Auf der Jagd: Der exzellente Butler Parker 87 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Von Philadelphia aus brauchte er nur runde fünfundsechzig Meilen, um nach Atlantic City zu kommen. Es war eine schnelle Fahrt ohne jede Überraschungen, wenn man von der Massenkarambolage absah, die den Highway Nr. 30 für mehr als eine halbe Stunde blockierte. Doch damit hing seine schlechte Laune nicht zusammen. Sie hatte ganz andere Gründe, die sehr viel tiefer lagen. Seit seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft fühlte Ralf Porter sich stets schlecht gelaunt. Um ein Haar wäre er beinahe in einen Mordprozeß verwickelt worden. Gut, man hatte ihn wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch er wußte sehr genau, daß er in das Blickfeld der Polizei geraten war. Man interessierte sich wieder für ihn, schaute ihm auf die Finger. Für Ralph Porters Geschäfte war das lebensgefährlich. Er schätzte die Unauffälligkeit. Als Berufsmörder und Boß einer Gang legte er auf Publicity keinen Wert. Wem er dieses Interesse zu verdanken hatte, war Porter bekannt. Ein gewisser Josuah Parker aus Chikago hatte ihm diese Suppe eingebrockt. An ihr hätte er sich beinahe den Magen verdorben. Porter kannte diesen Butler Parker. Gut, dieser skurrile Mann mit der schwarzen steifen Melone und seinem unvermeidlichen Regenschirm hatte eine Runde verloren und nicht beweisen können, daß er, Porter, Mitwisser einer Mordserie gewesen war. Parker war aber nicht der Mann, der die Dinge nun auf sich beruhen lassen würde. Er suchte ganz sicher nach einer Möglichkeit, um diese Scharte wieder auszuwetzen.
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Auf der Jagd - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 87 –
Auf der Jagd
Unveröffentlichter Roman
Günter Dönges
Von Philadelphia aus brauchte er nur runde fünfundsechzig Meilen, um nach Atlantic City zu kommen. Es war eine schnelle Fahrt ohne jede Überraschungen, wenn man von der Massenkarambolage absah, die den Highway Nr. 30 für mehr als eine halbe Stunde blockierte. Doch damit hing seine schlechte Laune nicht zusammen. Sie hatte ganz andere Gründe, die sehr viel tiefer lagen.
Seit seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft fühlte Ralf Porter sich stets schlecht gelaunt. Um ein Haar wäre er beinahe in einen Mordprozeß verwickelt worden. Gut, man hatte ihn wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch er wußte sehr genau, daß er in das Blickfeld der Polizei geraten war. Man interessierte sich wieder für ihn, schaute ihm auf die Finger. Für Ralph Porters Geschäfte war das lebensgefährlich. Er schätzte die Unauffälligkeit. Als Berufsmörder und Boß einer Gang legte er auf Publicity keinen Wert.
Wem er dieses Interesse zu verdanken hatte, war Porter bekannt. Ein gewisser Josuah Parker aus Chikago hatte ihm diese Suppe eingebrockt. An ihr hätte er sich beinahe den Magen verdorben. Porter kannte diesen Butler Parker. Gut, dieser skurrile Mann mit der schwarzen steifen Melone und seinem unvermeidlichen Regenschirm hatte eine Runde verloren und nicht beweisen können, daß er, Porter, Mitwisser einer Mordserie gewesen war.
Parker war aber nicht der Mann, der die Dinge nun auf sich beruhen lassen würde. Er suchte ganz sicher nach einer Möglichkeit, um diese Scharte wieder auszuwetzen. Porter hatte großen Respekt vor dem Butler. Er kannte dessen Gerissenheit und Schläue. In Fachkreisen der Unterwelt hatte der Butler sich längst einen Namen gemacht. Viele hielten ihn zwar nur für verrückt, doch die Kenner wußten es besser. Parker war ein Gangsterjäger, den man wie die Pest fürchtete.
