Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ange und die Pferde
Ange und die Pferde
Ange und die Pferde
eBook154 Seiten2 Stunden

Ange und die Pferde

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die junge Ange möchte unbedingt einmal Reitlehrerin werden, aber leider ist ihr Vater gegen diesen Wunsch. Trotzdem setzt Ange alles daran um sich ihren Traum zu erfüllen. Als sich Ange dann auch noch in den Reitlehrer Kornelius verliebt und ihm bei der Leitung seiner Reitschulde hilft, ist ihr Glück vollkommen. Mit vollem Elan und Tatendrang gelingt es dem jungen Paar die Reitschule bekannt zu machen und als Ange zum ersten Mal bei einem Reit- und Springturnier mitmachen kann, beginnt das Abenteuer erst richtig... - Eine hoffnungsvolle Geschichte über die Lieblichkeit des LebensLise Gast (geboren 1908 als Elisabeth Gast, gestorben 1988) war eine deutsche Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Sie absolvierte eine Ausbildung zur landwirtschaftlichen Lehrerin. 1933 heiratete sie Georg Richter. Aus der Ehe gingen 8 Kinder hervor. 1936 erschien ihr erstes Buch "Tapfere junge Susanne". Darauf folgen unzählige weitere Geschichten, die alle unter dem Pseudonym Lise Gast veröffentlicht wurden. Nach Ende des zweiten Weltkriegs floh Gast mit ihren Kindern nach Württemberg, wo sie sich vollkommen der Schriftstellerei widmete. Nachdem sie erfuhr, dass ihr Mann in der Tschechoslowakei in einem Kriegsgefangenenlager gestorben war, gründete sie 1955 einen Ponyhof und verwendete das Alltagsgeschehen auf diesem Hof als Inspiration für ihre Geschichten. Insgesamt verfasste Gast etwa 120 Bücher und war neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin auch als Kolumnistin aktiv.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum14. Apr. 2016
ISBN9788711508251
Ange und die Pferde

Mehr von Lise Gast lesen

Ähnlich wie Ange und die Pferde

Ähnliche E-Books

Moderne Geschichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ange und die Pferde

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ange und die Pferde - Lise Gast

    www.egmont.com

    Ange und die Pferde

    „Trrrr!"

    „Ange, es klingelt!"

    »Ich bin nicht da!"

    „Trrrr!"

    „Ange! So geh doch und mach auf!"

    „Herrje, ich kann jetzt nicht."

    „Ich auch nicht. Ich bin noch nicht mal halb fertig."

    „Trrrrrrrr ..."

    „Du, das sind bestimmt die ersten –"

    „Bloß nicht! Zum Fasching kommt niemand pünktlich, geschweige denn eher. Mein einer Stiefel geht nicht ans Bein, ich weiß nicht, woran das liegt. Und mein Zylinder ist weg!"

    Bava – eigentlich Barbara-Eva, Anges etwas ältere Schwester – stülpte die Perücke über und rannte selbst zur Flurtür. Zu acht Uhr war eingeladen, und jetzt war es zwanzig vor. Dann konnten es doch wahrhaftig noch keine Gäste sein!

    Doch! Natürlich waren es Eingeladene, zwei Freunde von Harm, dem ältesten der Geschwister, der schon studierte. Sie hatten den elektrischen Klingelknopf der Etagentür heruntergedrückt und ein Streichholz hineingeklemmt, und nun bekamen sie das nicht wieder heraus. Es schrillte gellend und ununterbrochen.

    „Seid ihr wahnsinnig?"

    „Ja, seit wir dich gesehen haben, o schönste aller Frauen!"

    Bava reagierte auf dieses erste Kompliment des Abends nicht, sondern rannte schweigend in die Wohnung zurück, stöberte im Handwerkskasten und erschien dann mit einer Zange am Tatort. Gleich darauf schwieg die Klingel.

    „Kommt rein, sagte Bava atemlos, „wir sind noch lange nicht fertig. Wie könnt ihr auch so zeitig kommen!

    „Wir wollen mit Harm zusammen die Bowle ansetzen", sagte der eine, der aussah wie ein Marsmensch. Er steckte in Papphülsen, die Metall vortäuschen sollten, und bewegte sich in der Manier eines schlecht geölten Roboters.

    „Wie der tanzen will, ist mir schleierhaft, dachte Bava. „Harm, los, wo steckst du? rief sie. „Eckart und Dieter sind da!"

