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Fatal wie unsere Leidenschaft
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eBook226 Seiten3 Stunden

Fatal wie unsere Leidenschaft

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Über dieses E-Book

Als Strafverteidiger unterscheidet Connor Hughes sehr genau zwischen Richtig und Falsch. Er erlaubt sich keinen Fehltritt und hat die höchsten Standards - doch dann taucht Olivia auf. Wunderschön, intelligent, temperamentvoll, und ganz offensichtlich darauf aus, ihn zu verführen! Aber so sehr er sich auch wünscht, diesem brennenden Verlangen nachzugeben und flammend heiße Nächte mit Olivia zu verbringen - Connor muss der Versuchung widerstehen! Denn er ist Olivias Professor, und auch nur eine Nacht mit ihr könnte ein fataler Fehler sein …

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum16. Okt. 2020
ISBN9783745752489
Fatal wie unsere Leidenschaft
Autor

Clare Connelly

Clare Connelly liebt Liebesromane – von Jane Austen bis E L James. Nachdem sie lange erfolgreich Selfpublisherin war, ging 2017 ihr Traum in Erfüllung, als ihr erstes Buch bei einem Verlag erschien. Seitdem ist sie nicht mehr zu stoppen. Clare liest und schreibt leidenschaftlich gerne, und lebt in einem kleinen Bungalow am Meer mit ihrem Traum-Ehemann, zwei kleinen Kindern und einem fleißigen Team von MacBooks.

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    Buchvorschau

    Fatal wie unsere Leidenschaft - Nele Marie Mastracchio

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    Zum Autor

    Lieferbare Titel

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2020 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2019 by Clare Connelly

    Originaltitel: „Her Guilty Secret"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V. / SARL

    Übersetzung: Nele Mastracchio

    Coverabbildung: Harlequin Books S.A

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783745752489

    www.harpercollins.de

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    PROLOG

    Wie immer sitzt sie in der dritten Reihe. Und sie sieht mich an. Mit diesen großen Augen. Diesem intensiven Blick. Mein Puls rast, und mein Schwanz ist hart. Sie sieht mich so an, als würde sie mich ausziehen und dann ganz genau betrachten, was sie darunter findet.

    Was ich nur zu gut verstehe.

    Ich will sie genauso betrachten, aber ich darf nicht. Sie ist tabu.

    Olivia.

    Olivia Amorelli.

    Allein ihr Name macht mich an.

    Sie trägt das hellgrüne Kleid, das ich schon von letzter Woche kenne. Es geht ihr bis zu den Knien, und auf dem Stoff ist ein Muster aus kleinen, weißen Schwalben zu sehen. An der Vorderseite hat das Kleid eine Reihe Knöpfe, und ich habe schon viel zu oft daran gedacht, wie es wäre, jeden einzelnen Knopf mit meinen Zähnen zu öffnen und Olivia auf diese Weise auszuziehen. Langsam und genüsslich, als wäre sie mein ganz persönliches Weihnachtsgeschenk.

    Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?

    Ich habe noch nie so viel von einer Frau geträumt. Vor allem nicht von einer wie Olivia. Sie ist der Inbegriff von süß und unschuldig. Das genaue Gegenteil von mir.

    Ich habe mir eine Karriere als Strafverteidiger aufgebaut. Ich verteidige diejenigen, die sonst niemand verteidigen will. Ich bin berühmt – vielleicht berüchtigt? – dafür, diese Gesetzlosen zu vertreten. Männer wie Donovan. Ich denke nur kurz an ihn, aber mein Magen zieht sich zusammen. Ich versuche, den Gedanken zur Seite zu schieben. Ich will nicht an ihn denken. Ich will nicht daran denken, dass er meinetwegen frei ist. Nur ist er es. Und es ist allein meine Schuld. Das kann ich nicht wegdenken.

    Diese dunkle Seite steckt in mir. Ich bin das genaue Gegenteil von Olivia. Während der letzten paar Wochen als ihr Professor habe ich schon gemerkt, dass wir verschieden sind. Sie ist rein und fröhlich, süß und gutmütig. Ihr Lächeln ist ein wahrer Sonnenschein.

    Wie wäre es, eine Persönlichkeit wie Olivia in meinem Bett zu haben? Oder als festen Bestandteil meines Lebens?

