Zwei Herzen und ein Traum: Der Bergpfarrer 222 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Erleichtert nahm Petra das Klingelzeichen wahr, das das Ende der letzten Unterrichtsstunde ankündigte. Endlich Ferien! Die sechsundzwanzigjährige Lehrerin verabschiedete sich von der Klasse, nahm ihre Ledertasche und ging in das Lehrerzimmer hinüber, das auf demselben Flur lag. Auch hier drinnen herrschte ausgesprochen gute Urlaubsstimmung. Kein Wunder, nach den anstrengenden Monaten sehnte man die Ferien geradezu herbei. »Ah, die Kollegin Steiner«, begrüßte Hermann Wölkers, der Schulleiter, Petra, »dann sind wir ja alle vollzählig, und ich kann meine letzten Worte für dieses Schuljahr loswerden …!« Er klopfte auf den Tisch, und Ruhe trat ein. Mit einigen wenigen, aber freundlichen Worten bedankte sich der Rektor der Grundschule für die gute und engagierte Zusammenarbeit und wünschte allen Kolleginnen und Kollegen einen erholsamen und schönen Urlaub. Nachdem man sich noch einmal gegenseitig ein paar nette Worte gesagt hatte, leerte sich das Lehrerzimmer rasch. Petra und zwei weitere Lehrerinnen, die oft mit ihr zusammenarbeiteten, trafen sich anschließend in einer Eisdiele in der Regensburger Innenstadt. »Um die Ferien einzuläuten«, wie Christel Rohlinger schmunzelnd meinte. Bei Cappuccino und Eisbechern wurde noch über das zurückliegende Schuljahr geplaudert, bevor es privat wurde, und die Lehrerinnen über ihre Urlaubspläne sprachen. Christel hatte drei Wochen Mallorca gebucht. »Es wird bestimmt herrlich!«, schwärmte sie jetzt schon. »Vor allem das leckere Essen, also die authentische mallorquinische Küche, hat es mir angetan.« Kathrin Brunnhöfer blieb die ersten vierzehn Tage zu Hause. »Bernd bekommt erst so spät Urlaub«
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Zwei Herzen und ein Traum - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 222–
Zwei Herzen und ein Traum
… wer meint es wirklich ernst?
Toni Waidacher
Erleichtert nahm Petra das Klingelzeichen wahr, das das Ende der letzten Unterrichtsstunde ankündigte.
Endlich Ferien!
Die sechsundzwanzigjährige Lehrerin verabschiedete sich von der Klasse, nahm ihre Ledertasche und ging in das Lehrerzimmer hinüber, das auf demselben Flur lag.
Auch hier drinnen herrschte ausgesprochen gute Urlaubsstimmung. Kein Wunder, nach den anstrengenden Monaten sehnte man die Ferien geradezu herbei.
»Ah, die Kollegin Steiner«, begrüßte Hermann Wölkers, der Schulleiter, Petra, »dann sind wir ja alle vollzählig, und ich kann meine letzten Worte für dieses Schuljahr loswerden …!«
Er klopfte auf den Tisch, und Ruhe trat ein.
Mit einigen wenigen, aber freundlichen Worten bedankte sich der Rektor der Grundschule für die gute und engagierte Zusammenarbeit und wünschte allen Kolleginnen und Kollegen einen erholsamen und schönen Urlaub.
Nachdem man sich noch einmal gegenseitig ein paar nette Worte gesagt hatte, leerte sich das Lehrerzimmer rasch.
Petra und zwei weitere Lehrerinnen, die oft mit ihr zusammenarbeiteten, trafen sich anschließend in einer Eisdiele in der Regensburger Innenstadt.
»Um die Ferien einzuläuten«, wie Christel Rohlinger schmunzelnd meinte.
Bei Cappuccino und Eisbechern wurde noch über das zurückliegende Schuljahr geplaudert, bevor es privat wurde, und die Lehrerinnen über ihre Urlaubspläne sprachen.
