Dame schlägt König: Der exzellente Butler Parker 68 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Ich sehe mich leider gezwungen, Ihr Betragen rügen zu müssen«, sagte Butler Parker mißbilligend. »Als ich seinerzeit die Ehre hatte, Haushofmeister des Lord of Battlemore zu sein, pflegten seine Lordschaft immer zu sagen, daß auf einen groben Klotz auch ein grober Keil gehöre …!« Der breitschultrige Mann mit dem groben Gesicht, der in der geöffneten Haustür stand, glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er schaute auf Butler Parker herunter, der in untadeliger Kleidung vor ihm stand und nun sanft und vorwurfsvoll den Kopf bewegte. Der grobe Klotz hob seinen gezückten Revolver um einige Millimeter höher und drängte Butler Parker zurück in den Korridor des kleinen Hauses, das knapp am See lag. »Was war das …?« fragte er dann noch einmal und sah Butler Parker wie ein Weltwunder an. »Hier wohnt doch Anwalt Mike Rander, oder?« »Gewiß, doch, mein Herr«, antwortete Parker und nickte bejahend, »darf ich Sie aber darauf aufmerksam machen, daß mein Herr es gar nicht schätzt, wenn sein Besuch mit einer gezogenen Waffe erscheint …« »Du bist wohl noch von gestern, wie?« fragte der Kerl und grinste. Er nahm den Butler nicht ernst. Er hielt ihn für einen jener antiquierten Haushofmeister, wie man sie hin und wieder bei reichen Amerikanern findet. Zudem machte Butler Parker auch wirklich nicht den Eindruck, als könne er einer Fliege etwas zuleide tun. Der grobe Kerl hatte sich inzwischen orientiert und ging auf eine Tür zu, an der die Aufschrift »Studio« zu lesen war. Butler Parker hatte sich währenddessen der Lehre seines damaligen Herrn erinnert. Der Kerl, der zu seinem Pech den Butler nicht ernst genommen hatte, schrie plötzlich auf, als ihm die Waffe aus der Hand flog.
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Der exzellente Butler Parker
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Dame schlägt König - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 68 –
Dame schlägt König
Günter Dönges
»Ich sehe mich leider gezwungen, Ihr Betragen rügen zu müssen«, sagte Butler Parker mißbilligend. »Als ich seinerzeit die Ehre hatte, Haushofmeister des Lord of Battlemore zu sein, pflegten seine Lordschaft immer zu sagen, daß auf einen groben Klotz auch ein grober Keil gehöre …!«
Der breitschultrige Mann mit dem groben Gesicht, der in der geöffneten Haustür stand, glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er schaute auf Butler Parker herunter, der in untadeliger Kleidung vor ihm stand und nun sanft und vorwurfsvoll den Kopf bewegte. Der grobe Klotz hob seinen gezückten Revolver um einige Millimeter höher und drängte Butler Parker zurück in den Korridor des kleinen Hauses, das knapp am See lag.
»Was war das …?« fragte er dann noch einmal und sah Butler Parker wie ein Weltwunder an. »Hier wohnt doch Anwalt Mike Rander, oder?«
»Gewiß, doch, mein Herr«, antwortete Parker und nickte bejahend, »darf ich Sie aber darauf aufmerksam machen, daß mein Herr es gar nicht schätzt, wenn sein Besuch mit einer gezogenen Waffe erscheint …«
»Du bist wohl noch von gestern, wie?« fragte der Kerl und grinste. Er nahm den Butler nicht ernst. Er hielt ihn für einen jener antiquierten Haushofmeister, wie man sie hin und wieder bei reichen Amerikanern findet. Zudem machte Butler Parker auch wirklich nicht den Eindruck, als könne er einer Fliege etwas zuleide tun. Der grobe Kerl hatte sich inzwischen orientiert und ging auf eine Tür zu, an der die Aufschrift »Studio« zu lesen war.
Butler Parker hatte sich währenddessen der Lehre seines damaligen Herrn erinnert.
Der Kerl, der zu seinem Pech den Butler nicht ernst genommen hatte, schrie plötzlich auf, als ihm die Waffe aus der Hand flog. Als er sich auf Parker stürzen wollte, erlebte er sein zweites Wunder. Butler Parker blieb festgemauert in der Erden stehen, aber die rechte Hand schoß nach vorn. Seine Handkante schien sich in ein mittelalterliches Schwert zu verwandeln. Der Besucher kam nicht mehr dazu, Erstaunen zu zeigen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel gegen die Wand. Sanft, wie Butler Parker sich immer zeigte, fing er den Betäubten auf und schleppte ihn mit erstaunlicher Kraft in das Arbeitszimmer Randers.