    Würde es ausreichen, um gegen meine Dämonen anzukommen? Wenn jemand wie Olivia mich wollen würde, wenn sie mir meine Sünden vergeben würde, könnte ich dann Frieden mit mir selbst schließen?

    Alle Sünden wollen vergeben werden, Connor. Das hat Pfarrer O’Sullivan nach dem Mord an meinen Eltern oft zu mir gesagt. Er hatte die Befürchtung, dass die Wut auf die Terroristen, die meine Eltern getötet hatten, mich eines Tages überwältigen könnte. Vielleicht hatte er recht. Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Die Zeilen aus dem Jakobusbrief schwirren mir im Kopf herum, immer geflüstert in der heiser Stimme Pfarrer O’Sullivans, gefolgt von der Erinnerung an sein freundliches Lächeln. Dabei habe ich schon für die Mörder meiner Eltern gebetet. Ich wollte verstehen, dass im Vergeben meine Zuflucht vor Trauer und Verzweiflung liegt. Eine Zeit lang hat es funktioniert. Dass jetzt aber jemand für mich betet, glaube ich nicht. Ich habe es vermutlich auch nicht verdient.

    Ich schaue mich im Raum um und tue so, als würde ich die anderen Studenten betrachten. Dabei ist es nur ein Vorwand, um Olivia wieder zu betrachten. Sie spielt mit den Fingerspitzen am Ende ihres blonden Zopfes herum. Heute sind ihre Nägel rot, genau wie ihre Lippen und ich will beide so sehr auf meiner Haut spüren, dass mir die Worte fehlen. Diese Nägel, diese Lippen. Diese Frau. Einfach alles an ihr.

    Vier Wochen. Ganze vier Wochen geht es schon so. Ich betrachte sie, ich will sie, aber ich weiß, dass ich es nicht darf. In der Satzung der Universität ist es explizit verboten.

    Normalerweise hält mich so etwas nicht ab, mir zu nehmen, was ich will, aber bei ihr ist es anders. Sie könnte suspendiert werden. Oder gar hinausgeworfen.

    Und das nur, weil ich mit meiner Zunge ihren Körper entdecken und alles an ihr probieren will. Nur weil ich sehen möchte, ob ihre Unschuld von meiner Schuld angezogen wird. Ob sie mich mit ihrer erfüllten Lust freisprechen kann.

    Es wäre egoistisch, sich dem hinzugeben. Sie nach der Vorlesung zu bitten, einen Moment zu warten, sodass ich mit ihr allein sein kann. Ihr Kleid hochzuschieben und sie zu nehmen, bis sie vor Lust schreit. Hier am Whiteboard in genau diesem Vorlesungssaal.

    Fuck. Mein Schwanz ist hart wie Stein. Ich stehe auf, achte aber darauf, hinter dem Pult zu bleiben. „Nun gut. Ich schaue sie direkt an, und sie setzt sich ein wenig aufrechter hin, die Knie unter dem Tisch zusammengepresst. Mein Schwanz zuckt einmal. „Dann fangen wir an.

    1. KAPITEL

    Connor Hughes gilt als einer der erfolgreichsten Strafverteidiger des Landes. Sogar weltweit ist er dafür berühmt, mit seinem einzigartigen Händchen für Gesetze sicherzugehen, dass Recht gesprochen wird. Nur vertritt er dabei den Teil der Gesellschaft, der es am wenigsten verdient hat.

    Er mag in den Augen vieler ein Held sein.

    Aber nicht in meinen.

    Menschen wie er stehen für all die Fehler in unserem Justizsystem. Er ist wortgewandt, clever, gewitzt und charmant. Kein Wunder also, dass seine Erfolgsrate eine der höchsten in seinem Feld ist. Wie viele Verbrecher sind auf freiem Fuß, weil sein Ego keine Niederlagen zulässt? Warum ist er so besessen davon, der Beste zu sein, selbst wenn er dabei diejenigen entlastet, die nie wieder das Tageslicht sehen sollten?

    Er verkörpert meiner Ansicht nach alles Fehlerhafte unseres Rechtssystems.

