In die Hölle und zurück: Die großen Western 296
Von U.H. Wilken
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Ein Reiter kam über das von tausend Sommern gemarterte Grasland, das sich weit und flach bis zum dunstigblauen Horizont dehnte, an dem sich gewaltige Wolkenberge schneeweiß in den stahlblauen Himmel türmten. Heiß brannte die erbarmungslose Sonne hernieder, versengte die Gräser, die sich im Todeskampf mit der Dürre krümmten. Einsam und verlassen lag das Land vor dem Reiter. Die Hitze vertrieb Vögel und Präriehunde. Die Natur lag tot unter dem Himmel von Arizona. Da gab es keinen Strauch oder Baum, der Schatten spendete. Alles war weit, offen und flach. Die Hufe des Pferdes wirbelten eine Staubwolke auf, die noch viele Minuten in der windstillen Luft hing und wie eine lange Fahne hinter dem Reiter herzog. Jim Denver saß in vornübergebeugter Haltung im Sattel. Der Schweiß drang ihm durch das buntgestreifte Hemd und ließ es am Körper kleben. Mit einer müden Bewegung schob Jim den durchschwitzten Stetson in die Stirn, während seine rauchgrauen Augen halb geschlossen über das weite Land sahen. Jim ritt zurück nach seiner kleinen Ranch, zu seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Er hatte einen weiten Weg hinter sich – einen Weg, der ihm keinen Erfolg gebracht hatte. Er war ein großer, schlanker Mann – schweigsam und bedächtig. Aber immer, wenn er allein über das Grasland ritt und Kummer und Verdruß hatte, dann sprach er zu seinem Pferd, das ihm angespannt zuzuhören schien. So wie jetzt. Und Jim Denver murmelte: »Susy, wir haben kein Glück mehr. In diesem Land braucht man Glück. Wir haben keines. Du spürst diese Hitze, und du weißt auch, daß das Land nach Wasser schreit.
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Buchvorschau
In die Hölle und zurück - U.H. Wilken
Die großen Western
– 296 –
In die Hölle und zurück
U.H. Wilken
Ein Reiter kam über das von tausend Sommern gemarterte Grasland, das sich weit und flach bis zum dunstigblauen Horizont dehnte, an dem sich gewaltige Wolkenberge schneeweiß in den stahlblauen Himmel türmten. Heiß brannte die erbarmungslose Sonne hernieder, versengte die Gräser, die sich im Todeskampf mit der Dürre krümmten. Einsam und verlassen lag das Land vor dem Reiter. Die Hitze vertrieb Vögel und Präriehunde. Die Natur lag tot unter dem Himmel von Arizona. Da gab es keinen Strauch oder Baum, der Schatten spendete. Alles war weit, offen und flach.
Die Hufe des Pferdes wirbelten eine Staubwolke auf, die noch viele Minuten in der windstillen Luft hing und wie eine lange Fahne hinter dem Reiter herzog.
Jim Denver saß in vornübergebeugter Haltung im Sattel. Der Schweiß drang ihm durch das buntgestreifte Hemd und ließ es am Körper kleben. Mit einer müden Bewegung schob Jim den durchschwitzten Stetson in die Stirn, während seine rauchgrauen Augen halb geschlossen über das weite Land sahen.
Jim ritt zurück nach seiner kleinen Ranch, zu seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Er hatte einen weiten Weg hinter sich – einen Weg, der ihm keinen Erfolg gebracht hatte.
Er war ein großer, schlanker Mann – schweigsam und bedächtig. Aber immer, wenn er allein über das Grasland ritt und Kummer und Verdruß hatte, dann sprach er zu seinem Pferd, das ihm angespannt zuzuhören schien.
So wie jetzt.
Und Jim Denver murmelte: »Susy, wir haben kein Glück mehr. In diesem Land braucht man Glück. Wir haben keines. Du spürst diese Hitze, und du weißt auch, daß das Land nach Wasser schreit. Meine hundertzwei Rinder stehen mit stumpfen Augen vor dem ausgetrockneten Creek, und ich kann ihnen nicht helfen, weil ich nicht der Herrgott bin, Susy. Aber dreißig Meilen von uns ist noch Wasser – genug Wasser für achttausend Rinder. Aber dort lebt unser Nachbar, Buster Johns. Ich weiß nicht, warum er mich haßt. Vielleicht nur deshalb, weil ich zu klein bin und nur hundertundzwei Rinder habe. Vielleicht will er mich aber auch aus dem Lande haben, um seine Weide vergrößern zu können.
Ich habe kein Wasser mehr. Unsere Rinder drohen zu verdursten, zu verrecken. Aber er hat Wasser. Und doch gibt er mir nicht die Erlaubnis, meine Rinder an seinen Fluß zu treiben. Er sagt, daß es zweihundertfünfzig Dollars koste, und er weiß, daß ich das Geld nicht habe. Wenn ich es hätte, dann würde er fünfhundert Dollars verlangen.
Johns ist ein Lump. Er hat die größte Ranch hierzulande, er hat zweitausend Rinder und er hat Wasser. Dennoch ist er ein Lump.
Ich werde versuchen, in Contention bei der Bank ein Darlehen zu bekommen, um meine Rinder retten zu können. Sie halten es höchstens nur noch zwei Wochen aus, denn etwas saftig ist das Gras noch in meinem Tal. Aber dann werden sie sterben, wenn es keinen Regen gibt. Ich darf mich nicht auf den Regen verlassen. Ich muß das Geld beschaffen…«
Jim strich sich mit der Rechten über das schweißglänzende Gesicht und stöhnte leise. Um seinen Mund zuckte es leicht.