Mike Rander, ein vielbeschäftigter Strafverteidiger, etwa 35 Jahre alt, mittelgroß und mit einem sehr sympathischen Gesicht ausgestattet, richtete seine braunen Augen auf Parker. Erstaunen war nicht zu erkennen. Rander kannte Parker.
»Wollten Sie nicht den Tee servieren?« fragte Mike Rander, der von seinem Butler gelernt hatte, wie man sich zu beherrschen hatte.
»Ich bitte um Vergebung«, erwiderte Butler Parker und verbeugte sich steif, »unvorhergesehene Gründe zwangen mich, diesem Herrn hier den Vorrang zu geben … Er hatte die Absicht, Ihnen seine Waffe zu zeigen, übrigens ein Fabrikat aus Belgien, wenn ich bemerken darf, Kaliber 7,65 mit Schalldämpfer.«
»Haben Sie ihn zu Wort kommen lassen?« fragte Rander weiter.
»Man könnte ihm gleich diese Chance verschaffen«, antwortete Butler Parker. Er hatte den noch immer Betäubten auf eine Couch gelegt und durchsuchte ihn mit der Geschicklichkeit eines berufsmäßigen Taschendiebes.
Mike Rander hatte keine Ahnung, wer dieser Mann auf der Couch war. Durch seine Tätigkeit als Strafverteidiger kannte er viele Gauner und Gangster aus Chikago, doch dieser Mann hatte sich ihm bisher noch nicht vorgestellt.
»Darf ich zur Sache kommen?« erkundigte sich Butler Parker. Er hatte mit spitzen Fingern einige zerfledderte Papiere aus den Taschen des Betäubten gezogen und schnüffelte vorsichtig daran herum. Mike Rander, der die mehr als skurrile Art seines herrschaftlichen Dieners kannte, nickte nur.
»Er heißt diesen Papieren zufolge Walter Renner und stammt aus Wech-Lake, er ist 28 Jahre alt und Amerikaner … Einen Waffenschein besitzt er nicht … Aber dafür eine Fahrkarte der Nord-Pazifik-Bahn, die gestern erst abgestempelt worden ist.«
»Kennen wir einen Walter Renner?« fragte Mike Rander.
»Wir hatten noch nicht das mehr als zweifelhafte Vergnügen«, antwortete Butler Parker. »Auf welche Art und Weise soll ich ihn in die Gegenwart zurückbringen?«
»Seien Sie höflich, Parker …!«
Butler Parker tätschelte die Wangen des Betäubten, der unter dem Eindruck dieser Ohrfeigen schnell wieder zu sich kam. Er fuhr sofort hoch, als sei er von einer Tarantel gebissen worden, doch als er Butler Parker vor sich sah, flackerten seine Augen. Er war etwas vorsichtig geworden.
»Darf ich mich erkundigen, was Sie zu Mister Rander führt?« begann Butler Parker freundlich.
»Zum Teufel …!«
»Bei Mister Rander wird nie oder nur selten geflucht«, korrigierte ihn Parker tadelnd. »Wünschen Sie sich nicht, daß ich Ihnen eine Nachhilfestunde in Takt und Höflichkeit geben muß …«
»Was wollten Sie von mir?« mischte sich Mike Rander wesentlich sachlicher und direkter ein.
Butler Parker zog ein beleidigtes Gesicht und stellte sich an das Kopfende der Couch. Er war mit den Methoden seines Herrn durchaus nicht einverstanden. Butler Parker hielt sehr auf Formen und bedauerte es mehr als oft, daß Mike Rander seine amerikanischen, etwas direkten Manieren nicht ablegen wollte oder konnte.
»Sind Sie Mike Rander, der Strafverteidiger?« fragte der grobe Mann und richtete sich vorsichtig auf. Er schaute scheu zu Parker herüber, dessen Gesicht aber ausdruckslos blieb.
»Ich bin Mike Rander«, sagte der junge, so erfolgreiche Strafverteidiger. »Kommen Sie in eigener Sache …?«
»Kann man nicht ’n Schluck Whisky haben?« fragte Renner. »Mir ist dieser Kerl da«, er wies mit dem Daumen über seine Schulter auf Parker, »auf den Magen geschlagen.«
»Parker, zwei Whisky«, sagte Rander.
Butler Parker ging mehr als langsam zur Hausbar hinüber, die in der Nähe der Fenster stand. Er füllte den Whisky ab und bedauerte es, daß dieses Subjekt dieses gute Getränk bekommen sollte. Aber Mike Rander hatte seiner Meinung nach leider immer noch diese Anwandlungen von gutartiger Dummheit.
