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Original Sin – Confess To Me
Original Sin – Confess To Me
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eBook244 Seiten1 Stunde

Original Sin – Confess To Me

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Über dieses E-Book

Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt …

Enthaltsamkeit macht nicht wirklich Spaß, aber sie gibt mir Sicherheit. Die Narben auf meinem Rücken erinnern mich täglich an meine Fehler und ich war mir so sicher, aus der Vergangenheit gelernt zu haben – bis Detective Calder Penn sich in mein Leben drängt. Das Wort "Nein" existiert in seinem Wortschatz nicht und er ignoriert meine Ablehnung mit einer Leichtigkeit, die mich in den Wahnsinn treibt.
Ich muss mich von ihm fernhalten. Was, wenn es wieder passiert? Beim letzten Mal bin ich nur knapp mit dem Leben davongekommen …
"Original Sin – Confess To Me" ist keine Fortsetzung von "Don't Fall In Love – It Might Kill You", sondern eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte. Da die beiden Bücher durch wiederkehrende Figuren verbunden sind, empfiehlt es sich trotzdem, "Don't Fall In Love – It Might Kill You" zuerst zu lesen.
Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Mai 2019
ISBN9783963704925
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    Buchvorschau

    Original Sin – Confess To Me - Mia Kingsley

    KAPITEL 1

    CALDER

    Ich beendete meinen Bericht, brachte dem Captain die Akte und verließ das Präsidium. Die Sonne ging gerade unter, als ich in meinen Wagen stieg. Ich warf einen Blick auf die Armbanduhr. Eigentlich war es die perfekte Zeit, um bei Julie vorbeizuschauen und sie zum Abendessen einzuladen.

    Ich startete den Motor und fuhr die zweieinhalb Meilen bis zu der umgebauten Lagerhalle, in der sie wohnte. Seit ich ins Präsidium Downtown versetzt worden war, um die besonders brutalen Mordfälle im Rahmen einer Sonderkommission aufzuklären, konnte ich öfter bei ihr vorbeischauen. Nicht, dass sie mich jemals erhört hätte. Aber es lag nicht in meiner Natur, aufzugeben.

    Den Challenger parkte ich direkt vor ihrer Tür, stieg aus und klopfte gegen das große Rolltor. Über mir surrte die Kamera, als sie sich in meine Richtung drehte. Ich sah geradewegs hinein und präsentierte mein bestes Lächeln. »Komm schon, Julie. Ich weiß, dass du da bist. Lass mich rein.«

    Kurz darauf piepte mein Handy. Ich holte es aus der Tasche meiner Lederjacke und warf einen Blick auf das Display. Unbekannter Absender. Neugierig öffnete ich die Textnachricht. »Verschwinde.«

    Ich schaute wieder in die Kamera und hob eine Augenbraue. »Lass mich rein. Ich möchte dich zum Essen einladen.«

    Die Antwort kam per Textnachricht. »Nein.«

    »Julie, du brichst mir das Herz.« Ich presste eine Hand auf meine Brust. »Du hast dir offensichtlich meine Nummer beschafft, aber ich bekomme deine nicht?«

    Es piepte. »Nein.«

    Ich seufzte, stützte einen Arm an der Tür ab und fuhr mir durch die Haare. »Von mir aus. Für heute hast du gewonnen – aber nur, weil ich noch einen Termin habe. Wir sehen uns morgen.«

    Auf dem Weg zum Auto las ich die nächste Nachricht: »Spar dir die Mühe.«

    Im Gehen drehte ich mich um und grinste in Richtung Kamera. »Niemals, Julie. Niemals.«

    Dann stieg ich ein und startete den Motor. Während ich wendete, wählte ich Eastons Nummer und aktivierte die Freisprecheinrichtung.

    »Hi«, meldete er sich.

    »Hi. Ich nehme an, du weißt, warum ich anrufe.«

    Easton seufzte. »Warum gibst du nicht endlich auf? Seit wie vielen Monaten beißt du dir nun die Zähne aus?«

    »Aufgeben liegt mir nicht. Außerdem weiß ich, dass Julie nicht abgeneigt ist.« Im Übrigen waren es sieben Monate, zwei Wochen und vier Tage. Aber wer zählte schon so genau?

