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Am Rande der Vernunft: Das Ende zeigt, ob es einen Anfang gibt
Am Rande der Vernunft: Das Ende zeigt, ob es einen Anfang gibt
Am Rande der Vernunft: Das Ende zeigt, ob es einen Anfang gibt
eBook398 Seiten4 Stunden

Am Rande der Vernunft: Das Ende zeigt, ob es einen Anfang gibt

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Über dieses E-Book

Durch ein erschreckendes Erlebnis erkennt Tom Herfort, dass die Natur keineswegs wehrlos ist.
Er beginnt den Kampf gegen seine eigenen Ängste und die derer, die eigentlich wissen sollten, wie es um unser Weltklima bestellt ist.
Tom gelingt es, sich Gehör zu verschaffen und überzeugt durch Fakten, dass wir vielleicht doch noch zu retten sind.
Dies ist kein Lehrbuch, keine Aneinanderreihung von Tatsachenberichten, sondern eine lebendige Geschichte aus unserer Zeit.
Spannend, schnell, kurzweilig und lehrreich, wie unser Leben.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum3. Sept. 2018
ISBN9783740749606
Am Rande der Vernunft: Das Ende zeigt, ob es einen Anfang gibt
Autor

Ralf Sadenwater

Ralf Sadenwater ist verheiratet und mehrfacher Vater. Schon lange ist das Schreiben von fantastischen, spannenden und unterhaltsamen Romanen sein Steckenpferd. Er ist 1969 geboren und ein Kind der "Wende". Immer neugierig und wissbegierig geht er auch in seinen Büchern den Dingen auf den Grund.

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    Buchvorschau

    Am Rande der Vernunft - Ralf Sadenwater

    Am Rande der Vernunft

    Vorwort zum „Am Rande der Vernunft"

    Am Rande der Vernunft

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    Impressum

    Vorwort zum „Am Rande der Vernunft"

    Dieser Roman ist, eng gesehen, ein Tatsachenbericht, zu den Ereignissen, die sich inzwischen täglich auf unserer Erde ereignen.

    Als das Manuskript vor etwa 11 Jahren entstand, gaben die Recherchen den beschriebenen Zustand unseres Weltklimas her.

    Es wurde absichtlich nicht an das heutige Datum angepasst. Nur so kann ich Ihnen zeigen, was wir damals bereits wussten, jedoch nicht wahrhaben wollten und verdrängten.

    Wenn Sie also im letzten Drittel des Buches über das heutige Datum stolpern, erinnern Sie sich bitte daran, dass die Menschen der Welt mit ihrer Rettung beginnen müssen.

    Es ist erschreckend, wie präzise die Entwicklung fortschreitet, das, was vor 11 Jahren als möglich beschrieben wurde, ist eingetreten.

    Und wir reden, reden, reden.

    Wir sollten aufwachen!

    Wir sollten handeln!

    Nicht nur unserer Kinder wegen!

    Die Zeit drängt.

    Anmerkung

    Alle Figuren und Namen in diesem Roman sind frei erfunden, zufällige Gemeinsamkeiten mit real existierenden Personen, Ämtern, Firmen oder Behörden wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt.

    Am Rande der Vernunft

    1

    Mit dem Auto war Tomas Herfort hinausgefahren.

    Weg vom Gebrüll der Großstadt.

    Nur einige Kilometer weit, dann war er im Grünen.

    Hatte das Auto stehen lassen und war zwanzig Minuten, eine halbe Stunde vielleicht, gelaufen.

    Auf einer seichten Anhöhe blieb der breitschultrige Mann stehen und schaute auf das Land, das sich weit vor ihm ausbreitete.

    Rechts vor ihm ein Getreidefeld, in dem die Ähren schon erkennbar, aber noch grün waren. Wie gemalt. Der leichte Wind wiegte die Halme sacht hin und her.

    Links davon grenzte eine große Wiese an. Die Blüten der Halme zeichneten ein weiches, verschwommenes Bild.

    Eine rot- weiße Katze sprang wie eine Miniaturgazelle durchs hohe Gras und versuchte Mäuse zu jagen.

