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Warum wollte uns niemand haben?: Fürstenkinder 66 – Adelsroman
Warum wollte uns niemand haben?: Fürstenkinder 66 – Adelsroman
Warum wollte uns niemand haben?: Fürstenkinder 66 – Adelsroman
eBook126 Seiten1 Stunde

Warum wollte uns niemand haben?: Fürstenkinder 66 – Adelsroman

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Über dieses E-Book

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkinder" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.

Jochen kletterte mit den anderen Kindern aus dem Schulbus. »Was machst du heute, Jochen?« fragte Ulli, der Sohn des Gutsinspektors, während sie den kurzen Fußweg in Richtung auf Schloß Willenforst antraten. »Weiß noch nicht!« Es war eine unlustige Antwort. Jochen hielt sich seit dem plötzlichen Tod seiner Mutter von den Spielkameraden immer noch zurück. Er hätte es nicht erklären können. Obwohl Gräfin Svea von Willström nun schon über ein halbes Jahr in der Familiengruft ruhte, wurde des Jungen Sehnsucht nach der Mutter nicht geringer. Nicht einmal mit seinem Vater konnte er darüber sprechen, denn dieser hatte sich ebenso wie Jochen in sich selber zurückgezogen und war in seine düstere Trauer eingehüllt wie in einen undurchdringlichen Mantel. »Wir wollen in den Wald. Es gibt jetzt Blaubeeren«, sagte Ulli. »Kannst mitkommen, wenn du willst. Meine Mutter macht uns dann Eierkuchen zu den Beeren. Das schmeckt prima!« »Ich glaub', ich bleib' zu Hause.« »Wir gehen um drei los. Gewartet wird nicht.« »Braucht ihr auch nicht«, erklärte Jochen und wandte sich nach links.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum9. Aug. 2022
ISBN9783740998721
Warum wollte uns niemand haben?: Fürstenkinder 66 – Adelsroman

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    Buchvorschau

    Warum wollte uns niemand haben? - Aliza Korten

    Fürstenkinder

    – 66 –

    Warum wollte uns niemand haben?

    Ein kleiner Graf findet sein Schwesterchen

    Aliza Korten

    Jochen kletterte mit den anderen Kindern aus dem Schulbus.

    »Was machst du heute, Jochen?« fragte Ulli, der Sohn des Gutsinspektors, während sie den kurzen Fußweg in Richtung auf Schloß Willenforst antraten.

    »Weiß noch nicht!« Es war eine unlustige Antwort. Jochen hielt sich seit dem plötzlichen Tod seiner Mutter von den Spielkameraden immer noch zurück. Er hätte es nicht erklären können. Obwohl Gräfin Svea von Willström nun schon über ein halbes Jahr in der Familiengruft ruhte, wurde des Jungen Sehnsucht nach der Mutter nicht geringer.

    Nicht einmal mit seinem Vater konnte er darüber sprechen, denn dieser hatte sich ebenso wie Jochen in sich selber zurückgezogen und war in seine düstere Trauer eingehüllt wie in einen undurchdringlichen Mantel.

    »Wir wollen in den Wald. Es gibt jetzt Blaubeeren«, sagte Ulli. »Kannst mitkommen, wenn du willst. Meine Mutter macht uns dann Eierkuchen zu den Beeren. Das schmeckt prima!«

    »Ich glaub’, ich bleib’ zu Hause.«

    »Wir gehen um drei los. Gewartet wird nicht.«

    »Braucht ihr auch nicht«, erklärte Jochen und wandte sich nach links. Hier trennten sich die Wege der Jungen. Ulli mußte etwa hundert Meter weiter gehen, denn die Inspektorwohnung lag im Seitenflügel des großen Schlosses.

    Jochen trottete auf der Hauptallee zum Mitteleingang des ehrwürdigen, stolzen Gebäudes.

    Karl, der Diener, empfing ihn wie jeden Tag.

    »Es gibt gleich Essen, Jochen.«

    »Hm – was denn, Karl?«

    »Fisch.«

    Jochen zog ein Gesicht. Er hatte meist keinen Appetit, und auf Fisch schon gar nicht.

    »Vergiß nicht, dir die Hände zu waschen!« ermahnte ihn Karl.

