Wie der Vater so der Sohn: Dr. Norden Extra 147 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Die letzten warmen Tage waren schnell vergangen, und der Herbst schickte mit der kühlen Morgenluft seine ersten Vorboten. Das Laub raschelte unter seinen Füßen, als Joseph Reischl am frühen Morgen durch die verschlafene Straße des Münchener Vorortes ging. Er trug einen schwarzen Koffer in der rechten Hand, sein Äußeres war tadellos, dunkler Anzug, dezent gemusterte Krawatte. Alles in allem machte er einen strengen Eindruck, und nur an seinen munter blitzenden Augen konnte man erahnen, daß ihn ein angenehmer Auftrag in diese ruhige Gegend mit dem altmodischen Kopfsteinpflaster führte. Schließlich machte Jost, wie er von seinen Freunden genannt wurde, vor einer schweren, hohen Holztür halt, die zu einem schmalen Altbau mit verschnörkelter Fassade gehörte. Entschlossen drückte er auf einen Klingelknopf. Es dauerte lange, bis die Sprechanlage knackte. »Ja, bitte?« ertönte eine weibliche, taufrische Stimme durch das Rauschen der Anlage. »Mein Name ist Reischl von der Südlotterie. Spreche ich mit Frau Charlotte Pattis?« Einen Augenblick war gespannte Stille, doch das war Joseph ohnehin gewohnt. Seit er als Millionärmacher bei der privaten Lotterie arbeitete, versetzte sein Erscheinen die Menschen in atemlose Gespanntheit. »Ganz recht. Habe ich etwa gewonnen?« rang sich Frau Pattis endlich zu einer Antwort durch. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich diese Angelegenheit gern mit Ihnen persönlich besprechen.« »Ach ja, natürlich. Einen Augenblick bitte.« Kurz darauf ertönte ein tiefer Summton, und die schwere Tür ließ sich mit unerwarteter Leichtigkeit aufschieben.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Wie der Vater so der Sohn - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 147 –
Wie der Vater so der Sohn
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
Die letzten warmen Tage waren schnell vergangen, und der Herbst schickte mit der kühlen Morgenluft seine ersten Vorboten. Das Laub raschelte unter seinen Füßen, als Joseph Reischl am frühen Morgen durch die verschlafene Straße des Münchener Vorortes ging. Er trug einen schwarzen Koffer in der rechten Hand, sein Äußeres war tadellos, dunkler Anzug, dezent gemusterte Krawatte.
Alles in allem machte er einen strengen Eindruck, und nur an seinen munter blitzenden Augen konnte man erahnen, daß ihn ein angenehmer Auftrag in diese ruhige Gegend mit dem altmodischen Kopfsteinpflaster führte.
Schließlich machte Jost, wie er von seinen Freunden genannt wurde, vor einer schweren, hohen Holztür halt, die zu einem schmalen Altbau mit verschnörkelter Fassade gehörte. Entschlossen drückte er auf einen Klingelknopf.
Es dauerte lange, bis die Sprechanlage knackte.
»Ja, bitte?« ertönte eine weibliche, taufrische Stimme durch das Rauschen der Anlage.
»Mein Name ist Reischl von der Südlotterie. Spreche ich mit Frau Charlotte Pattis?«
Einen Augenblick war gespannte Stille, doch das war Joseph ohnehin gewohnt. Seit er als Millionärmacher bei der privaten Lotterie arbeitete, versetzte sein Erscheinen die Menschen in atemlose Gespanntheit.
»Ganz recht. Habe ich etwa gewonnen?« rang sich Frau Pattis endlich zu einer Antwort durch.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich diese Angelegenheit gern mit Ihnen persönlich besprechen.«
»Ach ja, natürlich. Einen Augenblick bitte.«
Kurz darauf ertönte ein tiefer Summton, und die schwere Tür ließ sich mit unerwarteter Leichtigkeit aufschieben. Interessiert blickte sich Jost um, während er die Treppe zur Wohnung im dritten Stock hinaufstieg. Schnell war ihm klar, hier wohnten nur betuchte Menschen, die die horrenden Mieten nach erfolgter Sanierung aufbringen konnten. Eine leise Enttäuschung legte sich über seine Vorfreude. Wieviel befriedigender war es doch, einen unerwarteten Geldsegen an einen besorgten Familienvater oder eine alte Dame mit schmaler Rente auszuzahlen statt an Menschen, die ohnehin schon in Saus und Braus lebten. Andererseits konnte er hier ohne Skrupel tätig werden, um auch seine Schäfchen ins trockene zu bringen.
