Sehnsüchtige Träume am Mittelmeer
Von Marion Lennox
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Über dieses E-Book
Als Nanny, Ersatzmutter und beste Freundin gilt Elsas ganze Zuneigung der kleinen Kronprinzessin Zoe. Nur wenn Elsa einsam durch die üppigen Palastgärten streift, träumt sie von einer anderen Art Liebe. Der Liebe zu einem Mann, ihrem Märchenprinzen. Leider zeigt Prinz Stefanos, der als Arzt in New York praktiziert, wenig Interesse, auf die Mittelmeerinsel zurückzukehren. Aber Elsa lässt nicht locker. Denn keiner weiß besser als sie, wie dringend der Regent in seinem Königreich gebraucht wird: von seinem Volk, der elternlosen Zoe - und ganz besonders von ihr …
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Sehnsüchtige Träume am Mittelmeer - Marion Lennox
IMPRESSUM
ROMANA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.
© 2009 by Marion Lennox
Originaltitel: „Crowned: The Palace Nanny"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: ROMANA
Band 1864 (22/2) 2010 by CORA Verlag GmbH & Co KG, Hamburg
Übersetzung: Andrea Zapf
Fotos: Corbis
Veröffentlicht im ePub Format im 10/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
ISBN-13: 978-3-86295-078-2
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
ROMANA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY
www.cora.de
Marion Lennox
Sehnsüchtige Träume am Mittelmeer
1. KAPITEL
Nach einem schweren Autounfall vor vier Jahren verschwand Dr. Elsa Langham von der Bildfläche. An ihre Stelle trat Elsa Murdoch.
Die Einladung lag schon den ganzen Tag auf dem Tisch. Eine quälende Erinnerung an ihr früheres Leben.
Die Internationale Korallen-Gesellschaft bittet Dr. Elsa Langham, Expertin für Weichkorallen (Alcyonacea), ihren Vortrag für das diesjährige Symposium in Hawaii einzureichen.
Offensichtlich hatten die Veranstalter der Konferenz noch nicht mitbekommen, dass Elsa in eine neue Rolle geschlüpft war. Im Nebenraum schlief die achtjährige Zoe. Das Mädchen war komplett auf sie angewiesen, und Elsa fühlte sich überhaupt nicht mehr wie eine führende Wissenschaftlerin.
Sie las die Einladung ein letztes Mal durch, seufzte und warf sie in den Papierkorb.
„Keine Ahnung, warum man mich immer noch einlädt, vertraute sie der mageren schwarzen Katze an, die unter ihrem Stuhl gesessen hatte und nun hervorkam und um ihre Beine strich. „Ich bin Elsa Murdoch, die Mutter von Zoe. Ich beschäftige mich gelegentlich mit Seesternen, um das wissenschaftliche Arbeiten nicht völlig zu verlernen, und jetzt muss ich meine Katzen füttern.
Sie stand auf und trug eine Schüssel mit Katzenfutter hinter das Haus. Die kleine Katze folgte ihr argwöhnisch, zögerte kurz, ließ sich dann aber doch von dem verlockenden Geruch verführen.
Vier weitere Katzen warteten bereits. Wie jeden Abend erklärte Elsa ihnen beim Füttern die Regeln, die sie aufgestellt hatte. Als sie mit dem Fressen fertig waren, sperrte sie die Tiere für die Nacht ein. Die Katzen kannten die Prozedur, mochten sie aber nicht und warfen ihr vorwurfsvolle Blicke zu.
„Morgen früh kommt ihr wieder raus, erklärte sie abschließend. „Zumindest tagsüber könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt.
Und ich auch, dachte sie. Sie konnte mit Zoe an den Strand gehen. Sie konnte Seesterne beobachten. Sie konnte Elsa Murdoch sein.
Und wenn nicht ein Wunder geschah, würde es ewig so weitergehen. Sie blickte zum Nachthimmel auf. Ich brauche nicht wirklich ein Wunder, versuchte sie sich aufzumuntern. Ich liebe Zoe, die Seesterne sind nicht uninteressant, und ich kann mich glücklich schätzen, am Leben zu sein. Dennoch könnte ein bisschen Magie in meinem Leben nicht schaden. Wenn doch nur eine kleine Koralle in der Bucht auftauchte. Oder ein Märchenprinz mit seinem Zauberstab meine Schulden und Zoes Narben zum Verschwinden brächte.
Genug. Die Katzen interessierten sich nicht für ihre Träume. Und auch sonst keiner. Mit einem traurigen Lächeln drehte Elsa den missmutigen Tieren den Rücken zu und ging zurück ins Haus. Ein verstopfter Abfluss musste gereinigt werden.
Märchenprinzen ließen sich nie blicken, wenn man sie am meisten brauchte.
Der kleine Junge würde überleben.