    Dem blonden Hünen wurde fast wehmütig ums Herz,

    Der blaue Himmel, an dem überschaubar wenige weiße Wolken schwammen, die wohltuende Ruhe.

    Erst jetzt bemerkte er, wie sehr er diese kleinen Auszeiten brauchte.

    < Warum wohne ich eigentlich in der Großstadt? Hier ist es so schön. Da drüben, kurz vor dem Waldrand ein kleines Häuschen... >

    Er wusste nicht, wie lange er so dagestanden hatte, als er entsetzt herumfuhr.

    Hinter ihm war ein Donnerschlag zu hören gewesen, der ihn so sehr erschreckte, dass das Adrenalin ihm bis in die Fingerspitzen fuhr und ein unangenehmes Kribbeln hinterließ.

    Was er sah, ließ ihn erstarren.

    Eine Wolkenwand von tiefblauer, fast schwarzer Farbe war heraufgezogen, ohne dass er es bemerkt hatte.

    Kein Wind, kein Tropfen hatte ihn darauf aufmerksam gemacht.

    Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken, als er feststellte, dass auch der Gesang der Vögel verstummt war.

    Noch schien die Sonne, nichts trübte ihre Strahlen.

    Wie ein großes gefährliches Tier hatte sich das Unwetter von hinten an ihn herangeschlichen und mit einem lauten Brüllen darauf aufmerksam gemacht, dass es bereit war, ihn, seine Beute, im nächsten Moment zu schlagen.

    Tom richtete seinen Blick dahin, wo sich eine ungewöhnlich scharfe Grenze zwischen der Gewitterfront und dem blauen Himmel abzeichnete.

    Normalerweise gingen einer Solchen doch wenigstens schmutzigweiße Wolken voraus.

    Diesmal jedoch nicht!

    Es gab kein Verschwimmen von klarem Himmel, leichten Weißen und Gewitterwolken.

    Das Blau des Himmels hörte abrupt auf, wo die dunkelsten Wolken, die er je gesehen hatte, begannen.

    Jetzt zuckte ein erster Blitz hervor und beleuchtete die Wolkenwand in einem seltsamen Licht.

    Der Blitz fuhr aus ihr heraus, pflanzte sich unter dem heiteren Himmel fort und schlug mit einem ohrenbetäubenden, die Sinne nehmenden Krachen in den nahen Wald ein.

    Schockiert, ertränkt von einer Woge aus Angst, aber doch in einem gewissen Maß einer Art Faszination, tief in seinem Inneren, erlegen, riss sich Tomas von dem Schauspiel los, drehte sich um und begann zu laufen.

    Sein Auto stand in der Richtung, aus der das Gewitter kam.

    < Bitte Gott, warte noch, bevor du die Schleusen öffnest! Bitte warte noch! >, flehte er.

    Tom wusste, dass mit jeder Sekunde, die er noch laufen musste, die Wahrscheinlichkeit stieg, dass er es nicht schaffen würde.

    Und dass es einen wolkenbruchartigen Regen geben würde, war ihm klar.

    Dennoch konnte er seinen Wagen schon sehen, als ihm die ersten Tropfen entgegenstürzten.

    Sie waren groß und schwer und der Aufprall auf seinem Gesicht tat weh.

    Er sah, dass die Umgebung in kurzer Entfernung wie in einem Nebel verschwamm und wusste, was das bedeutete.

    Kaum hatte er das Fahrzeug erreicht, hörte er die ersten Schläge um sich herum auf dem Boden und auf dem Blech.

    Zwei, drei Hagelkörner trafen ihn noch auf Kopf und Schultern, bevor er sich in das erlösende Innere retten konnte.

    Das Zuschlagen der Tür schien das Signal gewesen zu sein, denn in genau diesem Moment brach das Unwetter los.

    Golfballgroßer Hagel schlug Dellen in die Oberfläche des Autos, er sah Zweige und kleine Äste zu Boden fallen, die von dem Eis einfach abgeschlagen wurden.

