Anklage gegen Dr. Wiesinger: Der Bergpfarrer 427 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Ungeduldig ging Clemens Hardlinger auf dem Bahnsteig auf und ab. Dabei sah er immer wieder auf seine Uhr. Es war eine sehr alte und wertvolle Taschenuhr, die er von seinem Vater geerbt hatte. Mit einer silbernen Kette hatte er sie an einem Knopfloch seiner Weste befestigt. Es war kurz nach drei. »Jetzt muß er aber bald kommen«, murmelte der Tierarzt im Selbstgespräch und steckte die Uhr wieder in die schmale Westentasche zurück. Endlich hörte er aus dem Lautsprecher die Durchsage, daß der Interregio aus München in wenigen Minuten in den Bahnhof der Kreisstadt einfahren werde. Dr. Hardlinger atmete erleichtert auf. Seit einer halben Stunde wartete er schon auf den Zug, mit dem seine Nichte, Sonja Aschmann, die Tochter seiner Schwester, ankommen sollte. Er freute sich über den Besuch des Madels, das zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Urlaub in St. Johann machen wollte. Allerdings pressierte es ihm auch, denn auf dem Brendelhof wartete ein Kalb darauf, das Licht der Welt zu erblicken, und der Tierarzt befürchtete Komplikationen. Deshalb wollte er so schnell wie möglich dorthin. Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen. Aufmerksam schaute der alte Mann auf die aussteigenden Reisenden. Die meisten eilten sofort dem Ausgang zu, andere sahen sich suchend um, ob sie wohl jemand abholte. So auch eine junge, dunkelhaarige Frau, die gerade eben mit einem großen Koffer in der Hand dem Waggon entstieg. Dr.
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Anklage gegen Dr. Wiesinger - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 427 –
Anklage gegen Dr. Wiesinger
Toni Waidacher
Ungeduldig ging Clemens Hardlinger auf dem Bahnsteig auf und ab. Dabei sah er immer wieder auf seine Uhr. Es war eine sehr alte und wertvolle Taschenuhr, die er von seinem Vater geerbt hatte. Mit einer silbernen Kette hatte er sie an einem Knopfloch seiner Weste befestigt. Es war kurz nach drei.
»Jetzt muß er aber bald kommen«, murmelte der Tierarzt im Selbstgespräch und steckte die Uhr wieder in die schmale Westentasche zurück.
Endlich hörte er aus dem Lautsprecher die Durchsage, daß der Interregio aus München in wenigen Minuten in den Bahnhof der Kreisstadt einfahren werde.
Dr. Hardlinger atmete erleichtert auf. Seit einer halben Stunde wartete er schon auf den Zug, mit dem seine Nichte, Sonja Aschmann, die Tochter seiner Schwester, ankommen sollte. Er freute sich über den Besuch des Madels, das zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Urlaub in St. Johann machen wollte. Allerdings pressierte es ihm auch, denn auf dem Brendelhof wartete ein Kalb darauf, das Licht der Welt zu erblicken, und der Tierarzt befürchtete Komplikationen. Deshalb wollte er so schnell wie möglich dorthin.
Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen. Aufmerksam schaute der alte Mann auf die aussteigenden Reisenden. Die meisten eilten sofort dem Ausgang zu, andere sahen sich suchend um, ob sie wohl jemand abholte. So auch eine junge, dunkelhaarige Frau, die gerade eben mit einem großen Koffer in der Hand dem Waggon entstieg.
Dr. Hardlinger rieb sich die Augen. War das die kleine Sonja? Donnerwetter, war das Madel groß geworden. Eine richtige Frau. Naja, es waren auch mindestens zehn Jahre vergangen, seit sie das letzte Mal in St. Johann war.
Da hatte sie ihn auch schon entdeckt, hob den Arm und winkte ihm zu.
»Hallo, Onkel Clemens!« rief sie mit heller Stimme.
Sonja Aschmann stellte den Koffer ab und lief ihm entgegen. Sie umarmten sich herzlich, und der Onkel bekam einen Kuß auf die Wange.
»Laß dich anschau’n, Madel. Es ist ja eine Ewigkeit her…«
»Elf Jahre ganz genau«, lachte sie. »Damals war ich noch ein Teenager und noch net einmal mit der Schule fertig. Aber sag, wie geht’s dir?«
»Naja, ich will net klagen«, antwortete Clemens Hardlinger. »Dafür, daß ich schon bald in den Ruhestand geh’, fühl’ ich mich noch ganz gut.«
Er zog sie zu ihrem Koffer.
»Aber komm’ erstmal. Ich hab’s ein bissel eilig. Ich erklär’s dir unterwegs.«
Während der Fahrt berichtete der Onkel seiner Nichte von dem Notfall auf dem Brendelhof. Sonja schmunzelte.
»Und du willst in den Ruhestand?« fragte sie. »Das kann ich mir gar net vorstellen. Wird dir dein Beruf net schrecklich fehlen?«
»Mag sein«, erwiderte der Tierdoktor, »und noch ist’s ja net soweit. Ich müßt’ mich auch erstmal um einen Nachfolger kümmern, bevor ich an die Pensionierung denken kann. Allerdings sag’ ich mir, daß es besser ist aufzuhören, solang’ man noch ein bissel rüstig ist. Wenn ich mich herumplackre, bis ich net mehr kann, dann hab’ ich auch nix mehr von einem ruhigen Lebensabend.«
»Das ist freilich wahr«, nickte Sonja.