    »Du bist verrückt.«

    »Bin ich nicht. Ich kann die Zeichen lesen und ich bin kein Idiot. Sie hat kein Problem damit, wenn ich sie berühre, und egal, wie nah ich ihr komme, sie stört sich nicht dran. Ganz im Gegenteil: Ihre Körpersprache ist offen und sie dreht sich stets in meine Richtung, wenn sie mit mir redet. Mir fehlt nur die Antwort auf die Frage, warum sie sich weigert, mit mir auszugehen.« Eastons langes Schweigen bestätigte meinen Verdacht. »Dir ist es also auch aufgefallen.«

    »Natürlich. Nichtsdestotrotz wäre es mir lieber, wenn du sie in Ruhe lassen würdest. Die Situation ist … kompliziert.«

    »Gibst du mir jetzt ihre Nummer oder nicht?«

    »Ich kann sie dir geben, aber dann wird Julie sie innerhalb weniger Sekunden ändern. Es bringt dir gar nichts.«

    »Dann gib mir einen Tipp, wie ich an sie herankomme«, bat ich.

    Easton räusperte sich. »Gar nicht. Schlag sie dir aus dem Kopf. Wenn Julie nicht will, will sie nicht.«

    Ich beschloss, aus diplomatischen Gründen das Thema zu wechseln. »Habe ich dir eigentlich für die Beförderung gedankt? Nicht, dass ich sie verdient hätte, aber du hast dich ja geweigert, die Lorbeeren einzustreichen.«

    Er lachte leise. »Du hast die Beförderung verdient, da du gute Arbeit leistest – und es ist besser, wenn ich mich im Hintergrund halte. Eine Menge der Fragen, die auf mich zukommen würden, kann und will ich nicht beantworten.«

    In der Tat hatte selbst ich einige Fragen, doch ich ahnte, dass die Antworten uns allen Probleme bereiten würden – Julie eingeschlossen. Deswegen nahm ich hin, dass Easton seine Geheimnisse hatte. Solange er gefährliche Killer aus dem Verkehr zog, würde ich nicht zweimal nachfragen.

    Ich dachte bereits daran, das Gespräch zu beenden, als Easton tief durchatmete. »Sag mal, was willst du eigentlich von Julie?«

    »Worauf willst du hinaus?«

    »Das frage ich dich. Es wäre wahrscheinlich leichter, sie ins Bett zu bekommen als ich ein Restaurant …« Er brach ab, als hätte er bereits zu viel gesagt.

    »Woher willst du das wissen? Hat sie mit dir über mich geredet?« Meine Laune besserte sich schlagartig.

    »Verdammt. Ich bringe mich gerade in Teufels Küche.«

    »Zu spät. Rück lieber mit der Wahrheit heraus, sonst komme ich bei dir vorbei und fahre erst wieder, wenn du mir alles erzählt hast.«

    »Falls du ihr jemals auch nur ein Wort von dieser Unterhaltung erzählst, bringe ich dich um.«

    »Zur Kenntnis genommen. Spuck’s aus, Kumpel.«

    »Lass es mich so formulieren: Julie hat eine unschöne Trennung hinter sich und seitdem keine Lust mehr auf Beziehungen. Sie ist aber der Meinung, dass du dich nicht mit einem simplen Fick zufriedengeben würdest, und hält dich deshalb auf Abstand. Ich kann beim besten Willen nicht einschätzen, ob sie recht hat.«

    »Und wie sie recht hat. Warum soll ich mich mit dem kleinen Finger begnügen, wenn ich die ganze Hand haben kann?«

    »Du machst ohnehin, was du willst.«

    »Das ist korrekt. Aber danke für den Tipp.« Vor mir sprang die Ampel von grün auf gelb, weshalb ich das Gaspedal durchtrat. Der Motor des Dodge Challenger gab ein sattes Röhren von sich, das mich zutiefst befriedigte.

    »Welcher Tipp?« Easton klang nervös.

    »Dass ich es mit Sex versuchen sollte.«

    »Calder! Das habe ich so nicht gesagt. Im Ernst. Wenn du …«

    »Bye.« Ich würgte ihn ab, indem ich auflegte. Zum einen musste ich über das nachdenken, was er gesagt hatte, zum anderen war ich fast am Ziel.

