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Ein ganz besonderer Trotzkopf: Sophienlust 423 – Familienroman
Ein ganz besonderer Trotzkopf: Sophienlust 423 – Familienroman
Ein ganz besonderer Trotzkopf: Sophienlust 423 – Familienroman
eBook125 Seiten1 Stunde

Ein ganz besonderer Trotzkopf: Sophienlust 423 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Die Milch ist übergekocht, Vroni!« »Das passiert doch jeden Morgen, Vati«, erwiderte die Sechsjährige ungerührt. »Ich weiß nicht, woran das liegt.« Dr. Ottmar von der Holste nahm einen feuchten Lappen, um die rauchende, übelriechende Platte des Elektroherdes einigermaßen zu säubern. Vroni stellte Brot und Butter auf den Küchentisch, der noch vom Abend her etwas klebrig und fleckig war. Der Kaffee allerdings, den Vroni in der Maschine sachkundig zubereitete, bedeutete immer wieder einen echten Genuß für den verwitweten Landarzt. »Du bist großartig, Vroni«, lobte er sein Töchterchen. »Es gibt keinen Menschen, der so guten Kaffee kocht wie du!« »Dabei mag ich Kaffee überhaupt nicht.« Vroni strahlte ihren Vater an und rührte in ihrem Kakao. Glücklicherweise war noch gegnügend Milch im Topf geblieben. »Hast du deine Schulaufgaben gemacht, Vroni?« erkundigte sich der Doktor pflichtschuldigst, jedoch ohne besonderen Nachdruck. Vroni schüttelte den Kopf. »Nöö, ich hatte überhaupt keine Zeit und auch keine Lust. Muß ich heute unbedingt in die Schule gehen, Vatichen?« Vroni rutschte vom Stuhl und umarmte ihren Vater mit fettigen Fingern.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum12. Sept. 2023
ISBN9783989363397
Ein ganz besonderer Trotzkopf: Sophienlust 423 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Ein ganz besonderer Trotzkopf - Aliza Korten

    Sophienlust

    – 423 –

    Ein ganz besonderer Trotzkopf

    Unveröffentlichter Roman

    Aliza Korten

    »Die Milch ist übergekocht, Vroni!«

    »Das passiert doch jeden Morgen, Vati«, erwiderte die Sechsjährige ungerührt. »Ich weiß nicht, woran das liegt.«

    Dr. Ottmar von der Holste nahm einen feuchten Lappen, um die rauchende, übelriechende Platte des Elektroherdes einigermaßen zu säubern. Vroni stellte Brot und Butter auf den Küchentisch, der noch vom Abend her etwas klebrig und fleckig war. Der Kaffee allerdings, den Vroni in der Maschine sachkundig zubereitete, bedeutete immer wieder einen echten Genuß für den verwitweten Landarzt.

    »Du bist großartig, Vroni«, lobte er sein Töchterchen. »Es gibt keinen Menschen, der so guten Kaffee kocht wie du!«

    »Dabei mag ich Kaffee überhaupt nicht.« Vroni strahlte ihren Vater an und rührte in ihrem Kakao. Glücklicherweise war noch gegnügend Milch im Topf geblieben.

    »Hast du deine Schulaufgaben gemacht, Vroni?« erkundigte sich der Doktor pflichtschuldigst, jedoch ohne besonderen Nachdruck.

    Vroni schüttelte den Kopf. »Nöö, ich hatte überhaupt keine Zeit und auch keine Lust. Muß ich heute unbedingt in die Schule gehen, Vatichen?« Vroni rutschte vom Stuhl und umarmte ihren Vater mit fettigen Fingern. »Weißt du, es ist wirklich schrecklich blöd in der Schule. Fräulein Großenbach mag ich überhaupt nicht leiden – und sie mag mich auch nicht.«

    Ottmar von der Holste strich über Vronis Kopf. »Sie ist vielleicht nicht besonders zufrieden mit dir, weil du im Unterricht nicht zuhörst und zu Hause nur selten lernst.«

    »Ist denn das so wichtig, Vati? Ich koche und helfe dir. Was man in der Schule lernt, braucht man nicht. Ich finde es bei Fräulein Großenbach langweilig – scheußlich langweilig sogar.«

    Der Vater unterdrückte einen Seufzer. Er hatte mit Beate Großenbach, der jungen Lehrerin in dem kleinen Ort Eggeweiher, schon mehrere Auseinandersetzungen gehabt. Vroni fehlte häufig, beteilige sich nicht wie die übrigen Kinder am Unterricht und bringe nur selten ordentliche Hausaufgaben mit, hatte sie erklärt. Sie hielt Vroni für ein sehr aufgewecktes Mädchen mit guter Begabung und hatte vom Vater verlangt, daß er für die Bildung seines Töchterchens mehr Interesse aufbringe.