    Nur ändert all das leider nichts an der Tatsache, dass ich ihn will. Es ändert nichts daran, dass ich mich jedes Mal fühle, als stünde ich unter Strom, wenn sich unsere Blicke treffen. Es ändert nichts daran, dass er mich ein wenig länger ansieht, als er sollte. Dass sich jedes einzelne Mal eine Art elektrische Spannung zwischen uns aufbaut, wenn sich unsere Blicke kreuzen.

    Er schreibt an das Whiteboard, und ich beobachte ihn weiter. Ich kann mich nicht auf seine Worte konzentrieren. Alles, was ich sehe, sind seine Finger. Lang, schlank, gebräunt wie der Rest seines Körpers. Zumindest in meiner Vorstellung. Perfekt passend gebräunt zu seinem dunklen Teint, dem Dreitagebart, dem breiten Kinn und den hellgrünen Augen. Diesen Augen, die mich vom ersten Blickkontakt an gefangen genommen haben. Als er, wie jetzt auch, im Vorlesungsaal stand und mit uns hundert Studenten sprach, aber mich allein dabei ansah. Wie er damit alles in mir aufwühlte und meine Knie weich werden ließ. Und das auf eine Art, die ich noch nie gekannt habe, aber die mich süchtig danach gemacht hat.

    Um ehrlich zu sein, bin ich froh, ihn nicht leiden zu können und seine Arbeit zu verachten. Im Raum bin ich wahrscheinlich die einzige Person, sie seinen raketenartigen Aufstieg an die Spitze aller Strafverteidiger nicht bewundert. Gut, er hat mit sechsundzwanzig seine eigene Kanzlei gegründet und sie innerhalb von fünf Jahren zu einer der erfolgreichsten in Großbritannien gemacht. Und er war bei etlichen aufsehenerregenden Fällen dabei. Aber was bringt es schon, solche Fähigkeiten zu haben, wenn man sie nicht für einen guten Zweck nutzt?

    Ich muss mich immer wieder daran erinnern, seine persönlichen Erfolge zu verachten, denn es ist das Einzige, was zwischen mir und diesem verrückten Impuls steht, einfach meiner Lust nachzugeben. Mich nicht mehr gegen das Verlangen zu wehren, dass meine Beine zittern und meine Brüste sich fast schmerzhaft nach ihm sehnen lässt. Dieses Verlangen hat Connor Hughes zum Superstar meiner schmutzigen Träume gemacht. Und ich habe keinerlei Kontrolle über diese Träume, die meine gesamte Gedankenwelt übernommen haben, denn ich träume schließlich, während ich schlafe, und darüber habe ich keine Kontrolle, nicht wahr?

    „Wer möchte mir sagen, warum die Ereigniskette so wichtig ist?" Er lässt den Blick durch die Reihen schweifen, und ich frage mich, ob er vergessen hat, dass wir nicht im ersten, sondern in unserem letzten Jahr sind.

    Dabei macht er das häufiger. Es ist sein „Ding". Am ersten Tag hat er es uns gepredigt: Ich werde so tun, als wüsstet ihr nichts, denn in der echten Welt ist das auch so. Aber ich werde euch auch beibringen, das Rechtssystem zu nutzen, um eure Fälle zu gewinnen.

    Genau darin ist er gut. Im Gewinnen. Nur leider auch die Fälle, die anders hätten ausgehen sollen.

    „Miss Amorelli?"

    Heilige Scheiße.

    Er spricht mich direkt an. Zum allerersten Mal. Seine Zunge liebkost meinen Namen, als würde er meine Haut küssen. Gegen meinen Willen habe ich eine Gänsehaut.

    Unsere Blicke treffen sich, und eine Spannung erfüllt den Raum wie ein Orkan. Blitze sammeln sich zwischen uns, der Donner grollt. In seinem Lächeln versteckt sich eine Herausforderung. Trotz der simplen Frage merke ich, wie mein Mund trockener wird als die Sahara. Ich fühle mich, als hätte ich eine Packung Tafelkreide gegessen. Ich kann meine Zunge nicht wiederfinden.

    „Die Ereigniskette?", wiederholt er und hebt eine Augenbraue in einem Anflug von belustigtem Sarkasmus. Das allein bringt mich schon dazu, dass ich die Hand ausstrecken und ihn am Hemd zu mir ziehen will.