»Guten Morgen, Frau Pattis.« Er war vor der bereits geöffneten Wohnungstür angelangt und hielt Charlotte vorsorglich den Mitarbeiterausweis seines Arbeitgebers hin. »Hier ist mein Ausweis.«
»Befürchten Sie, ich glaube Ihnen nicht?« Charlotte lächelte amüsiert.
»Sie glauben nicht, was für seltsame Dinge mir Tag für Tag bei meiner Arbeit passieren. Daher bin ich immer für Eventualitäten gerüstet.«
»Sehr schön. Aber jetzt kommen Sie doch bitte herein, Herr Reischl.«
Während sich Joseph durch den Flur in das mit kostbaren Möbeln und dicken Teppichen ausstaffierte Wohnzimmer führen ließ, glitt sein Blick an der schlanken Gestalt Charlotte Pattis’ herab. Blitzschnell registrierte er jede Kleinigkeit, das gut sitzende beige Strickensemble, das ihren dunklen Teint und die braunen Haare perfekt betonte, die zierliche Goldkette um ihren Schwanenhals, die Ohrringe, die im Licht blitzten und funkelten. Ohne Zweifel hatte er es hier mit einer vom Leben verwöhnten, attraktiven Frau Anfang Dreißig zu tun. Er verspürte einen ärgerlichen Stich in der Herzgegend, daß er mit seinen achtundfünfzig Jahren wohl keine Chancen mehr bei ihr hatte.
»Kann ich Ihnen etwas anbieten, eine Tasse Kaffee vielleicht?« unterbrach Charlotte seine Gedankengänge und deutete ihm an, Platz auf einem zierlichen Sesselchen zu nehmen.
»Sie sind sicherlich berufstätig, deshalb möchte ich Sie nicht zu lange aufhalten. Schließlich wird Ihr Arbeitgeber keine Verspätung dulden«, mutmaßte Joseph aufs Geratewohl und erntete dafür ein spöttisches Lachen.
»Lieber Herr Reischl, ich bin in der glücklichen Lage, Inhaberin einer Weinhandlung zu sein. Die besten Sommeliers der Stadt bestellen bei mir ihren Wein.«
»Das Geschäft floriert?«
»Ich kann nicht klagen.«
»Das freut mich für Sie. Ich bin aber sicher, daß Sie für den Scheck, den ich Ihnen im Namen der Südlotterie überreichen darf, Verwendung haben.«
Er öffnete seinen Koffer mit gewichtiger Miene und reichte ihr einen Büttenumschlag. »Herzlichen Glückwunsch. Sie haben den Hauptgewinn gezogen.«
»Geld kann man nie genug haben«, entfuhr es ihr, und in ihren Augen glomm ein gieriger Funke, als sie den Umschlag eine Spur zu hastig in Empfang nahm und aufriß. »Du meine Güte, über eine Million Euro! Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.«
Einen Moment rang sie um Fassung, hatte sich aber schnell wieder im Griff. »Was für ein hübsches Sümmchen!«
»Das freut mich um so mehr. Übrigens ist es bei der Südlotterie üblich, ein Foto in der örtlichen Presse und einen kurzen Bericht abzudrucken. Wenn Sie damit einverstanden sind, kommt heute gegen Abend ein Fotograf.«
»Eine bessere Werbung für meine Weinhandlung kann ich mir gar nicht vorstellen.« Charlotte zeigte sich begeistert. »Am besten, ich organisiere einen kleinen Umtrunk mit meinen Stammkunden, um den Gewinn zu feiern. Das macht sich bestimmt gut.«
»Eine gute Idee«, lobte Joseph. »Haben Sie eine Vorstellung davon, was Sie mit dem Geld machen wollen?«
»Ich kann es noch gar nicht fassen. Nein, wirklich.« Charlotte schüttelte die dunklen Locken. »Zunächst einmal anlegen, denke ich. Sicher ist sicher.«
»Wenn Sie einen Rat brauchen, stehe ich Ihnen gern jederzeit zur Verfügung«, erklärte Joseph. »Ich habe hervorragende Kontakte in jede Richtung.«
»Vielen Dank, ich habe bereits gute Berater.«
»Natürlich, es war nur ein Vorschlag.« Sofort zog sich Jost zurück und lächelte gewinnend. »Trotzdem lasse ich meine Karte hier. Für alle Fälle.«
»Wie Sie wollen. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Das Geschäft ruft.« Mit einem Mal war Charlotte die Gegenwart des Millionärmachers unangenehm. Täuschte sie sich, oder blitzte in seinen Augen tatsächlich ein verschlagener Ausdruck auf?
