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Chom: Die letzte Wahrheit
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eBook266 Seiten3 Stunden

Chom: Die letzte Wahrheit

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Über dieses E-Book

Da war er doch, der Haken.
Der Haken an meinem Erbe.
Ich bekam diese unglaubliche Summe nur unter der Auflage, dass ich Mr. Webster bei seinen Unternehmungen unterstützte.
Ich bekam nicht nur große Augen, sondern auch den Mund nicht zu, als ich erfuhr, worum es gehen sollte.
Ein Buch zu finden sollte nicht so schwer sein, doch es ging nicht um irgendein Buch, sondern um das Buch aller Bücher schlechthin. CHOM!
Auf der Suche danach bekamen wir es mit unvorstellbaren Kreaturen zu tun, erfuhren von Ereignissen in der Geschichte der Menschheit, die wir eigentlich ganz anders kannten.
Wir lernten neue und alte Feinde kennen, bekamen Hilfe, die wir niemals als solche erkannt hätten.
Wir bekamen das Unsichtbare zu sehen, als wir wagten, hinter das Verborgene zu sehen.
In einem spannend erzählten, ernsthaft humorvollen Roman habe ich die Ereignisse der letzten Jahre zusammengetragen und hoffe so, das Erlebte verarbeiten und in eine der hinteren Ecken meines Gedächtnisses verstauen zu können.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum24. Sept. 2018
ISBN9783740749316
Chom: Die letzte Wahrheit
Autor

Ralf Sadenwater

Ralf Sadenwater ist verheiratet und mehrfacher Vater. Schon lange ist das Schreiben von fantastischen, spannenden und unterhaltsamen Romanen sein Steckenpferd. Er ist 1969 geboren und ein Kind der "Wende". Immer neugierig und wissbegierig geht er auch in seinen Büchern den Dingen auf den Grund.

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    Buchvorschau

    Chom - Ralf Sadenwater

    Chom

    Titelseite

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    Impressum

    C H O M

    Das Unsichtbare zu sehen erfordert den Blick ins Verborgene

    1

    „ Was willst du hier? Los verschwinde!"

    Völlig aufgelöst und fast schon verwirrt schien das kleine graue Männchen hinter dem Tresen förmlich von einer Ecke in die andere zu springen.

    < Wieso spielt der sich so auf?> dachte ich, < Hat der heut morgen vielleicht etwas im Kaffee gehabt? Ich will doch nur ein Buch kaufen, also wenn der Winzling da das Buch überhaupt hat! Behandelt man so seine Kundschaft?>

    „ Du sollst abzischen!!! Ich kann dir nichts verkaufen!" Seine Stimme überschlug sich nun fast, als er merkte, dass ich keinerlei Anstalten machte, eingeschüchtert zu sein, geschweige denn, seinen Aufforderungen Folge zu leisten.

    < Was hab ich dem denn nur getan?> dachte ich, und als ich Luft holte, um den Unmut, der nun doch langsam in mir aufstieg, rauszulassen, unterbrach mich diese Giftnudel schon wieder.

    Aber seltsamerweise diesmal mit schon fast weinerlicher, flehender Stimme.

    Ich glaubte sogar ein wenig Angst mitschwingen zu hören: „ Bitte! Bitte! Nein! Bitte geh! Bitte geh jetzt! Ich hab doch nichts für dich! Bitte! Bitte! Nein!"

    Also, das Ganze wurde mir jetzt doch zu bunt. Ich ging den letzten Schritt, der mich noch von der Theke trennte, auf ihn zu, sah, wie der Gnom einen angstvollen Schritt nach hinten trat und dass der Schweiß schier literweise an seinem mehr als schmächtigen Körper herrunterrann.

    Ein viel zu großer Kopf auf viel zu schmalen Schultern und ein paar dünne graue Haare, deren Anzahl zusammen mit seinem nervösen Getänzel die Vorstellung bekräftigten, dass er sich diese bei großer Aufregung gern raufte.

