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Ein Arrangement mit Folgen: Gay Romance
Ein Arrangement mit Folgen: Gay Romance
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eBook128 Seiten1 Stunde

Ein Arrangement mit Folgen: Gay Romance

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Über dieses E-Book

Max ist extrem schüchtern und trotz seiner neunundzwanzig Jahre so gut wie sexuell unerfahren. Sein Auftrag, für einen Verlag einen homoerotischen Roman zu schreiben, droht daran zu scheitern. Verzweifelt wendet er sich an seinen einzigen Freund und Kollegen Tom, der ihm ein verwegenes Arrangement anbietet.

Dies ist der Debütroman von Kooky Rooster. Jetzt erstmals im Handel erhältlich.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum5. Sept. 2017
ISBN9783743831278
Ein Arrangement mit Folgen: Gay Romance

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    Buchvorschau

    Ein Arrangement mit Folgen - Kooky Rooster

    Lektor

    Ich fiel aus allen Wolken, als mein bisher wohlwollender Lektor das Manuskript in einem hohen Bogen vor meinen Augen in die Papiertonne warf – und traf. Letzteres verblüffte auch ihn. Zwar schleuderte er immer wieder Manuskripte durch den Raum, das wirkte hübsch resolut, sonst traf er jedoch nur die Wand hinter dem Papierkorb, an der die verstoßenen Werke hinunterrutschten und in sich zusammensanken.

    Ich musste zusehen, wie sich mein Werk kopfüber in die Tonne stürzte und mit dem Rücken aufschlug.

    Wirbelsäulenbruch. Mindestens.

    Während ich noch das Grab meines letzten Werkes betrachtete, flogen mir die Worte des Lektors um die Ohren. Offensichtlich war er nicht zufrieden mit mir.

    Mein letztes Werk war eine erotische Liebesgeschichte gewesen. Eine Auftragsarbeit, wie ich zugeben muss. Ja, ich war zur Hure eines Verlags verkommen, der mir die Kurzfassung einer Idee vorlegte, mit der er einen neuen Markt erschließen wollte.

    Bisher hatte ich mich noch nicht an Liebesgeschichten gewagt. Was zwischen Menschen passierte, stellte ich höchstens als verzweifelte Notwendigkeit dar – erotische Anwandlungen umschiffte ich weiträumig. Die Leser wussten ohnehin, wie die Sache mit den Bienchen und den Blümchen funktionierte.

    In das vorliegende Buch hatte ich den Schmerz von zwölf Jahren ungelebter Sexualität hineinsublimiert. Ich hatte es in einer Art verzweifelten Raserei verfasst und war davon überzeugt, es wäre mein bisher bestes Werk, war es doch das für mich emotionalste. Die Tatsache, dass beide Protagonisten männlich waren, hielt ich für die eigentliche Herausforderung.

    Und nun tobte mein Lektor seit geschlagenen zehn Minuten. Ich kam bereits auf die Idee, ihm Homophobie zu unterstellen, da beruhigte er sich endlich.

    Von einer Sekunde auf die andere wurde er so still, dass ich die Schallwellen zu Boden plumpsen und sich verängstigt in die Ecken zurückziehen hören konnte. Ich hegte die vage Hoffnung, er hätte doch noch die Genialität meiner Geschichte erfasst, oder wollte mir eröffnen, er hätte bloß einen Witz gemacht, das Werk wäre brillant.

    Stattdessen streifte er mit den Lippen über die verschränkten Finger und musterte mich nachdenklich.

    Schließlich lehnte er sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Zettelwirtschaft auf dem Schreibtisch und seufzte wie ein Arzt, der mir eine schlimme Nachricht überbringen musste.

    »Herr Fellinger, hatten Sie schon einmal Sex?«

    Eine Frage wie ein Nierentritt. »Sicher … klar doch …«, sagte ich, räusperte mich und straffte die Schultern.

    Das war keine richtige Lüge. Mein letztes Mal war bloß schon so lange her und so erbärmlich gewesen, dass es eigentlich nicht zählte.

