Auch Wunderkinder können fallen: Der neue Dr. Laurin 103 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Er ist einfach toll!«, schwärmte Salome Rhein mit leuchtenden Augen. Sie saß mit ihrem Freund Dr. Valentin McGregor, der allgemein nur ›Mac‹ genannt wurde, in einem Lokal, wo sie mit Freunden verabredet waren. »Am Anfang wusste ich ja nicht, was ich von ihm halten sollte, weil er immer so ernst wirkt, aber sobald er mit Kindern zusammen ist, erscheint er mir wie ausgewechselt. Ich mag ihn wirklich sehr.« »Muss ich mir Sorgen machen?«, erkundigte sich Mac. Sie lachte und küsste ihn – genau in dem Moment betraten ihre Freunde Sina Burmeister und Thorsten Fischbach das Lokal. »Meine Güte, über das Stadium von Frischverliebten solltet ihr allmählich mal hinaus sein!«, rief Sina. »Wieso?«, fragte Thorsten und küsste nun seinerseits Sina. »Sind wir das etwa?« Der Abend zu viert begann also unter allgemeinem Gelächter. Erst als auch Sina und Thorsten Platz genommen hatten, erklärte Mac: »Salome hat so von dem Erzieher geschwärmt, den ihre Kita vor einigen Monaten eingestellt hat, dass ich fragen musste, ob ich eifersüchtig sein sollte. Der Kuss war ihre Antwort.« »Wieso bietet der Mann Anlass zum Schwärmen?«, erkundigte sich Thorsten. »Einfach weil er ein toller Erzieher ist.
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Buchvorschau
Auch Wunderkinder können fallen - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 103 –
Auch Wunderkinder können fallen
Noah hat es schwer erwischt
Viola Maybach
»Er ist einfach toll!«, schwärmte Salome Rhein mit leuchtenden Augen. Sie saß mit ihrem Freund Dr. Valentin McGregor, der allgemein nur ›Mac‹ genannt wurde, in einem Lokal, wo sie mit Freunden verabredet waren. »Am Anfang wusste ich ja nicht, was ich von ihm halten sollte, weil er immer so ernst wirkt, aber sobald er mit Kindern zusammen ist, erscheint er mir wie ausgewechselt. Ich mag ihn wirklich sehr.«
»Muss ich mir Sorgen machen?«, erkundigte sich Mac.
Sie lachte und küsste ihn – genau in dem Moment betraten ihre Freunde Sina Burmeister und Thorsten Fischbach das Lokal. »Meine Güte, über das Stadium von Frischverliebten solltet ihr allmählich mal hinaus sein!«, rief Sina.
»Wieso?«, fragte Thorsten und küsste nun seinerseits Sina. »Sind wir das etwa?«
Der Abend zu viert begann also unter allgemeinem Gelächter. Erst als auch Sina und Thorsten Platz genommen hatten, erklärte Mac: »Salome hat so von dem Erzieher geschwärmt, den ihre Kita vor einigen Monaten eingestellt hat, dass ich fragen musste, ob ich eifersüchtig sein sollte. Der Kuss war ihre Antwort.«
»Wieso bietet der Mann Anlass zum Schwärmen?«, erkundigte sich Thorsten.
»Einfach weil er ein toller Erzieher ist. Außerdem ist er musikalisch, er kann unglaublich viele Lieder singen und auf der Gitarre begleiten – dabei kennt er auch noch sämtliche Texte. Er weiß viele Spiele, er merkt, wenn ein Kind traurig ist und findet den richtigen Weg, um es zu trösten …«
»So wie ich«, sagte Mac mit breitem Grinsen, »mit meinem Dudelsack und dem Kilt.«
Die anderen lachten. Mac war Kinderarzt, Antonia Laurin und Maxi Böhler hatten ihn vor einiger Zeit in ihrer Gemeinschaftspraxis angestellt, auch, weil sie vermuteten, dass einige Jungen sich vielleicht lieber von einem männlichen Arzt behandeln lassen wollten. Diese Annahme war richtig gewesen, aber es gab auch viele kleine Mädchen, die den jungen Arzt mit den ziemlich langen braunen Haaren, der manchmal einen Rock trug, der nicht ›Rock‹ hieß, sondern ›Kilt‹ und der einem seltsamen Instrument mit Namen ›Dudelsack‹ außergewöhnliche Töne entlocken konnte, sehr schätzten. Macs Vater war Schotte und stolz darauf. Diesen Stolz hatte er seinen drei Söhnen vererbt.
»Fast so wie du«, sagte Salome Rhein und gab Mac noch einen Kuss. »Noahs musikalische Bandbreite ist etwas größer als deine, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Ha!«, rief Mac. »Ich kann auch sehr gut singen, wie du eigentlich wissen solltest.«
»Er singt jeden Morgen unter der Dusche«, klärte Salome die beiden anderen auf. »Das klingt auch ganz nett, aber Noah hat eine wirklich schöne Stimme, und er kann nicht nur Gitarre spielen, sondern auch Xylofon, zum Beispiel. Und trommeln kann er auch. Ich glaube sogar, dass er auch Saxofon spielt, das Bekenntnis ist ihm mal aus Versehen herausgerutscht. Er hat dann so getan, als hätte ich ihn falsch verstanden, aber das war nicht der Fall.«
»Er ist also ein Universaltalent«, stellte Thorsten fest. »Kein Wunder, dass du eifersüchtig bist, Mac, wäre ich an deiner Stelle auch.«
»Siehst du!«, rief Mac und sah Salome anklagend an. »Thorsten versteht mich!«
Das muntere Geplänkel wurde von der Kellnerin unterbrochen, die ihnen die Speisekarten brachte und fragte, ob sie schon etwas zu trinken bringen dürfe.
