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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 573: Die Sträflinge von San Nicole
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 573: Die Sträflinge von San Nicole
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 573: Die Sträflinge von San Nicole
eBook113 Seiten1 Stunde

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 573: Die Sträflinge von San Nicole

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Über dieses E-Book

Die Jolle war knapp vor der Grottentreppe, zu der Mac Pellew die ertrinkende Frau durchs Wasser geschleppt hatte, da wimmelte es plötzlich von Kerlen, die wie aus dem Nichts zwischen den Felsen aufgetaucht waren. Und alle hielten sie Pistolen oder Musketen in den Fäusten. Was das für Kerle waren, brauchte niemand den vier Arwenacks zu sagen. Das waren Galgenvögel der übelsten Sorte. Die Weiber bei ihnen waren genauso schlimm, vor allem jene, die ihnen das Ertrinken vorgespielt hatte. Dieses Weib verpaßte dem guten Mac einen bösen Knietritt, so daß er die Treppe hochflog und unsanft landete. Und schon hielt ihm ein dunkelhaariger Mann mit einem eiskalten Gesichtsausdruck ein Messer an die Kehle. "Scheiße!" sagte der Kutscher erbittert. "Scheiße, verfluchte..."
SpracheDeutsch
HerausgeberPabel eBooks
Erscheinungsdatum29. Nov. 2019
ISBN9783954399802
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    Buchvorschau

    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 573 - Davis J.Harbord

    8

    1.

    Die Kerle in dem Kerkerraum hoben die Köpfe und stützten sich im Liegen auf, wobei leise ihre Ketten klirrten. Sie schauten verblüfft zu dem Ragusaner und dem Frettchen hinüber.

    „Ich weiß jetzt, warum die Letzten von euch auf ihren Brotkanten verzichten müssen, sagte der Ragusaner mit verhaltener Stimme. „Das Frettchen klaut sie nämlich. Stimmt’s, Frettchen? Und der Ragusaner verstärkte den Druck seiner Unterschenkel. Er brauchte nur die Knie zusammenzupressen. Seine Füße hatte er hinter dem Hals des Frettchens verhakt.

    Das Frettchen nickte mühsam, und es röchelte dabei.

    „Das Frettchen hat sich auf unsere Kosten gemästet, sagte der Ragusaner kalt. „Was haltet ihr davon?

    An die zwanzig bärtige und zerlumpte Kerle befanden sich in diesem Kerkerraum des Gefängniskastells, das auf San Nicola errichtet war, einer der drei Trémiti-Inseln vor der Küste von Apulien nördlich der Halbinsel Gargano, die man auch den „Sporn" des italienischen Stiefels nannte.

    Was die Kerle davon hielten, daß sich einer von ihnen auf ihre Kosten eine Wampe anfraß?

    Gar nichts, überhaupt nichts. Die Frage war überflüssig, genauso überflüssig wie das Frettchen selbst. Sie waren einstimmig für seinen Tod, und sie hätten auch viel dafür gegeben, es ihm selbst besorgen zu können, natürlich mit unterschiedlichen Variationen, von denen gewerbsmäßige Folterknechte noch etwas hätten lernen können.

    Sie waren alle ja nicht wegen einer Lappalie lebenslänglich auf die Insel verbannt worden. O nein! Sie waren allesamt Galgenvögel und konnten noch von Glück sprechen, daß ihnen der Strick erspart geblieben war.

    Wären sie nicht angekettet gewesen, hätten sie das Frettchen jetzt mehrere Tode sterben lassen, einen schlimmer als den anderen, schlimmer und qualvoller. Zwar wären sie davon nicht satt geworden, aber es hätte sie befriedigt, dieser Ratte, das ein Frettchen war, ein allmähliches Ende bereiten zu können.

    So schlug denn auch einer vor – ein Kerl mit einer Messernarbe quer übers Gesicht –, der Ragusaner möge dem Frettchen nicht zu schnell die Luft abquetschen, sondern sich Zeit lassen, damit diese Kanaille und sie alle als Zuschauer auch etwas davon hätten.

    Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, und sie setzten sich auf, um besser zusehen zu können. Ihre Augen glitzerten in Erwartung der Hinrichtung. Der Begriff Mitleid existierte in ihrem Wortschatz nicht. Wenn sie ihn einmal gekannt hatten, dann war er ihnen spätestens nach ihrer ersten Untat entfallen, als sie den Weg der Gewalt beschritten hatten.

    Ihre weitere Verrohung hatte sich während der Verbannung auf San Nicola zur giftigen Blüte entfaltet. Sie waren nicht geläutert, sondern noch schlimmer geworden.

    „Hast du gehört, Frettchen? sagte der Ragusaner. „Sie wollen, daß ich dir die Luft abquetsche. Sie haben deinen Tod beschlossen, weil du ihnen Brotkanten weggefressen hast. Jetzt steht dir noch ein letzter Wunsch zu, den wir aber nicht erfüllen können, weil wir alle angekettet sind. Aber du darfst noch einmal etwas sagen, denn nachher hast du keine Luft mehr. Das ist wie bei einem, der ertrinkt. Der kann unter Wasser auch nicht mehr sprechen. Nur blubbern kann er noch. Also, was hast du uns noch mitzuteilen?

    „Gnade, winselte das Frettchen. „Ich will nie wieder Brotkanten stehlen.

    „Vielleicht doch", sagte der Ragusaner.

    „Wie – wie meinst du das?"

    „Du könntest zum Beispiel für uns Brotkanten klauen", sagte der Ragusaner und verstärkte plötzlich den Druck seiner klammernden Unterschenkel.

    Das Frettchen bäumte sich auf und preßte ein undeutliches „Ja-a" heraus.

