Scheinverlobt – und schon verführt?
Von Naima Simone
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Über dieses E-Book
Eine Scheinverlobung ist die Lösung! So kann seine gute Freundin Reagan das Vermögen beanspruchen, das ihre Großmutter ihr hinterlassen hat – und Ezekiel Holloway ist endlich seine aufdringlichen Verehrerinnen los. Doch dann wird das Unternehmen seiner Familie in einen Skandal verwickelt. Sein Ruf ist in Gefahr! Um sie zu schützen, will er Reagan freigeben. Aber ihn erwartet eine sexy Überraschung: Seine schöne Scheinverlobte besteht auf einer spontanen Hochzeit in Las Vegas. Etwa inklusive einer heißen Hochzeitsnacht?
Naima Simone
Bestsellerautorin Naima Simone entdeckte ihre Liebe zu romantischen Geschichten beim Schmökern von Harlequin-Büchern, die sie ihrer Großmutter stibitzte. Inzwischen verbringt sie ihre Tage mit dem Schreiben humorvoller Liebesromane. Im wirklichen Leben ist sie mit ihrem persönlichen Superhelden verheiratet und Mutter zweier Kinder. Die Familie lebt – trotz aller Herausforderungen des Alltags – glücklich im Süden der Vereinigten Staaten.
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Buchvorschau
Scheinverlobt – und schon verführt? - Naima Simone
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2020 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Trust Fund Fiancé"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2196 08/2021
Übersetzung: Kai Lautner
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751503778
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Das Leben hielt für einen Mann durchaus ein paar Annehmlichkeiten bereit.
Für Ezekiel „Zeke" Holloway bestanden diese zum Beispiel darin, es sich in dem großen Gästehaus gemütlich zu machen, das er auf dem Anwesen der Wingates gemeinsam mit seinem älteren Bruder Luke bewohnte. Wäre er jetzt dort gewesen, würde er auf dem schwarzen Ledersofa sitzen mit einem eiskalten Bier in der Hand und einer üppig belegten Pizza. Vielleicht würde sogar gerade ein Spiel der Pittsburgh Steelers laufen, das er sich auf dem riesigen Bildschirm ansehen könnte.
Zeke sah hinunter auf die Zigarre in seiner Hand. Er betrachtete die berühmte schwarz-rote Binde und schaute auf die Glut, ehe er einen Zug nahm und das Aroma von Pfeffer, Schokolade, gerösteten Macadamianüssen und einem Hauch Cognac genoss. Er hätte süchtig danach werden können – wenn er es zugelassen hätte. Eine Schachtel dieser Zigarren kostete fünfzehntausend Dollar. Daher gönnte er sich nur eine Zigarre pro Monat. Nicht, weil er es sich nicht hätte leisten können. Es ging um Disziplin, um Selbstbeherrschung.
In einer Welt, die urplötzlich fremd, kalt und unsicher geworden war, brauchte er das Gefühl, sein Leben unter Kontrolle zu haben. Selbst wenn es sich nur um eine Zigarre handelte.
Er seufzte, stützte sich mit einer Hand auf die Balustrade des Balkons und blies den Rauch in die Nachtluft. Von drinnen, aus dem Salon, drangen gedämpfte Stimmen. James Harris, Präsident des Texas Cattleman’s Club, hielt dort das ab, was er eine „kleine Dinnerparty" nannte. Auch Ezekiel war Mitglied dieses Clubs, und wenn James Harris als erfolgreicher Pferdezüchter und Geschäftsmann in Royal, Texas, eine Einladung aussprach, leistete jede und jeder Folge.
Selbst wenn man bei diesem Event auf die Wingates treffen würde, die seit Neuestem Negativschlagzeilen machten.
