Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Thriller Quartett 4135
Thriller Quartett 4135
Thriller Quartett 4135
eBook636 Seiten8 Stunden

Thriller Quartett 4135

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:

 

Trevellian und der tote Kronzeuge (Pete Hackett)

Trevellian und die tote Schildkröte (Pete Hackett)

Trevellian und die Todesfalle in New York (Pete Hackett)

Commissaire Marquanteur und der Würger von Marseille (Alfred Bekker)

 

 

Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben wegen Drogenhandel ermittelt und wollen nun Sanders und zwei seiner Männer festnehmen. Sanders läuft in sein Bootshaus, aber die Flucht zu Wasser misslingt. Allerdings findet Trevellian im Bootshaus eine tote Schildkröte. Er misst dem Fund keine Bedeutung bei, bis er einige Tage später mitten in der Nacht von seinem Telefon geweckt wird. Lane Burdett meldet sich. Er ist ein Spitzel des FBI und er hat zu viel gewagt. Sterbend teilt er Trevellian mit: »Es – es geht um geschützte Tiere. Cole Matthew…«

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Apr. 2024
ISBN9798223043485
Thriller Quartett 4135
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Mehr von Alfred Bekker lesen

Ähnlich wie Thriller Quartett 4135

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Thriller Quartett 4135

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4135 - Alfred Bekker

    Pete Hackett, Alfred Bekker

    Thriller Quartett 4135

    UUID: 34bc5c9c-a4f9-4785-9b51-9e1a7f4aa2ff

    Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Thriller Quartett 4135

    Copyright

    Trevellian und der tote Kronzeuge: Action Krimi

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    28

    29

    30

    31

    32

    33

    34

    35

    36

    37

    38

    39

    Trevellian und die tote Schildkröte

    Trevellian und die Todesfalle in New York

    ​Commissaire Marquanteur und der Würger von Marseille

    Thriller Quartett 4135

    von Alfred Bekker, Pete Hackett

    Dieser Band enthält folgende Krimis:

    Trevellian und der tote Kronzeuge (Pete Hackett)

    Trevellian und die tote Schildkröte (Pete Hackett)

    Trevellian und die Todesfalle in New York (Pete Hackett)

    Commissaire Marquanteur und der Würger von Marseille (Alfred Bekker)

    Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben wegen Drogenhandel ermittelt und wollen nun Sanders und zwei seiner Männer festnehmen. Sanders läuft in sein Bootshaus, aber die Flucht zu Wasser misslingt. Allerdings findet Trevellian im Bootshaus eine tote Schildkröte. Er misst dem Fund keine Bedeutung bei, bis er einige Tage später mitten in der Nacht von seinem Telefon geweckt wird. Lane Burdett meldet sich. Er ist ein Spitzel des FBI und er hat zu viel gewagt. Sterbend teilt er Trevellian mit: »Es – es geht um geschützte Tiere. Cole Matthew…«

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Facebook:

    https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Trevellian und der tote Kronzeuge: Action Krimi

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten.

    Eine Untersuchung wegen verbotener Medikamentenversuche zieht den Tod eines Kronzeugen nach sich. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben eine lange Liste von Verdächtigen; aber steckt nicht doch jemand anders dahinter? Wurde nur ein Zeuge umgebracht, oder hat der Mord eher persönliche Gründe?

    1

    »Es handelte sich um Gentamicin, das in seiner Struktur verändert worden ist«, sagte Dr. Jack Hanson. Dann führte er aus: »Gentamicin findet als Arzneistoff in Form seines Sulfatsalzes bei bakteriellen Infektionen Anwendung. Wegen seiner erheblichen Nebenwirkungen an Nieren und Innenohr in der Humanmedizin wird es allerdings nur noch wenig eingesetzt. Gentamicin wirkt vor allem bei gramnegativen Erregern …«

    Ich unterbrach ihn, den wir wollten keinen medizinischen Vortrag hören – wir wollten Namen. »Wer hat die Anwendung des in seiner Struktur veränderten Arzneimittels angeordnet?«

    Wir befanden uns im Vernehmungsraum des FBI. Ich ließ den Arzt nicht aus den Augen und versuchte so psychischen Druck auf ihn auszuüben. Menschen waren gestorben. Wir hatten ihn in Verdacht, einer der Schuldigen zu sein.

    Dr. Hanson lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Seine linke Braue hob sich. Es verlieh seinem Gesicht einen arroganten Ausdruck. Ich verspürte eine Antipathie, wie ich sie noch selten bei einem Menschen gefühlt hatte. Der Grund hierfür entzog sich meinem Verstand. Es war so – und ich dachte auch nicht darüber nach.

    »Wenn Sie mich als Zeugen wollen, müssen Sie mir schon entgegenkommen«, sagte Hanson gedehnt. »Sicher, ich kann Ihnen den Namen nennen. Und nicht nur den Namen. Wobei ich der Meinung bin, dass Sie ihn bereits kennen. Sie möchten ihn nur aus meinem Mund hören.«

    »Sie irren sich nicht«, erklärte ich. »Ja, wir möchten den Namen aus Ihrem Mund hören. Außerdem sollten Sie uns auch sagen, ob Geld geflossen ist – Geld, das Gerck & Co bezahlte, damit das Gentamicin eingesetzt wurde.«

    »Was ist drin für mich?«

    »Was verlangen Sie?«

    »Kronzeugenregelung – Straffreiheit.«

    »Es sind sieben Menschen gestorben«, sagte ich dumpf. »Unter anderem haben Sie«, mein Zeigefinger stach auf Dr. Hanson zu, »diesen Männern und Frauen das Mittel verabreicht. – Sie wollen doch den Kopf nicht allein in die Schlinge stecken? Also reden Sie, Doktor. Das Gericht weiß Kooperation zu würdigen.«

    »Ich habe meine Forderungen geltend gemacht«, sagte Jack Hanson, ohne auf meine letzten Worte einzugehen. Mit erhobener Stimme fuhr er fort: »Sie wissen nichts. Alles, was Sie bisher von sich gegeben haben, sind Vermutungen. Im Labor wurde festgestellt, dass ursächlich für den Tod der sieben Menschen das Gentamicin war.« Er zuckte mit den Schultern. »Die Strukturveränderung kann auch auf Qualitätsmängel zurückzuführen sein. Gentamicin ist ein Antibiotikum, das aus einem Gemisch von mindestens vier Aminoglycosiden besteht und mittels Fermentierung mit Hilfe von Micromonospora purpurea hergestellt wird. Substanzen, die durch Fermentierung hergestellt werden, erfordern besondere Maßnahmen bei der Herstellung und Reinigung, weil sonst toxische Verunreinigungen verbleiben können, die sich mit den üblichen analytischen Verfahren nicht entdecken lassen …«

    Auch jetzt unterbrach ich den Arzt, indem ich sagte: »Spätestens beim zweiten Toten hätte nach der Anwendung von Gentamicin auffallen müssen, dass es mit diesem Arzneimittel etwas auf sich hat, das zu Gesundheitsschädigungen und sogar zum Tod des Patienten führt. Trotzdem wurde es weiter benutzt. Wissen Sie, was ich denke?«

    »Sie werden es mir sicher gleich sagen.«

    Die Worte waren genauso herausfordernd wie die ganze Haltung des Arztes. Die Abneigung, die ich empfand, verstärkte sich.

