Die Toten kennen keine Gnade: Moonlight Romance 16 – Romantic Thriller
Von Peter Haberl
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Der Maskierte drückte ihr die Spitze des Messers gegen den Hals. »Wenn du um Hilfe schreist, bist du tot!«, drohte er, und der Ausdruck in seinen Augen, die sie durch die beiden Löcher in der Maske sehen konnte, verlieh dieser Warnung unmissverständlich Nachdruck. Ihre Lippen begannen zu zucken, Angst begann in ihren Zügen zu wühlen, und der Drang, diese Angst hinauszubrüllen, wurde geradezu übermächtig in ihr. Aber ihr Verstand besiegte diesen Reflex, und ihr entrang sich nicht der leiseste Laut. »Es ist kein Spaß!«, zischte er, richtete sich auf, wandte sich ab und ging zum Fenster, ließ die Jalousie herunter, drehte sich wieder herum und – erschrak bis in seinen Kern. Die Frau musste sich lautlos aus dem Bett erhoben haben. Nun stand sie einen Schritt vor ihm, in ihren Augen loderte der blanke Hass, und aus einer klaffenden Wunde an ihrem Hals pulsierte unaufhaltsam ein Strom dunklen Blutes. Sie hatte die Hände erhoben und die Finger wie zu Krallen gekrümmt. Ihr Gesicht hatte sich verändert. Es war nicht mehr das Antlitz der Frau, in deren Haus er eingedrungen war. Der Eindringling wollte schreien, sein Herzschlag drohte auszusetzen, und er spürte ihre Hände, die kalt waren wie blankes Eis, an seiner Kehle ... Nach mehrstündiger Beratung durch die Große Strafkammer des Landgerichts Nürnberg verkündete der vorsitzende Richter Johann Pirner das Strafmaß. Es lautete lebenslanger Freiheitsentzug für Hubert Brunner, außerdem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt, was bedeutete, dass eine Begnadigung nach mindestens fünfzehn Jahren ausgeschlossen war. »Ich habe niemand umgebracht«, flüsterte der bleiche Verurteilte vor sich hin und ließ dabei den Richter nicht aus den Augen. »Dieses Urteil ist ein Justizirrtum. Ich bin unschuldig.« Richter Pirner begründete ohne die Spur einer Gemütsregung das Urteil.
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Rezensionen für Die Toten kennen keine Gnade
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Buchvorschau
Die Toten kennen keine Gnade - Peter Haberl
Moonlight Romance
– 16 –
Die Toten kennen keine Gnade
… und ihr Mörder erlebt das nackte Grauen
Peter Haberl
Der Maskierte drückte ihr die Spitze des Messers gegen den Hals. »Wenn du um Hilfe schreist, bist du tot!«, drohte er, und der Ausdruck in seinen Augen, die sie durch die beiden Löcher in der Maske sehen konnte, verlieh dieser Warnung unmissverständlich Nachdruck. Ihre Lippen begannen zu zucken, Angst begann in ihren Zügen zu wühlen, und der Drang, diese Angst hinauszubrüllen, wurde geradezu übermächtig in ihr. Aber ihr Verstand besiegte diesen Reflex, und ihr entrang sich nicht der leiseste Laut. »Es ist kein Spaß!«, zischte er, richtete sich auf, wandte sich ab und ging zum Fenster, ließ die Jalousie herunter, drehte sich wieder herum und – erschrak bis in seinen Kern. Die Frau musste sich lautlos aus dem Bett erhoben haben. Nun stand sie einen Schritt vor ihm, in ihren Augen loderte der blanke Hass, und aus einer klaffenden Wunde an ihrem Hals pulsierte unaufhaltsam ein Strom dunklen Blutes. Sie hatte die Hände erhoben und die Finger wie zu Krallen gekrümmt. Ihr Gesicht hatte sich verändert. Es war nicht mehr das Antlitz der Frau, in deren Haus er eingedrungen war. Der Eindringling wollte schreien, sein Herzschlag drohte auszusetzen, und er spürte ihre Hände, die kalt waren wie blankes Eis, an seiner Kehle ...
Nach mehrstündiger Beratung durch die Große Strafkammer des Landgerichts Nürnberg verkündete der vorsitzende Richter Johann Pirner das Strafmaß. Es lautete lebenslanger Freiheitsentzug für Hubert Brunner, außerdem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt, was bedeutete, dass eine Begnadigung nach mindestens fünfzehn Jahren ausgeschlossen war.