    Meine Eltern wohnten noch immer im gleichen Vorort, in dem ich auch aufgewachsen war. Während ich darauf wartete, dass das Tor zur Auffahrt sich endlich zur Seite bewegte, sah ich bereits den silbernen Mercedes meines Bruders vor dem Haus stehen.

    Hoffentlich benahm Oakley sich nicht wieder daneben wie letzte Woche. Seit einer Weile machte er sich einen Spaß daraus, seine aktuelle Geliebte mit zum geheiligten Sonntagsessen meiner Mutter zu bringen. Und wenn ich Geliebte sagte, war es eine höfliche Umschreibung für devote Flittchen, die sich für nichts zu schade waren.

    Ich versuchte, mir vorzustellen, wie Julie reagierte, wenn ich sie bat, in einem viel zu kurzen Kleid mit sichtbaren Strapsen zum Familienessen zu kommen. Selbst allein im Auto konnte ich ihre Ohrfeige bereits auf meiner Wange fühlen. Mein Bruder hingegen hatte nicht das geringste Problem, alle zwei Tage eine neue Gespielin zu finden. Manchmal erschien es mir absurd, dass er der Ältere von uns beiden war.

    Als ich den Dodge neben dem Mercedes parkte, fiel mir auf, dass Oakley noch hinter dem Steuer saß. Er hatte die Augen geschlossen und hielt ein Nickerchen. Zumindest dachte ich das, bis ich den Hinterkopf über seinem Schoß sah, der sich stetig auf und ab bewegte. Das durfte einfach nicht wahr sein.

    Ich stieg aus und warf meine Tür so laut wie möglich ins Schloss, woraufhin er zusammenfuhr und den Kopf drehte. Als er mich erkannte, grinste er nur und signalisierte mir, dass er fast fertig war.

    Statt einer Antwort zeigte ich ihm den Mittelfinger und drehte mich um, damit ich das Elend nicht länger mit anschauen musste. Ich wünschte, Julie wäre hier und könnte meinen Bruder sehen – das würde ein vollkommen neues Licht auf mich werfen.

    In Wahrheit war ich der zuverlässige, hart arbeitende Bruder. Oakley hingegen handelte mit Antiquitäten und hatte ein Geschäft in der Altstadt. Obwohl ich ein Cop war, schaute ich lieber nicht zu genau hin, denn er besaß zwei Penthäuser, drei Autos und ein Ferienhaus auf den Bahamas, die er unmöglich mit den klapprigen, alten Holzstühlen bezahlte, die in seinem sogenannten Showroom standen.

    Ich war bereit, mein klägliches Jahresgehalt darauf zu verwetten, dass ein guter Teil von Oakleys Antiquitäten nicht auf legalem Wege zu ihm gelangte.

    Da ich allerdings seit der Trennung von meiner Ex vor drei Jahren in einem seiner Penthäuser wohnte, wäre ich schön blöd gewesen, gegen ihn zu ermitteln – zumal ich damit den Unmut der ganzen Familie auf mich gezogen hätte. Zwischen einem Immobilienhai, einer Psychologin und einem Antiquitätenhändler war ich als Cop derjenige, der nicht ins Bild passte.

    Ich hörte Schritte und wandte den Kopf. Oakley stand mit einem zufriedenen Grinsen vor mir, die Frau starrte zu Boden.

    »Sollen wir?« Mein Bruder deutete auf die Eingangstür.

    Ich wischte mir mit der Hand durchs Gesicht. »Willst du mir deine Begleitung vielleicht vorstellen?«

    »Ha«, machte Oakley und blieb stehen. »Das ist in der Tat eine sehr gute Frage.« Er drehte sich um, schnippte mit den Fingern. »Wie heißt du, Darling?«

    »Michelle, Sir.«

    »Das ist Michelle.«

    Ich rollte mit den Augen. »Danke, das habe ich auch gehört. Schön, dich kennenzulernen, Michelle.«

    Sie errötete prompt. »Danke, Sir. Ich freue mich ebenfalls.«

    Ich warf meinem Bruder einen Blick zu, der besagte, dass ich ihn für das Allerletzte hielt. Er grinste bloß. »Noch zweimal und Mum wird nie wieder versuchen, mir eine Frau vorzustellen.«

    »Du hättest ihr einfach sagen können, dass sie dich nicht verkuppeln soll.«

    »Nachdem ich das mehrere dutzendmal betont habe, müssen andere Maßnahmen her.«

    Ich schielte auf Michelles tief ausgeschnittenes Kleid und war mir sicher, die Umrisse von Nippelklammern unter dem Stoff zu erkennen.