    »Es handelte sich um illegale medizinische Versuche an Menschen«, gab ich zu verstehen. »Der Hersteller hat die Struktur des Medikaments verändert, nachdem in der Vergangenheit irgendwelche gesundheitlichen Schädigungen bei der Anwendung auftraten. Und Sie haben das neue Mittel getestet. Anders ist es nicht zu erklären, dass es bei sieben Menschen angewendet wurde, obwohl längst klar sein musste, dass das Medikament zum Tod der Versuchspersonen führte.«

    »Bei Professor Simpson haben Ihre Kollegen auf Granit gebissen«, sagte der Arzt. »Sie brauchen meine Aussage, um ihm einen Strick drehen zu können. Aber ich muss mich nicht selbst belasten. Also denken Sie über meinen Vorschlag nach. Straffreiheit für mich, und ich werde Ihnen sagen, was Sie hören wollen.«

    »Wir werden mit der Staatsanwaltschaft sprechen«, sagte ich.

    »Tun Sie das und lassen Sie es mich wissen, was dabei herausgekommen ist. Es könnte ein gutes Geschäft für Sie werden, Special Agent.«

    »Also beenden wir die Sache für heute. Sie können nach Hause gehen. Sobald wir ein Ergebnis haben, werden wir von uns hören lassen.«

    Dr. Hanson erhob sich und grinste verzerrt. »Strengen Sie sich an, G-men. Sie möchten doch den Schuldigen am Tod der sieben Menschen zur Rechenschaft ziehen. Wenn Sie nicht auf Indizien angewiesen sein wollen, brauchen Sie einen Zeugen. Den könnten Sie in mir gefunden haben.«

    »Nur eine Frage noch«, mischte sich Milo ein.

    »Fragen Sie.«

    »Ziehen Sie einen Vorteil daraus, wenn Ihr Vorgesetzter entlassen wird?«

    Hanson verzog den Mund. »Kaum vorstellbar, dass man mich an seine Stelle setzt, wenn er gefeuert wird. Ich denke vielmehr, dass auch ich mich nach einem neuen Job umsehen muss. Wenn die Wahrheit ans Licht kommt, wird das dem Ruf der Saint Jacobs Klinik ziemlich schaden. Man wird die Verantwortlichen – und auch die Mitläufer zur Rechenschaft ziehen.«

    Dr. Hanson verabschiedete sich. Milo und ich fuhren hinauf in den dreiundzwanzigsten Stock, wo sich unser Büro befand. Ich rief Mr. McKee an, und als er abnahm, sagte ich: »Keine neuen Erkenntnisse, Sir. Allerdings ist Hanson bereit auszusagen, wenn ihm die Kronzeugenregelung zugebilligt wird.«

    »Reichen die Indizien nicht aus, um eine Verurteilung Simpsons durchzusetzen?«, fragte der Assistant Director.

    »Was wir in Händen haben, ist ausgesprochen vage, Sir. Ich weiß nicht, ob es für eine Verurteilung ausreicht. Die Veränderungen bei dem Medikament können auch durch Verunreinigungen herbeigeführt worden sein. Damit ist allenfalls die Herstellerfirma zu belangen, ohne dass namentlich ein Schuldiger herausgefiltert werden kann. Man würde den Pharmabetrieb zu einer Schadenersatzzahlung verurteilen – und damit hat es sich.«

    »Und das reicht Ihnen nicht.«

    »Nein, Sir. Ich will die Schuldigen. Es geht um sieben Menschen. Sie sind tot. Das darf nicht ungesühnt bleiben. Wir haben Professor Dr. Simpson in Verdacht, gegen Bezahlung das neu entwickelte Gentamicin erprobt und damit den Tod der Patienten verschuldet zu haben. Dr. Hanson ist einer seiner Helfershelfer. Leider haben wir keinen schlüssigen Beweis für unseren Verdacht. Die Staatsanwaltschaft hat es abgelehnt, einen Haftbefehl gegen die beiden Ärzte zu beantragen. Wir haben es in der Hand, den Beweis zu erbringen.«

    »Gut«, sagte der Chef. »Ich werde mit dem Staatsanwalt sprechen. Sie haben recht. Der Tod der sieben Menschen darf nicht ungesühnt bleiben. Und den Andeutungen Hansons ist zu entnehmen, dass sich Ihr Verdacht wohl bestätigen wird. Ich denke, der Staatsanwalt wird sich mit uns und Doktor Hanson an einen Tisch setzen wollen. Ich werde Sie entsprechend informieren.«

    »Vielen Dank, Sir.«

    Kaum, dass ich aufgelegt hatte, läutete mein Telefon. Es war Doc Howard, unser Arzt. Er sagte: »Die Analyse des sichergestellten Gentamicins liegt vor. Es sieht so aus, als wäre der zulässige Endotoxingehalt für Gentamicinsulfat zur parenteralen Anwendung überschritten worden.«

    »Können Sie das so ausdrücken, dass auch ich es verstehe, Doc?«

    Howard lachte fast amüsiert auf. »Na schön, dann wollen wir mal ganz von vorne beginnen. Also hören Sie zu, Jesse: Gentamicin ist ein bakterienabtötend wirkendes Aminoglykosid-Antibiotikum, das insbesondere gegen Staphylokokken und Enterobakterien wirksam ist. Der pharmazeutisch genutzte Wirkstoff enthält fast ausschließlich Gentamicine vom Typ C. Es handelt sich um ein Gemisch strukturell sehr ähnlicher Aminoglykosidverbindungen, die von dem Bakterium Micromonospora purpurea gebildet werden …«

    Ich verdrehte die Augen und aktivierte den Lautsprecher, so dass auch Milo hören konnte, was uns der Doc zu sagen hatte.

    2

    Gina Fairbank betrat das »Republic« an der Ecke Union Square/17th Street. Das Speiselokal war gut besucht. Sofort näherte sich einer der Kellner der schönen Frau und fragte, ob sie einen Platz reserviert habe.

    »Ich bin mit Dr. Hanson verabredet«, sagte sie und schaute in die Runde. An großen Tischen saßen die Gäste. Im »Republic« gab es leckere Vietnam-Küche. Viele der Anwesenden konzentrierten sich auf ihr Essen. Andere warteten darauf, dass sie etwas zu essen bekamen.

