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Kellerseelen: Mysterythriller
Kellerseelen: Mysterythriller
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eBook394 Seiten3 Stunden

Kellerseelen: Mysterythriller

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Über dieses E-Book

Die Geschichte spielt im Jahr 1970.

Das Renterehepaar Emma und Karl Horn leben in einer neuen Reihenhaussiedlung in Regensburg. Eines Tages zieht nebenan eine junge, hübsche, alleinstehende Frau namens Bettina ein. Sie entpuppt sich als eine selbstbewusste Dame, die mit beiden Beinen im Leben steht. Emma und Karl haben den lieben, langen Tag nichts Anderes zu tun, als hinter ihr herzuschnüffeln. Sie lebt ihr Leben, und sie empfängt in ihrem Häuschen diverse Männer, die wie Geschäftsleute aussehen.

Das alte Ehepaar belauscht verschiedene, merkwürdige Gespräche von der Terrasse aus, vorausgesetzt, Bettina sitzt mit ihren Besuchern auf der Terrasse. Die Alten spüren, dass mit Bettina irgendetwas nicht stimmt. Emma lauert auch am Küchenfenster, das gegenüber liegt.

Das alte Ehepaar versucht mit allen Mitteln, herauszufinden, was Bettina beruflich macht. Sie fragen sie direkt, die fragen sie indirekt, aber Bettina ist nicht gewillt, es ihnen zu sagen. Sie sagt ihnen lediglich, dass sie für die Industrie arbeite. Ein unglaubliches Katz- und Mausspiel beginnt, das Ungeheuerliches aufdeckt und zudem...

... kein Ende nehmen will.
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Dez. 2016
ISBN9783730982204
Kellerseelen: Mysterythriller

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    Buchvorschau

    Kellerseelen - Alfred J. Schindler

    Alfred J. Schindler

    Kellerseelen

    Psychothriller

    von

    Alfred J. Schindler

    WARNUNG! Dieser Thriller könnte Sie unter Umständen wahnsinnig machen! Emma und ich wissen, dass wir etwas nervig sind...

    VORWORT

    Es kam in unserer Reihenhaussiedlung bisher noch nicht vor, dass jemand sein mühevoll erworbenes Eigentum verkauft hätte. Die Anlage wurde erst vor drei Jahren, also im Jahr 1967, erbaut. Aber dann geschah es doch: Die Familie, die neben uns lebte, musste ihre Wohnung hergeben, weil der Ehemann beruflich versetzt wurde. Wir bedauerten dies sehr. Mit gemischten Gefühlen warteten wir darauf, wer wohl das frei gewordene Reihenhaus kaufen würde. Und dann kam sie: Bettina Fröhlich klingelte an unserer Haustür, um sich bei uns persönlich vorzustellen. Emma war von ihr sofort begeistert. Und ich war es auch. Was für eine schöne, gepflegte Frau!

    Sie sollte unsere neue Nachbarin werden...

    01

    Gut gelaunt stehe ich in unserem Gärtchen, das di­rekt an die Terrasse angrenzt. Ich zünde mir eine Zigarette an und blicke mich zufrieden um. Wie schön, dass wir dieses Reihenhäuschen kaufen konn­ten! Wie viele Jahrzehnte hatten wir jeden Pfennig zur Seite gelegt!

    Von nebenan höre ich laute Musik von den Rolling Stones. Bettina liebt diese Art von Musik, wie sie mir erst kürzlich erklärte. Mick Jagger sei doch ein geiler Knabe, sagte sie, und grinste mich dabei von der Sei­te an. Nun gut. Sie ist eine junge, temperamentvolle Frau, der dieses Gejaule gefällt. Emma bevorzugt ja Operettenmusik. Ich bin mir oft nicht mehr sicher, was ich lieber mag: Beethoven oder Jagger.

    Wie gesagt: Bettina war uns allen von Anfang an sympathisch: unkompliziert, freundlich und sehr, sehr hübsch. Und intelligent ist sie obendrein. Ja, das kann man wohl behaupten. Als ich sie fragte, was sie denn beruflich mache, antwortete sie lächelnd:

    „Karl, ich mache mal dies, und mal das.

    Gerade so, wie es mir gefällt."

