Vermächtnis einer großen Liebe: Mami Bestseller 86 – Familienroman
Von Jutta von Kampen
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
»Dein Verehrer ist wieder einmal da!« Luise Prechtl stieß Julia freundschaftlich an. Sie war eine üppige Blondine mit einem hübschen rosigen Gesicht und einem dicken blonden Zopf. Julia drehte sich nicht um. Sie hatte Vinzenz Hartmann längst bemerkt. Er stand am Hauptportal des Gymnasiums, noch dazu mit einem Blumenstrauß in der Hand. Es war peinlich! Ursprünglich hatte Julia den jungen Mann gutaussehend und auch sonst recht nett gefunden –, aber er war nun mal der Sohn des Hausmeisters der Schule, und das war einfach nicht passend. Auch wenn er irgend etwas studierte, wie seine Mutter ihr einmal erzählt hatte. Sie wußte nicht mehr, was. Denn sie hatte nicht genau hingehört, so unangenehm war es ihr gewesen, wie Frau Hartmann, in einer bunten Kleiderschürze, ihr Putzen des Eingangs zur Schule unterbrochen hatte, um ihr Grüße von Vinzenz auszurichten. Das war einfach megapeinlich gewesen! Sie durfte gar nicht daran denken, wie ihre Klassenkameradinnen grinsend um sie herumstanden. Seitdem tat sie immer so, als würde sie ihn nicht bemerken, wenn er aus München nach Hause kam, um seine Eltern zu besuchen, und versuchte, sie auf dem Pausenhof oder sonstwo abzupassen. Nach der stolzen Eröffnung seiner Mutter, daß er irgend etwas studierte, hatte er sie hin und wieder angesprochen. Doch sie war so abweisend gewesen, daß er es schließlich unterließ. Er beobachtete sie nur mehr aus der Ferne. Aber heute hatte er sich mit einem Blumenstrauß bewaffnet, und sie würde ihm garantiert nicht auskommen! Julia Berger war ein besonders schönes junges Mädchen. Ihr langes, glattes Haar war hellbraun mit goldenen Lichtern.
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Buchvorschau
Vermächtnis einer großen Liebe - Jutta von Kampen
Mami Bestseller
– 86 –
Vermächtnis einer großen Liebe
… denn Liebe ist dir ganz gewiß
Jutta von Kampen
»Dein Verehrer ist wieder einmal da!« Luise Prechtl stieß Julia freundschaftlich an. Sie war eine üppige Blondine mit einem hübschen rosigen Gesicht und einem dicken blonden Zopf.
Julia drehte sich nicht um. Sie hatte Vinzenz Hartmann längst bemerkt. Er stand am Hauptportal des Gymnasiums, noch dazu mit einem Blumenstrauß in der Hand.
Es war peinlich!
Ursprünglich hatte Julia den jungen Mann gutaussehend und auch sonst recht nett gefunden –, aber er war nun mal der Sohn des Hausmeisters der Schule, und das war einfach nicht passend. Auch wenn er irgend etwas studierte, wie seine Mutter ihr einmal erzählt hatte. Sie wußte nicht mehr, was. Denn sie hatte nicht genau hingehört, so unangenehm war es ihr gewesen, wie Frau Hartmann, in einer bunten Kleiderschürze, ihr Putzen des Eingangs zur Schule unterbrochen hatte, um ihr Grüße von Vinzenz auszurichten.
Das war einfach megapeinlich gewesen! Sie durfte gar nicht daran denken, wie ihre Klassenkameradinnen grinsend um sie herumstanden.
Seitdem tat sie immer so, als würde sie ihn nicht bemerken, wenn er aus München nach Hause kam, um seine Eltern zu besuchen, und versuchte, sie auf dem Pausenhof oder sonstwo abzupassen.
Nach der stolzen Eröffnung seiner Mutter, daß er irgend etwas studierte, hatte er sie hin und wieder angesprochen. Doch sie war so abweisend gewesen, daß er es schließlich unterließ. Er beobachtete sie nur mehr aus der Ferne.
Aber heute hatte er sich mit einem Blumenstrauß bewaffnet, und sie würde ihm garantiert nicht auskommen!
Julia Berger war ein besonders schönes junges Mädchen. Ihr langes, glattes Haar war hellbraun mit goldenen Lichtern. Der Teint ihres ovalen Gesichtes mit den großen grauen Augen unter dichten schwarzen Wimpern und schön geschwungenen Augenbrauen war gleichmäßig blaß. Die Nase war klein und schmal, ihre Lippen waren weich und voll. Sie war etwas über mittelgroß und sehr schlank, mit bemerkenswert schönen Beinen. Kurz: sie hätte sich ihr Geld als Modell verdienen können, wenn sie nicht vom Ehrgeiz ihrer Eltern angesteckt gewesen wäre und deshalb beschlossen hatte, Medizin zu studieren.
Heute hatten sie die Ergebnisse des Abiturs mitgeteilt bekommen. Wie erwartet, war sie die Klassenbeste, und somit stand ihrer medizinischen Laufbahn nichts mehr im Wege.
Natürlich hatte Vinzenz das über seine Eltern erfahren, und jetzt wartete er mit einem Blumenstrauß auf eine Gelegenheit, ihr zu gratulieren.
»Achtung! Verehrer im Anmarsch!« flüsterte Luise und stieß sie nochmals an.
Sie konnte nicht länger vorgeben, ihn nicht zu bemerken! Also drehte sich Julia herausfordernd langsam um und lächelte herablassend.
