Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Für jeden eine Kugel
Für jeden eine Kugel
Für jeden eine Kugel
eBook261 Seiten3 Stunden

Für jeden eine Kugel

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In Eltville wird der Juwelier Josef Morentz überfallen und ausgeraubt. Er überlebt schwer verletzt und der Täter wird schnell gefasst.
Es gibt nur ein Problem: Er hat seine Waffe auf der Flucht verloren.
Als im neuen Jahr eine Leiche entdeckt wird, müssen Bianca und ihre Kollegen feststellen, dass der Mann mit derselben Waffe wie der Juwelier getötet wurde.
Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn diese Waffe in der Hand eines Unbekannten birgt nicht abschätzbare Gefahren. Können Bianca und Ferdinand den Täter finden, ehe er weiter mordet?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum8. Juli 2019
ISBN9783748599470
Für jeden eine Kugel

Mehr von Ute Dombrowski lesen

Ähnlich wie Für jeden eine Kugel

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Für jeden eine Kugel

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Für jeden eine Kugel - Ute Dombrowski

    1

    Für jeden eine Kugel

    Ute Dombrowski

    1. Auflage 2019

    Copyright © 2019 Ute Dombrowski

    Umschlag: Ute Dombrowski

    Lektorat/Korrektorat: Julia Dillenberger-Ochs

    Satz: Ute Dombrowski

    Verlag: Ute Dombrowski Niedertiefenbach

    Druck: epubli

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors und Selbstverlegers unzulässig.

    Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Im Haus der Tränen lächelt Venus nicht."

    William Shakespeare

    Aus: „Romeo und Julia"

    4. Aufzug, 1. Szene, Paris

    Marek hatte sich in einem Hauseingang versteckt und beobachtete in der einbrechenden Dunkelheit das Juweliergeschäft. Josef Morentz, der seit vielen Jahren seinen Schmuck nicht nur an die Eltviller Bevölkerung, sondern auch an die betuchte Kundschaft aus dem Rhein-Main-Gebiet verkaufte, schloss seinen Laden ab und begann mit der Abrechnung. Der Umsatz Anfang Dezember war für ihn immer sehr befriedigend und so lächelte er auch heute beim Kassenabschluss.

    „Na, das hat sich ja wieder einmal gelohnt", murmelte der Sechzigjährige, der mindestens zehn Jahre jünger wirkte, denn er war durchtrainiert und hielt sich durch gesunde Ernährung fit.

    Josef beschloss, die gesamte Wocheneinnahme jetzt schon mit nach Hause zu nehmen. In seinem eigenen Tresor bewahrte er viel Bargeld auf, schon sein Vater hatte es so getan. Er legte alles in einen großen Geldbeutel und schob ihn gemeinsam mit seinem neuen Elektroschocker in die Aktentasche, die er sich an einem langen Riemen quer über die Schulter hing. So fühlte er sich sicher, wenn er seinen Heimweg durch die Altstadt und am Rhein entlang antrat. Er ging stets zu Fuß, das gehörte zu seinem täglichen Fitnessprogramm.

    Josef grinste, als er an die Worte seiner aktuellen Freundin dachte: „Schatz, ich habe wirklich Angst um dich und finde es nicht gut, dass du so allein in der Dunkelheit herumläufst."

    „Tja, sagte er zu seinem Spiegelbild hinter dem Verkaufstresen, „wenn du wüsstest, Schatz, dass ich diesen riesigen Batzen Geld in der Tasche habe, dann würdest du noch mehr zittern.

    Der große Mann schloss den Laden ab und ließ das Gitter-Rollo herunter. Er prüfte, ob alles zu war und machte sich auf den Weg durch die Altstadt. Sein Geschäft in der Grabengasse war seit drei Generationen im Familienbesitz und er war stolz darauf, es zu einer exklusiven Adresse gebracht zu haben. Leise pfiff er vor sich hin und freute sich auf den Abend mit seiner dreißig Jahre jüngeren Freundin. Er kannte Dajana Bernburg seit einem halben Jahr und die Leute auf der Straße drehten sich nach ihnen um, wenn er mit der rassigen Brünetten durch Eltville schlenderte.