    Andere Maßnahmen. So konnte man es auch nennen.

    Bevor Mum das Dessert serviert hatte, vibrierte das Handy in meiner Hosentasche. In der Hoffnung, Julie hätte es sich vielleicht anders überlegt, warf ich einen Blick darauf. Es war die Einsatzzentrale. Ich verzog das Gesicht, schob den Stuhl zurück und folgte Mum in die Küche.

    Sie schnitt gerade den Kuchen an und sah sofort, dass ich wegmusste. »Oh Calder, du kannst uns nicht mit deinem Bruder und dieser … dieser …« Sie wedelte mit der Hand und brach ab.

    Ich drückte einen Kuss auf ihre Wange. »Sorry, aber die Pflicht ruft. Ich bin mir sicher, dass Michelle nett ist. Das Problem ist wohl eher dein Sohn.«

    »Wo findet er diese Frauen nur immer?«, wollte sie wissen.

    Im Beichtstuhl hätte ich beinahe gesagt und hielt mich in der letzten Sekunde zurück. »Deine Söhne sind attraktiv und charmant. Was erwartest du?«

    »Ihr seid auch gerissene, manipulierende Mistkerle, wie man an Michelle wohl deutlich sehen kann. Das habt ihr von mir.« Sie seufzte gespielt gequält und schnitt das nächste Stück Torte ab. »Wohin musst du so schnell?«

    »Zu einem Tatort. Bevor du fragst: Denk daran, dass ich ab sofort für besonders brutale Verbrechen zuständig bin und du wahrscheinlich nichts darüber wissen willst.«

    Prompt klappte ihr Mund zu. Ich kannte sie gut genug, um zu ahnen, dass die Frage nach den Details ihr bereits auf der Zunge gelegen hatte. Sie nickte nur. »Pass auf dich auf.«

    »Immer.«

    Ich gab ihr einen weiteren Kuss auf die Wange und verließ die Küche durch die andere Tür, bevor ich mir dumme Sprüche über die Arbeitszeiten von Oakley anhören musste. Dann stieg ich in den Wagen und gab die Adresse des Tatorts in das Navi ein.

    Die Fahrt dauerte eine knappe halbe Stunde, bevor ich vor einem niedrigen Bungalow parkte. Die Wohnsiedlung befand sich ebenfalls in einem der Vororte, doch die Gegend war längst nicht so teuer wie die, in der meine Eltern wohnten. Weiße und pastellfarbene Bungalows säumten die breite Straße, die erst vor Kurzem neu asphaltiert worden zu sein schien. Die Vorgärten waren allesamt gepflegt, gestutzter Rasen und blühende Pflanzen, wo man hinsah. Hier kannten die Nachbarn sich wahrscheinlich noch mit Vornamen.

    Ich nahm den Pappbecherhalter mit den vier Kaffees und stieg aus. Ein junger Deputy stand vor der Tür.

    »Was gibt’s, Callahan?«

    Er zog die Schultern hoch. »Jede Menge schlecht gelaunte Frauen.«

    »Danke für den Tipp.«

    Ich ging durch die Tür und nahm bereits im Flur den stechenden Blutgeruch wahr. Da half auch das Aroma des Kaffees nicht. Meine Partnerin Eleanor Baes stand im Flur und machte sich Notizen. »Zieh einen Schutzanzug über«, sagte sie, ohne mich anzusehen.

