Doch die Liebe ist kein Spiel: Dr. Norden Bestseller 219 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Es war noch früh am Morgen, und in der Lottoannahmestelle ging es ruhig zu. Ein paar Leute hatten sich auf dem Weg zur S-Bahn Zeitungen und Zigaretten gekauft, und Hedi Fröhlich füllte nun die Regale auf. Fröhlich war ihr allerdings nicht zumute, denn zum Jahreswechsel wurde das Tabak- und Papierwarengeschäft von neuen Besitzern übernommen, und sie hatte ihre Kündigung schon in der Tasche. Der guten Frau Naumann hatte es leidgetan, aber sie war nun schon zu alt geworden, um das Geschäft noch zu halten, und die jungen Leute, die es übernommen hatten, brauchten keine Verkäuferin. Für Hedi stand ein recht trauriges Weihnachten vor der Tür.
Sie ließ es sich nicht anmerken, als nun ein Mann den kleinen Laden betrat und freundlich sagte: »Grüß Gott, Frau Hedi.«
Sie kannte ihn. Er kam jede Woche einmal und gab Lottoscheine ab. Er kaufte dann auch ein paar Illustrierte, manchmal auch Süßigkeiten. Sein Name war Wolfgang Rauecker, aber das wusste sie nur vom Lottoschein her. Sie wurde von vielen »Frau Hedi« angesprochen.
Diesmal legte er ihr auch wieder einen Dauerschein hin. »Meine Mutter kann es nicht lassen«, bemerkte er dazu. »Lässt sich Glück eigentlich auch mit Ausdauer erzwingen?«
Er redete diesmal mehr, vielleicht deshalb, weil sonst niemand anwesend war.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Hedi leise. »Übrigens übernehmen neue Besitzer ab 1. Januar das Geschäft.«
Hatte er überhaupt zugehört? Er legte ihr ein Los von der Glückslotterie hin. »Das schenke ich Ihnen zu Weihnachten, mit den besten Wünschen und toi, toi, toi«, sagte er hastig, denn nun betraten andere Kunden
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Buchvorschau
Doch die Liebe ist kein Spiel - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller –219–
Doch die Liebe ist kein Spiel
Patricia Vandenberg
Es war noch früh am Morgen, und in der Lottoannahmestelle ging es ruhig zu. Ein paar Leute hatten sich auf dem Weg zur S-Bahn Zeitungen und Zigaretten gekauft, und Hedi Fröhlich füllte nun die Regale auf. Fröhlich war ihr allerdings nicht zumute, denn zum Jahreswechsel wurde das Tabak- und Papierwarengeschäft von neuen Besitzern übernommen, und sie hatte ihre Kündigung schon in der Tasche. Der guten Frau Naumann hatte es leidgetan, aber sie war nun schon zu alt geworden, um das Geschäft noch zu halten, und die jungen Leute, die es übernommen hatten, brauchten keine Verkäuferin. Für Hedi stand ein recht trauriges Weihnachten vor der Tür.
Sie ließ es sich nicht anmerken, als nun ein Mann den kleinen Laden betrat und freundlich sagte: »Grüß Gott, Frau Hedi.«
Sie kannte ihn. Er kam jede Woche einmal und gab Lottoscheine ab. Er kaufte dann auch ein paar Illustrierte, manchmal auch Süßigkeiten. Sein Name war Wolfgang Rauecker, aber das wusste sie nur vom Lottoschein her. Sie wurde von vielen »Frau Hedi« angesprochen.
Diesmal legte er ihr auch wieder einen Dauerschein hin. »Meine Mutter kann es nicht lassen«, bemerkte er dazu. »Lässt sich Glück eigentlich auch mit Ausdauer erzwingen?«
Er redete diesmal mehr, vielleicht deshalb, weil sonst niemand anwesend war.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Hedi leise. »Übrigens übernehmen neue Besitzer ab 1. Januar das Geschäft.«
Hatte er überhaupt zugehört? Er legte ihr ein Los von der Glückslotterie hin. »Das schenke ich Ihnen zu Weihnachten, mit den besten Wünschen und toi, toi, toi«, sagte er hastig, denn nun betraten andere Kunden den Laden.