    »Ah, Dr. Hanson«, sagte der kleine, wendige Mann mit den schräg stehenden Augen. »Ich bringe Sie zu seinem Tisch, Ma‘am.«

    Gina folgte dem Kellner. Dann sah sie Dr. Hanson. Hanson lächelte. Er war ein gutaussehender Mann von achtundvierzig Jahren, der sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst war. Jetzt erhob er sich. »Hallo, Gina. Ich freue mich.«

    Die Frau bedankte sich bei dem Ober. Hanson half ihr aus dem Trenchcoat, trug ihn zu einer Garderobe und hängte ihn an den Haken, dann kam er zurück. Gina hatte schon Platz genommen. Auch sie lächelte. »Wie geht es dir?«

    Sein Lächeln gefror regelrecht. Er ließ sich nieder und erwiderte: »Nicht so gut. Das FBI hat die Ermittlungen übernommen. Sie haben mich verhört. Ich habe ihnen ein Angebot gemacht …« Dr. Hanson winkte ab. »Reden wir nicht davon. Ich will mir nicht den Abend verderben. Schön, dass du dich freigemacht hast und gekommen bist.«

    »Es war nicht schwer.« Ihr Blick wurde verschwörerisch. »George ist auf Geschäftsreise in Chicago.«

    Der Ober brachte zwei in Leder gebundene Speisenkarten. Dr. Hanson und die Frau schlugen sie auf und vertieften sich darin. Nachdem sie gewählt hatten, bestellten sie. Beide hatten sich für knusprige Mekong-Ente mit verschiedenem Gemüse entschieden. Dazu tranken sie kalifornischen Wein.

    Während des Essens unterhielten sie sich über Belangloses. Nach dem Essen verließen sie das Speiselokal und besuchten eine Bar. Gegen 23 Uhr drängt Dr. Hanson darauf, den Abend in seiner Wohnung zu beenden. Sie fuhren in die 73rd Street. In einem Wohn- und Geschäftshaus lag die Wohnung des Arztes in der dritten Etage. Schon im Aufzug küsste Hanson die Frau. Wenig später betraten sie die Wohnung. »Wo ist dein Sohn?«, fragte Gina.

    Hanson zuckte mit den Schultern. »Brad ist zwanzig und geht seine eigenen Wege. Er sagt es mir nicht, wo er sich herumtreibt, und ich frage ihn nicht. Auf diese Art und Weise kommen wir gut miteinander aus.«

    Die Frau lachte.

    Der Arzt half Gina aus dem Übergangsmantel, dann nahm er sie erneut in die Arme und küsste sie. Sie erwiderte seine Küsse – innig und leidenschaftlich, fühlte seine Hände auf ihrem Körper und drängte sich an ihn.

    »Einen Moment«, sagte Hanson, machte sich von der Frau frei und verschwand im Schlafzimmer. Gleich darauf kam er zurück, nahm sie wortlos auf die Arme und trug sie in den Raum. Gedämpftes Licht brannte. Der Arzt legte die Frau aufs Bett und begann, sie zu entkleiden. Schließlich waren beide nackt. Die Leidenschaft übermannte sie.

    3

    Um 2 Uhr in der Nacht verließ Gina die Wohnung des Arztes. Dr. Hanson lag im Bett und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Gedankenvoll starrte er in die Dunkelheit hinein. Wenn George Fairbank seiner Frau auf die Schliche kam, würde er sie zum Teufel jagen. Sie sollte sich aber nicht einbilden, dass er sie dann bei sich aufnehmen würde. Sicher, seine Wohnung war groß genug. Aber er konnte sie nicht brauchen. Sie war eine von vielen.

    Er schaltete die Nachttischlampe ein, schwang die Beine vom Bett und setzte sich auf, drückte sich hoch und ging zu einem Vorhang beim Fenster, zog ihn beiseite und ein Camcorder in einer Halterung, die an die Wand montiert war, wurde sichtbar. Er nahm das Gerät aus der Halterung und ging damit in sein Arbeitszimmer, fuhr den Laptop hoch und verband mit einem USB-Kabel die Kamera mit dem Computer. Mit Hilfe einer entsprechenden Software wurden die Bilder von der Kamera auf die Festplatte übertragen.

    Der Arzt schaute sich anschließend den Film an und war zufrieden. Danach legte er einen DVD-Rohling in den Brenner, rief die Brennsoftware auf und klickte die entsprechenden Befehle an. Der Brennvorgang dauerte einige Zeit. Dann nahm der Arzt die DVD aus dem Recorder, beschriftete ein Etikett, klebte es auf eine DVD-Hülle und verstaute darin die kleine, silberne Scheibe. Aus einem Fach in seinem Schreibtisch holte er einen Schlüssel, schloss einen Schrank auf, stellte die DVD zu einer ganzen Reihe weiterer DVDs in eines der Fächer, verschloss den Schrank und versteckte den Schlüssel wieder in seinem Schreibtisch.

    Da läutete es an der Tür. Unwillkürlich schaute Hanson auf seine Uhr. Es war kurz nach drei Uhr. Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt. Sollte Brad seinen Wohnungsschlüssel vergessen haben? Oder kam Gina zurück? Der Arzt verließ das Arbeitszimmer und ging zur Wohnungstür, schaute durch den Spion und fragte laut: »Wer ist draußen?«

    Etwas durchschlug das Türblatt. Dr. Hanson erhielt einen furchtbaren Schlag gegen die Brust. Schmerz spürte er nicht. Die Wucht der Kugel trieb ihn zwei Schritte zurück. Eine Detonation war nicht zu hören gewesen. Ein Schalldämpfer hatte sie geschluckt. Der Arzt brach zusammen. Ehe er zum Denken kam, starb er.

    4

    Es war 8 Uhr 15, als mein Telefon klingelte. Ich nahm ab, hob den Hörer vor mein Gesicht und nannte meinen Namen. Es war ein Kollege aus dem Police Department, der sich als Police Lieutenant Fred Warner vorstellte. Warner sagte: »Ihr habt doch die Ermittlungen in Sachen Saint Lucas Medical Center übernommen.«

    »Das trifft den Nagel auf den Kopf«, sagte ich und war gespannt, weshalb der Kollege anrief.

    »Nun«, sagte er, »heute Morgen hat uns Brad Hanson informiert, dass er seinen Vater, Dr. Jack Hanson, tot in der Wohnung aufgefunden hat. Jemand hat Hanson erschossen. Ich denke, das interessiert Sie, Trevellian.«

    Und ob mich das interessierte.

    Wir fuhren sofort los. Vor dem Gebäude in der 73rd Street, in dem der Arzt wohnte, standen einige Streifenwagen, der Kastenwagen der SRD und der Wagen des Coroners. Zwei Polizisten sicherten den Eingang, damit Unbefugte davon abgehalten wurden, das Haus zu betreten. Wir wiesen uns aus und durften passieren. Die Wohnungstür in der dritten Etage stand offen. Mir entging nicht das kleine Loch im Türblatt. Die Kollegen von der SRD waren dabei, Spuren zu sichern. Sie trugen sterile Anzüge. Der Leichnam war bereits in einen Leichensack verpackt worden. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft und der Coroner sprachen miteinander. Wir gesellten uns hinzu. Sowohl der Staatsanwalt als auch der Coroner kannten uns.