    Der Lärm war kaum auszuhalten.

    Tom hielt sich die Ohren zu, dennoch drang das Geräusch der mit aller Macht zu Boden stürzenden Hagel- „ Körner" laut zu ihm durch.

    Fast eine Viertelstunde ging das so.

    Dann war plötzlich Ruhe.

    Nur noch eins, zweimal krachte es auf das Autodach.

    Die unvermittelte Stille tat fast schon weh.

    Doch sie sollte nur wenige Sekunden anhalten.

    Dann kam der nächste Hagelschauer mit noch größeren Eisklumpen.

    Acht bis zehn Zentimeter Durchmesser, schätzte Tom, hatten sie jetzt.

    Und es waren beileibe nicht weniger als beim ersten Schauer.

    Er sah, wie die größten von ihnen erst Risse in die Scheibe hieben, dann brach zuerst die Windschutzscheibe, dann die Heckscheibe.

    Tom kroch zwischen die Sitze, nachdem die Eiskugeln auf dem Armaturenbrett aufschlugen und wie Querschläger durch den Innenraum fegten.

    Er konnte sehen, wie binnen Minuten der Boden der kleinen Lichtung zentimeterdick mit Eis bedeckt war.

    Irgendwann ließ der Hagel nach und es folgte ein starker Regen, der natürlich dazu führte, dass im Innenraum seines Autos Pfützen entstanden.

    Er wollte, nein, er musste noch abwarten, bis auch der Regen nachgelassen hatte, bevor er nach Hause fahren konnte.

    Dann war es endlich so weit ruhig geworden, dass er es wagen wollte.

    Zum Glück hatten Hagel und Regen keine großen Defekte an der Elektronik des Wagens hervorgerufen, sodass der noch ansprang.

    Es nieselte nur noch, als er durch die kleinen Vororte der Stadt fuhr und sehen konnte, was das Unwetter für Schäden angerichtet hatte.

    Zerschlagene Dächer und Fenster, übel zugerichtete Gärten, Bäume, Blumenbeete, Treibhäuser und so weiter.

    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er gar keinen Wind gespürt hatte, wie er ja sonst bei Unwettern üblich war.

    Kurz vor dem Ortsausgang des letzten Dorfes sah er eine Gestalt leblos am Boden liegen.

    Er hielt an und rannte zu ihr hin.

    Was er sah, ließ ihn erschaudern.

    Eine junge Frau, vielleicht Mitte zwanzig, lag da mit blutüberströmten Gesicht.

    Als er sich über sie beugte, sah er die zahlreichen Wunden an ihrem Kopf.

    Er versuchte den Puls zu ertasten.

    Vergebens.

    Sein Handy, das zum Glück heil geblieben war, zeigte zwar eine sehr schwache Netzleistung, aber er konnte wenigstens den Rettungsdienst informieren.

    Er rief sich in Erinnerung, wie Erste Hilfe Maßnahmen auszusehen hatten und begann mit Mund zu Mund Beatmung und Herzdruckmassage.

    Immer wieder fragte er sich, ob er alles richtig machte und ärgerte sich, dass er sich nie dafür interessiert hatte, sein vor ewigen Zeiten erworbenes Wissen aufzufrischen.

    Nach fast einer Viertelstunde gab er auf.

    Er war sich sicher, dass er die junge Frau nicht, nein, nie hätte retten können.

    Er war von vornherein zu spät hier gewesen.

    Er wartete noch, bis die Sanitäter ankamen. Bis dahin versuchte er immer wieder die Schlagader der jungen Frau zu fühlen. Vielleicht nur, um sich auch wirklich sicher zu sein, dass das Leben nicht wenigstens als kleines Fünkchen in sie zurückkehrte.

    Jedoch ohne Erfolg.

    Und die Retter bestätigten, was er befürchtet hatte. Für sie kam jede Hilfe zu spät.

    Schockiert, entsetzt und den Tränen nahe, setzte er seine Heimfahrt fort.

    Es begann wieder stärker zu regnen, als er kurz vor seiner Wohnung in die Seitenstraße abbog, in der er sein Auto parken konnte.

