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Marionette Teil 3: Die Güte des Schicksals
Marionette Teil 3: Die Güte des Schicksals
Marionette Teil 3: Die Güte des Schicksals
eBook296 Seiten3 Stunden

Marionette Teil 3: Die Güte des Schicksals

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Über dieses E-Book

Sven hat seine erste Ehefrau Clara unter dramatischen Umständen verloren: Sie wurde aus verschmähter Liebe umgebracht. Erst neun Jahre später hält das Glück mit Belana erneut Einkehr. Doch es ist nicht von Dauer: Svens bester Freund Bernd entwickelt eine Besessenheit für Belana und entführt sie. Nur dem Scharfsinn von Kommissar Capatosci ist es zu verdanken, dass Belana rechtzeitig gefunden wird. Das kurze Glück das Sven und Belana beschieden war - eben mal lang genug, um spüren zu lassen, was Glück ist - wird im wahrsten Sinne des Wortes von einem Windhauch umgepustet. Jahre später: Bernd gelingt, durch die Hilfe seiner Therapeutin, die Flucht aus dem Gefängnis und stellt Belana erneut nach.
Das Geschehen nimmt einen fürchterlichen Verlauf.
Doch das Schicksal hat seine bösen Karten noch nicht ausgespielt.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum11. Jan. 2023
ISBN9783740723859
Marionette Teil 3: Die Güte des Schicksals
Autor

Christine Morandin

Christine Morandin wurde in einem entlegenen Ort namens Kirchende in eine wunderbare Familie hineingeboren. Dank ihrer starken Persönlichkeit gelang es ihr, sich gegen vier Schwestern und sechs Brüdern zu behaupten. Sie liebte es, jedes Buch, das ihr zwischen die Finger kam, zu verschlingen. Die deutsche Grammatik hatte allerdings eine solch enorme Größe, dass sie nicht in ihr kleines Hirn hineinpasste und die Lehrer ständig sagten: `Weiterüben! Noch einmal schreiben! ` Trotz alledem konnte sie niemand bremsen Geschichten über Liebe, Leid und Verzweiflung in ihre Schulhefte zu schreiben, die so manch eine Freundin zu lesen bekam. Wurde ein Diktat angekündigt, so hieß es: `Oh Gott, oh Gott! ` Bei einem Aufsatz hingegen: `Juchhu! ` Heute lebt sie glücklich in Wetter Wengern, in jenem Ort, wo auch die bekannte Kochbuchautorin Henriette Davidis geboren und aufgewachsen ist. Ihre zwei Töchter und das Pflegekind, sind zu wunderbaren Frauen herangewachsen. In ihren Geschichten ist immer etwas Wahres, etwas Erfundenes, etwas Recherchiertes, etwas zum Lächeln, Sprüche und Zitate, Musik, die sie liebt und natürlich Liebe, Leid, Eifersucht, Gefahr und Mord. In ihren Erzählungen möchte sie die Leser auf die Reise schicken, die möglichst viel Freude, Spannung und gelegentlich auch ein herzhaftes Lachen herbeizaubert.

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    Buchvorschau

    Marionette Teil 3 - Christine Morandin

    Langsam mühte sich Belana aus der Finsternis ins Leben zurück. Die Engel, deren Flügel die junge Mutter beschützend umfangen hatten, entschwebten in einen Nebel und lösten sich ins Nichts auf.

    Belana schien ins Uferlose zu fallen. Sie fiel und fiel und landete schließlich in einer Gegenwart des Grauens. Die Angst kehrte zurück. Angst, sich noch immer in der Gewalt jenes Unmenschen zu befinden, der sie von Sven und ihrem Kind hinweggerissen und ihr teuflische Schmerzen zugefügt hatte.

    Wie ein kleiner, von der Sonne gewärmter Schmetterling, der sie mit seinen Flügeln streichelte und wohlige Wärme in ihren kalten Körper fluten ließ, streifte helles Licht ihre Augenlider.

