Die Bowery-Wölfe: Der exzellente Butler Parker 100 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Über dieses E-Book
Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Feierlich, distanziert und gemessen wie ein Angehöriger des Hochadels saß Josuah Parker am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und rollte langsam durch die Bowery. Kurz vor seiner Rückreise nach Chikago wollte er noch einen kurzen, intensiven Blick auf diese sattsam bekannte Straße New Yorks werfen, die in einschlägigen Kriminalromanen und -filmen eine so bedeutsame Rolle spielt. Josuah Parker rechnete weder mit Überraschungen noch mit Ärger. Er konnte wirklich nicht wissen, welche Dinge auf ihn warteten. Der Zwischenfall mit dem angetrunkenen Mann ereignete sich kurz hinter der Kreuzung Bowery und Division Street. Im Licht der abgeblendeten Scheinwerfer tauchte plötzlich eine dunkle Gestalt zwischen den am Straßenrand abgestellten Wagen auf. Sie lief schnell und zielsicher genau auf den eckigen Kühler des hochbeinigen Monstrums zu. Parkers Schrecksekunde war selbstverständlich mehr als kurz. Er stieg sofort voll in die Bremsen. Das hochbeinige Monstrum reagierte augenblicklich und stand sofort, zumal Parker wirklich nur sehr langsam gefahren war. Der Butler klinkte die massive Wagentür auf und stieg aus. Schneller als gewöhnlich lief er nach vorn zum Wagen und suchte nach der Gestalt, die seinen Weg gekreuzt hatte. Er fand sie sofort. Es handelte sich um einen abgerissen aussehenden Mann von etwa fünfzig Jahren, der einen schmuddligen Anzug trug. Er lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten. Die dichte, filzige Haarwolle kroch über den fast schwarzen, aber ehemals bestimmt weißen Hemdkragen. Der Mann war von den Rädern des hochbeinigen Monstrums nicht erfaßt worden. Im ungünstigen Falle mochte er einen derben Puff davongetragen haben. Mehr war sicher nicht passiert. »Ich möchte hoffen, daß Sie sich nicht verletzt haben«
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Der exzellente Butler Parker
Ähnlich wie Die Bowery-Wölfe
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Die Bowery-Wölfe - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 100 –
Die Bowery-Wölfe
Günter Dönges
Feierlich, distanziert und gemessen wie ein Angehöriger des Hochadels saß Josuah Parker am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und rollte langsam durch die Bowery. Kurz vor seiner Rückreise nach Chikago wollte er noch einen kurzen, intensiven Blick auf diese sattsam bekannte Straße New Yorks werfen, die in einschlägigen Kriminalromanen und -filmen eine so bedeutsame Rolle spielt. Josuah Parker rechnete weder mit Überraschungen noch mit Ärger. Er konnte wirklich nicht wissen, welche Dinge auf ihn warteten.
Der Zwischenfall mit dem angetrunkenen Mann ereignete sich kurz hinter der Kreuzung Bowery und Division Street.
Im Licht der abgeblendeten Scheinwerfer tauchte plötzlich eine dunkle Gestalt zwischen den am Straßenrand abgestellten Wagen auf. Sie lief schnell und zielsicher genau auf den eckigen Kühler des hochbeinigen Monstrums zu.
Parkers Schrecksekunde war selbstverständlich mehr als kurz. Er stieg sofort voll in die Bremsen. Das hochbeinige Monstrum reagierte augenblicklich und stand sofort, zumal Parker wirklich nur sehr langsam gefahren war.
Der Butler klinkte die massive Wagentür auf und stieg aus. Schneller als gewöhnlich lief er nach vorn zum Wagen und suchte nach der Gestalt, die seinen Weg gekreuzt hatte.
Er fand sie sofort.
Es handelte sich um einen abgerissen aussehenden Mann von etwa fünfzig Jahren, der einen schmuddligen Anzug trug. Er lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten. Die dichte, filzige Haarwolle kroch über den fast schwarzen, aber ehemals bestimmt weißen Hemdkragen. Der Mann war von den Rädern des hochbeinigen Monstrums nicht erfaßt worden. Im ungünstigen Falle mochte er einen derben Puff davongetragen haben. Mehr war sicher nicht passiert.