Deshalb war Parker auch nicht sonderlich erstaunt, als er plötzlich ein höhnisches Auflachen hörte. Er wußte im voraus, was sich ereignet hatte. Der grobe Kerl hatte das Heft wieder an sich gerissen.
»Nimm schnell die Fingerchen hoch«, hörte er den Mann sagen. »Los, ich verplempere nie meine Zeit …!«
»Na schön«, sagte Rander, »und was kommt jetzt?«
Butler Parker war mit diesem Rollentausch nicht einverstanden. – Diesmal war er erheblich schneller als bei dem Whiskyabfüllen. Er wirbelte herum und benutzte die Flasche als Wurfgeschoß. Sie segelte in einem eleganten Bogen auf den groben Kerl zu, der auch prompt und voll getroffen wurde.
Ein Schuß peitschte auf, aber das Geschoß pfiff wirkungslos in die Wandvertäfelung. Bevor Butler Parker noch eine zweite Flasche schleudern konnte, hatte sich der Besuch bereits empfohlen. Man hörte seine hastig laufenden Schritte im Korridor, dann fiel die Haustür krachend ins Schloß.
»Mister Rander, die Lady of Yainesbrought war immer der Meinung, daß man …«
»Lassen Sie mich bloß mit dieser alten Schachtel zufrieden«, sagte Mike Rander ärgerlich. Er stürzte zur Tür, aber der Besucher hatte sich längst empfohlen. Er war nicht mehr zu sehen.
Butler Parker ging zurück zur Hausbar und empfing dort Mike Rander mit einem doppelten Whisky.
»Genau das brauche ich jetzt auch«, meinte Mike Rander nachdenklich. – »Parker, lassen Sie die Flasche erst mal auf dem Boden liegen … Ich möchte wissen, was dieser Kerl von mir gewollt hat … Ich zergrübele mir den Kopf darüber, ob ich den Namen Walter Renner schon einmal gehört habe.«
»Wir haben ihn noch nie gehört«, antwortete Butler Parker. »Darf ich Ihnen noch einen Doppelstöckigen einschenken?«
»Auch mit Wech-Lake haben wir noch nie etwas zu tun gehabt«, rätselte Mike Rander weiter an seinem Besucher herum. »Wo mag das Kaff überhaupt liegen?«
Seine Frage kam viel zu spät.
Butler Parker stand schon gebeugt über einen Atlas und suchte nach Wech-Lake. Konzentriert blätterte er herum, bis er den Ort endlich gefunden hatte.
»Wech-Lake«, las er vor, »Bahnstation an der Strecke Chikago-Minneapolis-Grafton … Schnellexpreß hält nur auf besonderen Wunsch … liegt etwa dreißig Meilen von der Grenze entfernt …«
Mike Rander war aufgestanden und wanderte in seinem Studio auf und ab. Daß dieser Kerl nicht aus Spaß gekommen war, lag auf der Hand. Er hatte bestimmt die Absicht gehabt, Gebrauch von der Waffe zu machen. – Aber aus welch einem Grund wohl? War er von örtlichen Gangstern angeheuert worden?
Mike Rander hob den Kopf, als geklingelt wurde.
Butler Parker stolzierte sofort in den Korridor und öffnete eine kleine Klappe. Durch ein raffiniertes System von Spiegeln konnte er den Besucher erkennen, der vor der Haustür stand. Dieser Mann trug eine brandneue Aktentasche und schien es sehr eilig zu haben. Er schaute sich wiederholt zur Straße um und trat von einem Fuß auf den anderen.
Butler Parker bediente den elektrischen Türöffner und trat vorsichtshalber zur Seite. Gewarnt durch den Besuch an diesem Morgen, war er nicht erpicht darauf, angeschossen zu werden.
Alles weitere spielte sich dann mit der Schnelligkeit eines Zeitraffers ab.
Zweimal gab es ein dumpfes »Plop«.
Der Mann, der in der geöffneten Haustür stand, sackte getroffen in sich zusammen. Zwei maskierte Männer erschienen auf der Treppe und entrissen dem Mann die Aktentasche. Wie durch Zauberei waren sie dann wieder in dem Vorgarten verschwunden, als seien sie vom Erdboden verschluckt worden.
Butler Parker hörte zwar das Aufheulen eines Motors, aber er kümmerte sich erst einmal um den Mann, der halb im Korridor lag. Als er ihn umdrehte, sah er in ein schmales, gebräuntes Gesicht, dessen Oberlippe