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Birtele, reißen Sie sich zusammen!
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eBook158 Seiten2 Stunden

Birtele, reißen Sie sich zusammen!

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Über dieses E-Book

Birtele ist der neue Mitarbeiter von Kriminalhauptkommissar Flinker. Er erzählt von seinen ersten Fällen in der Oberpfalz, lässt sich von seinem Chef und einer Psychotherapeutin über kriminalistisches und psychoneurotisches Verhalten belehren und geht selbst manchmal unbelehrbar ein Stück zu weit in seinem Denken und Handeln.
Explosive Schachspieler, eifersüchtige Messerstecher und schlaue Brandstifter sind die Gegenspieler der drei Aufklärer.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum29. Juni 2017
ISBN9783745090734
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    Buchvorschau

    Birtele, reißen Sie sich zusammen! - Helfried Stockhofe

    Vorbemerkungen

    Selbst wenn ich mich einmal beim Schreiben meiner Bücher von wahren Begebenheiten und real existierenden Personen inspirieren lasse, sind deren literarischen Ausgestaltungen immer frei erfunden.

    Die den Romanfiguren zugeschriebenen Symptomatiken werden in psychologischen Fachbüchern häufig besprochen und sind natürlich auch mehrfach in meiner Psychotherapiepraxis vorgekommen. Aber keinesfalls schildere ich Krankheits- oder Therapieverläufe meiner ehemaligen Patienten!

    Die Namen der handelnden Personen wurden von mir nach bestimmten Kriterien oder rein assoziativ gewählt. Sollten dabei Namensgleichheiten mit real existierenden Menschen oder mit Romanfiguren aus anderen Büchern vorkommen, sind diese rein zufällig – oder meinem Unbewussten anzulasten, vermutlich als Freudsche Fehlleistung…

    In der ersten Kriminalgeschichte spielen Schachaufgaben eine wichtige Rolle. Sie werden am Schluss des Buchs mit ihren Herkunftsnachweisen nochmals angeführt. Aber auch ohne Schachkenntnisse lässt sich die Geschichte lesen!

    Helfried Stockhofe

    „Ich hoffe, daß die von mir zusammengestellte Blütenlese interessanter und formvollendeter Schöpfungen moderner Problemkomponisten eine freundliche Aufnahme beim Publikum finden und daß das Studium derselben sich für die Löser zu einer Quelle geistigen Genusses gestalten möge."

    (H. von Gottschall, 1898, im Vorwort zu einer Sammlung von Schachaufgaben)

    Schachspieler

    1

    Früher dachte ich, dass es besondere Menschen wären, die gerne Schach spielen. Vielleicht besonders gescheite oder exotische, die mit den Späßen ihrer Generation nichts anfangen können und sich lieber dem königlichen Spiel verschreiben. Exotisch wollte ich nie sein, dazu war ich viel zu spießig. Aber vermutlich wollte ich mich als etwas Besonderes fühlen. Nachdem ich aber in späteren Jahren viele andere Schachspieler kennengelernt hatte, kam ich zu der Überzeugung, dass es ganz normale Menschen wären – also keine exotischen, sondern ganz normale und genauso gestörte. Meistens hatten sie das Spiel von ihren Vätern erlernt. Mütter spielen selten Schach. Als ich damit anfing, gab es keine Frauen in meiner Umgebung, die Schach spielten. Auch in unserem Schachverein, bei dem ich jahrelang am zweiten Brett punkten wollte, gab es keine Frauen. Am ersten Brett, das sollte man wissen, spielt immer der Beste. In meinem Verein war es zuerst der alte Georg, der zu den Gründern des Vereins zählte, und nach seinem Tod der Hans, der damals besser war als ich, aber nur einen Hauch...

    Schachgenies waren wir alle nicht, aber solche gibt es natürlich. Das sind dann keine normalen Menschen. Nachdem ich schon als Kind meinen Vater besiegt hatte, meinte der, ich sei ein Genie. Es ist immer besser, von einem Genie besiegt zu werden als vom kleinen Sohn.

    Aber was verliere ich mich schon wieder in solchen Erinnerungen? Wegen der Dunkelheit, in der ich hier sitze, oder wegen des ewigen Wartens? Ob da noch jemals einer kommt? War es ein schlimmer Fehler?

    Wenn ich durch den Spalt der alten Tür luge, fällt mein Blick auf das Schachbrett. Eigentlich kann ich es eher erahnen als wirklich sehen. Ein Brett mit wenigen Figuren. Mit einem Schachrätsel. Oder wie wir Schachspieler sagen, mit einer „Schachkomposition".

    Wenn ich nur beim Schach geblieben wäre! Es hat mir doch so viel Spaß gemacht! Vielleicht hätte es zum Profi gereicht… Aber ich habe zu früh aufgegeben. Doch wenn man nicht einmal im Verein der Beste ist… Was soll´s, ich bin Polizist geworden. Auch ein interessanter Beruf. Und damit war das Schachspielen im Verein vorbei. Wie vieles vorbei ist, wenn man Schichtdienste schieben muss.

