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Unzensiert: Im Dschungel von Sex, Drogen und Prostitution
Unzensiert: Im Dschungel von Sex, Drogen und Prostitution
Unzensiert: Im Dschungel von Sex, Drogen und Prostitution
eBook324 Seiten4 Stunden

Unzensiert: Im Dschungel von Sex, Drogen und Prostitution

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Über dieses E-Book

Aiden Shaw hat in mehr als fünfzig Pornofilmen mitgewirkt und gilt als einer der größten Stars der Branche. Mit Produktionen für Firmen wie Falcon, Catalina und Studio 2000 wurde er so bekannt, dass ein Charakter in Sex and the City nach ihm benannt wurde. In Unzensiert lässt Aiden Shaw den Leser an den Geschichten hinter den Sex- und Drogenexzessen teilhaben, die immer wieder für Zündstoff in Karriere und Privatleben sorgten.
Dieses Buch beschreibt eine Reihe stürmischer und unglücklicher Liebschaften. Es erzählt in bewegender Weise von Shaws rastlosem Leben und einem fatalen Autounfall, der ihn fast das Leben kostete.
SpracheDeutsch
HerausgeberBruno-Books
Erscheinungsdatum10. Okt. 2012
ISBN9783867874557
Unzensiert: Im Dschungel von Sex, Drogen und Prostitution

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    Buchvorschau

    Unzensiert - Aiden Shaw

    Dieses Buch ist allen gewidmet, die darin vorkommen.

    INHALT

    Vorwort

    Teil I: Der Sturz

    Teil 2: Nutzlos

    Teil 3: Zwei Schritte vor

    Teil 4: Zurück auf Los

    Teil 5: Da capo

    Danksagung

    Vorwort

    Es war schon immer mein Ziel, mich nicht von meiner Natur beherrschen zu lassen. Es kam mir ungerecht vor, dass ich der war, der ich war, und ich fasste den Entschluss, zu dem zu werden, der ich sein wollte. Ich möchte später nicht bereuen, irgendetwas nicht getan zu haben, nur weil ich mich nicht in der Lage dazu fühlte. Ich habe mich auf Bühnen gestellt und vor Tausenden von Leuten gesungen, und das ohne eine gute Stimme, dafür aber voller Aufrichtigkeit – dabei war ich in unserer Familie immer der Schüchterne. Ich wurde katholisch erzogen und habe als Callboy gearbeitet und in Pornofilmen mitgewirkt, ganz so, als hielte ich mich selbst für sexy oder als hätte ich irgendein Selbstvertrauen in mein Äußeres. Um mich darüber lustig zu machen, habe ich erst Romane und nun diese Memoiren geschrieben, obwohl ich mir dauernd die Frage stellte, ob irgendwas von dem Geschriebenen erinnerungswürdig, im Geringsten nützlich oder auch nur unterhaltsam sei.

    Es fiel mir schwer, dieses Buch zu schreiben. Es gibt so viele Blickwinkel, die man einnehmen könnte. Mir schien, als gäbe es immer noch eine Schicht, die freizulegen sei, noch eine Schicht, unter der sich weitere schaurige Wahrheiten verbergen. Der Leser mag mit meinen Sichtweisen nicht immer übereinstimmen, und das ist auch sein gutes Recht. Manchmal war ich selbst von dem schockiert, was ich über mich herausfand. Vielleicht fragen Sie sich, warum ich nicht überlegter handle und auf mich aufpasse, statt einen Fehler nach dem andern zu machen. (Und wir wollen ehrlich sein: Die meisten dieser Fehler würde ich wahrscheinlich wieder machen, wenn nicht gar schlimmere.) Eigentlich kann ich selbst kaum glauben, dass ich der Welt offenbare, wie unreif, grausam, gedankenlos, boshaft und durch und durch lächerlich ich mich verhalten habe. Aber ich bin nun mal das Produkt meiner Erziehung und dazu verdammt, so ehrlich zu sein wie nur möglich, ganz egal, wie peinlich oder selbstzerfleischend das Endergebnis auch sein mag.

