Im Netz der Spinne: Der exzellente Butler Parker 99 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Über dieses E-Book
Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Als man ihn erschießen wollte, war Josuah Parker verständlicherweise peinlich berührt. Er lustwandelte im Lincoln Park, hart an Ufern des Michigan-Sees, genoß die kühle Abendbrise und dachte über ein Gespräch nach, das er erst vor knapp einer Stunde mit einem gewissen Paul Treston geführt hatte. Er ließ sich die Worte dieses Mannes gründlich durch den Kopf gehen und achtete nicht weiter auf die beiden Männer, die ihm unauffällig folgten. Der Butler schritt auf eine einsame Parkbank zu, die von hohen Sträuchern umgeben war. Dort wollte er sich in aller Ruhe eine seiner berüchtigten schwarzen Torpedos anzünden. Dort konnte er sicher sein, daß er mit dem Duft dieser Zigarre keinen harmlosen Passanten belästigte. Er hatte die Parkbank noch nicht ganz erreicht, als er auf die Männer aufmerksam wurde. Ohne jeden Argwohn nahm er sie zur Kenntnis. Seine Augen registrierten nur die beiden Parkbesucher, die korrekt und unauffällig aussahen und nicht die Spur an berufsmäßige Schläger oder Mörder erinnerten. Diese beiden Männer trugen dunkle Anzüge, weiche Hüte und rauchten. Sie schienen sich in eine interessante Diskussion verbissen zu haben. Sie redeten angeregt aufeinander ein und übersahen den Butler, der inzwischen die Bank erreicht hatte. Parker nahm umständlich Platz und gestattete sich den Luxus, seine schwarze Melone abzunehmen. Den altväterlich gebundenen Universal-Regenschirm lehnte er gegen die Bank, entspannte sich und griff nach seinem abgewetzten, ledernen Zigarrenetui. Die beiden Parkbesucher kamen langsam näher. Ihre Stimmen waren bereits zu vernehmen, dann sogar schon einzelne Wortfetzen. Sie unterhielten sich allem Anschein nach über die augenblickliche politische Lage und wurden sich nicht einig darüber, ob der zur Zeit herrschende Präsident nun gut sei oder nicht. Parker klappte währenddessen das Etui auseinander und wollte sich mit Kennerschaft eine der pechschwarzen Zigarren heraussuchen, als plötzlich die beiden Männer vor ihm standen. Parker sah fragend hoch. Er spürte sofort, daß etwas nicht stimmte.
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Der exzellente Butler Parker
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Im Netz der Spinne - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 99 –
Im Netz der Spinne
Günter Dönges
Als man ihn erschießen wollte, war Josuah Parker verständlicherweise peinlich berührt.
Er lustwandelte im Lincoln Park, hart an Ufern des Michigan-Sees, genoß die kühle Abendbrise und dachte über ein Gespräch nach, das er erst vor knapp einer Stunde mit einem gewissen Paul Treston geführt hatte. Er ließ sich die Worte dieses Mannes gründlich durch den Kopf gehen und achtete nicht weiter auf die beiden Männer, die ihm unauffällig folgten.
Der Butler schritt auf eine einsame Parkbank zu, die von hohen Sträuchern umgeben war. Dort wollte er sich in aller Ruhe eine seiner berüchtigten schwarzen Torpedos anzünden. Dort konnte er sicher sein, daß er mit dem Duft dieser Zigarre keinen harmlosen Passanten belästigte.
Er hatte die Parkbank noch nicht ganz erreicht, als er auf die Männer aufmerksam wurde. Ohne jeden Argwohn nahm er sie zur Kenntnis. Seine Augen registrierten nur die beiden Parkbesucher, die korrekt und unauffällig aussahen und nicht die Spur an berufsmäßige Schläger oder Mörder erinnerten.
Diese beiden Männer trugen dunkle Anzüge, weiche Hüte und rauchten. Sie schienen sich in eine interessante Diskussion verbissen zu haben. Sie redeten angeregt aufeinander ein und übersahen den Butler, der inzwischen die Bank erreicht hatte.
Parker nahm umständlich Platz und gestattete sich den Luxus, seine schwarze Melone abzunehmen. Den altväterlich gebundenen Universal-Regenschirm lehnte er gegen die Bank, entspannte sich und griff nach seinem abgewetzten, ledernen Zigarrenetui.
Die beiden Parkbesucher kamen langsam näher. Ihre Stimmen waren bereits zu vernehmen, dann sogar schon einzelne Wortfetzen. Sie unterhielten sich allem Anschein nach über die augenblickliche politische Lage und wurden sich nicht einig darüber, ob der zur Zeit herrschende Präsident nun gut sei oder nicht.