Das Madel schaute sich aufmerksam um. Früher war sie oft in den Ferien hiergewesen. Damals lebte die Tante Kathrin auch noch.
»Ich soll dir natürlich Grüße von der Mama und dem Papa ausrichten«, sagte sie.
»Dank’ schön. Wie geht’s ihnen denn?«
»Gut. Die Operation an der Galle im letzten Jahr hat Mutter gut überstanden. Seit Papas Vorruhestand sind die beiden viel unterwegs. Vielleicht kommen sie dich im Herbst besuchen, soll ich ausrichten.«
»Oh, das würd’ mich freuen. Vielleicht hab’ ich bis dahin ja schon einen Nachfolger für meine Praxis gefunden. Dann hätt’ ich auch richtig Zeit, etwas mit ihnen zu unternehmen.«
Er warf einen Seitenblick auf seine Nichte.
»Du wirst dich wohl ein bissel um dich selbst kümmern müssen. Im Moment hab’ ich viel zu tun und wenig Zeit, um mit dir Ausflüge zu machen oder so etwas.«
»Kein Problem«, entgegnete Sonja. »Ich will mich sowieso nur ausruhen. Weißt du, die Arbeit war in den letzten Wochen ganz schön anstrengend. Ich bin mit der Familie Sonnenleitner quer durch Deutschland gereist. Herr Sonnenleitner wird wohl in absehbarer Zeit nach Berlin ziehen, nachdem er erfolgreich für den Bundestag kandidiert hat. Es war manchmal ganz schön stressig, und diesen Urlaub hab’ ich mir redlich verdient. Das einzige, das mich reizen könnt’, wäre eine Fahrt zum Achsteinsee. Aber das hat Zeit. Ich bleib ja drei Wochen.«
Clemens Hardlinger nickte verstehend. Sonja arbeitete seit einigen Jahren als Hausmädchen und vor allem als Erzieherin der beiden Sonnenleitner Kinder im Haus des Politikers.
*
»So, Viehdoktor, darauf erstmal einen Enzian!«
Die Worte des Brendelbauern duldeten keine Widerrede. Allerdings war die Geburt des Kalbes – es hatte quer gelegen und mußte gedreht werden – ein hartes Stück Arbeit gewesen, und Dr. Hardlinger war ganz dankbar für den Schnaps.
»Und das junge Madel trinkt auch einen mit?« fragte Anton Brendel und musterte Sonja. »Mensch, Viehdoktor, wandelst du etwa auf Freiersfüßen, oder ist das deine neue Assistentin?«
»Weder noch. Das ist Sonja Aschmann, meine Nichte aus München«, stellte der Tierarzt sie vor.
Zuvor war für solche Förmlichkeiten keine Zeit gewesen.
Der Enzian brannte in der Kehle, aber Sonja mußte zugeben, daß er ihr schmeckte.
Aus dem Bauernhaus kam ein junger Mann herübergelaufen.
»Grüß Gott zusammen«, nickte er Dr. Hardlinger und Sonja zu.
»Grüß dich, Andreas. Schau, da ist das Kalb.«
Der Bauernsohn sah in die Box.
»Das hast’ fein hingekriegt, Doktor. Hab’ schon gehört, daß es eine verflixt komplizierte Angelegenheit war.«
Andreas trank ebenfalls ein Glas und prostete den Anwesenden zu. Dabei musterte er verstohlen die junge Frau an Dr. Hardlingers Seite.
Allerdings hatte auch Sonja ihn in Augenschein genommen, und dabei begegneten sich für einen Sekundenbruchteil ihre Blicke. Gut schaut sie aus, dachte Andreas. Sonja war besonders von seinen lachenden Augen angetan.
»Die Rechnung schick’ ich dir wie immer mit der Post«, meinte der Tierarzt beim Abschied.
»Ist recht«, nickte der Bauer. »Aber bevor ich’s vergeß, zu der Hochzeit von meiner Katja am Samstag bringst’ deine Nichte aber mit, net wahr?«
»Dank’ schön für die Einladung«, sagte Sonja. »Ich freu’ mich schon d’rauf.«
»Na, und du hattest schon Angst, daß ich mich langweilen könnt’«, meinte sie zu ihrem Onkel, als sie wieder im Wagen saßen und zum Haus des Tierarztes fuhren.
Dort angekommen, machte sich das Madel erst einmal in der Küche nützlich und kochte Kaffee, während Dr. Hardlinger noch einmal in die Praxis ging und dort den Anrufbeantworter abhörte. Gottlob waren keine weiteren Notrufe eingegangen, so daß er sich auf einen geruhsamen Feierabend mit seiner Nichte freuen konnte.
Unendlich viel gab es zu erzählen. Sonja wollte alles wissen, was sich in den letzten Jahren in St. Johann ereignet hatte, im Gegenzug berichtete sie von ihrer Arbeit im Haushalt des Münchener Politikers, die oft nicht leicht war, ihr dennoch viel Freude bereitete.
Die Gespräche setzten