    Der Ragusaner lockerte seine mörderische Klammer.

    „Habt ihr gehört? fragte er. „Das Frettchen will für euch Brotkanten klauen. Oder habt ihr keinen Hunger? Der Blick seiner jettfarbenen harten Augen wanderte über ihre Gesichter.

    Sie starrten ihn an, einige dümmlich, andere immer noch mit mordgierigen Augen oder verkniffen oder lauernd.

    „Was hast du vor, Ragusa?" fragte der Kerl mit der Messernarbe im Gesicht. Seine Augen waren zusammengekniffen. Sie nannten ihn Coltello, was soviel wie Messer hieß.

    „Oh, mir ging so einiges durch den Kopf, sagte der Ragusaner fast gleichgültig. „Zum Beispiel dachte ich daran, daß das Frettchen nicht wie wir im Steinbruch arbeitet, sondern in der Schmiede. Daß er flinke Finger hat, an denen immer etwas kleben bleibt, hat er mit seinem Brotklauen bewiesen …

    „Was soll das Gequatsche? unterbrach ihn ein vierschrötiger Kerl, der an der gegenüberliegenden Wand angekettet war. Er hatte eine zweifingerbreite Stirn, dafür aber ein Kinn wie ein Hackklotz. „Ich will jetzt sehen und hören, wie das Frettchen auf dem letzten Loch pfeift. Klar?

    Der Ragusaner warf ihm einen trägen Blick zu. „Bestimmst du hier? Oder wer? Du bist doch so dämlich, daß du erst übermorgen kapierst, wenn dir morgen ein Stein auf den Kopf fällt."

    „Wie?" fragte der Vierschrötige verdattert.

    Er stammte aus Bari, und so wurde er auch genannt – ähnlich wie der Ragusaner, von dem sie lediglich wußten, daß er vor seiner Verbannung quer über die Adria geräubert und bei Ragusa einen Schlupfwinkel gehabt hatte.

    Unbestritten übte der Ragusaner oder Ragusa, wie sie ihn nannten, eine Art Autorität über diese Strolche aller Schattierungen aus. Er war hager, hart im Nehmen und unheimlich zäh. Außerdem hatte er Grips im Kopf, und zwar mehr als seine Kerkergenossen.

    Jetzt sagte er: „Schon gut, Bari. Überlaß mir das Denken und halt’s Maul."

    Der Vierschrötige zog den Kopf ein und sagte nichts mehr. Aber er starrte mit tückischen Augen zu dem Frettchen.

    Coltello sagte: „Schieß los, Ragusa. Du hast was auf der Pfanne."

    Der Ragusaner nickte. „Stimmt. Ich habe vor, mit euch hier auszubrechen."

    Sie starrten ihn an, als habe er ihnen eben verkündet, daß ihnen in den nächsten fünf Minuten gebratene Hähnchen ins Maul fliegen würden, die Mäuler hatten sie nämlich schon offen. Das war eine Studie wert. Bei einigen fehlten bereits die Zähne, oder sie hatten nur noch Stummel. Das waren jene, die am längsten hier einsaßen und bisher überlebt hatten. Der Ragusaner befand sich erst seit etwa einem Jahr auf San Nicola.

    Die Arbeit in den Steinbrüchen der Insel war mörderisch – die Aufseher nicht minder, und das hinauf bis zum „comandante della piazza forte", dem Festungskommandanten. Sie unterlagen keiner Kontrolle, das heißt, sie konnten mit den lebenslänglich Verbannten nach Lust und Laune verfahren. Kein Hahn krähte danach, ob einer krepierte, gefoltert oder auf üble Weise massakriert wurde.

    Wenn der Comandante Nachschub für die Steinbrüche brauchte, dann holte er sich den aus den Gefängnissen der Küstenstädte oder aus Foggia und San Severo. Kein Problem, da war immer was „auf Lager, wenn nicht, dann wurde eben ein zum Tode Verurteilter „lebenslänglich begnadigt, was aufs gleiche hinauslief, nur mit gezielter Verzögerung.

    Der Ragusaner gehörte zu den „lebenslänglich" Begnadigten, und da war er dem Comandante außerordentlich dankbar, der ihn buchstäblich unterm Galgen weggezogen hatte. Die Henkerschlinge hatte schon über seinem Kopf gebaumelt. Na ja, diese Dankbarkeit war fünf Minuten später verflogen, als ihn die Schergen des Comandante zu der Schaluppe peitschten und er einen Vorgeschmack davon erhielt, was ihm auf San Nicola blühte.

    Lebenslängliche und Gefängnispersonal waren einander in Haß zugetan, und man hätte schlicht fragen können, wer von beiden schlimmer war – die Gepeinigten oder die Peiniger. Drüben an der Küste sprach man hinter der vorgehaltenen Hand von „der Hölle auf San Nicola". Auf der Insel selbst gab es außer den Lebenslänglichen und ihren Bewohnern nur ein paar Huren, aber diese lediglich für die letzteren. Und da war noch ein fettes Schwein von Kneipenwirt für die einzige Kneipe auf der Insel, die auch gleichzeitig Heim und Wirkungsstätte der Huren war, also eine Lasterhöhle.

    Diese Huren spazierten ab und an bei den Steinbrüchen vorbei, wo Kalksandstein gewonnen und behauen wurde. Das war auch so eine perfide Idee des Comandante gewesen, weil es den Bewachern Gelegenheit bot, auf jene loszudreschen, die einen Blick riskierten. Und wer tat das nicht!

    Im Grunde waren auf dieser Insel des Teufels nur Bestien versammelt. Das Gefängniskastell, das einer Festung glich,

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