Ezekiel nahm noch einen Zug von seiner Zigarre und starrte hinaus in die sternklare Nacht. In der Dunkelheit konnte er die weitläufigen Stallungen, Reitplätze und Pferdekoppeln nur schwach erkennen. Selbst hier draußen, wo er das Gerede nicht verstehen konnte, fühlte er sich unbehaglich, denn er wusste, dass über seine Familie und deren Probleme getratscht wurde. Und dass die Daumen alle nach unten zeigten.
Daran konnte auch der Einfluss von James Harris nicht viel ändern.
Immerhin galt eine Einladung von James so viel, dass kein Angehöriger der High Society von Royal abzusagen wagte, nur weil die Wingates ebenfalls kommen würden.
„Und ich dachte, ich hätte das perfekte Versteck vor denen da draußen gefunden."
Als er die rauchige Frauenstimme hörte, wandte Ezekiel den Kopf und lächelte zum ersten Mal an diesem Abend ehrlich erfreut.
Aus dem Schatten trat Reagan Sinclair. Das Licht, das durch die großen Panoramafenster des Salons nach draußen fiel, umschmeichelte ihre schlanke Silhouette. Ohne es zu wollen, registrierte er ihre festen Brüste, ihre schmale Taille, ihre femininen Hüften. Als sie näher kam und ihr verführerischer Duft ihn umhüllte, rief er sich zur Ordnung.
Reagan war sechsundzwanzig und damit vier Jahre jünger als er. Doch da sie eng mit seiner Cousine Harley befreundet war, kannte er sie fast ihr ganzes Leben lang. Sie war eine Tochter aus gutem, konservativem Hause. Also war es nicht passend für sie, allein mit ihm hier draußen zu sein. Schon gar nicht in seinem derzeitigen Gemütszustand.
Normalerweise hatte er seinen Dämon unter Kontrolle. Diesen Dämon, der ihn dazu trieb, Frauen flachzulegen. Es ging ihm dabei nur um Sex. Um heißen, schmutzigen Sex.
Ezekiel stieß frustriert den Atem aus. Wann hatte er das letzte Mal aus Zuneigung oder gar Liebe mit einer Frau geschlafen? Vor acht Jahren, um genau zu sein.
Sein Verstand und jene Moral, von der es hieß, dass er sie nicht besaß, sagten ihm, dass es Zeit war, die Zigarre auszumachen, Reagan freundlich hineinzubegleiten und sie bei ihren Eltern abzuliefern.
Da berührte sie ihn.
Ihre Hand auf seinem Arm zu spüren, war auf seltsame Weise beruhigend. Seine Wut und seine Angst verflogen. Ebenso die Begierde. Zumindest konnte er Reagan jetzt in die dunklen, langbewimperten Augen schauen, ohne sich zu wünschen, Lust in ihnen zu wecken.
„Ich weiß, warum ich mich verstecke, sagte er und bemühte sich um einen scherzhaften Tonfall. „Was ist deine Ausrede?
Ihr Blick wurde sanft, und Ezekiel wich ihm unwillkürlich aus. Gleichzeitig brachte er etwas Abstand zwischen sich und Reagan und tat so, als wolle er die Zigarre zu Ende rauchen. Doch er konnte es nicht lassen und musterte ihr Gesicht, ihre hohen, eleganten Wangenknochen, ihren üppigen Mund. Wie schön ihre dunkle Haut schimmerte …
Mann, dachte er. Du kennst sie, seit sie ein Kind war. Also reiß dich zusammen, und hör auf, dir vorzustellen, wie sie nackt und heiß auf dich unter dir liegt.
Ganz gleich, was manche Leute von ihm denken mochten – es gab eine rote Linie, die er niemals überschritt. Schließlich war ihm von Kindheit an eingeimpft worden, was Anstand hieß. Selbst jetzt, da der Name Wingate einige Schrammen davongetragen hatte, galt er doch noch etwas in Royal.
Und dieser Name bedeutete auch ihm sehr viel.