    Von weiter Ferne her, vernahm sie leise Stimmen und Worte:

    „Lana?, hörte sie eine vertraute Stimme. „Öffne deine Augen! Schau mich an!

    Die Stimme gehörte ihrer Freundin Chrissy, einer Ärztin.

    „Frau Doktor, soll ich dem Ehemann Bescheid sagen?", fragte jemand.

    „Nein! Noch nicht", antwortete Chrissy.

    Belana wollte etwas sagen, doch in ihrem Hals brannte Feuer. Ihr Kopf schmerzte. Höllenglut fegte durch ihre Glieder, als sie mühsam versuchte, sich aufzurichten.

    „Nicht, Maus! Bleib liegen. Du hast eine böse Kopfverletzung."

    Jetzt spürte Belana den dicken Verband um ihren Kopf. Bis auf Augen, Nase und Mund war alles bandagiert.

    „Was ist mit meinen Haaren?!", flüsterte sie kaum hörbar. Vorsichtig tastete sie sich am Verband entlang.

    „Keine Angst, Süße, beruhigte Chrissy, „die sind noch dran. Wir haben sie nur um die Wunde herum abgeschnitten und wegrasiert. „Bin ich froh, dass du endlich wach bist. Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Schatz, wie geht es dir?, flüsterte Chrissy und legte ihre Hand vorsichtig auf jene Stelle auf dem Verband, unter der Belanas Wange zu vermuten war.

    Belana schien sich unter der liebevollen Zuwendung ein wenig zu entspannen.

    „Bin ich hier im Krankenhaus?", fragte sie mit krächzender Stimme. Sie versuchte den Kopf anzuheben, doch augenblicklich wurde er von Schmerz durchbohrt. Wimmernd ließ sie den Kopf zurücksinken.

    „Lana, du bist vor vierzehn Tagen bewusstlos bei uns in die Klinik eingeliefert worden. Auf deinem Kopf befand sich eine tiefe und abscheuliche Verletzung, die genäht werden musste. Dein Kiefer war gebrochen, die Rippen verletzt, der Kehlkopf eingedrückt. Die Fesseln an deinen Handgelenken haben tiefe Schnittwunden hinterlassen. Wir haben uns so schreckliche Sorgen um dich gemacht und schon befürchtet, dass du nicht mehr aus deiner Bewusstlosigkeit erwachst. Ich bin so froh, dass du wieder bei uns bist. Jetzt wird alles gut."

    Erneut schien Belana das Bewusstsein zu verlieren. Ihr Blick trübte sich auf beängstigende Weise, während sich die Augenlider zitternd schlossen.

    „Lanaaa! Verzweifelt packte Chrissy ihre Freundin mit festem Griff an der Schulter und schüttelte und rüttelte sie. „Bleib hier! Hörst du! Bleib! Nicht wieder einschlafen!

    Belana versank…

    ...sie spürte den harten Griff seiner Hand an ihrer Kehle. Sie spürte sein Gewicht auf ihren Rippen, den brutalen Faustschlag ins Gesicht und hörte den dumpfen Krach, als ihr Kopf unter der Wucht des Schlages an den eisernen Bettpfosten prallte.

    Sie hatte Schmerzen, fühlte sich schwach und elend. Nein, sie war nicht stark. Nicht so wie es ihr Vorname gebot: Belana, die Starke.

    Ihr ganzes Leben mit all seinen Freuden und Kümmernissen, mit all dem Leid, das sie durchlitten hatte, raste an ihr vorbei.

    In ihrem Inneren vollführte die Sehnsucht nach Sven und Michel einen verzweifelten wilden Tanz.

    Tage später hatte sie den Kampf zwischen Leben und Tod gewonnen. Doch Leid und Trauer hielten sie gefangen. In ihrem unsäglichen Schmerz vergoss sie ein Meer an Tränen, in denen sie zu ertrinken schien.

    Er kam nicht. Sven ließ sie allein in ihrer Sehnsucht nach ihm und Michel.