    Dieses Buch entstand, wie es gerade kam (einmal tippte ich nur mit der Rechten, während ich im Rollstuhl saß). Ich wollte einen anderen Ansatz als in meinen Romanen verfolgen und etwas bieten, das offen und ehrlich ist, etwas, das ohne Grübeleien und ohne Nostalgie überzeugt. Ich habe keineswegs willkürlich ausgesucht, worüber ich schrieb oder nicht. Natürlich habe ich nicht die Tatsache vergessen, dass die meisten Menschen dieses Buch wohl vor allem deshalb lesen, weil ich in Pornofilmen mitspielte. Ich habe also weder den Sex noch die Drogen ausgelassen, sondern eher die alltäglichen Dinge, die eigentlich den Großteil meiner Zeit fressen. Ich hatte vor, meine Erfahrungen objektiv und philosophisch zu analysieren, aber am Ende konnte ich bloß Zeugnis ablegen. Kein Dämon wurde dadurch ausgetrieben, und Dinge, die ich lieber in Vergessenheit gelassen hätte, wurden wieder lebendig. Sobald ich mit dem Schreiben angefangen hatte, passierte immer mehr Scheiß, den ich niederschrieb, ohne zu wissen, wohin das alles führen sollte. Mir wurde klar, dass das Leben nicht nur die besten, sondern auch die schrägsten Geschichten schreibt. Als ich das Manuskript durchging, nahm der Inhalt mich ziemlich mit. Ich vergoss tatsächlich Tränen über den dummen Mistkerl, der in diesem Buch die Hauptrolle spielt.

    Um eines festzuhalten: Ich habe mich nicht um 180 Grad gewandelt, und ich schäme mich nicht für mein bisheriges Leben. Ich weiß, ich bin ein komischer Kauz – und letzten Endes bin ich auch der Angeschmierte.

    Teil I

    Der Sturz

    1

    Ich saß auf dem Stuhl. Binnen Minuten spreizte Chris seine Hinterbacken und setzte sich auf meinen Schwanz. Problemlos glitt er herab. In seinem Innern war es warm. Sein Arsch war wundervoll bequem. Ich leckte seinen Rücken, wollte ihn am liebsten verschlingen. Seine makellose und sinnliche Haut gab unter meinen Berührungen nach; sein Körper schien sich um meine Finger herum zu formen. Ich wollte ihn durchdringen, von ihm aufgenommen werden. Seine unbehaarte Brust war schweißbedeckt. Bald waren wir beide tropfnass, glitschig, fieberhaft. Unsere Kraft steigerte sich. Mein Schwanz war derart hart, dass Chris ihn mühelos rausgleiten lassen und sich dann wieder draufsetzen konnte. Er war Wolf und Lamm zugleich – wild, hitzig, gierig –, aber auch ein Junge, der es mir einfach nur gut machen wollte. Ich fickte ihn weiter, wir küssten uns tief. Nasse Haare klebten ihm im Nacken; Schweiß lief ihm über das Kreuz bis in die Arschspalte. Ich sah nur noch wundervolle Formen und Farben und meinen Schwanz, der zwischen seinen weißen Arschbacken rein- und rausglitt.

    »Stopp«, sagte ich.

    »Was ist los?«, fragte Chris.

    »Der Gummi geht ab.«

    »Pause!«, rief der Regisseur. »Kondome!«

    Sofort war ein Laufbursche bei uns.

    »Kann ich noch ’ne Cola haben?«, fragte ich den Laufburschen. Dann, zu Chris: »Willst du auch was?«

    »Nein, ich hab alles, was ich brauche«, sagte er mit frechem Grinsen.

    Es war nicht wirklich meine Absicht gewesen, wieder einen Porno zu drehen, aber als Al anrief, hatte ich zugesagt. Es brauchte nicht viel, um mich zu überreden. Vielleicht hatte meine Vergangenheit ja etwas Verführerisches, das mir bislang nicht bewusst gewesen war. Dass die Anfrage von Al kam, trug noch dazu bei – ich hatte schon immer ein Faible für ihn gehabt, aber das Beste an ihm war, dass er keine Probleme mit meinem HIV-Status hatte. Ich fragte mich, wie sehr die Industrie sich in den drei Jahren, in denen ich keinen Film mehr gedreht hatte, verändert hatte. Meine Zusage für das Projekt bedeutete wahrscheinlich nur eines: Ich jedenfalls hatte mich nicht verändert.

    Und da saß ich nun. Ich war schon seit einigen Tagen am Set, steckte mitten in meiner zweiten Sexszene und dachte an den Kerl aus der ersten. Mich quälte die Vorstellung, dass er gerade mit anderen Männern Sex hatte.