    Aber nicht genug damit, dass dieser Zwerg so schon reichlich farblos wirkte, nein, er musste unbedingt auch noch eine graue Hose, eine Bundfaltenhose, die wohl noch nie ein Bügeleisen gesehen hatte und ein ebenso zerknittertes Poloshirt in der selben- naja- Farbe, tragen.

    Und die Ladenausstattung bekräftigte noch wunderschön sein zierliches Figürchen. Etwa drei Meter hohe Bücherregale, vollgestopft mit Kostbarkeiten soweit man blicken konnte, schienen seine Gestalt erdrücken zu wollen. Dazu dieser für ihn viel zu hohe Tresen.

    Andererseits, hätte man den Ladentisch niedriger gehalten, müssten sich die Kunden beim Zahlen hinknien.

    Wer wollte das schon?

    Dieser kleine Kerl musste Mr. Stampas sein.

    Wie auch immer. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein Buch zu kaufen.

    Also gut, kein normales.

    < Franks Bookshop - egal was sie wünschen, ich habe es!>, stand als Untertitel auf dem Schild über der Eingangstür.

    Ziemlich einfallsloser Spruch, fand ich.

    Aber egal, jetzt wollen wir doch mal sehen, was unser guter Frank so für ein Problem hat.

    „ Sie sind Mr. Frank Stampas?", fragte ich ihn, nicht ohne meine Stimme unwirsch klingen zu lassen, meine Stirn in Falten zu legen und die rechte Augenbraue leicht verärgert aussehend nach oben zu ziehen.

    „ Du Idiot!", rief er unbeeindruckt von meiner Mimik und begann wieder zu tänzeln.

    „ Bist du bescheuert? Warum fragst du solchen Blödsinn? Und warum kommst du wieder hier her? Ich habe dir schon damals gesagt, dass wir uns nie wieder sehen dürfen!" Seine Stimme wurde plötzlich wieder ruhiger und weinerlich.

    „ Du blöder, du dummer Junge! Warum hast du mir das angetan? Kommst hierher und stellst dich hin, als wolltest du einen Reiseführer kaufen! Du bist so ein Idiot!, wiederholte er sich. „Du weißt, dass du es nicht haben kannst. Niemand kann es haben..., er hielt inne, schien zu überlegen.

    Einen Sekundenbruchteil nur, aber lange genug, dass ich es merken musste. ...

    „ und im übrigen habe ich es nicht und, beeilte er sich hinzuzufügen, „ ich weiß auch nicht, wo es ist!

    < Na bitte, jetzt weiß ich gar nichts mehr. Was redet dieser Gnom eigentlich für wirres Zeug?>, dachte ich und sagte laut: „ Was genau will ich hier? Von ihnen, Mr. Stampas?"

    Sofort, als er zu einer Antwort ansetzen wollte, unterbrach ich ihn: „ Langsam, langsam, egal was sie auch sagen wollen, behalten sie es erst mal für sich!" Meine Stimme wurde zusehends fester.

    Ich war mittlerweile der Meinung, dass ich mich von diesem Kerlchen, den ich um fast zwei Köpfe überragte und der sich hinter mir bequem umziehen könnte, wie man so schön sagt, nicht länger verunsichern lassen wollte.

    Und schon meine Erscheinung sollte ihm doch einigermaßen Respekt einflößen, oder?

    Ich hatte lockere Kleidung und gegen den ständigen Nieselregen einen langen aber leichten Mantel an.

    Mit einem Meter und achtzig gehörte ich sicher auch nicht der Kleinenfraktion an. Ich hatte einen Kinnbart, der, wie ich schon oft festgestellt hatte, Eindruck machte.

    Welchen auch immer.

    Auf jeden Fall schien er in unseren Breiten einigermaßen Achtung zu erzeugen.

    Da ich früher immer körperlich schwer gearbeitet hatte, konnte ich eine Figur vorweisen, für die ich mich sicher nicht zu verstecken brauchte.