„Hm, meine Ausrede? Lass mich nachdenken, sagte Reagan, und ein Lächeln umspielte ihre sinnlichen Lippen. „Erstens möchte ich meinen Eltern aus dem Weg gehen, die ständig versuchen, mich zu verkuppeln und mir jeden ledigen Mann zwischen zweiundzwanzig und zweiundachtzig vorstellen. Zweitens langweilt mich der Small Talk da drin. Und drittens, weil ich die Anrufe dieser Klatschtante Tracy Drake seit einer Woche ignoriert habe. Leider sitze ich beim Dinner neben ihr.
Ezekiel grinste amüsiert und fing ihren Blick auf. Auch Reagan lächelte.
„Außerdem brauchte ich Abstand von Gesprächen über Politik, von versteckten Anspielungen in jedem zweiten Wort – und von Zigarrenrauch", fügte sie hinzu.
Ihre samtweiche Stimme erregte ihn, und er dachte daran, wie es wohl wäre, ihre perfekte Frisur oder ihr Cocktailkleid in Unordnung zu bringen, indem er …
Da warf sie einen Blick auf seine Zigarre. „Eins von dreien ist aber okay."
Unwillkürlich musste er lachen. „Mir ist klar, dass ein Gentleman sofort aufhören würde zu rauchen, aber … Na ja, die kleine Sünde gönne ich mir."
„Nur die eine Sünde?", neckte sie ihn.
Auf diese Provokation ging er nicht ein, sondern erwiderte: „Abgesehen davon würde niemand auf die Idee kommen, mich einen Gentleman zu nennen."
Hm, das klang bitter und war ihm unabsichtlich entschlüpft. Dabei war er doch bekannt dafür, nichts ernst zu nehmen. Aber die vergangenen Monate hatten auch an seinen Nerven gezerrt. Manchmal hatte er das Gefühl, alles sei dabei, auseinanderzubrechen. Die Vorwürfe wogen schwer. Korruption und Unterschlagung.
Die Wingates waren von ihrem Podest gestürzt und bekamen nun zu spüren, dass viele sogenannte Freunde nur die Maske der Freundschaft getragen hatten. Jetzt warteten sie wie die Geier darauf, dass man ihnen die Familie zum Fraß vorwarf.
Reagan sah ihn mitfühlend an, und genau das machte ihn wütend. Doch ehe er etwas sagen konnte, bemerkte sie mit einem Lächeln: „Das mit dem Gentleman wird meist überschätzt. Ihr sanfter Humor erstickte den Zorn, der in ihm aufgeflackert war. Welche Ruhe und Gelassenheit diese Frau ausstrahlte! Es beeindruckte ihn. „Außerdem wüsste ich gern ein bisschen mehr über deine Sünden
, gab sie zu.
„Nein, dass willst du nicht. Er ergriff eine Locke, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte und ihr auf die Schulter fiel, und spürte zwischen Daumen und Zeigefinger, wie dick und seidig ihr Haar war. Sofort erfasste ihn sinnliches Verlangen. Abrupt ließ er die Haarsträhne los. Um sich abzulenken, nahm er einen Zug von seiner Zigarre. „Du bist zu jung für diese Art Gespräch
, wandte er ein.
„Ach, wirklich? Sie legte den Kopf schief und schaute herausfordernd zu ihm auf. „Dabei bin ich doch nur vier Jahre jünger als du. Oder erinnerst du dich in deinem fortgeschrittenen Alter von dreißig schon nicht mehr an solche Dinge?
„Freche Göre", murmelte er.
„Das höre ich nicht zum ersten Mal, erwiderte sie und schien einen Moment verstimmt, doch dann lächelte sie. „Umso besser. Dann brauchst du dich nicht zurückzuhalten. Erzähl mir alles, und fang mit den wirklich guten Geschichten über deine Laster an. Mit gut meine ich natürlich die ganz, ganz üblen.