    Damit verschwand sie aus dem Korridor, um sich im Schwesternzimmer fertig zu schminken. Dort traf sie auch Ange und Heide, das Nestküken, das mit seinen vierzehn Jahren den ersten richtigen Hausball erleben sollte und entsprechend aufgeregt war.

    Ange, die mittlere der Schwestern, größer als Bava, langbeinig und schulterschmal, mit ziemlich kurzgeschnittenem Haar, stand vor dem Spiegel und sah sich prüfend an.

    „Wie Fasching sehe ich eigentlich nicht aus", murmelte sie. Bava hob den Blick und sah sie an.

    „Nein, da hast du recht. Kannst du nicht ..."

    Ange trug Harms abgelegte schwarze Breecheshose, Reitstiefel, weißes Hemd und Zylinder. Sie sah hübsch und sauber, aber sehr sachlich und in keiner Weise dionysisch aus, wie Bava feststellte. Bava hatte schon das Abitur und studierte Philologie, sie mußte es wissen.

    „Was macht man denn da?" fragte Ange kleinlaut.

    „Paß auf. Bava wußte immer Rat. „Zieh das Hemd aus und meine Bluse an. Sie warf ihr ein weißes Etwas zu. Ange strahlte auf.

    Bava besaß eine Bluse, um die sie sie immer beneidet hatte: vorn richtiger, klassischer Hemdblusenschnitt, hinten rückenfrei bis auf den Hemdkragen. „Darf ich wirklich?" juchzte sie unterdrückt.

    „Na klar. Schnell, und auf den Rücken –"

    Bava stand hinter der Schwester und zückte den Lippenstift. „Halt still, sonst verwackelt es", mahnte sie und malte.

    „Was schmierst du mir denn da drauf?"

    „Einen Steigbügel. Wundervoll! Hier, guck dich an!"

    Ange nahm den Handspiegel und drehte und wand sich. Wirklich, jetzt wurde die Sache schon besser. „Und nun noch – paß auf!" Bava hatte ein paar bunte Papierschlangen ergriffen und wand sie um Anges Zylinder, so daß sie hinten herunterwehten.

    „Fertig. Großartig. Was meinst du, Heide?"

    „Ja wirklich! Und ich?"

    „Du bist süß, mein Küken, sagte Bava zärtlich, „mit Augenmaske erkennt dich keiner. Die Lebedame, wie sie leibt und lebt! Sie steckte der kleinen Schwester noch ein künstliches Sträußchen an die Schulter des urkomisch altmodischen Seidenkleides. „Du wirst uns alle abschießen mit deinem Kostüm."

    Eben donnerte es an die Tür. „Ja? Mach auf, das ist Roland."

    Er war es, der fünfte der Birkner-Geschwister. Sechzehn, ungeheuer groß – größer noch als Harm, was den cand. med. insgeheim ärgerte –, und noch mit der Tapsigkeit dieses Alters behaftet, stand er jetzt vor den Schwestern, etwas schüchtern, da er fürchtete, ausgelacht zu werden, gleichzeitig aber durch die Maskierung schon etwas kühn gemacht. „Kann ich so gehen?"

    Er trug zur weißen Rennfahrerkombination, an der die Reißverschlüsse glänzten, eine rote Lederkappe mit Autobrille. Dadurch wirkte er noch größer. Ange lachte.

    „Herrlich siehst du aus, zum Verlieben. Nimm dich in acht! Sie rannte an ihm vorbei in den Flur. „Mutti, Muttiiiii, wo steckst du denn? Mutti, kann ich wirklich so gehen?

    Frau Birkner stand in der Küche und verteidigte den Salat, der das kalte Büfett und damit die Grundlage für die Bowle abzugeben hatte, gegen den Marsmenschen, einen Zirkusdirektor und ihren eigenen Ältesten, der in einem weißen Kittel steckte und sich irgendwo im Krankenhaus requirierte Abhörschläuche in die Ohren gesteckt hatte. Um den Kopf trug er ein Stahlband mit dem Rachenspiegel, der ihm fortwährend über die Augen rutschte. „Bis er in der Bowle liegt! jammerte Frau Birkner. „Nein, den Salat gibt’s jetzt noch nicht, erst wenn alle da sind. Machen Sie sich dünne, Herr Doktor!

