Sanfte Hände auf nackter Haut
Von Judy Duarte
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Über dieses E-Book
Verbotene Gefühle! Sich leidenschaftlich in einen Patienten zu verlieben, ist komplett unprofessionell, weiß Schwester Leah. Aber sie kann nicht anders. Javier Mendoza ist einfach ihr Traummann. Und gegen ihr Herzklopfen in seiner Nähe hilft nur eins …
Judy Duarte
Judy liebte es schon immer Liebesromane zu lesen, dachte aber nie daran selbst welche zu verfassen. „Englisch war das Fach in der Schule, was ich am wenigsten mochte, eine Geschichtenerzählerin war ich trotzdem immer gewesen,“ gesteht sie. Als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, wagte Judy den Schritt zurück auf die Schulbank und machte einen Abschluss an der Universität von Kalifornien in Irvine in Sozialökonomie. Die neue Richtung in ihrem Leben, ließ ihre Zuversicht anwachsen. Diese würde noch größer werden, wenn „der Richtige“ in ihr Leben treten würde. Zielstrebig darauf bedacht ihrer Liebe dem Schreiben nachzugehen, wurde Judy teil der Romance Writers of America und lernte ihre beiden Mitstreiter kennen. Das Trio arbeitet seitdem eng zusammen und spornt sich immer wider aufs Neue gegenseitig an. Judy greift gerne gewöhnliche Figuren auf und konfrontiert sie mit überwältigenden emotionalen Situationen, um deren Charakter wachsen zu lassen. „Es ist spannend, eigensinnige und verletzliche Charaktere mit der Zeit begreifen zu lassen, dass es immer einen Ausweg gibt,“ Judy weiter, „wenn sie dann ihre Möglichkeiten erkennen sind sie nicht mehr aufzuhalten.“ Ihr erstes Buch Cowboy Courage, wurde an die Silhouette Special Edition line verkauft. Es scheint, dass sie ihre Nische dort gefunden hat. „Ich verdanke den Großteil meines Erfolgs meinen ärgsten Kritikern und Unterstützern Crystal Green und Sheri WhiteFeather, die ebenfalls für Silhouette schreiben“, sagt sie. An den Tagen, an denen ein dickköpfiger Held und eine eigensinnige Heldin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit einfordern, sind sie und ihre Familie dankbar für Fast Food, Pizzaservice, und Videospiele. Ansonsten genießt sie es zu reisen, romantische Abende mit ihrem geliebten Helden zu verbringen und mit ihren Kindern Brettspiele zu spielen.
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Buchvorschau
Sanfte Hände auf nackter Haut - Judy Duarte
IMPRESSUM
Sanfte Hände auf nackter Haut erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2012 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Mendoza’s Miracle"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 331 - 2013 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Ursula Drukarczyk
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733776329
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Javier Mendoza hatte sich seiner Familie gegenüber gerade sehr gereizt und unwirsch gezeigt, aber im Grunde wollte er einfach nur allein sein.
Als sie seinen Wink endlich verstanden und sein Krankenhauszimmer verlassen hatte, fühlte er sich zunächst erleichtert. Doch dann hörte er, wie sie draußen vor der Tür zu flüstern begannen.
„Vielleicht sollten wir einen Psychologen hinzuziehen", sagte sein Vater.
Luis Mendoza glaubte anscheinend, leise genug gesprochen zu haben, doch Javier war nicht taub.
Er warf Leah Roberts, die noch am Fußende seines Bettes stand, einen genervten Blick zu. Leah war seine Krankenschwester und Retterin in der Not. Verständnisvoll sah sie ihn an.
„Sie meinen es nur gut", beschwichtigte Leah ihn so leise, dass es die Familie draußen auf dem Flur nicht hören konnte.
Natürlich hatte sie recht. Als er auf der Intensivstation gelegen hatte, hatten sein Vater und seine Geschwister nächtelang für ihn gebetet. Nun, da es ihm besser ging und er auf die normale Krankenstation verlegt worden war, besuchten sie ihn regelmäßig. Er war ihnen dankbar für ihre Liebe und Fürsorge, aber er hatte keine psychischen Probleme, sondern wollte nur so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen.
Zwei Monate zuvor war ein gewaltiger Tornado über Red Rock hinweggefegt und hatte im Bruchteil einer Sekunde Javiers Leben komplett auf den Kopf gestellt.
Alles, was er über jenen schicksalsträchtigen Tag und die darauffolgenden fünf Wochen wusste, war das, was man ihm erzählt oder was er in den alten Zeitungen gelesen hatte, die Leah ihm mitgebracht hatte.
Er konnte sich an so gut wie nichts erinnern, was an jenem Dezembertag nach der Hochzeit seines Bruders Marcos mit Wendy Fortune geschehen war. Beide Familien hatten zusammen gefeiert. Weil die aus Atlanta stammenden Fortunes anschließend zu einer Silvesterparty nach Hause zurückfliegen wollten, waren sie mit mehreren Wagen zum Flughafen aufgebrochen. Javier hatte am Steuer eines der Autos gesessen.