    Ihre gleichmäßigen, weißen Zähne blitzten. Sie woll­te es mir wohl nicht sagen, überlegte ich. Emma hat­te mich schon tagelang gedrängt, sie danach zu fra­gen. Und jetzt hatte ich meine Antwort. Meine besse­re Hälfte ist ja so furchtbar neugierig! Und immer bin ich es, der diese für sie so wichtigen Neuigkeiten eruieren muss. Aber was soll‘s.

    Ich mache es ja ger­ne.

    Zumindest meistens.

    Als wir unsere Nachbarin etwas später zu uns auf eine Tasse Kaffee einladen, hat Emma natürlich eini­ge Fragen auf den Lippen. Bettina antwortet offen. Wir haben den Eindruck, dass sie ehrlich zu uns ist. Sie erzählt uns, dass sie mit einem reichen Ge­schäftsmann verheiratet war, sie mit ihm einen klei­nen Sohn habe, der aber momentan bei seinem Vater sei, und sie sagt uns, wie wohl sie sich hier, in die­ser sauberen Gegend, fühle. Wir sind beruhigt: Eine bessere Nachbarin hätten wir uns gar nicht wünschen können! Auf Emmas Frage, was sie denn beruflich machen würde, sagt sie:

    „Ich arbeite für die Industrie."

    Aha! Sie arbeitet also für die Industrie. Jetzt wissen wir mehr. Wir sind einen großen Schritt weiter ge­kommen. Dies war der nächste Anlauf. Sie bedankt sich für den guten Himbeerkuchen und den würzigen Kaffee. Als sie schließlich draußen ist, murmelt Em­ma:

    „Ich muss unbedingt herausfinden, was sie macht, Karl!"

    „Frage sie doch noch einmal!"

    „Bist du des Wahnsinns? Sie würde am Ende noch denken, dass ich neugierig bin!"

    „Dass heißt also, dass ich wieder nachbohren muss."

    „Ja, genau, Karl. Du machst das schon."

    Als ich zwei Tage später mit Emma auf unserer klei­nen Terrasse sitze, hören wir Bettina plötzlich spre­chen:

    Markus, möchtest du eine Limonade?"

    Ruhe.

    Hast du mich nicht gehört?"

    Ruhe.

    Emma flüstert mir zu: „Sie hat ihren Jungen bei sich! Ich habe ihn gar nicht kommen sehen!"

    „Sei still. Ich will wissen, was sie reden!"

    Die Gärtchen (anders kann man sie beim besten Wil­len nicht bezeichnen) sind von zwei Meter hohen, und zehn Meter langen Holzgittern, die mit dichtem Efeu bewachsen sind, zumindest optisch voneinander ge­trennt. Dadurch entstand eine gewisse Anonymität, die wir sehr zu schätzen wissen. Aber die Gespräche, die dort drüben auf den Terrassen, oder auch auf dem Rasen, stattfinden, kann man, wenn man sich ein we­nig anstrengt, doch recht gut verstehen.

    „Schau doch mal, ob du ihn sehen kannst!", flüstert mir Emma zu.

    „Ich soll aufstehen?", antworte ich.

    „Ja."

    „Aber man kann durch den Efeu nichts erkennen!"

    „Versuche es trotzdem." Ihre Augen glitzern gierig.

    Emmas Worte sind für mich Gesetz. Ich erhebe mich langsam, und gehe leise, wie eine kleine Kirchen­maus, an die Trennwand heran. Ich luge an verschie­denen Stellen hindurch, kann aber nichts sehen. Nicht das Geringste. Viel zu dicht ist der Efeu. Ich gebe Emma mit Handzeichen zu verstehen, dass ich nichts sehen kann.

    Du willst also keine Limonade?"

    Stille.

    Warum sagst du denn nichts, Markus?"

    Höre endlich auf, mich zu löchern, Mutti."

    Ich meine es gut mit dir, und du antwortest mir nicht!"

    Ich möchte ein Eis."

    Ich habe nur Himbeereis!"

    Ich will aber Fruchteis."

    Ich setze mich und flüstere Emma zu: „Du musst im­mer deinen Kopf durchsetzen! Immer musst du mich in deine Machenschaften mit einbeziehen."

    „Du hast nicht richtig geschaut!"

    „Schau doch selbst!", flüstere ich verärgert.

    „Ich will diesen Markus sehen!"