    Marek, der ungeduldig darauf gewartet hatte, dass der Juwelier endlich seinen Laden verließ, hoffte auf eine reiche Beute, jetzt, wo das Weihnachtsgeschäft voll im Gange war. Mit hochgestelltem Kragen, einer schwarzen Mütze und einem dunklen Schal vor dem Mund lief er hinter Josef Morentz her und musste sich anstrengen, um mit dem sportlichen Mann mitzuhalten. Niemand sonst war unterwegs, denn es war ungemütlich und windig, Nieselregen machte den Abend noch unangenehmer.

    Er hatte gesehen, wie der Juwelier seine Abrechnung gemacht hatte und als sein Blick auf die dicke Aktentasche gefallen war, breitete sich ein angenehmes Gefühl in ihm aus, was ihn sofort die Kälte vergessen ließ, die ihm beim Warten die Beine heraufgekrochen war. Jetzt war ihm sowieso warm, denn er war dem Juwelier schon sehr nahe gekommen. Noch drei Schritte. Seine Hand legte sich wie von selbst um die Waffe in seiner Manteltasche. Sie fühlte sich gut an, war nicht zu schwer und gab ihm ein Gefühl von unendlicher Macht.

    „Tasche her!, sagte er mit fester Stimme, als er genau hinter Josef stand, und packte den langen Schultergurt. „Und dreh dich nicht um, sonst knall ich dich ab!

    Marek drückte den Lauf der Waffe in Josefs Rücken und versuchte, die Tasche über den Kopf seines Opfers zu heben. Das erwies sich als schwierig, denn Josef hatte langsam die Hände gehoben und wirkte nun noch größer, als er ohnehin schon war.

    „Gib mir die Tasche und mach keinen Mist!"

    Josef überlegte fieberhaft, was er machen sollte und war nicht gewillt, seinen Reichtum diesem dreisten Dieb zu überlassen. Langsam nahm er die Hände wieder herunter, drehte sich dann blitzschnell um und schleuderte dem Angreifer die Tasche in den Bauch. Der Dieb taumelte kurz, hatte sich aber rasch wieder im Griff und zielte auf den Kopf des Juweliers. Josef schaute in den Lauf der Waffe und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.

    „He, nicht schießen, da hast du bloß noch mehr Probleme. Sag mal, ich habe dich doch schon irgendwo gesehen …"

    In dem Moment knallte es und ein Blitz zuckte auf Josef zu. Er spürte einen kurzen Schmerz in der rechten Schulter und sackte zusammen. Der Dieb nahm die Tasche an sich und wollte wegrennen, da rappelte sich Josef wieder auf und eilte trotz Schmerzen hinterher. Der andere war fast an der Rheinpromenade angekommen, die ebenso wie die dunklen Gassen vollkommen verwaist war, und drehte sich um. In seiner Verzweiflung schoss er erneut auf Josef und traf ihn in den Bauch. Dass das Opfer zusammenbrach und liegenblieb, sah er nicht mehr, denn er rannte durch die nächste Gasse zurück in die Altstadt. Als er bemerkte, dass er nicht mehr verfolgt wurde, lief er langsamer. Die Waffe hatte er nach dem zweiten Schuss in den Mantel gesteckt, jetzt tastete er danach.

    Entsetzt blieb er stehen. Aufgeregt durchwühlte er alle Taschen, aber ihm war schon vorher klargeworden, dass die Waffe weg war. Er musste sie beim Rennen verloren haben.

    „Scheiße, murmelte er. „Scheiße, Scheiße, so eine Scheiße.

    Ein Zurück gab es nicht mehr, denn er hörte die Sirenen der Polizei. Als eine Tür neben ihm aufging, sah er in das Gesicht einer Frau.

    „Waren das Schüsse? Haben Sie das auch gehört?"

    Marek zuckte nur kurz mit den Schultern und lief langsam und unauffällig weiter. Nachdem er endlich die Tür zu seiner winzigen Wohnung von innen abgeschlossen hatte, atmete er auf. Dann schüttete er den Inhalt der Tasche auf den Küchentisch.

    „Wahnsinn!, sagte er zu den Bündeln aus Geldscheinen. „Ich bin reich! Oh Mann, ich bin reich! Weihnachten kann kommen.

    Der Verlust der Waffe war kein Problem mehr, denn jetzt hatte er das, was er wollte: Geld im Überfluss. Er riss den Kühlschrank auf, griff nach der Sektflasche, die er extra für heute bereitgestellt hatte, und goss sich etwas in einen großen Kaffeebecher. Er prostete dem Geldhaufen zu und trank die Tasse in einem Zug leer.