    2

    „ Hören Sie auf! Hören Sie endlich auf! Denken Sie doch endlich mal global!", schrie Hammond.

    „ Sie können nicht ums Geld streiten! Sie dürfen das nicht!

    Kein einziger von ihnen hat begriffen, dass es darum geht, ob wir in den nächsten Jahren überhaupt noch Geld brauchen! Es geht um nichts anderes, als um unsere Existenz!" Er hatte sich etwas beruhigt und sprach nun wieder leiser, fast in einem versöhnlichen Ton.

    „ Noch mal!

    Es herrschen auf der Südhalbkugel Dürren und nie da gewesene Hitze!

    Im Norden und in der Mitte jagen Starkregen, Hagel, Schnee und Eis unaufhörlich übers Land! Und das jetzt! Im Sommer!"

    Hammond wurde immer ruhiger, als er merkte, dass der Stimmenorkan in dieser riesigen Konferenzhalle weiter abflaute.

    Er schwitzte, weil er es nicht gewohnt war, vor so vielen Menschen zu sprechen. Schon gar nicht vor so immens Mächtigen.

    Und schon überhaupt nicht, dass er sie anschreien musste, um sich wieder Gehör zu verschaffen.

    „ Das Klima der Erde hat sich in zwei Zonen aufgeteilt.

    Und diese Zonen sind im Moment nur durch relativ ruhige Gebiete getrennt, die aber immer weiter zusammengeschoben werden, wenn ich das mal bildlich ausdrücken darf.

    Warum es diese Zonen gibt, warum sie entstanden sind, eigentlich, warum wir nicht schon längst von der Erde gefegt wurden, darüber wird noch spekuliert.

    Werden die Zonen allerdings zu klein, zu weit zusammengedrückt, hat das erstens katastrophale Auswirkungen auf diese Sektoren und zweitens ist zu erwarten, dass das Klima sozusagen durchdreht.

    Die gesamte Lufthülle könnte zu einem einzigen Sturm werden.

    Es hat überhaupt keinen Wert, wenn die Entwicklungsländer, die Schwellenländer sagen, sie seien nicht Schuld an dem Klimawandel. Sie haben ihn nicht verursacht.

    Nein!

    Sie sollten trotzdem wach werden und gegen die Folgen vorgehen, auch wenn Sie nicht daran schuld sind!

    Wissen Sie warum?

    Damit Sie nicht denselben Fehler wie die Industriestaaten machen!

    Wie wäre es denn mit ein wenig wenn und hätte?

    Wenn die Unschuldigen eher diesen Boom erlebt hätten, wären sie jetzt Schuldige.

    Wenn jeder ein wenig mehr für das Klima der Erde getan hätte, befänden wir uns jetzt nicht in diesem Schalmassel.

    Wenn die Welt sich endlich einmal einig werden könnte, dann hätten wir vielleicht eine Chance, die schlimmsten Folgen zu mildern.

    Aber lassen wir das.

    Schuldzuweisungen retten uns nicht.

    Nur Taten.

    Wir müssen die Folgen des Klimawandels begrenzen! Alle zusammen!

    Die ersten Ereignisse habe ich ihnen bereits geschildert. Es ist alles belegt.

    Die nächsten Folgen werden sich zeigen.

    Schnell!

    Hart!

    Unerbittlich!

    Und ohne Gnade!

    Schuld sind nicht unbedingt die Menschen allein.

    Es gibt unzählige Faktoren, die nicht einmal die Wissenschaftler alle kennen. Obwohl es immer wieder negiert und verheimlich wird, kein einziges Szenario ist zu hundert Prozent richtig.

    Keiner kennt alle Details.

    Ich habe aus allen bekannten Fakten, allen Möglichkeiten und allen unbekannten Faktoren eine Theorie geschaffen, die wir vielleicht mehr als ernst nehmen sollten.

    Denn wenn ich Recht habe, dann gnade uns Gott.

    Wenn ich falsch liege, dann, umso besser. Dann ist der Topf, in die Suppe brodelt, nicht ganz so voll.

