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Die Streunerin
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eBook51 Seiten44 Minuten

Die Streunerin

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Über dieses E-Book

Eine Sammlung verschiedener, bereits veröffentlicher  Kurzgeschichten.

Moritz beobachtet eine Katze vom Wohnzimmer aus, als sie beinahe täglich zum Futter kommt. Eines Tages fehlt  jede Spur von dem Tier. Moritz ist dadurch traurig, nichts kann  ihn davon ablenken.

Erst als die streunende Katze ihre Jungen in seinen Schoß legt, ist die Welt für das Kind wieder in Ordnung.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum4. Juni 2019
ISBN9783748701934
Die Streunerin

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    Buchvorschau

    Die Streunerin - Andrea Taraška

    Die Streunerin

    Ich wusste schon nicht mehr, wie lange ich den knapp sechsjährigen braunhaarigen Jungen bereits beobachtete. Denn er lag schon einige Zeit vor der Terrassentür am Boden, seinen Kopf auf den Händen aufgestützt, und starrte in die Dunkelheit hinaus. Sein Gesicht wurde immer trauriger. Beinahe befürchtete ich, dass er mir in Tränen ausbrechen würde. Doch etwas hielt ihn davon ab. Ich merkte, dass es hinter seiner Stirn auf Hochtouren arbeitete. Seine äußerst bekümmerte Miene ging mir an diesem Tag besonders nah.

    Langsam und mit einiger Mühe ging ich neben ihm in die Hocke. Nach wenigen Augenblicken setzte ich mich mit leichten Schwierigkeiten neben Tobias, um ihm sachte einen Arm auf seine Schulter zu legen. Doch entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten wich er kaum merklich aus. Meine tiefe Erschütterung ließ ich mir nicht anmerken.

    „Tobias, was ist los mit dir?", fragte ich meinen Enkel sachte. Erschrocken merkte ich, dass er kurz aufschniefte, ehe er mir beinahe trotzig in die Augen blickte.

    „Weißt du, wo die Katze ist? Sie hat ihr Fressen nicht aufgegessen", stellte Tobias mit weinerlicher Stimme fest. Hilflos zuckte ich mit den Schultern. Ich konnte ihm seine Frage leider nicht beantworten. Auch mir war aufgefallen, dass das schwarz-weiß gefleckte anfangs zierliche, jetzt beinahe kugelrunde Tier in den letzten Tagen nicht mehr aufgetaucht war. Ich musste zugeben, dass es mir gefiel, wenn es durchs Wohnzimmer streifte, kaum dass sie sich am angebotenen Fressen gütlich getan hatte.

    Ganz besonders blühte der kleine Tobias auf, wenn er seine Nachmittage bei mir verbrachte und mit der Katze spielen konnte. Der aufgeweckte Junge hatte sie einfach Bob getauft. Oft dauerte dieses Vergnügen nicht allzu lange, und Bob verschwand, nicht ohne sich von seinem kleinen menschlichen Freund verabschiedet zu haben. Auch Tobias genoss es, wenn Bob um seine Beine strich und mit Schnurren belohnt wurde, als das Kind das Tier hingebungsvoll streichelte und eifrig liebkoste.

    Umso trauriger wurde Tobias, als in den wenigen Tagen vor Weihnachten von Bob noch immer jede Spur fehlte. Mein Enkel drängte mich dennoch, dem Tier sein gewohntes Futter ins Freie zu stellen. Meine Einwände wegen der Kälte drangen auf taube Ohren, die Gefahr des Einfrierens tat er mit einer wegwerfenden Handbewegung einfach ab. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich in diesen Tagen äußerst hilflos fühlte, wusste ich doch schon nicht mehr, was ich Tobias auf die vielen drängenden Fragen antworten sollte. Denn schließlich fehlte täglich ein wenig aus der Futterschüssel.

    „Schau, Oma, Bob holt sich sein Futter doch", erklärte mir Tobias mit einer Ernsthaftigkeit, die mir beinah das Herz zerriss. Seine Nase war bei diesen Worten fest an die Fensterscheibe gedrückt, um so die Futterschüssel der Katze besser kontrollieren zu können. Insgeheim schalt ich mich einen Narren, dass ich diese noch immer auffüllte anstatt sie wegzuräumen. Immerhin wusste ich nicht, was aus unserem streunenden Bob geworden war. Ich befürchtete jedoch das Allerschlimmste.

    Doch das wollte ich dem Jungen nicht erzählen. Schließlich wusste ich um die Liebe, die er dem Tier in den wenigen Wochen entgegenbrachte, die es bei mir ein und aus gegangen war. Seine Augen glänzten mehr als sonst, wenn sich Bob in seinen Schoß zusammenrollte und zu schnurren begann, wenn Tobias sie wie so oft liebkoste.

    *

    „Oma, Oma … komm‘ mal …", hörte ich ihn aufgeregt rufen. Deshalb ließ ich vorsichtshalber meine Küchenarbeit liegen, um der Bitte meines Enkels nachzukommen. Sichtlich aufgewühlt deutete er auf die verschneite Terrasse vor uns.

    „Siehst du, da ist ein Tier herumgelaufen …, erläuterte er mir sichtlich erregt, kaum dass ich neben ihm stand, „Ich glaube, dass da eine Katze rumgelaufen ist.

    „Das sehe ich auch, murmelte ich zustimmend, „aber bist du dir sicher, dass es unser Bob ist?

    „Wer soll es denn sonst sein, Oma?", wollte Tobias aufgebracht wissen.

    Seine vorher so gute Stimmung

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