    „ Ich bin einen ziemlich langen Weg zu ihnen hierher gegangen, um ein einziges Buch zu kaufen, von dem mein bester Freund sagte, sie hätten es. Es regnet seit Tagen und es ist mehr als ungemütlich da draußen. Ich komme hier rein und sie..."

    „ Hör’ endlich auf zu jammern!!!, unterbrach mich dieser Mr. Stampas mit harter Stimme. „ Ich weiß, dass dich Ian her geschickt hat, dieser elende Waldläufer, und ich weiß auch, was er damit bezweckt. Er beißt sich seit Ewigkeiten seine faulenden Zähne an mir aus!

    Also, faulende Zähne hat Ian nun wirklich nicht.

    Aber jetzt, da Frank es sagte, kam mir der Vergleich mit einem Waldläufer gar nicht so weit her geholt vor. Manchmal benimmt er sich wirklich wie eine schleichende Katze, steht plötzlich, ohne ein Geräusch zu machen in der Tür und ist ebenso leise wieder verschwunden.

    Ich kenne Ian nun seit langem und er kommt mir heute immer noch so geheimnisvoll und manchmal sogar unheimlich vor, wie damals, als ich ihn kennenlernte. Sein makellos schwarzer Vollbart und seine großen dunklen Augen unterstreichen das Geheimnisvolle an ihm nur noch.

    Ich beschloss zu bluffen.

    „Wieso reden sie mit mir, als würden wir uns schon seit Urzeiten kennen?", fragte ich Frank Stampas.

    Auch, um dem ganzen Spuk hier endlich ein Ende zu bereiten.

    „ Ich weiß, dass sie das Buch Chom haben, und zwar versteckt in einem Safe, hinter diesem Regal da."

    Ich zeigte auf das dritte Regal rechts neben ihm. Er müsste sich eigentlich nur nach rechts drehen und die vier, fünf Schritte gehen, das Regal mit den schätzungsweise fünfhundert Büchern, die allesamt antik und ziemlich viel wert zu sein schienen, mittels eines versteckten Schalters zur Seite zu schieben und schon käme der in der Wand eingelassene Tresor zu Vorschein.

    Genauso stellte ich mir das Szenario vor, das jetzt eigentlich zu folgen hatte. Also gut, ich bluffte und hatte natürlich keine Ahnung.

    Aber als ich Mr. Stampas ansah, wurde ich eines Besseren belehrt. Der kleine graue Mann wurde, obwohl dies eigentlich unmöglich sein sollte, weiß wie eine frisch gestrichene Kalkwand und begann unübersehbar zu zittern.

    Obwohl, zittern ist nicht ganz richtig, seine Hände fingen förmlich an zu flattern. Er schaute sichtlich verwirrt, fast schon wie irr von links nach rechts und umgekehrt. Frank schien kurz vor einem Kollaps zu stehen.

    Ich konnte nicht glauben, dass ich anscheinend ins Schwarze getroffen hatte. Aber was, wenn der mir hier zusammenbrach, oder vielleicht ausrastete und mir mittels einer Waffe Gewalt androhte?

    Man konnte ja heutzutage nicht mehr sicher sein, wer einem da gegenüber stand.

    Unwillkürlich musste ich zurückdenken.

    Wie alles überhaupt begonnen hatte.

    Warum ich mich in der jetzigen Lage befand:

    2

    Eines Tages flatterte ein Brief in meinen Briefkasten, der die Anweisung enthielt, ich solle im Notariat in der 5. Strasse in London- Soho erscheinen. Das Testament meines Onkels Marc Woods würde eröffnet und meine Anwesenheit sei dringend erforderlich. Sehr mysteriös, fand ich. Erstens hatte ich in meiner Familie noch nie etwas von einem Mister Woods gehört, zweitens verband meines Wissens niemanden von uns etwas mit London, außer vielleicht, dass meine Lieblingstante einmal eine Kurzreise als Lehrerin mit ihrer Klasse dahin gemacht hatte. Es konnte sich nur um eine Verwechselung handeln. Zumal mir noch vor dem Zuendelesen des Briefes bewusst wurde, dass ich nicht im Geringsten die Mittel hatte, eine Reise nach England zu unternehmen. Obwohl der Name meiner Familie zugegebenermaßen ziemlich englisch klang, wusste ich doch, dass er mit Great Britain nichts zu tun hatte.