    Ottmar von der Holste hatte Vroni stets leidenschaftlich in Schutz genommen. Fräulein Großenbach müsse begreifen, in welcher Situation er und die Kleine lebten! Seit dem unerwarteten Tod seiner geliebten Frau fehle es bei Ihnen an allem und jedem. Vroni habe den ersten bitteren Kummer dadurch überwunden, daß sie sich als Köchin und kleine Hausfrau betätigte. Obgleich sie dafür viel zu jung sei, habe ihr das geholfen. Notfalls müsse sie das erste Schuljahr wiederholen.

    Beate Großenbach hatte angesichts der Halsstarrigkeit des Doktors, der sich in Eggeweiher und der ländlichen Umgebung des Ortes allgemeiner Beliebtheit erfreute, den Kopf geschüttelt. Schon vor fast zwei Jahren war seine Frau einer tückischen Infektionskrankheit erlegen. Aber noch immer hatte er nichts unternommen, um die reichlich chaotischen Zustände in seinem Haus zu ordnen. Vroni kochte, was immer man darunter verstehen mochte. Die nötigen Einkäufe erledigten Vater und Tochter gemeinsam. Nur zweimal in der Woche erschien eine Frau aus der Nachbarschaft, um die Zimmer zu säubern und den Abwasch zu bewältigen. Praxis und Wartezimmer dagegen hielt Dr. von der Holste mit Vronis Hilfe eigenhändig blitzblank. Darauf verstand er sich. Denn er legte auf Hygiene wirklich größten Wert. Doch ungemachte Betten störten ihn nicht im geringsten, wie man hörte.

    Und Vroni tanzte ihrem Vater auf der Nase herum. Sie machte, was sie wollte. Ottmar von der Holste konnte ihr einfach nichts abschlagen.

    So schmeichelte Vroni ihm auch an diesem Tag wieder mühelos einen schulfreien Tag ab. »Weißt du, sie schimpft bloß, weil ich den Abschnitt aus dem Lesebuch nicht abgeschrieben habe. Es ist viel besser, ich gehe gar nicht erst hin.«

    Zwar entbehrte diese Argumentation der Logik, doch gab der schwache Vater nach. »Aber du mußt die Abschrift nachholen und sie morgen abliefern. Ich schreibe dir einen Entschuldigungszettel – noch einmal. Allmählich muß das aufhören, Kleines.«

    Vroni küßte ihren Vater. »Ich backe mittags Eierkuchen«, versprach sie. »Frau Kirn hat uns gestern eine große Schüssel frische Eier gebracht.« Frau Kirn war die Zugehfrau.

    Dr. von der Holste leerte seine Tas-se. Einträchtig räumten er und Vroni das gebrauchte Geschirr in den Spülstein.

    »Es sind schon zwei Patienten im Wartezimmer«, meldete Vroni, die durchs Schlüsselloch geschaut hatte. »Du kannst anfangen.«

    Der Doktor schloß morgens als erstes die Haustür auf, so daß die Kranken eintreten konnten, ohne zu läuten. Früher, als seine Frau noch lebte und ihm in der Praxis zur Seite stand, hatte sie den Patienten geöffnet. Inzwischen hatte sich dieses einfache Verfahren eingebürgert. Denn Ottmar von der Holste hatte sich immer noch nicht dazu entschließen können, eine Helferin einzustellen. Er erledigte die Laborarbeiten selbst, schrieb auch die Kassenabrechnungen aus und tippte seine ärztlichen Berichte mit zwei Fingern auf der Schreibmaschine. Ihm graute entsetzlich davor, eines Tages eine wildfremde Person ständig um sich haben zu müssen. Nein, nein – lieber saß er abends stundenlang über dem Schreibkram. Er hatte ja doch nichts Besseres zu tun, denn Vroni, die meistens erst gegen zehn oder elf Uhr bereit war, sich schlafen zu legen, blieb nicht gern allein im Hause. Obendrein lag ihm nichts daran, Bekannte zu besuchen oder im Gasthof von Eggeweiher mit den Männern Bier zu trinken.