Er bezahlte und lächelte. »Vielen Dank«, stammelte Hedi, aber mehr vermochte sie auch nicht zu sagen, und schon eilte er von dannen.
Als wieder eine Ruhepause eingetreten war, füllte sie ganz bedächtig ihren Namen und ihre Adresse aus, richtig andächtig war ihr dabei zumute.
Auf diese Freude folgte bald ein Schrecken. Dr. Norden rief an und sagte ihr, dass Frau Naumann schwer gestürzt sei und in die Behnisch-Klinik gebracht werden musste. Nach Geschäftsschluss möge sie doch einmal nach ihr sehen.
Es fiel Hedi jetzt doppelt schwer, sich zu konzentrieren, aber gerade in Bezug auf die Lottoscheine durfte ihr kein Fehler unterlaufen, und fast hätte sie dann noch vergessen, ihren Schein abzustempeln. Dass sie mal Glück haben könnte, daran glaubte sie nicht, aber dieses Los war für sie ein Geschenk, über das sie sich sehr gefreut hatte.
Ein Fehler war ihr noch nie unterlaufen, selbst gespielt hatte sie allerdings auch nie. Sie musste mit jedem Euro geizen. Die Miete für ihre kleine Wohnung, die Kosten für den Lebensunterhalt zehrten das meiste auf, und für Kleidung blieb selten etwas übrig. Ab und zu steckte ihr Frau Naumann dafür schon einen Schein extra zu, aber so viel warf das Geschäft auch nicht ab, dass die alte Frau großzügig sein konnte. Hedi konnte sie vertrauen, und das wiederum hatte Hedi veranlasst, bis zuletzt auszuharren, obgleich sie nun schon einige Wochen wusste, dass sie sich nach einer neuen Stellung umsehen musste. So einfach war das jedoch nicht. Die Angebote waren dünn gesät.
Im Lebensmittelmarkt wurden Verkäuferinnen gesucht, aber wenn Hedi an den Geschäftsführer dachte, lief es ihr gleich eiskalt über den Rücken. Ihr hatte es schon gereicht, als er sie mit einem süffisanten Lächeln gefragt hatte, ob sie nicht bei ihm arbeiten wolle.
Hedi war ein hübsches Mädchen und auch mit bescheidenen Mitteln immer adrett gekleidet. Manchmal hatte sie auch schon ein Mann einladen wollen, aber so nett und höflich wie Herr Rauecker war selten ein Kunde gewesen. Er hatte sie ja auch nie so anzüglich gemustert.
Als sie zur Behnisch-Klinik ging, überlegte sie, warum er ihr das Los geschenkt hatte, einfach so nebenbei. Nun, gerade arm schien er ja nicht zu sein. Er kam ja auch mit einem Auto, das nicht gerade billig war. Sie hatte das wohl bemerkt. So viel wie an diesem Tag hatte sie jedoch über ihn noch nicht nachgedacht.
Bisher hatte sie ja auch gedacht, dass Inge Rauecker, die immer die Dauerscheine ausfüllte, seine Frau sei. Erst heute hatte er erwähnt, dass seine Mutter es nicht lassen könne zu spielen.
Nun aber musste sie an die arme Frau Naumann denken, die auch nicht viel Glück in ihrem Leben gehabt hatte und die nun in der Behnisch-Klinik lag. Und wie jämmerlich sah sie aus. Hedi kamen fast die Tränen, als die müden Augen sie so hilflos anblickten.
»Das muss mir auch noch passieren, Hedi«, murmelte Alma Naumann. »Jetzt müssen Sie die Inventur doch noch allein machen.«
»Ich werde es schon schaffen, Frau Naumann. Darüber machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe ja immer genau Buch geführt.«
Frau Naumann war auf einem Eisbrocken ausgerutscht, hatte sich den rechten Arm gebrochen und beide Beine gestaucht. Kieselsteine waren in die Knie eingedrungen und hatten herausoperiert werden müssen. Ein rechtes Häufchen Elend bot sie dar.