    Doch wir müssen die Suppe auslöffeln. In jedem Fall!

    Und zwar jetzt! Und zwar schnell!"

    Seine Worte verursachten einmal mehr lautes Umherschreien und wildes Gestikulieren der Minister der größten Staaten der Erde.

    Hammond nutzte die unfreiwillige, aber in Kauf genommene Pause, um einen Schluck Wasser zu trinken.

    Er war stolz auf sich, war er doch nicht wie eigentlich üblich, einer der Papierredner, die ihren Text vom Blatt ablasen und ermüdend herunterleierten.

    Nein, er ging jedes Mal auf die Reaktionen seines Publikums ein, ohne jedoch seinen Faden zu verlieren.

    Ihm fiel das Treffen vor diesem Gipfel ein.

    Er war wütend geworden, war eigentlich fast ausgerastet, weil alle immer nur redeten.

    „ Man muss das machen, man müsste dieses tun und das und das.

    Aber niemand handelte wirklich! Immer nur leere Worte.

    Und genau das kotzt mich an!", hatte er gerufen.

    „ Begreifen die überhaupt nichts?

    ... konnte keine Übereinstimmung in den Meinungen der Umweltminister der G8- Staaten und der Schwellenländer erzielt werden. Allerdings waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig, dass der Ausstoß der Treibhausgase und des Kohlendioxid um mindestens zehn Prozent verringert werden muss. Der amerikanische Umweltminister begrüßte, dass auf diesem Wege gezeigt wurde, dass sich die Staaten einig sein können. Wir freuen uns, dass es gelungen ist, festzustellen, dass wir über so wichtige Themen reden können", hatte er den Nachrichtensprecher nachgeäfft.

    „ Dann stell dich da vorn hin und mach denen klar, dass es so nicht weitergeht.", hatte Albert gesagt, der jetzt in der ersten Reihe saß und seinen leicht rundlichen Kollegen mit der Glatze bewunderte.

    So viel Schneid hätte er ihm nie zugetraut.

    Nein, früher niemals. Doch seit dessen Theorie über die Klimakatastrophe eine reale Gestalt angenommen hatte, veränderte Hammond sich.

    „ Meine Herren! Ich bitte Sie, sich wieder zu beruhigen! Wir wollen Streitgespräche führen und nicht streiten! Das bringt uns doch nicht weiter!"

    Obwohl Hammonds ruhige Stimme im Lärm der durcheinanderschreienden und sich gegenseitig der Schuld bezichtigenden Minister unterging, sprach er immer weiter.

    Erst merkten es einzelne, dass er immer noch etwas zu sagen hatte, dann immer mehr.

    Die, die es gesehen hatten, schubsten ihre Nachbarn an und langsam kehrte die Ruhe zurück.

    Irgendwie war es wie in der Schule, in einer Klasse, in der die Rowdys das Sagen hatten, aber doch immer wieder von den Vernünftigen beruhigt werden konnte.

    „ ... möchte ich Ihnen nun die Computersimulation zeigen, obwohl Simulation im eigentlichen Sinne der falsche Ausdruck ist. Sie wird Ihnen klarmachen, was demnächst auf uns zukommt."

    Er drückte einen Knopf auf der Fernbedienung.

    „ Wir haben, wie Sie sehen, eine Grafik erstellt, die ihnen zeigt, wie sich im Moment das Klima auf der Erde darstellt.

    So, wie wir es hier gezeichnet haben, sehen sie, dass sich eine Zone, die große Unwetterzellen mit allem was dazugehört, wie Hagel, Starkregen, hochfrequenten Blitzschlägen, starken Temperaturschwankungen und so weiter, hervorruft, nördlich bis etwa zum nördlichen Wendekreis, also auf die Höhe von Miami, über die Sahara, den Süden von Algerien und Libyen, Saudi-Arabien und quer durch Indien zieht.

    Dann beginnt die < ruhige Zone>, die unterhalb des Äquators, etwa auf der Höhe der nördlichen Landesgrenze Chiles, im Süden Brasiliens, in Nordaustralien endet.