Prinz Stefanos Antoniadis – Dr. Steve, wie seine Patienten ihn nannten – verließ den Operationssaal erschöpft, aber triumphierend. Er hatte es geschafft.
Die Mutter des Jungen sprach kein Englisch. Sie sah mitgenommen aus, doch sie schloss Stefanos mit einem Lächeln, das sämtliche Sprachbarrieren überwand, in die Arme. Und als er die dankbare Frau an sich drückte, spürte Stefanos, wie sich seine Müdigkeit verflüchtigte.
Er fühlte sich großartig.
Auf dem Weg in den Umkleideraum hätte er am liebsten die Faust in die Luft gereckt.
Dann fiel es ihm schlagartig wieder ein. Es gab keinen Grund zum Feiern. Er saß in der Patsche.
Vor zwei Monaten war König Giorgos von den Diamanteninseln ohne einen Erben gestorben. Stefanos’ Cousin Christos stand in der Thronfolge der Mittelmeerinsel Khryseis an erster Stelle. Einziges Problem: Christos war unauffindbar. Und noch schlimmer, falls Christos verschwunden blieb, würde die Regierungsgewalt auf Stefanos übergehen. Ein Albtraum für einen erfolgreichen Neurochirurgen.
In seiner Verzweiflung hatte Stefanos Nachforschungen anstellen lassen. Dass der Mann, den er beauftragt hatte, Christos zu finden, nun persönlich vor ihm stand, konnte nichts Gutes bedeuten.
Stefanos streckte dem Freund die Hand entgegen. „Was gibt’s Neues?"
„Was dich persönlich betrifft? Sein Freund, der in diplomatischen Kreisen verkehrte und für die Suche nach dem Verschwundenen bestens geeignet war, schüttelte ihm die Hand. „Du kannst aufatmen. Du bist nicht Giorgos’ Nachfolger.
„Nicht!" Überwältigt vor Erleichterung atmete Stefanos tief durch.
Seit nahezu zwanzig Jahren lebte er in den Vereinigten Staaten, wo er nach Abschluss der Schule sein Medizinstudium aufgenommen hatte. Seine Heimatinsel im Mittelmeer erschien ihm endlos weit weg. „Dann hast du Christos also gefunden?"
„Sozusagen." Etwas im Gesicht seines Gegenübers ließ Stefanos’ Freude verfliegen.
„Christos lebt nicht mehr, fuhr der Freund leise fort. „Er kam vor vier Jahren in Australien bei einem Autounfall ums Leben.
„Er ist tot? Stefanos erstarrte. „Christos? Mein Cousin? Was ist geschehen?
„Du weißt, dass er die Insel kurz nach dir verlassen hat. Anscheinend ist er mit seiner Mutter nach Australien ausgewandert. Sie haben alle Brücken hinter sich abgebrochen. Seine Mutter ist kurz nach der Beerdigung ihres Sohnes leider auch verstorben."
„Großer Gott!"
„Das sind die schlimmsten Nachrichten, fuhr sein Freund fort. „Aber das ist noch nicht alles. Christos hatte ein Kind.
„Ein Kind!", wiederholte Stefanos wie betäubt.
„Ein kleines Mädchen. Seine Mutter, Christos’ Frau, kam bei dem Unfall ebenfalls um. Das Mädchen hat überlebt. Es ist inzwischen acht Jahre alt."
Schweigend blickte Stefanos an seinem Freund vorbei ins Leere.
Ein Kind.
„Sie heißt Zoe. Sie lebt nach wie vor in Australien und wird von einer Frau namens Elsa Murdoch betreut. Aber Steve …"
„Ja?" Er wusste, was nun kommen würde.
„Das Mädchen wird zwar einmal den Fürstentitel erben. Doch bis dahin bist du Prinzregent von Khryseis."
Stefanos schwieg. Die Erschütterung ging zu tief. Seine Forschungsarbeit, die neue Operationstechnik, die er entwickelt hatte, seine Karriere … Vor ihm tat sich ein Abgrund auf.
„Ich habe Erkundigungen über die Verfassung der Insel eingeholt, erläuterte sein Freund. „Bis zu Zoes fünfundzwanzigstem Geburtstag trägst du die Verantwortung für sie und die Regierungsgeschäfte. Soll ich dir die Adresse von diesem Kindermädchen Elsa besorgen?
2. KAPITEL
Ein Märchenprinz stand an Elsas Strand.
Das türkisblaue Meer glitzerte im hellen Sonnenlicht. Seit Monaten hatte sich das Wasser bei Ebbe nicht mehr so weit zurückgezogen. Geblieben waren unzählige Gezeitentümpel, die nur so vor Kleinstlebewesen wimmelten.
