Agenten und Spione: Der exzellente Butler Parker 61 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker befand sich in bester Urlaubsstimmung. Um dieser Stimmung auch rein äußerlich Ausdruck zu verleihen, opferte er einige Cents und kaufte sich in einem der zahlreichen Blumenläden am Sonnenstrand von Miami eine blaß-rote Nelke, die er sich in das Knopfloch seines schwarzen Jacketts steckte. Bevor er das Geschäft mit der freundlichen Verkäuferin verließ, prüfte er den Gesamteindruck noch einmal sicherheitshalber vor dem großen Spiegel neben der Eingangstür. Er war durchaus mit sich zufrieden. Im Spiegel stand ihm ein seriös gekleideter Herr gegenüber, der eine gewisse aristokratische Würde zeigte. Zu der schwarzen, steifen Melone, die dieser Herr auf dem Kopf trug, paßte das schwarze, zweireihige Jackett, die diskret gestreiften schwarzen Hosen und die tadellos geputzten Lackschuhe. Dieses Bild wurde zusätzlich noch verstärkt durch den schwarzen Stockregenschirm, der über dem linken Unterarm dieses Herrn hing. Kurz, Parker hätte sich durchaus in der Bond-Street von London sehen lassen können, nur eben nicht hier in Miami, wo die scheußlichen, knielangen Bermuda-Shorts und die grellen, bunten Hawaiihemden vorherrschten. Doch daraus machte Parker sich nichts. Es kam ihm nicht darauf an, gegen den Strom eines uniformierten Geschmacks zu schwimmen. Dazu war er viel zu selbstbewußt. Schließlich stammte er nicht nur aus England, sondern war zudem noch ein Butler, wie er vielleicht nur noch in einschlägigen Filmen anzutreffen ist. Parker ging durch die Ladentür hinaus auf die Promenade und genierte sich fast ein wenig, das feierliche Schwarz seiner Kleidung durch die blaß-rote Nelke aufgelockert zu haben. Nachlässigkeiten duldete er nicht. Schon gar nicht solche, die seine Person betrafen. Schließlich hielt er stets auf Würde und Zurückhaltung. Selbstverständlich ignorierte er die teils erstaunten, teils belustigten Blicke, die seiner Person galten. Mochten selbst im Schatten auch gut und gern fünfunddreißig Grad herrschen, nie in seinem Leben hätte Parker sich in etwas luftigerer Kleidung gezeigt, wenn ihn nicht bestimmte Umstände dazu gezwungen hätten. Parker schlenderte entspannt, aber dennoch würdevoll den Strand hinunter und näherte sich zielsicher einem kleinen mexikanischen Lokal, in dem man ausgezeichnet essen konnte. Er wollte ein kleines Mahl zu sich nehmen, um dann in seinem Hotel Siesta zu halten und in einem Waffenkatalog zu blättern, eine Beschäftigung, der er sich liebend gern hingab.
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Der exzellente Butler Parker
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Agenten und Spione
Günter Dönges
Josuah Parker befand sich in bester Urlaubsstimmung.
Um dieser Stimmung auch rein äußerlich Ausdruck zu verleihen, opferte er einige Cents und kaufte sich in einem der zahlreichen Blumenläden am Sonnenstrand von Miami eine blaß-rote Nelke, die er sich in das Knopfloch seines schwarzen Jacketts steckte.
Bevor er das Geschäft mit der freundlichen Verkäuferin verließ, prüfte er den Gesamteindruck noch einmal sicherheitshalber vor dem großen Spiegel neben der Eingangstür.
Er war durchaus mit sich zufrieden.
Im Spiegel stand ihm ein seriös gekleideter Herr gegenüber, der eine gewisse aristokratische Würde zeigte. Zu der schwarzen, steifen Melone, die dieser Herr auf dem Kopf trug, paßte das schwarze, zweireihige Jackett, die diskret gestreiften schwarzen Hosen und die tadellos geputzten Lackschuhe. Dieses Bild wurde zusätzlich noch verstärkt durch den schwarzen Stockregenschirm, der über dem linken Unterarm dieses Herrn hing. Kurz, Parker hätte sich durchaus in der Bond-Street von London sehen lassen können, nur eben nicht hier in Miami, wo die scheußlichen, knielangen Bermuda-Shorts und die grellen, bunten Hawaiihemden vorherrschten.