    Unterhalb dieser Gebiete, beginnt die dritte Zone, in der Dürren, Hitze und ungewöhnlich starke Winde herrschen. Bedenken Sie bitte, dass die Wetterextreme, von denen ich hier rede, statistische Mittelwertereignisse sind. Das heißt, dass die Häufigkeit, in der diese auftreten der Grund für unsere Zonentheorie ist.

    Die < ruhige Zone> zwischen der Unwetter- und der Hitzezone wird, wie ich bereits sagte, immer kleiner.

    Und wir wissen nicht, was passiert, wenn sie auf ein Minimum geschrumpft ist.

    Es kann, wie ich auch schon sagte, dazu kommen, dass das Klima komplett durchdreht. Das ist die wahrscheinlichste..."

    „ Mr. Hammond!, rief jemand. „Wer sagt uns, dass Sie nicht falsch liegen und sich nicht alles wieder beruhigt? Und überhaupt, Sie sind doch nicht der Einzige, der sich mit dem Klimawandel befasst. Wieso haben unsere Wissenschaftler bisher noch kein Sterbenswörtchen darüber verloren, dass sich das Weltwetter in Zonen aufgeteilt haben soll?

    „ Wir haben alle Daten, die uns vorliegen, nach verschiedenen Methoden und auf unterschiedlichen Wegen durchgerechnet. Leider kommen wir immer auf dieses Ergebnis.", antwortete Ham ruhig.

    „ Warum sich ihre Wissenschaftler nicht dazu äußern, kann ich ihnen nicht sagen. Dazu müssen Sie die schon selbst befragen."

    „ Sie stellen sich also hier vor uns hin und behaupten, dass unsere Experten diese Dinge verheimlichen, oder noch gar nicht zur Kenntnis genommen haben. Sie wissen schon, dass Sie sich sehr weit vorwagen.

    Ihr Modell in allen Ehren, Mr. Hammond, aber ich habe noch keine Beweise gesehen.

    Dass das Klima einem Wandel unterzogen ist, wissen wir schon länger. Aber eine so dramatische Sichtweise hilft niemandem. Sie sollten alles noch einmal überprüfen und in zwei oder drei Jahren ihre aktualisierte Theorie erneut vortragen."

    Hammond schluckte. Er hatte mit einer solchen Reaktion gerechnet. Dass sie kommen würde, war ihm klar. Aber die Härte, mit der sie vorgetragen wurde, diese kompromisslose Ablehnung versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht.

    Er schaute sich in seinem Publikum um. Er sah, dass einige wenige nickten. Andere schüttelten den Kopf. Der Rest reagierte scheinbar gar nicht.

    Leise sagte er: „ Ich kenne ihren Namen nicht. Ich weiß auch nicht, welcher Fraktion in ihrem Land sie angehören. Aber eines weiß ich ganz genau. Sie sind ein arroganter Ignorant, der durch seine Ablehnung, logische Schlüsse zuzulassen, nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel setzt.

    Wie ich ihnen bereits sagte, die Zeit läuft uns davon. Zwei, drei Jahre. Sie haben keine Ahnung, was bis dahin ist! Ob wir bis dahin noch sind.

    Ich weiß, dass ich Recht habe. Nicht um des Rechts willen. Und je länger wir hier herumsitzen und Lobbyisten wie ihnen Gehör schenken, um so geringer wird die Chance, dass wir das Unaufhaltsame wenigstens noch ein klein wenig hinauszögern können.

    Wissen Sie, Klimaschutz war gestern. Aber deshalb sind wir alle hier hergekommen.

    Der Klimaschutz hat versagt. Wir haben keine Chance mehr.

    Dass das Abschmelzen der Pole und des Grönlandeises nicht mehr aufzuhalten ist, dürfte vielleicht auch schon zu ihnen vorgedrungen sein.

    Jetzt ist erst einmal nur noch eines gefragt: Menschen wie ihnen, die bis zuletzt die Wahrheit verleugnen, das Maul zu stopfen und mit dem eigentlichen Hauptthema unserer Zeit zu beginnen: Der Klimarettung!"