Christel hatte drei Wochen Mallorca gebucht.
»Es wird bestimmt herrlich!«, schwärmte sie jetzt schon. »Vor allem das leckere Essen, also die authentische mallorquinische Küche, hat es mir angetan.«
Kathrin Brunnhöfer blieb die ersten vierzehn Tage zu Hause.
»Bernd bekommt erst so spät Urlaub«, erklärte sie.
Aber dann wollten ihr Mann und sie die restlichen Ferienwochen in Schweden verbringen.
»Ich fahre in die Berge«, erzählte Petra Steiner.
Die zwei Kolleginnen waren erstaunt.
»Du fährst? Wolltet ihr net ursprünglich zu zweit …?«, fragte Christel.
Die hübsche Lehrerin biss sich auf die Lippe und nickte.
»Das hat sich nun ja erledigt«, erwiderte sie kurz.
Die beiden anderen bohrten nicht weiter nach, sie hatten bereits erfahren, dass es in Petras Beziehung kriselte. Jetzt war es wohl damit endgültig vorbei.
»Tja, ich muss dann mal los«, verabschiedete Kathrin sich rasch.
Auch ihre Kollegin Christel legte ein paar Münzen auf den Tisch.
»Also noch mal, schöne Ferien. Ich hoff’, dass wir uns gesund und munter wiedersehen.«
Petra nickte den beiden zu und blieb noch alleine am Tisch sitzen.
Es war ein herrlicher Sommertag, und die Leute genossen jeden Sonnenstrahl. Familien gingen vorüber, Kinder mit kleckernden Eistüten in den Händen, Alte, Junge, alleine oder zu zweit.
Besonders die glücklich aussehenden, lachenden jungen Paare gaben Petra einen Stich ins Herz. Noch vor ein paar Tagen hatten sie und Jochen hier gesessen und beim Eisessen Urlaubspläne geschmiedet.
Und dabei sollte es nicht einfach nur ein Urlaub werden – eine Verlobungsreise war geplant, die Ringe bereits ausgesucht, das Wohnmobil gebucht.
Dann, von einem Tag auf den anderen, stürzte Petras heile Welt ein.
Wegen einer vorzeitig beendeten Konferenz kam sie früher als geplant nach Hause. Erfreut über die so unerwartet gewonnene Zeit, hatte die Lehrerin ein paar Einkäufe gemacht, um für den Abend ein schönes Essen zu kochen.
Sie war eine Stunde zu früh!
Als Petra die Wohnungstür aufschloss, stutzte sie. Das Lachen aus dem Wohnzimmer war ungewohnt. Indes erkannte sie sofort Brigitte, ihre beste Freundin, die wohl überraschend zu Besuch gekommen war. Offenbar unterhielten sie und Jochen sich prächtig, denn sie lachten so laut, dass sie es gar nicht gehört hatten, wie Petra hereingekommen war.
Die Lehrerin blieb wie gelähmt auf der Türschwelle stehen und starrte auf die Szene, die im ersten Moment wie aus einem schlechten Film wirkte, allerdings nicht eindeutiger sein konnte.
Mit einem leisen Aufschrei stoben Brigitte und Jochen auseinander. Die Freundin nestelte hastig an ihrer Bluse herum, während der »Beinaheverlobte« mit hochrotem Kopf wie ein begossener Pudel dastand und Petra verlegen ansah.
»Äh …, hallo, Schatz«, stotterte er lahm, »du bist schon da?«
Petras eisiger Blick streifte die Freundin.
»Könnt ihr mir mal sagen, was hier los ist?«, fragte sie, ihre Stimme bebte.
»Äh …, das ist net, was du denkst ist …«
Sie sah Jochen an.
»Woher weißt du, was ich denk’?«
Brigitte fuhr sich nervös durchs Haar.