    »Gibt es schon irgendwelche Erkenntnisse?«, fragte ich.

    »Der Tod dürfte zwischen ein Uhr und vier Uhr eingetreten sein«, sagte der Leichenbeschauer. »Ursächlich war ein Schuss in die Brust. Der Täter hat durch die geschlossene Tür gefeuert, wahrscheinlich als das ahnungslose Opfer durch den Spion schaute.«

    Dort, wo der Tote gelegen hatte, war ein Blutfleck. Die Kugel hatte wohl seinen Oberkörper durchschlagen.

    »Wo ist der Sohn?«, fragte ich.

    »Er wird im Police Department vernommen. Der Tod seines Vaters ist dem Burschen ziemlich an die Nieren gegangen.«

    Da wir hier nur im Weg herumstanden, verabschiedeten wir uns wieder. Auf dem Rückweg zum Bundesgebäude fragte Milo: »Wer hat ein Interesse daran, dass Dr. Hanson zum Schweigen gebracht wird?«

    »Im Moment kenne ich nur einen«, versetzte ich. »Und das ist Professor Doktor Simpson, der befürchten musste, dass Hanson gegen ihn aussagt. Voraussetzung ist allerdings, dass Professor Simpson von der Absicht Hansons wusste.«

    »Mir fällt auch kein anderer ein«, sagte Milo. »Was hältst du davon, wenn wir uns mal mit dem Professor unterhalten?«

    »Gute Idee.«

    Professor Simpson wohnte in West 54th Street. Sein Apartment lag in der vierzehnten Etage eines Hochhauses. Wer es sich leisten konnte, in Clinton zu wohnen, gehörte zu einer privilegierten Gesellschaftsschicht. Aber dazu zählte ich einen Chefarzt. Wir wussten, dass er vom Dienst suspendiert war, bis die Vorgänge um den Tod der sieben Patienten aufgeklärt waren, und rechneten damit, ihn zu Hause anzutreffen.

    Unsere Rechnung ging auf. Der Professor selbst öffnete uns die Tür. Er war ein Mann zwischen fünfzig und fünfundfünfzig Jahren mit grauen Haaren. Ich übernahm es, Milo und mich vorzustellen. Dann sagte ich: »Wir haben die Ermittlungen bezüglich der Vorfälle im Saint Jacobs Hospital übernommen, Professor. In diesem Zusammenhang haben wir einige Fragen an Sie.«

    Mir entging nicht die Unruhe, die sein Gesicht prägte. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Er wich meinem Blick aus. »Kommen Sie herein«, lud er uns ein, die Wohnung zu betreten. Im Wohnzimmer bot er uns Sitzplätze an. Auch er ließ sich nieder. »Ich habe Ihren Kollegen vom Police Department bereits alles gesagt, was ich weiß. Darüber hinaus habe ich keine Aussagen zu machen. Ist es notwendig, dass ich meinen Anwalt informiere?«

    »Doktor Hanson hat sich bereit erklärt, eine Aussage zu machen«, sagte ich. »Er forderte für sich die Kronzeugenregelung. Es sollte ein Gespräch zwischen uns, Doktor Hanson und seinem Rechtsanwalt sowie der Anklagebehörde geben.«

    »Sollte?«

    »Doktor Hanson wurde in der vergangenen Nacht ermordet.«

    Der Professor zuckte zusammen, als hätte ich ihn mit einem glühenden Draht berührt. »Was – sagen – Sie – da?«, stammelte er. »Jack wurde ermordet?«

    »Ja. Setzte er Sie in Kenntnis, dass er aussagen wollte?«

    Im Gesicht des Professors arbeitete es. »Nein.«

    5

    »Ich lebe von meiner Frau getrennt«, erzählte der Professor. »Sie hat mich betrogen. Unsere beiden Kinder sind erwachsen und stehen längst auf eigenen Füßen.« Er brach ab und starrte gedankenvoll vor sich hin. Uns schien er gar nicht mehr wahrzunehmen. Ich räusperte mich. Er zuckte zusammen, sein Blick schien aus weiter Ferne zurückzukehren. »Ich kann noch immer nicht begreifen, dass Jack tot sein soll.«

    War seine Betroffenheit echt, oder war Professor Dr. Simpson ein hervorragender Schauspieler?

    »In Ihrer Abteilung im Saint Jacobs Medical Center starben sieben Menschen. Wir wissen, dass ihnen manipulierte Medikamente verabreicht wurden. Die Rede ist von dem Medikament Gentamicin.«

    »Ich denke, ich rufe doch besser meinen Rechtsanwalt an.«

    Ich ging nicht darauf ein. »Doktor Hanson erklärte uns, dass es sich um Gentamicin handelte, das in seiner Struktur verändert wurde«, sagte ich. »Er wollte uns den Namen des Mannes nennen, der die Anwendung von Gentamicin anordnete, obwohl bereits erste Opfer zu beklagen waren.«

    »Sie denken, dass ich dieser Mann war«, stieß der Professor hervor.

    »Ja, das denken wir«, hielt ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg. »Doktor Hanson war bereit, ein Geständnis abzulegen. Für sich verlangte er Straffreiheit. Sie wäre ihm sicher zugebilligt worden. Hat der Doktor nach dem Gespräch mit uns mit Ihnen Verbindung aufgenommen?«

    »Seit meiner Suspendierung habe ich mit Hanson nicht mehr gesprochen.«

    »Da wir annehmen, dass Sie illegale Tests mit einem nicht zugelassenen Medikament an Menschen vornahmen, vermuten wir auch, dass Sie fürchten mussten, dass Doktor Hanson redet.«

    Der Schimmer des Begreifens glitt über Simpsons Gesicht. »Jetzt verstehe ich. Sie verdächtigen mich des Mordes an Doktor Hanson. Großer Gott, ich rufe meinen Anwalt an.« Er erhob sich abrupt und ging zum Telefon, nahm den Hörer und tippte eine Nummer. Gleich darauf sagte er: »Hier spricht Professor Simpson. Verbinden Sie mich bitte mit Doktor Hamilton. – Ja, ich warte. Danke. – Ah, Doktor Hamilton. Es gibt ein Problem. Bei mir befinden sich zwei Agents vom FBI, die mich verschiedener Straftaten verdächtigen.«

    Der Professor schwieg eine ganze Weile und hörte angestrengt zu, was Dr. Hamilton zu sagen hatte. Dann bedankte er sich, legte auf und heftete seinen Blick auf mich. »Ohne meinen Anwalt sage ich kein Wort mehr.«

    »Nun, Sie sind nicht verpflichtet, uns Rede und Antwort zu stehen«, gab ich zu verstehen. »Haben Sie für die vergangene Nacht – für die Zeit zwischen ein Uhr und vier Uhr – ein Alibi?«

    »Wie ich Ihnen schon sagte, lebe ich alleine. Zwischen meiner Frau und mir läuft das Scheidungsverfahren.« Plötzlich verzerrte sich das Gesicht des Professors. Ein gehässiges Funkeln erschien in seinen Augen. »Dieses Schwein!«, brach es aus ihm heraus. »Ich habe diesem gottverdammten Schwein den Tod gewünscht. Der Himmel scheint meine Gebete erhört zu haben. Endlich – endlich hat er bekommen, was er verdient hat.«

    Der Ausbruch war aus heiterem Himmel gekommen. Seine Emotionen schienen den Professor übermannt zu haben. Er amtete stoßweise. Seine Hände öffneten und schlossen sich.