Doch urplötzlich war der Wind stark aufgefrischt. Dunkle Wolken türmten sich drohend vor ihnen auf. Die Reisenden hofften, noch vor dem Sturm abfliegen zu können.
Doch dann geschah das Unglück. Wie aus dem Nichts bildete sich vor ihren Augen ein Tornado. Er wirbelte die Wagen wie Spielzeugautos durcheinander. Mehrere Menschen wurden getötet und etliche verletzt.
Javier gehörte zu den „glücklichen" Überlebenden, wie mehrere Ärzte ihm versicherten. Doch er war so schwer verletzt, dass es Wochen dauerte, bis man wusste, ob er durchkommen würde. Über einen Monat hatte er im künstlichen Koma gelegen und erst im Februar das Bewusstsein wiedererlangt.
Seine Familie und die vielen Spezialisten, die ihn behandelt hatten, waren überaus erleichtert, dass sein Gehirn das Unglück offenbar vollkommen unbeschadet überstanden hatte, auch wenn er in den ersten Tagen nach dem Aufwachen sehr verwirrt war.
Seine anschließende Genesung aber erwies sich als ausgesprochen schwierig. Durch die komplizierten Brüche in beiden Beinen standen ihm im Anschluss an die Klinik wochenlange Therapien in einer Rehabilitationseinrichtung bevor. Dort würde er wieder lernen müssen, ganz ohne Hilfe zu gehen. Eine Zeit lang waren die Ärzte nicht sicher, ob ihm das wirklich gelingen könnte.
Javiers behandelnder Orthopäde und langjähriger Freund Jeremy Fortune hatte ihm ehrlich gesagt, dass die anstehende Physiotherapie äußerst anstrengend werden würde, für Javiers völlige Genesung aber unerlässlich sei.
„Du bist jung, hatte Jeremy gesagt. „Und du bist stark. Nach der Reha wirst du mit etwas Glück wieder wie neu sein.
Davon war Javier allerdings nicht überzeugt. Er hatte so viel Zeit verloren. Seine Erinnerungslücken füllten sich zwar allmählich wieder, dennoch hatte er beruflich wie privat einiges verpasst.
Gut, vielleicht würde er physisch wieder ganz gesund werden, aber tief in seinem Inneren hatte sich etwas verändert.
Javier war ein anderer geworden.
Seine Familie hielt ihn offenbar für depressiv und vielleicht traf das zum Teil auch zu. Wer wäre es an seiner Stelle nicht?
In den vergangenen einunddreißig Jahren hatte er sich immer auf seinen Körper und seine Intelligenz verlassen können. Nun war er schon seit Wochen auf die Hilfe anderer angewiesen. Zu allem Unglück schritt seine Genesung kaum voran.
Was wäre, wenn er niemals den Glauben an sich selbst zurückgewinnen würde?
Diese Frage ängstigte ihn zutiefst. Nie im Leben würde er mit jemand anderem darüber reden, schon gar nicht mit einem Psychiater.
Javier blickte wieder zu Leah, die ihr langes braunes Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen hatte. Leah sah ihn mit ihren ausdrucksvollen haselnussbraunen Augen an, als wisse sie, was er dachte und fühlte, ohne dass er es auszusprechen brauchte.
Sie war die einzige Person, deren Gegenwart ihn nicht verrückt machte. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn vorher nicht gekannt hatte und nichts von ihm erwartete. Vielleicht war er ihr auch einfach nur dankbar, dass sie ihn nicht mit Samthandschuhen anfasste und Fröhlichkeit mimte, wenn sie traurig war.
Leah war eine schöne Frau. Sie strahlte von außen wie von innen. Natürlich wollte er in ihrer Gegenwart ein ganzer Mann sein. Schließlich war er nur verletzt und gewisse Teile seines Körpers bedurften in keiner Weise einer Reha.
Leah kam zum Kopfende seines Bettes und legte die Hand auf das Gestell. Sie hatte lange, schmale Finger mit sorgfältig manikürten Nägeln. Er wusste, dass ihre Berührung leicht und trotzdem fest und kompetent war.
Er war versucht, die Hand nach ihr auszustrecken, doch ehe er das Für und Wider einer solchen Handlung abwägen konnte, wandte sie sich ihm zu. „Ich werde Ihre Familie bitten, ihre Unterhaltung in einem der Besprechungsräume weiterzuführen."
„Danke."
Sie nickte und ging auf den Flur hinaus.
Das Letzte, was er hörte, war Leah, die sagte: „Kommen Sie doch bitte mit mir."
Während Leah die Familie Mendoza am Schwesternzimmer vorbei über den Flur führte, sagte sie: „Javier hat Ihr Gespräch mitbekommen. Ich halte es für das Beste, wenn Sie sich anderswo weiterunterhalten."
„Oje. Javiers Vater Luis fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich wollte wirklich nicht, dass er uns hört. Wir machen uns einfach nur Sorgen um ihn.
Auch Leah war in Sorge. Ihr war aufgefallen, wie sehr Javier sich änderte, sobald seine Familie zu Besuch kam. Sie hatte ihn sogar einmal darauf angesprochen, doch er hatte es nur kurz abgetan und dann das Thema gewechselt.
