Die schwarze Witwe von Paris: Moonlight Romance 36 – Romantic Thriller
Von Yersinia Fogg
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Solitaire sah der kleinen Gestalt durch das Gittertor nach, wie sie durch einen Seiteneingang schlüpfte und den spärlich beleuchteten Hof in Richtung Dienstbodentrakt überquerte, bis sie hinter einem unregelmäßig geformten Gebilde verschwand, das sich mitten im Hof auftürmte. Der Ballon!, erinnerte sich Solitaire. Aus irgendeinem Grund lief ihr plötzlich eine Gänsehaut über den Rücken, und sie wandte sich rasch um. Dieses Haus hatte in all seiner klassischen Schönheit etwas Unheimliches an sich, als schwäre unter seiner Oberfläche eine stinkende, nie verheilte Wunde. Ihr Nacken begann zu kribbeln. Irgendetwas Ungutes, Verderbtes brachte die Atmosphäre rund um sie herum zum Schwingen. Und dann hörte sie die Musik. Es war, als spiele jemand auf einer Flöte eine lockende, wilde Melodie, die einen zwang, dem Pfeifer zu folgen, in welch dunkle Gassen auch immer er einen führte ... Sie sah sich um. Woher kam diese Melodie? Im Norden der Stadt, im Araberquartier Goutte d'Or, gleich neben dem Touristenviertel Montmartre, schreckte ein alter Säufer aus seinem Albtraum hoch. Die beiden Nachtschwärmer schlenderten eng umschlungen durch die dunklen Gassen und Gässchen im alten Weinhändlerquartier Bercy im Osten der Stadt. Ein wirklich seltsames Geräusch – halb Hecheln, halb Knurren – ließ sie sich langsam umdrehen. Nahe der Seine, in einem der wunderbar restaurierten Stadthäuser im Marais, löschte eine vermummte Gestalt den Bildschirm ihres Computers, nachdem sie eine Bestellung im Darknet bestätigt hatte – teuer, aber diskret. Dann schlüpfte sie durch eine Hintertür aus dem Haus und verschwand in einem der Hinterhöfe. Einige Stunden später, kurz vor Sonnenaufgang, begannen die Glocke der Kirche Saint-Germain-l'Auxerrois im Herzen von Paris, direkt neben dem Louvre, wie aus heiterem Himmel Sturm zu läuten. Die meisten der aus dem Schlaf gerissenen Anwohner fluchten. Der Pfarrer von St. Germain, der die Geschichte der Stadt und seiner Kirche gut kannte, begann zu beten.
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Buchvorschau
Die schwarze Witwe von Paris - Yersinia Fogg
Moonlight Romance
– 36 –
Die schwarze Witwe von Paris
Wenn die Glocken läuten, schlägt ihre Stunde
Yersinia Fogg
Solitaire sah der kleinen Gestalt durch das Gittertor nach, wie sie durch einen Seiteneingang schlüpfte und den spärlich beleuchteten Hof in Richtung Dienstbodentrakt überquerte, bis sie hinter einem unregelmäßig geformten Gebilde verschwand, das sich mitten im Hof auftürmte. Der Ballon!, erinnerte sich Solitaire. Aus irgendeinem Grund lief ihr plötzlich eine Gänsehaut über den Rücken, und sie wandte sich rasch um. Dieses Haus hatte in all seiner klassischen Schönheit etwas Unheimliches an sich, als schwäre unter seiner Oberfläche eine stinkende, nie verheilte Wunde. Ihr Nacken begann zu kribbeln. Irgendetwas Ungutes, Verderbtes brachte die Atmosphäre rund um sie herum zum Schwingen. Und dann hörte sie die Musik. Es war, als spiele jemand auf einer Flöte eine lockende, wilde Melodie, die einen zwang, dem Pfeifer zu folgen, in welch dunkle Gassen auch immer er einen führte ... Sie sah sich um. Woher kam diese Melodie?
Die Turmuhr der prächtigen gotischen Kathedrale, Wahrzeichen der Stadt, schlug die Stunde …
Im Norden der Stadt, im Araberquartier Goutte d’Or, gleich neben dem Touristenviertel Montmartre, schreckte ein alter Säufer aus seinem Albtraum hoch. Ihm war, als höre er eine seltsame Melodie, süß und verführerisch, und er raffte sich auf, musste ihr folgen, und hinter ihm folgten sie alle, alle die kleinen, trippelnden Füße …
Die Turmuhr schlug zwölf …
Die beiden Nachtschwärmer schlenderten eng umschlungen durch die dunklen Gassen und Gässchen im alten Weinhändlerquartier Bercy im Osten der Stadt. Ein wirklich seltsames Geräusch – halb Hecheln, halb Knurren – ließ sie sich langsam umdrehen. Als sie die Schatten ausmachten, die sich ihnen rasch näherten, ergriffen sie in panischem Schrecken die Flucht …
Die Turmuhr schlug eins …
Nahe der Seine, in einem der wunderbar restaurierten Stadthäuser im Marais, löschte eine vermummte Gestalt den Bildschirm ihres Computers, nachdem sie eine Bestellung im Darknet bestätigt hatte – teuer, aber diskret. Dann schlüpfte sie durch eine Hintertür aus dem Haus und verschwand in einem der Hinterhöfe.