    »Reden Sie von Doktor Hanson?«, fragte Milo.

    »Ja. Mit ihm hat mich meine Frau betrogen.« Die Stimme des Professors war nur noch ein heiseres Geflüster. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln.

    Milo und ich wechselten einen schnellen Blick. Dann sagte ich: »Das ist interessant, Professor. Erzählen Sie uns mehr.«

    »Sie setzte mir mit diesem Dreckskerl Hörner auf.« Der Professor ging zu einem Board, öffnete die Tür und griff in das Fach. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine DVD-Hülle fest. »Hanson und ich hatten eine fachliche Meinungsverschiedenheit. Der Streit artete aus und wurde regelrecht persönlich. Im Verlauf des Streits warf mir Hanson an den Kopf, dass ich ein elender Versager sei, dessen Frau sich anderweitig behelfen müsse, um auf ihre Rechnung zu kommen. Zwei Tage später bekam ich mit der Post die DVD. Er wollte sich damit an mir rächen.«

    »Rächen? Wofür?« Ich nahm die DVD, die mir der Professor reichte.

    »Dass ich ihn nicht zu meinem Stellvertreter ernannt habe. Ich habe Doktor Morawitz den Vorzug gegeben. Hanson wollte mich kränken, meinen Stolz verletzen, meine Psyche treffen.«

    »Ein Grund mehr, um ihn umzubringen«, sagte ich.

    Der Professor zog den Kopf zwischen die Schultern. Er erinnerte in diesen Sekunden an einen Mann, der sich im nächsten Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen würde. Seine Backenknochen mahlten. Dann stieß er hervor: »Ich habe Hanson nicht umgebracht. Wahrscheinlich hat es ein anderer gehörnter Ehemann getan. Ich«, der Professor tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust, »habe mit seinem Tod nichts zu tun.« Er verlieh seinen letzten Worten Nachdruck.

    »Auf unserer Liste der Verdächtigen stehen Sie nach allem, was wir jetzt wissen, ganz oben, Professor«, erklärte ich.

    Scharf stieß Simpson die Luft durch die Nase aus.

    Ich ergriff noch einmal das Wort. »Meine Frage, wo Sie in der vergangenen Nacht zwischen ein Uhr und vier Uhr waren, haben Sie nicht eindeutig beantwortet, Professor.«

    »Ich habe in meinem Bett gelegen und geschlafen!«, zischte der Mann.

    *

    Als wir auf dem Weg nach Süden waren, fragte Milo: »Hältst du ihn für den Mörder?«

    »Motive hatte er.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er ist voll Hass und Verbitterung. Die Tatsache, dass er vom Dienst suspendiert wurde, dürfte ebenfalls in ihm nagen und an seinen Nerven zerren. Er kommt als Mörder in Frage.«

    Zurück im Field Office telefonierte ich mit Police Lieutenant Warner. Ich fragte ihn, ob es neue Erkenntnis gäbe. Er erwiderte: »Wir haben Brad Hanson vernommen. Er verbrachte die Nacht bei einem Freund. Sein Name ist Roger Duncan. Duncan bestätigte das Alibi. Heute Morgen, gegen sieben Uhr, sei Hanson nach Hause gekommen. Erst sei ihm das kleine Loch in der Tür gar nicht aufgefallen. Als er die Wohnung betrat, lag da sein Vater. Brad Hanson sah das Blut, ihm war klar, dass ein Verbrechen vorlag, und er rief sofort beim Department an.«

    »Wo hält sich der Bursche jetzt auf?«

    »Bei seinem Freund Roger Duncan. Duncan wohnt in hundertvierundsechzig West neunzigste Straße.«

    Ich bedankte mich. »Fahren wir in die neunzigste Straße und sprechen wir selbst mit Brad Hanson«, schlug ich vor.

    Wir verloren keine Zeit. Das Wetter war wechselhaft. Vor einer halben Stunde hatte es noch leicht geregnet. Jetzt schien die Sonne. Ein frischer Wind trocknete Straßen und Gehsteige. Der Verkehr auf Manhattans Straßen war wieder einmal katastrophal. Man brauchte Nerven wie Stahlseile. Aber wir kämpften uns durch, und ich fand direkt vor dem Haus Nummer 164 einen Parkplatz. Roger Duncan wohnte in der vierten Etage eines Wohnblocks. Wir benutzten den Aufzug. Milo läutete an der Wohnungstür. Ein junger Mann von etwa zwanzig Jahren öffnete. Fragend schaute er uns an.

    »Sind Sie Roger Duncan?«, fragte ich.

    Er nickte. »Ja. Und wer sind Sie?«

    »Ich bin Special Agent Trevellian, FBI New York. Das ist mein Kollege Tucker. Ist Brad Hanson zu sprechen?«

    »Brad ist ziemlich fertig nach der Sache mit seinem Dad. Die Polizei hat ihn bereits verhört.«

    »Wir haben die Ermittlungen übernommen«, sagte ich. »Und darum würden wir Brad gerne sprechen.«

    Duncan presste sekundenlang die Lippen zusammen, dann sagte er: »Na gut, kommen Sie herein.«

    Wir betraten die Wohnung.

    Ein junger Mann saß auf der Couch und musterte uns. Er war bleich, unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. »Guten Tag«, sagte ich. »Sie sind Brad Hanson?«

    »Ja.« Der Bursche nickte.

    Ich erklärte noch einmal, wer wir waren. Dann sagte ich: »Sie haben Ihren Vater heute Morgen tot aufgefunden, Mister Hanson.«

    »Es – es war furchtbar. Wer – wer ist zu solch einer Tat fähig? Ich bin völlig konfus. Haben Sie schon irgendwelche Erkenntnisse, die einen Schluss auf den Mörder zulassen?«

    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Roger Duncan. Wir ließen uns nieder. Roger Duncan ergriff noch einmal das Wort. »Brad war die Nacht über bei mir. Wir feierten gestern Abend eine kleine Party und tranken wohl etwas zu viel. Jedenfalls beschloss Brad, nicht mehr nach Hause zu fahren, sondern bei mir zu übernachten.«

    »Wann verließen Sie die Wohnung hier?«

    »Gegen sechs Uhr dreißig. Um sieben Uhr etwa war ich zu Hause.«

    »Wurde Ihr Vater bedroht?«, fragte ich.