    2

    Ich kam mit meinem Freund David in San Francisco an. Mit einem Taxi fuhren wir zu unserem Hotel direkt gegenüber von Als Büro. Das Hotelzimmer glich allen anderen Hotelzimmern meines Lebens. Quasi jede Oberfläche wies irgendein Muster auf, und die Wände waren mit Landschaften in Beige, Blau und Grau bemalt. Toilettensitz und Zahnputzbecher waren mit Plastikfolie umhüllt. Die Vorhänge schlossen nicht richtig und bestanden aus einem derart steifen Stoff, dass ich davon ausging, dass man sie feuersicher gemacht hatte. Der Mittelpunkt des Raumes war der Fernseher.

    Noch vor dem Auspacken gingen David und ich duschen, um den Flugzeuggeruch loszuwerden. Um uns vor dem Austrocknen zu bewahren, tranken wir jede Menge Wasser. Wir wollten den Jetlag reduzieren, indem wir uns nicht vor unserer normalen Schlafenszeit hinlegten. Als wir uns gerade darauf einrichteten, stundenlang zwischen den Fernsehkanälen hin und her zu schalten, um uns von der amerikanischen Kultur verblüffen zu lassen, klingelte das Telefon.

    »Aiden, ich habe euch ankommen sehen. Herzlich willkommen.« Es war Al. »Könntest du mal auf eine Minute rüberkommen? Ich würde dir gern jemanden vorstellen.«

    Ich zog meine Turnschuhe an, warf rasch einen Blick in den Spiegel und lief dann über die Straße. Mein Atem ging gepresst, mein Körper fühlte sich schwer und aus dem Gleichgewicht geraten an. In Als Büro saß ein Mann mit dem Rücken zu mir. Er drehte sich um.

    »Das ist Hal Stoker«, sagte Al.

    Mein Mund trocknete aus, meine Zunge fühlte sich übergroß an.

    Der Kerl war vollkommen: riesige und schüchterne Augen, ein Mundwinkel nach oben gezogen, der andere zu faul, um sich zu bewegen – nicht gerade ein selbstbewusstes Lächeln, dafür etwas Bedeutungsvolleres.

    Er stand auf und warf mir einen unsicheren Blick zu. »Nenn mich einfach Luke«, sagte er.

    »Hallo, Luke«, sagte ich und kam mir dabei tollpatschig vor.

    Wir schüttelten uns die Hand. Ich hatte seit Jahren niemanden mehr derart förmlich begrüßt, höchstens als Witz.

    »Setzt euch«, sagte Al.

    Er fing an, uns von seinem neuen Projekt zu erzählen. Ich hörte, was er sagte, aber meine Aufmerksamkeit galt dem Mann neben mir.

    »… versteht ihr?«

    »Ja, klar«, sagte ich.

    »Wunderbar. Und nun zu der anderen Sache.« Al drehte seinen Stuhl so, dass er Luke ansah, dabei sprach er aber weiter mit mir. »Aiden, würdest du gern mit diesem jungen Mann hier zusammenarbeiten?«

    Meine Stimme machte ein kratzendes Geräusch.

    Niemand war scharfsinniger als Al; er hatte meine Reaktion auf Luke wahrscheinlich sofort bemerkt und machte sich jetzt einen Spaß aus der Sache. Er lächelte sein warmes, manchmal durchtriebenes Lächeln und wandte den Blick nicht von Luke ab.

    Luke berührte mein Bein mit seinem und sah mich aus den Augenwinkeln an. Ein warmes Gefühl durchdrang mich, von den Knien bis zum Bauch, von meinem Schritt bis zu den Lippen, und lief mir den Rücken rauf und runter. Ich drehte mich zu Luke, wollte nur noch die Augen schließen, mich hingeben und von ihm verschlungen werden.

    Ich versuchte es noch mal. Mein Kopf schwirrte vor Wörtern, die unbedingt hinauswollten, doch mehr als einen Einsilber bekam ich nicht hin.

    »Ja.«

    Auf dem Schreibtisch lagen ein paar Polaroid-Bilder von Luke. Ich nahm sie, wollte Objektivität vorschützen, um professioneller zu wirken. Der Luke von den Fotos blickte tief in mich hinein. Es war hoffnungslos, ich konnte ihnen nichts vormachen.

    »Er ist hinreißend«, sagte ich zu Al.