Doch daraus machte Parker sich nichts. Es kam ihm nicht darauf an, gegen den Strom eines uniformierten Geschmacks zu schwimmen. Dazu war er viel zu selbstbewußt. Schließlich stammte er nicht nur aus England, sondern war zudem noch ein Butler, wie er vielleicht nur noch in einschlägigen Filmen anzutreffen ist.
Parker ging durch die Ladentür hinaus auf die Promenade und genierte sich fast ein wenig, das feierliche Schwarz seiner Kleidung durch die blaß-rote Nelke aufgelockert zu haben. Nachlässigkeiten duldete er nicht. Schon gar nicht solche, die seine Person betrafen. Schließlich hielt er stets auf Würde und Zurückhaltung.
Selbstverständlich ignorierte er die teils erstaunten, teils belustigten Blicke, die seiner Person galten. Mochten selbst im Schatten auch gut und gern fünfunddreißig Grad herrschen, nie in seinem Leben hätte Parker sich in etwas luftigerer Kleidung gezeigt, wenn ihn nicht bestimmte Umstände dazu gezwungen hätten.
Parker schlenderte entspannt, aber dennoch würdevoll den Strand hinunter und näherte sich zielsicher einem kleinen mexikanischen Lokal, in dem man ausgezeichnet essen konnte. Er wollte ein kleines Mahl zu sich nehmen, um dann in seinem Hotel Siesta zu halten und in einem Waffenkatalog zu blättern, eine Beschäftigung, der er sich liebend gern hingab.
Nach wenigen Minuten merkte Parker indessen, daß er ebenso diskret wie hartnäckig verfolgt wurde. Es handelte sich, wie er bald herausbekam, um einen älteren Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, der einen hellen Sommeranzug trug und sein Gesicht hinter einer großen Sonnenbrille verbarg.
Parker hatte diesen Mann noch nie vorher gesehen, spürte aber sofort, daß irgendein Konflikt in der Luft lag, der sich allerdings noch nicht näher umreißen ließ.
Parker, an Zwischenfällen wirklich nicht interessiert, zeigte sich wieder einmal als höflicher Mensch. Er bog in eine kleine Seitenstraße ab, die jetzt um die Mittagszeit nur wenig belebt war. Dann holte er seinerseits eine Sonnenbrille aus der Ziertuchtasche seines schwarzen Jacketts und spielte nachlässig mit ihr.
Er sorgte allerdings dafür, daß er die Innenseite der Brillengläser als eine Art Rückspiegel benutzen konnte. Für solche Zwecke war diese Spezialbrille präpariert. Einen etwaigen überraschenden Angriff des Verfolgers hätte Parker also beobachten können.
Der Mann hinter ihm ging jetzt schneller und schloß von Sekunde zu Sekunde immer dichter auf.
Parker nahm den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms in die Hand, um sich eventuell wehren zu können.
Der Mann hinter ihm hatte aufgeschlossen und schickte sich an, ihn zu überholen.
Parker blieb ruckartig stehen und tat etwas irritiert. Sein plötzliches Anhalten war der Grund dafür, daß der Verfolger ein wenig an ihm vorbeischoß.
Dann stoppte auch der Verfolger, nahm knapp den Kopf zur Seite und zischte Parker einige Worte zu, die der Butler als Aufforderung verstand, diesem seltsamen Mann umgehend zu folgen.
Bevor Parker diesen Irrtum richtigstellen konnte, ging der Mann mit schnellen Schritten weiter und hielt auf eine Bierbar zu, die im Schatten einer windzerzausten Fächerpalme lag.
Parker, in der ehrlichen Absicht, diesen Irrtum richtigzustellen, folgte dem Mann in diese Bar hinein, die sich als überraschend sauber und leer entpuppte.
Der Mann blieb an der hohen Theke stehen und bestellte sich ein Lagerbier.