»Oh, Herrgott«, murmelte Jim, »wie soll ich jemals meinem Jungen die Sprache geben lassen? Wie soll ich jemals das Geld zusammen bekommen, um ihn im Osten operieren lassen zu können? Warum strafst Du dieses Land so sehr? Warum strafst Du meinen Jungen so sehr? Pfarrer Hanson in Contention sagt immer, daß Du Deine Güte über uns leuchten läßt. Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann. Denn unser Unglück ist groß, und unser Mut ist klein geworden.«
*
In einem flachen langen Tal lag seine Ranch. Eine kleine, bescheidene Ranch mit zwei Ställen, einem Corral und einem Wohnhaus, das einem Blockhaus ähnelte.
Auf der linken Talseite standen und lagen die hundert Rinder. Vor ihnen glänzten weißgewaschene Steine und gelblicher Sand. Der Creek führte kein Wasser mehr. Es war das Werk einer mörderischen Sonne.
Vor der Hütte, deren Eingang mit einem Überdach vor der Sonne geschützt wurde, erhob sich ein steingemauerter Brunnen, der tief unten noch Grundwasser spendete.
Als Jim ins Tal ritt, schob ein blonder Junge gerade einen Deckel über den Brunnen, damit die Hitze nicht in den Brunnenschacht eindringen konnte. Dann trug er den kleinen Wasserkrug vorsichtig ins Haus.
Jim lächelte ein wenig glücklich, als er es sah. Aber dann warfen die Sorgen ihre dunklen Schatten wieder über seine Gedanken.
Der Junge kam wieder aus der Hütte, legte die Hand über die Augen schirmte sie gegen die helle Sonne ab und erkannte seinen Vater. Er lief ihm entgegen.
Billy war ein kräftiger, gutentwickelter Junge. In dem frischen, sommersprossigen Gesicht leuchteten tiefblaue Augen. Der Junge war seit seiner Geburt stumm. Er war ein netter Kerl.
Als er neben seinem Vater war, lachte er lautlos, Jim stieg aus dem Sattel, und beide gingen Seite an Seite zum Blockhaus.
Eine Frau trat aus dem Haus. Sie strich mit den schlanken Händen, die die Spuren einer harten Arbeit trugen, über die Schürze. Sie war schlank, mittelgroß und eine herbe Schönheit. Ihre klugen Augen sahen Jim fragend an.
Er schüttelte langsam das Haupt.
»Nein, Judy er ließ sich nicht erweichen«, sagte er. »Er will zweihundertfünfzig Dollars dafür haben…«
»Wir haben doch das Geld nicht, Jim«, sagte sie leise.
»Nein, Judy, wir haben es nicht«, sagte er resigniert.
Die Frau legte den Arm auf die Schulter ihres Jungen und sah nach den Rindern hinüber.
»Siehst du eine Chance, Jim?« fragte sie schwach.
»Wir wollen ins Haus gehen, Frau«, murmelte er. »Billy – reib bitte Susy ab…«
Der Junge nickte, nahm das Tier am Zügel und zog es in den Stall. Jim und Judy gingen ins Haus.
Sie setzten sich an den rohgezimmerten Tisch, dessen Platte weißgescheuert war, und Jim sagte langsam: »Die einzige Chance, die wir haben, um die Rinder zu retten, ist, daß ich morgen nach Contention reite und bei Mister Harris vorspreche, ob er uns ein Darlehen geben kann.«
Die Frau schob den rechten Arm über die Tischplatte und legte die Hand auf die des Mannes.
»Jim, er muß es uns geben! Er weiß doch, wie hart und unmenschlich Buster Johns ist…!«
»Ja, Judy, er weiß es sicherlich. Morgen früh reite ich.«
Sie stand auf, ging an den Küchenschrank heran und zog eine Blechschüssel hervor.
»Ich hole dir etwas Wasser zum Waschen, Jim.«
Er nickte.
Sie ging hinaus.
Der Junge kam herein und stellte sich neben seinen Vater. Jim sah ihn an und nickte dann.
»Ich werde morgen nach Contention reiten, Billy. Du bleibst bei Mutter, damit sie nicht ohne Schutz ist. Die Apachen sollen wieder rebellisch geworden sein, hörte ich sagen. Es ist besser, wenn eine sichere Hand auf der Ranch bleibt…«
Billy nickte, er war stolz, daß sein Vater ihm so sehr vertraute, und Jim konnte es auch tun, denn sein Junge war ein erstklassiger und sicherer Schütze – beinahe so sicher wie sein Vater.
Judy kam wieder herein und stellte die Schüssel auf einen Hocker. Dabei sagte sie: »Während du dich wäscht, Jim, mache ich das Essen fertig.«
Er schnüffelte leicht mit der Nase: »Bohnen mit Speck, Judy?«
»Ja, Jim.«
»Das ist fein, Judy. Ich habe Hunger wie ein Wolf.«
*
Am frühen Morgen des nächsten Tages, als der Himmel im Osten sich gerade goldgelb färbte und die Luft noch kühl und frisch war, machte er sich auf den Weg nach Contention.
Er benutzte den leichten Buggy, vor dem Susy gespannt war, da er noch einige Lebensmittel im Town kaufen wollte. Drei Stunden später erreichte er die Stadt.
Contention war eine kleine Stadt mit einer Main Street, zwei Stores, drei Kneipen, einem Hotel, einer kleinen Kirche, einem Sheriff-Office und