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War es das wert?
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eBook155 Seiten2 Stunden

War es das wert?

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Über dieses E-Book

In dieser Geschichte geht es um meine Flucht mit Mann und Kind aus der ehemaligen DDR nach Westdeutland. Die Geschichte ist gespickt mit viel bissigen Humor selbst an dramatischen Stellen.

Für alle die schon immer mal wissen wollten, was aus den vielen DDR – Flüchtlingen so geworden ist.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum23. Jan. 2013
ISBN9783847628101
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    Buchvorschau

    War es das wert? - Marion Jordan

    Titel

    War es das wert?

    Vorwort

    Diese Geschichte, meine Geschichte, habe ich bereits schon unzählige Male erzählt. Ich möchte sie nun nur noch ein einziges Mal darlegen, aber dieses Mal lückenlos mit allen ungeschminkten Wahrheiten. Das passiert auch nicht ganz uneigennützig, denn sollte sich noch einmal jemand für meine Geschichte interessieren, kann ich jetzt jeder Zeit sagen: „Ließ sie„! Restlos kann man diese Geschichte mal so eben eh nicht erzählen und aus dem Zusammenhang gerissene Ereignisse, machen keinen Sinn. So einige Grillabende oder ähnliche Zusammentreffen mit anderen Menschen sind darin geendet, dass ich den ganzen Abend und die halbe Nacht berichtet habe. Einige hingen mir an den Lippen und konnten es kaum fassen und andere waren sichtbar uninteressiert. So oder so, jedes Mal raubte es mir eine Menge Energie und ich fühlte mich nach solchen Tagen des Erzählens völlig ausgepumpt. Jedes Mal wieder mit Leib und Seele sich in der Geschichte zu befinden und sie noch mal und noch mal zu durchleben, das kann es nicht sein. Einmal sagte ein guter Bekannter: „Wir haben hier eine Heldin am Tisch!. Soweit würde ich nun nicht gleich gehen. Es ist eher eine Geschichte die vom jugendlichen Leichtsinn und einer gehörigen Portion Mut geprägt ist. Eine gute Bekannte namens Marion, die mir sehr lieb geworden ist, brachte mich auf die Idee sie aufzuschreiben: „So eine Geschichte sollte nicht in Vergessenheit geraten. Obwohl ich schon irgendwie diese Geschichte gern vergessen würde, denn sie ist teilweise alles andere als lustig oder schön.

    Da ich in meinem Leben nicht all zu viel ernst nehme, mir nichts so schnell Angst macht und ich vieles von der lustigen Seite sehe, bin ich natürlich auch dieses Mal die Angelegenheit von der humorvollen Seite angegangen. Das ganze gepaart mit einer Spur Selbstironie und einer Prise Galgenhumor, fertig war die Sichtweise aller Dinge.