    Kai, bis vor Kurzem noch in Dubai, hatte erst von dem Verbrechen erfahren, als er wieder in Hamburg war. Er hatte weder Sven noch Bernd erreichen können, und so hatte ihm Svens Sekretärin von dem schauderhaften Geschehen erzählt.

    „Stellen Sie sich mal vor: Herr Klüssner sitzt im Gefängnis, und Herr Hansen ist seit dem schrecklichen Geschehnis, völlig fertig mit den Nerven."

    „Was ist passiert? Warum sitzt Bernd im Gefängnis?" Kai war völlig perplex.

    „Ach ja, das können Sie ja nicht wissen! Bernd hat Frau Hansen entführt und vergewaltigt. Sie liegt in der Asklepios-Klinik. Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für eine Aufregung war. Ich bin fast umgefallen, als ich davon gehört habe. Unser Chef ist so fertig mit den Nerven, dass er nicht ansprechbar ist. Alle Versuche, sich ihm zu nähern, ihn zu fragen, wie es ihm, wie es seiner Frau geht, blockt er nur wütend ab."

    „Wie? Warum „Frau Hansen? Hab ich da was verpasst? Ich kann mich nicht erinnern, dass der Chef geheiratet hat.

    „Seine Frau ist eine geborene Weidenreich. Eine nette und sehr hübsche Frau."

    Dass Sven und Belana verheiratet waren, hieb Kai fast um. Die Angst um Belana, breitete sich wie ein Schwelbrand in seinem Herzen aus. Verzweifelt versuchte er, Ruhe zu bewahren.

    „Was genau ist mit ihr geschehen?, fragte er mit Nachdruck. „Lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen!

    „Hab ich doch schon gesagt!, gab sich die Sekretärin eingeschnappt. „Also, noch einmal: Herr Hansen war in London. Bernd hat Frau Hansen entführt. Aber die Polizei hat sie schnell gefunden. So wie ich es verstanden habe, hat er sie vergewaltigt und fast getötet.

    Das war das Ende von Kais mühsam aufrechtgehaltene Ruhe. Ohne sich zu verabschieden, legte er auf. Er wollte nicht glauben, was Silvia erzählt hatte. Dass Bernd so ein Schwein war, hätte er im Leben nicht gedacht.

    Nachdem er sich notdürftig aus seiner Schockstarre gelöst hatte, rief er Olaf an und erzählte, was geschehen war.

    „Du machst Witze! Etwas anderes fiel Olaf in seiner Fassungslosigkeit nicht ein. „Das hast du geträumt. Oder?

    „Olaf, mit so etwas macht man keine Scherze!"

    „Oh, mein Gott, Bernd??? Ist der Kerl verrückt geworden? Ich komme!"

    Olaf hielt sich zur Zeit in Hamburg auf, und so musste Kai nicht lange auf ihn warten.

    Gemeinsam und mit besorgter Miene betraten sie Belanas Krankenzimmer.

    „Hi, Lana", flüsterte Kai, zutiefst geschockt über den Anblick.

    Belana sah zum Erbarmen aus. Ihre bleiche Haut hob sich kaum von der weißen Bettwäsche ab. Einzig allein das rote Haar und die verweinten geröteten Augen legten Zeugnis ab, - von unsagbarem Leid.

    „Hi", Belana brachte nur ein schwaches Krächzen über die Lippen, blickte ihn mit tränenden Augen an, wandte den Blick aber augenblicklich wieder dem Fenster zu.

    „Ich habe dir Blumen mitgebracht. Olaf ist auch da. Schau mal!"

    Die dunklen Ringe um ihre Augen verrieten, dass sie tage- und nächtelang geweint hatte. Noch nie hatte er einen derart gebrochenen Menschen gesehen.

    „Lana, sagte er, „schau mich an!