Sie bestellten also die Getränke, danach dauerte es fast eine Viertelstunde, bis sich alle entschieden hatten, was sie essen wollten. »Wir werden ja nicht jeden Tag in so ein feines Restaurant eingeladen«, stellte Thorsten fest. »Da muss man sich schon ein bisschen Zeit lassen.«
»Und die Frage stellen, was eigentlich der Grund für diese Einladung ist«, setzte Sina hinzu.
»Wieso?«, fragte Salome. »Muss es denn immer einen Grund geben? Dürfen wir euch nicht einfach mal so einladen, weil wir uns freuen, dass ihr unsere Freunde seid?«
»Klar dürft ihr«, sagte Thorsten. »Aber wir glauben, dass ihr einen Grund habt und hoffen, dass ihr ihn uns verratet.«
Salome und Mac lächelten sonnig. »Wir freuen uns auf einen schönen Abend mit euch«, sagte Mac.
Sina begriff, dass Thorsten und sie nichts erreichen würden, wenn sie weiterbohrten. »Spielverderber«, sagte sie.
Die Kellnerin brachte die Getränke, Salome und Mac hatten darauf bestanden, mit ihren Freunden einen Aperitif zu sich zu nehmen. Die beiden Frauen wählten einen ohne Alkohol, die Männer tranken Martini.
»Nobel geht die Welt zugrunde«, lächelte Sina, als sie anstießen. »Wir trinken auf euch und danken noch einmal herzlich für die Einladung.«
»War uns ein Vergnügen«, sagte Mac. »Wir haben schon lange nicht mehr zu viert gemütlich zusammengesessen, es wurde einfach wieder einmal höchste Zeit, und wir hatten keine Lust zu kochen. Wir wollten Zeit für Gespräche haben und nicht dauernd in die Küche rennen müssen.«
»Womit auch das geklärt wäre«, sagte Thorsten.
Während sie die Vorspeisen aßen, tauschten sie Neuigkeiten der letzten Zeit aus und waren verblüfft, als sie feststellten, dass sich in den letzten zwei Monaten, in denen sie alle beruflich sehr eingespannt gewesen waren, tatsächlich ziemlich viel getan hatte. Sina und Salome telefonierten zwar häufig miteinander, aber auch in diesen Gesprächen hatte es in letzter Zeit immer nur für einen recht knappen Informationsaustausch gereicht.
Sie warteten auf die Hauptspeisen, als Salome das Gespräch noch einmal auf ihren Kollegen Noah brachte. »Er beschäftigt mich«, sagte sie. »Er ist wirklich der geborene Erzieher, ihr müsstet ihn mal im Umgang mit den Kindern sehen, aber gleichzeitig ist da so eine Art … Traurigkeit um ihn, die nie ganz weggeht, selbst wenn er mit den Kindern lacht und Blödsinn macht. Ich kann das nicht richtig erklären. Er ist einfach kein typischer Dreißigjähriger. Er müsste doch eigentlich versuchen, die Welt aus den Angeln zu heben, aber das tut er nicht. Er lebt stattdessen total zurückgezogen, und ich bin nicht einmal sicher, ob er Freunde hat.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Thorsten. »Das kannst du doch gar nicht beurteilen.«
»Man kriegt schon einiges mit, wenn man so eng miteinander arbeitet, wie wir das in unserer Kindertagesstätte tun«, sagte Salome. »Alle erzählen, was sie am Wochenende unternommen haben, er nicht. Alle lassen hier und da mal Namen von Bekannten, Verwandten oder Freunden fallen, Noah nie. Er verliert buchstäblich kein Wort über sein Privatleben.«
»Was aber nicht heißen muss, dass er keins hat«, stellte Sina fest. »Es könnte zum Beispiel bedeuten, dass er etwas zu verbergen hat.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen und gefällt mir natürlich nicht besonders«, gestand Salome.
»Muss ja nichts Schlimmes sein«, meinte Thorsten. »Vielleicht ist es auch einfach so, dass er sein Privatleben für sich behalten will, keine Vermischung mit dem Arbeitsbereich. Oder hast du den Verdacht, er könnte etwas geheim halten, was du als Leiterin der Kindertagesstätte eigentlich wissen müsstest?«
»Nein, den Eindruck habe ich nicht, aber andererseits weiß ich natürlich, dass Menschen, die durch und durch sympathisch wirken, es nicht unbedingt sein müssen.«
»Du denkst an den Verbrecher, den alle Nachbarn als liebenswürdigen, zurückhaltenden Menschen beschrieben haben, bevor er zufällig auffliegt und keiner, der ihn kannte, will es glauben?«
»Na ja, Verbrecher