Georgien. Eine literarische Reise
Von Fatma Aydemir, Nestan Nene Kwinikadse, Lucy Fricke und
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Über dieses E-Book
Entstanden sind literarische Reiseberichte, poetische Reflexionen und humorvolle Betrachtungen. Was sieht der fremde, was der eigene Blick bei der Erkundung dieses faszinierenden Landes? Georgien. Eine literarische Reise ist eine Entdeckungstour durch ein widersprüchliches und wunderschönes Land, grafisch bibliophil gestaltet, und enthält überdies wunderbar humorvolle Weisheiten: "Als Paar zu reisen ist immer ein Risiko", "Ein geschickter Traktorist ist in den Bergen eine sehr wichtige Persönlichkeit" oder "Don't smoke on the horse". Kurz: eine Einladung an den Leser, auf der Stelle seine Koffer zu packen.
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Buchvorschau
Georgien. Eine literarische Reise - Fatma Aydemir
DON‘T SMOKE ON THE HORSE –
EINE ZU KURZE REISE DURCH TUSCHETIEN
LUCY FRICKE
Sie werden seltener, aber es gibt sie noch, die Einladungen, zu denen ich nicht Nein sagen will. Je abwegiger, desto besser. Und wenn jemand fragt, ob ich Lust habe, nach Tuschetien zu reisen, und ich denke: Tuschetien? Nie gehört, dann sage ich sofort zu. Eine ferne Bergregion im Nordosten Georgiens, in die man ausschließlich in den Sommermonaten reisen kann, da in der übrigen Zeit des Jahres der Pass nicht befahrbar ist, heißt es in der Einladung. Vom Gebirge verstehe ich nichts, vom Wandern erst recht nicht und in Georgien bin ich nie gewesen. Das alles spricht dafür.
Der besagte Pass ist unter dem Namen Abano-Pass durchaus bekannt, er gilt als eine der gefährlichsten Straßen der Welt. Kein anderer Weg führt nach Tuschetien, dorthin gelangt man nur mit Allrad, Pferd oder Helikopter. Ich schaue mir Videos an und kichere vor Freude. Diese Strecke ist mörderisch, es ist genau die milde Form von Todesangst, die mir gefällt. Bei einer nahenden Depression unternehme ich gern einen Tandemsprung aus einem Flugzeug, jetzt also ein Pass in Georgien. Man verspricht mir, dass es einen Fahrer geben wird, der in der Region aufgewachsen ist. Eine andere Angst ist die vor dem Wandern. Ich hasse Wandern. Ich kann überhaupt nicht wandern. Dieser Körper hat das letzte Jahr an einem Schreibtisch gesessen und kaum noch Muskeln in den Beinen.
Dieser Körper ist ein Sack, und der wird jetzt ausgerechnet in den Großen Kaukasus verschickt.
Ich halte es für möglich, auf 3000 Metern einfach zu kollabieren. Freunde leihen mir Wanderschuhe und eine Multifunktionsjacke, denn zum Anziehen hat dieser Körper auch nichts. Ich lese die Biografie über den jungen Stalin, packe die Sachen und fliege nach Tbilissi. Sehr schnell werde ich verstehen, dass ich, wenn ich auch nicht wandern kann, so doch über gewisse Fähigkeiten verfüge, mit denen man in Georgien offenbar ziemlich weit kommt: essen, rauchen, trinken und über das Unglück lachen. (Worüber man besser schweigt: Stalin und Religion).
Wir starten an einem warmen Morgen um acht Uhr. Der Fahrer G. wartet mit seinem alten Landrover vor dem Hotel, und mein georgischer Schriftstellerkollege A. liegt bereits auf der Rückbank, nachdem er die letzten drei Nächte seinen Geburtstag gefeiert hat.
Heute müssen wir nur die Fahrt überleben, und dieses Überleben liegt nicht in unseren Händen, sondern einzig und allein in der Hand unseres Fahrers G. Es scheint mir eine gute Hand zu sein, wahrscheinlich die beste.
Acht Stunden wird die Fahrt dauern, und bald wird mir klar, warum. Wir haben es nicht eilig. Wir haben Zeit. Zeit für ein Frühstück um zehn Uhr, das aus den traditionellen Chinkali, den gefüllten Teigtaschen, und einem frisch gezapften Bier besteht. Zeit, um die Tante von G. zu besuchen und in den Weinkeller hinabzusteigen. Zeit, um riesige Plastikgallonen mit selbst angebautem Wein zu füllen, Zeit, um von jedem Jahrgang ein Glas zu probieren. Nicht zu vergessen der Tschatscha, dieser grundehrliche Trester, der gegen alles hilft, von der Tante persönlich gebrannt. Ein Dutzend kleine, gefüllte Plastikflaschen laden wir in den Wagen. Wer das alles trinken soll, ist die Frage. Wir sind zu dritt und haben nur sechs Tage. Geschenke, sagt G. Die freuen sich da oben über alles. Wir fahren also in die Berge und verschenken Schnaps.
Als wir uns dem berüchtigten Pass nähern, soll ich mich abschnallen. Von jetzt an werde ich nur noch durchgeschüttelt, und wenn was passiert, sagt G., müssen wir eh schnell aus dem Wagen raus. Auto-Rodeo!, ruft A. begeistert von der Rückbank. Das ist sie also, eine der gefährlichsten Straßen der Welt, und G. fährt sie mit der linken Hand. Nicht eine Sekunde Angst, nicht einmal Übelkeit, das ist fast eine Enttäuschung. Als wir nach neunzig Minuten die Spitze erreichen, steigen wir auf 2800 Metern aus, holen aus dem Kofferraum eine der kleinen Plastikflaschen, dazu drei Gläser und trinken auf Georgien. Gaumardschos!
Ich taumle zurück auf den Beifahrersitz, Tuschetien liegt vor uns wie ein Versprechen. Ein unermessliches Staunen über die Schönheit, die sich hinter jeder Kurve aufs Neue ausbreitet, da taucht tatsächlich ein verborgenes Land auf. Wir fahren vorbei an den ersten Dörfern. Nie mehr als zehn Häuser, verfallene Wehrtürme, vor Jahrzehnten verlassene Winterquartiere. Fast niemand bleibt in den kalten Monaten noch hier, sie alle ziehen auf die andere Seite des Passes und wer bleibt, ist abgeschnitten von dem, was wir Welt nennen. Sobald es anfängt zu schneien, führt in diese Täler kein Weg mehr. In den harten Jahren schneit es bis in den April hinein. Die Einsamkeit hier ist länger und kälter als anderswo. Es gibt keinen Strom, keinen Empfang, kein Internet, keinen Fernseher.
Unser erstes Quartier, Dartlo, das manche das schönste Dorf Tuschetiens nennen, sieht aus wie ein Gemälde. Fluss, Berge, Sonnenuntergang, Wehrturm, Schieferhäuser, alles da, alles unwirklich. Nur schweigen und bewundern.
Den Wein trinken wir in einer jahrhundertealten Kulisse, in der sie den besten Schafskäse servieren, den ich je aß. Wie ich den im Flieger mit zurückkriege, frage ich, und G. erzählt von Geldstrafen, die er schon hat zahlen müssen, weil dieser Käse, wie auch sein Wein, nicht eingeführt werden dürfen in die EU. Die EU ist für die besten Dinge zu sauber. Das Herstellungsverfahren, sagt G., unterliegt dem Schutz der UNESCO. Saufen und fressen als aktives Weltkulturerbe, da fühle ich mich direkt noch viel