    Callahan hatte recht gehabt. Ich konnte Eleanors schlechte Laune bereits an ihrem steifen Rücken ablesen. »Ja, Boss«, gab ich zurück. »Kaffee?«

    Sie drehte sich zu mir und ihre Gesichtszüge wurden weich. »Gern. Der kommt wie gerufen.«

    Ich stellte die Becher auf die Kommode im Flur und bemühte mich, dabei nichts zu berühren, bevor ich die Verpackung einer der bereitliegenden Schutzanzüge aufriss. Eleanor war offensichtlich schon in den anderen Räumen gewesen, denn die Bezüge über ihren Füßen waren blutig. »Wie schlimm ist es?«

    »Sehr.« Je knapper Eleanors Antworten waren, umso grauenvoller waren die Tatorte. Einsilbige Antworten bedeuteten meist, dass ich Mühe haben würde, mein Essen bei mir zu behalten. Wie gut, dass ich vor dem Nachtisch Bescheid bekommen hatte.

    Nachdem ich den Reißverschluss hochgezogen und Handschuhe übergestreift hatte, ging ich ins Wohnzimmer. In der Tür blieb ich wie angewurzelt stehen.

    Dr. Madison Hay unterbrach ihre Arbeit an der Leiche und sah zu mir auf. »Scheißtag.«

    »Im Flur steht Kaffee.«

    Ihre Miene hellte sich auf. »Das wollte ich hören. Danke, Calder.« Sie stand auf, Blut lief von den Knien ihres Anzuges und perlte von dem knisternden Plastik.

    Obwohl ich nicht gläubig war, widerstand ich dem Impuls, mich zu bekreuzigen. Eleanor trat zu mir und blätterte in ihrem Block. »Nicht einen Sonntag können wir in Ruhe verbringen. Miguel ist sauer, weil wir Karten für ein Konzert haben.«

    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Heute Abend? Das könnt ihr doch noch schaffen.«

    »Also denkst du, was ich denke?« Sie tippte mit dem Kugelschreiber gegen ihre Unterlippe.

    »Sí, mi corazón, alles hier dran schreit Beziehungstat. Ich würde mit dem Exfreund anfangen.«

    Sie nickte. »Sí. Mir sind auch das halbleere Schuhregal und die Stellen an der Wand aufgefallen, an denen bis vor Kurzem Bilder hingen.«

    »Deshalb sind wir so ein gutes Team.«

    »Hm«, machte sie. »Und weil mein Verlobter denkt, dass du schwul bist, guapo.«

    »Darüber wollte ich noch mit dir reden. Ich habe es endlich nachgeschlagen und ›guapo‹ heißt ja gar nicht nur ›Liebling‹ oder ›Schöner‹, sondern auch ›Raufbold‹, ›Gigolo‹ oder ›Angeber‹.«

    Ihre Mundwinkel zuckten. »Was du nicht sagst, guapo.« Sie zwinkerte mir zu und betrat das Wohnzimmer. Das Blut auf dem Boden schmatzte unter ihren Füßen. Eher widerwillig folgte ich ihr. Diesen Teil des Jobs mochte ich gar nicht.

    Dr. Hay tauchte hinter uns auf. »Vorläufig würde ich sagen, dass sie gegen zehn Uhr heute Morgen gestorben ist.«

    Eleanor deutete auf die Pfotenabdrücke rund um die Leiche. »Ihr Hund ChiChi hat nicht aufgehört zu bellen, weshalb die Nachbarin Rita Flemming vorbeigeschaut hat, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Nach ihrer Aussage hat ChiChi so gut wie nie gebellt. Der Hund ist jetzt nebenan bei ihr. Mrs Flemming hat die Tür mit ihrem Ersatzschlüssel aufgeschlossen, einen Blick ins Wohnzimmer geworfen, ist wieder nach draußen gestürzt, hat sich übergeben und dann uns gerufen. Als sie wieder hergekommen ist, saß der Hund im Vorgarten und hat gejault. Abgesehen davon hat sie nichts gehört oder gesehen.«

    »Ohne Autopsie ist es nur Spekulation, aber ich gehe davon aus, dass der massive Blutverlust die Todesursache sein wird. Vielleicht ist sie aufgrund der Schmerzen vorher bewusstlos geworden und hat nichts mehr mitbekommen.« Dr. Hay stützte die Hände in die Hüften. »Kommt es mir eigentlich nur so vor oder wird die Welt immer abgefuckter?«

    Ich betrachtete die Leiche. Die junge Frau erinnerte mich mit ihren blonden Locken an Julie. Doch ich vertrieb den Gedanken so schnell wie möglich, denn ich wollte niemals nach Hause

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