    »Nicht, dass ich wüsste.«

    »Er hatte ein Verhältnis mit der Frau seines Vorgesetzten. Außerdem war er vom Dienst suspendiert, weil in seiner Abteilung im Saint Lucas Hospital einige Menschen unter bisher nur teilweise geklärten Umständen starben.«

    Brad Hanson lachte gallig auf. »Mit der Frau seines Vorgesetzten. Das sieht meinem Vater ähnlich. Vor ihm war kein Rock sicher.« Der Bursche hob die Hände, ließ sie wieder sinken, und endete: »Es würde mich nicht wundern, wenn irgendein gehörnter Ehemann meinen Vater umgebracht hätte.«

    »Kennen Sie die Frauen, mit denen Ihr Vater ein Verhältnis pflegte?«

    »Nein. Von einigen weiß ich den Vornamen. Mein Vater wechselte die Frauen wie andere Männer das Hemd.«

    »Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?«

    »Als sich meine Eltern vor etwa zehn Jahren scheiden ließen – Grund war die Treulosigkeit meines Vaters – blieb ich bei ihm. Je älter ich wurde, umso weniger hatten wir uns zu sagen. Er finanzierte mein Studium. Ansonsten kümmerte sich keiner um den anderen.«

    »Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer Mutter?«

    »Ich besuche sie manchmal. Sie hat wieder geheiratet. Ihr neuer Ehemann ist ein Kotzbrocken. Bei ihm möchte ich nicht tot über den Zaun hängen.« Brad Hanson winkte ab. »Aber das interessiert Sie gewiss nicht.«

    Ich richtete den Blick auf Roger Duncan. »Sie sind ein Studienkollege von Brad?«

    Der Bursche nickte. »Ja. Wir studieren beide Medizin in der Columbia University.«

    »Hast du noch Fragen, Milo?«

    Mein Kollege schüttelte den Kopf.

    6

    Police Lieutenant Warner rief mich an und sagte: »Wir haben in der Wohnung von Jack Hanson wohl an die hundert DVDs sichergestellt. Sie waren in einem Schrank im Arbeitszimmer eingeschlossen. Einige der Filmchen haben wir uns angesehen. Es sind die reinsten Pornos. Er hat seine Sexspielchen gefilmt. Die Kamera befand sich hinter einem Vorhang, in den der gute Doktor ein kleines Loch geschnitten hatte. Jede der DVDs ist mit dem Datum des Mitschnitts und dem Namen der Frau beschriftet, die in dem jeweiligen Film die – hm, Hauptrolle spielt. Scheint ein ziemlicher Perversling gewesen zu sein, der Doktor. Von ihm kann man sicher noch einiges lernen.«

    »Gab es sonst irgendwelche Spuren?«

    »Zig Fingerabdrücke. Aber keiner dürfte wohl dem Mörder zuzuordnen sein, denn er hat die Wohnung nicht betreten. Wir haben die Nachbarn vernommen. Niemand hat etwas gesehen, niemand hat einen Schuss gehört. Die Kugel haben wir gefunden. Sie steckte in der Wand. Sie ist vom Kaliber neun Millimeter Luger. Der Name des Mörders steht leider nicht drauf. Sie befindet sich in der Ballistik. Wobei ich mir keine großen Erkenntnisse ausrechne.«

    »Wir wollen die Filme.«

    »Ich lasse sie ins Federal Building schaffen.«

    Zwei Stunden später hatten wir die DVDs. Dann saßen wir in einem Besprechungsraum, in dem ein Fernsehapparat und ein DVD-Player aufgestellt waren, und führten uns die Filmchen zu Gemüte. Es machte keinen Spaß. Ich fand es abstoßend und widerwärtig. Bei vielen der Filme schauten wir uns nur den Anfang an. Es war fast immer dasselbe. Ein Film jedoch erregte meine Aufmerksamkeit.

    Die Frau, die darin mitwirkte, war etwa dreißig Jahre alt und sehr schön. Sie nahm in dem Film eine ausgesprochen passive Rolle ein. Mir schien es so, dass sie die Sexspielchen des Arztes völlig desinteressiert, um nicht zu sagen widerwillig über sich ergehen ließ. Auf der DVD-Hülle war der Name Lynn Carpenter vermerkt, darunter stand das Datum, an dem Film aufgenommen wurde.

    »Was hältst du davon?«, fragte ich Milo.

    »Wenn du mich so fragst, dann gleicht diese Aktion des Arztes einer Vergewaltigung. Die Lady war in keiner Weise bei der Sache. Sie gab sich wie eine Marionette.«

    »Ganz meine Meinung«, sagte ich.

    Ich schaute im Telefonbuch nach. Es gab eine Reihe von Carpenters, eine Lynn stand nicht im Telefonbuch. »Mir scheint, die Lady wurde zum Geschlechtsverkehr gezwungen«, sagte ich. »Womit kann man eine Frau zwingen, gegen ihren Willen mit einem ins Bett zu steigen?«

    »Du denkst an Erpressung.«

    Wir schauten uns den Film noch einmal an. Und jetzt stellte ich fest, dass die Frau an der rechten Hand einen Ehering trug. »Sie ist verheiratet«, murmelte ich.

    »Wir müssen herausfinden, wer sie ist«, knurrte Milo.

    »Vielleicht kann uns Brad Hanson helfen«, sagte ich.

    »Fragen wir ihn.«

    Ich brachte die DVD einem unserer Innendienstler und bat ihn, am Computer ein Bild vom Gesicht der Frau »auszuschneiden« und für uns einen Ausdruck zu fertigen. Schon eine halbe Stunde später hatten wir das Bild. Ich rief in der Wohnung an, die Brad Hanson mit seinem Vater bewohnte, und tatsächlich nahm Brad ab. »Wir müssen Sie noch einmal sprechen«, sagte ich.

    »Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als …«

    »Wir sind in einer Stunde bei Ihnen.«

    Tatsächlich dauerte es fünfundfünfzig Minuten, bis wir in der 73rd Street anlangten. Ich rangierte den Sportwagen in einen engen Parkplatz zwischen einem Ford und einem Toyota, und wenig später läutete Milo an Hansons Wohnungstür.

    Brad Hanson öffnete. »Ich bin wieder in die Wohnung zurückgekehrt.« Er seufzte ergeben. »Das Leben geht weiter.«

    Wir gingen in die Wohnung.

    »Ich kann Ihnen nichts sagen, was Sie nicht schon wissen«, erklärte Brad Hanson.