    „Nur kosten! Nur prüfen! Ich bin vom Staatlichen Gesundheitsamt und beauftragt, nachzuforschen, wieviel Prozent Nitrit sich ..."

    „Im Kartoffelsalat ist kein Nitrit, fuhr Ange empört dazwischen, „Hering ist da drin, wenn du’s wissen willst. Raus mit euch aus der Küche, da klingelt es schon wieder! Los, macht auf! Sie trieb die Männer hinaus. „Mutter, du kannst dich ruhig anziehen, ich mach’ das hier schon fertig." Sie hatte nach der Uhr gesehen. Frau Birkner tat das auch.

    „Ich weiß nicht, Ange, soll ich nicht doch lieber dableiben?"

    „Aber Mutti! Soll Vater vergeblich auf dich warten? Fix, ins gute Kleid und ab durch die Mitte!"

    Die „Kinder hatten Vater und Mutter gebeten, ihren Karneval allein feiern zu dürfen, und ihnen, um sie zu versöhnen, zwei Karten für eine Prachtaufführung der „Fledermaus spendiert. „Und hinterher geht ihr noch aus und trinkt einen, hört ihr? Oder zwei. Ihr sollt es doch auch lustig haben!"

    Frau Birkner gab nach. Sie lief ins Schlafzimmer und zog sich um. Natürlich durfte sie ihren Mann nicht versetzen. Ein Glück nur, daß er überhaupt drauf eingegangen war, an diesem Abend auszugehen. Sie hatte ihm zugeredet, soviel sie konnte.

    „Die Kinder sind jung, und Jugend will unter sich sein. Ich begrüße noch die Gäste, und spätestens halb zwölf sind wir zurück. Das genügt. Dann wird noch ein wenig weitergefeiert, und wir beide tanzen ein-, zweimal herum, du mit Bava und ich mit Harm", Mutter tanzte sehr gern. Herr Birkner sah sie mißtrauisch an.

    „Muß ich das?"

    „Du mußt nicht, aber du wirst bestimmt gern wollen, hatte sie das Gespräch geschickt und diplomatisch beendet, „und nun sag schon ja. Ich jedenfalls freu’ mich auf die ‚Fledermaus‘.

    Das tat sie wirklich, auch heute wieder, als sie sich in Windeseile umzog. Im Flur traf sie auf neu hereinströmende Gäste. Sie kannte und duzte alle Freunde ihrer Kinder. „Jaja, ich komme wieder. Ich bleibe euch nicht erspart! rief sie und entwand sich männlichen Armen, die sich kühn um sie zu schlingen versuchten. „Ihr wißt ja, daß ich gehe, da ist es leicht, mutig zu tun. Hinaus war sie. Die jungen Leute lachten.

    „Frau Birkner ist in Ordnung!"

    Das Motto dieses Faschingsabends hieß: „Du und ich in fünfzehn Jahren." Zwar fanden alle jugendlichen Gäste, daß sie nach Ablauf dieser unendlich langen Zeitspanne eigentlich schon uralt und sozusagen nicht mehr zu rechnen seien, aber man schwelgte trotzdem in Wunschträumen. Jeder hatte Berufspläne, die jetzt für ein paar Abendstunden Wahrheit werden sollten, und wenn es auch nur das Kostüm war.

    Zunächst aber stürzten sich Chirurgen und Marsreisende, Lebedamen und Nobelpreisträger auf den Heringssalat, denn die meisten von ihnen waren Studenten und demnach chronisch hungrig, zumal jetzt gegen Ende des Semesters. Ange und Bava schleppten noch zwei große Holzteller voll Anschovis- und Käsebrötchen heran – einen dritten ließen sie vorsichtshalber versteckt in der Speisekammer –, und Harm füllte die Bowlengläser. Ehe aber der erste Schluck getrunken war, klingelte es, und Ange stürzte zur Tür. Ihr war im selben Augenblick eingefallen, daß ja Margot, ihr „Blutsbruder" aus frühen Indianerspielen des Landlebens, noch fehlte. Richtig, sie war es.

    Und ihr Erscheinen erweckte allgemeines begeistertes Bravo. Denn sie hatte, uneitel, wie sie war, als einzige der Damen gewagt, nicht auf hübsch, sondern auf komisch zu kommen. Jungen taten das eher, Mädel fast nie, was ja begreiflich ist.

