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If You Fly: Mafia Romance
If You Fly: Mafia Romance
If You Fly: Mafia Romance
eBook226 Seiten2 Stunden

If You Fly: Mafia Romance

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Über dieses E-Book

Spiel ums Überleben – werden Maggie und John den Fängen der Mafia entkommen?

Maggie hat mit Johns Verschwinden zu kämpfen, da läuft auch noch Bonnie erneut weg. Als die Kleine von einem Mann namens Iron zurückgebracht wird, ist die Erleichterung jedoch nur von kurzer Dauer: Iron ist ebenfalls ein Mafia-Mitglied und erpresst Maggie. Verzweifelt willigt sie in seine Forderungen ein, um ihre Kinder zu schützen. Gefangen in der Rolle, die sie spielen muss, muss Maggie lernen, dass auch John nicht immer ehrlich war.

Als John wieder auftaucht, tiefer in die  Mafia verwickelt denn je, ist beiden klar, dass sie ein tödliches Spiel spielen. Ein Kampf ums Überleben und das Wohlergehen aller, die Maggie liebt, beginnt. Für sie stellt sich in all dem Chaos und dem Strudel aus Gewalt allerdings eine alles entscheidende Frage: Auf welcher Seite steht John?

Der zweite Band der mitreißenden Mafia-Romance von Erfolgsautorin Any Cherubim schließt die Geschichte von Maggie und John ab und ist spannender denn je!

SpracheDeutsch
HerausgeberZeilenfluss
Erscheinungsdatum8. Sept. 2022
ISBN9783967142389

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    Buchvorschau

    If You Fly - Any Cherubim

    1

    Maggie

    John ist fort, und mit jeder Sekunde, die vergeht, vermisse ich ihn mehr. Anfangs wollte ich, dass er so schnell wie möglich aus unserem Leben verschwindet, doch jetzt ist alles anders. Ich gestehe mir ein, dass er mir viel mehr bedeutet, als ich vermutet habe.

    Ja, verdammter Mist, ich trauere einem Kerl nach, der zur Mafia gehört, der womöglich schlimme Dinge getan hat. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Mann, der mich aufgewühlt hat und voller moralischer Widersprüche ist, die nicht zu ihm passen wollen. Jetzt ist er endgültig gegangen und hat mein Herz mitgenommen. Wie kann ein Mann so einfühlsam, korrekt und edelmütig sein und gleichzeitig auf der dunklen Seite des Lebens stehen? Das wollte mir von Anfang an nicht in den Kopf. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass diese Fragen unbeantwortet bleiben.

    Noch lange sitze ich auf den Verandastufen und betrachte den Sonnenaufgang, während Hasi es sich auf meinem Schoß gemütlich gemacht hat. Gedankenverloren kraule ich sein winziges Köpfchen. Er scheint es zu genießen, denn er gibt leise Grunzgeräusche von sich.

    In mir wummert der Abschiedsschmerz, mit dem ich von jetzt an leben muss. Ich schlucke neue Tränen hinunter, wische mir übers Gesicht, denn ich will nicht, dass meine Mädchen wach werden und sehen, dass ich geweint habe. John hat die Sympathie meiner Töchter und Tante Eddas im Sturm erobert, und sein Verschwinden wird sie genauso treffen wie die Tatsache, dass Miles fort ist, ohne sich verabschiedet zu haben. Besonders Bonnie. Und wie zur Hölle erkläre ich Miles' kleines Andenken? Mein Auge ist immer noch geschwollen, und ein tiefer, blauer Fleck hat sich gebildet. Das wird bei Fremden Fragen aufwerfen und einige Tage dauern, bis das Veilchen verschwunden ist. Hinzu kommt, dass die Polizei mir im Nacken sitzt und jederzeit hier auftauchen könnte. Schlimmer noch, die Mädchen könnten sich verplappern und verraten, dass ich eines der geflohenen Kartellmitglieder tagelang beherbergt habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dann angeklagt werde und ins Kittchen wandere.