Durch halbgeöffnete Lippen blies er den Rauch aus. „Bist du sicher, dass du das aushalten würdest, Ray?" Er nannte sie absichtlich bei ihrem alten Spitznamen. Amüsiert sah er, wie sie die Augen verdrehte.
Bestimmt wollte sie nicht daran erinnert werden, wie er sie einmal knutschend mit seiner Cousine Harley auf dem Sofa erwischt hatte, wo die beiden „geübt" hatten. Und auch nicht daran, dass sie hemmungslos für eine Boyband geschwärmt hatte, obwohl die mehr Synthesizer als Talent besaßen. Oder dass er ihr auf dem Spielplatz die Tränen abgewischt und versprochen hatte, die Mistkerle zu verprügeln, die sie wegen ihrer dunklen Hautfarbe gemobbt hatten.
Er dagegen wollte sich an genau diese Dinge erinnern, damit er keine Dummheiten machte. Reagan durfte nicht zu den Frauen gehören, die er flachlegte und danach nie wieder anrief.
Sie hob die Brauen, beugte sich vor und sog den aromatischen Zigarrenduft ein. „Versuch es doch einfach", flüsterte sie.
Ihre Stimme, ihre Nähe weckten erneut Verlangen in ihm. Gleichzeitig irritierte ihn diese plötzliche Begierde. Das ging gar nicht. Wie kam er dazu, sinnliche Gefühle für Reagan zu entwickeln? Aber leugnen ließen sich diese Gefühle leider nicht. Also trat er einen Schritt zurück und lehnte sich an eine Marmorsäule.
„Hm, also schauen wir mal, begann er mit humorvollem Unterton. „Ich kann eine ganze Fleischpizza allein vertilgen, und ich benutze keinen Untersetzer für mein Bier. Wenn ich vor sieben Uhr morgens aufstehen soll, werde ich grantig, besonders, wenn es keinen Kaffee gibt, der mir die Sache erträglich machen würde. Und dann noch etwas, das mir ein bisschen peinlich ist. Ich kaufe mindestens fünf Paar Socken pro Monat. Anscheinend frisst mein Wäschetrockner Socken und transportiert sie in eine Welt, wo man mit Socken, die nicht zusammenpassen, bezahlen kann. Ich hasse es, verschiedene Socken zu tragen, daher gebe ich ständig Geld für neue aus. Jetzt kennst du all meine schlechten Angewohnheiten.
Reagan schwieg einen Moment, dann fragte sie: „Wirklich?"
Er grinste. „Absolut. Und jetzt bist du dran. Gestehe mir deine Sünden, kleine Ray."
Wie er erwartet hatte, war sie etwas irritiert. Doch dann sagte sie: „Ich glaube nicht, dass ich da viel zu bieten habe, aber schön, wie du willst. Ich stehe jede Nacht auf, schleiche mich ins Wohnzimmer und genehmige mir einen Scotch. Dann ist nämlich niemand da, der sich darüber aufregen und behaupten könnte, ich würde bald wie mein Onkel James an der Flasche hängen." Ihr Blick wurde dunkel, und sie fuhr mit dem Zeigefinger über eine kleine Narbe an ihrem Schlüsselbein.
„So, und was noch?" Sie schloss die Augen, legte zwei Finger unters Kinn und tat, als würde sie gründlich nachdenken. Aber sie konnte ihn nicht täuschen. Ihm war klar, dass sie vor sich selbst schon oft über ihre Unzulänglichkeiten nachgedacht hatte. Am liebsten hätte er sie davon abgehalten, weiterzureden, aber etwas in ihm sehnte sich danach, mehr zu hören. Dann würde er sich nicht mehr so allein fühlen.
Irgendwie menschlicher.
Gott, er war so ein egoistischer Mistkerl. Trotzdem hörte er weiter zu.
„Ich hasse Rosen. Nein, ich verabscheue Rosen. Das ist wichtig, weil meine Mutter Rosen über alles liebt. Jeden Morgen werden Rosensträuße für sämtliche