    Schon an sich nicht schlank, hatte sie die Breite ihrer Hüften noch übertrieben, „untermauert", wie sie sagte, ein bäuerliches Kleid darüber gezerrt und ihr rotbackiges Gesicht mit einem knallbunten Kopftuch eingerahmt. Bäuerin – wer wollte heutzutage wohl noch Bäuerin sein? Margot. Unter einem Arm trug sie eine lebendige Gans, unter dem andern – kein Wunder, daß alles brüllte – ein ebenso lebendiges Ferkel.

    „Deshalb komm’ ich ja so spät, japste sie, „das Ferkel ist mir in der Straßenbahn ausgerückt. So ein Ferkel! Klar, ich hatte es in einer Kiste, aber ein Mitfahrender wollte unbedingt reingucken, und da mußte ich auch noch nachzahlen!

    Margot stammte aus dem Dorf, in dem der Großvater der Birkner-Kinder, Muttis Vater, Arzt war. Dort hatte Ange drei unvergeßliche Jahre ihrer Kindheit verlebt. Aus einem sechswöchigen Aufenthalt war so eine lange Zeit geworden. Anlaß dazu war eine simple Grippe mit hartnäckigem Husten. Erfolg: eine solch wertbeständige Freundschaft wie die mit Margot und eine immerwährende, nicht auszukurierende Sehnsucht nach dem Land.

    Margot brachte sofort noch mehr Leben in die Bude. Sie ließ das Ferkel laufen und die Gans flattern. Allgemeines Gekreisch, das der Gäste aus Vergnügen, das der Gastgeber doch etwas erschrocken.

    „Gut, daß Vater nicht da ist." Sogar Ange war nicht ganz wohl in ihrer Haut. Alles aber erwies sich als halb so wild. Das Ferkel kam in die Badewanne, die mit Holzwolle gepolstert einen schönen Behelfsstall abgab, und die Gans –

    „Der hab’ ich eine Windelhose angezogen. Aus Billroth-Batist. Da kann nichts passieren, beruhigte Margot und schob sich an den Tisch heran, „wie ist das, kriegt man hier was zu futtern?

    Als die Eltern Birkner kurz nach Mitternacht heimkamen, lief das Fest auf hohen Touren. Der Plattenspieler dudelte, und im Jungenzimmer, zu diesem Zweck ausgeräumt und wild dekoriert, hopsten die Rock’n’Roll-Tänzer und -Tänzerinnen hin und her, daß man selbst Lust bekam, mitzumachen. Der Marsmensch hatte längst die unbequemen Umhüllungen abgeworfen und brachte der kleinen Lebedame, deren Backen ohne Schminke roter glühten als seine angemalte Nase, die ersten wichtigsten Tanzschritte bei. Ange und Margot hockten, in ein eifriges Geflüster vertieft, auf der Kinderbank im Flur. Die Bowle war noch nicht zur Hälfte ausgetrunken, man hatte anscheinend keine Zeit dazu. Auch geraucht wurde wenig, die meisten der jungen Leute waren entweder Sportler oder Nichtraucher von Natur oder aus Prinzip.

    Groß jedoch war das Beifallsgeheul, als Frau Birkner jetzt, rasch aus Mantel und Hut geschält, mit Kaffee und Kuchen aufwartete. Ange und Margot waren aufgesprungen und reichten Tassen und Teller herum. Im Nu hatte sich alles um die große Kanne versammelt. Da der Tisch hinausgeräumt war, balancierte man Tasse und Kuchen mehr oder weniger geschickt in den Händen.

    „Ihr Kuchen ist ein lyrisches Gedicht, versicherte der Zirkusdirektor und machte kugelrunde Augen, während er ein unwahrscheinlich großes Stück in den Mund verfrachtete. Er konnte trotzdem weitersprechen. „Ich werde ihn zeit meines Lebens rühmen und nie vergessen, Frau Birkner!

    Mutter lachte.

    „Bitte, Herr Birkner, Sie müssen auch eine Tasse trinken, bat Margot und lief, um eine zu holen, als sie Anges Vater etwas unschlüssig an der Tür zum Jungenzimmer entdeckte. Alle Türen standen offen, das Fest wogte durch alle Räume. „Und hier, ein Stück Bienenstich, bitte, versuchen Sie doch mal!

    „Einen Moment, ich möchte mir erst die Hände waschen." Vater Birkner verschwand hinter der Badezimmertür. Margot, plötzlich an ihr lebendiges Requisit denkend, ließ

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1