    Ich zog das Bild von Lynn Carpenter aus der Innentasche meiner Jacke und hielt es dem Burschen hin. »Kennen Sie diese Frau.«

    Fast entsetzt starrte er auf den Ausdruck. In seinen Augen nahm ich ein unruhiges Flackern wahr. Sein Atem ging stoßweise. Plötzlich schüttelte er den Kopf. »Diese Frau habe ich noch nie gesehen. Was hat es mit ihr auf sich?«

    »Ihr Name ist Lynn Carpenter. Sie spielt eine Hauptrolle in einem der Filme Ihres Vaters. Kennen Sie sie wirklich nicht?«

    Ich beobachtete den Burschen, und mir blieb keine seiner Reaktionen verborgen. Jeder Zug seines Gesichts verriet Unruhe.

    »Ich kenne diese Frau nicht«, behauptete er.

    »Sind Sie sich sicher?«

    »Hundertprozentig. Sie ist mir unbekannt.«

    Wir zogen unverrichteter Dinge ab. Als wir im Sportwagen saßen, sagte Milo: »Er hat gelogen. Er kennt Lynn Carpenter. Es war ihm geradezu vom Gesicht abzulesen.«

    »Aus seinen Reaktionen schließe ich, dass er sie sogar sehr gut kennt. Die Frage ist, weshalb verschweigt er es uns?«

    »Wir sollten den Burschen beobachten«, schlug Milo vor.

    »Was erwartest du dir davon?«

    »Vielleicht führt er uns zu Lynn Carpenter.«

    Wir blieben in der 73rd Street. Nach einer Stunde etwa verließ Brad Hanson das Gebäude. Er stieg in einen alten Ford und fuhr davon. Wir folgten ihm. Die Fahrt endete in der 90th Street. Hanson parkte den Wagen und betrat das Gebäude, in dem Roger Duncan wohnte.

    Unsere Geduld wurde auf keine allzu lange Probe gestellt, dann kam ein gelber Chrysler, das Fahrzeug wurde in eine Parklücke rangiert, eine Frau stieg aus – Lynn Carpenter. Sie schaute sich um, verschloss den Wagen und ging ebenfalls in das Gebäude, in dem sich Roger Duncans Apartment befand.

    »Interessant«, murmelte Milo. »Gehen wir hinauf.«

    »Ja. Bin gespannt, was der gute Brad für ein Gesicht macht, wenn wir ihn sozusagen in flagranti ertappen.«

    Wir stiegen aus. Wenige Minuten später kamen wir in der vierten Etage an, Milo legte den Daumen auf den Klingelknopf. Der Klingelton war durch die geschlossene Tür zu hören. Augenblicke später verdunkelte sich die Linse des Spions. Dann wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Wir sahen einen Teil des Gesichts von Roger Duncan. Der andere wurde vom Türblatt verdeckt. »Was wollen Sie denn?«

    »Wir möchten mit Brad Hanson und Lynn Carpenter sprechen.«

    Roger Duncan wurde bleich. Sein Blick irrte ab. »Wie – wie kommen Sie darauf, dass die beiden bei mir sind?«

    »Wir sahen sie ins Haus gehen.«

    »Aber …«

    »Lass die Agents herein!«, ertönte Brad Hansons Stimme.

    Roger Duncan zog die Tür auf und trat zur Seite. Lynn Carpenter saß auf der Couch, Brad Hanson in einem der Sessel. Wir schauten in betretene Gesichter. Brad Hanson hatte die Schultern unbehaglich angezogen.

    »Sieh an«, sagte ich.

    »Sie – Sie dürfen das nicht falsch verstehen«, stammelte der junge Mann. »Ich …«

    »Warum haben Sie uns angelogen?«

    Die Frau erhob sich. Kühl schaute sie mich an. »Ich gehe jetzt. Du kannst mich ja anrufen, Brad. – Sie entschuldigen mich, Agents.«

    »Wir hätten Sie gerne gesprochen«, erklärte ich.

    »Es gibt nichts, was ich Ihnen sagen könnte.«

    »Da bin ich anderer Meinung«, versetzte ich. »Wir können Sie natürlich nicht zwingen, uns hier Rede und Antwort zu stehen. Darum fordere ich Sie auf, morgen Vormittag um neun Uhr im Field Office an der Federal Plaza zu erscheinen. Sollten Sie nicht kommen, kann ich Sie vorführen lassen.«

    »Was wollen Sie von mir?«

    »Das würde ich Ihnen gerne in einem vertraulichen Gespräch mitteilen.«

    »Na schön. Ich werde morgen Vormittag um neun Uhr bei Ihnen vorsprechen. Und ich werde meinen Anwalt mitbringen.«

    »Bitte geben Sie mir Ihre Anschrift«, forderte ich.

    »Neunundsiebzig West achtundzwanzigste Straße, zwölfte Etage. Sonst noch etwas?«

    »Wir sprechen uns morgen.«

    Sie verließ mit hocherhobenem Kopf die Wohnung. Roger Duncan öffnete ihr die Tür und drückte sie hinter ihr wieder ins Schloss.

    »Sie kennen Mistress Carpenter also nicht, Brad«, stieß ich hervor.

    Trotzig erwiderte der Bursche meinen Blick. »Es hat nichts mit dem Mord an meinem Vater zu tun. Ich möchte sagen, es fällt unter den Begriff Privatsphäre.«

    »Wussten Sie, dass Mistress Carpenter ein Verhältnis mit Ihrem Vater hatte?«

    Brads Zähne mahlten übereinander. »Mein Vater war ein verdammtes Schwein!«, presste er hervor. »Er hat Lynn zum Sex gezwungen. Es – es war eine Vergewaltigung.«

    Die Worte hallten in mir nach. Das Gefühl, das mich beschlich, als wir uns den Film anschauten, hatte mich also nicht getrogen. »Erzählen Sie«, forderte ich den Burschen auf.

    7

    Brad Hanson starrte sekundenlang vor sich hin, als musste er sich die Worte erst im Kopf zurechtlegen, dann begann er: »Ich habe Lynn vor nicht ganz einem halben Jahr in einer Disco kennengelernt. Sie gefiel mir. Dass sie elf Jahre älter ist als ich interessiert mich nicht. Wir verliebten uns.«

    »Daran ist nichts Außergewöhnliches«, sagte ich.