    Mir wird übel bei dem Gedanken.

    In der letzten Nacht hat Miles jeden Rest meiner Gefühle für ihn zum Verstummen gebracht. Nie werde ich vergessen, wie wütend er war und mich geschlagen hat. Ob ich jemals im Stande sein werde, die Kinder mit ihm gehen zu lassen, falls er eines Tages dieses Recht einfordert? Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass dieser Tag nie kommen wird. Eigentlich sollte ich ihn anzeigen, doch ich will die Sache nicht noch mehr ausreizen, zumal er als Zeuge gegen mich aussagen könnte, weil er John gesehen hat. Die Zeit wird zeigen, ob Miles tatsächlich den Mund hält und die Unterhaltszahlungen leistet.

    Was Lance betrifft, bin ich mir jetzt sicher, dass ich diese Beziehung nicht weiter vertiefen will, auch wenn er mir seit Monaten ein sorgenfreies Leben in Aussicht stellt. Ich will nach vorn schauen, es selbst schaffen. Ich muss mich um Tante Edda, meine Töchter und um den ganzen anderen Kram kümmern. Nach den Sommerferien beginne ich mit dem Job und hoffe, dass es finanziell bald aufwärtsgehen wird. Bis dahin konzentriere ich mich auf meine Familie und verberge meine Gefühle für John, bis ich ihn irgendwann vergessen kann.

    Seufzend setze ich Hasi ab und gehe ins Haus. Er folgt mir, und während ich ihn füttere, höre ich, wie Bonnie die Treppe heruntertapst.

    »Guten Morgen.« Ich zwinge mich ihr ein freundliches Lächeln zu schenken. »Hunger?«

    »Gleich. Ich will Daddy guten Morgen sagen.« Sie schaut sich suchend nach ihm um. »Wo ist er?«

    Ich wende ihr den Rücken zu, um sie nicht ansehen zu müssen, fülle den Wasserkocher und bete, dass die Enttäuschung sie nicht zu sehr mitnehmen wird. »Setz dich doch erst mal, Liebling. Willst du etwas essen?«

    »Nein, ich will zu Daddy«, beharrt sie, läuft zur Haustür und öffnet sie.

    Regungslos steht sie auf der Veranda und starrt zu der Stelle, an der Miles' Transporter geparkt hat.

    Ich greife nach ihren Schultern und drehe sie zu mir. »Süße … er …«

    Tränen schimmern in ihren Augen, und ihr Kinn zittert. »Wo ist er?«

    Mein Herz bricht, als ich in ihr trauriges Gesicht blicke. »Er musste ganz früh los.«

    »Aber warum hat er uns nicht geweckt?«, sagt sie weinend. »Ich wollte doch mit ihm gehen.« Ihr kleiner Körper wird von heftigem Schluchzen geschüttelt, und ich ziehe sie in meine Arme. Was zur Hölle soll ich ihr nur erklären? Für Miles' Verhalten gibt es keine logische Begründung, und mit ihren sieben Jahren versteht sie den Ernst der Lage vielleicht nicht.

    Ich setze mich auf die Hollywoodschaukel und nehme sie auf den Schoß. »Es tat ihm leid, dass er sich nicht verabschieden konnte«, lüge ich. »Auch John ist … Er ist fort.«

    Erneut bricht sie in Tränen aus. Ich umarme sie fest, küsse und streichle sie und hoffe, dass ihr Schmerz bald vorübergehen wird. Langsam beruhigt sie sich und sieht mich mit verheultem Gesicht an. Wie immer, wenn sie sich aufregt, hat sie rote Flecken auf den Wangen. Erst jetzt bemerkt sie mein Veilchen und kneift die Augen zusammen. »Was ist da passiert?«

    Ich streiche zärtlich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Nichts Schlimmes, ich bin gestolpert und dummerweise unglücklich gefallen.«

    »Wieso ist John auch fort?«

    »Wir wussten doch, dass er irgendwann gehen wird. Er konnte schließlich nicht ewig bei uns bleiben. Ich soll dir von ihm liebe Grüße ausrichten. Er –«

    Bonnie löst sich von mir und lässt keinen weiteren Trost zu. »Das ist alles deine Schuld. Du streitest dich immer mit den Leuten, die ich lieb hab, sodass sie nicht mehr bei uns bleiben wollen.«

    Schluchzend reißt sie sich los, rennt ins Haus, hinauf in ihr Zimmer.