    Trotzdem wurde Dr. von der Holste geschätzt und anerkannt. Auf ihren Doktor ließen die Leute absolut nichts kommen. Sie fragten ihn um seinen ärztlichen Rat, holten aber auch oft genug bei familiären Problemen, bei Erziehungsfragen oder Erbangelegenheiten seine Meinung ein. Wenn der Doktor es sagt, muß es richtig sein, hieß es dann, obgleich er im allgemeinen weise genug war, nur das zu bestätigen, was im Grunde längst beschlossene Sache war.

    Dieser Morgen begann also wie jeder andere. Vroni spielte mit Puppen und Teddybären ›Sprechstunde‹, ohne sich darum zu kümmern, daß in ihrem hübschen Reich eine geradezu sagenhafte Unordnung herrschte. An die Schule und Fräulein Beate Großenbach dachte sie mit keinem einzigen Gedanken – schon gar nicht mit schlechtem Gewissen. Sie verstand es meisterhaft, unangenehme Überlegungen zu verdrängen. Die Abschrift aus dem Lesebuch wurde natürlich nicht erledigt.

    Dr. von der Holste betreute indessen seine Patienten in der gewohnten ruhigen Art. Stets nahm er sich genügend Zeit, um ihnen zuzuhören. Auch mit Bagatellfällen beschäftigte er sich ernsthaft, konnte aber mit offensichtlichen Drückebergern, die nur einmal eine Woche krankfeiern wollten, recht hart umspringen. Immer war es sein Wunsch gewesen, eine Landpraxis zu haben. Nun wollte er hier bis ans Ende seiner Tage tätig sein, um den Kranken zu helfen.

    Und bis ans Ende seiner Tage würde er seine geliebte Frau vermissen... Er konnte diesen tragischen Verlust einfach nicht überwinden.

    Mittags tischte Vroni die versprochenen Eierkuchen auf. Sie waren hart wie Holzbretter, aber trotzdem schmausten Vater und Tochter befriedigt. Sie waren nicht sonderlich verwöhnt im Essen.

    Vroni streute sich Unmengen von Zucker auf ihren harten Eierkuchen, der Doktor verzehrte ihn mit etwas Salz. Anschließend bat er um Vronis erstklassigen Kaffee. Vroni genehmigte sich Sprudelwasser, ihr Lieblingsgetränk. Sie nannte es Kindersekt und lachte, wenn es in ihrer Nase kribbelte.

    Am Nachmittag hatte Vroni das Pech, Beate Großenbach zu begegnen, als sie eben den Entschuldigungszettel ihres Vaters unbemerkt in den Briefkasten der Schule werfen wollte.»Du warst heute morgen nicht da, Vroni.«

    »Ich... ich konnte nicht, Fräulein Großenbach. Mein Vati hat eine Entschuldigung geschrieben.«

    Beate nahm ihr den Brief aus der Hand. Der Doktor hatte nur lapidar mitgeteilt, daß Vroni nicht zur Schule gehen könne. Eine Begründung gab er niemals an. Auch darüber war Beate Großenbach jedesmal ärgerlich.

    »Bist du krank?« fragte sie mißtrauisch und betrachtete das rotwangige Kind.

    »Nein, aber ich hatte keine Zeit. Es ist eben ziemlich viel zu tun bei uns, weil wir keine Mutti haben.« Irgendwie klang die Antwort komisch und zugleich auch unendlich traurig.

    »Trotzdem mußt du zur Schule kommen, Vroni. Willst du später nicht rechnen, ein Buch lesen oder einen Brief schreiben können? Du möchtest vielleicht mal Ärztin werden wie dein Vater. Dazu gehört erst einmal eine ordentliche Schulbildung, Kleines.«

    »Ich lerne es bei meinem Vati. Pflaster kann ich schon richtig aufkleben. Und den Sterilisator mit den Instrumenten darf ich auch allein einschalten.«

    »Das wird für eine gute Ärztin nicht ganz ausreichen, Veronika.«

    Die Lehrerin war die einzige, die Vroni hin und wieder mit ihrem klangvollen Taufnamen anredete. Sie tat es in der Hoffnung, damit etwas mehr Eindruck zu erwecken.

    »Morgen komme ich zur Schule«, erklärte Vroni gönnerhaft. »Ich habe es Vati versprochen. Muß ich wirklich noch die Abschrift aus dem Lesebuch machen?«

    »Das wäre sicherlich ratsam, Veronika. Ich würde mich freuen, wenn du sauber schreiben und keine Fehler machen würdest wie neulich. Es steht doch alles richtig im Buch. Du mußt nur genau hinschauen.«

    Vroni warf der Lehrerin, mit der sie ständig

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