    „Die Ereigniskette ist dazu da, fange ich leise an zu sagen, sodass er sich ein wenig vorlehnt, um mich besser zu hören, „die Authentizität der Beweise festzustellen.

    „Falsch."

    Ich reiße die Augen auf und fühle, wie meine Wangen rot werden. Ich mag es nicht, wenn man mir widerspricht. Gerade wenn ich recht habe. „Wieso?"

    Wieder sieht er mich an. Es sind nur noch wir beide. Wir beide in diesem aufgeladenen Sturm, der uns mitreißt. „Weil das keine Rolle spielt, wenn sich jemand an den Beweisen zu schaffen gemacht hat."

    „Doch, tut es", widerspreche ich mit einem Kopfschütteln.

    „Nein. Sein Widerspruch ist purer Sex. Mein Kopf schwimmt, alles rauscht, und ich vergesse kurzzeitig, worüber wir sprechen. „Es geht darum, was suggeriert werden kann, sagt er. „Die reinen Fakten sind nicht so wichtig wie der Zweifel, der gesät wird."

    Ich kneife die Augen zusammen. Das ist genau das Problem, was ich mit seiner Anwendung der Gesetze habe. Connor Hughes hat – auch wenn er unbestritten ein Genie ist – seinen Ruf und sein Vermögen erlangt, indem er seine Überintelligenz eingesetzt hat, um Verbrecher vor Verurteilungen zu bewahren, die sie zweifelsohne verdient haben. „Fakten sind unwichtig?"

    Er geht um das Pult herum und lehnt sich mit seinem hübschen Arsch daran, während er die langen Beine vor sich ausstreckt. Wie immer trägt er einen Anzug, aber er hat das Jackett abgelegt und die Ärmel hochgekrempelt. Und was für Arme. Scheiße, sieht er gut aus. Gebräunt, trainiert. Diese Muskeln. An der Innenseite seines Handgelenks ist ein Tattoo zu sehen. Ein Kreuz, aber ein keltisches. Das passt nicht zu einem Mann wie ihm. Er ist so fern ab von einem Gott, wie es nur geht. Und er sollte keine Anzüge tragen.

    Es sieht zwar aus, als wären sie ihm auf den Leib geschneidert, aber darunter schlummert eine Art Wildheit. Ich sehe ihn in einem Lendenschurz vor mir, wie er sich auf die Brust trommelt … Der kleine Gedanke wärmt mir schon die Wangen, und ich muss mir ein Lächeln verkneifen.

    „Fakten spielen keine Rolle", bestätigt er mit einem Nicken. Alle im Raum lachen. Ich nicht.

    „Wieso nicht?" Ich muss ihn herausfordern. Er regt mich auf, und meine zitternde Stimme verrät es.

    „Im Gerichtssaal sind alle Fakten subjektiv." Seine Stimme ist dunkel und rau. Sie schwingt durch den Raum und hallt in mir wider.

    „Fakten können nicht subjektiv sein. Ich werfe ihm einen Blick zu, als hätte er den Faden verloren. „Das ist ein Oxymoron.

    „Wieso sollte es das sein?"

    „Weil Fakten einfach sind."

    „Sagt wer? Er sieht nur mich allein an. Mein Puls macht wilde Sprünge. Ich vermute, es würde mir leichter fallen, seiner Argumentation zu folgen, wenn ich ihn mir nicht als einen modernen Tarzan vorstellen würde, der mich in sein Baumhaus der Begierde entführt. „Sagt wer?, wiederholt er provozierend.

    „Sagen alle."

    Er wirft einen Blick durch den Raum. „Jetzt gerade sind 48 Studenten anwesend, richtig oder falsch?"

    Ich kneife die Augen zusammen und drehe mich dann zur Seite, um zu zählen.

    „Nein, sagte er bestimmt. Allein die Tonlage löst eine Gänsehaut auf meinem gesamten Rücken aus. In meinem Kopf höre ich die gleiche, strenge Stimme andere Dinge sagen, an anderen Orten. Bei der Vorstellung wird mir am ganzen Körper warm. „Ohne zu zählen.