Doch irgendwie wollte ihr das auf einmal nicht so recht gelingen. Hatte er immer schon so gut ausgesehen? Oder war das einfach, weil er älter wurde, aus dem unausgegorenen Teenageralter heraus gewachsen war? Er war auch weit größer, als sie ihn in Erinnerung hatte! Breitschultrig und langbeinig. Eigentlich eine tolle Figur. Dazu die widerspenstigen, fast schwarzen Haare, die ihm in die hohe Stirn fielen, das feste Kinn, der schöngeschnittene Mund… Nur die dunklen Augen unter den über der Nase zusammengewachsenen dichten Brauen hatten noch den gleichen vorsichtigen, fast schüchternen Blick.
»Hallo«, sagte er. Auch seine Stimme war angenehm und dunkel.
»Ich hörte von deinem Einser-Abi und daß du Medizin studieren willst. Vielleicht treffen wir uns mal. Ich bin allerdings schon im Praktikum Rechts der Isar. Aber wegen meiner Promotion besuche ich auch manchmal noch spezielle Vorlesungen.«
»Oh, wie interessant!« spöttelte Luise und kicherte.
Vinzenz wurde wahrhaftig rot! Jetzt lachten alle. Fast hatte Julia mit ihm Mitleid. Aber warum sah er auch nicht ein, daß sie sich nicht für ihn interessierte!
»Die Blumen«, sagte er und mußte sich räuspern. »Herzlichen Glückwunsch!« Damit drehte er sich um und ging eilig zu dem Seiteneingang, der in die Hausmeisterwohnung führte.
»Steck das Gemüse in die Tonne«, sagte Luise. »Der bildet sich sonst noch was ein.«
Julia sah die schönen Rosen an: von zartestem Rosa bis zu tiefem, samtigem Rot –, der Strauß hatte bestimmt sehr viel gekostet!
»Nein. Die armen Blumen! Die können sich doch nicht aussuchen, wer sie kauft. Und er hat es ja nett gemeint!« Sie roch an den Blüten. Sie dufteten ganz schwach. Sie sah Vinzenz nach. Er verschwand gerade hinter der Tür. Sie hatte sich nicht einmal bedankt. Das gehörte sich nicht. Sie mußte es irgendwann nachholen. Bestimmt ergab sich eine Gelegenheit dazu, wenn die anderen nicht um sie herumstanden und dumme Bemerkungen machten.
»Ich ahne, er gefällt dir doch!« hänselte Luise sie.
Julia lachte.
»Man könnte denken, daß du gern die Blumen von ihm bekommen hättest! Oder weshalb regt es dich so auf?« Jetzt hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.
»Quatsch!« protestierte Luise zornig und warf den blonden Zopf mit einer energischen Bewegung über die Schulter zurück.
»Den Eindruck habe ich schon lange!« rief Eva Ertl, die seit Jahren schon einen festen Freund hatte und deshalb in der Klasse auf Grund ihrer Erfahrung ein besonderes Ansehen genoß.
Jetzt zogen alle Luise auf, und Julia nutzte die Gelegenheit, sich zu verabschieden.
»Bis morgen! Wir müssen noch die Feier besprechen!« rief sie zurück und lief dann eilig die Straße hinunter, wo an dem großen Marktplatz das alte Haus ihrer Eltern stand.
*
Die Familie Berger war eine alteingesessene Bürgerfamilie. Ursprünglich Seifensieder, hatten ihre Großeltern eine Drogerie im Erdgeschoß des schönen Bürgerhauses eingerichtet, die ihre Eltern noch weiter ausbauten und modernisierten.
Sie hatten überlegt, ob ihre schöne, kluge Tochter, auf die sie so stolz waren, Pharmazie studieren sollte, damit man dann die Drogerie in eine Apotheke umwandeln konnte. Aber schließlich fand die ganze Familie, daß Medizin noch ›feiner‹ war!
Da würde sie beim Studium junge Männer aus wohlhabenden Arztfamilien kennenlernen. Oder vielleicht verliebte sich sogar ein Dozent oder Professor in sie.
Julia lachte und wehrte ab, wenn ihre Eltern, besonders die Mutter, mit solchen Ideen kamen. Aber – es blieb doch etwas hängen! Warum sollte sie nicht in bessere Kreise heiraten? Wenn sie die Mädchen anschaute, die aus solchen Familien kamen: sie waren weder klüger noch hübscher als sie! Ganz im Gegenteil. Und gutes Geld verdienten ihre Eltern mit der Drogerie ebenfalls.
Und deshalb erklärte sie ihren Schulfreundinnen auch immer wieder, wie lästig ihr die Verehrung des Hausmeistersohnes wäre. Auch wenn er zweifellos sehr gut aussah. Doch das gab sie kaum vor sich selber zu.
»Oh, die schönen Rosen! Von einem Verehrer?« fragte Kirsten Berger laut, als Julia mit dem Strauß den Verkaufsraum der Drogerie betrat. Prompt wendeten sich die Augen sämtlicher Kunden dem Mädchen zu.
»Mami!« protestierte sie etwas verlegen.
»Wer ist es denn?« wollte ihre Mutter wissen.
Julia schüttelte ärgerlich den Kopf. Vor allen Leuten mochte sie nicht sagen, daß es bloß der Hausmeistersohn war.
»Ich habe das beste Abitur der ganzen Klasse«, umging sie eine direkte Antwort und tat, als wäre der Strauß hierfür die Belohnung.
»Gratuliere! Herzlichen Glückwunsch! Da sind Sie aber stolz, Frau Berger!« riefen die Kunden. Man kannte sich in der kleinen Stadt, und