Parker baute sich höflich neben dem Mann auf und nickte dem Barkeeper höflich zu.
»Bringen Sie mir bitte auch ein Lagerbier«, sagte Parker dann zu ihm. »Nicht zu kalt, wenn es möglich ist, aber auf keinen Fall zu warm.«
Der Barkeeper grinste und wandte sich ab.
Der Gast neben Parker räusperte sich und wartete, bis der Barkeeper in einer Ecke der geschwungenen Theke verschwand. Dann drehte er sich etwas zu Parker herum.
»Wo haben Sie denn die ganze Zeit über gesteckt?« fragte er vorwurfsvoll.
»Ich möchte annehmen, daß Sie mich meinen«, gab Parker höflich zurück.
»Lassen Sie die Mätzchen«, redete der Mann hastig, aber leise weiter. »Die Unterlagen stecken im Schließfach 113 am Flughafen, klar?«
»Ich habe, wenn ich mich so ausdrücken darf, auf keinen Fall etwas dagegen«, antwortete Parker zurückhaltend.
»Sie komischer Witzbold«, meinte der Mann, ohne daß die Spur eines Lächelns auf seinem erhitzten Gesicht zu erkennen war. »Von jetzt ab bin ich aus dem Spiel.«
»Ich möchte annehmen, daß Sie das besser beurteilen können als meine Wenigkeit«, erwiderte Parker, ohne sich aus der würdevollen Ruhe bringen zu lassen. Bevor er jedoch eine gezielte Frage stellen konnte, stieß der Mann sich von der Theke ab und ging mit schnellen Schritten auf den Ausgang zu.
»He, Sir, Ihr Bier!«
Der Barkeeper beugte sich über die Theke und hielt das abgefüllte Bier einladend hoch.
»Ersticken Sie dran!« gab der Mann gereizt zurück. Dann stieß er die Tür der Bierbar auf und verschwand nach draußen.
»Verrückter Vogel«, sagte der Barkeeper ärgerlich und schüttelte den Kopf. Er sah Parker irritiert an und fügte hinzu: »Muß an der Hitze liegen, daß alle verrückt spielen!«
Parker, der gerade mit einer höflichen Floskel antworten wollte, hörte genau in diesem Moment zwei Schüsse, die in schneller Reihenfolge hintereinander abgefeuert wurden und die die mittägliche Ruhe brutal durchbrachen.
Parker reagierte augenblicklich, obwohl diese beiden Schüsse ihm auf keinen Fall gegolten hatten. Er verließ die Bartheke, ohne dabei aber seine gewohnte Würde und Gemessenheit aufzugeben. Parker legte seinen Universal-Regenschirm über den linken Unterarm und schritt auf den Ausgang zu.
Auf diesem Weg wurde er von dem Barkeeper überholt.
Der Mann hatte die beiden Schüsse natürlich ebenfalls gehört und spurtete an Parker vorbei. Der Barkeeper war so überrascht, daß er noch ein frisch gefülltes Bierglas in der Hand hielt.
Parker hatte die schmale Straße erreicht.
Nur knapp zwanzig Meter von der Bar entfernt hatte sich bereits eine Gruppe von aufgeregten und neugierigen Menschen gebildet. Sie alle schauten auf einen am Boden liegenden Mann herunter, der offensichtlich nicht mehr lebte, zumal die beiden abgefeuerten Schüsse seine Brust getroffen hatten.
Parker ahnte bereits im voraus, was sich ereignet hatte und wer dort auf dem Boden lag. Er war es gewohnt, daß sich immer dann etwas ereignete, wenn er seine Ruhe haben wollte.
Nun, seine Ahnungen trogen nicht.
Der auf dem Boden liegende erschossene Mann war jener Bargast, der ihm die Nummer eines Schließfaches zugeflüstert hatte.
*
Josuah Parker hatte hinreichend genug einschlägige Kriminalfilme gesehen, um genau zu wissen, daß es sich um eine peinliche Verwechslung handeln mußte. Der Erschossene mußte ihn mit einem ähnlich gekleideten