    Kapitel 1

    Zu gern würde ich behaupten, dass es sich um einen Verzweiflungstat handelte, als der Wunsch in uns immer größer wurde dieses Land zu verlassen. Tatsache ist aber gewesen, dass ich ganz einfach mehr wollte, als mir die DDR bieten konnte. Es war so offensichtlich, dass das Ende der Fahnenstange für uns erreicht war. Dennoch kann ich auch behaupten, dass der Drang weg zu wollen, schon viele Jahre alt war. Bereits in meiner frühsten Jugend, im Alter von ungefähr 13 Jahren, habe ich mir das erste Mal versucht vorzustellen in der Bundesrepublik zu leben. Die Motive damals waren andere als heute, soviel ist klar. Inzwischen war ich 25 Jahre alt und wir lebten bereits unser ganzes Leben in Magdeburg. Wir, das waren mein Mann Gerd, meine 4-jährige Tochter Jani und ich, Tina. Um genau zu sein eigentlich Martina, aber alle sagen nur Tina zu mir. Wir wohnten in einer sehr liebevollen und mit viel handwerklichen Geschick, meines Mannes Gerd, eingerichteten „Dreiraumwohnung" von ca. 60 qm. Mein kleines Reich! Ein typisches Nachkriegshaus mit großen Löchern in der Fassade und zum Teil mit alten Jalousienfenstern, die zur Lüftung dienten. Leider geschah dieses permanent! Als Zugabe gab es dann noch ein immer kalt-feuchtes Treppenhaus. In diesem Haus wohnten mit uns sechs Mietparteien, man kann sagen einmal Querbeet. Von der typischen Alleinerziehenden, dessen Freund an jedem Wochenende seinen Trabi vor der Haustür auseinander baute, über die Senioren, die jede Woche eine neue Krankheit ausprobierten, bis hin zu uns Querulanten. In solchen Häusern, die rein äußerlich fast wie vergessen aussahen, sind oft Wohnungen die potenzial haben. Wohnungen mit Charme und Charakter. Wir jedenfalls hatten diese doch sehr kleine Wohnung optimal eingerichtet. Ikea hätte lernen können. Im Kinderzimmer hatten wir für Jani eine Hängematte aus grobem Netz quer durch das Zimmer gehängt, für all ihre Puppen und Teddys und als ideales Versteck, wenn sie mit ihren Freundinnen verstecken spielte. Keiner fand sie, weil niemand noch oben sah. Erst wenn sie das Lachen anfing, wunderten sich alle und lachten auch. Dann wollte natürlich jeder sich in dieser Hängematte verstecken. Kleinjani, ein echt tolles Kind das man gern um sich hat. So ungefähr die Sorte Kind das völlig unsensibel, zugleich irre witzig und kein Stück ängstlich ist. Ein Kind, das was zu sagen hatte und es nicht dumm war, wenn sie den Mund aufmachte. Nicht zu verwechseln mit den aufgeblasenen, altklugen und nervigen Kindern von heute. Jeder, den ich kannte, hatte eine Schrankwand im Wohnzimmer. Igitt! Das war klar, bei uns kommt so ein Klumpen nicht rein. Wir hatten eine so genannte Flachstrecke. Nebeneinander angereihte Schränke, die ca. 60 cm hoch sind und mit einem schicken Furnier versehen sind. Ein handgefertigtes dunkelrotes Samtsofa mit Knöpfen in der Kopf hohen Rückenlehne, dazu passende Vorhänge und Alujalousien. Auf Antik gehaltene Bilder mit Goldrahmen in groß und klein hingen an den Wänden. Ein selbst gebautes rundes Bett stand im Schlafzimmer. Alles in allem konnten wir uns aus der Masse damit abheben und darauf kam es schließlich an. Immer so tun als wäre der Westen direkt nebenan und man würde gleich wieder mal rüber fahren. Das war in meiner Kindheit und Jungend nicht immer so.

    Als ich 13 Jahre alt war, bekam ich über Umwege und mehr durch Zufall die Jugendzeitschrift „Bravo in die Hand und las darin, dass mit der Gruppe „Smokie ein Backstage-Treffen verlost wurde. Da ich ein riesiger Fan von „Smokie war, war ich voll und ganz aus dem Häuschen. Zuerst habe ich in meiner kindlichen Vorstellung nach Möglichkeiten gesucht um doch noch irgendwie dabei sein zu können, aber wie ich es auch drehte und wendete, es gab dafür keine Lösung. Ich verstand das nicht, wieso? Der Westen war sehr weit weg! Ich wollte doch nur „Smokie in Westberlin sehen und dann käme ich ja zurück. Wo war das Problem?! Schließlich wohnte ich ja in Magdburg und meine Familie und alles war auch dort. Ich hatte keinen Grund nicht wieder zurück zu kommen. Es dauerte nicht lang und dann wollte man auch die Klamotten aus dem Westen tragen. Einfach genau so aussehen wie die Jugendlichen dort. Oder noch besser, wie die Stars im Fernseher. Stars wie z.B. Suzie Quattro, die hatte tolle Klamotten bei ihren Auftritten an, zum neidisch werden. Viele Jahre später, im Alter von ca. 17 bis 18 Jahren, habe ich mir dann die Klomatten einfach nachgeschneidert. Mit jeder Menge Fantasie habe ich meine eigenen Labels erfunden und alle waren der Meinung, ich würde regelmäßig Pakete aus dem Westen bekommen. Als ich das verneinte, waren viele der Ansicht, ich wollte es nur nicht zu geben. Das schmeichelte eigentlich nur meiner Kreativität und meinem Geschick. Es motivierte mich nur noch mehr. Wie schon gesagt, im Alter von 25 waren es dann schon lange andere Motive weswegen ich weg wollte. Nicht mehr wegen „Smokie oder der Kleidung. „Smokie hatte sich eh aufgelöst, okay blieben noch die Klamotten.

