darum
Von Books on Demand
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Über dieses E-Book
Nichts ...
Acht Autor*innen schreiben über Sex. Der Fokus liegt nicht auf dem körperlichen Akt, sondern auf den Momenten davor und danach. An was erinnern wir uns, wenn der Orgasmus längst verklungen ist?
Dabei sind:
Mirjam Kergl, Yvonne Tunnat, Helen Faust, Eva-Maria Obermann, Janina Haselbach, Jessica Iser, Kia Kahawa, Matthias Thurau
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Buchvorschau
darum - Books on Demand
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Inhalt
Vorwort
Der Schattenpfeil
Buchstaben auf die Haut
An meinen Lippen, unfassbar.
CFNF
Na(c)haufnahme
Seite 197
Märchenstunde
Jasmintee
Autor*innenvitas
Inhaltswarnungen.
Vorwort
Es gibt Menschen, die symbolisieren das Ausleben eines einzigen Wortes. Ein Beispiel ist meine Freundin, die Künstlerin ist. Sie verdient ihr Geld mit ganz anderem, aber sie macht ständig und überall Kunst. Und wie sie auf einem Stuhl sitzt, ist Kunst, wie sie Freundschaften pflegt, ist Kunst, wie sie einen Spaziergang macht, ist Kunst. Ein Freund von mir aus Berliner Zeiten steht für mein Verständnis von Abenteuer. Damit meine ich nichts, was Jules Verne in Verzückung bringen könnte, aber seine Ideen machen den Alltag schillernd. Vor allem sorgt seine Anwesenheit allein schon dafür, dass ich Dinge unkonventioneller angehen möchte. Dann gibt es noch eine alte Freundin, mit der ich in meinen Studienzeiten viel unterwegs war, und die für Sex steht. Betrat sie einen Raum, verwandelte sie ihn in eine sinnliche Atmosphäre. Gingen wir tanzen, wurde sie innerhalb von Minuten von anderen Menschen umringt, die sich ihr nicht entziehen konnten. Wir waren oft zu viert unterwegs und nicht selten standen wir zu dritt am Rand und schauten zu, wie niemand die Blicke von ihr abwenden konnte. Ihre Schönheit war nichts, was ein Instagram-Profil hätte einfangen können, zu viel davon kam von ihren Bewegungen, den ungekünstelten Augenaufschlägen, der puren Präsenz. Sie interessierte sich zwar für Männer, aber lange Zeit konnte ich nicht beobachten, wie sie jemanden genauso viel Aufmerksamkeit zurückgeschenkt hätte. Bis zu ihrem Besuch bei mir in England.
Mein Aufenthalt in Devon als Au-pair gehört zu meinen glücklichsten Zeiten in meinen Zwanzigern. Zwei Sommer lang war ich dort für mehrere Wochen, meine Gastfamilie wohnte mitten in der rauen, einsamen Landschaft nahe dem Meer, durchzogen von niedrigen Mäuerchen. Für einige Zeit hütete ich alleine das Haus – und den Hund –, weil die Familie Urlaub machte. In dieser Zeit besuchten mich meine drei Freundinnen, darunter auch die besagte. Wir rasten mit einem kleinen Auto durch den schmalen Linksverkehr, wir besuchten urige Pubs und tranken Tee und abends schmissen wir eine kleine Party. In dieser Zeit hatte ich eine kurze, aber romantische Liaison mit einem Engländer und er brachte zwei Freunde mit. Neben meiner Freundin namens Sex – nennen wir sie der Einfachheit nach so –, brachte ich also auch noch eine Menge Kribbeln an diesem Abend mit. Wir saßen in dem alten Steinhaus um einen eckigen Holztisch mit vielen Kerben, hatten den klarsten Sternenhimmel über uns, den ich je in meinem Leben gesehen hatte, und tranken britisches Pfützenbier. Meine Freundin Sex fand einen Kumpel meines Freundes toll und zum ersten Mal sah ich, wie sie flirtete. Dazu müsst ihr wissen, dass sie Ärztin ist und damals noch Medizin studierte. Wir hatten durchaus über ihr Studium gesprochen, ihr folgender Satz kam also nicht völlig aus dem Kontext. Sie beugte sich über den Tisch, legte einen Finger auf seinen Unterarm, schaute ihm in die Augen und sagte mit warmer Stimme: »I like your veins.« Auf Deutsch: »Ich mag deine Venen.« Ich konnte seine Gänsehaut selbst spüren, so stark sah man sie ihm an.
Nun habe ich tatsächlich vergessen, ob zwischen den beiden noch was lief. Ich weiß es wirklich nicht und es ist auch nicht wichtig. Denn sind es nicht solche kleinen Momente, die am Ende gar nichts mit einem Rein-raus oder gar einem feuchten Kuss zu tun haben müssen, die wir vor allem in