    Ein wenig enttäuscht, dass mich das große Los wohl nun doch wieder nicht getroffen hatte, las ich den Brief aber doch bis zum Ende durch und stieß auf einen etwas kleiner gedruckten Nachsatz: „Anfallende Spesen und Reisekosten wie Kost und Logis während ihres Aufenthaltes in London werden von uns übernommen. Ihr Flugticket für den 16. August 2005 liegt am Flughafen München für sie bereit. Hochachtungsvoll Mr. sowieso." Punkt. Ende. Aus.

    Doch kein Irrtum? Ich bekam ein leicht flaues Gefühl im Magen. Warum sollte ich etwas erben? Na, und wenn, dann sicher nur Schulden. Darauf hätte ich wetten können. Ich hatte es noch nie in meinem Leben zu etwas wirklich Großem gebracht, egal, wie sehr ich mich auch immer angestrengt hatte. Und nun sollte mir alles in den Schoss gelegt werden?

    Quatsch!

    Ich bin nicht der Typ, dem so etwas passiert.

    Aber vorsichtshalber, weil ich von Natur nichts unversucht lasse und nichts verpassen will, fuhr ich zum Flughafen und erkundigte mich nach dem Ticket. Es war tatsächlich da. Ausgestellt auf meinen Namen. Und für den 16. August. Und nach London. Ich träume doch, dachte ich. Ein First class ticket nach Heathrow und das in zwei Tagen.

    Also gut, nehmen wir das Geschenk, wenn es sich als solches herausstellen sollte, mal an.

    Kurz und gut, ich landete in Heathrow und wurde doch tatsächlich von einer Nobel- Limousine abgeholt. Den Typ des Wagens muss ich leider schuldig bleiben. Mit englischen Autos kannte ich mich leider nicht so gut aus.

    Nach etwa einer halben Stunde Fahrt hielten wir vor einem hohen, rot geklinkerten Gebäude. An der Eingangstür prangte ein goldenes Schild, auf dem ich aber nur die Worte Notary, Jugde und Office erkennen konnte, denn der Fahrer schob mich ziemlich eilig und vor allem immer noch wortlos, wie schon während der Fahrt, hinein.

    Dann kam es, wie man es aus diesen uralten Gerichtsfilmen kennt.

    Als der Notar, der das Testament eröffnen sollte, erschien, musste ich mir wirklich das Lachen verbeißen. Ein älterer, nicht gerade schlanker Herr mit rosigen und durchaus sehr tief gefältelten und nach unten hängenden Wangenlappen, der diese furchtbar altmodische Perücke mit den weißen Locken trug, kam zu mir um den Tisch herum, gab mir freundlich lächelnd die Hand. Ich erhob mich natürlich, bestens erzogen, leicht. Er murmelte kurz meinen Namen und ging nach vorn zu seinem Platz an der Stirnseite des riesigen, mit irgendeinem grünen Material überzogenen Tisches.

    Erst als ich aufgefordert wurde mich auszuweisen, fiel mir auf, dass ich mit dem Notar, einem Angestellten und einer Stenotypistin allein war. Sehr seltsam.

    Ich „ Alleinerbe"?

    Noch bevor ich aufstehen konnte, um meine Papiere nach vorn zu bringen, war der Clerk schon bei mir, warf einen Blick auf meine Einladung und meinen Ausweis und nickte der Bulldogge da vorn kurz zu.

    „ Mein Name ist Dr. Eugene Hughes und ich bin testamentarischer Bevollmächtigter des verstorbenen Marc Woods. Pause. „ Also, Mr. Sander Banks, ihre Identität wurde bescheinigt, alle für die Eröffnung des Testamentes vorgesehenen Personen sind anwesend. Also beginne ich.