    Jetzt könnte man behaupten, dass wir Konsumflüchtlinge waren, vielleicht war das so, aber ich wollte ja auch nichts geschenkt bekommen. Wir waren fleißig und einfallsreich, alles Eigenschaften, die einem in der Zone nicht wirklich weiter brachten. Außer vielleicht die Einstellung: „Wer nachts schläft, stirbt arm". Aber das kann es ja auch nicht sein. Wenn man mal genauer hinsah, konnte man nachts wirklich merkwürdig viele Autos mit Anhänger unterwegs sehen.

    Ich jedoch wollte Bananen essen, wenn es mir passt und nicht erst dann, wenn es staatlich verordnet wurde. Da nützt einem auch der Anhänger nichts. Ich wollte für mein Geld tolle Kleidung kaufen ohne riesige Verrenkungen zu machen. Ich wollte den Hamburger Fischmarkt besuchen fahren. Ich wollte in die Länder reisen können, die mir gefallen und nicht nur jene zu sehen bekommen, die von Honecker abgenickt waren. Amerika, die Karibik und die Länder am Mittelmeer standen auf meinen Zettel! Ja es ging uns gut und ich wollte trotzdem mehr. Ich fand das so frustrierend zu wissen, dass MEHR nicht mehr kommt. Unser, zu Haufen herumliegendes Geld hatten wir inzwischen angefangen 1 zu 7 zu tauschen, also z.B. 700 M für 100 DM. Damit konnten wir uns einwenig Luxus ins Haus holen. Aber damit stieg das Unverständnis für diesen Staat immer mehr. Nicht nur ich hatte diese Ansicht, nein, mein Mann Gerd teilte diese in jeder Hinsicht mit mir. Er und ich, wir hatten uns gesucht und gefunden, vor allem was das Westthema betraf.

    Die Nachricht in der Tagesschau, dass die deutsche Botschaft in Warschau geräumt wurde, hatte mich dann komplett fertig gemacht. Die dort seit Wochen ausharrenden Besetzer wurden zu hunderten ausgewiesen, in den Westen. Wir schauten regelmäßig die Westnachrichten, aber ab dieser Meldung wurde es dann zur Pflicht. Als dann im Frühjahr des Jahres 1989 in der Tagesschau darüber berichtet wurde, dass die ungarische Regierung die Genfer Menschenrechts Vereinbarung anerkannt hatte und zu diesem Anlass symbolisch ein Stück Zaun an der Grenze zu Österreich abgebaut wurde, sah ich unsere Chance. Allerdings war ich ahnungslos ohne Ende, wo lernt man tipp topp Republikflucht im Selbstversuch?

    „ Symbolisch das sollte ein Problem werden! Es war mir wohl in den Nachrichten entgangen, oder wollte ich kein „Aber mehr hören?

    Also schnell was Ostdeutsches angekleidet, meinen harmlosen Gesichtsausdruck raus gekramt und zur Polizei gefahren, natürlich die für mich Zuständige. Um einen Antrag auf Ausreise aus der DDR und Einreise nach Ungarn zu stellen, man könnte es auch ganz einfach ein Visum nennen. Die Einreise nach Ungarn funktionierte nur mit einem Visum, welches nicht jeder einfach so bekam. Wonach da gegangen wurde, kann man nur spekulieren, in der Vergangenheit nicht aufgefallen zu sein, war garantiert ein Vorteil. Obwohl, dann hätte man mich erst recht nicht mehr raus lassen dürfen.