    Ich war achtzehn gewesen, sie einundzwanzig. Wochenlang hatten wir uns getroffen, um die Oberflächlichkeit der Welt zu kritisieren. Dass es heutzutage keine Liebe mehr gab. Dass die Leute ihre Beziehungen schneller wechselten als ihre Unterhosen. Wir beklagten auf unseren endlosen Spaziergängen, dass niemand mehr für die Schönheit der Natur empfänglich war, während der Planet schamlos ausgebeutet wurde, und dass Tugend nichts mehr zählte. Wir gestanden einander, dass wir noch Jungfrauen waren und von der einen, der wahren, der echten Liebe träumten. Wir waren einsam, hatten kaum Freunde und jede Menge Sehnsucht.

    Eines Tages beschlossen wir einfach, verliebt zu sein. Richtig – es war eine rein kognitive Entscheidung. Was wir uns aber nicht eingestehen wollten. Auf unseren Spaziergängen hielten wir fortan feierlich Händchen, und wenn wir uns verabschiedeten oder begrüßten, küssten wir uns flüchtig auf den Mund.

    Doch der Funke wollte einfach nicht überspringen. Statt die Reißleine zu ziehen, veranlasste uns das nur dazu, dieses verzweifelte Spiel zu intensivieren und uns umso fleißiger einzureden, total ineinander verliebt zu sein.

    Da wir uns im Vorfeld wochenlang über die On-Off-Beziehungen der anderen ausgelassen hatten, stand für uns außer Frage, das Projekt Liebe abzubrechen. Stattdessen sprachen wir davon, den Rest unseres Lebens zusammenzubleiben.

    Das war eine lange Zeit – schon in Gedanken.

    Nach einigen Wochen, in denen wir demonstrativ auf stumpfsinnige Liebesbeweise verzichteten – warum sollten Blumen oder Bäume sterben, nur um unser Ego zu streicheln – entschieden wir, dass es Zeit wurde, Sex zu haben.

    Wir nahmen die Sache so pragmatisch in Angriff wie unsere Beziehung. Sie besorgte Wein, Kerzen und ein paar leckere Speisen, ich Kondome. Wir planten, erst vorzüglich zu essen, dabei verführerisch am Wein zu nippen – er sollte uns auflockern – und dann im Lichtermeer tausender Kerzen Liebe zu machen wie einst Caesar und Kleopatra.

    In Realität krallten wir uns an unseren Weingläsern fest und soffen daraus, als wären wir Beduinen, die unverhofft an eine Wasserquelle gelangt waren. Im Schein von fünf mageren Teelichtern, deren Flammen sich nicht recht entfalten wollten, schritten wir zur Tat, und begannen aneinander herumzuschrauben wie Lehrlinge, die zum ersten Mal ein Werkzeug in der Hand hielten. Ungeduldig, stümperhaft und nur einen Zungenschlag davon entfernt, laut zu fluchen, kämpften wir gegen das enttäuschende Erlebnis an.

    Nichts passte. Wir waren uns so fremd wie nie zuvor und schämten uns unserer Körper. Mit einer Erregung, die diesen Namen nicht verdiente, versuchte ich meinen Penis wie ein Stück Teig in sie hineinzustopfen. Sie bekundete, dass ich ihr wehtat, aber sie wollte das jetzt durchziehen und ich sollte auf jeden Fall weitermachen. Mit furchtbar schlechtem Gewissen registrierte ich, dass mein Körper auf die Vorstellung, gerade Geschlechtsverkehr zu haben, reagierte und mein Penis doch noch steif wurde. Während sie apathisch die Decke fixierte, ergab ich mich meinem instinktiven Rhythmus –

    – und kam.

    Danach plumpste ich in die blau-kalte Welt meiner Freundin zurück, die mich anblickte wie ein waidwundes Reh. Sie lächelte mich schlecht geschauspielert an, sprang hoch, um Richtung Badezimmer zu verschwinden, und bat mich, zu gehen, sie müsse jetzt allein sein.

    Wir quälten uns noch ein paar Mal durch unser erotisches Vorhaben, aber es wurde nicht besser. Jedes Mal fühlte ich mich danach schuldig und sie wurde wortkarg. Jedes Mal brauchten wir länger, ehe wir wieder normal miteinander reden konnten.