    Doch sie zuckte nur gleichmütig mit dem Kopf - sie wollte nicht. Tränen liefen an ihren Wangen herab, da ihre verzweifelte Hoffnung, Sven käme zur Tür herein, würde sie in die Arme nehmen, ihr versichern, dass alles wieder gut würde, erneut so bitterenttäuscht worden war. Warum hatte er sie in den zwei Wochen, die sie nun hier lag, nicht einmal besucht? Die Sehnsucht nach ihm und ihrem kleinen Michel, schien sie von innen her aufzufressen. Sven wusste, dass sie hier lag. Kommissar Capatosci hatte sie vor ein paar Tagen besucht, um ihre Aussage aufzunehmen, und dabei erwähnt, wie er und sein Kollege sie gefunden, und wie Sven sich aufgeregt habe. Wie verzweifelt er war, als er sie im Keller halbnackt auf dem Bett gesehen hatte.

    Warum war er nicht hier? Gab er ihr die Schuld dafür, dass sein Freund diese Tat begangen hatte?

    Kai setzte sich auf die Kante des Bettes, und strich Belana die Tränen aus dem Gesicht. Ihm tat das Herz weh.

    „Nicht weinen Lana, alles wird wieder gut, Bernd wird dir nie wieder etwas antun, dafür wird der Staatsanwalt schon sorgen. Wir sind für dich da, wenn du uns brauchst, und Sven und Michel werden dafür sorgen, dass du alles so schnell wie möglich vergessen wirst."

    Der Gedanke, dass Sven seine Frau in ihrem Elend alleine ließ, schien Kai derart absurd, dass er ihm nicht im Traume gekommen wäre. Er ging davon aus, dass es die schreckliche Tat war, deretwegen Belana nun so litt.

    Olaf war ans Bett getreten und hielt ihr unbeholfen einen Strauß weißer Rosen hin.

    „Schau Lana, deine Lieblingsblumen!"

    Er war völlig hilflos. Normalerweise war er nicht auf dem Mund gefallen und konnte reden wie ein Buch, - nur jetzt nicht. Sie so leiden zu sehen konnte er nicht ertragen. Er legte die Rosen auf das Tischchen neben Belanas Kopf und verließ fluchtartig das Zimmer.

    „Hast du ihn gesehen?", fragte Belana, die Olafs Flucht gar nicht mitbekommen zu haben schien.

    „Wen?", fragte Kai, „Bernd? Nein! Ich bin erst seit zwei Tagen wieder in Deutschland. Aber ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt sehen will."

    „Nein! Ich meine Sven. Hast du ihn und Michel gesehen? Weißt du, wie es ihnen geht, Kai?"

    „Wieso?" Grenzenlose Verwunderung malte sich auf Kais Züge. „Du müsstest doch wissen, wie es den beiden geht."

    Er hielt inne. Nein, das war jetzt nicht wahr! Hatte Sven Belana tatsächlich in den 14 Tagen, die sie hier lag, noch nicht einmal besucht?

    „Lana, willst du mir damit sagen, dass Sven noch nicht hier war? Nicht ein einziges Mal?"

    Verzweifelt schüttelte Belana den Kopf, und ihre Augen flossen über von Tränen. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen, weinte bitterlich, und wurde von ihrem Schluchzen erbarmungslos durchgerüttelt.

    „Er war nicht ein einziges Mal hier! Wer weiß, was Bernd ihm erzählt hat?!? Womöglich gibt er mir die Schuld und hasst mich?!"

    „Was redest du da! Der Bastard hat dich fast umgebracht!"

    Ich bin schuld. Ich hätte Bernd nicht glauben sollen, als er sich entschuldigt hat, nachdem er mich auf Svens Geburtstagsparty begrabscht hat."

    „Was?? Kai glaubte, nicht richtig zu hören. „Was hat er gemacht? Er hat dich damals schon angefasst? Mein Gott Lana, warum hast du nichts gesagt? Ich hätte ihm seine Hände abgehackt! Schht, Schht, erschüttert nahm er die schluchzende Belana in die Arme und streichelte ihr zärtlich und beruhigend übers Haar. „Wie kommst du bloß darauf, dass du schuld sein sollst?"