Ralph Porter hatte Atlantic City bisher noch nicht mit seinem Besuch beehrt. Vor der Fahrt hierher hatte er sich aber eingehend informiert. Er wußte genau, was ihn erwartete, nämlich ein riesiges Meerbad mit Hotelkästen aller Preisklassen, in dem sich pro Jahr fast 15 Millionen Gäste und Touristen einfanden. Porter wußte von der enorm großen Convention Hall, einer Kongreßhalle, die die Menschen einer mittelgroßen Stadt fassen kann und schließlich von der im September stattfindenden Beauty Contest. In diesem Schönheitswettbewerb kürte die Jury alljährlich die Miss America.
Das alles war Porter bekannt.
Doch Porter kam nicht als Besucher. Er reiste in Sachen Mord. Er hatte den Auftrag übernommen, einen ganz bestimmten Besucher von Atlantic City umzubringen. Name und Aussehen dieses Opfers waren ihm bekannt. Persönlich hatte er sein Opfer noch nie gesehen. Er wußte nur, daß es sich um einen Nachtclubbesitzer aus Miami handelte, der dem Gangstersyndikat von Florida unangenehm aufgefallen war.
Porter war Spezialist für solche heiklen Aufträge. Bisher hatte er sie stets diskret, schnell und erfolgreich getätigt. Kein Grund also, warum es diesmal anders sein sollte. Und doch fühlte Porter sich zum ersten Male unsicher. Er glaubte sich seit einigen Tagen beobachtet. Er hatte seinen Auftraggebern zu verstehen gegeben, daß es für ihn besser wäre, ein paar Monate lang zu pausieren. Doch die Männer des Syndikats hatten sich darauf nicht eingelassen. Sie wollten, daß Ralph Porter so schnell wie möglich handelte. Sie fürchteten nämlich, von Herb Rosedale verpfiffen zu werden …
*
Diese Sorge hatte auch Rosedale.
Nach seinem Ärger mit dem Syndikat ahnte er, daß er umgebracht werden sollte. Nachträglich nannte er sich einen kompletten Idioten, daß er sich mit dem Syndikat eingelassen hatte. Doch dieser Fehler ließ sich nicht mehr ausbügeln. Auch nicht mit Geld. Die Männer des Syndikats stellten sich schwerhörig. Von einer Unterwerfung wollten sie nichts mehr wissen. Die letzte, endgültige Entscheidung stand allerdings noch aus. Rosedale hoffte, daß sie für ihn gut ausfiel.
Der mittelgroße, schlanke Mann mit dem sportlichen Aussehen und dem braungebrannten Gesicht hatte sich Atlantic City als Versteck ausgesucht. Inmitten der vielen Menschen fühlte er sich bedeutend sicherer als in Florida oder in einer Großstadt. Die Spitzel des Syndikats saßen zwar überall, doch in einer Ferienstadt mit diesem Riesenrummel konnte man am besten untertauchen.
Rosedale wohnte in einem mittleren Hotel, das sich Ventnor House nannte. Es lag in einer Querstraße der Atlantic Avenue und wurde von Gästen mit mittelschwerer Brieftasche bewohnt. Rosedale hatte sich als Kaufmann eingetragen. In der Menge der Gäste ging er völlig unter. Er legte es allerdings auch darauf an, nicht aufzufallen. Trotz aller Sorgen hatte sich die Angst etwas gelegt.
An diesem Nachmittag rief er von der Halle des Hotels aus eine bestimmte Nummer in Miami an. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand der engen und überhitzten Telefonzelle.
»Hallo, May«, sagte er, als auf der Gegenseite abgehoben wurde. »Hier spricht Bob. Sei vorsichtig, wenn du antwortest.«
»Du kannst offen sprechen«, sagte sie. »Hier ist alles in Ordnung.«
»Übertreib bloß nicht, Süßes. Du weißt genau, in welchen Schwierigkeiten ich stecke.«
»Ich glaube, du solltest dir keine Gedanken mehr machen, Herb.«
»Ist für mich angerufen worden?« Er bemühte sich, gleichgültig zu sprechen.