    Hammond konnte sehen, wie bei jedem seiner Worte dem Sprücheklopfer die Zornesröte ins Gesicht stieg. Er konnte sich denken, dass sein Gegenüber am liebsten aufspringen wollte, um ihn im Zweikampf Mann gegen Mann für seine Worte zu bestrafen.

    Paul Hammond hatte im Moment mehr als Angst.

    Aber nicht vor einem tätlichen Angriff des Abgeordneten, den er gerade beschimpft hatte, sondern vor der Zukunft.

    Weil ihm gerade klar geworden war, dass es ein fast aussichtsloser Kampf werden würde, solange gewisse Politiker die Macht hatten, Regierungen im Interesse der Industrie zu beeinflussen.

    Denn egal welchen Bereich des täglichen Lebens man nahm, immer war die Industrie diejenige, die Produkte herstellte.

    Sollte plötzlich in großem Maße Energie gespart werden, verdienten die Stromkonzerne weniger.

    Sollte jeder sein Auto nur noch im Notfall benutzen, schrumpfte der Verdienst der Ölmultis spürbar. Und die Steuereinnahmen der Regierungen dazu.

    Wenn jeder einzelne Haushalt seine Temperatur nur um zwei Grad senken würde, bedeutete dies für die Gas- und Stromlieferanten enorme Einbußen.

    Dasselbe galt, wenn jeder einzelne Mensch in den Industriestaaten seinen Wasserverbrauch einschränken würde.

    Die armen Wasseruhren?

    Hammond wurde in diesem Augenblick bewusst, dass er sich die Zähne ausbeißen würde.

    Die Macht der Lobbyisten war zu groß.

    „ Aber Sie können sich sicher sein. Ich werde nicht aufgeben. Sie werden von mir hören."

    Mit diesen Worten verließ er das Rednerpult.

    3

    Der Projektleiter stand auf der Anhöhe und rieb sich zufrieden die Hände.

    Endlich war es geschafft.

    Nach zwei harten Jahren, die neben jeder Menge Geld auch seine Ehe gekostet hatten, war es nun soweit.

    Das kostbarste aller Dinge auf dieser Welt sprudelte fröhlich durch die Rohre.

    Was mit einer Vision begonnen hatte, war nun Wirklichkeit geworden.

    Es gab Wasser in der Sahara.

    Gut fünfhundert Kilometer südöstlich von Taudenni in Mali hatten sie begonnen, aus ihrem Traum mehr zu machen.

    Sie hatten tief gebohrt.

    Sie hatten nichts gefunden, obwohl die Messgeräte das Gegenteil behauptet hatten.

    Sie hatten noch tiefer gebohrt.

    Wieder kein Erfolg.

    Dann hatten sich ihnen gewaltige Felsbrocken in den Weg gestellt.

    Der geldgebende Konzern hatte den Weiterbau der Wasser -Pipeline gestoppt, nachdem die Probleme mit den Felsen aufgetreten waren und Hendersson hatte sich schon wieder in Kopenhagen gesehen.

    Doch Meixner, der deutsche Ingenieur und Wünschelrutenexperte, wie sie ihn nannten, hatte Recht behalten.

    Er war der einzige gewesen, der niemals, zu keiner Sekunde an dem Wasservorkommen gezweifelt hatte. Zumindest hatte er es nie gezeigt.

    Nach langen Diskussionen hatten sie die Felsen gesprengt.

    Und das war der Durchbruch gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

    Der Rohrbau ging weiter und ein halbes Jahr später konnten die ersten Orte, Oasen, mit fließendem Wasser versorgt werden.

    Hendersson freute sich spitzbübisch, dass er weitergemacht hatte.

    Jetzt war ihm der Ruhm in seiner Zunft sicher.

    Nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten.

    Noch größere und noch ehrgeizigere Projekte warteten auf ihn.

    Zumindest, wenn er hier fertig war.

    Erst einmal wartete noch die Bewässerung eines Areals auf die Verwirklichung.