    »Gut«, sagte Al. »Wenn der Bursche dich kalt gelassen hätte, hätte ich dich zum Arzt geschickt, um deine Hormone untersuchen zu lassen.«

    Ich mochte Al wegen seiner Warmherzigkeit, seines Humors und seiner Fähigkeit, einen Kerl wie Luke aufzutreiben. »Kann ich ein Polaroid behalten«, fragte ich, »um es meinem Freund David zu zeigen?«

    Luke nickte.

    »Klar«, sagte Al.

    Ich wandte mich an Luke. »Da sind keine Bilder von deinem Hintern dabei. Hast du einen hübschen Hintern?«

    »Ich glaube schon«, sagte er, entweder amüsiert oder schüchtern.

    »Du bist wirklich hinreißend«, sagte ich und sah ihn fest an.

    »Danke«, antwortete er und hielt meinem Blick stand. Ich hätte nicht gedacht, dass man mich so schnell um den Finger wickeln konnte. Oft kamen Männer mir fremd und unergründlich vor. Sie schienen eine andere Sprache zu sprechen als ich, eine Sprache der Distanz, der Abschottung und Verschlossenheit.

    Ehe ich mich in dieser Nacht schlafen legte, warf ich noch einen Blick auf das Polaroid.

    »Ist er nicht …«

    »Ja, ja, ich weiß«, sagte David. »Hinreißend

    3

    Am nächsten Tag musste ich für das Cover des Films posieren. Ein Fahrer holte mich im Fitnessstudio ab und brachte mich dann ans Set, wo gerade jemand auf dem Boden kauerte und einen Stuhl reparierte. Er begrüßte mich wie der Rest der Mannschaft. Ich setzte mich auf eine Kiste und versuchte, nicht weiter aufzufallen.

    »Wie heißt du?«, fragte ich den Mann auf dem Boden.

    »James«, antwortete er mit einer witzig gemeinten Mackerstimme. »Wir kennen uns schon.«

    »Woher?«

    »Letztes Jahr auf Fire Island. Ich arbeitete an der Bar. Wir haben uns unterhalten.«

    »Ach ja«, sagte ich, »ich habe dich gar nicht erkannt.« Damals hatte er einen Ziegenbart und einen zehn Zentimeter langen Chromstachel in der Nase gehabt.

    »In Miami sind wir uns auch begegnet. An Weihnachten.«

    »Richtig! Sorry, ich habe ein echt schlechtes Gedächtnis.«

    Der Fotograf rief mich rüber und meinte, er sei gleich für mich bereit. Im oberen Stockwerk zeigte man mir ein Zimmer zum Ausziehen und Entspannen.

    James folgte mir in das Zimmer. »Wenn du etwas brauchst, bin ich für dich da«, sagte er verlegen.

    »Super, danke.«

    »Ich meine, egal, was du brauchst.«

    »Oh«, sagte ich, »hat Al dich geschickt, um mir zu helfen, einen Ständer zu kriegen?«

    »Erraten.«

    »Danke.«

    »Worauf stehst du? Irgendwas Besonderes?«

    »Küssen funktioniert am besten.«

    »Das kriege ich schon hin. Ist zwar ein harter Job, aber irgendwer muss ihn ja machen.«

    »Es ist lange her, seit ich das zum letzten Mal gemacht habe, also …«

    »Keine Sorge.«

    »Ja«, sagte ich mit einer unsicheren Betonung, die offen ließ, ob das eine Antwort oder eine Frage war.

    James’ Gesicht verriet, dass er meine Zweifel gespürt hatte. »Hör mal, ich hab unten noch was zu erledigen. Schrei einfach, wenn du mich brauchst.«

    »Danke«, sagte ich und wandte mich den für die Models bereitgestellten Snacks zu.

    James blieb in der Tür stehen und sagte: »Hey!«

    »Hm?«, sagte ich mit dem Mund voller Karottenstäbchen.

    »Wird schon schiefgehen.«

    Ich versuchte mich an einem breiten, dummen Lächeln und zeigte dabei meine karottengelben Zähne.

    »Sexy!«, sagte James und verschwand. Eigentlich arbeitete er hier als Kameraführer, doch da der Dreh noch nicht begonnen hatte, wurde er vor allem dafür bezahlt, mit mir zu knutschen und mir für die Fotos einen Ständer zu verschaffen.