    „Dann gehe hinüber und sag ihr, dass du deine un­bezähmbare Neugier nicht länger im Griff hast."

    „Du bist böse zu mir."

    „Was heißt hier böse? Es ist die Wahrheit!"

    „Du und deine Wahrheit!"

    Es wird schon Abend. Die Menschen in unserer klei­nen Siedlung haben die Angewohnheit, ihr Abendbrot, zumindest in den Sommermonaten, auf ihren Terras­sen einzunehmen. Reihe an Reihe sitzen sie hinter ihren mühselig ersparten Häuschen und überlegen, wie sie zu einem richtigen Haus kommen könnten...

    Beethoven berieselt uns mit seiner herrlichen Musik.

    Nebenan ist es still.

    Verdächtig still!

    „Sie wird Markus schon zu ihrem Ex-Ehemann ge­bracht haben, Emma!"

    „Das kann nicht sein."

    „Und wieso nicht?"

    „Weil ich den ganzen Nachmittag an der Haustür stand, und geschaut habe, ob sie mit ihm he­raus-kommt."

    „Du hast den ganzen Nachmittag... - Ich glaube es nicht."

    „Du hast ja geschlafen!"

    „Na und?"

    „Während du geschlafen hast, war ich aktiv!"

    „Willst du damit sagen, dass ich inaktiv bin, Emma?"

    „Du könntest schon etwas aktiver sein."

    „Ich brauche meinen Nachmittagsschlaf."

    „Du schläfst schon nachts genug, Karl."

    „Dann muss er also noch da sein."

    „Ja, hundertprozentig. Es gibt keinen anderen Aus­weg, wie du weißt!"

    „Du meinst die Haustür?"

    „Ja, was denn sonst? Den Kamin?"

    „Sei doch nicht immer so angriffslustig, Emma."

    Wir sitzen gerade auf der Terrasse über unserem Wurstsalat mit Gürkchen, als wir Bettina husten hö­ren. Emma kann sich nicht länger zurückhalten und ruft unterdrückt hinüber:

    „Ist dein Sohn schon weg, Bettina?"

    Es musste ja passieren. Sie kann sich einfach nicht beherrschen. Die Neugier wird sie eines schönen Ta­ges noch umbringen...

    „Ja, ich habe ihn zu seinem Vater gefahren!"

    „Mit deinem Auto?"

    „Ja."

    „Schade, dass wir ihn nicht gesehen haben!"

    „Wen?"

    „Deinen Sohn!"

    „Vielleicht das nächste Mal, Emma."

    Sie schaut mich an und bedeutet mir, ihr ins Wohn­zimmer zu folgen. Sie schließt die große TerrassenTür und sagt:

    „Karl, sie hat mich angelogen."

    „Ihr Sohn geht dich nichts an."

    „Sie hat das Haus den ganzen Nachmittag nicht ver­lassen! Ich sagte es dir doch schon!"

    „Vielleicht hast du sie ja übersehen."

    „Du verteidigst sie?"

    „Nein."

    „Ich habe sie nicht übersehen! Ihr Jeep stand keine Sekunde vor der Haustür!"

    „Vielleicht ging sie mit ihm ja durch den Garten, hin­über zur Garage!"

    „Das macht sie sonst nie."

    „Vielleicht wollte er es so haben! Du weißt doch, wie eigensinnig kleine Jungen sein können."

    „Sie hätte über den Zaun klettern müssen! Nein, Karl, diese Möglichkeit fällt wohl aus."

    „Wie du meinst."

    „Du gibst mir schon wieder recht, obwohl du anderer Meinung bist!"

    „Mache ich nicht."

    „Machst du schon."

    „Ach, lass mir doch endlich meine Ruhe, Emma."

    „Der Junge redete so seltsam, Karl!"

    „Wie - seltsam?"

    „So erwachsen!"

    „Wie alt, sagte sie, ist er?"

    „Neun Jahre. Seine Stimme klang aber wie die von einem Sechzehnjährigen."

    „Ja, es fiel mir auch auf. Wahrscheinlich ist er schon im Stimmbruch."

    „Mit neun Jahren? Du nimmst mich wohl auf den Arm, was?" Ihre Augen funkeln.

    Ich drehe mich um und sage: „Mein Wurstsalat wird kalt."