    Jochen lief die breite Treppe hinauf und hielt in seinem Badezimmer kurz und flüchtig die Hände unter das Wasser.

    Graf Christian fuhr seinem Jungen mit der Rechten über das ungekämmte Haar, als sie sich am Mittagstisch begegneten.

    »Wie war’s, Jochen?« fragte der Gutsherr.

    »So wie immer, Vati.« Das klang mißmutig und uninteressiert.

    Karl trug die Suppe auf. Vater und Sohn aßen ohne Appetit. Als Jochen den nur halb geleerten Teller stehenlassen wollte, ermahnte ihn der Vater: »Du mußt mehr essen, Jochen! In den letzten Wochen bist du ganz mager geworden.«

    Jochen zuckte die Schultern.

    »Ich hab’ keinen Hunger, Vati. Es ist alles so… na ja!«

    Graf Christian nickte ihm zu.

    »Geh ’raus und spiel mit den anderen Jungen, Jochen. Du darfst nicht immer hier herumhocken.«

    Der Zehnjährige schwieg. Karl wechselte die Teller. Sorgsam suchte sich Jochen das winzigste Stückchen Fisch heraus und aß es ganz schnell auf, damit diese unangenehme Sache hinter ihm lag. Der Erdbeerpudding rutschte dann etwas leichter. Aber er nahm sich selbst davon nicht zum zweiten Mal.

    Sein Vater beobachtete den blassen Jungen ein wenig sorgenvoll. Kinder vergessen rasch, hatte irgend jemand bei Sveas Beisetzung gesagt. Dummes Gerede – Jochen war gut zehn Jahre alt. Er begriff sehr wohl, daß er seine Mutter für immer verloren hatte. Und er trauerte um sie – nicht weniger als er selbst.

    »Ich muß heute nachmittag mit dem Auto in die Stadt. Willst du mitkommen?« fragte Graf Christian.

    Jochen schüttelte den Kopf.

    »Nee – ich komme doch gerade aus der Stadt. Ich bleib’ lieber hier.«

    »Wie du willst, Jochen. Ich dachte nur…«

    Der Graf nahm dem Jungen die burschikose Ablehnung nicht übel. Er verstand Jochen, denn auch ihn konnte eigentlich nichts von seinem Schmerz ablenken.

    Jochen begleitete seinen Vater zum Auto und winkte, als der schwere Wagen abfuhr. Dann kehrte er ins Schloß zurück. Zuerst wandte er sich zur Treppe; doch überlegte er es sich anders, als er den Fuß auf die unterste Stufe gesetzt hatte.

    Jochen schlich sich ins Zimmer seines Vaters. Dort hing, genau gegenüber dem großen dunklen Eichenschreibtisch, an dem der Graf gewöhnlich arbeitete, das Bild seiner Mutter. Immer war es mit frischen Blumen geschmückt.

    Jochen setzte sich auf den Stuhl, den sonst sein Vater benutzte. Er stützte die Arme auf die Schreibtischplatte und starrte das Bild an. Ein paar Tränen rannen ihm über die Wangen. Hastig wischte er sie mit der Hand ab. Ein Junge heulte nicht.

    Er zwang sich, das Bild nicht mehr anzuschauen. Aber es war, als zöge das Gemälde seine Blicke magisch an.

    Der Junge schluckte ein paarmal und zog sich den Stoß landwirtschaftlicher Zeitschriften heran, die auf dem Schreibtisch lagen. Manchmal schaute er sich die Abbildungen von Maschinen darin ganz gern an. Heute nahm er die Zeitungen nur, weil er länger im Zimmer bleiben wollte und sich doch scheute, das Bild der Verstorbenen weiter anzusehen.

    Unter den Zeitschriften lag ein hellroter Aktenordner. Gelegentlich hatte sein Vater die herrlichsten Prospekte über einen neuen Wagentyp. Jochen hätte kein richtiger Junge sein müssen, um sich an solchen Bildern nicht zu begeistern.

    Aber sein Interesse erlosch, als er feststellte, daß es sich um einen Aktenhefter mit Korrespondenz handelte. Er schlug das Deckblatt auf in der Absicht, die Mappe sogleich wieder wegzulegen, weil er kaum erwartete, etwas zu finden, was seine Aufmerksamkeit erregte.