»Ich möchte hoffen, daß Sie sich nicht verletzt haben«, sagte Parker höflich zu dem Mann, der regungslos am Boden lag. »Es war ausgesprochen leichtsinnig von Ihnen, so einfach über die Straße laufen zu wollen. Sie hätten mich beinahe in Verlegenheit gebracht.«
Der Mann rührte sich nicht. Er schien nichts gehört zu haben.
Parker richtete sich kurz auf und schaute sich in der Runde um. Auf dem nahen Gehsteig waren einige Passanten stehengeblieben, doch sie rührten sich nicht vom Fleck. Sie starrten zur Unglückssteile hinüber und hatten augenscheinlich Furcht, sich einzuschalten.
Parker beugte sich über den am Boden liegenden Mann. Erst jetzt bemerkte er die ausgeprägte Alkoholfahne, die dieser Mann verströmte. Der Intensität des Alkoholgeruchs nach zu urteilen, mußte der Mann sehr viel getrunken haben.
Parker untersuchte mit sachkundiger Hand. Äußerliche Verletzungen waren nicht festzustellen. Der Lage nach zu urteilen, war der Angetrunkene überhaupt nicht von Parkers hochbeinigem Monstrum zu Boden geworfen worden.
»Ben... Ben Conally...!« murmelte der Angetrunkene plötzlich und öffnete die Augen.
»Wie belieben?« fragte Parker zurück. »Wer ist Ben Conally...?«
»Conally...1« murmelte der Mann weiter und schloß für einen kurzen Moment die Augen. Dann riß er sie wieder weit auf und starrte den Butler an. »Conally...! Hol die Klappe, Junge...! Hol sie...! Mach ihn fertig...!«
»Ich verstehe nicht recht«, antwortete Josuah Parker höflich. Er prägte sich die kurzen Hinweise sehr genau ein.
Es kam zu keiner Antwort.
Neben Parker erschienen zwei Männer. Sie trugen Zivil und hatten sich ihre dunkelgrauen Anzüge auf keinen Fall von der Stange gekauft, wie Parker mit einem prüfenden, schnellen Blick sofort feststellte.
»Dieser versoffene Trottel«, sagte einer der beiden Männer und stieß verächtlich mit der Schuhspitze gegen den wieder bewußtlos gewordenen Mann.
Parker richtete sich auf.
»Ich möchte Sie ebenso dringend wie höflich ersuchen, diesem bedauernswerten Mann nicht zu treten«, sagte er dann entschieden.
»Halt die Klappe, Alter«, fiel der zweite Mann ein. Er war etwa einen halben Kopf kleiner als sein Begleiter. Er hatte eine stark ausgeprägte Hakennase, während sein etwas größerer Begleiter sich durch einen speckigen Stiernacken auszeichnete.
»Hat er noch was gesagt?« fragte die Hakennase.
»Selbst wenn, so bin ich keineswegs verpflichtet, Ihnen darüber Auskunft zu erteilen«, antwortete Josuah Parker gemessen. »Ich denke, das ist Sache der Polizei...!«
Der Stiernacken baute sich breit und massig vor dem Butler auf. Er maß ihn mit kalten Augen.
»Blas dich bloß nicht auf, Alter«, sagte er dann geringschätzig. »Ich bin gerade in der richtigen Stimmung...! Also, was hat er gesagt?«
»Bedaure, ich muß die Antwort verweigern«, erklärte der Butler. »Und das aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, wie ich bemerken möchte.«
Der Stiernacken beging den Fehler, Parker mittels eines Griffes an den Revers seines schwarzen Jacketts durchschütteln zu wollen. Als er sich dieses Fehlers bewußt wurde, lag er bereits ächzend auf dem Pflaster und kam sich ziemlich dumm vor.
»Wenn Sie sich mit mir unterhalten wollen, dann sollten Sie sich einer anderen Tonart befleißigen«, sagte Parker gemessen und würdevoll. »Ich hasse unqualifizierte Redensarten...!«
Der Stiernacken sprang auf. Er senkte den Kopf, ballte die Fäuste und wollte auf den Butler zugehen. Die Hakennase durchwühlte inzwischen die Anzugstaschen des Bewußtlosen.