    Kaum sitze ich, als Emma herauskommt und sagt: „Jetzt fährt ein Lieferwagen bei ihr vor. Das musst du sehen! Er parkt direkt vor ihrer Haustür!"

    „Lass ihn doch. Iss endlich fertig!"

    „Ich muss sehen, was er bringt."

    „Emma!"

    „Was ist?"

    „Komm her."

    „Du hältst mich nur auf!"

    Eine Minute später kommt sie schon wieder auf die Terrasse. Sie wispert, während sie sich setzt:

    „Stell dir nur vor, Karl! Die Männer haben eine dieser alten Badewannen gebracht!"

    „Eine Badewanne?"

    „Ja, es ist eine mit diesen verschnörkelten Füßchen! In dem Kultfilm „Tanz der Vampire von Roman Po­lanski sah man eine solche! Und in manchen Hitchcock-Filmen gibt es sie auch, soweit ich mich erinnern kann.

    „War es wirklich in Hitchcock-Filmen?"

    „Ich bin mir nicht ganz sicher."

    „Waren es nicht Edgar Wallace-Filme?"

    „Das tut doch jetzt nichts zur Sache!"

    „Doch, es ist wichtig."

    „Du alter Bär."

    „Aber wir haben doch Badewannen im Haus, Emma!"

    „Ja, ich finde das doch sehr seltsam. Findest du nicht auch?"

    Bevor sie mich wieder in die Enge treibt, antworte ich: „Frage sie doch, was sie mit der Wanne macht! Vielleicht stellt sie sie ja in ihren Garten. Es könnte doch sein, dass sie kaltes Wasser einfüllt, um sich bei dieser Hitze, die wir gerade haben, hineinzule­gen!"

    „Meinst du?"

    „Ja."

    „Zur Abfrischung?"

    „Ja."

    „Ich werde sie fragen."

    „Tu das, Emma."

    „Und du denkst wirklich..."

    „Ja, frage sie."

    „Ich glaube nicht, dass sie sich im Garten in diese Wanne legt."

    „Ich könnte es mir schon vorstellen."

    „Wie sie splitternackt in die Wanne steigt?"

    „Wieso splitternackt, Emma?"

    „Ich kenne deine Phantasien!"

    Die Aufregungen wollen nicht enden. Ich liege eine halbe Stunde später gerade bequem auf meiner Son­nenliege, als Emma schon wieder etwas von mir will:

    „Du, hör mal. Gerade habe ich zufällig gesehen, wie Bettina mit einem wohl situierten Herrn gekommen ist. Er hatte eine schwarze Aktenmappe unterm Arm."

    „Sie kamen mit ihrem Jeep?"

    „Ja."

    „Und sie hat ihn chauffiert?"

    „Ja. Schließlich ist es ihr Wagen."

    „Emma! Wie das aussieht!"

    „Wie soll es denn aussehen?"

    „Der Mann muss die Dame chauffieren!"

    „Vielleicht hat er ja keinen Führerschein!"

    „Hat sie wieder vor der Haustür geparkt?"

    „Ja."

    „Es könnte ihr geschiedener Mann sein!"

    „Aber dann wäre doch Markus mit dabei." (Emma denkt logisch!)

    „Es muss nicht sein. Vielleicht ist er ja bei seinen Großeltern!"

    „Wer? Ihr geschiedener Mann?"

    „Nein. Der Junge."

    „Du meinst wirklich?"

    „Ja, wieso denn nicht?"

    „Ich müsste sie mal fragen."

    „Lass sie endlich in Frieden, Emma! Du bist eine rich­tige Landplage geworden, seit wir in Rente sind. Stell dir vor, wenn es dir umgekehrt so erginge! Die Leute beobachten uns doch auch nicht! Was würdest du denn sagen, wenn irgendjemand in der Nachbarschaft andauernd hinter dir her wäre?"

    „Ich würde ihm meine Meinung sagen."

    „Wirklich?"

    „Da kannst du aber sicher sein, Karl!"

    „Na siehst du. Höre endlich auf, hinter Bettina herzu­spionieren. Es wird ja langsam peinlich mit dir!"

    „Peinlich?"

    „Ja."

    „Wie redest du denn mit mir?"

    „Ich hätte dir das schon längst sagen sollen, Emma! Immer, wenn du nicht weiter weißt, bin ich derjenige, der alles auskundschaften muss."