    Am Morgen meiner ersten richtigen Szene ging ich früh ins Fitnessstudio und hatte vor, nach dem Training zu duschen und mich zu rasieren. Ich wollte für den Film in bestmöglicher Form sein; in England war ich täglich ins Studio gegangen und hatte sogar einen Personal Trainer engagiert. Ein Mann am anderen Ende des Raumes machte gerade Kreuzheben, ich sah nur seinen Hintern und seine kräftigen Beine. Er trug rote Shorts, aber kein T-Shirt. Als er fertig war, drehte er sich um.

    Es war Luke. Ich konnte kaum glauben, wie schön er war. In wenigen Stunden würde ich Sex mit ihm haben, was mir merkwürdig vorkam. Und aufregend. Und beängstigend. Ich ging zu ihm, kam mir im Vergleich hässlich und tollpatschig vor. Der Kaffee tat seine Wirkung noch nicht; in meinen Augen war noch Schlaf. Meine Trainingsklamotten waren zerknittert. Ich sah ungepflegt aus. Er stand auf einem Gerät ein wenig über mir.

    »Hallo«, sagte ich.

    »Hi.«

    »Aiden.«

    Luke lächelte. »Ich weiß.«

    »Die letzte Chance, um noch ein bisschen hübsch zu werden.«

    »Yep.«

    »Du musst dir keine Sorgen machen, du siehst großartig aus.«

    »Danke.«

    »Ich wollte nur kurz Hallo sagen. Dann lasse ich dich mal weitermachen. Wir sehen uns dann später.«

    In mir brodelte es nur so vor Fragen, einige davon rational, andere nicht – und alle waren sie vorschnell. Ich machte mich wieder ans Training.

    Am Tag eines Drehs konzentriere ich mich nicht auf einzelne Partien, sondern trainiere den ganzen Körper leicht, um ihn aufzuwecken. Nachdem ich mich geduscht, rasiert und gekämmt hatte, fand ich mich selbst vorzeigbar.

    Pornoproduzenten haben die Angewohnheit, die Darsteller schon lange vor ihrem Einsatz an den Drehort zu bitten, was fatale Folgen haben kann. Während meiner Wartezeiten haben sich attraktive Männer vor meinen Augen in groteske Wesen verwandelt, und das nur, weil ich ihnen eine Zeitlang zuhören musste. Der Sex mit ihnen wurde zu harter Arbeit, und ich musste mir andere Typen vorstellen, um mich anzumachen. Bei Luke würde es dieses Problem nicht geben, denn ich brannte nur so darauf, alles Mögliche über ihn in Erfahrung zu bringen.

    Wie erwartet kam mein Fahrer zu spät; als ich im Studio ankam, bereitete Luke sich schon auf seine Standfotos vor. Die mussten vor dem Dreh erledigt werden, damit er noch frisch darauf aussah. (Nach unserer Szene würde er ziemlich verschwitzt und zerzaust aussehen, wenn es nach mir ging.)

    Luke brauchte Hilfe, um einen Ständer zu kriegen. Er fragte mich, ob er mir den Schwanz lutschen könne, und binnen Sekunden stand sein Teil. Der Fototermin verlief bestens. Wenn er mich brauchte, ging ich ans Set; ich musste rund fünfzehn Mal zu ihm kommen, aber mir wurde dabei nicht langweilig. Luke setzte beim Fotografieren eine Reihe von standardmäßigen Posen und Gesichtsausdrücken ein. Normalerweise fand ich so was ziemlich billig, aber nicht bei ihm.

    Als der Fotograf fertig war, ging ich mit Luke nach oben. Ich setzte mich auf einen Stuhl und Luke sich auf den Boden vor mich, um sich liebevoll gegen meine Beine zu lehnen. Er erzählte mir von seiner Kindheit auf einer Ranch und seinem schwierigen Vater, davon, wie er mit sechzehn von daheim weglief. Wir unterhielten uns stundenlang. Dann und wann sah jemand vom Kamerateam vorbei, ob wir etwas bräuchten. Einmal steckte Al den Kopf in die Tür.

    »Hab ich mir’s doch gedacht«, sagte er grinsend und verschwand wieder.

    Ich hatte Al eine Beschreibung des Typs Mann gegeben, mit dem ich gerne zusammenarbeiten würde; Luke entsprach ihr überhaupt nicht. Al hatte mir Bilder von vielen verschiedenen Darstellern geschickt, aber keiner davon hatte mir wirklich gefallen. Und hier saß ich nun und war offenkundig vernarrt in Luke.