    Als wir uns schließlich trennten, taten wir das mit Vernunft. Sie meinte, vielleicht lägen die anderen doch nicht so falsch damit, Sinnloses abzubrechen. Man müsse manchmal eben loslassen. Liebesbeweise hätten außerdem durchaus ihre Daseinsberechtigung.

    Sie demontierte all unsere altklugen Erkenntnisse und Ergebnisse unzähliger inspirierender Gespräche mit nur wenigen profanen Sätzen.

    Danach steigerte ich mich in einen mehr intellektuellen als emotionalen Trennungsschmerz hinein. Auch, um mir vorzumachen, wir hätten etwas ›Echtes‹ gehabt. Auch, um einen Grund zu haben, mich nicht mehr verabreden zu müssen, und Frauen am besten für immer aus dem Weg zu gehen.

    Fortan spielte ich den von der Liebe enttäuschten Helden, der sich der Einsamkeit verschrieben hatte.

    Der Lektor musterte mich. Vielleicht hatte er in meinen Augen den traurigen Film meiner Vergangenheit mit angesehen.

    »Hatten Sie schon einmal Sex mit einem Mann?«, fragte er.

    Ich starrte ihn sprachlos an – mein Mund trocknete aus.

    »Hören Sie«, besann er sich auf die väterliche Tour. Er wollte mir wohl ins Gewissen reden. »Das ganze Buch wirkt, als hätten Sie Angst vor dem, was Sie schreiben! Sie sollten vielleicht Ihre persönlichen Erfahrungen einbringen.«

    »Wünschen Sie sich das nicht«, murmelte ich.

    Er musterte mich, als müsste er überlegen, ob er mich verstanden haben wollte. »Das Buch ist nicht homoerotisch, sondern zwangsneurotisch. Und zwangsneurotischer Techniksex interessiert niemanden.«

    Zwangsneurotischer Techniksex? Hörte sich irgendwie nach Weltliteratur an, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, was er mit Techniksex meinte. Die Protagonisten waren leidenschaftliche Künstler.

    »Ich habe versucht, präzise …«, begann ich zu erklären.

    »Sie sollen nicht präzise, sondern erotisch schreiben. Wir wollen mit dem Genre in erster Linie Frauen ansprechen und das heißt: sinnlich – nicht verzweifelt.«

    Verstört blickte ich ihn an. Frauen? Andererseits: Mich hatte schon verwundert, dass der Verlag plötzlich Homosexuelle für sich entdeckt hatte.

    »Wie erkläre ich Ihnen das am Besten?« Der Lektor seufzte und lehnte sich zurück. »Sie schreiben wie der Blinde von der Farbe.«

    Der Blinde von der Farbe. Das klang wie ein schöner Buchtitel. Mit welchen Worten würde ein Blinder wohl ein sattes Orange beschreiben?

    »Hören Sie mir überhaupt zu?«

    »Mhm«, machte ich, nickte und setzte mich anders hin, den Ellenbogen auf die Lehne gestützt, den Zeigefinger vor die Lippen gepresst. Ich schenkte ihm meine volle Aufmerksamkeit.

    »Stecken Sie sich den Finger in den Arsch, lassen Sie sich den Schwanz lutschen – ich wette, Ihnen hat noch nie jemand den Schwanz gelutscht – und schreiben Sie über diese Erfahrung. Erinnern Sie sich daran, wie es ist, verliebt zu sein. Was Sie mir hier vorgelegt haben, gleicht einer Bauanleitung für einen Wohnzimmerschrank. Sie halten sich mit technischen Einzelheiten auf, aber wo bleibt das Gefühl, die Sinnlichkeit, das Erleben? Es soll prickeln, aber man spürt nichts. Ich weiß, Sie können das besser. Schauen Sie: Wenn Sie über einen Mörder schreiben, ist es nicht nötig, gemordet zu haben. Die Wenigsten Ihrer Leser sind Mörder und wissen daher nicht, wie es sich anfühlt, jemanden umzubringen. Die paar Mörder unter Ihren Lesern

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