    Ich drehe mich langsam zurück und schlage unter dem Tisch die Beine übereinander. Verdammte Scheiße. Habe ich mir gerade eingebildet, dass sein Blick langsam über meine nackten Beine gestrichen ist? Ich nehme sie wieder auseinander, aber er zeigt keine Reaktion. Bis auf ein kleines Schmunzeln im Mundwinkel. Mein Puls rast.

    „Ich weiß es nicht."

    „In diesen Kurs sind 48 Studenten eingeschrieben. Ist jemand abwesend?"

    „Ich weiß es nicht." Der Frust ist deutlich in meiner Stimme zu hören, ich kann ihn nicht unterdrücken.

    „Also haben wir berechtigten Zweifel daran."

    Ich rolle mit den Augen. „Es ist nicht mein Job, eine Anwesenheitsliste zu führen. Wenn es so wäre, wüsste ich, ob alle anwesend sind."

    „Und was ist mit dem Zeugen, der schwört, er hätte zwei Personen gesehen, die um zwei Uhr morgens in die Bäckerei gegangen sind? Es ist auch nicht sein Job, so etwas zu bemerken. Wie kann man dann sicher sein, dass es die Wahrheit ist?"

    Ich atme leise aus. „Ich denke, da muss ich ihm vertrauen."

    „Sie vertrauen ihm? Der Anflug eines Lächelns ist auf seinen Lippen zu sehen. „Ich nicht. Ich traue keinem Gedächtnis, wenn es vernünftiger ist, zu zweifeln.

    Wieder sehen wir uns direkt an. Dann senkt er die Lider; sein Blick wandert mein Kleid hinunter, an den Knöpfen entlang. Geschlagene drei Sekunden schaut er dort hin. So genug, dass mein Denken verschwimmt und ich die Hitze zwischen meinen Beinen spüre.

    Dann sieht er weg. Als hätte er nur kurz mein Kleid betrachtet. Als hätte er mich nicht fast damit kommen lassen.

    „Wir müssen darauf achten, wie Fakten im Gerichtssaal dargestellt werden." Die Aufmerksamkeit ausnahmslos aller Anwesenden liegt auf ihm. Ich versuche erst einmal, meinen Atem zu beruhigen. „Wir müssen darauf achten, wie wir den Fall, den uns der Staatsanwalt vorlegt, Stück für Stück auseinandernehmen. Nichts ist unwichtig. Jedes kleinste Detail ist relevant. Wieso gab es eine Lücke von fünfzehn Minuten zwischen der Ankunft des Polizisten an der Polizeistation und der Aufnahme der Beweise? Was ist in den fünfzehn Minuten passiert? Ist er angehalten und hat sich mit jemandem im Flur unterhalten? War er pinkeln? Wo hat er die Beweise hingelegt, als er sich die Hände gewaschen hat? Hätte jemand anders sie in die Finger bekommen können? Und wenn es nur einen Augenblick lang war …"

    Ich meinem Bauch braut sich die Empörung zusammen. Mir steht der Mund offen, und meine Wangen sind gerötet. Ich verabscheue alles, was Connor gerade sagt. Ich verabscheue, was er allen im Raum gerade vermitteln will.

    Er legt noch einen drauf und lehnt sich vor, um seine Worte zu betonen. Als er ansetzt, ist seine Stimme geladen.

    „So etwas ist ein berechtigter Zweifel. So etwas ist Unsicherheit. Das Gesetz ist niemals nur schwarz und weiß. Egal, wie sehr wir es wollen, Miss Amorelli." Mein Inneres macht einen Hüpfer, aber nicht vor Empörung, sondern vor Lust. Wie schafft er es, dass ich in Sekunden von einer Emotion in die nächste rutsche? Egal, wie sehr wir es wollen, Miss Amorelli. Ich will, dass sein Mund mehr macht, als nur meinen Namen sagen. Der irische Akzent ist schuld. Wie er jede Silbe leicht melodisch und verrucht klingen lässt. „Nicht in der wahren Welt. Dort gibt es nur unzählige Grautöne. Es geht darum, die Jury zweifeln zu lassen. Sie kritisch werden zu lassen."

    „Das ist ekelhaft", sage ich leise und beuge mich leicht nach vorn. Ich bin nicht sicher, ob er mich gehört hat. Doch es ist mir egal. Meine Wangen

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