Play with me 3: Streng geheim
Von Julia Will
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Über dieses E-Book
In der zweimonatlich erscheinenden Serie von Julia Will sind bislang erschienen:
Band 1: Der Prinz auf der Erbse
Band 2: Feuer frei
Band 3: Streng geheim
Band 4: Ungeküsst
Band 5: Dance with me
Band 6: Verbotene Früchte
Band 7: Déjà-vu
Band 8: Happy birthday
Band 9: Ich bin hier!
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Buchvorschau
Play with me 3 - Julia Will
Play with me
Band 3:
Streng geheim
Julia Will
© 2019 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
Lektorat: Susanne Pavlovic, Textehexe
Umschlaggestaltung: cover & books Buchcoverdesign
Alle Rechte vorbehalten
ISBN TB – 978-3-95869-395-1
Printed in the EU
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar
v1 19
Für Rei
Meine Liebe
Mein Leben
Meinen Leon
Leon
Ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte schlicht und ergreifend einfach nicht kommen sollen.
Um mich herum bewegen sich Massen an Menschen, mit Kostümen oder ohne, sie unterhalten sich, lachen, haben den Spaß ihres Lebens und ich ... ich fühle mich einfach nur fehl am Platz. Mein Handy musste ich inzwischen lautlos stellen, weil jedes Piepsen dafür sorgt, dass der Knoten in meinem Magen sich nur noch mehr zusammenzieht. Ich hätte mich gar nicht auf dieses Treffen einlassen sollen.
Und gleichzeitig fühle ich, wie meine Nerven flattern vor angespannter Aufregung, immer, wenn ich eine Person mit kurzen blonden Haaren sehe, während ich mich langsam durch die große Halle bewege. Gleich bin ich am Treffpunkt.
Ich bin seit einer Stunde hier und frage mich ständig, ob einer dieser Cosplayer Flynn ist. Ob wir bereits unerkannt aneinander vorbeigegangen sind. Aber selbst wenn ...
In ein paar Minuten ist es soweit. Dann sehe ich ihn. Dann erfahre ich, was das für ein Mensch ist, der seit über einem Jahr in meinem Leben ist und es die letzten Monate so rücksichtlos auf den Kopf gestellt hat. Manchmal weiß ich ehrlich nicht mehr, was ich tun oder denken soll ...
Hannah ... Mein schlechtes Gewissen bringt mich noch ins Grab.
Die letzten Wochen haben wir uns fast täglich gestritten. Ich will das nicht. Ich will sie nicht ständig zum Weinen bringen, ich will ... ich ... ich habe keine Ahnung mehr, was ich will.
Alles was ich weiß, ist, dass ich nicht von ihm loskomme. Von diesem aufdringlichen, anzüglichen Idioten, der jedes Mal dafür sorgt, dass mein Herz ein bisschen schneller schlägt, wenn ich eine Nachricht von ihm auf dem Handy habe. Ich weiß, dass es besser gewesen wäre, den Kontakt abzubrechen, als Vater mich erwischt hat. Ich hätte es einfach dabei belassen sollen. Es hätte so vieles einfacher gemacht.
Aber dann wäre ich jetzt nicht hier. Und egal, wie sehr ich mir wünsche, dass mein Leben wieder normal wird, dass ich endlich wieder andere Dinge im Kopf habe, als immer wieder nur diesen dummen Kerl, will ich doch gerade nirgendwo anders sein.
»Hey! Bist du Noctis?« Verwirrt drehe ich mich zu einem Mädchen um, das eben an meinem Shirt gezogen hat und mich neugierig mustert. Was soll das? Was will sie von mir?
»Nein.«
»Echt nicht?«
»Nein.« Sie soll mich in Ruhe lassen. Am liebsten würde ich mich einfach wegdrehen und gehen, aber allein dieser Name fesselt mich an Ort und Stelle. Noctis ...
Als Flynn mir gezeigt hat, was er tragen will, habe ich ein bisschen gegoogelt und bin dann aus allen Wolken gefallen. Das Gesicht des Hauptcharakters aus diesem Spiel - es war quasi mein Gesicht, das mir vom Bildschirm aus entgegengesehen hat.
Was für eine Ironie. Flynn wird das sicher lustig finden. Glaube ich. Ich frage mich zum hundertsten Mal, wie er aussieht. Tatsächlich hoffe ich ein wenig, dass er aussieht wie ein typischer Perversling. Nichts, was ich optisch auf irgendeine Art anziehend finden könnte. Aber wirklich glauben kann ich es nicht. Ich weiß nicht warum, aber mein Gefühl sagt mir, dass er ... dass ...
»Hast du schon den übergeilen Prompto gesehen, der hier rumläuft? Ihr würdet scheiße heiß aussehen nebeneinander! Er hat zwar schon ´nen Noctis, aber du siehst leider noch geiler aus!« Ich blinzle, sehe wieder das aufdringliche Mädchen an und schüttle den Kopf. Ich verstehe überhaupt nicht, was das hier soll. Warum bin ich überhaupt stehen geblieben?
»Nein. Ich gehe jetzt.« Dann drehe ich mich um und entferne mich von ihr. Sie lacht und ruft mir noch irgendetwas hinterher, aber ich beachte sie nicht mehr. Ich habe andere Sorgen. Und es ist jetzt kurz vor zwei. Ich überlege, ob ich Alexander anrufen soll. Tatsächlich bereue ich es jetzt, ihn nicht doch mitgenommen zu haben, aber er musste arbeiten und ich wollte nicht, dass er sich extra frei nehmen muss. Aber immerhin konnten wir reden.