    Endlich rief man uns ans Set. Dabei handelte es sich lediglich um ein Bett mit weißen Laken – in einem Schlafzimmer nichts Ungewöhnliches, an einem Porno-Set aber schon. Boden und Wände waren weiß gestrichen, und die Ränder waren geschwungen, um die Illusion der Unendlichkeit zu erzeugen. Die Beleuchtung war sanft, Lukes Gesicht sah aus wie gemalt. Man wies uns an, uns unter die Decke zu legen und uns wie ein Liebespaar zu benehmen. Das fiel mir nicht schwer.

    Es dauerte ziemlich lange, bis die Crew die Beleuchtung richtig eingestellt hatte. Luke und ich unterhielten uns leise und schenkten unserer Umwelt gar keine Beachtung. Als man uns darum bat, Sex zu machen, war ich derart verrückt nach Luke, dass ich ihn nur noch küssen und küssen und küssen wollte, allerdings fühlte es sich etwas seltsam an, das vor anderen zu tun. Ich wollte mit ihm allein sein und nicht schauspielern.

    Ich beschloss, meinen Job einfach so gut wie möglich zu erledigen. Durch meine Arbeit als Callboy hatte ich zwar jahrelange Erfahrung, aber bei Luke war das schwierig. Ich konnte nicht einfach so Sex mit ihm haben. Seine Augen durchbohrten mich und lösten Gefühle in mir aus, die ich nie zuvor gekannt hatte.

    Der Dreh dauerte Stunden; als wir fertig waren, war ich körperlich und emotional ausgelaugt. Und dabei war das erst die Oralszene. Morgen sollten wir ficken.

    Ein Fahrer setzte uns am Hotel ab; wir holten David ab und gingen was essen. Danach spazierten wir zur 18th, Ecke Castro Street, wo ich Luke gute Nacht sagte. David hielt ein paar Meter Abstand, um uns ungestört zu lassen.

    »Geht ihr zurück ins Hotel?«, fragte Luke.

    »Ja«, sagte ich und starrte auf meine Füße. »Aber eigentlich will ich dich noch nicht gehenlassen.«

    Luke hob meinen Kopf, bis sich unsere Blicke trafen. »Das musst du auch nicht.«

    »Wie meinst du das?«

    »Du könntest ja mit zu mir kommen.«

    »Ich will David nicht alleinlassen.«

    »Ich könnte mit zu euch kommen.«

    »Ich müsste erst mit David drüber reden, aber willst du wirklich?«

    »Versuch mal, mich davon abzuhalten.«

    David stimmte zu, als ich ihm versicherte, dass zwischen Luke und mir nichts passieren würde. Ich war ohnehin so kaputt, dass ich einschlief, sobald ich mich hingelegt hatte.

    Am nächsten Morgen frühstückten wir zu dritt und gingen dann gemeinsam ins Fitnessstudio. Später, am Set, fragte ich Al, ob Luke und ich gleich mit unserer Fickszene anfangen könnten, ehe ich von den Nahaufnahmen und Schnittbildern erschöpft wäre. Al wollte das Beste aus der Szene herausholen und willigte ein.

    Ich beugte Luke nach vorn und nahm ihn von hinten. Dabei musste ich dran denken, meinen Torso zur Kamera hin zu drehen (das ist zwar unbequem, aber die Regisseure wollen es so). Ich drehte Luke so fließend wie nur möglich auf den Rücken – für den Fall, dass die Cutter den Übergang von einer Stellung zur anderen drin behalten wollten.

    »Gut!«, rief Al. »Und jetzt will ich zehn Minuten lang einen harten Fick sehen.«

    Wir taten, worum man uns bat. Zwischendrin gab es ein paar Augenblicke, wo ich mich trotz der Umstände mit Luke verbunden fühlte, aber mit richtigem Sex hatte das für mich wenig zu tun. Ich fragte mich, wie es für ihn wohl sei. Als es Zeit für meinen Cumshot war, zielte ich mit meiner Schwanzspitze auf Lukes Hintern und spritzte ihm auf die linke Backe; ein bisschen Sperma lief ihm über die Rosette. In diesem Kontext hielt ich das für ein vollkommenes Bild.

