Heuchelei und Getue geprägt war. Sie schüttelte den Kopf und vertrieb diese Gedanken, bevor sie Überhand gewinnen konnten.

    Die Tür wurde aufgerissen, doch an Windermeres Stelle trat sein Kammerdiener heraus. Das war ebenfalls sehr sonderbar.

    „Euer Gnaden", sagte er und verbeugte sich tief vor ihr.

    „Thompson."

    „Seine Gnaden kann Ihnen leider heute beim Dinner nicht Gesellschaft leisten, wünscht Ihnen jedoch einen schönen Abend." Die angespannte Stimme des Mannes verriet, dass etwas nicht stimmte. Außerdem hätte sie schwören können, dass sein linkes Augenlid beim Sprechen zuckte. War dies ein weiteres Anzeichen für eine Störung der üblichen Etikette?

    Der Kammerdiener und die Zofe sahen sie an und warteten offenbar auf ihre Antwort. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, ertönte ein lautes Krachen, und eine ganze Reihe derber Flüche waren aus Windermeres Schlafzimmer zu hören. Thompson hustete laut, in dem vergeblichen Versuch, die wüsten Verwünschungen, die nicht für die Ohren einer Dame bestimmt waren, zu überlagern. Es war zweifellos Windermeres Stimme, auch wenn es viele Jahre her war, dass sie ihn derartig laut und zornig vernommen hatte.

    „Verzeihen Sie, Euer Gnaden. Seine Gnaden ist indisponiert."

    Etikette ist wichtiger als alles andere im Leben eines Dukes oder einer Duchess!

    Sofort kamen ihr die mahnenden

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