Das hat gutgetan. Es tut immer gut, wenn ich mit meinem Bruder sprechen kann, selbst wenn es nur zehn Minuten am Telefon sind. Meine Finger beben, als ich mein Handy zurück in meine Tasche packe. Es wird ernst. Ich muss mich jetzt wirklich beeilen, sonst komme ich zu spät.
Wir werden einfach reden. Wir werden uns unterhalten, vielleicht mögen wir uns, vielleicht auch nicht, und hinterher rufe ich Hannah an und entschuldige mich bei ihr, dass ich so ein Arschloch war, und dann renkt sich alles wieder ein. Wenn ich gesehen habe, dass dieses Phantom, das ständig in meinem Kopf herumspukt und mich langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt, auch nur ein Mensch mit Fehlern ist. Nichts, was mir nicht schon 100 Mal begegnet ist. Nichts, was ich nicht hinter mir lassen kann. Nichts ... was in mir Bedürfnisse weckt, die einfach nicht da sein sollten.
Ich sehe den Treffpunkt. Ich erkenne den Stand und die Nummer, die Flynn mir weitergegeben hat.
Es sind immer noch viele Menschen um mich herum, aber auch nicht so viele, dass- oh Gott.
Stocksteif bleibe ich stehen. Auch mein Herz kommt gefühlt einfach vollkommen zum Stillstand.
Das ist nicht wahr. Das kann schlicht und ergreifend nicht - nein! Nein, nein, nein, das ist ein Irrtum!
Das kann nicht -
»Geht´s dir gut? Du bist voll blass«, spricht mich jemand von der Seite an, aber ich kann nichts tun, kann nicht reagieren oder mich bewegen, weil mein Blick wie gebannt auf eine Person gerichtet ist, die etwa fünfzehn Meter von mit entfernt gegen die geschlossene Seite des Standes lehnt und sich immer wieder nervös umsieht. Noch hat er mich nicht entdeckt, aber das kann sich jede Sekunde ändern und in dem Moment, als Mike seinen Kopf in meine Richtung dreht, kriege ich endlich meinen Körper wieder unter Kontrolle, mache einen Schritt nach rechts und verschwinde hinter einem großen, hässlichen Ungetüm, das mich an irgendwelche Monster aus einem Videospiel erinnert. Oh Gott!
Mein Herz hämmert jetzt mit rasender Geschwindigkeit gegen meinen Brustkorb, als würde es versuchen, die verlorenen Schläge wieder aufzuholen. Meine Finger zittern, mein Mund ist trocken und ich fühle mich, als würden mir gleich die Knie nachgeben.
Mike. Da drüben steht Mike. In genau dem Kostüm, das Flynn mir geschickt hat. Kein Zweifel möglich. Ich kann es einfach nicht glauben, aber ...
Nein. Er ist es. Mike ist Flynn.
»Verdammt ...«, japse ich, zerre hektisch an dem dünnen Hemd über meinem T-Shirt, weil ich das Gefühl habe, jeden Moment einfach zu verglühen. Mike ist Flynn!
Ich kann nicht ... Das ist ... Meine Hand ist feucht, als ich mir über die Stirn wische.
Das kann doch alles nicht sein! Mike kann nicht derjenige sein, der mich- »Oh mein Gott ...«
Erinnerungen stürmen auf mich ein, Parallelen ziehen sich. Ich erkenne Zusammenhänge, Dinge erklären sich innerhalb von Sekunden von selbst, die vorher keinen Sinn ergeben haben, und dann wird mir einfach nur schlecht, wenn ich daran denke, was wir getan haben. Wozu er mich gebracht hat. Mike.
Dieser vorlaute Idiot, dieser dämliche Einfaltspinsel, dieser ... Der beste Freund meiner Freundin ... Alles was er weiß, weiß sie automatisch auch! Er wird ihr doch sofort erzählen, dass ich hier -
Ich muss hier weg. Ich muss hier auf der Stelle weg! Er darf mich nicht sehen! Auf gar keinen Fall!
Fast schon panisch blicke ich mich um, kontrolliere, in welche Richtung Mike gerade schaut, dann sehe ich zu, dass ich wegkomme. Mein Herz rast immer noch. Es tut richtig weh und jeder Schritt in die andere Richtung macht es nur schlimmer.
Mike ... Verdammt! Warum!? Warum musste es -
»Wow, mit dir hätte ich hier zuallerletzt gerechnet!«
Es kostet mich all meine Selbstbeherrschung, nicht geschockt zusammenzuzucken, als ich Nicklas‹ Stimme erkenne. Für einen Augenblick bin ich irritiert, weil er mit den kurzen schwarzen Haaren und dem ganzen Make-up im Gesicht so anders aussieht, aber natürlich macht das Sinn, er ist schließlich mit Mike zusammen hier.
»Hallo«, schaffe ich es, zu erwidern, verfluche meine Stimme, die viel zu heiser klingt.
»Ich hätte nicht gedacht, dass dich sowas hier interessiert! Ist das ein Geheimnis? Ich meine nämlich, dass Mike gesagt hat, du wärst bei deinem Bruder.«
Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich. Ich weiß überhaupt