    Ich weiß ja, dass die Situation mit den Augen eines Kindes so aussieht, als wäre ich eine streitlustige, verbitterte und griesgrämige Frau, die an allem und jedem etwas auszusetzen hat. Aber Bonnie ist noch zu klein, um die komplizierte Erwachsenenwelt zu begreifen. Sie weiß nur, dass ihr Daddy nicht mehr bei uns ist. Und John ist nun auch fort. Diese Verluste hinterlassen Spuren bei meinen Kindern.

    Ich stehe von der Schaukel auf und will ins Haus.

    »John ist gegangen?«, höre ich Tante Eddas Stimme. Sie steht mit Eli an der Tür.

    Ich bringe nur ein Nicken zustande.

    Auch Tante Edda ist enttäuscht. »Schade, ich mochte diesen Mafia-Futzi.«

    »Mafia-Futzi, Mafia-Futzi, Mafia-Futzi«, plappert Eli nach.

    Edda lacht, was ich mit einem warnenden Blick quittiere.

    »Wir sollten wirklich aufpassen, was wir in der Gegenwart der Kinder besprechen«, ermahne ich sie.

    »Entschuldige.« Auch sie weiß, dass jedes Wort über John aus dem Mund der Mädchen gefährlich ist, besonders wenn Eli mehrmals ›Mafia-Futzi‹ nachplappert. Falls sie das wiederholt, wenn Pete auftaucht, könnte mich das in Erklärungsnot bringen.

    »Bonnie meint es nicht so, Maggie.« Mitfühlend legt sie ihre Hand auf meinen Arm. »Sie wird darüber hinwegkommen.«

    »Ich würde ihr so gern helfen.«

    »Das tust du schon längst.«

    Ich kneife fragend die Augen zusammen.

    »Na, du bist immer für sie da, tröstest sie, unterstützt sie in ihrem Schmerz, egal wie groß die Enttäuschung ist. Du liebst sie und kümmerst dich. Sie wird das irgendwann erkennen.«

    Schöne Worte, die im Augenblick aber wenig hilfreich sind. Bonnie gibt mir die Schuld für ihren Verlust, und tatsächlich bin ich mit verantwortlich für das ganze Dilemma. Ich nehme Eli auf den Arm und sehe meine jüngste Tochter an.

    »Mommy, warum hast du ein blaues Auge?«

    »Ich bin auf der Verandatreppe gestürzt. Das verheilt wieder«, erkläre ich, während Eli mich genau inspiziert. »Ich muss mit Bonnie sprechen«, sage ich an Tante Edda gerichtet und lasse die Kleine wieder herunter.

    »Mach das. Ich richte das Frühstück. Komm, Eli. Hast du Hunger?« Edda streckt die Hand nach ihr aus.

    »Ja, ich will einen großen Bären aufessen«, antwortet sie, ergreift die ausgestreckten Finger meiner Tante, und die beiden gehen in die Küche.

    Als ich Bonnies Zimmer betrete und ihren ausgeräumten Kleiderschrank sowie den darunterliegenden offenen Kinderkoffer bemerke, versetzt es mir einen Stich. Meine Tochter hatte wirklich den Plan, mit Miles fortzugehen. Wie schlimm muss es jetzt für sie sein, dass sie ein zweites Mal von ihrem Vater verlassen wurde.