    „Wie viel wird das sein?"

    Mit einem verträumten Blick rührte Marek mit dem Zeigefinger im Geld.

    „Das hast du verdient, du arroganter Sack. Was du mit meiner Schwester abgezogen hast, war das Letzte. Jetzt kannst du mal zusehen, wie es ist verletzt zu werden. Ich hoffe, du bist nicht tot, du reicher Scheißkerl, das wäre zu schade. Nein, es wäre zu einfach, du sollst leiden, wie meine Schwester gelitten hat. Du Schwein!"

    Josef hatte ihn erkannt, das war klar, aber vielleicht würde er es niemandem mehr sagen können. Seit Mareks kleine Schwester Kerstin auf Drängen des Juweliers ihr Kind abgetrieben hatte, war sie nicht mehr glücklich geworden und hatte sich am letzten Weihnachtsfest das Leben genommen. Marek hatte sie tot in der Wanne gefunden, als er sie zum gemeinsamen Weihnachtsessen bei seiner Mutter abholen wollte. Kerstin hatte Tabletten genommen und sich die Pulsadern aufgeschnitten. Der Anblick ihres weißen Körpers mit den offenen Augen in dem Wasser, das wie Roséwein aussah, hatte sich in seine Seele eingebrannt und er wollte dem Mann, der ihr das angetan hatte, auch wehtun.

    Er hatte ein Jahr gebraucht, um an die Waffe zu kommen und gestern hatte er seiner Mutter, die in einem Pflegeheim lebte und nur starr vor sich hinsah, gesagt: „Morgen räche ich Kerstin und bestrafe den reichen Sack, der sie wie ein Spielzeug weggeworfen hat. Ach, Mama, er hat mir alles genommen, was wichtig war: erst meine Schwester und dann meine Mutter. Jetzt werde ich ihm das wegnehmen, was für ihn wichtiger als alles andere ist: sein Geld. Ich komme übermorgen wieder zu dir."

    Er hauchte einen Kuss auf die Stirn dieser blassen Frau, die vor ihm saß und nicht mehr verstand, was um sie herum geschah. Sie war ein Schatten ihrer selbst, nachdem sie den Schlaganfall erlitten hatte. Der Tod ihrer Tochter hatte sie krank gemacht.

    Sein Vater war schon fünf Jahre tot. Er hatte einen Gehirntumor gehabt und damals dachte Marek schon, dass seine Mutter das nicht überstehen würde. Kerstin und er hatten sich rund um die Uhr um sie gekümmert, obwohl ihr eigener Schmerz übermäßig groß war. Vater war der Fels in der Familie gewesen, er war stark und ihr Beschützer, aber der kleine Tumor, der sich an einer Stelle des Gehirns festgesetzt hatte, wo er nicht entfernt werden konnte, hatte ihn in die Knie gezwungen. Die tickende Zeitbombe war eines Morgens nach dem Aufstehen explodiert und Vater war an einer Hirnblutung gestorben.

    Marek saß jetzt an seinem Küchentisch und plötzlich fühlte er sich beim Anblick des Geldes nicht mehr so toll und mächtig. Egal, wie viel es war, es würde ihm seine Lieben nicht zurückbringen. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und er legte den Kopf auf seine Unterarme.

    2

    Bianca saß am Frühstückstisch und überlegte, wann sie mal einen Weihnachtsbaum gehabt hatte. Bei den Eltern natürlich, da war das Schmücken ein Ritual am Morgen vor Heiligabend. Irgendwann war sie allein gewesen und hatte sich selbst keinen Baum hingestellt, zuerst, weil es zu schmerzhaft war und später, weil sie keine Zeit und keine Lust mehr hatte. Am letzten Weihnachtsfest, das sie mit Michael verlebt hatte, hatten sie einen Strauß Tannenzweige in eine große Vase gestellt, eine Lichterkette und kleine goldene Kugeln daran befestigt. Sie hatte nicht an Michael denken wollen, denn dann überrollte sie jedes Mal eine Welle der Trauer, aber heute ging es sogar ohne Tränen.

    „Danke, Eric", murmelte sie.