    Als ich hier in die Oberpfalz zu meiner neuen Dienststelle versetzt wurde, erwähnte ich aber dennoch meinem Vorgesetzten gegenüber, dass ich Schach spielen könne. Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen. Vielleicht hatte ich sein Schach-Tischchen entdeckt, das er zur Ablage alter Akten benutzte. Welches Sakrileg! Ein paar Quadratzentimeter italienischen Marmors blitzten hervor zwischen dem immer noch ungeklärten Todesfall im Altenheim und einer Tötung auf Verlangen. Vielleicht war es ein und derselbe Fall, ich weiß es nicht mehr. Nicht, dass der Chef sein Marmortischchen immer so geputzt hätte, aber er schob seine Akten immer darauf herum, so dass sich kein Staub auf dem edlen Gestein breitmachen konnte. Es kommt mir gerade: Vielleicht schob er die Akten genau deswegen hin und her! Auf jeden Fall erkannte ich sofort das edle Stück und dabei muss ich mich damals wohl als Schachspieler geoutet haben.

    Ich hätte aber gleich dazusagen sollen, dass ich auch schon einmal höherklassig in einem Verein gespielt habe! Aber ich wollte nicht angeben – und nicht riskieren, dass ich mich blamieren würde, falls mir tatsächlich einmal einer begegnet, der besser spielt als ich. Ich sagte also nichts. Und so war der ahnungslose Hauptkommissar Flinker sehr erfreut und forderte mich gleich heraus, zum Einstand sozusagen, damit man sich besser kennenlerne, auf dass das Eis gebrochen werde…

    Er hat nur ein einziges Mal gegen mich gespielt! Und das auch nur kurz. Gut, er wusste, was eine Rochade ist und kannte die Bedingungen, unter denen sie nicht mehr ausgeführt werden darf, auch hatte er davon gehört, dass ein Bauer unter Umständen en passant geschlagen werden kann, aber schon mit meinem Gardez konnte er nichts mehr anfangen – dabei wollte ich ihn doch nur warnen – und als ich einmal J´adoube sagte, meinte er, er könne kein Französisch und Indisch schon gar nicht. Ich murmelte ihm nämlich hin, dass seine indische Verteidigung sehr unkonventionell sei…

    Damals hatte keiner von uns angenommen, dass danach das Schachspiel noch jemals in der Dienststelle eine Rolle spielen würde. Das Tischchen verschwand wieder unter der Tötung auf Verlangen, und der Todesfall im Altenheim wurde wieder hin- und hergeschoben.

    Aber wir hatten uns getäuscht! Denn vor kurzem hat sich Kommissar Flinker – ich nenne ihn nur selten mit seinem Dienstgrad „Hauptkommissar, sage aber auch selten „Kommissar, meistens einfach nur „Flinker", so wie er es sich wünscht - also, vor kurzem hat sich Flinker wieder an meine Schachkenntnisse erinnert! Schuld daran war ein anonymer Brief, der an eine Polizeidienststelle geschickt und uns per Fax weitergeleitet worden war. Flinker zeigte mir das Schreiben und wollte mit einem verlegenen Lächeln wissen, was ich davon halten würde. Ich sei doch ein guter Schachspieler, meinte er. Dabei mischte sich in sein Lächeln eine gewisse Ironie oder gar Bitterkeit. Er ist wohl ein schlechter Verlierer und hat mir nicht verziehen, dass ich damals seine freundschaftliche Einladung zu einem Schachspiel so schamlos bestraft hatte.

    Das Schreiben bestand aus wenigen Buchstaben und Zahlen:

    W: Kf1, Dd7, La2, Sf7, c2, e5, f2, g2

    S: Ke4, Sc1, Sc7, f4

    Natürlich hatte Flinker die Schachnotation erkannt. Und ich nickte ihm anerkennend zu.

    „Stellen wir´s auf?", fragte ich.

    Flinker ging an seinen Schreibtisch und kramte aus der untersten Schublade sein Kästchen mit Schachfiguren hervor. Von seinem kleinen Beistelltisch wuchtete er die dort liegenden Akten hoch und schob sie auf einen Schrank. Triumphierend zeigte er auf die todesfallpolierte Platte des Tischchens:

    „Mein Schachbrett! Edler Marmor!"

    „Ach ja, sagte ich mit einem unterkühlten Schmunzeln, „ich erinnere mich.

    Ich stellte die Spielfiguren, die auch aus Stein waren - vermutlich aus Speckstein von armen Leuten in Nordafrika herausgeschnitzt - auf die angegebenen Felder und bemerkte, dass die Notation nicht aus einem regulären Spiel stammen konnte. Es musste eine Schachaufgabe sein, wie sie als Rätsel in Schach- oder Tageszeitungen als Matt in soundsoviel Zügen angeboten wurde – also eine Schachkomposition.