    »Bonnie«, raune ich sanft und setze mich auf die Bettkante. Sie reagiert nicht, was sie meistens tut, wenn sie sauer ist. Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich es ausdrücken soll, aber ich habe das tiefe Bedürfnis, ihr zu erklären, wie sehr ich sie liebe und froh bin, dass ich sie habe. Meine Hände knetend suche ich nach einem Anfang. »Ich weiß, wie verletzt und enttäuscht du bist.«

    »Weißt du gar nicht«, muffelt sie mich an.

    »Doch, glaub mir, das weiß ich, und soll ich dir sagen, woher?«

    Keine Antwort.

    »Zwischen Mutter und Kind gibt es diese besondere Verbindung. Ich habe dich neun Monate in mir getragen und vom ersten Augenblick an geliebt. Niemand kennt dich so gut wie ich, und das bedeutet, dein Schmerz ist auch meiner. Egal, wie traurig du bist, in meinem Herzen tut das genauso weh. Deshalb bin ich auch enttäuscht darüber, dass dein Daddy gegangen ist, ohne sich zu verabschieden. Ich finde es total blöd, dass ihr euch nicht mal unterhalten konntet. Du weißt, dass dein Vater und ich uns nicht mehr so gut verstehen, aber dass er fort ist, liegt nicht daran, dass ich ihn nicht hierhaben wollte. Er hat entschieden zu gehen.«

    Sie schaut zu mir und zieht die Nase hoch.

    »Auch John war sehr traurig, weil er dir nicht Lebewohl sagen konnte. Er wurde ganz früh heute Morgen abgeholt. Wenn ich nicht zufällig aufgewacht wäre, hätte er sich auch von mir nicht verabschiedet.«

    Kurz denkt sie über meine Worte nach. »Und wo ist er jetzt?«

    »Das weiß ich nicht.«

    »Werden wir ihn wiedersehen?«

    Langsam schüttle ich den Kopf, und noch mehr Tränen steigen bei ihr auf. »Das ist blöd. Wieso gehen alle fort?«

    »Nicht alle, mein Liebling.« Ich lege meine Hand auf ihre Brust. »Manchmal begegnen wir Menschen, haben sie gern, und dann trennen sich die Wege.«

    »Wieso kann John nicht hierbleiben?« Sie schluchzt und beginnt bitterlich zu weinen. Ich will sie trösten, und diesmal lässt sie es zu. Sie wirft sich in meine Arme, und ich halte sie ganz fest. Ich kämpfe selbst mit den Tränen und schicke ein Stoßgebet gen Himmel, damit sie schnell darüber hinwegkommt. Wir alle werden Zeit brauchen, um die letzten Tage zu verdauen.

    Der Morgen vergeht. Bonnie wirkt in sich gekehrt und still. Sie redet nicht so viel wie sonst, sitzt mit Tante Edda am Esstisch und malt, während Eli mit Hasi spielt. Ich mache mich daran, im Gästezimmer das Fenster zu öffnen, und starre trübsinnig auf die leere Matratze am Boden. Ein T-Shirt, das John getragen hat, lugt unter der Decke hervor. Ich beuge mich hinunter, um das Kissen abzuziehen, da entdecke ich einen zusammengefalteten Zettel. Neugierig nehme ich ihn an mich, und etwas fällt heraus. Ich greife danach und halte einen Papiervogel in der Hand. Der Kloß in meinem Hals schwillt an, als ich das Bild vor Augen habe, wie John den Mädchen neulich gezeigt hat, wie man solche Vögel bastelt. Ich erinnere mich, wie er sagte: ›Wer fliegen will, muss das loslassen, was ihn festhält.‹

    Tränen steigen auf, die ich nicht zurückhalten kann. Er hat die ganze Zeit gewusst, wo mein Problem lag, was mich gehindert hat, zu fliegen, und mich dazu gebracht, dass ich das erkenne.

    Ich bin so ergriffen davon, dass ich mich zusammenreißen muss, um den Brief zu lesen. Mein Herz rast.

    Maggie,

    wenn du diese Zeilen liest, werde ich nicht mehr bei euch sein. Es tut mir leid, dass ich mich nicht von dir und deiner Familie verabschieden konnte, aber vielleicht war das ganz gut.