    Er stand auf, sichtlich erregt, und reichte Belana die Hand.

    „Komm Lana, du brauchst frische Luft, zieh dir etwas an, wir gehen eine Runde spazieren, und du erzählst mir, was passiert ist, damit ich ein bisschen klarer sehe. Natürlich nur, wenn du willst. Ich kenne die Geschichte nur vom Hörensagen, von Svens Sekretärin. Ihn selber habe ich ja noch nicht erreicht."

    Belana dankte dem Himmel für Kai. Er war und blieb ihr bester Freund. Bei ihm konnte sie sich ausheulen, und er hörte ihr zu. Ihrer Mama und Hans wollte sie nichts vorjammern. Die würde dann fünfmal am Tag an ihrem Bett stehen und weinen. Svens Mutter machte Urlaub in der Karibik, und Frau Clemens lag mit einer Grippe zu Hause im Bett. Sonst hätte sie Michel längst vorbeigebracht. Chrissy und Werner waren ein paarmal zu Besuch gewesen. Doch die beiden waren sehr mit ihrem Liebesleben beschäftigt, und sprachen hauptsächlich über die Praxis. Sie selber erzählte nicht viel. Eigentlich wollte sie nur Sven und Michel sehen, und ansonsten ihre Ruhe haben.

    Im Park hinter dem Krankenhaus stand ein kleines Café. Dort ließen sie sich nieder und bestellten sich etwas zu trinken. Plötzlich gewahrten sie Olaf, der sich ebenfalls dort niedergelassen hatte, und seine Sorgen im Dampf einer Tasse Kaffee, zu vernebeln suchte.

    Olaf schaute Belana traurig an.

    „Tut mir leid, Lana, dass ich abgehauen bin. Aber als ich dich so weinen sah, habe ich Panik bekommen. Ich kannte dich nur mit einem fröhlichen Gesicht und wusste nicht, wie ich mit deinem Schmerz umgehen sollte. Verzeihst du mir?"

    „Alles gut, Olaf. Mach dir keinen Kopf, sagte Belana und rang sich ein Lächeln ab. „Ich weiß, dass du ein Sensibelchen bist. Dein nicht stillstehender Mund, konnte mich noch nie täuschen.

    Belana versuchte Kais fragendem Blick auszuweichen, und schaute angestrengt auf ihre knetenden Hände. Doch als er seine zunächst stumme Frage in Worte kleidete, saß sie in der Falle. Sie wollte und konnte nicht über diese schreckliche Tat reden.

    „Hat Bernd dich angefasst? Ich meine… du weißt schon. Hat er dich vergewaltigt?"

    „Nein, hat er nicht. Da ich mir aber nicht sicher war, hab ich einen Arzt gebeten, mich zu untersuchen. Das hatte er während meiner Bewusstlosigkeit längst getan." Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

    Kai sah sie verwundert an – warum lächelst du?, fragten seine Augen.

    „Aber, so fuhr Belana fort, „er hat etwas anderes festgestellt. Kai, wir bekommen ein Baby. Michel bekommt ein Geschwisterchen.

    Kai sah ihre Traurigkeit zurückkehren.

    „Weiß Sven davon? Oder ..., ich trau mich gar nicht zu fragen. Ist es von ...?"

    „Nein … nein, nein! Was denkst du da! Ich wusste es vor meiner Entführung auch noch nicht. Und seitdem, habe ich Sven nicht mehr gesehen. Ich bin jetzt in der achten Woche."

    Kai kochte innerlich. Wie konnte Sven es zulassen, dass Belana so litt? Nach diesem Besuch würde er ihn aufsuchen. Und wehe ihm, er macht die Tür nicht auf, dann Gnade ihm Gott! Er würde die Tür eintreten, und den Treulosen ins Krankenhaus schleifen.