„Seine Hilflosigkeit ist für ihn sehr schwer zu ertragen", fuhr Leah fort.
Alle nickten zustimmend.
„Zu schade, dass Sie ihn nicht vor seiner Verletzung kennengelernt haben", bemerkte Luis.
Das dachte Leah auch. Doch selbst in seinem jetzigen Zustand war sie von ihrem schönen Patienten fasziniert. Oft schaute sie auch an den Tagen bei ihm vorbei, an denen sie anderen Patienten zugeteilt war.
„Javier ist durch und durch Unternehmer und Immobilienmakler, fügte Luis hinzu. „Jedes neue Projekt hat ihn früher sofort begeistert, aber wenn wir jetzt über das Geschäft reden wollen, wechselt er sofort das Thema.
Leah wusste, dass ihr Patient beruflich sehr erfolgreich war und ein schönes Haus in einer eleganten Gegend von Red Rock besaß.
„Er ist ein begnadeter Musiker, fügte seine ältere Schwester Isabella hinzu. „Und sehr sportlich. Vor dem Unfall hat er Tennis und Golf gespielt. Aber wenn wir Musik oder Sport erwähnen, presst er die Lippen aufeinander und schaut grimmig.
„Sicher wird er irgendwann wieder Tennis und Golf spielen", erwiderte Leah und öffnete die Tür zu einem Besprechungsraum. Sie wartete, bis Luis Mendoza und sein Sohn Rafe eintraten. Rafes Frau Melina und Isabella folgten.
„Mein Bruder war immer ein positiver und energiegeladener Mensch, sagte Isabella. „Es tut mir in der Seele weh, ihn so deprimiert zu sehen.
„Das kann ich gut verstehen." Leah hatte gehört, dass Javier sehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teilgenommen hatte und zu Red Rocks begehrtesten Junggesellen gehörte.
Wäre Leah ihm vor dem Unfall begegnet, hätte sie ihn sicherlich sehr interessant gefunden.
Sogar jetzt, da er entweder in einem Krankenhausbett lag oder im Rollstuhl saß, war ihr Interesse an ihm groß … vielleicht sogar ein wenig zu groß.
„Ich bin von Beruf Therapeutin, sagte Melina. „Mir ist klar, was in Javier vorgeht. Ich habe schon mit vielen Unfallopfern gearbeitet, von denen sich einige mit der Tatsache abfinden mussten, nie wieder der Mann oder die Frau zu werden, die sie vorher waren. Es ist schwer, sich mit der eigenen Sterblichkeit oder Gebrechlichkeit auseinanderzusetzen, von daher sind Javiers Depressionen nur allzu verständlich. Vor allem für einen Mann wie ihn, der immer der Beste sein wollte.
„Das sage ich ja, warf Luis ein. Er blickte Leah erwartungsvoll an. „Meinen Sie nicht, es wäre gut für ihn, wenn er mit einem Psychologen sprechen würde?
„Doch, gab sie zu, „sobald er in der Reha ist, bekommt er ohnehin Gelegenheit dazu.
„Wir sollten Ihrer Meinung nach also abwarten?", fragte Luis.
„Ich würde ihm noch ein wenig Zeit geben, erwiderte sie. „Er hat im Augenblick genug Probleme. Die Zeit ist Ihr bester Verbündeter.
Die Familie schien diesen Vorschlag abzuwägen. Sobald Dr. Fortune Javiers Verlegung in die Reha anordnete, würde Leah in ihrem Bericht auf die Besorgnis der Familie eingehen.
„Wissen Sie, ich habe nachgedacht, sagte Rafe. „Wir haben seine Freunde und Geschäftspartner gebeten, ihn vorläufig nicht zu besuchen. Aber vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, sie herzubitten?
„Ach, ich weiß nicht", warf Isabella ein. „Seine Launen machen ja uns schon zu schaffen."
„Ich sage ja nicht, dass wir alle Welt zu einem Besuch ermuntern sollten, aber wie wäre es mit einigen der Ladies, mit denen er sonst ausgegangen ist? Rafe fasste nach Melinas Hand. „Mir zaubert der Anblick meiner Frau auch immer ein Lächeln auf das Gesicht.
Alle im Raum amüsierten sich über diese Bemerkung.
Alle außer Leah.
Sie wollte nicht an die Frauen denken, mit denen sich Javier vor dem Unglück getroffen hatte. Aber warum?
Schließlich hatte sie nicht vor, selbst mit ihm auszugehen. Sie ließ sich nie auf eine Beziehung mit ihren Patienten ein.
Ach nein? meldete sich eine Stimme in ihrem Inneren. Und warum war sie dann jedes Mal enttäuscht, wenn eine andere Krankenschwester für Javiers Zimmer eingeteilt wurde?
Darauf wusste Leah keine Antwort. Sie spürte nur, dass Javier ihr mittlerweile sehr ans Herz gewachsen war. Sie verstand, welch harten Kampf er mit sich ausfocht, und fühlte sich ihm verbunden.
Dass er nicht nur attraktiv, sondern auch sympathisch war, hatte damit rein gar nichts zu