    Um es kurz zu machen, ich erfuhr, dass dieser, mein so genannter Onkel eine Affäre mit der Tante meiner Mutter hatte.

    Ich glaube zwar heute, dass er unsterblich in sie verliebt war, aber egal.

    Nach der Trennung der beiden, aus welchen Gründen auch immer, machte er Millionen mit diversen Geschäften. Aber er hatte oder wollte niemanden anderen als meine Großtante Martha, mit der er seinen Lebensstil teilen konnte. Also suchte er wieder Kontakt mit ihr, kam aber nur bis zu meiner Mutter. So erfuhr er vom Unfalltod Marthas. Mutter und er wurden Freunde und so erfuhr Marc auch von mir.

    Mir ist nie ganz klar geworden, warum er es auf mich und nicht auf meine beiden Geschwister oder sonstwen abgesehen hatte, um sein Erbe los zu werden. Ich weiß nur, dass meine Mutter diesen ominösen Onkel nie erwähnt hatte.

    Nun- kurz und gut, am Ende kam jedenfalls heraus, dass ich ab sofort sage und schreibe sechszehn Millionen Euro mein Eigen nennen konnte.

    Einen Haken, wie das ja auch in allen klassischen Fällen so ist, hatte die Sache doch. Und zwar hatte mir Marc Woods die Bedingung gestellt, Ian Webster in all seinen Bemühungen zu unterstützen.

    Wer auch immer das sein mochte, ich hoffte damals, dass dieser Ian nicht vorhatte, mit Fleiß meinen frisch erworbenen Reichtum durchzubringen. Ich war wirklich verflucht stolz auf meinen Besitz, der mir einfach so in den Schoß gefallen war. Zumindest möchte ich so die Gedanken beschreiben, die mich damals mehr oder weniger beherrschten.

    So also kam es, dass ich nach verschiedenen, oft auch sinnlosen, Ausgaben, den Entschluss fasste, Ian zu suchen und die Bedingung des Erbes zu erfüllen. Eigentlich brauchte ich Mr. Webster gar nicht zu suchen, denn bereits zwei Tage nach meinem Entschluss, stand er vor der Tür meines neuen Hauses, dass ich mir mittlerweile zugelegt hatte.

    Nicht sehr groß, oder gar pompös, sondern gerade soviel, dass ich bequem damit zurecht kam. Das heißt, dass ich mich nicht verlaufen musste, nicht zu überlegen hatte, wohin ich dies und das verstauen sollte und schon gar nicht einen Putztag aller zwei Wochen einlegen musste.

    Für eine Putzfrau oder Haushälterin war ich zu knauserig und zu misstrauisch.

    Ich glaube, ich war wirklich ziemlich geizig zu jener Zeit.

    Vielleicht war das auch nur dem Wunsch geschuldet, nicht das gesamte Geld doch noch in kürzester Zeit auszugeben.

    Aber zurück zu Ian Webster.

    Er stand also vor meiner Tür und lächelte mich auf eine warmherzige Art an, die mir sofort bewusst machte, dass ich mit ihm einen neuen Freund gefunden hatte. Einen, der Wegbegleiter und Kamerad für den Rest des Weges sein würde.

    Wohin dieser Weg auch führen mochte, aber Moment, was für ein Weg?

    Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ich Ian damals das erste Mal gegenüberstand, dass ab sofort eine neue, oder besser gesagt, eine andere Zeitrechnung für mich begonnen hatte.

    Ich glaube, jeder kennt das, wenn sich plötzlich eine Art Unruhe in einem breit macht und man von einer Aufbruchstimmung erfasst wird, die einem sogar ein wenig Angst machen kann.

    Also, wie schon vermutet, hatte ich mit Ian einen wahren Freund gewonnen.

    Und dieser Freund führte mich in die Kreise derer ein, die wirklich etwas vom Leben verstehen und wissen, wie man sich die Fragen beantwortet, die man sich schon immer und sein ganzes Leben lang gestellt hat.