    Danach war Pause. Luke ging duschen und kam für seinen Cumshot zurück. Er kniete sich über mich und spritzte mir auf den Bauch. Danach säuberten wir uns und machten die Gesichtsaufnahmen (Nahaufnahmen von unseren Köpfen und Schultern, bei denen wir so taten, als kämen wir gerade). Diese waren meistens wesentlich dramatischer und lauter als ihr Gegenstück in der Wirklichkeit – so albern, dass ich ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. Den Regisseuren machte das in der Regel nichts aus. Wahrscheinlich hielten sie das für süß oder sogar für authentisch.

    Ein Fahrer brachte uns zu Lukes Wohnung. Dort zeigte Luke mir seinen Garten und beschrieb mir detailliert alles, was er damit noch vorhabe. Als wir an diesem Abend im Bett lagen, fickte Luke mich nach einem zweitägigen Rollenspiel vor der Kamera in echt. Danach lachten wir darüber.

    Am nächsten Morgen trafen wir David zum Frühstück im ›Café Flore‹ in der Market Street. Er sagte mir, dass er nach England zurückfliegen würde. Ich fragte mich warum. Als Luke auf die Toilette ging, erklärte David mir, dass er sich bei Luke und mir unwohl fühlte.

    David war seit rund zehn Jahren mein fester Freund. Als wir uns kennengelernt hatten, hatte er erst ein paarmal bei mir übernachtet, und daraus waren dann schnell acht Jahre geworden. Wir waren eigentlich nie richtig verliebt ineinander gewesen; nach weniger als einem Jahr spielte Sex keine Rolle mehr, und eine andere Art der Beziehung entwickelte sich. Aus der Gewohnheit wurde Liebe. (Oft gingen wir zusammen auf Reisen, und einmal haben wir in Kalifornien in demselben Film, aber nicht in derselben Szene mitgewirkt. Er wirkte noch in weiteren Pornofilmen mit, unter dem Pseudonym Dave Logan.) Ich fand David in jeder Hinsicht wunderschön. Er hatte einen knackigen, muskulösen Körper und einen unvergleichlichen Arsch. Seine Haare waren blond, die Augen blau. Er hatte perlweiße Zähne, hübsche Lippen und ein süßes und ehrliches Lächeln. Und all das war nur ein Vorgeschmack auf seine innere Schönheit. David war einer der wenigen mir bekannten Menschen, die das Leben in vollen Zügen genossen. Er liebte die unterschwelligen Farbtöne von Steinen ebenso wie die abstoßendsten Insekten, ihn faszinierte die Endlosigkeit des Weltalls so sehr wie komplexe Fragen der Philosophie, und er liebte einfache Dinge wie Spaziergänge. Er inspirierte mich. Wenn ich nichts als Verfall, Schmerz, Zynismus und Hass sah, wenn alles schiefging und ich innerlich zerrissen war, zeigte er mir Freude.

    Davids Eltern waren Multimillionäre, die ihn finanziell unterstützten und ihn auf dieselbe Schule geschickt hatten, die auch Prinz Charles besuchte. Danach ging er auf die Universität Cambridge. Vor allem zu Anfang unserer Beziehung hatte ich manchmal Schwierigkeiten, ihm das alles nicht übelzunehmen, doch letzten Endes überwog immer meine Hochachtung. Außerdem lag auch auf meinem Leben ein solcher Zauber, da ich von einem früheren Freier über Jahre hinweg finanziell unterstützt wurde.

    Meine Gefühle zu David waren sehr tief, aber meine Gefühle zu Luke waren sehr dringlich. Wie immer bei David blieb mir die Qual der Wahl erspart, mit wem ich lieber meine Zeit verbringen wollte, weil er mir die Entscheidung schon abgenommen hatte.

    Den restlichen Tag verbrachten wir mit dem Drehen von Zusatzmaterial, das aus Szenen bestehen sollte, in denen ich mit freiem Oberkörper durch verlassene Straßen lief. Danach fuhr ich wieder mit zu Luke. Am nächsten Morgen wollte er mich wieder ficken, aber das tat zu weh, weshalb er sich dann auf meinen Schwanz setzte und mir auf den Bauch spritzte. Ich fragte, ob ich sein Sperma probieren könne. Er beugte sich vor, küsste mich erst auf den Bauch und dann auf den Mund.

    Wieder waren wir mit David zum Frühstück

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