    „Außer dir ist ja niemand hier!"

    „Was für ein Pech für mich."

    „Du bist mein kleiner Indianer!"

    „Das denkst du!", antworte ich patzig.

    „Ich werde dich nie mehr um einen Gefallen bitten." Jetzt ist sie beleidigt.

    „Dann lässt du es eben bleiben."

    „Du magst mich nicht mehr."

    „Wie alt ist er denn, dieser noble Herr?"

    „Ich schätze ihn auf Fünfzig."

    „So, so. Fünfzig. Dann könnte er auch ihr Vater sein."

    In diesem Ton geht es zwischen uns weiter. Wir ha­ben leider nichts anderes zu tun, als hinter Bettina herzu-schnüffeln. Emma integriert mich in ihre Aktio­nen automatisch, und ich kann gar nichts dagegen tun. Ich selbst bin ja, im Grunde genommen, ein sehr zurückhaltender Mensch! Irgendwann wird Bettina es merken, und dann wird sie uns die Meinung sagen. Aber noch ist es nicht soweit.

    Emma legt Händel auf.

    Sie liebt Händel!

    Sie erwartet von mir, dass ich ihn auch liebe.

    Ihn, und seine Musik.

    Bettina sitzt währenddessen mit dem uns leider unbe­kannten Besucher auf ihrer Terrasse. Sie unterhalten sich blendend, wie es scheint. Könnte er ihr Chef sein? Ich teile Emma meine Vermutung mit. Vielleicht hat Bettina ja einen Vorgesetzten! Wenn ich ihn nur sehen könnte! Nein, das Gespräch, das sie führen, ist etwas zu freundschaftlich. Man könnte es auch als intim bezeichnen, denn zwischendurch flüstern sie miteinander.

    „Wenn ich nur wüsste, was sie mit dieser Wanne will!"

    „Sie wird sich darin ersäufen, Emma."

    „Mit dir kann man nicht vernünftig reden.", schnaubt sie verächtlich.

    „Was soll sie denn damit tun?"

    „Das frage ich dich doch!"

    „Mich würde mehr interessieren, wer dieser Kerl ist! Ihr Bruder oder ihr Onkel kann es nicht sein, denn sie schäkern auf eine ganz bestimmte Art und Weise miteinander."

    „Meinst du wirklich, Karl, dass er ihr Chef ist?"

    „Ich weiß es nicht. Ich gehe jetzt hinüber und frage sie."

    „Das kannst du doch nicht machen! Um Himmelswil­len!"

    „Warum nicht, Emma?"

    „Das wäre ja unmöglich!"

    „Findest du?"

    „Ja."

    „Weißt du, was? Ich schaue jetzt fern."

    „Ich auch."

    „Kannst du dich überhaupt konzentrieren, Emma?"

    „Aufs Fernsehen?"

    „Ja."

    Im Laufe des Abends hören wir von nebenan unge­wohnte Geräusche: Gläserklirren und lautes, ent­hemmtes Gelächter zeugen von einer regen Unterhal­tung.

    „Jetzt weiß ich, wer er ist, Karl."

    „Wer denn?"

    „Ihr Liebhaber."

    „Ja, genauso hört es sich auch an."

    „Sie feiert mit ihm!"

    „Vielleicht hat er ja Geburtstag, Emma!"

    „Oder sie."

    „Sie könnten aber schon etwas leiser sein."

    „Ich finde es amüsant."

    Da sämtliche Fenster, und auch die TerrassenTür offen stehen, hört man nachts fast jedes Geräusch. Wie es scheint, hat Bettina aber zumindest ihre Ter­rassenTür angelehnt. Wir hören die unterschied­lichsten Geräusche, die wir aber nicht deuten kön­nen. Morgens um vier Uhr wird es dann plötzlich ru­hig. Wir blieben extra so lange auf, um mitzukriegen, was von dort drüben noch alles zu hören war. Und wir hörten Einiges! Sie muss ja ein tolles Weib sein, überlege ich, vor mich hingähnend. Hatten wir uns geirrt, oder hörten wir auch Geräusche, die mich an irgendetwas Bestimmtes erinnerten? Nein, das kann doch wohl nicht sein! Oder? Wenn man stundenlang still sitzt, und man diverse Geräusche hört, die man nicht genau zuordnen kann, bildet man sich doch das Eine oder Andere ein.

