Cork, noch mehr Mord
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Ursula Schmid-Spreer
Ursula Schmid-Spreerwar Lehrerin im Gesundheitsbereich, ist(Mit-)Herausgeberin von Krimianthologien und blickt auf zahlreiche Romane und Veröffentlichungen in Anthologien, Fernseh- und Literaturzeitschriften zurück.Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und beim BVjA.Seit vielen Jahren ist Ursula Schmid-Spreer Mitarbeiterin bei »The Tempest«, dem Online-Newsletter für Autoren.
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Buchvorschau
Cork, noch mehr Mord - Ursula Schmid-Spreer
Mallow.«
Es war einer dieser hektischen Tage gewesen, an denen man zwar arbeitete wie besessen, aber nichts vorwärtsging. Jeder wollte etwas von Erin Sullivan. Sie konnte es sich nicht erlauben, grantig zu sein oder gar ihren Launen nachzugeben. Im Gastgewerbe war man auf Gäste angewiesen. War man unfreundlich, kamen sie nicht mehr wieder – und das machte sich im Geldbeutel bemerkbar. Besonders schlimm war es an Samhain. Da schienen die Leute alle guten Manieren zu vergessen. Hinter der Maske von diversen Gnomen, schwarz gekleideten Hexen oder anderen Kostümen führten sie sich wild auf. Das hatte nichts mehr mit Abschrecken der Geister in einer Anderswelt zu tun. Das war einfach schlechtes Benehmen. Sie konnte von Glück reden, dass der Pub nicht demoliert worden war. Erin war nicht nur für sich alleine verantwortlich, sie beschäftigte fünf feste Mitarbeiter und einige Aushilfskräfte. Es war ein hartes Erbe, das der Vater ihr vermacht hatte. Mallow war ein kleiner Ort im Südwesten Irlands, rund 35 Kilometer nördlich der Stadt Cork. Wie gerne wäre sie damals in eine größere Stadt gegangen: vielleicht Dublin, oder auch nur nach Cork. Aber nein, sie musste in der Metzgerei helfen.
Ihre jüngere Schwester Donna nahm das Recht für sich in Anspruch, eine Künstlerin zu sein. Verhätschelt und verzärtelt, das war sie schon immer gewesen. Dads Liebling, während Erin schon früh in der Metzgerei und auch im Wirtshaus helfen musste. Donna durfte ihren Hobbys nachgehen. So kam es, dass sie bereits in der 4. Generation das Gasthaus »Green Flower« führte. Heute wollte Erin nur noch nach oben in ihre Privatwohnung gehen und sich ins Bett legen, ihre Ruhe haben und schlafen. Samhain hatte ihr mehr zu schaffen gemacht, als sie zugeben wollte. Bevor sie wegdämmerte, fielen ihr die Worte ihres ehemaligen Lehrers ein. Samhain markiert den keltischen Jahreskreis, den Beginn der dunklen Jahreszeit. Ende Oktober, Anfang November würde sich das Tor der anderen Welt öffnen. Ein neues Jahr würde beginnen. Da sich die Menschen vor bösen Wesen fürchteten, mussten diese vertrieben werden. Nur der Tod war in der Lage, neues Leben zu erschaffen. Erin drehte sich ächzend um. Warum musste immer so übertrieben werden? Eine als Hexe verkleidete Person war auf einmal in ihrer Küche gestanden und hatte sie erschreckt. Wütend war ihr Kellner John dazwischen getreten. Die verkleidete Person hatte er am Kragen gepackt und vor Erin hingeschubst. Die Hexe entpuppte sich als verkleideter Mann. Er trug eine grüne Plastikfolie und hatte sich Efeu um Haare, Kopf und Hals gewickelt.