    Ich hatte wirklich verdammtes Glück, dass ich bei euch untergekommen bin und du mich wieder zusammengeflickt hast. Ich verdanke dir mein Leben, und ich weiß, welches Risiko du eingegangen bist. Nicht jede Frau ist so stark und entschlossen wie du. Dafür bewundere ich dich. Lass dir von den Kerlen nichts anderes einreden. Flieg, wann immer dir danach ist.

    Es fällt mir nicht leicht, zu gehen, aber ich habe keine Wahl. Vielleicht hätte aus uns in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, etwas werden können.

    Ihr werdet mir fehlen – du wirst mir fehlen. Doch meine Realität ist leider gefährlich, tückisch und voller Risiken. Es tröstet mich, dass ihr wieder in Sicherheit seid und du von nun an nichts mehr mit meiner Welt zu tun haben wirst. Trotzdem werde ich an dich denken und hoffen, dass du und die Mädchen glücklich werdet.

    Verbrenne diese Zeilen, nachdem du sie gelesen hast, damit keine Spuren zurückbleiben.

    Lebe wohl

    Dein John

    Mehrmals überfliege ich seine Worte und starre auf den Vogel in meiner Hand. Alles, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe, bricht ungefiltert über mich herein: Die Trennung von Miles, Tante Eddas Schlaganfall und seit Neustem ihre seltsamen Gedächtnisaussetzer. Bonnie, die keine Ahnung hat, dass ihr Vater ein selbstsüchtiger Egoist ist, meine aufgebrauchten Ersparnisse und die finanziellen Sorgen. Schließlich John, der verletzt in meiner Scheune lag, mich erpresst hat, ihm zu helfen, und letztlich, wie ich mich in ihn verliebte. Mit John lernte ich wieder zu vertrauen, obwohl sein Umfeld nicht gerade Sicherheit verspricht und man um solche Menschen einen großen Bogen machen sollte.

    Es ist immer noch schwer zu glauben, dass er zu diesen Leuten gehört, die gewissenlos sind und kaltblütig Dinge tun, die ich nur aus dem Fernsehen kenne. Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Er war genauso, wie ich mir einen Mann vorgestellt habe – familiär, einfühlsam und witzig, aber auch fordernd, stark und, so verrückt es klingt, vertrauenswürdig.

    Eine Gänsehaut überzieht meine Arme, als ich an den Sex mit ihm denke, und ein wehmütiges Ziehen macht sich in mir breit. John hat mich Dinge fühlen lassen, die ich nie gekannt habe. Er hat mich verschlungen, meinen Körper geliebt und dabei meine Seele berührt. All das wird nun eine Erinnerung bleiben. Sie wird verblassen, vielleicht irgendwann ganz verschwinden.

    Hastig streife ich die Tränen fort, die unaufhaltsam über meine Wangen strömen. Ich habe Angst, dass sie die Tinte auf dem Papier verwischen könnten. Mein Blick fällt auf das T-Shirt unter dem Kissen. Voller Sehnsucht greife ich danach, drücke es mir ins Gesicht, atme tief seinen unverwechselbaren Duft ein, der mich tröstend einhüllt. Ich schließe dabei die Lider. Es ist wie eine sanfte Umarmung, und ich stelle mir das Blau seiner Augen vor. Seit dem ersten Moment unserer Begegnung bin ich in sie hineingefallen.

    Genug! Ich bin so eine verrückte Kuh, John ist noch keine fünf Stunden fort, und ich führe mich auf wie ein verliebter Teenager. Den Brief falte ich ordentlich zusammen. Vernichten kann ich Johns Zeilen nicht. Das Papier und das T-Shirt sind alles, was ich von ihm habe. Er wollte zwar, dass ich seinen Brief verbrenne, doch ich kann das nicht und beschließe, ihn zu behalten – versteckt. Das Aroma des T-Shirts wird mich trösten, wenn ich mich besonders

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