Einige Stunden später, kurz vor Sonnenaufgang, begannen die Glocke der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois im Herzen von Paris, direkt neben dem Louvre, wie aus heiterem Himmel Sturm zu läuten. Die meisten der aus dem Schlaf gerissenen Anwohner fluchten. Der Pfarrer von St. Germain, der die Geschichte der Stadt und seiner Kirche gut kannte, begann zu beten.
*
Die Frau auf den Stufen der Kathedrale
Gendarm Petitpoint nahm einen kleinen Schluck aus seinem Glas, ließ den Wein genießerisch über seine Zunge rollen und seufzte befriedigt. Er war gerade von seinem Wachposten vor dem Polizeipräsidium am Quai des Orfèvres abgelöst worden, und obwohl es schon spät war, hatte er sich entschlossen, im Quartier Latin auf der anderen Seite der Seine noch etwas zu trinken. Schließlich war sein Stammlokal, das »Chatte Rouge«, nur einen Katzensprung entfernt. Die Nacht war warm, daher war er, die Uniformjacke über die Schulter gehängt, über die Pont Saint Michel zum Quai de Montebello geschlendert und hatte das kleine Bistro gegenüber der Pont au Double betreten. »Bon soir, Patron.«
Der Patron sah von seiner Sportzeitung auf und lächelte. »Salut, Nicolas. Diesen kleinen Weißen solltest du unbedingt probieren, er stammt vom Weinberg meines Vetters!«, meinte er, während er seinem späten Gast ein Glas zuschob. Er kannte den Geschmack des Gendarms, schließlich stammten sie beide aus derselben Gegend südlich von Lyon, wo für die Franzosen schon der Midi begann.
Der Wein war kühl und trocken und schmeckte ein wenig nach Erde. Der Geschmack erinnerte den Gendarm an seine Kindheit auf dem Lande, an das kleine Dorf Quincie im Beaujolais, wo er aufgewachsen war.
Den Arm auf den altmodischen Mahagoni-Tresen gestützt, sah er den nächtlichen Flaneuren zu, die aus der Oper kamen und noch einen späten Imbiss zu sich nehmen wollten, und den jungen Paaren, die Hand in Hand den Quai entlang wanderten und nur Augen für einander hatten. Und da er nun mal Polizist war, sah er auch die abgerissene Gestalt, die mit unsicherem Gang über den Quai schlurfte und dabei den einen oder anderen Passanten anstieß. Ein Taschendieb? Wohl nicht. Zu auffällig … eher ein Clochard, der seinem Domizil unter der Brücke zustrebte.
»Noch einen, Gustave!«
Irgendwie hatte er keine Lust, nach Hause zu gehen. Die Augusthitze hing auch zu später Stunde noch in den Wänden, und in seiner kleinen Wohnung im fünften Stock auf dem Montmartre würde es stickig heiß sind. Seit Wochen hing die Luft schwül und schwer über der Stadt, und so waren auch jetzt alle Türen und Fenster des Bistros geöffnet, und er konnte die Türme von Notre-Dame sehen, die streng und schwarz in den Himmel ragten …
»Verfluchte Hitze!« Der Wirt füllte das Glas seines Gastes nach, während er sich mit einem nicht ganz sauberen Taschentuch den Schweiß vom Nacken wischte. »Und die verfluchten Biester werden auch immer frecher! He, Madame!« Damit war keine Kundin, sondern die dicke, orangerote Katze gemeint, die neben dem Tresen döste. »Zeit, dass du dir dein Futter verdienst.«
Madame öffnete nun ein Auge, nahm Maß und stürzte sich mit einem gewaltigen Satz, den man ihr kaum zugetraut hätte, auf den kleinen Nager, der über die Schwelle gelinst hatte. Ein Biss, ein kurzes Schütteln, ein Quieken, dann verschwand Madame mit ihrer Beute unter einem der Tische auf der Straße.
Die kurze Unterbrechung hatte den Gendarm abgelenkt. Als er den Blick wieder hob, hatte die Gestalt die Mitte der Brücke erreicht. Sie schwankte und wäre fast gestürzt, raffte sich aber wieder auf und stolperte weiter Richtung Notre-Dame.
Der Gendarm kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. Das war nicht der Gang eines Betrunkenen. Irgendetwas stimmte da nicht …
Er erhob sich und warf ein paar Münzen auf den Tresen. »Bonne nuit, Gustave.«
Es war nach Mitternacht, und die Brücke war leer. Mit schnellen Schritten näherte er sich der Gestalt, die inzwischen das Ende der Brücke erreicht hatte. Sie schien ihn gehört zu haben, denn sie wandte sich um, schrie wie in Panik auf und rannte dann mit ausgestreckten Armen weiter.
»He, warten Sie, ich will Ihnen nichts tun, Polizei!«, rief Petitpoint, aber da war die vermummte Gestalt schon an dem großen Portal angekommen. Mit beiden Fäusten donnerte sie gegen die hohe, geschnitzte Tür, die um diese Zeit natürlich verschlossen war. »Aufmachen! Aufmachen!«
Aber das Tor rührte sich nicht, und als habe sie ihre letzten Kräfte verausgabt, sank die Gestalt auf den Stufen der großen Kirche in sich zusammen, als sei sie eine Marionette, deren Fäden man gekappt hatte.
Der Gendarm beugte sich über das zusammengesunkene Bündel, strich die Kapuze zurück und sog scharf die Luft ein. Die Augen der älteren Frau, offenbar eine