Parker klappte währenddessen das Etui auseinander und wollte sich mit Kennerschaft eine der pechschwarzen Zigarren heraussuchen, als plötzlich die beiden Männer vor ihm standen.
Parker sah fragend hoch. Er spürte sofort, daß etwas nicht stimmte. Er ließ sich durch die glatten Gesichter der beiden Männer nicht täuschen. Er wußte, daß sie sich ganz sicher nicht nach der Tageszeit erkundigen wollten.
»Mister Parker...?« fragte einer der beiden Männer gedehnt.
»Ich verstehe nicht recht«, antwortete Josuah Parker und tat verwirrt.
Seine Finger beschäftigten sich inzwischen mit dem Zigarrenetui. Sie griffen nicht mehr nach einem der schwarzen Torpedos, sondern fingerten an dem Stahlrahmen herum.
»Sind Sie Parker oder nicht?« fragte der Mann ungeduldig. Sein Partner interessierte sich inzwischen für die nähere Umgebung und nahm den Kopf etwas zur Seite. Wahrscheinlich sollte er die kommenden Vorgänge absichern.
»Ich bin in der Tat Butler Parker«, sagte Parker. »Ich möchte das auf keinen Fall abstreiten.«
»Dann ist ja alles in Ordnung«, erwiderte der Mann und grinste kalt. »Mehr wollten wir gar nicht wissen.«
Während er noch redete, zog er blitzschnell eine Automatik, auf deren Mündung ein überdimensional großer Schalldämpfer aufmontiert war.
»Sind Sie sicher, daß Sie mich meinen?« erkundigte sich der Butler.
»Vollkommen!« Der Mann hob die Schußwaffe und ließ den Butler in die Mündung schauen.
»Wodurch, wenn ich fragen darf, habe ich mir Ihren Unmut zugezogen?« fragte Parker.
»Spielt keine Rolle, Alter...!« Der Gangster grinste und wandte sich an seinen Partner, »alles in Ordnung, Butch...?«
»Alles in Ordnung, Steve«, lautete die Antwort.
»Sie haben den Augenzeugen dort oben am Fenster des Hochhauses übersehen«, warf Parker ein. Er tat das würdevoll und gemessen, wie es eben seine Art war. Dadurch wirkte er völlig überzeugend. So überzeugend, daß die beiden Gangster sich unwillkürlich etwas umwandten, um nach dem Hochhaus zu sehen.
Dadurch räumten sie Parker die echte Chance ein, etwas gegen seine beabsichtigte Ermordung zu tun. Parkers rechter Zeigefinger befand sich bereits in Position.
Parker zögerte nicht, aktiv zu werden.
Sein Zeigefinger drückte auf eine kaum sichtbare Erhebung im Innern des Zigarrenetuis. Fast synchron damit gab es dann eine dumpfe Detonation. Aus einer der fest eingebauten und unrauchbaren Zigarren schoß eine Ladung Feinstschrot hervor.
Die beiden Gangster wurden völlig überrascht.
Getroffen von einer Unzahl feinster Schrotkügelchen, hüpften die Kerle wie Springbälle hoch und brachen in lautes Brüllen aus. Die Schrotkügelchen sorgten für eine Vielzahl von Schmerzquellen und hinderten die beiden Gangster daran, sich sofort mit dem Butler zu beschäftigen.
Parker hingegen verfügte über seine volle Einsatzfähigkeit.
Er hielt bereits seinen Universal-Regenschirm in der Hand und benutzte ihn als eine Art Golfschläger. Und da der Butler sich auf diversen Golfplätzen ausgezeichnet auskannte, wußte er diesen improvisierten Schläger auch sicher zu handhaben.
Innerhalb weniger Sekunden lagen die beiden Gangster entkräftet am Boden. Sie waren derart beeindruckt, daß sie an Gegenwehr überhaupt nicht dachten. Im Grunde waren sie sogar ohnmächtig.
Parker beugte sich über die beiden Männer und scheute sich nicht, ihre Taschen zu durchsuchen. Er wollte schließlich wissen, mit wem er es zu tun hatte. Wenn es sein mußte, konnte er sehr neugierig sein.
Seine Erwartungen wurden nicht getäuscht.
Er fand buchstäblich nichts, was auf die Identität dieser beiden Gangster hätte schließen lassen. Ihre Taschen waren leer. Das zeichnete sie als harte Profis aus. Gangster dieser Sorte gingen jedem unnötigen Risiko aus dem Weg. Ihnen lag nie daran, schnell identifiziert zu werden.