»Ich habe ihn beim Klauen erwischt«, hatte John gemeint. »Ich rufe die Garda.«
Dagegen waren die Samhain-Bräuche ja direkt noch harmlos. Jetzt setzte sich Erin im Bett auf, ließ den Tag Revue passieren. Drei junge Mädchen hatten Apfelschalen über die Schulter geworfen. Aus der Form, wie die Schalen gefallen waren, wollten sie Anfangsbuchstaben erkennen. Das sollte wohl der neue Partner sein.
Normalerweise schaute sie immer noch bei ihrem Vater ins Zimmer, bevor sie schlafen ging, wenn sie unter dem Türspalt Licht sah. Der alte Herr hatte sich vollkommen ins Privatleben zurückgezogen. Solange er seine Zigarren rauchen konnte, täglich seine Sausages mit extra scharfem Senf bekam, war er friedlich. Heute war alles still. Erin überließ es ihrem Oberkellner John, die Kasse zu machen und abzuschließen. John war schon viele Jahre bei der Familie und zuverlässig.
»Morgen ist auch noch ein Tag, ich will jetzt einfach an nichts mehr denken müssen.«
Sie hatte sich ins Bett fallen lassen, die Nachttischlampe ausgeknipst und sich auf ihre Einschlafseite gerollt. »Sausages gehen aus, die muss ich morgen gleich als Erstes ordern, das darf ich nicht vergessen«, waren neben dem Samhain ihre letzten Gedanken, bevor sie sich dem wohligen Gefühl des Einschlafens hingab.
Es war noch dunkel, als sie aufwachte. Ihre Zunge fühlte sich pelzig an und sie spürte, dass sie zur Toilette musste. Barfuß tapste sie in Richtung Bad, ohne Licht anzumachen. Schlaftrunken ging sie weiter in den Gastraum, um sich eine Flasche Wasser zu holen. Nur das schwache Licht einer Laterne leuchtete in das Lokal. Erins Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Es roch seltsam.
Sie wollte gerade einen großen Schluck aus der Wasserflasche nehmen, machte aber einen Satz auf die Seite. Vor ihr stand jemand, den Rücken gekrümmt, das Gesicht nach unten gebeugt. Mit einem erneuten Satz rückwärts schrie sie vor Schreck auf. Was war hier los? Es kostete sie Überwindung, das Licht anzuknipsen. Ein Mann war da – in gebückter Haltung. Das Gesicht lag auf dem Rost.
Hellwach war Erin nun. Nicht zum ersten Mal beglückwünschte sie sich, dass sie auf einem stationären Telefon beharrt hatte. Wie oft kam es vor, dass sie ihr Mobiltelefon irgendwo hinlegte und es dann nicht gleich fand. In der Gaststube sollte so etwas nicht vorkommen. Man musste immer wieder mal telefonieren, ein Taxi oder den Krankenwagen rufen oder die Garda – so wie jetzt.
Der Kommissar wirkte trotz der frühen Stunde – drei Uhr – hellwach. »McCarty« hatte er sich kurz vorgestellt, ohne Titel, ohne Schnörkel, nur »Wo ist die Leiche?«
Innerhalb kürzester Zeit wimmelte es von Menschen in weißen Overalls, die gewichtig Spuren sammelten.
Erin war fassungslos. Sie identifizierte den Toten als ihren Oberkellner John Walter. Er war mit aller Gewalt auf den heißen Rost gedrückt worden. Längsrillen hatten sich tief in sein Gesicht eingebrannt. Auch die Hände waren schwarz, gerade so, als hätte sich John am Gitterrost festgekrallt. Zu seinen Füßen lag eine Stahlbürste.
»Wahrscheinlich wollte er den Grill noch sauber machen. Ich habe das nicht mehr geschafft. Ich fasse es nicht. Wer kann so etwas getan haben? Hat es vielleicht mir gegolten?«
»Wie kommen Sie darauf, Mrs. Sullivan?«
»Ich habe heute früher Schluss gemacht, weil ich so kaputt war, Samhain hat mich geschafft. Ich habe John gebeten, den Rost zu reinigen und die Kasse abzurechnen. Er war damit auch für das Zusperren des Ladens verantwortlich. Ich mache das sonst normalerweise. Vielleicht wollte jemand die Kasse klauen oder mich …?« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
McCarty winkte einem jungen Mann. Leise sprach er, sodass Erin nichts verstand.