»Ich glaub’, ich geh’ dann mal besser«, murmelte sie.
Petra nickte.
»Und nimm ihn gleich mit.«
Die Freundin blickte Petra irritiert an.
»Was meinst du …?«
»Ich hab’ gesagt, du sollst ihn mitnehmen«, antwortete sie und deutete auf Jochen. »Ich schenk’ ihn dir.«
»Also, Petra, Spatzl, du siehst das völlig verkehrt«, versuchte der die Sache noch herumzureißen. »Da war doch gar nix!«
Er stopfte sich dabei das Hemd in die Hose und grinste verlegen.
»Also, ehrlich …!«
Petra ließ sich nicht erweichen. Schon seit einiger Zeit hatte sie den Verdacht, Jochen könne sie betrügen. Frauen haben oft ein untrügliches Gefühl dafür, können Zeichen deuten und Stimmungen erahnen. Diese Situation hier war nun der eindeutige Beweis, dass sie sich nicht geirrt hatte.
Indes wäre sie niemals auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Brigitte, ihre scheinbar beste Freundin, die sie seit dem Kindergarten kannte, mit der sie die Schulbank gedrückt hatte, die immer ein Teil ihres Lebens gewesen war, dass ausgerechnet sie der Grund für Jochens sonderbares Verhalten sein könnte.
»Spar’ dir deine Lügen«, entgegnete sie kühl. »Ich will dich net mehr seh’n!«
Ohne ein weiteres Wort verließen die zwei ertappten Sünder die Wohnung. Erst als sie die Tür zuklappen hörte, brach Petra weinend zusammen.
Was dann folgte, wünschte die hübsche Lehrerin nicht einmal ihrem ärgsten Feind. Ein Auf und Ab von Gefühlen, tiefe Löcher, in die sie fiel, und endlose Stunden, in denen sie darüber nachgrübelte, was sie falsch gemacht haben könnte.
Irgendwann, am dritten oder vierten Tag nach dem Vorfall, packte sie Jochens Sachen zusammen und stellte sie vor die Tür. Als sie mittags aus der Schule kam, waren sie verschwunden. Im Briefkasten steckte ein Umschlag, der eindeutig Jochens Handschrift trug – sie warf ihn ungeöffnet in die Mülltonne.
Sie trank ihren Cappuccino aus und bezahlte.
Unter den musternden Blicken einiger junger Männer ging Petra zum Parkhaus. Natürlich bemerkte sie, dass die Burschen ihr nachschauten, ein paar hatten sogar hinter ihr hergepfiffen, doch sie kümmerte sich nicht darum.
Ihr Bedarf an Männern war erst einmal gleich Null!
*
Die hübsche Lehrerin hatte lange überlegt. Den Urlaub wollten Jochen und sie in den Bergen verbringen. Beide hatten sie ein Faible für die Alpen. Mit dem Wohnmobil sollte es kreuz und quer durch Oberbayern gehen. Und wo es ihnen gefiel, wollten sie anhalten und ein paar Tage bleiben.
Ob Jochen das reservierte Reisegefährt inzwischen storniert hatte, interessierte sie nicht. Vielleicht fuhr er jetzt ja auch mit Brigitte … Petra hingegen fragte sich lange Zeit, was sie machen sollte.
Zu Hause bleiben? Alleine fahren?
Blieb sie daheim, würde ihr sicher die Decke auf den Kopf fallen. Sie musste einfach mal raus, Abstand gewinnen.
Fuhr sie, bestand die Gefahr, dass sie Jochen irgendwo begegnete.
Aber warum sollte sie sich den Urlaub vermiesen lassen!
Petra suchte einen Ort, der in der gemeinsamen Planung nicht vorgesehen war, und kam auf St. Johann im Wachnertal. Was sie auf den Internetseiten darüber fand, gefiel ihr auf Anhieb. Blieb nur das Problem der Unterbringung. Und es war wirklich