»Ich habe niemand umgebracht«, flüsterte der bleiche Verurteilte vor sich hin und ließ dabei den Richter nicht aus den Augen. »Dieses Urteil ist ein Justizirrtum. Ich bin unschuldig.«
Richter Pirner begründete ohne die Spur einer Gemütsregung das Urteil. Danach stand zur Überzeugung des Gerichts fest, dass Hubert Brunner innerhalb der vergangenen drei Jahre fünf Frauen auf bestialische Art und Weise ermordet hatte.
Nach der Urteilsverkündung wurde Hubert Brunner abgeführt und zwei Tage später in die Justizvollzugsanstalt Straubing verschubt.
Gegen das Urteil des Schwurgerichts Nürnberg ging Hubert Brunner in die Revision, doch diese wurde zurückgewiesen.
Das Urteil wurde rechtskräftig.
Hinter Hubert Brunner würden sich die Tore des Gefängnisses für immer schließen. Eine Aussicht auf Begnadigung – auch nicht in noch so ferner Zeit –, gab es nicht.
*
Die Tür zur Brunners Zelle öffnete sich leise, ein Vollzugsbeamter der Strafanstalt trat in ihren Rahmen und sagte: »Ihr Verteidiger ist da. Halten Sie die Hände her, damit ich Sie fesseln kann.«
»Was will er denn?«, erkundigte sich der Zweiunddreißigjährige, der irgendwie krank aussah. Seine dunklen, fiebrig glänzenden Augen lagen in tiefen Höhlen, das Gesicht war eingefallen und hohlwangig, und die tagealten Bartstoppeln verstärkten diesen Eindruck noch. »Er hat sich gar nicht angemeldet.«
Der Wachbeamte vermied es, Hubert Brunner anzuschauen, sondern vollführte lediglich eine ungeduldige Handbewegung, die seine Aufforderung, ihm die Hände hinzuhalten, unterstreichen sollte. Hubert Brunner tat, wie ihm geheißen, die Handschellen klickten, der Wärter trat zur Seite und sagte: »Nach Ihnen, Herr Brunner.«
Der Strafvollzugsbeamte brachte den Gefangenen in einen kleinen Raum, in dem es nur einen Tisch und vier Stühle gab und in dem der Rechtsanwalt bereits wartete. Der Wärter nahm Brunner die Handschellen ab und ließ ihn mit seinem Prozessbevollmächtigten allein, sperrte allerdings die Tür ab. Etwas befremdet musterte Hubert Brunner den Rechtsanwalt, zugleich aber beinhaltete sein Blick auch die stumme Frage, weshalb dieser ohne Vorankündigung die weite Strecke von Nürnberg bis Straubing gefahren war, nachdem die ganze Angelegenheit nach Rückweisung der Revision seine Erledigung gefunden hatte. Brunner hatte begonnen, sein Schicksal zu akzeptieren.
»Setzen Sie sich, Herr Brunner«, forderte der Jurist den Gefangenen auf.
»Was gibt es, Herr Meiler? Sie haben meine Akte doch sicher längst geschlossen, wie sie auch vom Gericht geschlossen worden ist. Mein Fall liegt ad acta.« Es sollte sarkastisch klingen, beinhaltete aber eine tiefe Resignation.
»Es ist wegen Ihrer Frau«, murmelte der Rechtsanwalt und forderte Hubert Brunner mit einer Handbewegung erneut auf, Platz zu nehmen.
Brunner ließ sich auch tatsächlich nieder und fragte: »Was ist mit ihr? Hat sie sich durchgerungen und will sie, nachdem in der Revision das Urteil bestätigt wurde und nach dem obersten Richterspruch kein Zweifel mehr an meiner Schuld besteht, die Scheidung betreiben?«
»Wenn es das nur wäre«, versetzte der Rechtsanwalt und nahm ebenfalls am Tisch Platz, legte seine Hände auf die Tischplatte und verschränkte die Finger ineinander. Er verriet ein hohes Maß an Unsicherheit – jeder Zug seines Gesichts zeugte davon. Seine Mundwinkel zuckten und er leckte sich des Öfteren mit der Zungenspitze über die Lippen. Es war, als suchte er nach Worten, als versuchte er eine Aussage in seinem Kopf zu formulieren, und schließlich stieß er mit belegter Stimme hervor: »Ihre Frau – sie ist tot. Und sie …«
Wie von einer Tarantel gestochen sprang Hubert Brunner von seinem Stuhl in die Höhe, das Sitzmöbel kippte polternd um, Brunner beugte sich nach vorn, stemmte sich mit beiden Armen auf den Tisch und keuchte: »Was sagen Sie da? Andrea ist tot? Das …«Brunner richtete sich auf, griff sich mit der rechten Hand an die Stirn und legte den Kopf in den Nacken. Betroffenheit wühlte in seiner Miene, Fassungslosigkeit und Erschütterung beherrschten seinen Blick.