    Im Laufe des Nachmittags hatte sich Belanas Gemütszustand ein wenig erholt. Sogar lachen konnte sie, wenn Olaf einen Witz erzählte. Erst als die beiden gegangen waren, fragte sie sich, wie ihr Leben weiter gehen würde, wenn Sven sie wirklich für die Schuldige halten sollte. Schließlich war Bernd sein bester Freund.

    In der Küche werkelte Frau Nickel herum. Michel saß auf seinem Kindersitz am Tisch und half beim Plätzchenbacken für den Kinderhort, den er ab morgen besuchen sollte.

    Da Frau Nickel nicht jeden Tag zur Verfügung stand, hatte Sven die meiste Zeit von zu Hause aus gearbeitet. Manchmal nahm er seinen Sohn mit auf eine Baustelle. So konnte es nicht weitergehen. Michel brauchte einen geregelten Tagesablauf. Also war der Kindergarten eine willkommene Alternative.

    Als Sven in die Küche trat, musste er schmunzeln. Michel sah wieder aus wie ein kleines Teigmonster. Sein Dino steckte im Teig, und er selber klebte an dem Holzlöffel wie eine Fliege an einem Fliegenfänger.

    „Na, mein Sohn, saut ihr schon wieder die Küche ein?"

    Michel ging nicht groß auf Papas Frage ein. Er zog den Dino aus der Teigschüssel, und schleckte das Ungeheuer genüsslich ab. Als er genug hatte, reichte er es dem Papa hinüber. Der sollte vermutlich schlecken.

    „Papa, Papa!"

    Erstaunt blickten Sven und Frau Nickel einander an, und Michel schien selber überrascht, und konnte es nicht glauben, dass etwas anderes aus seinem Mund kam, als Babyquatsch.

    Vor lauter Freude riss Sven seinen Sohn an sich, wirbelte ihn durch die Luft, und bedeckte das fröhliche Kindergesicht mit vielen kleinen Küsschen. Dabei landete der teigverschmierte Dino auf seinem Kopf, und Michels verklebtes Gesicht schmiegte sich ausgiebig und hingebungsvoll an seine Wange.

    „Michel, sag das noch mal, sag Papa!", rief Sven.

    Doch den Gefallen tat Michel ihm nicht. Er war damit beschäftigt, die Teigreste, die an seinen Fingern klebten, mit voller Hingabe in Papas Bartstoppeln zu schmieren.

    Das abrupte Klingeln an der Haustür unterbrach die Einträchtigkeit. Sven setzte Michel auf dem Tisch ab.

    „Ich komme gleich wieder, Sohnemann, dann möchte ich hören, was du zu sagen hast", lachte Sven. Er war stolz wie Oskar. Sein Sohn hatte Papa gesagt. Im Hinausgehen schnappte er sich ein Tuch, und wischte sich den Teig aus dem Gesicht.

    Als er grinsend und mit stolzgeschwellter Brust die Haustür aufriss, erfror er innerlich. Vor der Tür stand Kai, in dessen Gesichtszügen man nichts Gutes las.

    Wütend stieß Kai ihn zur Seite und stampfte in den Flur.

    „Dir scheint es ja gut zu gehen, schrie er Sven aufgebracht an. „Im Gegensatz zu deiner Frau. Hast du sie noch alle?? Wie kannst du dein Leben ohne sie weiterleben, als wäre nichts geschehen? Gerade du!? Du, der unsterblich in seine Frau verliebt war. Donnernd, wie ein ausgebrochenes Gewitter, unerfreulich laut, polterte Kais Stimme in dem riesengroßen Flur.

    „Weißt du eigentlich, wie es Lana geht??? Er senkte die Stimme und verwandelte sich wieder in einen mitfühlenden Freund: „Sven, was ist los mit dir?

    Beschwichtigend fuhr Sven den Arm nach Kai aus. Er berührte ihn an der Schulter, schob ihn in sein Arbeitszimmer und seufzte tief.