    Eric Ströckwitz war derjenige, der ihren Schmerz ernst nahm, der ihr zuhörte, mit dem sie über Michael reden konnte, der sie nicht für sich allein haben wollte und sie bekam jedes Mal Schnappatmung, wenn sie diese wahnsinnige Liebe in sich spürte, die sie für ihn empfand.

    Dabei wäre es fast zu spät gewesen, nachdem Ludger auf sie geschossen hatte. Nach dreizehn Tagen war sie wach geworden, da saß Eric an ihrem Bett und weinte vor Rührung, als sie langsam die Augen öffnete und in die Sonne blinzelte.

    „Bianca, oh mein Gott, ich dachte, du stirbst!"

    „Was ist passiert? Wo bin ich?"

    Eric hatte ihr alles erzählt und als dann auch noch Ferdinand auftauchte und sichtlich froh war, dass seine Kollegin am Leben war und keine bleibenden Schäden zurückbehalten hatte, ging es ihr gleich viel besser. Zufrieden schloss sie die Augen. Am nächsten Tag hatte sie sich an die Zeit vor der Schießerei im Weinkeller erinnert.

    „Das mit dem Prinzen und der Prinzessin lassen wir aber in Zukunft."

    „Wie kommst du denn jetzt darauf?"

    „Ich bin keine Prinzessin, sondern eine ganz normale Frau. Und ich stehe nicht auf so einen Kitsch."

    „Das mit dem Kitsch ist in Ordnung, aber normal bist du irgendwie nicht."

    Bianca runzelte die Stirn.

    „Was soll das denn heißen?"

    Eric hatte lachend gesagt: „Na, wer sich einfach so in die Flugbahn einer Kugel wirft, nur um einen Kerl zu retten, der kann doch nicht normal sein."

    Jetzt ließ sie ihr Brötchen auf den Teller gleiten und eine Träne lief ihre Wange hinab. Eric, der aus dem Bad gekommen war und sich zu ihr gesetzt hatte, sah sie erschrocken an.

    „Bianca! Was ist los? Tut dir etwas weh?"

    „Nein, alles ist gut. Ich musste nur daran denken, dass Ludger dich beinahe erschossen hätte."

    Er nahm ihre Hand und küsste zärtlich die Fingerspitzen. Bianca wischte die Träne weg und lächelte.

    „Gott sei Dank nur beinahe. Aber du musst mir versprechen, dich nicht mehr in so eine Gefahr zu bringen."

    „Das habe ich dir schon tausend Mal versprochen, aber wenn es dich beruhigt, dann tue ich es noch einmal. Leider muss ich jetzt los. Ich muss euren jungen Mann verhören, der beinahe ein Mörder geworden wäre."

    „Denkst du, er war es?"

    „Er hatte das Geld und den Ausweis von Josef Morentz. Wie sollte er sonst darangekommen sein, wenn nicht durch den Überfall."

    „Vielleicht hat er alles gefunden."

    „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!"

    Eric war aufgestanden, räumte sein Geschirr ab und küsste Bianca zum Abschied. Dann war er auch schon aus der Tür. Die Kommissarin ging zum Fenster und schaute hinaus. Es war eisig kalt und die feuchte Luft dazu war sehr unangenehm. Sie sah Eric zu seinem Auto gehen und winkte. Er nickte ihr zu und fuhr los, nachdem er die Scheiben freigekratzt hatte.

    „Wir brauchen ein Haus mit einer großen Garage", murmelte sie vor sich hin.

    Sechs Wochen nach der Verletzung war sie wieder zuhause gewesen und weitere drei Wochen später stand sie voller Tatendrang im Büro. Eine Narbe würde sie für die Ewigkeit daran erinnern, dass sie ihrem Liebsten das Leben gerettet hatte. Eric und sie hatten immer noch je eine Wohnung im selben Haus, aber sie verbrachten die meiste Zeit bei Bianca. Erics Wohnung war zu einer Art Büro geworden. Manchmal fuhren sie zusammen ins Polizeipräsidium, aber heute musste Bianca erst später hin, denn Ferdinand hatte einen Zahnarzttermin und wollte sie danach abholen.

    Sie räumte auf, saugte und nahm die Zeitung in die Hand. Hier wurde ganz groß und reißerisch über den Überfall auf den bekannten Juwelier berichtet.