    „Das ist ein Matt in einigen Zügen", erklärte ich meinem Vorgesetzten, der flugs nickte, so als hätte er das natürlich selbst schon lange erkannt.

    „Und was sagt uns das?", fragte er.

    Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung!"

    „Können Sie die Schachaufgabe lösen?"

    „Schon möglich, aber das dauert. Doch weiterhelfen würde uns das auch nicht, oder?"

    Der Chef nickte wieder. „Vielleicht ein blöder Scherz." Dabei schaute er mich schräg an und ich vermutete, dass er überlegte, ob es ein Aprilscherz von mir sein könnte. Aber der 1. April war schon vorbei.

    „Na, von mir ist das nicht!", beteuerte ich und grinste dabei.

    „Da will uns jemand herausfordern!, unkte er. „Vielleicht hat einer zu viele Krimis angeschaut und will uns rätseln lassen.

    Damit war die Sache vorerst erledigt. Wir hatten Wichtigeres zu tun, als uns über einen blöden Scherz viele Gedanken zu machen. Und die Tötung auf Verlangen kam wieder an ihren angestammten Platz.

    Wenn wir den angeblichen Scherz ernst genommen hätten, säße ich heute nicht hier allein in meinem dunklen Verlies! Und würde nicht warten. Vermutlich völlig vergeblich warten.

    Draußen ist immer noch nichts zu hören. Kein Laut. Selbst die Vögel sind nicht gewillt, mir mit fröhlichen Liedern Beistand zu leisten. Manchmal ein kurzes Pfeifen, ein leises Plätschern...

    Statt weiter über das anonyme Schreiben mit dem Schachrätsel nachzudenken, fuhr Flinker damals aber lieber „aufs Land", in Richtung tschechischer Grenze. Er musste einer Vermisstenmeldung nachgehen, die von einer anderen Dienststelle an uns delegiert worden war: In einem Dorf mitten in der oberpfälzischen Pampa war ein Mann verschwunden. Flinker wollte mit den Familienangehörigen reden. Ich war natürlich dabei. Es war eine wunderschöne Gegend, aber kein schönes Dorf – und vor allem kein schönes Haus. Wir schauten uns an und ahnten, dass wir dasselbe dachten: Das konnte keine Entführung sein!

    Die Frau hatte uns erwartet, denn unser Besuch war ihr von der Dienststelle angekündigt worden. Sie versuchte, einigermaßen cool zu sein, doch sicher hatte sie nicht jeden Tag zwei Kriminalbeamte im Haus. Schon bei der Begrüßung verschluckte sie sich und begann zu husten. Sie bat uns hinein und bot „Wasser oder Kaffee an. „Alkohol dürfen Sie ja wohl nicht trinken, meinte sie lächelnd. Mein Chef, der nicht nur äußerlich blass wirkt, verstand es sehr gut, mit dieser „einfachen Frau umzugehen. Aber auch er brachte es nicht übers Herz, die Einladung anzunehmen. Angesichts der nur grob überdeckten Hässlichkeit der Frau – Sorry, aber anders kann ich es gar nicht beschreiben, oder doch? Vielleicht war es eher eine Schmuddeligkeit, Unsauberkeit, passend zur Wohnung, für die wir gerne in unsere Tatort-Overalls geschlüpft wären – angesichts dieser Umstände also, schien es uns jedenfalls nicht ratsam, Getränke anzunehmen, selbst „Wasser nicht.

    Es stellte sich heraus, dass der Mann schon zwei Tage abgängig war. Die Ehefrau hatte etwas mit der Anzeige gewartet, weil es schon einmal vorkomme, dass ihr Angetrauter auswärts schlafe – oder auch nicht schlafe, sondern sich herumtreibe. Außerdem unternehme ja die Polizei sowieso nichts, wenn nicht eine gewisse Zeit vergangen sei. Die Frau hatte offensichtlich keine Ahnung, wo ihr Mann war und was passiert sein könnte. Er habe keine Freundin, auch keine Feinde, Gott bewahre. Er sei mit dem Auto weggefahren, weil er noch etwas erledigen wollte.

    Flinker berichtete der scheinbar besorgten Dame, dass Nachforschungen in Krankenhäusern nichts gebracht hätten. Auch von einem Unfall mit dem Auto des Vermissten sei nichts bekannt. Das sei doch ein gutes Zeichen, meinte er. Vielleicht brauche der Mann eben einmal eine Auszeit. Dabei schaute Flinker auffällig im Zimmer umher, was ich als sehr despektierlich erlebte, weil ich mir dachte, dass er der Frau signalisieren wollte: Bei dieser Umgebung und dieser

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