    Ian, und ich muss sagen, auch Marc waren ziemlich verrückt, was ihr Hobby anging. Anstatt wie andere reiche Leute Golf zu spielen oder immer verrücktere Hotels ins Meer zu bauen, schienen sie von einer Art Zwangsneurose besessen zu sein, die es ihnen unmöglich machte, damit aufzuhören, irgendwelchen Mythen, Sagen und geheimnisvollen Artefakten nachzujagen.

    Dabei ging es aber nicht, wie man jetzt vermuten könnte um die ewige Suche nach der Bundeslade, dem Heiligen Gral oder der Dame mit dem heiligen Gral, oder dem Auge des Tigers oder sogar Atlantis.

    Nein, Ian und mein verstorbener Gönner suchten nach anderen Dingen. Und zwar nach jenen, die Fragen beantworteten. Genauer ausgedrückt, suchten sie die Bücher derer, die schon vor Unzeiten wussten, wie man ein Flugzeug bauen musste, oder Metall bearbeitete, wie unser Sonnensystem aufgebaut ist und wie man die Chemie beherrscht.

    Auf ihrer Suche nach Antworten warfen sie logischerweise immer neue Fragen auf. Bis sie zum Schluss auf die eine, existenzielle Frage stießen. Die nach der Menschwerdung.

    Die Frage nach dem Anfang des Menschseins.

    Alle Hinweise verfolgend, stellte sich heraus, dass es anscheinend Wesen gab, die sich ein normal denkender Mensch beim besten Willen nicht vorstellen konnte. Wesen, die die Geschicke der Menschen lenkten. Unvorstellbar.

    Das warf die nächste Frage auf, nämlich die, ob diese Kreaturen Gottes Werk und Wille waren. Ob er sie lenkte, leitete, beaufsichtigte, sozusagen. Was die Daseinsberechtigung dieser Wesen war. Diese Fragen galt es zu beantworten.

    Sie kamen zu dem Schluss, dass Hinweise existieren müssten, die zur Klärung beitrugen.

    Und dass es ein Buch darüber geben musste. Die Geschichte der Bibel erzählt uns nämlich nur die halbe Wahrheit.

    Ohne Gott und seine Verankerung in den Geschicken der Menschheit in Frage stellen zu wollen, forschten die beiden unermüdlich nach dieser Quelle allen Wissens.

    Marc Woods starb bei dem Versuch, sie dieses Wissens zu bemächtigen. Aber nicht so spektakulär, wie man jetzt annehmen möchte, sondern ganz simpel und unmysteriös an, - ja an was eigentlich?

    Ian hatte meine Frage danach mit einem lapidaren „ Lungenentzündung" abgetan.

    3

    Ian Webster, ein Kerl wie ein Baum. Eine Seele von einem Freund. Als ich ihn kennenlernte, war er gerade siebenundvierzig Jahre alt und hatte nicht ein einziges graues Haar. Er hatte immer wieder beteuert, dass er von Haarfärberei nichts hielte.

    Wenn ich mich da so anschaute, mit gut dreißig Jahren und einem ziemlich farblosen, ich hörte es nicht sonderlich gern, wenn man grau dazu sagte, Kinnbart und langsam verblassendem Schläfenhaar, war es für mich fast unvorstellbar, dass man mit knapp fünfzig noch keine

    „ farblosen" Haare haben konnte.

    Dieser schwarzbehaarte Kerl also erklärte mir, was er darunter verstand, die Fragen des Lebens zu beantworten und das mit dem Eifer eines Besessenen.

    Er hatte eine Art, Dinge zu erläutern, die mitriss und den Wunsch erweckte, es ihm gleich zu tun.

    Ian war mir zumindest darin ähnlich, dass wir beide, wenn wir einmal etwas begonnen hatten, niemals aufgaben und bis zum Ende durchhielten, ohne ständig an unserem Tun

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