    Bianca las: „Der Täter Marek W. hatte Josef M. aufgelauert, seine Geldtasche gestohlen und auf ihn geschossen. Wie durch ein Wunder konnte sein Leben gerettet werden."

    Sie legte die Zeitung beiseite und streckte sich.

    „Vielleicht besuche ich ihn mal im Krankenhaus."

    Es klingelte und Ferdinand stand vor der Tür.

    „Hast du einen Kaffee für mich?"

    „Darfst du direkt nach dem Zahnarzt Kaffee trinken?"

    Ferdinand winkte ab.

    „Ich muss einen besseren Geschmack kriegen. Gerade ist es ekelhaft. Also, was ist? Sei nett zu deinem Kollegen."

    Bianca lief in die Küche und schaltete zum zweiten Mal heute die Kaffeemaschine an. Dann setzten sie sich an den Tisch.

    „Es ist bitterkalt draußen. Was denkst du? Bekommen wir mal Schnee?", brummte Ferdinand.

    „Keine Ahnung. Weißt du, was ich habe? Einen Weihnachtsbaum."

    „Uuuuh, das ist ja spektakulär. Ich werde mir keinen hinstellen. So allein hat das ja keinen Sinn."

    „Warum kommst du nicht zu uns an Weihnachten?"

    Ferdinand legte eine Hand auf Biancas Arm und lächelte.

    „Danke, aber ich schaffe das schon. Ich werde essen gehen, spazieren und den Rest der Zeit werde ich schlafen. Ich brauche weiter nichts. Es macht mich schon sehr froh, dass das mit dir und Eric so gut läuft. Ihr seid füreinander bestimmt."

    „Manchmal …"

    Bianca schwieg und biss sich auf die Unterlippe. Ferdinand sah sie fragend an.

    „Manchmal denke ich daran, mich von ihm zu trennen."

    „Weil du glaubst, dass das nochmal passieren könn­te?"

    „Ja, ich werde immer Angst haben, dass ihm etwas zustößt. Verstehst du das?"

    „Meine Liebe, sagte Ferdinand leise, „er könnte auch überfahren werden oder eine schlimme Krankheit bekommen oder einen Herzinfarkt, aber das wird nicht passieren. Du musst aufhören, dich verrückt zu machen. Das alles, was dir durch den Kopf geht, könnte theoretisch auch dir und mir jederzeit passieren. Schau nach vorne! Du liebst ihn doch, oder?

    „Ja, ich liebe ihn wie wahnsinnig. Und jeden Tag wächst meine Liebe und auch meine Angst um ihn. Ich weiß, das ist Quatsch, aber ich kann nichts dagegen tun."

    „Genießt eure Zeit und die Liebe. Vielleicht dürft ihr mich an Weihnachten zum Kaffee einladen."

    Das werden wir ganz sicher, dachte Bianca und grinste.

    „Wollen wir mal arbeiten oder verbummeln wir den ganzen Tag?"

    „Arbeiten. Wir müssen die Tatwaffe finden. Der Täter behauptet, er hätte sie verloren."

    „Wie dumm muss man denn sein, seine Tatwaffe zu verlieren?"

    „Er hat ausgesagt, er sei gerannt und als er dann nach der Waffe getastet hatte, war sie weg."

    „Wie oft hat er geschossen?"

    „Zweimal."

    „Da freut sich der, der sie findet. Was für ein Magazin hat er benutzt?"

    „Er meinte, es seien achtzehn Schuss drin gewesen."

    „Dann lass uns losfahren und nach dem Ding suchen. Es kann doch wohl nicht sein, dass sie einfach weg ist. Vielleicht hat er sie in den Rhein geworfen."

    3

    „Ach, dieser kleine Gangster wollte sich nur rächen", erklärte Josef Morentz, der mit blassem Gesicht im Bett des Krankenhauses lag.

    „Ich bin vor einiger Zeit auch angeschossen worden."

    „Dann war ihr Täter genauso blöd zum Schießen wie der Trottel Marek."

    „Sie kennen ihn?"

    „Ich war mit seiner Schwester liiert, aber wir haben nicht zusammengepasst. Als ich mich getrennt habe, hat sie sich umgebracht. So ein Dummerchen. Als ob das was genützt hätte. Sie war einfach nicht meine Kragenweite, zu gewöhnlich, wenn sie verstehen, aber das habe ich zu spät bemerkt."

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1