Sofort erhob sich Jost, strich seinen Anzug glatt und ließ sich von Charlotte zur Tür bringen. Sein Auftrag war erfüllt, jeder weitere Kontakt zu seinen Kunden Privatsache. Dort lag der nicht ganz legale Schlüssel zu seinem eigenen bescheidenen Wohlstand. Obwohl sie sich um einen abweisenden Gesichtsausdruck bemühte, war er sich sicher, Frau Pattis nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.
Mit der Zeitung in der Hand hatte es sich Danny, der älteste Sprößling der Familie Norden, auf der Couch im Wohnzimmer bequem gemacht und leistete seiner Mutter Gesellschaft.
»Mensch, soviel Glück möchte ich auch mal haben«, seufzte er.
Fee hob interessiert die Augen von ihrer Näharbeit.
»Wieso, hast du das denn nicht?« erkundigte sie sich verwundert. »Immerhin bist du stolzer Besitzer eines Studienplatzes.«
»Das schon. Aber die ganze Arbeit wäre nicht nötig, wenn ich eine Million im Lotto gewinnen würde. Hör mal zu, was hier steht:
Die Südlotterie gratuliert der glücklichen Gewinnerin Charlotte Pattis.
Die Geschäftsfrau und Inhaberin eines gutgehenden Weinhandels feierte ihren Hauptgewinn von über einer Million Euro bei einem Glas Champagner mit ihren Kunden. Herzlichen Glückwunsch!
Ist das nicht eine Gemeinheit, daß die Leute, die eh schon viel haben, noch mehr bekommen und andere leer ausgehen?«
»Tja, so ist das nun mal im Leben«, lächelte Fee verschmitzt. »Was würdest du denn mit soviel Geld anfangen?«
»Hm, gute Frage. Urlaub machen, Segeln gehen und bestimmt keine Zeitungen mehr austragen.«
»Klingt ja nicht sehr aufregend. Und wenn du alles gemacht hast, was dann?«
»Hast ja recht, Mam«, gab Danny zähneknirschend zu. »Ohne Aufgabe wird es auf Dauer bestimmt langweilig.«
»Geld allein macht noch lange nicht glücklich. Denk nur mal daran, wie viele Lottomillionäre ihr Geld ganz schnell wieder losgeworden sind. Allein die vielen falschen Freunde, die dann plötzlich vor der Tür stehen und ein Stück vom Kuchen wollen. Nein danke, da verzichte ich lieber.« Fee schüttelte sich bei diesem Gedanken.
»Diese Frau sieht mir nicht danach aus, als ob sie sich die Kohle wieder abluchsen läßt.« Kritisch beäugte Danny das Foto, das eine strahlende Charlotte Pattis mit einem riesigen Blumenstrauß zeigte. Auch Fee warf einen Blick darauf.
»Stimmt, sie sieht aus wie der Typ eiskalte Geschäftsfrau.«
»Weißt du was, da bist du mir schon lieber. Dafür verzichte ich auf alle Millionen der Welt.« Danny erhob sich und nahm seine Mutter, die er um einen Kopf überragte, in die Arme.
»Du bist der gleiche Schmeichler wie dein Vater«, wehrte sich Fee lachend, um ihre Rührung zu verbergen. »Und jetzt kannst du dich nützlich machen, du fauler Student. Geh und hilf Lenni beim