    Dann aber saß der Junge plötzlich wie erstarrt. Er fand heraus, daß die Blätter und Briefe zeitlich genau geordnet waren, und er studierte die Akte vom ersten bis zum letzten Blatt. Er bemerkte nicht, wie die Zeit verstrich. Er vergaß sogar das Bild seiner Mutter.

    So fand ihn der Graf, der bereits nach zwei Stunden zurückkam.

    »Hier steckst du!« rief er. »Karl hatte keine Ahnung. Ich dachte schon…«

    Jochen starrte ihn an. »Vati, ich…«

    Jetzt sah der Graf die Akte.

    »Woher hast du das?« fragte er und machte eine rasche Bewegung, als wolle er den Ordner an sich nehmen.

    »Es lag hier, Vati. Ist… ist das alles wahr?«

    Graf Christian wußte, daß es seine Schuld war. Er hatte eine Zuschrift des Amtsgerichtes in der Erbangelegenheit seiner verstorbenen Frau eingeheftet und war dabei abgerufen worden. So war der Ordner unter die Zeitschriften geschoben und vergessen worden. Daß es Dinge gab, die er nicht lesen sollte, konnte Jochen nicht wissen – ihm war kein Vorwurf zu machen.

    Der Graf nickte. »Ja, Jochen, es stimmt. Hast du von Anfang an gelesen, oder hast du es eben erst gefunden?« Jetzt half nur Ehrlichkeit.

    »Ich bin gleich fertig. Aber ich…«

    »Es tut mir leid, Jochen, ich hätte das nicht herumliegen lassen dürfen. Bist du jetzt sehr traurig?«

    »Nein, Vati, gar nicht. Ich finde es prima von Mutti und dir. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich eine andere Mutter gehabt habe, wirklich nicht. Und dann das mit der Zwillingsschwester…«

    Der Graf streckte die Hand aus. Jochen stand auf und kam auf ihn zu.

    »Vielleicht ist es ganz richtig, daß du es erfahren hast. Du bist schon zehn. Da verstehst du die Sache. Setzen wir uns, und ich erzähle dir, wie es gewesen ist.«

    Der Graf ließ sich in einen tiefen Ledersessel nieder, und Jochen setzte sich auf eine der breiten Lehnen.

    »Schau, Mutti und ich waren schon ein paar Jahre verheiratet, und wir hatten kein Kind. Das war sehr bitter, wie du dir denken kannst. Nach und nach überlegten wir, ob wir ein Waisenkind annehmen sollten. Aber so richtig konnten wir uns doch nicht entschließen, bis eines Tages diese traurige Geschichte in der Zeitung stand.«

    »Komisch, Vati, sie haben ein Zwillingspärchen vor dem Pfarrhaus gefunden? Eigentlich kann ich’s nicht glauben«, warf Jochen ein, der den Zeitungsausschnitt in der Akte gefunden und gelesen hatte. »Aber es ist sogar ein Bild dabei.«

    »Ja, ein Junge und ein Mädchen – kaum einen Tag alt. Es hat damals viel Aufsehen erregt. Mutti war sofort entschlossen. Ich fand, daß zwei Kinder ein bißchen viel wären. Das sah sie ein. So wurde uns nach allerlei Hin und Her der Junge zugesprochen – also du, Jochen. Und das Mädchen, das den Namen Jutta erhielt, ist in eine andere Familie gekommen.«

    Jochen holte tief Atem.

    »Ja, das stand auch darin. Aber ich hab’ nichts darüber gefunden, wo sie jetzt ist.«

    »Das weiß ich nicht, Jochen. Wahrscheinlich hat auch deine Schwester keine Ahnung, daß sie ein Adoptiv-kind ist – genau wie du es nicht wissen konntest.«

    Der Junge zog die Stirn kraus.

    »Hm – aber man müßte doch seine Schwester kennen, Vati. Es wäre prima, wenn sie herkommen könnte. Gerade weil Mutti… weil sie tot ist…«

    Er warf einen scheuen Blick auf das Bild. Die schöne Frau schien zu lächeln.

    »Schade, daß ihr damals nicht meine Schwester und mich

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