Parker fand und sammelte diverse Waffen ein. Mehr war im Moment nicht zu holen. Anschließend streifte er den beiden Männern die Schuhe aus und warf sie irgendwohin ins Gesträuch. Eine zusätzliche, flüchtige Untersuchung zeigte ihm, daß die beiden Gangster nicht ernstlich verletzt worden waren.
Auf weitere Maßnahmen verzichtend, setzte Parker sich die schwarze Melone auf, griff nach seinem Regenschirm und verließ gemessen den Schauplatz dieses Zwischenfalls. Das heißt, er dachte nicht daran, den Park zu verlassen. Er schlug einen kleinen Bogen und baute sich dann hinter dem Gesträuch auf.
Es dauerte nur noch wenige Sekunden, bis die beiden Gangster wieder zu sich kamen. Sie richteten sich ohne jeden Übergang auf und wußten anschließend nicht, wohin sie zuerst fassen sollten. Wie gesagt, sie waren von einer Vielzahl kleiner Schrotkügelchen getroffen worden. Und jedes dieser kleinen Kügelchen hinterließ eine Schmerzquelle für sich.
»Dieser... äh... verdammte... oh, Hund«, stöhnte der Gangster, der Parker angesprochen hatte.
»Ich bring den Kerl um...!« reagierte der zweite Mann und befingerte seine getroffene Kehrseite. Er stöhnte und ächzte und wagte sich nicht zu bewegen.
»Los, weg hier, bevor er die Bullen alarmiert«, sagte der erste Mann. Dann trat er vorsichtig den ersten Schritt, knickte ein und fing sich gerade noch ab. Humpelnd, vorsichtig, wie auf rohen Eiern gehend, hielt er dann auf die nahe Rasenfläche zu.
Sein Partner folgte ihm mit ähnlicher Vorsicht. Er litt unter einigen Schrotkügelchen, die seine Kehrseite getroffen hatten. Auf Zehenspitzen gehend, schlich er seinem Partner nach.
Parker folgte ihnen vorsichtig.
Die beiden Männer dachten nicht im Traum daran, daß sie verfolgt wurden. In ihrer Vorstellung war einfach kein Raum dafür, daß eines ihrer Opfer die Nerven hatte, ihnen kaltblütig zu folgen.
Deckungsmöglichkeiten boten sich Parker ausreichend an. Er brauchte sich noch nicht einmal anzustrengen, um unsichtbar zu bleiben. Der Lincoln Park war schließlich eine grüne Oase, ausreichend mit Baum- und Buschgruppen bepflanzt.
Stöhnend und humpelnd erreichten die beiden Gangster einen nahen Parkplatz. Sie mühten sich ab, einen der dort abgestellten Wagen zu erreichen. Sie krochen förmlich in den Buick hinein und brauchten einige Zeit, bis sie sich einigermaßen niedergelassen hatten. Parker hatte ausreichend Gelegenheit, sich das Kennzeichen dieses Wagens zu merken.
Um die beiden Gangster in Trab zu versetzen, leistete Parker sich einen kleinen Streich.
Er griff in den Kies und hob eine Handvoll davon auf. Diese Ladung warf der Butler geschickt auf das Wagendach des Buick. Die kleinen Sternchen prasselten auf das Dach herunter und verursachten im Wageninnern ein rätselhaftes Dröhnen.
Wie von einer Feststoffrakete angetrieben, schoß der Buick danach vom Parkplatz, kurvte auf kreischenden Pneus in die Hauptstraße ein und hätte beinahe noch einen dicken Begrenzungsstein mitgenommen.
Parkers Pokergesicht verzog sich zu einem jungenhaften Lächeln. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr er die beiden Männer erschreckt hatte.
Nachdem die beiden Rücklichter nicht mehr zu sehen waren, wandte der Butler sich ab und schritt würdevoll und gemessen zurück in den Park, um seinen kleinen Spaziergang fortzusetzen. Wie schon gesagt, er dachte über ein Gespräch nach, das er erst vor einer guten Stunde mit einem gewissen Paul Treston geführt hatte. Es gab da einige Dinge, die genau überlegt werden mußten. Und es ging ihm vor allen Dingen um den Weg, wie er seinen jungen Herrn für diesen Fall interessieren konnte. Für den Fall nämlich, daß hier tatsächlich ein Verbrechen vorlag...!
*
»Wem haben Sie in letzter Zeit besonders nachdrücklich auf die Füße getreten?« fragte Mike Rander, nachdem Josuah Parker seinen ausführlichen Bericht beendet hatte.
Nach dem Zwischenfall im nahen Lincoln Park war der Butler zurück in