    Wir dürfen ihr nichts unterstellen!

    Das wäre anmaßend!

    Und vielleicht auch ungerecht.

    „Karl, ich bin mir nicht sicher, ob das ein Geschäfts­gespräch oder ein Privatgespräch war!"

    „Nun ja..."

    „Was denkst du denn?"

    „Ich weiß es nicht, Emma."

    „Wir waren immer sehr leise."

    „Besonders du, Emma!"

    „Ich?"

    „Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn du zwischen­durch mal so richtig laut gewesen wärst."

    „du meinst im Bett?"

    „Ja." Ich grinse sie an.

    „Was traust du mir denn zu?" Sie schaut entrüstet.

    „Ich meine ja nur."

    „Du meinst nur."

    „Ja."

    „Wenn ich so laut gewesen wäre, wie du es dir ge­wünscht hättest, hättest du mich als unanständige Frau gesehen."

    „Irrtum!"

    „Doch, das hättest du."

    „Niemals!"

    „Es hätte dir also gefallen."

    „Ja, mit Sicherheit!"

    „Und warum hast du dir keine Frau gesucht, die an­dauernd herumtobt?"

    „Weil ich dich gefunden habe."

    „Du bereust es wohl, mit mir fast ein halbes Jahr­hundert verbracht zu haben?"

    „Höre endlich auf, zu stänkern."

    „Ich stänkere ja gar nicht, Karl! Ich sage nur die Wahrheit!"

    Plötzlich: Ein Schrei.

    „Karl! Das war sie!"

    „Ja, es hörte sich danach an."

    „Was wird wohl passiert sein?"

    „Lass uns abwarten. Wenn sie noch einmal schreit, rufen wir die Polizei."

    „Sie könnte gestürzt sein."

    „Ja, das vermute ich auch, Emma."

    „Oder, sie ist betrunken."

    „Was unterstellst du ihr denn schon wieder?"

    „Sie haben doch zusammen gefeiert!"

    „Na und?"

    „Wenn gefeiert wird, wird auch getrunken."

    „Lass sie doch!"

    Wir lauschen angestrengt, aber es ist kein weiterer Schrei zu vernehmen. Schade. Ein weiterer, kleiner Schrei hätte uns sicherlich gut gefallen. Wir gehen in der stockfinsteren Nacht aus unserer Haustür und schauen, ob bei ihr in der Küche oder im Flur noch Licht brennt. Und tatsächlich. Sie schlafen noch nicht, die beiden Turteltäubchen. Was geschieht da hinter dieser verschlossenen Tür? Meine Phantasie schlägt Kapriolen. Aber dann hole ich mich wieder zurück und sage mir:

    „Man darf von den Leuten nicht so schlecht denken, Karl. Sicherlich liegen sie gerade zusammen in dieser alten Badewanne und machen ihre kleinen Späß­chen..."

    02

    Es ist schon später Vormittag. Ich bin hundemüde, aber Emma bestand darauf, mit ihr zu frühstücken. Wir sind doch sowieso Tag und Nacht zusammen, sage ich mir. Was würde sie wohl ohne mich tun? Alleine frühstücken? Ich bezweifle es. Was würde sie ma­chen, wenn ich sterben würde? Ich kann es mir ein­fach nicht vorstellen.

    Emma ärgert sich grün und blau, weil sie nicht weiß, ob Bettinas Besucher noch da ist, oder nicht. Ihr Jeep steht wieder einmal - oder immer noch - vor der Haustür. Unsere junge Nachbarin ist wohl zu faul, ihren Wagen in die Garage zu fahren!

    Aber uns stört das ja überhaupt nicht!

    „Wir stellen unseren Wagen jetzt auch immer vor die Haustür, Karl. Dann kann sie nur noch rückwärts wegfahren."

    „Lass sie doch."

    „Du ergreifst schon wieder ihre Partei!"

    „Tue ich das?"

    „Meinst du, dass der Mann noch bei ihr ist?"

    „Gehe hinüber Emma, und frage sie doch!"

    „Du meinst, ich soll wirklich fragen?"

    „Du traust dich ja sowieso nicht!"