Sie waren weit hinausgeschwommen, bis zu der Boje, die anzeigte, dass der Meeresboden an dieser Stelle steil abfiel. Eine Schule Delfine hatte ihnen neugierig dabei zugesehen, wie sie nach Seesternen getaucht waren. Später hatten Elsa und Zoe sich träge im flachen Wasser treiben lassen. Nichts linderte den Schmerz in Elsas Hüfte besser, als wenn sie sich in Rückenlage von den Wellen tragen ließ. Anschließend hatten sie sich Kronen aus Seegras gebastelt, und nun marschierten Königin Elsa und ihre Hofdame Zoe über den Strand zurück zum Haus. Es war Zeit fürs Essen und einen Mittagsschlaf.
Dann sahen sie den Prinzen. Er hatte keine Seegraskrone auf dem Kopf.
Einen Moment lang glaubte Elsa, sich zu lange in der Sonne aufgehalten zu haben. Der Mann sah wirklich aus, als wäre er Zoes Märchenbuch entstiegen. Er trug eine perfekt sitzende schwarze Uniform mit purpurroten Schulterklappen, Litzen und Orden. Die Jacke und die obersten Hemdknöpfe unter der gelockerten Krawatte standen offen, was ihn erstaunlicherweise nur noch fürstlicher wirken ließ.
Ein Prinz, der sich lässig gab?
Mit einer raschen Bewegung nahm sie sich den selbst gebastelten Kopfschmuck ab und registrierte verwundert, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
Zoes Vater hatte in ständiger Furcht vor dem König seiner Inselheimat gelebt. Doch die Berichte von schlimmen Ereignissen, die sie aus Christos’ Mund kannte, waren Elsa immer übertrieben vorgekommen.
„Sieh mal", sagte Zoe verwirrt und griff nach ihrer Hand. Ob sie sich ebenfalls noch an die Erzählungen ihres Vaters erinnerte?
Vielleicht genügte aber auch der Anblick eines Mannes in Uniform, um sie zu erschrecken.
„Ja, ich habe ihn gesehen, erwiderte Elsa. „Glaubst du, er ist aus deinem Dornröschenbuch abgehauen?
Zoe kicherte.
Gut, dachte Elsa. Ich werde nicht zulassen, dass jemand dem Kind Angst einjagt.
„Vielleicht will er zu uns. Vielleicht kommt er von Khryseis." Zoes Stimme hatte einen leicht besorgten Unterton angenommen.
„Möglich." Keiner von ihnen kannte die Heimatinsel von Zoes verstorbenem Vater, die, soweit Elsa sich erinnerte, von einem korrupten König regiert wurde.
Und dieser Mann? War er der Prinz? Er kam ihnen nun quer über den Strand entgegen. Groß, tief gebräunt und umwerfend attraktiv. Elsa blieb stehen und drückte Zoes Hand, um sie zu beruhigen.
Jeder andere hätte in der gleichen Situation lächerlich gewirkt. Nicht so der Fremde. Maskulin, mit markanten Zügen und dunklen Augen, die nichts preisgaben, machte er einen würdevollen und gebieterischen Eindruck.
Und dann lächelte er. Elsa grub die Zehen in den Sand. Ein leichter Schwindel überfiel sie. Beherrsch dich! Halt deine Hormone im Zaum!
Sie rang sich ein dünnes Lächeln ab. Seines hingegen wirkte aufrichtig. Dann blickte er zu Zoe hinab, und das Lächeln erstarb. Elsa war darauf gefasst. Jeder, der Zoe zum ersten Mal sah, reagierte so.
Instinktiv zog sie das Mädchen näher an sich heran und wartete auf den üblichen erschrockenen Ausruf. Sie konnte es dem Kind nicht ersparen. Ihre eigenen Narben waren nicht auf den ersten Blick erkennbar, doch Zoes sprangen direkt ins Auge.
Doch die erwartete Reaktion blieb aus. „Zoe. Die Stimme des Mannes klang warm und herzlich. „Du musst Zoe sein. Du bist deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
Elsa wusste ebenso wenig wie Zoe, was sie darauf sagen sollte. Sie standen in der gleißenden Sonne, während Elsa versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie fühlte sich dumm, fehl am Platz. Völlig zu Unrecht. Sie befanden sich an einem australischen Strand, und wenn hier jemand nicht hinpasste, dann war es der Fremde in seiner Uniform.
„Es tut mir leid", sagte er, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Ich weiß, ich sehe sonderbar aus. Ich musste ein paar Gefälligkeiten einfordern, um Sie zu finden. Im Gegenzug wurde von mir erwartet, dass ich bei meiner Ankunft an einem Empfang teilnehme. Leider hat die Presse herausgefunden, in welchem Hotel ich abgestiegen bin. Hätte ich mich nach dem Empfang dort blicken lassen, um mich umzuziehen, wäre man mir hierher