    »Lynn ist verheiratet. Ihr Mann, Jason Carpenter, ist Inhaber einer Wäscherei- und Reinigungskette hier in New York. Lynn und er haben vor sechs Jahren geheiratet. Er trinkt und ist gewalttätig; seine Eifersucht ist fast krankhaft. Um es auf einen Nenner zu bringen, er ist ein cholerischer Säufer, der bei Lynn Angst und Schrecken verbreitet.«

    »Obwohl das so ist, hat sie ein Verhältnis mit Ihnen angefangen? Fürchtet sie nicht, dass ihr Mann dahinter kommt?«

    »Dahintergekommen ist mein Vater. Er erpresste Lynn. Entweder sie war ihm zu Willen, oder er wollte Jason Carpenter einweihen.«

    »Und Lynn hat sich dafür entschieden, ihm zu Willen zu sein.«

    »Ja. Sie fürchtet ihren Mann.«

    »Warum lässt sie sich nicht einfach von Carpenter scheiden?«

    »Weil sie seinen Jähzorn fürchtet. Er würde sie wahrscheinlich grün und blau prügeln, wenn sie ihm eröffnete, dass sie sich von ihm trennen wolle. Außerdem stünde sie vor dem Nichts. Es gibt einen Ehevertrag …«

    Ich verstand. Und ich war betroffen. Als wir wieder auf dem Weg zur Federal Plaza waren, fragte ich: »Was war dieser Jack Hanson für ein Mann?«

    »Willst du meine unverblümte Meinung hören?«

    »Ja.«

    »Na gut. Er war ein niederträchtiges Schwein, ein perverser Erpresser – einer, dem nichts heilig war.«

    »Weißt du, was ich denke?«

    »Wenn ich das wüsste, könnte ich im Zirkus auftreten und müsste nicht mein Brot mit der Jagd nach Verbrechern verdienen.«

    »Ich denke, dass nicht nur Professor Doktor Simpson ein Motiv hatte, Hanson zu ermorden.«

    »Beziehst du seinen Sohn und Lynn Carpenter in den Kreis der Verdächtigen ein?«

    »Ja. Und vielleicht auch Lynn Carpenters Mann – Jason Carpenter.«

    »Du hast den Namen Simpson genannt, Partner«, knurrte Milo. »Wobei wir wieder beim Thema wären. Wir dürfen die Sache, in der wir ermitteln, nicht aus den Augen verlieren. Es geht um den Tod von sieben Menschen, die mit einem manipulierten Medikament behandelt wurden.«

    »Hansons Tod könnte in diesem Rahmen eine Rolle spielen«, erwiderte ich. »Da wir sowieso die vierundfünfzigste Straße passieren, könnten wir dem Professor einen kleinen Besuch abstatten. Vielleicht verliert er irgendwann die Fassung und redet.«

    »Der ist zu clever, um sich sein eigenes Grab zu schaufeln«, meinte Milo. »An ihm beißen wir uns die Zähne aus.«

    Der Professor war zu Hause. Seine Brauen schoben sich finster zusammen. Aber er lud uns ein, seine Wohnung zu betreten. »Was wollen Sie denn noch?«, blaffte er. »Ich habe mit Hansons Tod nichts zu tun.«

    »Es geht um die toten Patienten«, antwortete ich. »Sie waren Chef der Abteilung, in der sie starben. Jedem dieser Leute wurde Gentamicin verabreicht. Warum haben Sie die Anwendung des Arzneimittels nicht sofort gestoppt, als es zu den ersten Sterbefällen kam?«

    »Weil ich keine Ahnung hatte, dass das Medikament ursächlich war für den Tod der Leute.«

    »Aus dem, was uns Hanson sagte, konnten wir entnehmen, dass Sie die Anwendung anordneten. – Hersteller des Mittels ist die Firma Gerck & Company in Louisville, Kentucky. Wurden Sie dafür bezahlt, dass sie das strukturveränderte Gentamicin an Menschen erprobten?«

    »Man hat bei Gerck & Co ermittelt«, stieß der Professor hervor. »Die Ermittlungen haben nichts ergeben. Was wollen Sie überhaupt? Ich lasse mir von Ihnen nichts am Zeug flicken. Gentamicin kommt seit Jahren zum Einsatz …«

    »Nicht das Gentamicin, das zuletzt in Ihrer Abteilung eingesetzt wurde.«

    »Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden?«, giftete der Professor. »Kennen Sie die Zusammensetzung des Arzneimittels, kennen Sie die Anwendungsgebiete? Sie sprechen von Strukturveränderungen. Warum drücken Sie sich nicht konkret aus? Was wurde verändert?«

    Jetzt mischte sich Milo ein. Er sagte: »Der zulässige Endotoxingehalt für Gentamicinsulfat wurde überschritten.« Milo ließ seine Ausführungen einige Sekunden wirken, dann ergriff er noch einmal das Wort: »Endotoxine können unter anderem bei Übertritt ins Blut Fieber erzeugen. Außerdem aktivieren sie eine Reihe von immunkompetenten Zellen, die entweder zu einer Entzündung oder zu einem programmierten Zelltod dieser Zellen führen können. Endotoxine sind schon in niedrigsten Konzentrationen biologisch wirksam.«

    Der Professor starrte Milo verblüfft an.

    Ich sagte: »Mein Kollege hat Medizin studiert, ehe er zum FBI kam.«

    Simpson löste seinen Blick von Milo und fixierte mich. Gedehnt sagte er: »Mir scheint, Sie haben sich mit dem Thema befasst, Agents.«

    Wir fixierten ihn schweigend.

    Der Professor nahm eine unruhige Wanderung auf. Die Hände hatte er auf dem Rücken ineinander verkrampft. Er sah aus wie ein Mann, der in sich ging und in dem ein Zwiespalt aufgebrochen war. Plötzlich schüttelte er den Kopf. »Sie irren sich. Wir haben das Gentamicin angewandt wie immer. Von einer Überdosierung des zulässigen Endotoxingehalt war nichts bekannt. Wir haben das Arzneimittel im guten Glauben an seine Verträglichkeit verabreicht.«

    »Uns ist bekannt, dass es wegen erheblicher Nebenwirkungen an Nieren und Innenohr nur noch selten zum Einsatz kommt«, sagte ich. »Wieso wurde es trotz der bekannten Probleme in Ihrer Abteilung eingesetzt?«

    »Gentamicin wird vorwiegend zur Behandlung von schweren Infektionen, beispielsweise Atemwegsinfektionen, sowie bei Hautinfektionen und Erkrankungen im Augenbereich wie Bindehautentzündungen, Hornhautentzündungen, Lidrandentzündungen und Gerstenkörner eingesetzt …«

    »Das mag sein«, sagte ich, als der Professor eine kleine Pause machte, um Luft zu holen. »Darum geht es hier aber nicht. In unserem Fall geht es darum, dass ein neu entwickeltes oder in seiner Struktur verändertes Medikament zum Einsatz kam, das offiziell nicht zugelassen war. Man subsumiert dies unter dem Begriff illegale Medikamentenversuche, Professor.«

    Der Arzt hielt in seiner unruhigen Wanderung inne, strich sich mit fahriger Geste über die Augen, dann sagte er: »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen. Auch habe ich keine Ahnung, was Doktor Hanson gestehen wollte. Es ist Ihren Kollegen nicht gelungen, einen Haftbefehl gegen mich zu erwirken. Ebenso wenig wird es Ihnen gelingen, mir auch nur die geringste Schuld am Tod der sieben Leute nachzuweisen.« Er ging zu

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1