Parker wollte seinem allgemeinen Unmut gerade Ausdruck verleihen, als von einer Seitenstraße her das auf- und abschwellende Geräusch einer Sirene zu hören war. Die Polizei war verständigt worden. Sie beeilte sich, an den Unfallort zu kommen.
Stiernacken und Hakennase horchten nur einen kurzen Moment hin. Dann ließen sie von Parker ab und liefen quer über die Straße, um dann in einem Schnellimbiß zu verschwinden.
Parker sah diesen beiden Männern sehr interessiert nach. Sein Gefühl sagte ihm wieder einmal deutlich, daß ein besonderer Kriminalfall in der Luft lag, der sich für ihn aufgespart hatte...!
*
Gut anderthalb Stunden später verließ Parker die Polizeistation. Man hatte ihn dort nach allen Regeln der Kunst verhört und ihm die unmöglichsten Fragen gestellt. Parker hatte sie würdevoll und höflich beantwortet, sich aber dabei sehr zurückgehalten. Er hatte es über sich ergehen lassen müssen, daß man seinen Worten nicht so recht glaubte, und er hatte darauf bestanden, daß man sich bei den Polizeibehörden in Chikago nach seiner Identität erkundigte.
Nun, das alles war nun ausgestanden.
Parker ging mit dem Versprechen, wenigstens noch vierundzwanzig Stunden in New York zu bleiben. Er schritt über die drei ausgetretenen Treppenstufen der Polizeistation hinunter zu seinem wartenden, hochbeinigen Monstrum.
Die nächtliche Straße war leer. Leichter Nebeldunst kam auf. Es war kühl geworden.
Parker trat an seinen Wagen, sperrte die Tür auf und begab sich ans Steuer. Nach einigen donnernden Fehlzündungen setzte der hochbeinige Schlitten sich langsam in Bewegung und fuhr die Straße hinunter. Parkers Ziel war das kleine Hotel der gepflegten Mittelklasse. Es lag in Greenwich Village, einem bekannten Künstlerviertel in der Nähe des Washington Square. Parker wohnte gern dort, wenn er in New York zu tun hatte. Dieses Künstlerviertel mit seinen vielen kleinen Gassen und Straßen, den Cafés und Ateliers erinnerte ihn immer wieder an Europa, speziell aber an Paris, das er besonders schätzte.
Weit kam er in dieser späten Nacht allerdings nicht. Schon nach knapp zehn Minuten wurde er von einem Ford überholt, woran an sich nichts auszusetzen war. Daß dieser Wagen aber scharf bremste, ihm praktisch den Weg verlegte, dann jäh anhielt und Parker zum Halten zwang, dagegen ließ sich einiges einwenden.
Parker dachte selbstverständlich sofort an die beiden Männer, die er insgeheim Hakennase und Stiernacken getauft hatte.
Er hatte sich nicht getäuscht.
Zwei Männer stiegen aus dem querstehenden Wagen und kamen mit schnellen Schritten auf Parkers hochbeiniges Monstrum zu. Parker ließ sich davon aber keineswegs beeindrucken. Er streckte nur die Hand zum Armaturenbrett aus und legte einen der vielen kleinen Hebel um, die sich dort befanden.
Der Stiernacken hatte es besonders eilig, die Wagentür zu öffnen. Er griff nach der Klinke und... zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Dann schaute er verdutzt auf seine Hand, als enthielte sie irgendein Geheimnis.
Die Hakennase hatte inzwischen den Stiernacken erreicht.
»Was ist los?« fragte die Hakennase ungeduldig. »Mach schon endlich auf!«
»Mach dus doch...!« antwortete der Stiernacken, der durch Schaden klug geworden war. Er hatte nämlich beim Anfassen der Klinke einen starken, elektrischen Schlag bekommen. Parker hatte schließlich nicht umsonst den kleinen Hebel umgelegt...
»Und ob ich’s mache«, erwiderte die Hakennase ahnungslos. Und während der kleinere, schlankere Mann die Hand ausstreckte, legte der Butler im Wageninneren einen zweiten Hebel um, der die Schockdosis noch zusätzlich verstärkte.
Dann griff Mr. Hakennase zu.
Und heulte sofort auf wie ein getretener Hund. Hakennase sprang von einem Bein auf das andere und verdrehte die Augen. Er wollte die Hand von der Klinke lösen, doch der Strom hielt sie fest. Von einer