    Das erste Mal fiel ich diesem Affenstaat nämlich schon in der 10. Klasse auf, als man mir den Abschluss verweigern wollte. Die Begründung war, dass ich ihn sowieso nicht schaffen würde. Mein Vater hat sich dann für mich extrem eingesetzt und denen bewiesen, dass dies überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. Bei einem Notendurchschnitt von 3,5 kann man nicht von Lernschwäche reden, eher von Lernfaulheit. Dann gab man es zu, warum ich von der Schule sollte. Originalzitat: „Ich wäre eine Gefahr für den gesamten Schulbetrieb. Ich hätte die Fähigkeit die komplette Schule zum Boykott aufzuwiegeln. Eigentlich aus der heutigen Sicht ein riesiges Kompliment. Da war mir nur bis dahin nicht klar, soviel Macht und Geschick zu besitzen. Mein Vater gab alles, diskutierte und handelte „nur eine Strafversetzung raus. Meinen Abschluss machte ich dann in einer mir fremden und weit entlegenen Schule. Die Hälfte der Sommerferien habe ich nur noch geheult. Meine Klassenkammeraden schnitten mich von nun an. Man wird es ihnen wohl nahe gelegt haben, wahrscheinlich unter ähnlichen Androhungen wie ich sie zu hören bekam. Die andere Hälfte der Sommerferien war ich wieder die große Discogängerin, natürlich nur mit Hilfe meiner Freundin, die mich fast schon gezwungen hatte mit ihr wieder tanzen zu gehen.

    Also ging es jetzt darum schnellstmöglich Visa zu bekommen, bevor noch andere auf die Idee kommen und dann alle Genehmigungen abgelehnt werden. Denn Willkür und Unrecht stand auf der DDR Fahne, man musste immer mit allem rechnen.

    Ganze vier Woche dauerte es und wir bekamen die ersehnte Genehmigung. Juhu!!! Freunde und gute Kumpels besuchen war nun an mehren Abenden Pflichtprogramm. Allen bescheid sagen, dass wir in den „Urlaub fahren. Es waren mit unter Leute, die mir ganz besonders wichtig waren. Die unter diesen Staat mehr als genug gelitten hatten und die selber einige Fluchtversuche hinter sich hatten. Ich erinnere mich an „Klunker, dessen eine Flucht auf grausame Weise gescheitert ist. Auf einem Elbkahn belanden mit Getreide, hatte er versucht sich zu verstecken. Im Getreide eingegraben und mit einem Halm zum Atmen fand man ihn. Mit Mistgabeln ging man systematisch durch. Tja Pech, Infrarot war noch nicht erfunden. Selbst wenn man ein harter Brocken ist wie Klunker und nicht vor Schmerzen schrie, Blut an der Gabel verriet einen dann doch. Ausgesprochen furchtbare Sachen erzählte er von dem Knast in dem er dafür mehrere Jahre saß. Spießroutenlauf über zwei Etagen, Mord und Selbstmord bei denen sich alle wegdrehten. Bei Selbstmord sorgte man so für eine gewisse Diskretion, wer nicht mehr konnte oder wollte, wurde nicht aufgehalten. Bei Mord sah man weg, um nicht mit rein gezogen zu werden, man könnte nämlich anschließend der Nächste sein. Spießroutenlauf über 2 Etagen, ging folgender Maßen: Im Abstand von ca. 10 Metern stand jeweils ein Vollzugsmitarbeiter, der die Aufgabe hatte jeden einzelnen, der an ihm vorbei rennen musste, mit einem Stock zu schlagen. Es wurde so lange geschlagen und geprügelt bis niemand mehr in der Lage war zu rennen. Erst dann war für den Tag Schluss.

    Klunker sprach auch von bevorzugter Behandlung der dort einsitzenden Libyer. Diese bekamen zum Frühstück ein fünf Minuten Ei. Nicht das sie es auch tatsächlich verspeisen konnten, aber sie bekamen es. Schließlich waren Libyer die

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