    In der Nähe der Pumpstation sollte eine grüne Insel in der Wüste entstehen.

    In ein paar Jahren würden hier Palmen wachsen und Gras, ein kleiner See sollte angelegt, richtige Gebäude gebaut werden.

    Tief in diesen Gedanken versunken, schrak er auf, als er einen heißen, scharfen Wind in seinem Rücken spürte.

    Björn Hendersson dreht sich um und glaubte seinen Augen nicht zu trauen.

    Was er sah, ließ ihn den Kopf schütteln.

    Eine Wolkenwand schob sich auf die Anlage zu.

    Seines Wissens war der Punkt, an dem sie gebohrt hatten, einer der trockensten der ganzen Sahara.

    Niemand hatte sagen können, wann es hier das letzte Mal geregnet hatte.

    Und jetzt zog ein Unwetter auf?

    Die Container, in denen sie während der Arbeitswoche hausten, hatten eine isolierte Außenhaut und eine leistungsstarke Klimaanlage.

    Sie hatten sie in die Nähe einer nicht besonders hohen Felswand aufgestellt, die ihnen wenigsten gegen Abend etwas Schatten spendete.

    Sie gegen einen Sturm zu schützen, hatten sie nicht für notwendig erachtet.

    Und Sandstürme gab es hier auch nicht sehr oft. Sagte man.

    Die Wolken kamen aus nördlicher Richtung.

    Er konnte zusehen, wie sie immer weiter aufquollen, sich vorschoben und ein unheimliches Bild zeichneten.

    Björn schätzte, dass das Gewitter in frühestens einer halben Stunde losbrechen würde.

    Wenn es überhaupt ein Gewitter werden würde.

    Er erklomm die Felsformation und schaute in die Richtung, aus der es kam.

    Doch er sah nichts als schwarze Wolken. Bis zum Horizont.

    „ Jens!, rief er in das Funkgerät. „ Hier gibt’s gleich ein Unwetter. Sieh mal zu, dass du den Jungs Bescheid gibst. Vielleicht ist es besser, wenn wir in den Containern warten, bis es vorüber ist. Das Gerät rauschte kurz, als er die Sprechtaste losließ.

    Doch er bekam keine Antwort.

    Er drehte die Rauschsperre bis zum Anschlag auf und horchte in das Rauschen hinein.

    Keine Reaktion.

    „ Jens?", rief er noch einmal.

    Wieder nichts.

    Noch ein Versuch. „ Herr Meixner! Hallo! Wo steckst du denn?"

    Eigentlich war die Reichweite der Funkgeräte groß genug, um einen Betrieb der doppelten Größe überbrücken zu können.

    „ Mist!"

    So schnell es ging, kletterte er den Berg hinunter und lief zur Anlage.

    „ Wo seid ihr denn alle? Hallo?", schrie er gegen das Getöse der Pumpen an.

    Nachdem er alle Punkte der Station abgelaufen hatte, blieb nur noch der Kontrollraum.

    Björn spürte, dass er nicht mehr viel Zeit hatte.

    Doch auch in der Warte traf er niemanden an.

    „ Das gibt’s doch nicht! Die können doch nicht vom Erdboden verschluckt sein. Wo sind die denn nur?", fragte er sich fast schon verzweifelt.

    Angestrengt dachte er nach.

    Dann kam die Erleuchtung.

    Hendersson klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

    Die Container. Klar. Wo sollten sie auch sonst sein?

    Erleichtert, gleichzeitig aber auch verärgert über seine eigene Blödheit, lief er schnell zu der Anordnung der acht Stahlhütten, die sie in U- Form aufgestellt hatten.

    Er öffnete die Tür zum Aufenthaltscontainer und war sich sicher, dass er hier seine Kameraden vorfinden würde, die ihm, halb betrunken, zuprosteten.

    Klar. Verdient hatten sie es. Alle hatten unendliche Strapazen und Entbehrungen auf sich genommen.

    Jetzt, wo sie endlich fertig waren, zumindest mit dem Hauptbau, konnten sie ruhig

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