»In der Nacht«, gab May zurück. Sie hatte eine verhangene, rauhe Stimme. »Man will sich mit dir einigen, Herb. Aber es wird nicht gerade billig werden.«
»Es ist wirklich angerufen worden?« Herb Rosedale atmete tief durch. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Sie rührten nicht nur von der Hitze in der Zelle her.
»Sie wollen deinen Laden übernehmen, aber du kannst als Manager darin weitermachen.«
»Die sind wohl wahnsinnig geworden«, stieß Rosedale hervor. Mit solchen Bedingungen hatte er nicht gerechnet.
»Wenn du mich fragst, Herb, so würde ich annehmen«, riet May ihm. »Sie sitzen am längeren Hebel. Aber du hast Zeit, dir die Sache genau zu überlegen. Sie gaben dir drei Tage.«
»Ob sie mit sich reden lassen werden?«
»Wahrscheinlich nicht, Herb. Sie wollen wohl der ganzen Branche klarmachen, daß man ihnen nicht auf der Nase herumtanzen kann.«
»Na gut, ich werde mir den Fall überlegen«, sagte Rosedale gespielt kühl und lässig. »Was ich tun werde, weiß ich noch nicht.«
»Von wo aus rufst du an?« wollte May wissen.
»Es ist besser, du weißt es nicht«, meinte Rosedale und lachte leise auf. »Ich traue den Brüdern nicht über den Weg.«
»Das ist auch gut so«, antwortete May. »Hör’ zu, Herb, steck’ auf und gehe auf die Bedingungen ein. Ich möchte dich gern noch mal Wiedersehen.«
»Wirklich, May …?«
»Was dachtest denn du?« Fast empört klang die Stimme »Weshalb halte ich hier aus und lasse mich von diesen Rüpeln herumstoßen? Doch nur, weil ich dich Wiedersehen will!«
»Schade, daß du nicht hier sein kannst«, sagte Rosedale aufseufzend, »wir könnten uns ein paar nette Tage machen. Aber das läßt sich ja nachholen. Morgen melde ich mich wieder.«
»Sie werden morgen wieder anrufen. Soll ich ihnen sagen, daß ich dich inzwischen gesprochen habe?«
»Sag’ ihnen, daß ich mir den Fall überlegen werde, aber laß durchblicken, daß ich zu Kreuze kriechen werde.«
»Gott sei Dank!« Mays Stimme klang erleichtert. »Ich höre schon, daß du vernünftig geworden bist, Herb. Es ist auch besser so.«
Herb Rosedale legte auf, drückte die Zigarette im Wandaschenbecher aus und verließ die Telefonzelle. Als er durch die Halle hinüber zu den Liftschächten ging, fiel sein Blick auf einen gut gekleideten Mann, der vor der Rezeption stand und sich eintrug.
Rosedale achtete nicht weiter auf diesen Gast, der seriös und zurückhaltend aussah. Er konnte ja nicht wissen, daß sein Mörder bereits im Hotel war …!
*
Ralph Porter ließ sich nicht anmerken, daß er sein Opfer erkannt hatte. Er nahm den Schlüssel entgegen, sah nach dem Hausdiener, der das Gepäck zum Lift brachte, und schlenderte hinüber in die Bar. Nach der langen Fahrt benötigte er dringend einen harten Drink. Vielleicht gelang es dabei auch, die miesen Gedanken herunterzuspülen. Der Berufsmörder stemmte sich auf einen Hocker hoch und bestellte sich beim Barkeeper einen doppelten Gin und ein Glas Lagerbier. Er zündete sich eine Zigarette an und warf einen Blick durch das seitliche Fenster.
Unterhalb der Straße sah er ein Stück der Pacific Avenue und das Boardwalk, einer Promenade, die auf dicken Holzstempeln stand und bei Flut teilweise vom Meer überspült wurde. Vom eigentlichen Strand war vom Hotel aus nichts zu sehen. Der Boardwalk versperrte die Sicht.
Eigentlich klappt’s ja wie bestellt, sagte sich der Killer. Ich habe Rosedale bereits gesehen. Gut, daß ich mir sein Gesicht von den Fotos her eingeprägt habe. Der Mann lebt im gleichen Hotel wie ich. Nun brauche ich nur noch auf