Der Rechtsanwalt räusperte sich den Hals frei, dann antwortete er etwas heiser: »Es ist so. Ich habe es gestern Abend erfahren und bei der Staatsanwaltschaft darum gebeten, Ihnen die traurige Nachricht persönlich überbringen zu dürfen, ehe man Sie Ihnen am Telefon oder zwischen Tür und Angel Ihrer Zelle eröffnet.«
»Aber sie war doch erst neunundzwanzig Jahre alt und kerngesund«, stöhnte Hubert Brunner und setzte sich wieder. Unruhig wischten seine Hände über die Tischplatte und hinterließen feuchte Spuren, weil sie plötzlich schwitzten. »Was ist mit Benjamin? Wer kümmert sich um den Kleinen?«
»Tja…«Der Rechtsanwalt fühlte sich deutlich unwohl in seiner Haut und zog unbehaglich die Schultern an. Sein Blick irrte ab und er murmelte: »Den Jungen hat Ihre Frau mitgenommen.«
Hubert Brunner starrte den Juristen mit stupidem Ausdruck an, das Ungeheuerliche, das soeben aus dessen Mund gekommen war, schien ihn zu lähmen und seinen Verstand zu blockieren. Sein Blick drückte Verständnislosigkeit aus, und sogar seine Hände lagen jetzt still auf der Tischplatte. Starr, wie eine aus Granit gemeißelte Skulptur, saß der Häftling auf seinem Stuhl und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Seine Gedanken wirbelten und fabrizierten verworrene Bilder, und es dauerte eine ganze Zeit, bis seine Stimmbänder wieder gehorchten. »Was heißt das?«, ächzte er, obwohl er die Tragweite der Aussage des Rechtsanwalts begriffen hatte.
»Das heißt, dass Ihre Frau sich das Leben genommen und Ihren Sohn mitgenommen hat.«
Hubert Brunner schloss die Augen und murmelte mit versiegender Stimme: »Sie hat sich und den Jungen …«Alles in ihm weigerte sich, das Ungeheuerliche auszusprechen. Und plötzlich schlug er die Hände vors Gesicht, seine Schultern begannen zu zucken.
Der Rechtsanwalt wartete, und als Hubert Brunner die Hände wieder sinken ließ, sagte er: »Sie müssen ganz besonders stark sein, Herr Brunner. Wenn ich jetzt sage, wie leid es mir tut, klingt das wahrscheinlich ausgesprochen banal. Dennoch: Mir geht das sehr nahe.«
Blicklos starrte Hubert Brunner auf einen unbestimmten Punkt auf der Tischplatte, minutenlang herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern. Irgendwann brach es der Rechtsanwalt, indem er sagte: »Ihre Gattin hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Sie ist mit dem Leben nicht mehr klargekommen. Nach Ihrer Verurteilung wurde sie von Bekannten und Nachbarn und auch jenen, die sie nur flüchtig kannte, wie eine Aussätzige behandelt. Wenn sie mit Benjamin auf dem Spielplatz erschien, rissen die anderen Mütter ihre Kinder an sich und flohen regelrecht. Die Kindergartenleiterin legte Ihrer Frau nahe, den Jungen aus dem Kindergarten zu nehmen, weil die anderen Eltern drohten, andernfalls ihre Kinder abzumelden. Das Leben sei für sie und den Knaben nur noch ein einziger Spießrutenlauf gewesen und sie sah keine Perspektive mehr.«
»Wie – auf welche Art und Weise hat sie sich und den Jungen …?« Es gelang Hubert Brunner nicht, die Frage zu Ende zu formulieren. Seine Stimmbänder versagten und ein Schluchzen brach aus seiner Kehle.
»Sie hat den Buben erwürgt und sich dann auf dem Dachboden erhängt.«
Wieder herrschte einige Zeit Schweigen. Hubert Brunner presste die Lippen so sehr zusammen, dass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Seine Backenknochen mahlten, und dass Irrlicht in seinen Augen verriet, dass in ihm ein Sturm der Gefühle tobte.
Seine Stimme klang rau, als er murmelte: »Wir haben uns geliebt, Andrea und ich,