    Gesagt, getan. Ich glaube es nicht. Emma geht doch tatsächlich zu ihr hinüber. Ich stehe nervös in der nur angelehnten Haustür, ziehe nervös an meiner Zigarette, und höre sie reden:

    „Hallo, Bettina!"

    „Grüß dich, Emma. Was gibt es denn?"

    „Hättest du zufällig zwei Eier für uns?"

    „Zwei Eier? Da muss ich erst nachschauen."

    Emma blinzelt zu mir herüber, während Bettina in ihre Küche geht, die gleich um die Ecke liegt. Emma steht keine fünf Meter von mir entfernt, und sie gibt mir ein Zeichen, dass ich zuhören soll.

    „Hier sind die Eier, Emma."

    „Herzlichen Dank. Ich bringe dir heute Abend drei Stück zurück."

    „Wieso drei?"

    „Zinsen."

    Bettina lacht: „Es eilt nicht."

    „Doch. Ordnung muss sein."

    „Wenn du meinst..."

    „Wer war denn der sympathische Mann, der gestern Abend bei dir war?"

    „Er ist mein Chef. Also, indirekt gesehen."

    „So, so. Wir fanden, dass er sehr gut aussah."

    „Ihr habt ihn gesehen?", fragt sie überrascht.

    „Als du ihn mit deinem Auto brachtest, habe ich ganz zufällig aus dem Küchenfenster geschaut."

    „Aber du hast doch gerade gesagt, dass ihr ihn gese­hen habt!"

    „Unsinn. Nur ich habe ihn gesehen."

    „Ja, es stimmt. Er sieht blendend aus. Ein toller Typ. Ich hoffe, wir haben euch nicht gestört!"

    „Aber nein. Wir waren doch auch einmal jung."

    Verdammt. Das hätte sie sich besser ersparen kön­nen. Muss sie denn immer ihre zweifelhaften Andeu­tungen loslassen? Jetzt weiß Bettina natürlich, dass wir alles, fast alles, mitgekriegt haben. Wie peinlich die Sache doch ist!

    Bettina lacht hellauf: „Wir waren doch nicht laut, oder?"

    „Aber nein, Kindchen."

    Sie nennt sie Kindchen! Ich halte es nicht aus! Bricht ihr Mutterinstinkt schon wieder durch? Also, ich finde diese Bezeichnung ja mehr als anmaßend.

    „Ich bin schon erwachsen, Emma."

    „Ja, ja, sicher. Entschuldige."

    „Macht nichts."

    „Ich sagte das nur, weil du noch so jung bist."

    „So jung bin ich ja nun auch wieder nicht!"

    „Hast du ihn auch wieder nach Hause gefahren?"

    „Wieso?"

    „Ich meine ja nur."

    „Er hat momentan keinen Führerschein."

    „Wie ärgerlich für ihn."

    „Also, noch einen schönen Tag."

    „Danke, ebenfalls."

    Wenn man Bettina so reden hört, und sie dabei nicht sieht, fällt einem erst auf, was für eine sexy Stimme sie doch hat. Bei dem Gespräch mit ihrem Jungen war es mir gar nicht so aufgefallen. Aber jetzt... - Wenn ich jung wäre, würde ich mich an sie heranmachen...

    Als Emma zurückkommt, schließt sie die Tür hinter sich und schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn:

    „Jetzt habe ich völlig vergessen, sie zu fragen, was diese alte Badewanne zu bedeuten hat."

    „Ja, es würde mich auch sehr interessieren."

    „Eine alte Badewanne...", sinniert sie.

    Wir verbringen den Nachmittag an der schönen, blau­en Donau. Wir schwimmen zwar nicht mehr, wie in früheren Zeiten, aber wir legen uns gerne auf eine Decke, und beobachten die kleinen, und auch größe­ren Schiffe, die in den Regensburger Hafen einfah­ren, oder ihn gerade verlassen. Emma nimmt immer eine Thermos-kanne mit Kaffee mit, und ich rauche die eine oder andere Zigarette.

    „Ich wüsste allzu gerne, Karl, warum sie letzte Nacht so geschrien hat."

    „Das hatte keine Bedeutung. Du hast doch gesehen, dass sie unversehrt ist."

    „Ja, du wirst schon recht haben."

    „Mache dir um sie nicht so viele Gedanken, Emma. Sie

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