Er wandte sich wieder Erin zu: »Das können wir ausschließen. Die Tasche mit den Einnahmen ist gefunden worden. Hm, erzählen Sie mir etwas über Ihren Oberkellner.«
»Er war sehr zuverlässig. Meine rechte Hand. Er hat bei meinem Vater in der Metzgerei gelernt.«
»Er wusste also, wie man Ihre berühmten Sausages macht«, fiel McCarty schmunzelnd ein.
»Stimmt, die meisten Zutaten kannte er, aber alles wusste er auch nicht. Mein Vater war da sehr vorsichtig. Ich bin mir aber sicher, dass John unser Geheimrezept nie verraten würde. Es ist Tradition in unserem Haus, dass die Rezeptur in der Familie bleibt. Und John war so etwas wie ein Familienmitglied für uns.«
Als der Kommissar die Augenbraue hochzog, fuhr Erin fort.
»John wurde uns vor Jahrzehnten schon von einer staatlichen Einrichtung empfohlen. Er hat seine Jugend dort verbracht. Seine Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Aber spielt das eine Rolle?«, fragte sie gereizt.
»Aber natürlich! Wir müssen so viel wie möglich über das Opfer erfahren. Oft lässt sich daraus ein Motiv ableiten. Erzählen Sie weiter.«
»Nun, er hat sich gut angestellt, war pünktlich und zuverlässig. Mein Vater war sehr von ihm angetan. Er war ja erst 14 und man konnte ihn leicht lenken. Er wurde so etwas wie sein Ziehsohn, nachdem mein Vater nur Töchter hat.«
»Höre ich da einen leichten Unterton heraus? Warum arbeitet Mr. Walter nicht mehr in der Metzgerei?«
»Er wollte mal was anderes machen, kann ich auch verstehen.«
»Und da hat er den Oberkellner für Sie gemacht. Hat er das gelernt?«
»Nein, er kann gut mit Zahlen umgehen und hat Charme den Gästen gegenüber. Ich meine ›hatte‹ Charme.« Erin brach ab und schniefte in das Taschentuch, das ihr der Kommissar hinhielt.
»Ich kann es Ihnen leider nicht ersparen, aber Sie müssten morgen in die Pathologie kommen, um noch einige Formalitäten zu erledigen. Bis dahin wissen wir auch, wie er gestorben ist, denn auf dem Rost ist er sicher nicht zu Tode gekommen. Ihren Vater und ihre Schwester hätte ich auch gerne gesprochen. Richten Sie den beiden doch bitte aus, dass sie ebenfalls morgen ins Kommissariat kommen sollen.«
Erin nickte. An Schlaf war natürlich nicht mehr zu denken. Sie musste es ihrem Vater sagen, am besten gleich. Der alte Herr schlief sowieso nicht mehr, sie hatte ihn an der oberen Treppe gesehen. Bei dem Lärm, den die Leute von der Spurensicherung gemacht hatten, wäre selbst ein Stein aufgewacht.
So ging Erin schwer atmend die Treppen hoch, klopfte kurz am Zimmer ihrer Schwester, wartete ein »Herein« erst gar nicht ab und öffnete mit Schwung die Tür.