    Er hatte Mühe, das Ventil in seinem Inneren zu öffnen, das seine Zerrissenheit und den Unbill, mit dem er sich beladen fühlte, notdürftig unter Verschluss hielt.

    „Nichts ist mit mir los!, sagte er. „Gar nichts. Ich kann nicht zu ihr. Ich kann es einfach nicht!

    „Warum Sven? Warum? Sag es mir! Lana hat nichts getan. Sie weint sich die Augen aus, wegen dir und Michel. Gibst du ihr am Ende gar die Schuld?"

    Sven schaute Kai erschrocken an und schlug die Hände vors Gesicht.

    Dann schrie er sein Leiden heraus:

    „Er hat sie markiert, Kai, er hat sie entehrt und ich bin schuld. Ich habe sie allein gelassen und ihm schutzlos ausgeliefert. Obwohl ich es geahnt habe. NEIN!!!, ich habe es gewusst, ich wusste, dass Bernd scharf auf sie war. Ich wusste, dass er krank im Kopf ist, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich bin schuld!" Er griff sich ins Haar, rüttelte an seinem Kopf herum und lief im Zimmer auf und ab.

    Seine Stimme wurde leiser und schmerzverzerrt: „Kai, ich wollte der einzige Mann sein, der in ihr sein durfte. Sie lag da im Keller, fast nackt. Jedes Mal, wenn ich sie vor mir sehe, sehe ich, wie Bernd auf ihr liegt und sie… Er drehte sich zum Fenster, um Scham und Leid in seinem Gesicht vor dem Freund zu verbergen. „Ich kann es nicht ertragen. Ich habe Angst, dass ich sie nie wieder so unschuldig vor mir habe. So rein. Mensch Kai, ich liebe Lana und ich brauche sie, wie nichts anderes in meinem Leben. Ich habe Bilder vor Augen, die mich an den Rand des Wahns treiben, und das, was Bernd gesagt hat, macht mich verrückt. Ob du es glaubst oder nicht, ich war jeden Tag in der Klinik. Ich konnte nur nicht hineingehen. Ich hatte Angst zu sehen, wie er sie nimmt. Wie er sie schändet.

    Kai traute seinen Ohren nicht. Da glaubt dieser behämmerte Kerl, seine Frau wurde von Bernd geschändet, und will sie nicht mehr, weil Bernd sie mit seinem Sperma markiert hat? Weil sie nicht mehr rein war? Liebe? Der sprach von Liebe? Hatte der sich ein einziges Mal gefragt, was Belana durchgemacht hatte, und wie es ihr jetzt ging? So allein?

    „So, Sven, jetzt werde ich dir mal was sagen. Erstens: Du bist für mich das Allerletzte. Du sprichst von Liebe? Ha, dass ich nicht lache. Liebe hält zusammen im Guten wie im Bösen. Aber du siehst nur deinen Schmerz. Zweitens weiß ich, dass Bernd sich nicht an ihr vergangen, sie nicht geschändet hat. Er war nicht in ihr. Du hättest dich mit ihrem Arzt unterhalten sollen, oder mit Lana. Und drittens: Und wenn es so gewesen wäre, Bernd hätte sie vergewaltigt. Denkst du, Lana hat freiwillig die Beine breitgemacht? Überlege mal. Nimm dein Hirn und fange an zu denken. Sie ist das Opfer, nicht du. Kai raste vor Wut. Seine Halsschlagader kochte und pochte wie wild. „So, und nun zum Vierten: Lana ist schwanger. Und ehe du denkst, sie bekommt ein Kind von Bernd, solltest du nachrechnen: Sie ist in der achten Woche, du blöder Wichser!

    Kai drehte sich angewidert um und ließ seinen Freund stehen. Doch ehe er die Tür hinter sich zuknallte, sagte er: „Ach übrigens, sie wird morgen entlassen und weiß nicht wohin. Sie traut sich vor Angst und Scham nicht nach

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