»Aber die Unfallversicherung muss zahlen, Hedi«, sagte sie, »und Sie bekommen einen Tausender extra. Und dann wollt’ ich Sie noch bitten, nach meinen Blumen zu sehen, und wenn Sie Weihnachten nichts Besseres vorhaben, dann können Sie auch in meiner Wohnung den Fernseher benutzen. Eigentlich wollte ich Sie ja einladen, damit wir uns noch einmal aussprechen können, bevor ich dann ins Seniorenheim gehe. Aber es kommt immer anders als man denkt.«
Ein paar Tränen flossen, aber viel weinen konnte auch Frau Naumann nicht mehr. Vor zwanzig Jahren hatte sie ihren Mann verloren. Der einzige Sohn war schon als Schüler tödlich verunglückt. Das kleine Geschäft war ihr Lebensinhalt gewesen, bis sie es nicht mehr allein schaffen konnte.
»Drei Jahre haben Sie mir so redlich geholfen, Hedi«, murmelte sie. »Dass ich Ihnen nicht mehr hab’ zahlen können, hat mir immer leidgetan, aber wenn es Gott will, dass ich jetzt gehen muss, soll Ihnen wenigstens das bleiben, was ich hinterlasse.«
»Sagen Sie das nicht, Frau Naumann, Sie werden schon wieder gesund«, erwiderte Hedi tröstend.
»Es tut mir ja so leid, dass ich keinen gefunden habe, der Sie auch übernommen hätte, aber es bleibt ja nicht viel übrig, das wissen Sie ja. Ich kann nur wünschen, dass Sie einen netten Mann finden, damit Sie nicht mehr so allein sind.«
»Ich werde schon zurechtkommen, Frau Naumann«, erwiderte Hedi. »Um das Geschäft brauchen Sie sich jetzt keine Gedanken zu machen. Das Geschenkpapier ist schon fast verkauft, auch die Servietten, Zigarren und Zigaretten gehen nach wie vor. Wir werden schon noch einen ganz guten Abschluss machen.«
»Mit dem Lotto wäre ich ja eh nicht mehr zurechtgekommen, wenn ich Sie nicht gehabt hätte«, sagte Frau Naumann, »aber das hat doch manche Kunden in den Laden gelockt. Am liebsten wäre es mir schon gewesen, Sie hätten ihn übernehmen können.«
Ja, wenn ich Geld gehabt hätte, dachte Hedi.
»Aber es wird nicht lange dauern, dann wird das Haus auch verkauft werden«, fuhr Frau Naumann fort. »Dann wird alles modernisiert, und die Mieten steigen ins Unermessliche. Mit all den Schwierigkeiten müssen sich Jüngere auseinandersetzen, und man ist ja angehängt, wenn man ganz allein dasteht. Wissen S’, Hedi, ich hab’ immer gehofft, Sie stellen mir mal einen netten, tüchtigen, jungen Mann vor, der sagen tät, dass er das Geschäft übernehmen würde. Nichts für ungut, wenn ich das sage, aber einer alten Frau muss man das nachsehen.«
»Ich habe daran nicht gedacht, Frau Naumann«, meinte Hedi. »Man kann nichts erzwingen. Das ist wie mit dem Lotto, auch mit Ausdauer lässt es sich nicht erzwingen. Wir haben so viel Kunden gehabt, die viel eingesetzt haben, aber einen großen Gewinn hat noch keiner gehabt.«
»Davon erfahren wir ja nichts, wenn es so wäre, Hedi. Ich habe mal dreitausend Euro gewonnen, das kam grad recht. Und Sie?«
»Ich habe nie gespielt.«
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, aber die meisten verspielen ja viel mehr, als sie sich leisten könnten. Da kommt man schon in einen Zwiespalt.«
»Ich habe nie darüber nachgedacht«, sagte Hedi, »aber ein Fehler ist mir auch nie unterlaufen. Darüber bin ich froh.«
»Und eigentlich sollten Sie so fröhlich sein wie Ihr Name.«
Reden konnte Frau Naumann immer noch, und das konnte Hedi dann auch Dr. Behnisch sagen. Aber da kam Dr. Norden. »Hallo, Frau Hedi, immer noch hier?«, begrüßte er sie.
»Es gab ja manches zu bereden. Ich muss