»Steh auf, Schwester, und tu nicht so, als wenn du tief schlafen würdest. Du hast alles ganz genau mitbekommen.«
Ein rot gefärbter Lockenkopf kam unter der Bettdecke hervor. »Das war ja auch nicht zu überhören.«
»Und du bist kein bisschen neugierig, was vorgefallen ist? Das passt gar nicht zu dir«, sagte Erin spöttisch. »Dein heiß geliebter John lag mit dem Gesicht zuerst auf dem Rost. Das hat verdammt hässlich ausgesehen, das kann ich dir sagen.«
Ein Wehlaut erklang. »John!«
»Ja, tu nicht so scheinheilig. John ist tot, mausetot, und jetzt?«
»Wie kannst du nur so herzlos sein, du eifersüchtige Schlange. Mich hat er geliebt, nicht dich!«
»Das meinst auch nur du! Jedem Rock hat er hinterhergesehen, auf seine Sausagemasche sind alle reingefallen. ›Ich kenne das Geheimrezept der Sullivan Sausage‹«, äffte Erin ihn nach, »und dann hat er sich mit den Weibern verabredet. Und da, das kannst du mir glauben, haben sie sich bestimmt nicht über unsere Wurst unterhalten. Meine gute Kinderstube verbietet mir zu sagen, was er mit dem Würstchen …«
»Schweig!«, hörten sie eine herrische Stimme von der Tür her. »Wenn ich gewusst hätte, dass meine beiden Töchter nichts anderes zu tun haben, als sich über John zu zerfetzen, hätte ich schon früher eingegriffen.«
Beide Damen schwiegen betreten. Mit zerzaustem Haar, in langen Unterhosen und einem T-Shirt bekleidet, stand der alte Sullivan im Zimmer seiner jüngeren Tochter Donna.
»Versucht noch etwas zu schlafen, wir müssen morgen zur Garda und da brauchen wir unsere Kraft«, wandte sich Erin an Vater und Schwester.
Erin und Donna waren sich nur äußerlich ähnlich. Sie waren vom Wesen her grundverschieden. Erin bodenständig, Donna mehr der künstlerische Typ. Ian McCarty, Hauptkommissar bei der Garda County Cork, erkannte das auf den ersten Blick. Der alte Herr an ihrer Seite wirkte zwar gebrechlich, aber sein rotes Gesicht ließ viel Willenskraft erkennen. McCarty wies mit der geöffneten Hand auf die Besucherstühle in seinem Büro und bat die drei, Platz zu nehmen.
»Mr. John Walter ist stranguliert worden, während er wahrscheinlich gerade den Gitterrost reinigte. Unter seinen Fingernägeln befanden sich Seifenlauge und Partikel eines Putzschwämmchens, das mit Eisenspänen versetzt war. Er trug keine Handschuhe.«
Ian beobachtete fasziniert das Mienenspiel der Anwesenden. Es reichte von Bestürzung über Trauer zu Unbeweglichkeit.
»Können Sie mir etwas dazu sagen? Haben Sie etwas gehört?«
Alle drei schüttelten den Kopf.
»Nun gut, dann darf ich Sie bitten, meiner Kollegin zu folgen, um den Toten endgültig zu identifizieren. Kein schöner Anblick; er ist mit dem Kopf auf den heißen Gitterrost gedrückt worden. Bitte halten Sie sich zu meiner Verfügung, falls ich noch Fragen habe.«
»Du lässt sie einfach gehen?« Ians Partner und Kollege schüttelte den Kopf. Er hatte vom Nebenzimmer aus alles gehört und konnte die Familie Sullivan ausgiebig beobachten.
»Ich will sie ein bisschen schmoren lassen, vielleicht auch in Sicherheit wiegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Samhain nichts damit zu tun hat. Ich glaube auch nicht, dass John das Zufallsopfer einer verkleideten Hexe war. Einer von den drei Sullivans wars, da bin ich mir sicher. Es ist niemand von außen reingekommen und hat diesen Oberkellner umgebracht.«
»Er hatte doch viele Frauengeschichten. Vielleicht hat er nicht einmal vor verheirateten Frauen haltgemacht?«, warf der Assistent ein.
»Das schaut mir eher nach einer Affekttat aus«, ließ sich Ian nicht aus dem Konzept bringen. »Der Zeitpunkt war wohl